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Start 2017 Februar

Monatsarchive: Februar 2017

Mainz bleibt Mainz 2017: Grom statt Till, Premiere für Trumps aus der Pfalz und Rückkehr von Andy Ost

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Kein Till, kein Thomas Neger, dafür Erhard Grom als Protokoller, Andy Ost mit modernen Hits und die Premiere für Thorsten Ranzenberger und die „Trumps aus der Pfalz“ – der Südwestrundfunk wirbelt in diesem Jahr das gewohnte Programm von „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ gehörig durcheinander.  „Wir wollten einen traditionellen Rahmen mit modernen Inhalten versehen“, sagte Redakteur Günter Dudek am Samstag Mainz& – „so muss es sein!“ Dabei setzt der SWR auch auf viel Politik: Guddi Gutenberg und Lars Reichow mit seinen Fastnachtsthemen sind inzwischen die Stars der Politik-Sparte, Christian Schier und Martin Heininger mit ihrer Fastnachtsposse die neuen Schlussredner. Dazu ein bisschen Musik und das grandiose Fantasy-Ballett des TSV Schott sowie die Hofsänger zum Finale – fertig ist das Sendungsrezept.

GCV 2017 - Erhard Grom Protokoll mit Donald nah
Erhard Grom läuft mit seinem schwungvollen, großartig-gereimten Protokoll dem Till auf der Reichstagskuppel den Rang ab – Foto: gik

Die große Überraschung aber in diesem Jahr: Friedrich Hofmann als traditioneller Till auf der Reichstagskuppel ist nicht dabei. Die Symbolfigur war sonst immer der Opener der Fernsehsitzung, doch ihm hat ein anderer den Platz abgeluchst. Beim Gonsenheimer Carneval-Verein stieg mit Erhard Grom ein Altmeister des gereimten politischen Protokolls in die Bütt, eigentlich vor allem deshalb, weil Protokoller Martin Krawietz zum Vereinspräsidenten aufgestiegen ist. Grom sprang als Protokoller in die Bresche – und legte einen furiosen, spritzigen, genial-gereimten und höchst unterhaltsamen Vortrag in die Bütt. Standing Ovations für den Altmeister des Protokolls – und prompt schaffte Grom damit zurück den Sprung auf die große Fernsehbühne.

Grom sei „politisch stark“ und setze „Themen, die den Menschen im Gedächtnis sind, und die die Menschen bewegen“, schwärmte Dudek im Gespräch mit Mainz&. Dabei sei Grom sprachlich brilliant und dazu „sehr schwungvoll“, strotze geradezu vor Kraft in der Bütt und schaffe zu all dem auch noch einen positiven Ausblick in die Zukunft. Das komme im Saal hervorragend an. „Das hat uns zur Entscheidung gebracht, Grom als Sendungs-Opener einzusetzen“, sagte Dudek. Der Till sei hingegen in diesem Jahr „nicht gewohnt gut angekommen“, sein Vortrag „kam uns in diesem Jahr sehr zurückgenommen und bedächtig vor“, sagte Dudek. Womöglich habe es daran gelegen, dass Hofmann durch Krankheit gehandicapt gewesen sei, fügte Dudek hinzu: „Es ist eine Bestenauswahl, an der Stelle muss dann eben der Till pausieren.“

Lars Reichow verkündet bissig die Fastnachtsthemen - Foto: gik
Starke Fastnachtsthemen: Lars Reichow ist auch mit dabei – Foto: gik

Das ist hohes Lob für den Gonsenheimer – und auch sonst kommen in diesem Jahr alle (!) politischen Redner vom GCV: Gesetzt ist natürlich Hans-Peter Betz, der in seiner letzten Kampagne als „Guddi Gutenberg“ noch einmal einen hochkarätigen Vortrag hinlegt und von Rechts bis Links niemanden schont. Politischer Redner Nummer drei ist Lars Reichow, der Profi-Kabarettist hat sich mit seinen „Fastnachtsthemen“ einen festen Platz erspielt und teilt so scharfzüngig und pointiert aus, dass es fast schon an den seligen Jürgen Dietz erinnert…

Immer politischer wird zudem Andreas Schmitt als „Obermessdiener“, der in diesem Jahr gewaltig gegen rechtspopulistische und antidemokratische Tendenzen austeilt. Das Schwergewicht der Mainzer Fastnacht ist ausnahmsweise mal nicht der Schlussredner, sondern wird weiter vorne in der Sendung platziert, so könnten mehr Zuschauer seinen Auftritt genießen, sagte Dudek. Zudem führt Schmitt natürlich wieder als Sitzungspräsident gewohnt schwungvoll durch die Sendung.

GCV 2017 - Betz als Guddi Gutenberg nah
Zum letzten Mal: Hans-Peter Betz als „Guddi Gutenberg“ – Foto: gik

Dazu setzt der SWR mit gleich fünf weiteren Rednern aus dem Fach Kokolores auf viel Schwung: Alexander Leber darf als „Polizist“ zurück auf die Fernsehbühne, Jürgen Wiesmann bringt die Säle mit seiner unnachahmlichen Art zum Beben und Detlev Schönauer – auch ein Comedy-Profi – darf wieder als Bio-Lehrer vom Leder ziehen. Schönauer beende seinen Vortrag am Klavier, sagte Dudek, das sei eine Ergänzung zu den Musiknummern. Ansonsten plant der SWR nämlich nur drei musikalische Beiträge ein, relativ wenig: Die Sitzung eröffnen wird erstmals Thorsten Ranzenberger, er soll (und wird) mit seinem Schwellkoppträger-Lied Schwung in den Saal bringen.

Eine Rückkehr auf die Fernsehbühne feiert Andy Ost. Dessen Musiknummer sei eine „sehr, sehr schöne Idee“ und verbinde aktuelle Charttitel mit fastnachtlichen Texten und dem Anspielen des Publikums, sagte Dudek. Thomas Neger hingegen ist ebensowenig dabei wie „Nachtwächter“ Adi Guckelsberger oder die fetzigen Bockius-Brothers vom GCV. Ihre Premiere feiern hingegen Thomas Becker und Frank Brunswig vom GCV auf der großen Fernsehbühne: Das Duo bringt mit höchster Komik den amerikanischen Präsidenten Donald Trump samt „Bruder“ aus der Pfalz auf die Bühne und ist damit hochaktuell.

Vor allem aber lassen Becker und Brunswig am Ende ihres Vortrags eine alte „Mainz bleibt Mainz-Legende“ wieder aufleben: Ihre „Trumps aus der Pfalz“ sind eine Hommage und Persiflage zugleich an die legendären „Tramps von der Pfalz“, die in den 1970er Jahren die großen Stars der Fernsehsitzung waren. Hier könnt Ihr Sie noch einmal nachhören. „Wir sind felsenfest überzeugt, dass Becker und Brunswig super gut angekommen werden“, sagte Dudek. Wir auch 😉

MCV 2017 - Ballett Fantasy TSV Schott
Grandiose getanzte Geschichte: TSV-Schott-Ballett „Fantasy“, auch in der Fernsehsitzung dabei – Foto: gik

Und die Schnorreswackler? Trotz grandiose Ultra-Kurz-Sitzung taucht die Gonsenheimer Gesangstruppe offiziell im Programm nicht auf, aber Dudek beruhigt: „Keine SWR-Sitzung ohne spezielle Einlage“, sagte er schmunzelnd, man habe noch eine Überraschungs-Nummer in der Hinterhand, „da haben dann auch die Schnorreswackler ihren Anteil.“ Ansonsten dürfen natürlich die Hofsänger mit einem Stimmungs-Medley am Ende nicht fehlen. Schlussredner aber sind in diesem Jahr Martin Heininger und Christian Schier: Die Gonsenheimer entwickeln sich langsam zu den Comedy-Megastars der Fernsehsendung, ihre „Fastnachtsposse“ toppt in diesem Jahr tatsächlich noch einmal so ziemlich alles. Sensationell: Ernst Negers „Heile Gänsje“ als „In the Ghetto“-Version… Das ist Gänsehaut pur und gleichzeitig urkomisch.

GCV 2017 - Heininger und Schier Fastnachtsposse
Werden zu den großen Stars von „Mainz bleibt Mainz“ und zu neuen Schlussrednern: Christian Schier und Martin Heininger mit ihrer „Fastnachtsposse“ – Foto: gik

Und warum ist wieder keine einzige Frau auf der Fernsehbühne bei „Mainz bleibt Mainz“ dabei? Man habe intensiv mit Sabine Pelz gesprochen, verriet Dudek Mainz&. Die MCV-Frau Aktive hat mit ihrer Mainzelbahn-Nummer eigentlich einen schwungvollen, hochaktuellen Vortrag auf die Bühne gebracht, der auch in den Sälen sehr gut ankommt und wunderbar mit dem Publikum spielt. Doch inhaltlich konnte der Vortrag offenbar das von den Fernsehmachern gewünschte Niveau nicht bieten: „Uns wäre es wichtig gewesen, das Ganze nationaler auszurichten, tauglicher für Zuschauer in der ganze Republik“, sagte Dudek, auch hätte der Vortrag deutlich gekürzt werden müssen. Man habe gemeinsam mit Pelz abgewogen und diskutiert und sei „gemeinsam und sehr freundschaftlich zu dem Ergebnis gekommen, wir lassen es bleiben.“ Was ein toller Vortrag für die Region sei, müsse eben nicht unbedingt für die Fernsehsitzung geeignet sein, fügte Dudek hinzu.

Einziges Ballett der Sendung wird das Fantasy-Ballett des TSV Schott sein. Die preisgekrönte Truppe zaubert in diesem Jahr wieder wunderschöne Bilder auf die Bühne, ein echter Augenschmaus! Ansonsten seien Balletts für die Fernsehmacher aber ausgesprochen heikel, erklärt Dudek: „Wir wissen, dass die Balletts zur Tendenz bei den Zuschauern führen, aufzustehen, wegzugehen und umzuschalten“, bedauert er. Was im Saal verzaubere, „verliert am Fernsehapparat deutlich an Attraktivität.“ Und so setzt der SWR in diesem Jahr auf viel Wortbeiträge in moderner Form – und setzt sich damit erneut deutlich von der sehr traditionellen Sitzungsform des ZDF ab: Man halte am traditionellen Rahmen mit Schloss, Livesendung, vier Genres, Komitee und dem Sitzungspräsidenten fest, sagte Dudek: „Die Füllung, das Inhaltliche, das probieren wir eben sehr modern zu interpretieren.“

Info& auf Mainz&: „Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht“ wird traditionell am fastnachtsfreitag aus dem Mainzer Schloss gesendet – übrigens als einzige Fastnachtssitzung live. In diesem Jahr also Freitag, der 24. Februar 2017, ab 201.5 Uhr in der ARD. Wie die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ 2016 unter der Ägide des ZDF verlief, könnt Ihr hier noch einmal bei Mainz& nachlesen. Und Ihr wollt noch ein bisschen mehr in Fastnacht schwelgen? Bitteschön: Freut Euch über tolle Videos mit Heininger & Schier, Margit Sponheimer und Stars wie Oli Mager und Tobias Mann – im neuen Youtube-Kanal von Mainz&!

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Mainzelbahn: MVG kündigt umfassende Nachbesserungen an – 400 Schweißnähte fehlerhaft

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Das ist eine heftige Größenordnung: 400 Schweißnähte der neuen Mainzelbahnstrecke sind defekt und müssen nachgebessert werden, dazu Weichen, Räder, Rasengleise – die Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) hat einiges nachzuarbeiten. Am Freitag stellte MVG-Geschäftsführer Jochen Erlhof den Zeitplan dafür vor: Ab Anfang März soll es mit den Gleisarbeiten losgehen, die größten Schäden sollen bis Ostern beseitigt sein. Danach wird die MVG Messungen in sieben Anliegerhäusern wegen Erschütterungen vornehmen – das sicherte die MVG den Bretzenheimer Anwohnern am Donnerstagabend zu. Die Anwohner zeigen sich vorerst versöhnt, eine Klage wollen sie erst einmal nicht anstrengen.

Mainzelbahn in Bretzenheim Marienborner Straße neu
400 Schweißnähte müssen entlang der neuen Mainzelbahn-Strecke nachgebessert werden, auch hier in Bretzenheim – Foto: gik

Seit der Einweihung des Millionenprojekts am 11. Dezember 2016 hatte es Beschwerden von Anwohnern vor allem im Mainzer Ortsteil Bretzenheim gehagelt: Die Bahnen sorgen für so starke Erschütterungen in den Häusern, dass Betten wackeln, Gläser und Schränke scheppern und Putz von den Wänden rieselt. Von keiner Nacht ungestörten Schlafs, sogar von Rissen in Wänden, berichteten die Anwohner. Die MVG suchte lange zu beschwichtigen – am Donnerstagabend traf sie nun erstmals Anwohner zum Austausch. Das Treffen sei in konstruktiver Atmosphäre vor sich gegangen, sagte Erlhof, man habe gemeinsam nach Lösungen gesucht.

Dazu trug offenbar auch bei, dass die MVG erstmals konkrete Zeitpläne und Maßnahmen vorlegte. Problem Nummer eins: Die Schweißnähte. 19 Kilometer Gleise verlegte die MVG auf der Strecke zwischen Hauptbahnhof und Lerchenberg, rund 1.200 Schweißnähte verbinden die einzelnen Gleisstücke miteinander. Und rund 400 davon seien mängelbehaftet, räumte Erlhof am Freitag vor der Presse ein: „Es ist im Ausmaß in den letzten Wochen etwas schlimmer geworden, es sind noch mehr fehlerhafte Nähte aufgetreten.“ Entweder seien kleine Buckel entstanden oder sogar kleine Dellen, vor allem Letztere verursachten die heftigen Schläge, die zu Lärm und Erschütterungen führten.

„Damit sind wir auch nicht zufrieden, hier muss die Firma nacharbeiten“, betonte Erlhof, das sei nicht die Qualität, die man bestellt habe. Die beiden mit den Arbeiten beauftragten Firmen hätten aber eine längere Winterpause gehabt, nun habe eine Firma zugesagt, die Arbeiten Anfang März aufzunehmen. „Wir gehen davon aus, dass die in drei Wochen abgeschlossen sind“, sagte Erlhof, „und dass dann eine deutliche Verbesserung eintritt.“ Brennpunkt Nummer eins sei dann die Marienborner Straße, wo die Gleise in Asphalt verlegt sind. Auch an der Weiche am Südring gebe es eine Kuhle, weil hier aber härterer Stahl verwendet worden sei, müssten die Außentemperaturen höher liegen. „Auch das soll aber bis Ende März erledigt sein“, versprach Erlhof.

Mainzelbahn am Ostergraben ohne Bahn
An allen Schotterstrecken entlang von Wohnbebauung gibt’s im Frühjahr Rasengleise – Foto: gik

Parallel dazu will die MVG ab dem 13. März mit den vorbereitenden Arbeiten für die Rasengleise beginnen, die eigentlich laut Planfeststellungsbeschluss schon vor Start der Strecke hätten liegen sollen. Die MVG argumentiert, die Strecke müsse sich dafür erst setzen, die nötige Maschine könne erst nach acht bis zehn Wochen zum Einsatz kommen. Nun soll die Stopfmaschine vom 13. bis 18. März in Aktion treten, sie rüttelt den Schotter im Gleisbett zurecht, verdichtet und glättet ihn, „so dass das Gleis millimetergenau in der richtigen Lage ist“, erklärte Erlhof. Die Arbeiten würden allerdings nachts stattfinden müssen und noch einmal neuen Lärm verursachen, warnte er zugleich. In den fünf Tagen werde die Maschine jeweils eine bis zwei Stunden vor Ort sein, und zwar zwischen 21.00 Uhr und 5.00 Uhr nachts – anders sei das durch den Fahrplan nicht möglich.

Anschließend könnten dann die Rasengleise auf den Schotter eingebracht werden, mehr als ein Drittel der gesamten Neubaustrecke erhält die dämpfende grüne Oberfläche. 3,3 Kilometer seien es insgesamt, sagte Erlhof, das geschehe überall dort, wo es beidseitige Bebauung entlang der Strecke gebe und kein Asphalt liege. „Wir gehen davon aus, dass die Arbeiten Mitte bis Ende April abgeschlossen sind“, versprach er. Auf den asphaltierten Strecken seien hingegen elastisch gelagerte Gleistragplatten eingebracht, die auf Dämmmatten lägen und mit Fugen abgegrenzt seien, so sollen Lärm und Erschütterungen aufgefangen werden.

Teilnehmer des Treffens mit der MVG am Donnerstagabend berichteten Mainz& zudem, die MVG wolle auch die Räder der neuen Straßenbahnen nachschleifen: „Die Räder sollen Bahn für Bahn geprüft und nachgearbeitet werden“, berichtete Architekt Andreas Horn, Sprecher der Interessengemeinschaft der Bretzenheimer Anwohner. Die Anwohner berichteten der MVG auch, dass das eingeführte Tempolimit von 30 Stundenkilometer für die Bahnen im Bretzenheimer Ortskern nicht eingehalten werde. „Wir haben zugesagt, dass wir das überwachen werden“, sagte Erlhof: „Es gibt klare Vorgaben und eine Dienstanweisung, dass hier 30 gefahren werden muss, das werden wir auch kontrollieren.“

Mainzelbahn in Bretzenheim rot
In sieben Häusern entlang der Strecke in Bretzenheim soll nun auch Körperschall gemessen werden – Foto: gik

Was den Lärm angeht, stützt sich hier die MVG beim Schall auf die rechtlichen Vorgaben und die vorgegebenen Grenzwerte. Es sei klar vorgegeben, welche Häuser für Schallschutz infrage kämen, sagte Erlhof, das betreffe 53 Häuser entlang der gesamten Strecke. „Wir werden die Leute gezielt anschreiben und auf die Regelungen hinweisen“, sagte er, gegebenenfalls komme ein Gutachter ins Haus, der sich die Situation ansehe. Dabei gehe es in der Regel um zu wenig dichte Fenster oder dünne Heizkörper-Nischen, hier werde die MVG ihren Verpflichtungen  nachkommen. Auch die aufgetretenen Risse würden natürlich untersucht.

Zusätzlich sagte die MVG aber auch zu, in sieben Häusern Erschütterungen durch Körperschall messen zu lassen, die jeweils an Brennpunkten lägen. Dazu sei man nicht verpflichtet, betonte Erlhof: „Wir nehmen aber die Beschwerden ernst und wollen es jetzt auch selbst wissen.“ Komme es tatsächlich zu „gravierenden Überschreitungen“, wolle die MVG das auch abstellen. „Wir sind die MVG, ein kommunales Unternehmen, wir legen besonderen Wert auf Akzeptanz und auch auf Kulanz“, betonte Erlhof .

Beginnen sollen die Messungen nun Ende April, Anfang Mai – also nach Abschluss der Nachbesserungsarbeiten. „Es macht keinen Sinn zu messen, bevor die anstehenden Arbeiten nicht passiert sind“, sagte Erlhof. Die MVG will allerdings weiter ihren eigenen Gutachter einsetzen, die Anwohner hatten hingegen einen neutralen Experten gefordert. Die MVG arbeite mit einem bundesweit renommierten Büro zusammen, die Messungen würden aufgrund einer standardisierten Methode erfolgen – „egal, wer misst, es kommt dasselbe raus“, sagte Erlhof. Die MVG wolle die Messungen offen und transparent vornehmen, die Ergebnisse würden selbstverständlich dem betroffenen Kreis vorgestellt.

Drei Wochen lang würden die Messungen dauern, jeweils mehrere Stunden an einem Tag. „Interessant ist: Wie wirkt sich eine Straßenbahn tatsächlich aus“, sagte Erlhof, die Auswertungen würden einige Wochen dauern. Zugleich räumte er ein, es habe auch Kritik daran gegeben, dass die MVG sich erst jetzt mit den Anwohnern getroffen habe. „Wir wollten erst einmal die Probleme eruieren und es machen, wenn wir etwas Konkretes sagen können“, verteidigte Erlhof das Vorgehen. Auch die MVG wolle „eine vernünftige Straßenbahn“, betonte er: „Wir wissen auch, dass das Ganze noch nicht in allen Belangen rund läuft, wir wissen aber jetzt auch, woran es liegt.“

„Sie haben gemerkt, dass sie etwas tun müssen“, sagte Horn dazu gegenüber Mainz&. Das Treffen sei aber duchaus konstruktiv gewesen, die Anwohner wollten nun erst einmal die Nachbesserungen abwarten. Eine Klage gegen das Unternehmen sei erst einmal auf Eis gelegt, sagte Horn. Kritik übte er indes an der Kommunikationspolitik des Unternehmens: „Die MVG hat das erste Mal vermitteln können, dass sie sich um die Probleme kümmert“, sagte Horn, „das hätte man viel früher haben können.“

 

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Fluglärm schädigt Gefäße und Gene – Münzel nennt neue Studie „Durchbruch bei Lärmforschung“

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Verschreiben Mediziner bald Herzmedikamente gegen Fluglärm? Möglich wäre es: Eine neue Studie der Mainzer Herzmedizin stellte nun erhebliche Gefäßschäden und Genveränderungen durch Fluglärm fest – genau wie bei Herzerkrankungen. „Das ist ein Durchbruch bei der Lärmforschung“, freute sich der Mainzer Kardiologe Thomas Münzel am Freitag über die Ergebnisse: Erstmals sei es gelungen nachzuweisen, dass Fluglärm oxidativen Stress erzeugt, die Gefäße schädigt und sogar Genveränderungen zur Steuerung von Zellen auslöst. Damit können die Mediziner nun die schädigende Wirkung von Fluglärm exakt und molekularbiologisch belegen – und mögliche Gegenmaßnahmen entwickeln.

Porträt Thomas Münzel auf Dach Uniklinik
Streiter gegen den Fluglärm über seinem Dach: Der Mainzer Kardiologe Thomas Münzel – Foto: gik

 

„Lärm ist nicht etwas, was uns nur nervt, sondern ein signifikanter Faktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, stellte Münzel klar. Der Leiter der Mainzer Herzklinik erforscht bereits seit Jahren die Auswirkungen von Fluglärm auf das Herz-Kreislauf-System, aus gutem Grund: Seit der Eröffnung der neuen Nordwestlandebahn am Frankfurter Flughafen wird die Mainzer Uniklinik bei Ostwind im Minutentakt von landenden Flugzeugen überflogen – mit einem Lärmpegel von bis zu 75 Dezibel. Münzel hält das für einen Skandal und verwies am Freitag noch einmal darauf, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO für Kliniken einen maximalen Lärmpegel von 55 Dezibel vorsehe.

Münzel startete eine ganze Reihe von Lärmwirkungsforschungen zum Thema Herz und Kreislauf, 2013 wies er bereits nach, dass nächtlicher Fluglärm auch bei gesunden Menschen erheblich erhöhte Pegel des Stresshormons Adrenalin auslöst, dass die Schlafqualität sinkt und sogar Gefäße geschädigt werden. Nun testete die neue Studie den Effekt an rund 300 Mäusen: Die Tiere wurden einen Tag, zwei Tage oder vier Tage lang dem Fluglärm-typischen an- und abschwellenden Lärmpegel in Höhe von 85 Dezibel ausgesetzt. Die Lärmdatei sei dafür eigens vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt für die Studie erstellt worden, sagte Münzel. Eine Mäuse-Vergleichsgruppe wurde hingegen mit sogenanntem „White Noise“ beschallt, dem typischen Umgebungslärm, die Effekte anschließend verglichen.

Die Ergebnisse verblüfften und erschreckten die Forscher: „Schon innerhalb von einem Tag kommt es zu Gefäßfunktionsstörungen“, sagte Münzel. Bereits nach 24 Stunden seien wichtige Schutzfunktionen für die Zellenwände geschädigt und schädliche freie Radikale in den Zellen nachgewiesen worden. „Wir konnten auf molekularer Ebene die Bildung von oxidativem Stress nachweisen“, betonte der Leiter der Arbeitsgruppe, der Kardiologe Andreas Daiber. Wichtige Enzyme wurden zerstört oder änderten sich von positiven zu negativen Faktoren, auch die Einwanderung von diesen Entzündungszellen in die Gefäßwände konnten die Forscher nachweisen. Oxidativer Stress sei ein Auslöser für Bluthochdruck, der wiederum sei für jeden vierten Todesfall in Deutschland verantwortlich, sagte Münzel.

Grafik Schäden durch Fluglärm Studie Münzel - Grafik Unimedizin
Schematische Darstellung der von Fluglärm ausgelösten Schäden in Zellen – Grafik: Mainzer Unimedizin

Mehr noch: Erstmals untersuchte das Forscherteam auch die Auswirkungen auf das Gensystem. „Schon nach einem Tag gab es massive, signifikante Veränderung der Genaktivität“, sagte der Evolutionsbiologe Erwin Schmidt. Insgesamt hätten Tausende von Genen ihre Steuerungsaktivitäten verändert, darunter auch sogenannte Mastergene. Lärm sei offensichtlich ein „massiver Stressfaktor, der ganz schnell auf die Aktivität der Gene Einfluss nimmt“, sagte Schmidt. Betroffen seien vor allem Stoffwechselwege, Folgen seien negative Auswirkungen auf den Spannungszustand der Gefäße, auf die Struktur von Blutgefäßen, eine Reduzierung der oxidativen Stressresistenz sowie erhöhter Zelltod. Das passe sehr genau zu den Ergebnissen der Kollegen über Verengungen von Blutgefäßen durch den vom Fluglärm ausgelösten Stress, sagte Schmidt.

Münzel betonte, die molekularen Mechanismen seien fast identisch mit den Schäden durch Herzrisikofaktoren wie Rauchen, Diabetes und Bluthochdruck. Damit stehe Fluglärm als Risikofaktor auf einer Stufe mit diesen Erkrankungen. Das habe indes auch einen positiven Aspekt: Nun könne erstmals untersucht werden, ob Medikamente, wie sie gegen Bluthochdruck und Herzkrankheiten eingesetzt würden, vielleicht auch bei Fluglärm helfen.

Dazu habe das Mainzer Team ein weltweit einmaliges Tiermodell entwickelt, das auch andere Forscher dazu bringen werde, das Thema Lärm weltweit zu untersuchen, betonte Münzel: „Wir sind da am Anfang der Story, da wird sich noch viel draus entwickeln.“ Und auch das Mainzer Team arbeitet mit dem Mäusemodell weiter: Derzeit werde untersucht, wie die Tiere auf Lärm nur in der Nacht oder nur am Tag reagierten, sagte Münzel. Und danach werde man auch Untersuchungen mit Straßenlärm und Bahnlärm durchführen, letzterer mit 100 Dezibel wie im Rheintal. Ein Ingenieurbüro habe dafür eigens Lärmdateien entwickelt.

Team Studie Gefäßschäden Fluglärm mit Münzel - Foto Peter Pulkowski
Das Forscherteam der Fluglärmstudie (v.l.n.r.): Andreas Daiber, Leiter der Arbeitsgruppe für Molekulare Kardiologie, Thomas Münzel, Direktor der Kardiologie, Swenja Kröller-Schön, Arbeitsgruppe für Molekulare Kardiologie und Erwin Schmidt, Institut für Organismische und Molekulare Evolutionsbiologie – Foto: Peter Pulkowski

Münzel betonte zudem, die neue Studie zeige noch einmal ganz deutlich, dass die gesundheitlichen Folgen von Fluglärm unabhängig vom subjektiven Erleben oder gar Ärger des Betroffenen seien: „Ihr Blutdruck steigt an, ob sie sich ärgern oder nicht, der Körper reagiert, ob Sie die Nacht durchschlafen oder nicht“, betonte er: „Die Stressreaktion des Körpers ist nicht an die Aufwachsituation gekoppelt.“ Ohrstöpsel könnten deshalb in der Tat dem Körper nachts beim Entspannen helfen, „aber nicht jeder ist für Ohrstöpsel geeignet“, gab der Mediziner zu bedenken.

Münzel forderte die Politik denn auch auf, Konsequenzen zu ziehen, Lärmobergrenzen einzuführen und das Nachtflugverbot in Frankfurt auf 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr auszuweiten. Auch das Überfliegen von Kliniken sei „ein Unding“, kritisierte er: „Ich wundere mich, dass die Landesregierung das einfach zulässt und nicht fordert, dass die Uniklinik umflogen wird“, kritisierte er. Im Mainzer Verkehrsministerium hieß es dazu auf Nachfrage von Mainz&, man habe keine rechtliche Handhabe, weil die Fluglinien allein von der Deutschen Flugsicherung festgelegt würden.

Münzel kritisierte hingegen, es gebe eine Reihe von Gegenmaßnahmen gegen Fluglärm, die einfach nicht umgesetzt würden – weil es Geld koste. So werde in London-Heathrow mit dem kontinuierlichen Sinkflug gearbeitet, der die Menschen massiv vom Fluglärm entlaste. „Hier macht man es nicht, weil man dann nicht genug Flugzeuge abfertigen kann“, kritisierte Münzel, „Lärmschutz wird einfach nicht umgesetzt, weil er zu teuer ist.“ Er sei übrigens keineswegs dafür, den Flughafen zu schließen, betonte der Herzspezialist noch, „wir müssen auch fliegen.“ Politik, Umwelthaus und Flughafen-Betreiber Fraport müssten aber endlich verstehen: Fluglärm sei keine Belästigung, Fluglärm mache krank.

Info& auf Mainz&: Die neue Studie erscheint beim renommierten European Heart Journal und ist bereits im Internet zum Download verfügbar – hier ist der Link. Informationen zur Studie auf Deutsch findet Ihr hier bei der Universitätsmedizin Mainz.

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Luther rollt am Rosenmontag auf Motivwagen durch Mainz – Evangelische Kirche feiert Reformationsjubiläum

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Sonst sind sie eher Zielscheibe des Spotts im Rosenmontagszug, jetzt nimmt eine der beiden großen christlichen Kirchen erstmals selbst aktiv am großen Fastnachtsumzug in Mainz teil: Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau stellt erstmals einen Motivwagen. Darauf, natürlich: Martin Luther. Ein bisschen grimmig schaut der Reformator drein, in der Rechten einen Hammer, hinter ihm die Kirchentür, an die er soeben seine 95 Thesen angeschlagen hat, die nichts weniger als eine neue Religionsrichtung begründen sollten. Mit dem Motivwagen feiert die Evangelische Kirche das Lutherjahr 2017 – im Herbst ist Luthers Thesenanschlag genau 500 Jahre her.

Motivwagen Luther mit Bibel vorn
Bibel, Schreibfeder und Martin Luther – der Motivwagen der Evangelischen Kirche für den Mainzer Rosenmontagszug – Foto: gik

„Das ist ein Abenteuer“, sagte der Mainzer Dekan Andreas Klodt bei der Vorstellung des Motivwagens am Donnerstag in Mainz ziemlich aufgeregt: „Wir gehen mit dem Wagen raus auf die Gass‘ zu den Leuten, wie es auch Luther gemacht hätte.“ Luther, der stehe natürlich für Protestantismus, seine Bibelübersetzung legte den Grundstein für eine bodenständige, den Menschen zugewandte Religion. Luther sei aber eben auch ein Mann der Lebensfreude gewesen, sagte Klodt, „und so werden wir uns am Rosenmontag auch auf den Weg machen.“

3,40 Meter hoch ragt der Pappmaché-Luther auf dem Wagen auf, von seinem Hirtenstab baumeln die Mainzer Insignien Weck, Worscht und Woi. Dass Luther so ernst schaue, liege vermutlich daran, „dass die Flasche Wein noch zu ist“, sagte Klodt verschmitzt – der Reformator liebte speziell den Rheinwein aus Nierstein und Oppenheim. Am Bug des Wagens liegt die große, aufgeschlagene Bibel, auch eine Hommage an Johannes Gutenberg, dessen Buchdruck-Erfindung erst den Grundstein für die massenhafte Verbreitung von Luthers Thesen und Schriften legte. Dahinter steht eine moderne Bibel, Symbol für eine moderne Kirche, daneben: Schreibfeder und Tintenfass, die seien eine Anlehnung an Luthers Schreibstube auf der Wartburg bei Eisenach, erklärte Dieter Wenger – dort, wo Luther ein Tintenfass nach dem Teufel geworfen haben soll.

Luther auf Motivwagen hoch nah
Martin Luther, ernster Reformator – mit Weck, Worscht und Woi im Gepäck – Foto: gik

Den Wagen entworfen und gebaut hat natürlich der oberste Mainzer Wagenbauer: Dieter Wenger vom Mainzer Carneval Verein (MCV), seit 55 Jahren Herr der närrischen Motivwagen im Mainzer Rosenmontagszug. Wenger sei „eine Legende unter den Wagenbauern“, schwärmte Klodt, und er habe die Fastnachtslaien von der Kirche „ganz toll an die Hand genommen.“ Bilder von Luther und von seinen Statuen hätten er und sein Team gewälzt, verriet Wenger, am Ende entschied man sich für eine ikonographischen Luther, also einen mit hohem Wiedererkennungswert. „Die Leute am Straßenrand haben ja nur Sekunden um zu erkennen, was da auf sie zukommt“, erklärt Wenger, „da geht es um schnelle Wiedererkennung.“

Seit Mitte November werkelten Wenger und sein Wagenbauer-Team an dem Wagen, rund 35.000 Euro ließ sich die Evangelische Kirche das Sondergefährt kosten. Das Reformationsjubiläum sei ein höchst wichtiges Ereignis, sagte Präses Birgit Pfeiffer, „und wichtige Ereignisse werden im Rosenmontagszug glossiert.“ Deshalb freue sich die Evangelische Kirche sehr darauf, dass mit den Mainzern auf der Straße und den Zuschauern an den Bildschirmen zu feiern. Mit der Zugnummer 31 läuft der Luther-Wagen nämlich auch so weit vorne im Zug, dass er auch von der bundesweiten Fernsehübertragung noch erfasst wird.

Auf dem Wagen finden 22 Mitfahrer Platz, mit dabei werden neben Dekan und Präses auch bunt gemischt Mitarbeiter und Jugendliche sein. „Luther hat gesagt, es gibt ein Priestertum der Gläubigen, deshalb stehen wir auf dem Wagen alle auf einer Augenhöhe“, sagte Pfeiffer. Das sei statisch gar nicht so leicht umzusetzen gewesen, verriet Wenger, normalerweise hätten Fastnachtswagen für Aktive verschiedene Ebenen, „und ganz oben steht der Präsident.“ Dazu musste das 18 Meter lange Gespann noch eine Anforderung erfüllen: „Der Kopf vom Luther ist abnehmbar, die Kirche kann umgeklappt werden“, erklärt der Wagenbauer, „damit der Wagen unter den Brücken durchpasst.“

Motivwagen Luther mit Dekan und Wagenbauer Wenger
Gespannte Erwartung auf den Rosenmontag mit Luther-Motivwagen (v.l.n.r.): Dekan Andreas Klodt, Pressesprecherin Juliane Diel, Präses Birgit Pfeiffer und Wagenbauer Dieter Wenger. – Foto: gik

 

Denn Luther samt seinem Wagen sollen nicht nur am Rosenmontag, sondern auch den Rest des Reformationsjahres über zum Einsatz kommen, bei Umzügen und Veranstaltungen in der ganzen Republik. Für den Rosenmontag haben sich die Protestanten ebenfalls gut gerüstet: 1.000 Päckchen eigens angefertigter Luther-Bonbons, insgesamt eine Tonne, stehen als Wurfgeschosse parat. Das seien Apfel-Bonbons, verrieten die Protestanten, in Anlehnung an ein Zitat, das Luther zugeschrieben wurde: Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Dazu gibt’s für die kleinen Narren kleine Playmobil-Luther-Figuren und Kinderbücher mit der Geschichte der Reformation.

Hinter dem Wagen wird eine Posaunengruppe laufen – und dabei auch eigens für Fastnacht neu gesetzte Luther-Choräle intonieren, verriet Klodt. „Eine feste Burg ist unser Gott“ sei auch dabei, versicherte er noch. Und natürlich hat der Luther-Wagen auch einen Narren-Vers, gedichtet eigens für den Rosenmontagszug: „Seit 550 Jahr‘ gibt’s Protestanten/ weil Luthers Thesen Anklang fanden./ Der Mensch ist Sünde und doch frei,/ für manchen ist das Narretei./ Doch Luther lässt sich nicht beirren:/ Bibel, Weck, Worscht und Woi trotzt allen Wirren!“

Info& auf Mainz&: Mehr über Martin Luther, den Rebellen der Neuzeit, Bibelübersetzer und Weingenießer, und vor allem zum Programm des Lutherjahres in Mainz findet Ihr in diesem Mainz&-Artikel.

 

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46. Rheinland-Pfalz-Ausstellung zu Grillen und Sicherheit – After-Work-Weinprobe auf Regio-Wein

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Mit zwei neuen Schwerpunktthemen will die 46. Rheinland-Pfalz-Ausstellung in diesem Jahr moderner und attraktiver werden: Die Themen Sicherheit und Grillen träfen „den Nerv der Zeit“ und sollen spannende Informationen rund um Einbruchsschutz und Smart-Home-Produkte sowie das Mega-Thema Grillen bieten, sagt der Veranstalter, die RAM Regio GmbH. Die Rheinland-Pfalz-Ausstellung ist die größte Verbrauchermesse im Land, vom 18. bis 26. März bieten rund 700 Aussteller in zehn Themenwelten und mehreren Sonderschauen Informationen rund um Bauen & Renovieren, Energiesparen, Einrichten, Haushalt & Genuss bis hin zu Fahrzeugen, Urlaub und Dienstleistungen.

Hallenplan RLP Ausstellung 2017
Der neue Hallenplan der Rheinland-Pfalz-Ausstellung 2017 – Grafik: RAM Regio

Die Rheinland-Pfalz-Ausstellung geht mit einem neuen Logo und einem neuen Slogan in ihr 46. Jahr. „Aus Tradition. Für die Region“, heißt der Slogan der Verbraucherschau nun, das Logo ist frischer und moderner geworden. Im vergangenen Jahr litt die Ausstellung unter sinkenden Besucherzahlen und manchmal auch ein bisschen sehr traditionellem Angebot. Auch machte der Umzug der verschiedenen Sparten in die neu geordneten Hallen das Angebot nicht immer übersichtlich.

Es habe im vergangenen Jahr Kritik an der Besucherlenkung gegeben, so mancher habe sich in den Hallen nicht mehr zurecht gefunden, räumte die RAM Regio ein. Auch sei der Wunsch nach mehr frischer Luft geäußert worden – den Besuchern hatte bei der gänzlich überdachten Hallenlösung einfach der Gang durchs Freie gefehlt. Nun wurde das Konzept grundlegend geändert, das Angebot neu strukturier,t und die Hallen sind nun wieder wie früher einzeln von außen begehbar. Insgesamt stehen nun 22.000 Quadratmeter Hallenfläche zur Verfügung.

Dass die geschlossene Lösung ad acta gelegt wurde, habe auch einen ganz praktischen Grund, erklärt Messe-Chef Sebastian Kreuser: „Durch den neuen Zuschnitt des Messegeländes mit der Verlängerung Richtung Ebersheim konnten wir unser Konzept nicht mehr optimal umsetzen.“ Vor den Hallen werden nun auch wieder mehr Aussteller ihre Produkte präsentieren.

Angebot zu Grillen ausgebaut, Thema Sicherheit großer Schwerpunkt

RLP Ausstellung 2015 - Grill Forum Ausstellung
Schon auf der Rheinland-Pfalz-Ausstellung 2015 war das Grill-Forum ein Besuchermagnet – Foto: gik

Auch will die Schau wieder mit zwei sehr aktuellen Themen punkten: Das Thema „Grillen“ ist in, nun soll das Angebot von Grillgeräten und Grillzubehör ausgebaut werden. In der „Grillforum Valentin Halle“ wird es hochmoderne Grillgeräte, stylisches Zubehör, Gewürze und Saucen geben, „auf Wunsch alles auch gleich zum Mitnehmen“, verichert Kreuser. Tägliche Grill-Shows sollen dazu leckere Rezepte und Ideen für die nächste Gartenparty liefern. „Wir haben sowohl zu Fragen der Sicherheit wie auch beim Freizeitthema Grillen Orientierungsbedarf festgestellt“, berichtet Kreuser, dem wolle man mit dem neuen Messeangebot entsprechen.

Tatsächlich ist Sicherheit rund ums Haus ein großes Thema, gerade auch angesichts der Einbruchsserien in Mainz in den vergangenen Jahren. Dem will die Sicherheitsmesse „Sicheres Zuhause“ Rechnung tragen: Da demonstrieren Berater, wie wenig Zeit Profis benötigen, um eine Haustür aufzuhebeln, Vertreter der Polizei hingegen verraten, wie man sich genau davor schützen kann. Ein tägliches Vortragsprogramm der Polizeipräsidien Mainz und Westhessen sowie der Landeskriminalämter Rheinland-Pfalz und Hessen bietet vertiefende Informationen, auf der Agenda stehen Themen wie „Maßnahmen zum Einbruchschutz“ und „Verhalten für ein sicheres Zuhause“.

Seniorengerechtes Wohnen, Smart-Home und Sicherheit im Internet

RLP Ausstellung Touristik Welt 2016
Die Touristik-Welt auf der Rheinland-Pfalz-Ausstellung 2016 – Foto: gik

Ein weiteres Schwerpunktthema widmet sich dem „seniorengerechten Wohnen“, Senioren sind traditionell eine wichtige Besuchergruppe der Rheinland-Pfalz-Ausstellung. Hier geht es um innovative Meldesysteme, die helfen, das Leben auch in fortgeschrittenem Alter selbstbestimmt in den eigenen Wänden zu gestalten. Seniorengerechte Smart-Home-Produkte sollen etwa ungewöhnliche Impulse wahrnehmen und die Angehörigen per SMS informieren. Polizei und Verbraucherschützer informieren aber auch rund um das Thema „Sicheres Internet“, hier geht es darum, wie man den Missbrauch der Daten verhindert, „Fake-Shops“ im Internet erkennt oder Cybermobbing insbesondere gegenüber Kindern begegnen kann. Täglich ab 16.00 Uhr bietet die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz den Vortrag „Sicher ins Internet“ an.

Traditionell bietet die Rheinland-Pfalz-Ausstellung aber eine breite Vielfalt von Themen. In diesem Jahr werden es zehn Themenwelten in 18 Messehallen, die Bandbreite reicht von Outdoor-Kleidung über Haustüren bis hin zu Kosmetik, Möbeln oder Küchengeräten. Am ersten Messewochenende (18. bis 20. März) finden zudem die Sonderschauen „TouristikWelt“ und „FaireWelten“ statt, am zweiten Wochenende (24. bis 26. März) die Weinmesse „RegioWein“.

After-Work-Weinprobe auf der „RegioWein“ am Freitagabend bis 20 Uhr

RLP Ausstellung - Weine vom Weingut WOW - Wolfgang Bender
Weine vom Weingut WOW von Wolfgang Bender auf der RegioWein 2016 – Foto: gik

Die Weinmesse auf der Rheinland-Pfalz-Ausstellung war vor zwei Jahren neu ins Leben gerufen worden, für viele Messebesucher eine attraktive Möglichkeit, Weine und Winzer aus Regionen wie Mosel, Pfalz oder Nahe persönlich kennen zu lernen. Auch präsentiert sich die Weinbauhochschule Geisenheim regelmäßig mit einem umfangreichen Vortragsprogramm, mit Riechstation und einem veritablen Weinberg auf der „RegioWein“. Doch die Messe litt auch darunter, dass Besucher tagsüber eher weniger Wein probieren wollten, abends die Messe aber schon um 18.00 Uhr dicht machte – viel zu früh für Berufstätige, um noch auf einen Wein vorbei zu kommen.

In diesem Jahr wird dem mit einem neuen Format Rechnung getragen: Am Freitag, 24. März, findet erstmals eine „After-Work-Weinprobe“ statt, die „RegioWein“ öffnet dann bis 20.00 Uhr ihre Tore zum Schlendern und Verköstigen. Dazu wird die RegioWein verkürzt: Auf Wunsch der Winzer findet sie nur noch an drei Messetagen statt, eben vom 24. bis 26. März. Rund 40 Winzer werden an den drei Messetagen vor Ort sein.

Infos& auf Mainz&: 46. Rheinland-Pfalz-Ausstellung  vom 18. bis 26. März 2017 auf dem Messegelände in Mainz-Hechtsheim. Geöffnet täglich 10.00 bis 18.00 Uhr. Eintritt regulär 9,- Euro, ermäßigt 7,- Euro. Das Nachmittagsticket, gültig von 14.00 bis 18.00 Uhr, ist für 5,- Euro zu haben und gilt am Freitag, 24. März, auch für die „RegioWein“. Die hat am 24. März bis 20.00 Uhr geöffnet, der Rest der Messe schließt aber regulär um 18.00 Uhr. Kinder bis zwölf Jahre haben in Begleitung Erwachsener freien Zutritt. Das Auto kann den ganzen Tag für 3,50 Euro, nachmittags für 2,- Euro, auf den vorgesehenen Flächen geparkt werden. ÖPNV-Tipp: Bus- und Bahnfahrer wählen im RMV-Tarifgebiet 65 das „Kombiticket“, dann gilt ihr Fahrschein auch als Eintrittskarte zur Messe. Weitere Infos im Internet unter www.rheinland-pfalz-ausstellung.de.

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Mainzelbahn: MVG trifft sich mit Anwohnern, CDU kritisiert Vorgehen der MVG – Erlhof zu Nachbesserungen

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Der Streit um den richtigen Umgang der Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) und der Stadt Mainz mit den Mängeln der neuen Mainzelbahn geht weiter. Die CDU kritisierte nun noch einmal scharf den Umgang der MVG mit den Beschwerden von Anwohnern, die über erhebliche Erschütterungen ihrer Häuser samt Risse in den Wänden klagen. „Es ist an der Zeit, das eigene Agieren zu überdenken, berechtigte Fragen umgehend zu beantworten und die vielen Probleme unverzüglich zu beheben“, sagte CDU-Kreischefin Sabine Flegel. Die MVG trifft sich am Donnerstagabend mit Anwohnern zum Gespräch – und will am Freitagmorgen darüber auch die Presse informieren. Die Anwohner fordern unterdessen einen klaren Zeitplan für Nachbesserungen und weiter einen unabhängigen Gutachter.

Mainzelbahn am Ostergraben mit Häusern nah
Neue Mainzelbahnstrecke am Ostergraben, in den anliegenden Häusern gibt es Beschwerden wegen Erschütterungen – Foto: gik

Dem schloss sich die CDU kurz vor dem Treffen zwischen MVG und Anwohnern noch einmal ausdrücklich an: Es sei doch „absolut verständlich“, dass die Anwohner „angesichts der Probleme einen neuen, neutralen Gutachter für die Körperschallmessungen fordern, der die bisher berechneten Werte überprüft“, sagten Flegel und CDU-Fraktionschef im Stadtrat, Hannsgeorg Schönig. Die MVG solle in dieser Frage den Betroffenen entgegenkommen „und nicht krampfhaft an dem bisherigen Gutachter festhalten, der bereits die Plangutachten erstellt hat.“ Das derzeitige Vorgehen „schüre Misstrauen und berechtigte Zweifel, ob hier objektiv und neutral vorgegangen werden soll“, betont die CDU. Auch trage dieses Verhalten „mit Sicherheit nicht zu einer Entspannung der Situation bei.“ Stattdessen müsse die MVG „alles dafür tun, um die Verärgerung und die Frustration unter den Anwohnerinnen und Anwohnern nicht noch größer werden zu lassen.“

Mainzelbahn-Anwohner erwarten von MVG konkreten Zeitplan für Nachbesserungen

Tatsächlich ist die Atmosphäre vor dem Treffen zwischen Anwohnern und MVG von Misstrauen geprägt. Mehr als 40 Anwohner der neuen Mainzelbahn-Strecke in Bretzenheim beklagen massive und substanzielle Störungen in ihren Häusern durch die neue Bahn – Mainz& berichtete ausführlich. Die von ihnen gebildete Interessengemeinschaft beklagt indes weiter, von der MVG seien bisher konkrete Angaben zu Nachbesserungen ausgeblieben. Man erwarte von der MVG am Donnerstag konkrete Aktionen und Zeitangaben, wie und wann die Probleme gelöst werden könnten, sagte der Sprecher der Beschwerde führenden Anwohner, Architekt Andreas Horn, Mainz&. Bislang habe die MVG den Anwohnern nämlich keine Maßnahmen mitgeteilt, von raschen Änderungen könne auch acht Wochen nach Inbetriebnahme der Mainzelbahn „keine Rede sein.“

Letzteres schrieb Horn in einem Brief an SPD-Fraktionschef Eckart Lensch im Vorfeld der Stadtratssitzung vom 8. Februar, in dem gleichen Brief übte der Architekt scharfe Kritik an den bisherigen Reaktionen der Ampel-Koalition im Rathaus in Sachen Mainzelbahn: „Ich hatte nicht erwartet, dass Sie sich lediglich mit dem Thema befassen, sondern dass Sie konkret der MVG gegenüber Forderungen stellen“, schrieb Horn in dem Brief, der Mainz& vorliegt. Er habe erwartet, dass sich auch die SPD für die Interessen der Bretzenheimer Bürger einsetze, doch bislang habe er über die Medien für Aufmerksamkeit für die Probleme sorgen müssen, schreibt Horn weiter und fügt hinzu: „Bisher habe ich immer gedacht, dass die im Mainzer Stadtrat vertretenen Parteien nicht nur Parteipolitik, sondern auch Sachpolitik betreiben.“

Mainzelbahn ganz dicht am Haus in Bretzenheim
Wo die Mainzelbahn fast die Hauswand küsst: Haus in der Marienborner Straße / Am Ostergraben in Bretzenheim – Foto: gik

Prompt änderte die SPD in der Stadtratssitzung ihren Zungenschlag: „Ja, es gibt Probleme bei der Mainzelbahn“, bekannte SPD-Verkehrsexpertin Christine Pohl, und Lensch selbst sprach nun auf einmal von „berechtigten und wichtigen Problemen“. Ein solches Großprojekt wie die Mainzelbahn könne „nicht sofort in dem geschliffenen Maß laufen wie geplant“, sagte Lensch. In Bretzenheim werde man aber „andere Lösungen finden müssen als nur zu hoffen, dass sich das System einspielt.“ Die SPD-Fraktion habe der MVG am 31. Januar kritische Punkte vorgetragen und mit der Geschäftsführung besprochen. „Wir erwarten von Ihnen, dass Sie die Probleme lösen, aber auch, dass wir das Vertrauen haben, dass Sie die aufgetretenen Mängel beseitigen“, betonte Lensch.

FDP sieht MVG-Aufsichtsrat am Zuge, Grüne sehen „einen normalen Verlauf“

Am 31. Januar hatte das noch deutlich anders geklungen, da hatten die Ampel-Fraktionen nach dem Treffen mit der MVG vornehmlich von „Anlaufschwierigkeiten“ gesprochen und die „erheblichen Fortschritte“ bei den Nacharbeiten gerühmt. FDP-Fraktionschef Walter Koppius versicherte nun im Stadtrat, auch die FDP nehme „die Beschwerden sehr ernst, mindestens so ernst wie die CDU“, man suche „nach raschen Lösungen.“ Der richtige Ort dafür seien aber der Aufsichtsrat der MVG – der allerdings tagt nicht-öffentlich, ein freier Informationsfluss an Öffentlichkeit, Anwohner und Medien ist danach, wie bei Aufsichtsräten üblich, nicht gegeben.

Immerhin sprach Koppius auch von „erheblichen Problemen bei der Fahrplanänderung“, wohingegen die Grünen weiter keinerlei Probleme sehen mochten: Mainz habe es geschafft, ein 100-Millionen-Euro Infrastrukturprojekt pünktlich auf den Weg zu bringen, die Anfangsschwierigkeiten seien „ein normaler Verlauf“, sagte Ansgar Helm-Becker lediglich – der Rest gehöre in die Fachausschüsse. „Nehmen Sie bitte die Sorgen ernst und sagen Sie, Sie haben verstanden“, appellierte hingegen die Bretzenheimer Ortsvorsteherin Claudia Siebner (CDU) an die Mitglieder des Stadtrats.

Von der Schwierigkeit, Beschwerde führenden Anwohnern einfach mal zu glauben

Mainzelbahn Hindemithstraße mit Wendekreis
Die Schmieranlage für die Wendeschleife der Mainzelbahn auf dem Lerchenberg hat Lieferschwierigkeiten – Foto: gik

„Ich habe auch erst einmal die einen oder anderen Bedenken der Anwohner in den Wind geschlagen“, bekannte der Marienborner Ortsvorsteher Claudius Moseler (ÖDP), „bis ich mich mal in die Marienborner Straße gestellt habe…“ Dabei waren dem Stadtrat offenbar die Augen und Ohren aufgegangen, danach lautete sein Fazit: „Die technischen Macken müssen möglichst schnell erledigt werden, damit wir nicht die Akzeptanz der Mainzelbahn gefährden.“ Die Mängel müssten in den Gremien diskutiert und schnellstmöglich behoben werden, ausgedünnte Busfahrpläne überprüft werden. Dabei wäre es doch sinnvoll, „örtliches Wissen abzuschöpfen, wo Lücken sind“, riet Moseler.

„Wesentliche Mängel begleiten die Mainzelbahn“, unterstrich CDU-Verkehrsexperte Thomas Gerster und verwies erneut auf Risse in Wänden, nicht verlegte Rasengleise und eine Ausdünnung des Fahrplans für viele Mainzer in unterschiedlichen Stadtteilen. Es gebe eben nicht Gewinner und Verlierer der Umstellung, „es gibt hauptsächlich Verlierer der neuen Verbindungen“, betonte Gerster und fügte ironisch an, die Gewinner des neuen Fahrplans hätten sich bislang „leider sehr gut versteckt.“ Auch Flegel rügte, wenn große Stadtteile in Mainz nur noch im Stundentakt bedient würden, „ist das nicht gerade der große Gewinn.“

CDU: Warum wurde Schmieranlage nicht früher bestellt?

Die CDU fordert umfangreiche Nachbesserungen beim Fahrplan sowie das schnelle Abstellen der Mängel. Auch stelle sich die CDU die Frage nach der Professionalität der MVG, sagte Flegel: „Warum hat man die Schmieranlage für den Lerchenberg nicht gleich vor zwei Jahren bestellt?“ „Niemand hat schlicht und ergreifend mit so langen Lieferzeiten für die Schmieranlage gerechnet“, sagte Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne) dazu im Stadtrat. Die Anlage sei nun für Mitte März zugesagt, „wir erwarten, dass die dann auch geliefert ist.“

Mainzelbahn Kreuzung Ostergraben neu
Nicht funktionierende Ampeln bei der Querung der Mainzelbahn in Bretzenheim sorgten bereits für Ärger – Foto: gik

Eder betonte zudem: „Wir wollen die Probleme überhaupt nicht beschönigen oder kleinreden.“ Sie bedaure die Belastungen für die Anwohner ausdrücklich, „wir sind doch die ersten, die sich freuen würden, wenn dieses Projekt die größte Akzeptanz haben würde und alles rund läuft.“ Es habe aber „nie jemand gesagt“, am 11. Dezember werde alles fertig und gut sein. Es gebe schlecht verarbeitete Schweißnähte und noch nicht richtig funktionierende Weichen, räumte die Dezernentin ein, daran arbeite die MVG aber mit Hochdruck und hoher Professionalität.

MVG macht defekte Detektorplatten im Boden für Ampel-Chaos verantwortlich

Auch sei der Stadt immer klar gewesen, dass noch Ampeln eingerichtet werden müssten, sie gehe davon aus, dass spätestens in zwei Wochen alle Ampeln so geschaltet sein würden, wie es sein soll. Dabei sei die Stadt allerdings auch auf die Firma Siemens angewiesen. MVG-Geschäftsführer Jochen Erlhof verriet Mainz& am Rande der Stadtratssitzung, das Problem liege bei mangelhaften Detektorplatten im Boden. Die seien dafür zuständig, eine Ampel für den querenden Verkehr bei einer anrollenden Bahn auf Rot zu stellen, falls das Funksignal aus einer Bahn heraus das nicht leiste.

Das Prinzip mit den Detektorplatten sei eine Rückfallebene, weil im Schnitt eines von 100 Funksignalen nicht die Ampelschaltung auslöse, erklärte Erlhof. Dann besorgten die Platten im Boden den Vorgang, wenn sie durch eine anrollende Bahn aktiviert würden. „90 Prozent der Anlage laufen längst“, sagte Erlhof, acht habe man aber nicht einbauen können, weil sie Mängel aufwiesen. Dazu gibt es offenbar weitere Lieferschwierigkeiten bei Gleisen und Weichen, räumte Erlhof ein – einen verbindlichen Liefertermin für die fehlerhafte Weiche am Arbeitsamt habe die MVG immer noch nicht.

Mainzelbahn Haltestelle Kisselberg kleiner - Foto gik MVG
Am Kisselberg halten zwar Busse, nicht aber die Mainzelbahn. Das soll sich erst mit der geplanten Fußgängerbrücke ändern – in zwei Jahren – Screenshot: gik

Fußgängerbrücke zum Kisselberg frühestens in zwei Jahren

„Wir werden alle Mängel beseitigen und alle Grenzwerte einhalten“, versicherte Erlhof gegenüber Mainz& zudem mit großer Entschiedenheit, bat zugleich aber um ein wenig Geduld: „Wir fahren den Fahrplan jetzt sieben Wochen lang“, betonte er. Um entscheiden zu können, was wie laufe, brauche man noch mehr Zeit. Das gelte auch für die Anbindung des Kisselbergs und des dortigen Studentenwohnheims: Eine Anbindung der derzeitigen Bedarfshaltestelle an die Straßenbahn sei für die Zukunft keineswegs ausgeschlossen, hänge aber mit der geplanten Fußgängerbrücke über die Saarstraße zusammen.

„Die Haltestelle am Stadion ist nur fürs Stadion gedacht und entspricht nicht den Anforderungen für den Regelbetrieb“, sagte auch Dezernentin Eder – der Halt sei nur eine Zwischenlösung, bis die Fußgängerbrücke stehe. Für die sei die Entwurfsplanung abgeschlossen, derzeit werde der Zuschussantrag bei den zuständigen Stellen gestellt. Parallel dazu arbeite die Stadt an der Ausführungsplanung, Baubeginn könne aber frühestens im 2. Quartal 2018 sein. Damit wäre die Fußgängerbrücke frühestens zum Sommer 2019 fertig – in mehr als zwei Jahren.

Evaluierung des Liniennetzes ja – aber unter Vorbehalt des Finanzdeckels

„Wir werden natürlich eine Evaluierung des Liniennetzes vornehmen“, sagte Eder weiter – und musste doch eines einräumen: Ein Mehr im Ausbau des ÖPNV sei ja wünschenswert, aber die MVG habe nun einmal einen Finanzdeckel von 15 Millionen Euro einzuhalten. Das aber würde bedeuten – Achtung Analyse – dass im Fahrplan tatsächlich zugunsten der Mainzelbahn umgeschichtet wurde – und auf Kosten von guten Busverbindungen gespart wurde.

Auch stehe eine Evaluierung des Liniennetzes unter einem neuen Bauvorbehalt, sagte Eder: Am 1. März soll der Umbau der Bahnhofstraße starten, und der wird erneut erhebliche Auswirkungen auf Fahrpläne und Liniennetze haben. „Wir haben hier ein ausgewogenes System“, es gebe keineswegs hauptsächlich Verlierer“, wies sie zugleich die Kritik der CDU zurück. Auch habe es ja im Vorfeld der Mainzelbahn ausführliche Untersuchungen und Gutachten in Bezug auf Schall gegeben. dass es nun Risse in Häusern wegen der Mainzelbahn gebe, „weisen wir von uns.“ Sollte aber nachgewiesen werden, dass es Schäden durch den Bau der Mainzelbahn gebe, „wird natürlich eine Schadensregulierung übernommen“, sicherte Eder zu. Auch bedaure sie ausdrücklich Belastungen für die Anwohner durch fehlende Rasengleise, die würden aber kommen, sobald es die Witterung erlaube. „Wir erachten immer noch das Projekt Mainzelbahn als Erfolg“, unterstrich die Dezernentin zudem, „ich bitte sehr darum, dass wir den Erfolg nicht schlecht reden.“

Kommentar: Warum werden Kritiker noch immer als „Nörgler“ und „Nestbeschmutzer“ diffamiert?

Protestschild Dürfen Wählen am Zaun Lesselallee
Diesen Protest artikulierten Kostheimer im Zuge der Fällung der Lesselallee: Bitte den Mund halten, liebe Bürger? – Foto: gik

Kommentar& auf Mainz&: Was ist eigentlich so schwer daran, Anwohner mit fundierten Beschwerden einfach mal zu glauben? Sie nicht als „Nörgler“ und „Querulanten“ und „das sind doch nur einige wenige“ zu diffamieren? Sich einfach mal mit Inhalten und Personen auseinander zu setzen? Es ist doch auffällig: Jeder, der sich die Situation der Anwohner in Bretzenheim entlang der Marienborner Straße und dem Ostergraben mal persönlich vor Ort angesehen, der mit den Menschen geredet und ihre Belege gesehen und gehört hat – redet auf einmal ganz anders. ÖDP-Chef Claudius Moseler brachte es im Stadtrat wunderbar auf den Punkt: Er habe die Beschwerden ja auch erst nicht ernst genommen, sein Umdenken kam erst, als er sich selbst in die Marienborner Straße stellte.

Die Beschwerde führenden Anwohner in Bretzenheim sind keine Querulanten, und sie sind nicht einige ewig-gestrige Nörgler und Leute, die die Straßenbahn immer schon hassten oder auch sonst einen Krieg gegen die Welt führen. Mainz& hat selbst rund 20 Menschen erlebt, die höchst sachlich und völlig unabhängig voneinander fundierte Mängel und Erlebnisberichte vorbrachten, die sofort deutlich machten: Hier ist etwas derbe schief gegangen. Ob es falsche Schweißnähte sind, falsche Gleise oder holpernde Straßenbahnen – diese Menschen machen auf einen Mangel aufmerksam, weil sie keine Nacht mehr schlafen können und sich um ihre Gesundheit und die Standfestigkeit ihrer Häuser sorgen.

Warum also müssen sie mit abfälligen Kommentaren überzogen und von den Verantwortlichen mit übergroßem Misstrauen behandelt werden? Warum wird jemand, der auf einen Mangel aufmerksam macht, gleich als „Miesmacher“, „Schlechtredner“, „Nestbeschmutzer“ beschimpft? Warum wird das Transparent einer Anwohnerin mit der Aufschrift „Mainzelbahn macht Anwohner krank“ in einer Nacht-und-Nebel-Aktion eingerollt und versteckt, wie die Frau beklagt?

Alle diese Reaktionen wollen nur eines bezwecken: Kritik abwürgen, Ruhe herstellen. Bloß keinen Schatten auf das Projekt Mainzelbahn fallen lassen! Wie klug ist das aber in Zeiten, in denen sich Informationen und auch Gerüchte – richtige oder falsche – in Windeseile verbreiten? Warum brauchen MVG und Stadtspitze Wochen, um alle offensichtlichen Mängel einfach einzuräumen – und dann auch weitgehend verschämt und hinter vorgehaltener Hand? Kluge Öffentlichkeitsarbeit in modernen Zeiten geht anders, wissen Profis: Hätten MVG und Stadt von Anfang an mit offenen Karten gespielt, einfach mitgeteilt, dass Weichen und Schmieranlagen in ärgerlichen Lieferfristen von Herstellern hängen geblieben sind – Mainz hätte geschmunzelt, mitgelitten und wäre fröhlich weiter Mainzelbahn gefahren.

So aber wird Misstrauen geschürt und hinter jeder Ecke Verdacht gewittert. Das fügt der Mainzelbahn mehr Schaden zu, als alle Anfangsschwierigkeiten es gekonnt hätten. „Wir können Straßenbahn!“ sagt die MVG stolz? Mag sein – aber Souveränität hat sich noch immer und zu allen Zeiten im Umgang mit Kritik gezeigt. Vorbild dafür könnte die gerade erfolgte 200. Montagsdemo gegen Fluglärm sein: Da bedankten sich Politiker aller Couleur ausdrücklich und ausgiebig bei den Fluglärmgegnern – FÜR ihren Protest. Und baten allen Ernstes: Liebe Leute, bitte macht weiter, Euer Protest hilft! Eben.

 

 

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Fassenacht für Neubürger – Buchautor Günter Schenk erklärt Fastnacht im Offenen Wohnzimmer

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Ihr könnt mit dem ganzen Fastnachtsrummel nichts anfangen? Versteht diesen ganzen albernen Rummel nicht? Nun, Euch kann geholfen werden: Am morgigen Samstag klärt Euch ein absoluter Experte im Offenen Wohnzimmer in Mainz-Kostheim auf: Günter Schenk, Journalist und Buchautor, ist seit vielen Jahren absoluter Fastnachtsexperte. Der Mainzer kann genau erklären, woher die Fastnacht kommt, was ihre Bräuche sollen – und er hat ein durchaus kritisches Auge darauf. Schenk gehört zu den profiliertesten Kritikern der etablierten und kommerziellen Fastnacht – und zu den größten Verfechtern der ursprünglichen Fastnacht, die den Oberen auf die Finger klopft und der Gesellschaft den Spiegel vorhält.

Kulturpreisträger Günter Schenk kleiner - Foto Schenk
Günter Schenk, Journalist und Buchautor, bei der Verleihung des Kulturpreises der Deutschen Fastnacht – Foto: Schenk

„Karneval zwischen Tradition und Kommerz“ heißt denn auch Schenks vorletztes Buch, der Gebrauch des Wortes „Karneval“ sei ihm verziehen, denn Schenk analysiert darin gerade auch die wachsende Kommerzialisierung des Kölner Karnevals. Da redet der Journalist vom „Schleuderkreis der Automatismen“ der Unterhaltungsindustrie, bei der jedes Event größer, schöner, aufregender sein muss als das vorherige. Er seziert, wie Karneval als sinnfreier Party-Kommerz in die falsche Richtung abgleitet, er analysiert Karneval als Ideologie, als Wirtschaftsfaktor und als Freizeit-Kommerz.

Aber Schenk bricht auch eine Lanze für den ursprünglichen, den echten Karneval: „Viele verstehen den Karneval noch immer falsch“, schreibt Schenk, denn er schreie geradezu danach, dass sich der, der es feiert, aktiv einmischt. Karneval (und Fastnacht), das sei „ein Spiel mit Gestalt und Format“, mit festen Regeln, aber ein Fest, das gleichzeitig befreit von starren Zwängen. „Ein Spiel, in dem die Hoffnung immer siegt, das Staunen und Lernen verlangt und im besten Fall einen neuen Blick auf die Welt und sich selbst schafft.“ Übertrieben? Mitnichten: Die Eulenspiegelei des Narren ist die wahre Natur des Festes, zumindest in der Meenzer Fastnacht.

Die erklärt Schenk in seinem jüngsten Werk: 2016 erschien der Bildband „Die Mainzer Fastnacht“, darin erklärt der Journalist, dass die Geschichte dieses Festes bis ins Mittelalter zurückreicht, warum Narren Kappen tragen und wie der Narhallamarsch entstand. Es ist beileibe nicht Schenks erstes Buch über die Mainzer Fastnacht: Legendär ist sein „Fastnachts-ABC“, dazu schrieb er ein „Handbuch zur Mainzer Fastnacht“ und ein Werk über die Geschichte von „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht.“

An diesem Samstag könnt Ihr Schenk kennenlernen mit seinem Blick auf die Fastnacht: Im Offenen Wohnzimmer gibt der Fastnachtsexperte einen kleinen Einblick in die Geschichte der Mainzer Fassenacht und erklärt, woher die merkwürdigen Bräuche kommen:  Seit wann gibt es die Garden und die Karnevalsvereine? Wer hat das Helaurufen erfunden? Und seit wann wird gekleppert? „Ein Nachmittag, der nicht nur für Neu-Mainzer interessant wird“, versprechen die Organisatoren. Dazu gibt’s Kaffee, selbstgebackene Kreppel „und jede Menge Tipps, wie man sich in der närrischen Zeit in Mainz korrekt benimmt.“ Das ist nicht das Unwichtigste in dieser Stadt….

Info& auf Mainz&: Samstag, den 11. Februar 2017, um 15.00 Uhr, „Fassenacht für Neubürger (und alle, die mehr über die Geschichte der Mainzer Fastnacht wissen wollen)“ mit dem Kulturpreisträger der deutschen Fastnacht Günter Schenk im Offenen Wohnzimmer, Mainz-Kostheim, Winterstraße 13. Das Offene Wohnzimmer ist ein Stadtteiltreff, getragen von einer unabhängigen Initiative. Im Offenen Wohnzimmer finden auch Konversationskurse, Strickabende und Schachtreffs statt. Mehr Infos dazu hier im Internet. Mehr über die gesammelten Werke Schenks findet Ihr auf dieser eigenen Amazon-Seite.

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Biancas Blick auf Mainz: Mainz unter der Narrenkapp – die Karikatur auf Mainz&

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Man hat ja derzeit das Gefühl, dass ganz Mainz nur noch rot, weiß, blau und gelb sieht und der Himmel voller Narrenkappen hängt. Oder verschwindet Mainz eher gerade unter der Narrenkappe? Wie dem auch sei: Die Stadt versinkt immer mehr im Fastnachtstaumel, das Leben dreht sich um Bütt, Gardeuniform, Orden und Helau. War da noch was? Trump, Krisen, Kriege, Flüchtlingsdramen? Mainz nimmt eine Auszeit von der Weltpolitik – und hält stattdessen der Welt den Narrenspiegel vor. Herrlich närrisch eben. Der Rest der Republik mag spotten – am Fastnachtsfreitag sitzen sie doch alle wieder vor den Fernsehschirmen und lassen sich berieseln von „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht.“ Der echte Meenzer weiß: Das beste der Saalfastnacht ist da schon vorbei…. Biancas Blick auf Mainz!

 

Karikatur Bianca Mainz unter Narrenkappe kleiner

 

Info& auf Mainz&: Mehr zu Bianca Wagner erzählen wir Euch in dem Mainz&-Artikel Was eh‘ Glick! Mehr zur Fastnacht findet Ihr auf Mainz& unter der Rubrik Narretei& – viel Spaß dabei!

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Mainzelbahn heute im Stadtrat – Offener Brief fordert Anbindung des Kisselbergs – Rekord bei MVG

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Der Mainzer Stadtrat beschäftigt sich in seiner Sitzung am heutigen Mittwoch auch mit den Problemen mit der neuen Mainzelbahn, die CDU fordert in einem Antrag umfangreiche Nachbesserungen bei der Technik und eine gründliche Überarbeitung des Fahrplans. Und genau dazu erreichte uns nun ein offener Brief des Studentenwohnheims am Kisselberg: „Hier sind 3.500 Leute mal eben nicht an die Straßenbahn angeschlossen“, kritisieren die Studierenden – und fordern, die Mainzelbahn müsse auch an der ohnehin gebauten Haltestelle Kisselberg halten. Derzeit seien hingegen Buslinien gekappt worden, blieben Rollstuhlfahrer stehen und komme man nachts gar nicht mehr in das Gebiet.

Gewerbegebiet Kisselberg und FH
Das Gewerbegebiet Kisselberg von oben, die Saarstraße verläuft hier oberhalb – damals noch ohne Mainzelbahn – Foto: GVG Mainz

Der Kisselberg ist das Gewerbegebiet von Gonsenheim, gleich mehrere Großfirmen wie etwa die Coface, früher Namensgeber des 05er-Stadions, aber auch die Bundesbank haben hier große Geschäftshäuser. Rund 2.500 Beschäftigte habe das Gewerbegebiet, sagt Matthias Zürbig, dazu kommt das 2013 eröffnete Studentenwohnheim mit rund 800 Bewohnern. All das aber lasse die neue Mainzelbahn einfach links liegen, klagt Zürbig. Der Student gehört zur gewählten Hausvertretung der Studentenwohnanlage Kisselberg, in einem offenen Brief wandte sich die Hausvertretung nun an die Stadtratsfraktionen und Mitglieder des Stadtrats.

Bahnsteig da, Bahn fährt vorbei – Busse nachts komplett eingestellt

„Zweieinhalb Jahre haben wir mit Baustellen und Dreck gelebt, sind durch den Matsch zu unserer Anlage gewatet“, berichtete Zürbig nun Mainz&: „Dann kam der neue Fahrplan, und voller Erstaunen und Schreck stellten wir fest: die Bahn hält hier gar nicht.“ Dabei habe die Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) doch genau vor dem Haus eine Haltestelle gebaut, wundert sich Zürbig, und Busse würden da ja auch halten: „Da hier der Bahnsteig da ist, verstehen wir nicht, warum die Bahn hier nicht hält.“ Ein Stopp der Bahn würde doch „eine Minute mehr Zeit“ brauchen für den Fahrplan, die Infrastruktur sei vorhanden – „das ist ein enormer Schildbürgerstreich“, sagt Zürbig.

Zumal die Busanbindung des Kisselbergs seit Inbetriebnahme der Mainzelbahn deutlich schlechter geworden sei, sagt Zürbig: „Es fahren insgesamt weniger Linien“, die Taktung habe sich von zehn Minuten auf 15 Minuten ausgedehnt – und zum Gutenberg-Center und auf den Lerchenberg gebe es jetzt gar keine direkte Verbindung mehr. Auch die Campuslinie, die früher bis zum Kisselberg gefahren sei, fahre jetzt nur noch bis zur Fachhochschule, direkt ins Gebiet Kisselberg führen die Busse aber erst ab dem Mittag. Tatsächlich wird die Haltestelle „Isaac-Fulda-Allee“ seit dem Fahrplanwechsel von der Linie 55 in Richtung Hauptbahnhof erst ab 12.24 Uhr und nur bis 19.27 Uhr angefahren.

Mainzelbahn Haltestelle Kisselberg kleiner - Foto gik MVG
Die Mainzelbahn rollt derzeit am Kisselberg einfach vorbei – obwohl dort eine Haltestelle ist. Und Busse dort halten – Foto: gik/MVG

 

Rollstuhlfahrer stehen gelassen, Campuslinie gekürzt

Zudem seien Rollstuhlfahrer schon öfter einfach an der Haltestelle stehen gelassen worden, weil Busse nicht kamen oder zu voll waren, um sie mitzunehmen, berichtet Zürbig. Mehrfach hätten Busse der Linie 55 den Umweg in die Isaac-Fulda-Alle ausgelassen und die Haltestelle nicht bedient. Zudem werde „nachts der Busverkehr in den Kisselberg hinein ganz eingestellt“, berichtet Zürbig weiter, „dann muss man bis zur Haltestelle Plaza fahren, da läuft man eine Viertelstunde bis hierher über offenes Feld.“

Die Haltestelle Kisselberg war von Seiten der MVG ursprünglich nur als Ersatzhaltestelle geplant, allerdings halten hier bei Heimspielen des Bundesligisten Mainz 05 zahlreiche Busse – und auch die Mainzelbahn. Das Argument, die Haltestelle sei zu gefährlich, könne deshalb doch nicht gelten, sagt Zürbig: „Die Busse halten da ja auch.“ Das übrigens täten sie auch ohne die geplante Fußgängerbrücke, die eigentlich längst schon gebaut sein sollte. Für die Studenten macht all das wenig Sinn, sie fordern, das größte Studentenwohnheim von Mainz sowie das Gewerbegebiet an die Mainzelbahn anzubinden – einfach durch Öffnung der Haltestelle Kisselberg. Zudem solle die Campuslinie wieder bis „Kisselberg“ oder „Isaac-Fulda-Allee“ verlängert werden und die Linie 55 morgens und vormittags wieder am Kisselberg halten.

Linke fordert, Kisselberg anbinden, CDU gründliche Überarbeitung des Fahrplans

Die Forderungen hat die Linke aufgegriffen und in einem Antrag für den Stadtrat gestellt. Dort heißt es, die Isaac-Fulda-Allee müsse von 6.00 Uhr bis 22.00 Uhr angefahren werden – und die Mainzelbahn auch an der Haltestelle Kisselberg halten. Die zusätzlich benötigte Zeit für einen Stopp am Kisselberg sei „geringfügig“  in Relation zu dem Nutzen für die Beschäftigten und die Wohnbevölkerung auf dem Kisselberg. Der Haltesteig befinde sich zudem in der Nähe einer Kurve, in der die Straßenbahnen ohnehin abbremsen müssten. Und schließlich verweist die Linke darauf, dass die MVG ihren Fahrplan von und zum Lerchenberg sowieso gerade anpassen muss – die geplanten Streckenzeiten waren einfach nicht zu halten, die Mainzelbahn fuhr mit permanenter Verspätung.

Mainzelbahn Hindemithstraße mit Wendekreis
Quietschende Gleise an der Wendeschleife auf dem Lerchenberg: Warum wurde hier keine automatische Schmieranlage eingebaut? – Foto: gik

Umfassende Änderungen fordert auch die CDU-Opposition: Der Fahrplan müsse „hinsichtlich der Taktung, der Verbindungen und der Haltestellen gründlich überarbeitet“ werden, heißt es in einem Stadtrats-Antrag, dazu müssten dringend die Ampelschaltungen verbessert werden und ein umfangreiches, neutrales Körperschallgutachten in Mainz-Bretzenheim in Auftrag gegeben werden. Dort klagen mehr als 40 Anwohner entlang der neuen Strecke über massive Probleme seit dem Start der neuen Strecke – Mainz& berichtete über wackelnde Betten, klirrende Gläser und Risse in Wänden. Die MVG hat Gutachten zugesagt, will aber ihren eigenen Mainzelbahn-Gutachter entsenden – die Anwohner hingegen fordern einen neutralen Experten.

CDU fragt nach still gelegter Wendeschleife am Hechtsheimer Schinnergraben

Die CDU warnte unterdessen, das Projekt Mainzelbahn dürfe durch die Probleme mit der neuen Strecke nicht in Misskredit geraten, der ÖPNV drohe durch ausgedünnte Buslinien zugunsten der Mainzelbahn an Attraktivität zu verlieren: Die Menschen führen nun wieder mehr Auto… In einer Anfrage im Stadtrat will die CDU denn auch wissen, warum die Mainzelbahn vor Kurzem in Bretzenheim aus den Gleisen sprang, warum keine automatische Schmieranlage in der Wendeschleife auf dem Lerchenberg eingebaut wurde und wie lange noch Weichen per Hand verstellt werden müssten – wie etwa an der Saarstraße.

Zudem fragt die CDU, wo laut Planung Rasen- und Flüstergleise hätten eingebaut werden sollen, wo inzwischen elastische Gleis-Tragplatten eingesetzt wurden und wieviele noch fehlten. Und auf noch ein Problem macht die Opposition aufmerksam: Im Hechtsheimer Ortskern wurde die Wendeschleife am Schinnergraben einfach still gelegt, die Bahnen halten nun davor, die Passagiere müssen auf unebenem Boden aussteigen. Warum die Wendeschleife still gelegt wurde und wann hier eine Instandsetzung stattfindet, möchte die CDU nun ebenfalls wissen.

MVG meldet Fahrgastrekord: schon 17.000 Fahrgäste auf der Mainzelbahn

rappelvolle-mainzelbahn-voraus
Rappelvolle Mainzelbahnen gibt’s nicht nur hier bei der Eröffnung: Die MVG meldet ersten Fahrgastrekord – Foto: gik

Die MVG meldete unterdessen einen Tag vor der Stadtratssitzung einen Fahrgastrekord für die Mainzelbahn: An einem durchschnittlichen Werktag hätten im Januar mehr als 17.000 Fahrgäste eine der Straßenbahnen auf dem Weg vom oder zum Lerchenberg genutzt. „Damit kann die Mainzelbahn-Strecke bereits im zweiten Monat ihres Betriebs die eigentlich erst für Ende 2018 avisierten Fahrgastzahlen auf der neuen Strecke klar übertreffen“, freute sich MVG-Geschäftsführer Jochen Erlhof. Das sei „umso bemerkenswerter“, da man sich noch „in der Anlaufzeit“ befinde, er sei sich deshalb sicher, „dass die Mainzelbahn ihr volles Potential und ihre starke Attraktivität für die Fahrgäste in den nächsten Monaten noch weiter steigern wird, wenn die Anfangsschwierigkeiten im Fahrablauf und bei der Pünktlichkeit komplett beseitigt sind.“

Laut MVG gab es dabei rund 2.600 Ein- und Aussteiger auf dem Lerchenberg, 1.700 Ein- und Aussteiger in Marienborn sowie rund 4.800 Ein- und Aussteiger an den Bretzenheimer Haltestellen. Das zeige, dass die Bahn in den Stadtteilen sehr gut angenommen werde, betonte Erlhof, die Mainzelbahn also keinesfalls nur eine Straßenbahnverbindung von der Innenstadt zur Universität sei. Etwa 5.000 Fahrgäste hätten laut der Statistik zudem die Mainzelbahn für eine Fahrt zwischen den drei Stadtteilen oder bis zu einer der Hochschulen genutzt, das zeige, dass der Binnenverkehr in und zwischen den Stadtteilen beispielsweise zum Einkaufen oder zu den Schulen sehr hoch sei.

Visualisierung MVG Mainzelbahn in der Marienborner Straße
Schöne, neue, heile Mainzelbahnwelt? Noch nicht ganz…. – Foto: gik

Kommentar& auf Mainz&: Die Passagierzahlen für die Mainzelbahn sind stark, aber keineswegs überraschend: Es war klar, dass die Bahn eine hohe Attraktivität haben würde. So hoch ist die, dass die ersten Leser auf Mainz& schon über komplett überfüllte Bahnen zwischen Hauptbahnhof und Universität klagen. Doch die Jubelmeldungen, so verständlich sie sind, sind auch mit Vorsicht zu genießen: Die handfesten Beschwerden über die Ausdünnung des Busnetzes häufen sich seit Jahresbeginn – und sie kommen aus allen Stadtteilen. Ebersheim, Altstadt, Gonsenheim und Finthen, jetzt auch noch der Kisselberg: Ganze Gebiete einfach abzuhängen, das kann nun wirklich nicht der Sinn der neuen Mainzelbahn gewesen sein. Und dem größten Studentenwohnheim von Mainz mit knapp 800 Bewohnern nachts den Busverkehr zu kappen und tagsüber die Bahn vor dem Fenster vorbei fahren zu lassen, aber ohne Halt? Soll das ÖPNV im Jahr 2017 sein?

Abwiegeln und Schönreden? Da sagt der Bürger „Vielen Dank auch“

Gerade in Bretzenheim haben sich die Busverbindungen mit der Streichung der Linie 6 so massiv verschlechtert, dass vielen Bretzenheimern gar nichts anderes übrig bleibt, als die Mainzelbahn zu nehmen. Und noch immer klagen MVG-Nutzer und Bretzenheimer Anwohner, Antwort, nein Antwort bekomme man von der MVG nicht. Da droht gerade ein zentral wichtiges Unternehmen, viel Kredit zu verspielen – ein gefährliches Spiel in Zeiten, in denen Städten Dieselfahrverbote wegen zu hoher Abgaswerte drohen. Die Mainzelbahn droht nicht, Schaden zu nehmen, weil Leute „meckern“ – sie droht Schaden zu nehmen, weil Gleise quietschen, Bahnen rumpeln und sehr viele Menschen erheblich schlechtere Busverbindungen haben als vorher. So schafft man Verdruss – und fördert den Autoverkehr.

Die Stadtpolitik droht dabei übrigens gleich mit Schaden zu nehmen, höchste Zeit, dass sich SPD, Grüne und FDP von wachsweichen Solidaritätsbekundungen zur Mainzelbahn verabschieden – und endlich Klartext reden: Die Mainzelbahn hat einen Start mit Problemen, der Fahrplan gravierende Mängel. Beschwichtigungen und Schönreden werden da nicht weiterhelfen – so zeigt man Menschen, dass man sie nicht ernst nimmt. Jetzt muss gehandelt werden, müssen Infos auf den Tisch: Wann werden Mängel behoben, wo wird nachgebessert, wem wird wie geholfen. Dann klappt’s auch mit den Nachbarn der Mainzelbahn – und wir können uns uneingeschränkt über hohe Nutzerzahlen freuen.

Tipp: Schreibt der MVG!

Info& auf Mainz&: Die MVG bietet übrigens jedem an, der ein Problem mit dem neuen Fahrplan hat, ihm werde persönlich geholfen. Also: Meldet Euch bitte bei der MVG direkt! Einen direkten Button gibt es auf der MVG-Internetseite leider nicht, die Mobilitätsberatung erreicht Ihr aber per Telefon unter 06131 – 12 77 77 (und zwar 24 Stunden lang!) oder per Email unter verkehrscenter@mvg-Mainz.de. Oder Ihr hinterlasst Kommentare oder Beschwerde auf der MVG-Facebookseite. Aber bitte: tut es auch! Schreibt der MVG! Wir als Presse bekommen nämlich immer nur zu hören: „Also bei uns hat sich deswegen noch niemand gemeldet.“ Ihr könnt das ändern 😉

 

 

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Fifty Shades of Grey ist zurück: CineLady mit Glam Preview des zweiten Teils – und mit Möbel Martin

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Die Legende ist zurück: Am Donnerstag kommt Fifty Shades of Grey, Teil 2, in die Kinos – und Ihr könnt den Film schon einen Tag vorher sehen! Die CineLady im Cinestar Kino in Mainz lädt zum GlamPreview, und Mainz& ist natürlich auch wieder mit dabei. Die Geschichte um den smarten Milliardär Christian Grey und seine heißen sexuellen Vorlieben war die Sensation des Jahres 2011 – trotz oder gerade wegen sexueller Praktiken wie Bondage und Sado-Maso… Nun geht die Saga weiter, verfilmt von niemand Geringerem als dem „House of Cards“-Macher James Foley. Mit dabei sind alte Stars und neue wie Kim Basinger – und Mainz& präsentiert Euch einen Mainz-Star: das Möbelhaus Martin aus Mainz-Hechtsheim.

Plakat Fifty Shades of Grey Teil 2 neuEs ist sicher das heißeste Kino-Date des Frühjahrs: „Fifty Shades of Grey 2 – Gefährliche Liebe“ erzählt, wie es mit der Liebe zwischen Christian und seiner angebeteten Anastasia Steele weitergeht. Die Studentin lernte im ersten Teil Grey bei einem Interview kennen, bald verfällt sie seiner großen Leidenschaft und lässt sich immer tiefer in seine Welt der Sexualität hineinziehen. In Teil 2 trennt sich Ana – schweren Herzens – von Christian: Sie will ihre Unabhängigkeit, und sie will sich ihrer Arbeit als Redakteurin widmen. Anastasia versucht, Christian zu vergessen und stürzt sich in ihren neuen Job. Doch Christian tut alles in seiner Macht stehende, um sie zurückzugewinnen.

Auch Ana kann ihr Verlangen nicht länger unterdrücken, die beiden werden wieder ein Paar – doch das geht nicht ohne Komplikationen ab: Christians Vergangenheit wirft dunkle Schatten, ehemalige Gespielinnen tauchen auf… In den Hauptrollen sind wieder Dakota Johnson als Anastasia und Jamie Dornan als Christian Grey zu sehen, dazu Oskar-Gewinnerin Marcia Gay Harden sowie Jennifer Ehle, Luke Grimes, Rita Ora, Victor Rasuk, Eloise Mumford und Max Martini. Doch es gibt auch neue Stars, allen voran eine nun wirklich Erotik-erprobte Schauspielerin: Niemand geringeres als Kim Basinger spielt eine der alten Gespielinnen… Freut Euch auch auf Hugh Dancy, Bella Heathcote und Eric Johnson. Mit bei den Produzenten dabei ist übrigens die Autorin der Kultreihe selbst: die britische Autorin E.L. James.

Zu der Premiere eines ganz großen Films haben wir uns natürlich etwas Besonderes einfallen lassen: Lasst Euch von Mainz& und dem Möbelhaus Martin verwöhnen! Es war 2012, als Mainz endlich sein eigenes, größeres Möbelhaus bekam: Nach nur elf Monaten Bauzeit weihte die Möbelkette ein Mega-Haus im Wirtschaftspark Hechtsheim ein. 45.000 Quadratmeter groß ist die Einkaufsfläche, das entspricht rund neun Fußballfeldern, da bleiben keine Wünsche offen 😉 Betten gibt es natürlich auch bei Möbel Martin, wenn Ihr nicht lieber unkonventionellere Spielwiesen sucht 😉

Kernkompetenz sind bei Möbel Martin tatsächlich Polstermöbel, mehr als 600 ausgestellte Polstermöbelgarnituren liefern Euch die größte Auswahl der Region. Bedient werden dabei alle Altersgruppen und Geschmacksrichtungen, das gilt auch für Kernkompetenz Nummer zwei: Küchen. Über 4.000 neue Küchen liefert Möbel Martin jedes Jahr in die Häuser in und um Mainz, montiert die auch gleich mit allen Anschlüssen und hinterlässt dem Kunden ein fix und fertiges Kochfeld. Klar, dass das bei den vielen Neubaugebieten in der Zuzugsregion Mainz und Rheinhessen gut passt. 380 sehr gut ausgebildete Mitarbeiter habe man, erzählt uns Marktleiter Peter Metzger, dazu 40 Auszubildende in sieben verschiedenen Berufen – mit einer Übernahmequote von 75 Prozent.

Dazu fühlt sich Möbel Martin Mainz eng verbunden: „Wir sind ein Familienunternehmen, dass fest mit Mainz und der Region verwurzelt sein möchte, keine von oben gesteuerte Konzernfiliale“, betont Metzger. Er und seine Familie leben in Mainz, genießen Menschen und Region, die Fastnacht, die 05er, den Wein. „Wir feiern mit unseren Kunden immer wieder Feste und bieten dazu auch gerne Aktionen und Attraktionen im Einrichtungshaus“, sagt Metzger. Jetzt aber wird erst einmal bei der CineLady gefeiert – lasst Euch von uns verzaubern und verwöhnen!

Info& auf Mainz&: CineLady am Mittwoch, 8. Februar 2017, mit „Fifty Shades of Grey 2 – Gefährliche Liebe“. Los geht’s mit dem Film um 19.45 Uhr, ab 19.00 Uhr aber warten wir schon mit einer heißen Vor-Schau auf Euch – und einem Glas Prosecco und der aktuellen „Maxi“. Infos und Karten hier bei der Cinelady im Cinestar-Kino am Südbahnhof. Mehr zu Möbel Martin findet Ihr hier im Internet.

 

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