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Tagesarchive: 2. Dezember 2016

Entgelte am Frankfurter Flughafen genehmigt – Rabatt für neue Fluglinien vom Tisch – Ryanair profitiert durch Hintertür

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Anfang November kündigte die irische Billigfluglinie Ryanair an, auch vom Frankfurter Flughafen aus fliegen zu wollen – was heftige Diskussionen und Proteste auslöste. Beim Frankfurter Flughafen-Betreiber Fraport war man hingegen ausgesprochen stolz, hatte man doch die sich bislang zierenden Iren an den Rhein-Main-Airport locken können. Dem Vernehmen nach gelang das mit satten Rabatten bei den Start- und Landeentgelten, die aber mussten noch vom Hessischen Verkehrsministerium genehmigt werden. Das verkündete am Freitag seine Entscheidung, Ergebnis: Rabatte für neue Fluglinien wird es nicht geben, Ryanair profitiert dennoch massiv. Denn es gibt satte Rabatte für Fluglinien, die ihre Passagierzahlen deutlich steigern.

Flughafen Gewirr Maschinen Vorfeld - Foto Fraport
Flugzeuge am Frankfurter Flughafen: Die Entgelte steigen – Foto: Fraport

Ziemlich überraschend hatte der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir am Freitag zur Pressekonferenz geladen, komplett durchdrungen haben wir die Ergebnisse deshalb noch nicht. Trotzdem wollen wir Euch schon mal die wichtigsten Ergebnisse vorstellen, Details müssen wir dann leider nachliefern. Die neue Entgeltordnung setzt insgesamt auf die Förderung lärmärmerer Flugzeuge, gibt Anreize zum Einsetzen des neuen „Ground Based Argumentation System“ (GBAS)  und gibt Anreize zum Nachrüsten von Flugzeugen mit Wirbelgeneratoren – das sind die Bauteile, die dieses laute Pfeifen verursachen. Lärmverursachende Flugzeuge werden künftig nach Angaben des Ministeriums um durchschnittlich 15 Prozent teurer, auch soll weniger zahlen, wer seine Flugzeuge mit dem satellitengestützten Präzisionsanflugverfahren GBAS ausgestattet und das in den Flugzeugen auch aktiviert hat.

Damit würden perspektivisch neue Anflugverfahren am Flughafen ermöglicht, die für die Anwohner deutlich leiser werden könnten, sagte der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne). Mit GBAS könnten langfristig Anflugverfahren auch in Kurven um Orte herumgelegt werden, der Anflug per Leitstrahl – und damit auch das Lärm verursachende Korrigieren des Anflugwinkels – könnte sich damit erübrigen. Überhaupt sei die neue Entgeltordnung „ein klares Signal an die Fluggesellschaften: Wer mit lauten, alten Flugzeugen nach Frankfurt kommt, wird immer stärker zur Kasse gebeten“, betonte Al-Wazir. Wer eine moderne Flotte einsetze, könne hingegen „bares Geld sparen.“

Auch insgesamt werden die Start- und Landeentgelte zum 1. Januar 2017 in Frankfurt um 1,9 Prozent teurer – was die Lufthansa scharf kritisierte: Während die Entgelte in London und Amsterdam sinken, erhöhe Frankfurt die Entgelte, obwohl man schon heute zu den teuersten Flughafenstandorten Europas gehöre. „Eine weitere Kostensteigerung ist nicht nachvollziehbar und gefährdet mögliches Wachstum“, kritisierte Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister. Überhaupt fühlt sich die Lufthansa mit der neuen Entgeltordnung stark benachteiligt: „Wir sind enttäuscht, dass das Ministerium dem Antrag von Fraport zugestimmt hat“, sagte Hohmeister. Denn die sehe auch niedrigere Gebühren für Fluggesellschaften vor, die neu ab Frankfurt flögen, während bei etablierten Airlines nur besonders großes Wachstum gefördert werde.

Das aber sieht man im Verkehrsministerium durchaus anders: Einen exklusiven Bonus für neue Fluggesellschaften werde es eben nicht geben, betonte Al-Wazir. Zwar hatte die Fraport genau solche Rabatte ursprünglich beantragt, wie Mainz& erfuhr, zog dann aber diesen Teil seines Antrags wieder zurück. Im Ministerium heißt es dazu lediglich, man habe Fraport auf „rechtliche Probleme“ hingewiesen – daraufhin bestand der Flughafen-Betreiber nicht weiter auf den Sonderrabatten.

Flugzeugturbine mit Himmel
Wer Lärm verursacht, muss künftig in Frankfurt mehr zahlen – Foto: gik

 

Stattdessen löste die Fraport das Problem auf andere Weise: Die neue Entgeltordnung sieht nun nämlich erhebliche Rabatte für Fluglinien vor, die ihre Passagierzahlen steigern. Das gilt für alle Fluglinien, doch die Regelungen werden vor allem neuen Fluglinien zugute kommen. Das sogenannte Incentiveprogramm setzt nämlich ab einer Passagierzahlsteigerung von 3 Prozent an, steigert eine Fluglinie also ihre Passagierzahlen zwischen drei und vier Prozent im ersten Jahr, erhält sie pro mehr akquiriertem Passagier einen Rabatt von zwei Euro. Die Rabatte steigen dann pro Zuwachs deutlich an: Für fünf Prozent mehr Passagiere gibt es etwa pro zusätzlichem Passagier vier Euro, für 15 bis 20 Prozent Zuwachs 10,50 Euro pro zusätzlichem Passagier und für einen Zuwachs über 20 Prozent satte 14,- Euro pro zusätzlichem Passagier.

Für bestehende Fluglinien sei ein solcher Zuwachs kaum zu erreichen, kritisierte prompt die SPD-Opposition in Hessen, während eine neue Fluglinie überhaupt keine Probleme habe, eine Steigerung von 20 Prozent zu erreichen. Hier würden eindeutig Airlines bevorzugt, die neu nach Frankfurt kommen“, sagte SPD-Fraktionschef Thorsten Schäfer-Gümbel dem hr. Al-Wazir verkaufe „die Leute für dumm.“ So ähnlich sieht das auch die Lufthansa: Man sehe sich dadurch gegenüber neu ab Frankfurt fliegenden Airlines benachteiligt, sagte Hohmann, es könne doch nicht sein, „dass zwei Airlines, die dieselbe Strecke fliegen, unterschiedliche Gebühren bezahlen.“

„Natürlich können von diesem Rabatt-Programm neue Fluggesellschaften einfacher profitieren als Airlines, die bereits Verkehr ab Frankfurt abwickeln“, sagte Al-Wazir. Neue Fluggesellschaften hätten aber in den ersten Jahren an einem neuen Standort auch zusätzliche Kosten und Risiken. Entsprechende Nachlässe in den Entgelten seien daher in der Rechtsprechung allgemein anerkannt. „Hier geht es nicht darum, ob mir jeder einzelne Bestandteil der Entgeltordnung politisch gefällt“, betonte der Minister – die Genehmigung der Entgeltordnung sei eine Verwaltungsentscheidung. Und wenn die rechtlichen Vorgaben erfüllt seien, habe die Fraport ein Anrecht auf Genehmigung. Das Ministerium habe den Antrag „intensiv geprüft und zusätzlich einen externen Sachverständigen konsultiert“, sagte Al-Wazir. Im Ergebnis sei die geänderte Entgeltordnung „diskriminierungsfrei und zu genehmigen“, fügte er hinzu.

Info& auf Mainz&: Die ganze Pressemitteilung des Hessischen Verkehrsministeriums samt Tabelle für Rabatte und weiteren Erläuterungen findet Ihr hier im Internet. Einen guten Bericht über die Ereignisse heute gibt’s hier bei den Kollegen der Hessenschau. Mehr über Ryanair am Frankfurter Flughafen und die Debatte über die neuen Entgelte lest Ihr hier bei Mainz&.

 

 

 

 

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Mainz&-Adventskalender Türchen 2: Kostheimer Weihnachtszauber mit Musikkabarettist Mayer im Offenen Wohnzimmer

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Am kommenden Wochenende könntet Ihr mal wieder auf die rechte Rheinseite wandern, denn dann ist Weihnachtsmarkt in Mainz-Kostheim. –  Der Kostheimer Weihnachtszauber ist ein winziger, sehr familiärer Weihnachtsmarkt, rund um den Weinstand in Kostheim reihen sich dann liebevoll gestaltete Stände mit individuellen Waren und allerlei kulinarischen Genüssen. Zum ersten Mal dabei: die Stadtteil-Initiative „Offenes Wohnzimmer“, deren Aktivitäten Mainz& ja gerne begleitet. Das Offene Wohnzimmer hat nicht nur Lieblingskuchen für den Weihnachtszauber gebacken, sondern bietet am Samstagabend auch noch ein Konzert mit Musikkabarettist Tobias Christian Mayer in seinem Laden. Ärger über Kommerz und Konsum, Geschäftemacherei, Weihnachtsstress – Mayer singt und lästert mit seinem Akkordeon sich und Euch alles von der Seele.

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Lieblingskuchen gibt’s beim Kostheimer Weihnachtszauber vom Offenen Wohnzimmer – Foto: Offenes Wohnzimmer

In Kostheim findet traditionell am zweiten Adventswochenende ein kleiner Weihnachtsmarkt abseits vom großen Rummel statt. „Eine gemütlicher, heimeliger Markt ohne jeden Weihnachtsstress“, der zudem einer der romantischsten in der Region sei, wirbt die Interessengemeinschaft Kostheimer Weihnachtszauber. An den Ständen gibt es Selbstgebasteltes und Selbstgebackenes, dazu Genähtes, Gehäkeltes und Gestricktes – Vereine, Künstler und Hobbykünstler sorgen hier für individuelles Flair.

 

Neu dabei in diesem Jahr: die Stadtteilinitiative „Offenes Wohnzimmer“, die sich zur Aufgabe gemacht hat, dem Trend zur reinen Schlafstadt etwas entgegen zu setzen. Und so trifft man sich seit März dieses Jahres in einem ehemaligen Laden Ecke Winterstraße/ Wilhelmstraße mitten im alten Kostheimer Ortskern. Es wird vorgelesen, Kaffee getrunken und Wein geschlürft. Konversationsabende in Englisch und Französisch bieten die Möglichkeit, die Sprachkenntnisse aufzupolieren, kürzlich gab es einen Schmuck-Flohmarkt, jetzt wird Adventsschmuck zu kleinen Preisen abgegeben. Gerade wurde mit einer ganzen Veranstaltungsreihe des Kostheimer Revolutionärs Adam Lux gedacht und über die Bedeutung von Freiheit und Demokratie in unserer Zeit diskutiert.

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Tobias Christian Mayer mit seiner Leila lädt am Samstag zum Musikkabarett im Offenen Wohnzimmer – Foto: Mayer

Für den Kostheimer Weihnachtsmarkt hat sich der Verein nun wieder etwas besonderes ausgedacht: Die ganze Woche schon wurden Lieblingskuchen gebacken, Kuchen, die seit mehreren Generationen geliebt und traditionell bei Familienfesten in Kostheim gebacken werden. Da gibt es Stollen nach dem Rezept von der Oma, Linzer Torten wie von Muttern, auch erprobte Käsekuchen, Bratapfelkuchen, Apfel-Zimt-Kuchen, Kirschstreusel, Schokoladen- und Nusskuchen, Muffins oder Nussecken. Alle Kuchen kommen aus Kostheimer Küchen – und die Rezepte dafür gibt es auf Wunsch dazu. „Gute Backrezepte sollen kein Familiengeheimnis bleiben“, finden sie im Offenen Wohnzimmer.

Wenn am Samstagabend der Weihnachtsmarkt um 21.00 Uhr seine Buden schließt, geht es im Offenen Wohnzimmer weiter mit Musikkabarett: „Alles aus dem Sack“ heißt das Programm des Multikönners Tobias Christian Mayer. „Frech, charmant und tiefsinnig“ lästert Mayer über Vorweihnachtstrubel, Weihnachtsstress und überhaupt über Geschichten, die das Leben schreibt. „Meyer lässt alles aus dem Sack. Gnadenlos“, heißt es in der Ankündigung: „Denn die Uhr tickt und der Heilige Abend nähert sich bedrohlich. So ist das immer, alle Jahre wieder: Plötzlich ist Weihnachten. Und man hat keine Idee für Geschenke und Geld dafür schon gar nicht…“ Mit dabei ist seine kleine Freundin Laila, ein Akkordeon, denn Mayer singt auch… Wir finden: Das klingt nach der perfekten Kombination von Weihnachtsgenuss und Vorweihnachts-Anti-Stress-Programm!

Info& auf Mainz&: Kostheimer Weihnachtszauber von Freitag, 2. Dezember bis Sonntag, 4. Dezember 2016. Öffnungszeiten: Freitag 17.00 – 21.00 Uhr, Samstag 16.00 – 21.00 Uhr und Sonntag 14.00 – 21.00 Uhr. Die Kinder erwartet ein Karussell und der Nikolaus. Samstagabend, 3. Dezember, 21.15 Uhr, Musikkabarett mit Tobias Christian Mayer im Offenen Wohnzimmer, Ecke Winterstraße/ Wilhelmstraße. Einlass ist bereits ab 20.45 Uhr, wer sicher sein will, dass er noch reinkommt, sollte reservieren: Telefon 0159 und dann 1036 057 oder Email an mueck-raab@gmx.de. Der Eintritt ist frei, es wird aber um Spenden gebeten – schließlich ist Weihnachten.

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