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Tagesarchive: 2. Februar 2017

Stadt setzt Grillscouts fort und schickt sie auch in den Volkspark – Positive Bilanz Winterhafen

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Es sorgte für Aufsehen: Ein großer Holzkubus am Winterhafen, ein riesiger Haufen Glas – und danach Grillscouts, die freundlich und mit Mülltüten bewaffnet Grillende am Winterhafen darum baten, ihren Müll anschließend auch wieder mitzunehmen. 2016 startete die Stadt Mainz ein neues Abfallkonzept am Winterhafen, und zwar bewusst auf andere Art: „Wir wollten eben nicht auf althergebrachte Weise Plakate und Flyer verteilen“, sagte Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) – und zog am Donnerstag ein positives Fazit: „Die Kampagne war ein Erfolg.“ Es sei durchaus gelungen, für eine Sensibilisierung beim Müll zu sorgen, dazu sparte der städtische Entsorgungsbetrieb rund 9.000 Euro Reinigungskosten ein.

Neue Müllbehälter Winterhafen - Foto Entsorgungsbetrieb Mainz
Die neuen Müllbehälter im Winterhafen – Foto Entsorgungsbetrieb Mainz

Der Winterhafen hat sich zum wichtigsten Freizeit- und Entspannungsbereich bei warmem Wetter entwickelt. Seitdem die Mainzer in Höhe der Neustadt praktisch nicht mehr Grillen dürfen und der Bereich in Höhe des Schlosses reichlich ungemütlich gestaltet wurde, trifft man sich bei warmem Wetter auf den Wiesen am Winterhafen zum Grillen und Chillen. Doch das entwickelte sich auch zum Problem – zu einem Müllproblem nämlich. Die Mülleimer reichten schnell nicht mehr aus, auch ließen viele Chiller ihren Müll gerne einfach mal liegen.

Die Stadt beschloss, eine Sauberkeitskampagne zu starten, und ging dafür ungewöhnliche Wege: Ein Holzkubus am Winterhafen, platziert mitten auf der Wiese, sollte erst einmal neugierig machen, darinnen: Eine schöne Liegewiese mit frisch verlegtem Rasen und Grill – sauber und so, wie es sein sollte. Außen rum jedoch stellten die Entsorgungsbetriebe einfach mal für 14 Tage das Müllwegräumen ein und leerten nur die Mülleimer. „Wir haben bewusst nicht gesäubert, um zu zeigen, was dann passiert – und um den Gegensatz zur Kubuswelt deutlich zu machen“, erklärte am Donnerstag Werksleiter Hermann Winkel.

Dazu schütteten die Entsorgungsbetriebe am Fort Malakoff einen riesigen Haufen aus Altglas auf. „Das waren sechs bis sieben Wagenladungen, etwa 40 bis 50 Tonnen Glas“, sagt Winkel, „das entspricht der Menge, die wir sonst während eines Jahres allein am Winterhafen und auf der Malakoffterrasse einsammeln.“ Nach vierzehn Tagen dann begann die Stadt, ihr Entsorgungsangebot zu verbessern: Fünf große, neue Entsorgungsstationen wurden am Winterhafen eingerichtet, große Abfallbehälter mit einer Besonderheit. Die Tonnen nämlich reichen bis zu 1,5 Meter tief in den Boden und können so 1,5 Kubikmeter Müll schlucken. „Wir haben damit das Entsorgungsangebot verzehnfacht“, sagt Winkel, „am Platz sollte es nicht liegen.“

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Oberirdisch klein, unter der Oberfläche ein Riesenschlauch: Das Innenleben der neuen Müllbehälter am Winterhafen – Foto: Entsorgungsbetrieb Mainz

Doch dann passierte erst einmal etwas Verblüffendes: „Die Leute stellten ihren Müll neben die neuen Behälter“, berichtet Winkel, „man hat sie offenbar nicht als Mülleimer erkannt, weil sie so schön waren.“ Also stellte der Entsorgungsbetrieb Schilder neben die Tonnen und verbesserte die Aufschrift mit Aufklebern, mit Erfolg. Der Müll wurde deutlich besser entsorgt, die neuen Tonnen angenommen. Dafür sorgten auch die neuen Grillscouts, junge Leute, die jeweils im Team am Wochenende die Grillenden auf das Müllproblem ansprachen, Mülltüten verteilten und zum Aufräumen aufforderten.“Wir haben das abgeguckt von Köln“, gab Winkel nun zu, die jungen Leute seien mit besonderer Kleidung ausgestattet worden und hätten den Winterhafen vier Stunden lang abends abgelaufen. 14 Wochen lang, von Mitte Juni bis Ende September, wurden die zehn Scouts eingesetzt, das Ergebnis sei hervorragend gewesen: „Es war ein voller Erfolg mit den Grillscouts, die direkte Ansprache hat gefruchtet“, sagt Winkel. Der Einsatz von jungen Menschen sei „ein neuer Weg, ein Versuchsballon“ gewesen, der Erfolg aber überwältigend: Saubere Wiesen, gefüllte Müllbehälter – und 9.000 Euro weniger Reinigungskosten.

Müllscout im Winterhafen - Foto Entsorgungsbetrieb Mainz
Müllscout im Winterhafen im Einsatz – Foto: Entsorgungsbetrieb Mainz

Allerdings gab die Stadt dafür erst einmal rund 55.000 Euro aus: 9.700 Euro für die Startaktion mit Kubus und Glashaufen, 10.000 Euro kosteten die neuen Abfallbehälter. 24.200 Euro bekam die Agentur, die das neue Werbekonzept entwickelte, 11.450 Euro wandte die Stadt für die Grillscouts auf. „Es war keine Geldverschwendung, es hat sich gelohnt“, betont Dezernentin Eder, „es war vielleicht ungewöhnlich, aber es war der richtige Weg.“ Es sei durchaus gelungen, für eine Sensibilisierung in Sachen Müll für den Bereich Winterhafen zu sorgen. Zudem seien 43.900 Euro einmalige Ausgaben aus dem Etat der Entsorgungsbetriebe gewesen, Haushaltsgeld habe die Stadt dafür nicht eingesetzt.

Die Müllscouts aber seien so erfolgreich gewesen, dass die Stadt ihren Einsatz auch in diesem Jahr fortsetzen will – und sogar den Einsatzbereich ausdehnen. Auch im Volkspark und im Stadtpark habe man Probleme mit dem Müll der Erholungssuchenden, sagte Eder, die Scouts könnten diesen Bereich gut in ihre Rundgänge einbauen. Der Werksausschuss habe dem gerade einstimmig zugestimmt. Das sei ganz im Sinne einer sinnvollen Abfallpädagogik: „Wir haben auch die Aufgabe, Müllaufklärung und Säuberungskampagnen zu betreiben“, betonte Eder.

Info& auf Mainz&: Über Müllentsorgung und Energiesparen informiert auch das Umweltinformationszentrum der Stadt Mainz in der Dominikanerstraße auf der Rückseite der Ludwigsstraße. Hier bekommt Ihr auch die Gelben Säcke, und zwar kostenlos, ebenso die braune Biomülltonne und Anti-Schnakentabletten. Mehr Infos dazu hier im Internet.

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Trump sorgt für Sorgenfalten in der Wirtschaft: Jedes vierte Unternehmen rechnet mit Einbußen

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Lange hatten die Wirtschaftsvertreter bei den Handelskammern ja angesichts der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten beschwichtig, man solle doch erst einmal abwarten und Ruhe bewahren, nach den ersten elf Tagen seiner Amtsführung wächst nun auch hier die Sorge: Die Präsidentschaft von Donald Trump führe „bei einigen außenwirtschaftsaktiven Unternehmen zu Verunsicherung“, knapp jedes vierte dieser Unternehmen im Land rechne inzwischen mittelfristig mit einem Rückgang der Exporte, teilten die Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Rheinland-Pfalz nun mit. Und die Unternehmen überlegen, ob sie ihre Investitionen woanders tätigen.

Zollhafen Frankenberg Kräne im Sonnenuntergang
Rheinland-Pfalz gehört zu den exportstärksten Ländern, nun bangt die Wirtschaft um den Handel mit den USA – Foto: gik

Am 19. Januar, also einen Tag vor Trumps Inauguration als US-Präsident, hatten die IHKs noch „zu Besonnenheit“ geraten: „Es gilt zunächst abzuwarten, ob und wie Trump seine Ankündigungen nach dem Amtsantritt wahr macht und welche konkreten Schritte er unternimmt“, heißt es in einer Mitteilung. Das erledigte sich schnell: Binnen weniger Tage brachte Trump den Bau einer Mauer entlang der mexikanischen Grenze auf den Weg, stoppte das Freihandelsabkommen mit pazifischen Staaten, kündigte Strafzölle für Autobauer und Güter aus Mexiko an und erließ einen Einwanderungsstopp für Besucher aus sieben vorwiegend muslimischen Ländern, der auch Doppelstaatler sowie Reisende mit gültigen Visa und amerikanischen Arbeitserlaubnissen – den Green Cards – galt.

Nun hieß es bei der Vorstellung der Ergebnisse der turnusgemäßen Infrastrukturumfrage für Rheinland-Pfalz: „Unsicherheiten sind bekanntlich Gift für Innovationen und Investitionen.“ Das gelte „natürlich auch“ für die Geschäfte mit einem der wichtigsten Auslandsmärkte, den USA. Tatsächlich ist besonders Rheinland-Pfalz mit den USA eng verflochten: Von Januar bis November 2016 wurden Waren im Wert von rund 4,16 Milliarden Euro von Rheinland-Pfalz in die USA ausgeführt, die damit nach Frankreich der zweitwichtigste Exportpartner von Rheinland-Pfalz sind.

Zu den ausgeführten Waren zählen vor allem pharmazeutische und chemische Produkte, Maschinen, Kunststoffe und Metallerzeugnisse. Umgekehrt wurden aus den USA Waren für knapp zwei Milliarden Euro nach Rheinland-Pfalz importiert. „Vom grenzüberschreitenden Warenaustausch profitieren beide Seiten in hohem Maße“, betont Arne Rössel, Sprecher der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz. Nun aber sind die Erwartungen der Unternehmen gekippt, angesichts einer drohenden Abschottung der USA vom freien Welthandel wiesen die Erwartungen „ein negatives Vorzeichen auf.“ Diese Ergebnisse basieren auf den Antworten von 230 auf dem US-Markt aktiven Unternehmen aus Rheinland-Pfalz, sie wurde kurz vor (!) dem offiziellen Amtsantritt Trumps durchgeführt.

Gefährlich ist ein Ende des Exportbooms vor allem für Rheinhessen: Hier waren die Auftragseingänge aus dem Ausland in den vergangenen drei Monaten bei 54 Prozent der Unternehmen gestiegen und bei 31 Prozent gleich geblieben. 39 Prozent der Unternehmen erwarten sogar höhere Exporte, 58 Prozent gleich bleibende. Ob das jetzt tatsächlich so kommt, könnte fraglich werden. Gleichzeitig bewerten die Unternehmen den Binnenmarkt als „verhalten, aber stabil“ – das dürfte nicht reichen, um ausbleibende Exporte aufzufangen. Bei der Mehrheit der Unternehmen seien die Auftragseingänge aus dem Inland unverändert, heißt es von der IHK Rheinhessen.

Wirtschaft in Mainz und Wiesbaden von oben kleiner
Noch boomt die Wirtschaft in Rheinhessen, doch die Gefahren wachsen. – Foto: gik

„Sowohl für die Wirtschaft als auch für die Politik wäre es unklug, jetzt in Panik zu verfallen“, sagte Rössel. Trotzdem könnten Verunsicherungen „bestehende wirtschaftliche Verflechtungen in Gefahr bringen“, auch wenn derzeit noch drei Viertel der Unternehmen davon ausgingen, dass ihre bestehenden Geschäftsbeziehungen in die USA durch die neue Administration nicht belastet würden. „Dennoch registrieren die potenziell betroffenen Unternehmen die veränderten Töne aus Washington sehr genau und denken natürlich auch die möglichen Marktszenarien durch“, sagte Rössel. So sei nicht ausgeschlossen, dass bei den Investitionen rheinland-pfälzische Unternehmen umdächten. Die IHKs appellieren deshalb an die Politik, „den freien Handel auf internationaler Ebene zu fördern und den Aufbau von Handelsbarrieren zu verhindern.“

In den Wochen vor Trumps Amtseinführung blickte die rheinhessische Wirtschaft mit großem Optimismus in die Zukunft: Vor allem die Industrie trage „mit einem lange nicht mehr erzielten Rekordwert zur guten Stimmung in Rheinhessen bei“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz. Die aktuelle Geschäftslage werde von 63 Prozent der Industrieunternehmen als „gut“ bezeichnet, 33 Prozent als „befriedigend“, das sei so positiv wie seit 20 Jahren nicht mehr. 25 Prozent erwarteten zudem bessere Geschäfte, 67 Prozent gleichbleibende und nur noch 8 Prozent schlechtere Geschäfte.

Auch über alle Unternehmen verteilt, sieht die Stimmungslage ähnlich positiv aus: Insgesamt 45 Prozent der Unternehmen bewerteten ihre aktuelle Geschäftslage mit „gut“, 49 Prozent mit „befriedigend“ und 6 Prozent mit „schlecht“.  25 Prozent sehen bessere Geschäfte kommen, das sind etwas weniger als zuletzt, 60 Prozent erwarten gleichbleibende Geschäfte, 15 Prozent schlechtere. Der Binnenmarkt profitiere weiterhin vom Verbraucherkonsum infolge niedriger Zinsen, sagte Jertz.

Wie vorsichtig die Unternehmen aber sind, zeigt sich an Investitionen und Personal: Steigende Investitionen planen nur 28 Prozent der Firmen, im Herbst 2016 waren es noch  32 Prozent gewesen. Und nur 20 Prozent wollen ihre Beschäftigtenzahl steigern, 67 Prozent sie hingegen unverändert lassen. Allerdings planen auch nur 13 Prozent mit einem Mitarbeiterabbau – eine gute Nachricht.

Und so könnte sich die Skepsis des Präsidenten des Landesverbandes der Unternehmer in Rheinland-Pfalz Gerhard Braun bestätigen, der sagte am 9. November nach der Wahl Trumps: „Mit Trump dürften für die politischen, aber auch wirtschaftlichen Beziehungen raue Zeiten aufziehen. Im Wahlkampf hat er sich eindeutig gegen Freihandel und für neue Handelshemmnisse wie Zölle ausgesprochen. Sein Wahlkampf war eine einzige Absage an die Globalisierung. Sollte er solch eine Politik wirklich betreiben, wäre das schädlich für die USA, aber auch für die rheinland-pfälzische Wirtschaft.“

 

 

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