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Tagesarchive: 6. Mai 2016

GWC&: Die Neuinterpretation der Rheinhessen-Küche – Eva Eppard im Restaurant Kupferberg

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Die uralten Bäume im Park haben schon Berühmtheiten wie Otto von Bismarck gesehen, endlose Champagner-Parties – aber auch den Terror des Krieges über Mainz. Der wunderbare, verwunschene alte Garten gehörte einst zur Kupferberg-Sektkellerei, das große alte Backsteingebäude blickt weit über die Dächer von Mainz. Innen bewahren Räume wie das „Goldzimmer“ oder der „Chardonnay Saal“ die Erinnerungen an eine Zeit von Glanz und Größe, als der berühmteste Sekt Deutschlands – Kupferberg Gold – hier produziert wurde.

Kupferberg - Eva Eppard im Garten
Ehrwürdiges Gemäuer, wunderschöner Garten, moderne Küche: Eva Eppard im Restaurant Kupferberg – Foto: gik

„Man kann spüren, dass in diesen Räumen Menschen feierten, oder traurige Dinge erlebten“, sagte Eva Eppard, „jeder Raum hier erzählt eine Geschichte.“ Diese Nachdenklichkeit, sie passt so gar nicht zu der schmalen Powerfrau – die Restaurantchefin hat ein bewegtes Leben, leitet mit dem Restaurant Kupferberg und der 100-Gulden-Mühle in Appenheim gleich zwei Restaurants. Die Rheinhessin ist eine der talentiertesten Köchinnen Deutschlands und hat am Herd schon zahlreiche Preise eingesammelt. Für ihre Küche gewann sie 2016 den Internationalen „Best of Wine Tourism Award“ der Great Wine Capitals im Bereich Weingastronomie.

Kaninchensandwich mit Pfirsichmeerettich, Forellenfilet mit Urmöhrenpurree an Basilikumschaum – Eppards Küche ist außergewöhnlich und bodenständig zugleich. Sechs Jahre lang leitete sie die Gourmetküche des Atrium Hotels in Mainz, 2012 erfüllte sie sich den Traum vom eigenen Restaurant – mit der neuen Location Kupferberg. Es war 1850, als Christian Adalbert Kupferberg die Sektkellerei gründete, die schnell zu den berühmtesten und besten Häusern wurde. 60 Stockwerke tief reichen die Keller in den Berg über Mainz, es sind die tiefstreichendsten Sektkeller der Welt. Die Sektproduktion ist längst verlagert, ein Museum hütet die alten Räume und Schätze.

Kupferberg - Eva Eppard im Speisesaal
Alte Räume, modernes Tafeln: Eva Eppard in einem der Räume im Restaurant Kupferberg – Foto: gik

Wo sich einst die Boutique befand, finden nun 80 Gäste Platz. Warme Brauntöne und Goldfarben füllen die alten Gewölbe, punktiert mit Kissen in frischem Grün. Hinter der Bar: eine lange Reihe Weinflaschen, die meisten aus Rheinhessen. „Wir sind hier der Meltingpot guten Weins“, sagt Eppard, und singt das Lob der jungen Weinmacher der Region, die Rheinhessen zu einer der dynmischsten Weinanbauregionen gemacht haben. Kühling-Gillot, Gutzler, Thörle – Eppards Weinliste umfasst die Besten der Besten.

Wie schmeckt Rheinhessen? „Salzig“, sagt Eppard, „erdig, grün und fruchtig – wie das Leben.“ Eppard weiß, wovon sie redet: In Mainz geboren, wuchs sie im rheinhessischen Appenheim auf, einem kleinen Dorf im Herzen von Rheinhessen, umringt von Weinbergen, so weit das Auge reicht. Bodenständig sind die Menschen hier, direkt, kompromisslos. „Und sie lieben es zu feiern“, sagt Eppard, „die Menschen hier sind voller Lebensfreude.“

Es muss zum Teil am französischen Erbe liegen, das so reich hier ist in Rheinhessen, und die Franzosen hinterließen eine klare Vorliebe für gute Küche. Eppard selbst hat die Welt bereist, Schweiz, Karibik, Mittelmeer, aber die Neuinterpretation ihrer eigenen heimischen Küche – damit ließ sie aufhorchen. „Ich wollte immer kochen“, sagt sie, und zuckt mit den Schultern: „Die Lust am Kombinieren war einfach immer da.“

Kupferberg - Eva Eppard im Barbereich
Der moderne Barbereich im Restaurant Kupferberg – mit Chefin Eva Eppard – Foto: gik

Spitzenküche mit erstklassigen regionalen Produkten, das ist Eppards Stil. Das Rindfleisch kommt von einer Farm in Bad Kreuznach, die Kräuter aus einer Kräuterschule in Mainz. „Wir müssen Produkte aus der Region mehr wertschätzen“, sagt Eppard, und überhaupt sind da noch viele Wünsche offen: Mehr Wertschätzung von Neuem, von Leistungen, die die Region voran bringen – und weniger Neid, wenn jemand genau so etwas tut. Eine größere Aufmerksamkeit für die Great Wine Capital Awards und die Chancen, die das tolle Netzwerk bietet. „Ich finde es einfach irre, zu dieser weltweiten, exklusiven Gruppe zu gehören“, sagt Eppard.

Doch wenn irgendetwas ihre eiserne Kontrolle wirklich durchbrechen kann, dann die Billig-ist-geil-Mentalität der Deutschen beim Thema Lebensmittel. „Fleisch gab es früher auch nicht jeden Tag“, sagt sie entschieden, „wir könnten weniger Zivilisationskrankheiten und gesundere Körper haben.“ Im Land von Schnitzel und Braten ist das noch immer eine radikale Ansicht.

Dessen ungeachtet – Schnitzel und Bärlauchbratwurst sind natürlich auch Bestandteile von Eppards Speisekarte, besonders wenn es ans Grillen in den alten Kupferberggärten oder in den Weinbergen geht. „Wir brauchen mehr Mut, beim Kochen und in der Region neue Wege zu gehen“, sagt Eppard – und schwärmt doch am meisten von der Kochkunst ihrer Oma. „Das Beste“, sagt sie, „die beste Salatsauce jemals.“ Stutzt, und fügt hinzu: „Und ich kriege sie einfach nicht so hin.“ Womöglich haben wir das Beste der Eva Eppard noch gar nicht gesehen.

Info& auf Mainz&: Dieser Beitrag ist offizieller Beitrag des Blogs der Great Wine Capitals, Mainz&-Chefin Gisela Kirschstein die offizielle Bloggerin der Great Wine Capital Mainz in diesem Jahr. Den Original-Englisch-GWC-Blog mit Beiträgen nicht nur aus Mainz findet Ihr hier im Internet, genau diesen Beitrag auf Englisch gibt es hier. Infos zur Great Wine Capital Mainz und die Blogbeiträge auf Deutsch findet Ihr hier bei der Stadt Mainz. Und last but not least: hier findet Ihr das Restaurant Kupferberg. Aktuell ist dort übrigens die Spargelsaison eröffnet – und am 5. Juni findet hier die Auftakt-Küchenparty zum TasteTival 2016 statt. Motto: „Kupferberg meets Rheinhessen“.

 

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GWC&: Eine Bühne für den Wein – Das Weinhotel Kaisergarten in Alzey

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Wenn Petra Brand über Rheinhessen spricht, leuchten ihre Augen. „Es ist die Kombination aus Weite und Hügeln, offen und trotzdem heimelig“, sagt die Winzerin: „Ich könnte nirgends leben, wo mich Berge umzingeln.“ Die Kennzeichen Rheinhessens, diese uralte Kulturregion im Herzen Europas, die dieses Jahr ihren 200. Geburtstag als Region feiert, es ist die weite Hügellandschaft, gelegentlich unterbrochen von einem Dorf, einer kleinen Kirche – und bedeckt mit Weinreben.

Weinhotel Kaisergarten - Weintafel in der Lobby
Weinfarben im Hotel, Weintafel in der Lobby – das Weinhotel Kaisergarten in Alzey – Foto: gik

Die Häuser hier sind immer ein wenig abweisend, die Türen öffnen sich nur zögernd für Fremde. „Kein Wunder in einer Region, die so lange Durchmarschgebiet war“, sagt Brand. Die Römer, die Franzosen, die Preußen – sie alle marschierten durch Rheinhessen. Sie hinterließen eine ungewöhnlich große Weltläufigkeit und Offenheit der Menschen, eine große Gastfreundschaft und viel Savoir-Vivre. „Wir leben hier viel Liberté und Egalité“, sagt Brand.

Und sie leben Wein: 2014 eröffneten Brand und ihr Mann Andreas Biegler ein neues Hotel in Alzey, der heimlichen Hauptstadt von Rheinhessen. 47 Zimmer hat das Weinhotel Kaisergarten, schon in der Lobby wird man von Wein umarmt: Flaschengrün, warme Holzfarben, der Boden ein graues Terroir. Ein großer Tisch erinnert an ein Holzfass. An den Wänden: Steine aus den Weinbergen, Felsen, eine Auster.

Weinhotel Kaisergarten - Weingenuss im Weinhop Biegler & Brand
Weinshop in Weinhotel: 24 Stunden Weinnachschub garantiert – Foto: gik

Auster? In der Tat: Vor 360 Millionen Jahren floss hier ein Urmeer, heute wachsen auf den ehemaligen Klippen Weinreben, auf uraltem Kalkboden. „Man kann ja viel über Wein reden“, sagt Brand, „aber wenn man mit den Gästen im Weinberg Muscheln sammelt, ist das einfach etwas anderes. Dann schmeckt man auf einmal das Terroir.“

Weinbergswanderungen, Kellerbesuche und natürlich Weinproben – im Weinhotel Kaisergarten können die Gäste tief in den Wein eintauchen. Die Räume atmen Weinfarben, die Zimmernummer stehen auf Weinflaschen. An der Bar kann man Weine von Biegler & Brand probieren, eine stets offene Tür führt in den Weinladen. „Sie können hier 24 Stunden am Tag Wein kaufen“, sagt Hotelchef Philipp Hengge, „eine Kiste Wein um ein Uhr morgens – kein Problem.“

Weinhotel Kaisergarten - Petra Brand und Andreas Biegler an der Bar
Petra Brand und Andreas Biegler leben Wein – jetzt auch im Weinhotel Kaisergarten – Foto: gik

Das ist einmalig in Deutschland, wo die Läden auf dem Land meist um 18.30 Uhr schließen. Rheinhessen ist die größte weinbautreibende Region in Deutschland, doch immer noch wird der meiste Wein über die Discountmärkte verkauft. „Es sollte zum guten Ton gehören, Wein aus der Region zu trinken“, seufzt Brand. „In jeder Weinprobe müssen wir erklären, wo und was Rheinhessen ist“, sagt Biegler.

Seine Familie sind Winzer seit dem 17. Jahrhundert in Dorn-Dürkheim. Pinot Noir, Portugieser, Merlot – jeder Wein hat seinen eigenen Boden, die Vielfalt reicht vom Kalk bis zum berühmten Rotliegenden. „Wir wollen Weine mit Bukett und Trinkfreude“, sagt Brand, deshalb gibt es eine Scheurebe ebenso wie eine edelsüße Huxelrebe.

2008 fusionierten Brand und Biegler ihre Leben und ihre Weingüter zu einem 46-Hektar-Unternehmen. Sie gründeten eine Vinothek, die Gäste liebten die Weintouren und Weinproben – und wollten danach ein Bett. Das Sechs-Zimmer-Gästehaus wurde schnell zu klein, dann bot sich der Kaisergarten an. Nun ist das 4-Sterne-Haus „die Bühne für unseren Wein“, sagt Brand. Ein Platz, um die Weinregion Rheinhessen zu spüren – dafür bekam das Weinhotel Kaisergarten 2016 den Great Wine Capital Best of Wine Tourism Award in der Kategorie Unterbringung.

Info& auf Mainz&: Dieser Beitrag ist offizieller Beitrag des Blogs der Great Wine Capitals, Mainz&-Chefin Gisela Kirschstein die offizielle Bloggerin der Great Wine Capital Mainz in diesem Jahr. Den Original-Englisch-GWC-Blog mit Beiträgen nicht nur aus Mainz findet Ihr hier im Internet, genau diesen Beitrag auf Englisch gibt es hier. Infos zur Great Wine Capital Mainz und die Blogbeiträge auf Deutsch findet Ihr hier bei der Stadt Mainz. Und last but not least: hier findet Ihr das Weinhotel Kaisergarten.

 

 

 

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