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Start 2017 Februar

Monatsarchive: Februar 2017

Luftverschmutzung und Klimawandel – Universität im Rathaus zum Thema Mensch und Umwelt

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Die vielfältigen Facetten der Wissenschaft auch außerhalb der Universität zu erleben: Das möchte die Veranstaltungsreihe „Universität im Rathaus“ auch zum Thema „Mensch – Klima – Umwelt“ ermöglichen. Seit nunmehr 36 Jahren berichten Wissenschaftler von ihren Forschungsprojekten und erläutern das Neueste aus den verschiedenen Themenbereichen. Am Dienstag geht es um ein heiß umstrittenes Thema: den Klimawandel – und das gleich in den vergangenen 1.000 Jahren. Die sind besonders wichtig, hat sich in dieser Zeit doch der menschliche Einfluss erst richtig breit gemacht, und zwar ab 1850. Wie wenig wir noch wissen über die Veränderlichkeiten des Klimas, über Mythen und Legenden – dem geht Jan Esper, Professor am Geographischen Institut der Uni Mainz am 7. Februar ab 20.00 Uhr im Rathaus nach.

In seinem Vortrag spricht Geographieprofessor Jan Esper auch über die Bedeutung von Baumjahrringen zum Erkennen von Klimadaten. – Foto: Stefan Sämmer

Unser Verständnis von natürlichen Klimavariationen wird weithin überschätzt, glaubt Esper: Wir wissen sehr wenig über die Veränderlichkeit des Niederschlags und anderer Klimaelemente. Temperaturveränderungen sind allenfalls ab dem Jahr 1400 einigermaßen gut verstanden – aber welche Bedeutung hat das mittelalterliche Klimaoptimum, eine ausgedehnte Warmphase vor etwa tausend Jahren? Der Grund hierfür ist vor allem die Datenbasis: Es gibt zu wenige gute Klimarekonstruktionen. In seinem Vortrag geht Esper deshalb auf Baumjahrringe als Datengrundlage für Klimarekonstruktionen des letzten Jahrtausends ein. Und er stellt den Kenntnisstand zu natürlichen Klimaschwankungen dar und erläutert auch, was wir über das vergangene Klima nicht wissen.

Es ist übrigens schon der fünfte Vortrag der 36. Reihe „Universität im Rathaus“ 2016/17.  Zwei Termine stehen noch aus, sie befassen sich mit dem Klimawandel aus geowissenschaftlicher Sicht sowie dem Thema Luftverschmutzung. Referenten der Universität Mainz und des Max-Plack-Instituts für Chemie werden ihren Gästen sowohl Forschungsergebnisse aus Studien präsentieren als auch auf klimatische Veränderungen der Vergangenheit eingehen. Welche Zeitperioden können erklärt werden? Wo fehlen fundierte Datengrundlagen?

Dienstag, 21.02.2017, 20.00 Uhr: Klimawandel aus geowissenschaftlicher Sicht

Der Vortrag am 21. Februar befasst sich mit dem Klimawandel aus geographischer Sicht: Das Klima unterlag nämlich während der gesamten Erdgeschichte großen Schwankungen – lange bevor der Mensch massiv in diese Abläufe eingegriffen hat. So war es in der Kreidezeit und im frühen Känozoikum (der Erdneuzeit) deutlich wärmer als heute, die Pole waren eisfrei. Und seit nunmehr 55 Millionen Jahren ist die Klimageschichte vor allem durch ein Thema geprägt: die Abkühlung der Erde. Vor 36 Millionen Jahren vereiste die Antarktis, und seit 2,7 Millionen Jahren ist unser Planet auf beiden Polen eisbedeckt.

Im Ratssaal der Mainzer Rathauses findet die Reihe „Universität im Rathaus“ auch dieses Wintersemester wieder statt – Foto: Peter Pulkowski

Können diese Prozesse durch den menschgemachten Klimawandel revidiert werden und wenn ja: in welchen Zeiträumen? Das ist eine zentrale Frage der klimaforschenden Geowissenschaften, und genau denen widmet sich am 21. Februar Gerald Haug, Direktor der Abteilung Klimageochemie. In seinem Vortrag geht es auch um die Frage, warum sich das Klima in immer kürzeren Zeitskalen verändert, und das zum Teil regional drastisch. Das beeinflusste auch die Geschichte manch einer frühen Hochkultur, Beispiele dafür sind die Mayas oder auch China.

Info& auf Mainz&: „Der Klimawandel aus geowissenschaftlicher Sicht“ am Dienstag, 21. Februar 2017, um 20.00 Uhr, mit Professor Gerald Haug im Ratssaal des Mainzer Rathauses. Auch hier ist der Eintritt frei.

Dienstag, 07.03.2017, 20.00 Uhr: „Luftverschmutzung: Das tägliche Passivrauchen“

Es ist auch ein Thema für die Stadt Mainz: Im letzten Vortrag der „Universität im Rathaus“ in diesem Wintersemester zum Thema „Luftverschmutzung: Das tägliche Passivrauchen“ präsentiert Professor Johannes Lelieveld vom Max-Planck-Institut für Chemie seine Studie von 2015 über die Auswirkungen verschiedener Emissionsquellen auf die Sterberate. In der Untersuchung widmete sich ein internationales Team erstmals der Industrie, dem Verkehr, Kohlekraftwerken, aber auch häuslichen Kleinfeuern als Smog-Produzenten. Unter Kleinfeuern verstehen die Wissenschaftler dabei Dieselgeneratoren, kleine Öfen sowie offene, stark qualmende Holzfeuer, die vor allem in Asien zum Kochen und Heizen verwendet werden.

Auto an Auto: die Rheinallee - Foto: gik
Auto an Auto: der städtische Verkehr ist in Mainz der Verursacher für schlechte Luft Nummer eins – Foto: gik

Interessante Erkenntnis: Nimmt man den Smog weltweit, sind tatsächlich die kleinen Herdfeuer Hauptverursacher für schlechte Luft. Das allerdings gilt nicht für Deutschland und Europa: Hier ist die Landwirtschaft der stärkste Verursacher von Feinstaub, gefolgt von Verkehr und Industrie. Das Thema ist alles andere als irrelevant: Weltweit sterben jedes Jahr rund 3,3 Millionen Menschen vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung, vor allem durch Schlaganfälle und Herzinfakte, aber auch durch Lungenkrebs und Atemwegserkrankungen. Diese Zahl könne sich bis 2050 möglicherweise verdoppeln, wenn die Emissionen weiter ähnlich ansteigen.

Besonders in Asien, genauer gesagt in China und Indien, sind die Schadstoffbelastungen durch Feinstaub und Ozon sehr hoch. In China sterben laut der Studie 1,4 Millionen Menschen pro Jahr an den Folgen, für die EU sprechen die Wissenschaftler von 180.000 Todesfällen pro Jahr, davon 35.000 in Deutschland. „Die Deutschen müssen auch die verschmutzte Luft aus anderen Ländern einatmen“, sagt Lelieveld. Und die Untersuchung zeigt: in Deutschland gibt es doppelt so viele Tote durch Verkehrsemissionen wie Verkehrstote. Das gibt zu denken – vor allem, weil auch in Mainz die zu hohe Belastung der Luft ein Thema ist. Mehr dazu hier auf Mainz&.

Info& auf Mainz&: „Luftverschmutzung: Das tägliche Passivrauchen“ von Professor Johannes Lelieveld am Dienstag, 7. März 2017, um 20.00 Uhr. Ort: Ratssaal im Rathaus Mainz. Eintritt frei. Den Vortrag „Das Klima der letzten 1.000 Jahre: Befunde und Mythen“ von Professor Jan Esper gibt’s am Dienstag, 7. Februar 2017, auch um 20.00 Uhr im Ratssaal des Rathauses Mainz, auch hier Eintritt frei. Die Website zur Veranstaltungsreihe findet Ihr hier.

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Tobias Mann, Aca & Pella, Margit Sponheimer – Furiose Jubiläumssitzung beim GCV zum 125. Jubiläum

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Wahnsinns-Comeback: Tobias Mann nach zehn Jahren wieder auf der GCV-Bühne - Foto: gik

An diesem Abend waren sie alle Schnorreswackler: Junge, Alte, Prominente, frühere und heutige Stars – alle, alle waren am Freitagabend in die Rheingoldhalle gekommen, um einem der ganz Großen der Mainzer Fastnacht zu gratulieren. Der Gonsenheimer Carneval-Verein (GCV) wurde 125 Jahre alt. Es wurde ein Wiedersehen mit den großen Stars, und so mancher hatte dabei eine Träne im Knopfloch…. Denn auf der Bühne standen nicht weniger als Margit Sponheimer, Oliver Mager – und Tobias Mann. Nach zehn Jahren Fastnachts-Abstinenz kehrte der Profi-Kabarettist auf die Bühne „seines“ GCV zurück, es wurde eine furiose, einmalige Party.

GCV Jubiläum - Präsidenten gratulieren aus der Bütt
Gratulierten mit herrlich viel Selbstironie: MCV, MCC, KCK und Bohnebeitel – Foto: gik

Der MCV brachte zum Jubiläum ein Zugplakettcher und freute sich, der Till feierte die Gonsenheimer Gülle und der Hoppes ließ „zu dieser schweren Stund'“ die Glocken des Doms läuten – ja, der GCV wäre nicht der GCV, wenn er sein Jubiläum und sich selbst wirklich ernst nehmen würde. 1892 gründeten ein paar Gonsenheimer in der Kneipe „Zum Xaver“ einen Fastnachtsverein, verbissene Narretei hat man seither hier nicht gelernt, wohl aber große Fastnachtskunst. In Gonsenheim beherrschen sie das Lachen über sich selbst, dazu die Eulenspiegelei, den Kokolores und fetzige Musik – fertig ist das Rezept für feinste Narrenkunst.

„125 Jahre, so alt muss man erst einmal werden“, sagte der gerade frisch ins Amt gekommene GCV-Präsident Martin Krawietz und versprach, nein, ein normaler Abend werde das nicht. „Viele haben in der Zeit ihren Fußabdruck hinterlassen“, sagte Krawietz – und in der Tat: Aus Gunsenum kamen stets große Stars der Meenzer Fastnacht, allen voran die Gonsbachlerchen und Herbert Bonewitz. Doch ausgerechnet der Altmeister lag an diesem Abend mit Bronchitis im Bett, ein Jammer. Es wurde dennoch ein unvergesslicher Abend: Eine Sitzung ohne klassisches Sitzungskorsett, ohne traditionellem Ablauf, dafür mit einem gemischten Komitee und Moderatorenduo.

Gleich zu Beginn heizten lieb gewonnene Gäste dem Saal ein: Die Musiktruppe Künzell ist seit einigen Jahren Stammgast bei der Stehung, der GCV-Fastnachts-Rock-Party, und seit vor zwei Jahren ein Trommler aus Künzell einem Gardemädchen des GCV auf offener Stehungs-Bühne einen Heiratsantrag machte, gehört man ja faktisch schon zur Familie. Mit „Major Tom“ und „1000 mal berührt“ war schnell klar: Das hier wird eine große Party.

GCV Jubiläum - Reichow und Ebling in der Bütt
Ein ganz besonderes Jubiläums-Protokoll hielten Lars Reichow und OB Michael Ebling – Foto: gik

Zum Gratulieren waren denn auch die Vertreter der drei anderen großen Fastnachtsvereine gekommen: Alexander Leber vom MCV, Friedrich Hofmann vom MCC und Hansi Greb für den KCV spielten herrlich närrisch die verkniffenen Honoratioren, die mit großer Geste Gemeinheiten von sich geben – ein herrliches Schlaglicht auf die Reibereien und Eifersüchteleien im Hintergrund. „Heute rief mich der Präsident eines großen Vereins an und sagte: Du, wir haben Krieg, sagt Facebook“, berichtete Krawietz vor der Sitzung, „wir haben sehr gelacht…“ Das tat auch das Publikum im Saal, denn einer der Gratulanten kam einfach nicht zu Wort: Helmut Schlösser von den „Bohnebeitel“ gab – mal wieder mit großer Schauspielkunst – den bodenständigen armen und ignorierten Verwandten… Großes Kino!

Noch ein anderer Bohnebeitel war zum Gratulieren gekommen: Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) begab sich höchstpersönlich in die Bütt auf der GCV-Bühne, um gemeinsam mit Kabarettist Lars Reichow ein närrisches Protokoll der Mainzer Ereignisse zu liefern. „Ans Rathaus kann ich mich nicht gewöhne“, reimte Reichow da, das sei doch nur „ein riesiger Haufen Schrott“, drum solle der OB mal ehrlich sagen: „Wann sprengen wir’s denn endlich fott?“ Nun ja, meinte der OB, „da wackelt die Wand, da bröckelt der Putz“, doch insgesamt sei doch das Rathaus „ein schöner Bau“ – und seine Sanierung werde, ganz sicher, billiger als der Bischofs-Bau von Limburg… Nun ja, so ganz kritisch kann ein OB seine eigene Politik eben doch nicht glossieren, was beweist: Es ist und bleibt eben des Narren Rolle, der Obrigkeit den Spiegel vorzuhalten.

GCV Jubiläum - Heininger Schier Entertainment
Gratulierten natürlich mit dem „Hähnchengrill“: Christian Schier und Martin Heininger – Foto: gik

Dennoch: Von ausbleibenden Marktbesuchern über den Turm des Gutenberg-Museums bis hin zur Mainzelbahn nahmen sich Reichow und Ebling die aktuellen Themen vor. Auf die quietschenden Gleise der Mainzelbahn gieße man eben Öl druff, verkündete Ebling, und „statt Altstadt-Shopping“ gebe es künftig eben „Bibel-Hopping“. Ja, die Mainzer, die haben eben für alles eine Lösung – sogar für das Mega-Problem Donald Trump. „Beim jungen Bush“ – also George W. Bush Junior – habe die Security ja damals beim Besuch alle Kanaldeckel zugeschweißt, sinnierte Ebling. Wenn man jetzt Trump einlade, dann: „Unser Plan ist, das ist kein Bluff, wenn der Trump kimmt – alle Deckel uff!“

Dann aber ging es in die Vollen: Geburtstagsständche24.de enterte die Bühne, und das konnten natürlich nur zwei sein – Martin Heininger und Christian Schier kamen mit ihrer legendären Entertainement-Nummer, der „Bratensoß‘ uff de Jack“ – und natürlich dem „Hähnchengrill“. Da gab’s kein Halten mehr im Saal. Aber die Jungs können noch viel mehr, ihre „New York, New York“-Version zum Rosenmontag ist allererste Sahne, und wenn die dann mit „Wähle 06131“ endet… Dann fehlt eigentlich nur das Original – und es kam. Ein kleiner, stark geschminkter Clown betrat ganz leise die Bühne und nahm auf dem schwarzen Flügel Platz. Das Publikum dachte sich nichts dabei – doch dann machte der Clown den Mund auf, und ein Schrei lief durch den Saal: Margit Sponheimer, das legendäre „Margittsche“, hatte zum Jubiläum eine anrührende, leise Nummer dabei.

Margit Sponheimer Clown
Ein ganz besonderer Gast mit einer ganz besonders anrührenden Nummer: Margit Sponheimer als Clown – Foto: gik

„Ihr braucht zum Fröhlichsein doch keinen Clown“, sang die Sponheimer, das wurde zu einem der großen Gänsehautmomente des Abends. Aber natürlich kam das Margittche nicht ohne ihren größten Hit von der Bühne. „Am Rosenmontag bin ich geboren“ schmetterte glückselig der Saal – auch mit ihren fast 74 Jahren ist la Sponheimer nicht nur einer der größten Narrenstars, die Mainz je hatte, sondern eine mitreißende Entertainerin. Aber sie ist ja nicht die einzige Legende: Hans Peter Betz hätte ja eigentlich als „Guddi Gutenberg“ auflaufen müssen, stattdessen zelebrierte er lieber den liebenswerten Teufel in einer weiteren legendären Nummer. Gemeinsam mit Michael Emrich und Jürgen Emig ließ er noch einmal die weinseligen Mönche aufleben, die mit dem Teufel um die Wette trinken, ganz nach dem Motto: „Im Wein liegt Wahrheit, und wer sie finden will, darf nach dem ersten Glas nicht aufgeben…“

Zur Gründungsfeier traf man sich dann noch einmal „Beim Xaver“ in Gunsenum und zelebrierte eine Ultra-Kurzfassung der großartigen Kammerspiele vom Herbst 2016 – und damit sehr elegant die Gelegenheit, alle Aktiven des GCV einmal auf die Bühne zu bekommen. Ballett, Bockius-Brüder, Beckhaus oder Fleischworschtathleten, Christoph Seib singender Wirt Brüggen oder Thomas Becker als böser Nachbar Donald Trump – der GCV zeigt ganz nonchalant im Nebensatz, was er sonst noch alles an guten Akteuren hat. „Wir sind verdammt stolz, dass wir Euch haben“, dankte Sitzungspräsident Sebastian Grom, der ganz locker als Duo mit Lea Heymann durch den Abend führte. Natürlich durften auch die Schnorreswackler, die hauseigene Gesangstruppe nicht fehlen, die zeigten mit ihrer Kurzsitzungs-Nummer schnell noch mal ihre Vielfältigkeit.

GCV Jubiläum - Oliver Mager mit Mikro zum Saal
An wen geht hier die Hommage? Oliver Mager ließ sich gerührt feiern und feierte mit seinen Hits – Foto: gik

Was aber macht den GCV so „mainzigartig“? Natürlich seine Musik: „Ich hab‘ mich verliebt…“ sang einer, der zum GCV gehört wie der wackelnde Schnorres: Oliver Mager nahm fürs Jubiläum eine Auszeit von seinem Fastnachts-Rücktritt, und es war, als wäre er nie weggewesen. Geschlossen stand der Saal, sang jede Zeile mit, schunkelte, rockte, egal ob zu „Boing, Boing“ oder bei „Konfetti in der Blutbahn“. Die rote Nase hatte Mager weggelassen, aber die „mainzigartige“ GCV-Stimmung hatte ihn schnell wieder – am Ende funkelten Tränen im Auge, und so mancher im Saal dürfte sich gedacht haben: Komm wieder, Mensch, hier gehörst du doch hin!

„Wo simmer steh’n geblieben?!“ rief noch einer in den Saal, der vor langer Zeit schon abgetreten war: Zehn Jahre ist es her, dass Tobias Mann auf einer Fastnachtsbühne gestanden hat. Inzwischen mischt der Mann als Profi-Kabarettist die Szene auf und bekommt in diesem Jahr gar den Deutschen Kleinkunstpreis für sein Hochgeschwindigkeitskabarett verliehen. Er sei ja doch einiges älter und grauer, bekannte der mittlerweile 40-Jährige, und Vater sei er auch: „Wenn Du mich heute Nacht weckst, dann wickel‘ ich Dich.“ Und dann zeigte der Mann, warum er einer der ganz großen Fastnachtsstars von Mainz war, rockte die Bühne und den Saal mit „Ei gude wie“ und „Komm doch einfach nach Mainz.“

GCV Jubiläum - Tobias Mann nah
Rückkehr auf die Bühne, wo alles begann: Tobias Mann nach zehn Jahren wieder beim GCV – Foto: gik

„Ich habe beim GCV viel gelernt, mehr als in der Schule“, bekannte „der Toby“, und staunte selbst ob der Kulisse von 2.500 begeisterten Fans im Saal. Ohne Zugabe ging das nicht, die Hymne, wie man ein Mainzer wird, durfte einfach nicht fehlen: „Sieben Schoppe musst Du übersteh’n, sieben Mal zu den Nullfünfern geh’n“. Dabei hätte sich der Saal gar nicht so anstrengen müssen: Kaum war „der Toby“ von der Bühne, kam er auch schon wieder – in einer von sechs Mülltonnen. Aca & Pella gaben zum Jubiläum noch einmal die legendäre Mülltonnen-Helau-Nummer, die sie einst auf die Fernsehbühne bei „Mainz bleibt Mainz“ katapultierte. „Es war immer was los in der Tonne“, rekapitulierte Mann, und dann gab es improvisierte Standup-Comedy vom feinsten, garniert mit alten Aca & Pella-Hits – ganz großes Fastnachtskino.

Dass die Jubiläumssitzung da mittlerweile völlig aus dem Zeitplan lief – total egal. „Es war surreal, sie hier auf der Bühne zu sehen“, staunte Sitzungspräsident Grom, und ja, auch der Toby hatte ein, zwei Tränen in den Augen… Einmalig sei das Erlebnis gewesen, versicherte Mann hinterher Mainz&, und leider meinte er das in jeder Hinsicht wörtlich.  „Wir feiern, bis ein jeder Schnorres wackelt!“ rief Tobias Mann noch in den Saal – und genau das taten die Gonsenheimer dann auch. Dem großen Finale folgte die große Party bis in die Morgenstunden im Foyer der Rheingoldhalle. Was bleibt, ist das größte Schnorres-Selfie der Welt: 1.200 Gäste im Saal posierten mit kleinen Schnurrbärten – das ist Schnorreswackler-Selfie-Weltrekord!

Info& auf Mainz&: Das Original-Schnorreswackler-Selfie zum Weltrekord findet Ihr hier bei Facebook, den GCV im Internet gibt es hier. Und unsere Fotogalerie zur Jubiläumssitzung natürlich hier:

 

 

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Heldenepos unter Schwarzlicht und in 3D – Schwarzlichthelden bieten geniales Indoor-Minigolf in Mainz

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... das ist die Erfindung von Tim Schieferstein und seinen Compagnons. Hier steht Tim an der Minigolf-Bahn, die unter die Decke geht. - Foto: gik

Die Brücke scheint wirklich zu schweben, schwerelos gleitet der Minigolfball darüber. Dazu der Kampf an der Seite von Superhelden gegen Hyänen und Dr. Evil – nein, bei den Schwarzlichthelden spielt man kein normales Minigolf. „Es findet der Heldenkampf statt, und am Ende gewinnt das Gute“, sagt Tim Schieferstein und grinst. Ausgerechnet drei Wiesbadener haben die neueste Freizeitattraktion von Mainz ins Leben gerufen: Einen Indoor-Minigolf-Kurs mitten in der Altstadt, mit Schwarzlicht, Neon-Graffiti – und in 3D. Mainz& musste das natürlich ausprobieren.

Tim Schieferstein im Schwarzlicht Parcour - Foto gik
Tim Schieferstein mit Superhelden im Schwarzlicht-Parcours. Die Neonröhren sind Teil eines Minigolf-Lochs… – Foto gik

Die Wände sind ein einziges Graffiti-Gemälde, das Schwarzlicht bringt die Neonfarben besonders zum Leuchten: Die U-Bahn scheint geradewegs auf mich zuzurauschen, die Hyäne grinst mich direkt an – und die Golden Gate Bridge schwebt über dem Boden. Das liegt an der weißen Brille, die mir Tim am Eingang überreicht hat – es ist eine 3D-Brille, der Effekt verblüffend. Die Hand des Superhelden an der Wand ragt zum Greifen nah in den Raum, auch der Drache und die Mäuse scheinen sich losgelöst im Raum zu tummeln. Minigolf unter Schwarzlicht und in 3D, im Rhein-Main-Gebiet ist das bislang einmalig.

Die Idee habe sein Partner Daniel Kayser aus Bremen mitgebracht, erzählt Tim, das nächste Schwarzlicht-Minigolf gebe es in Würzburg. „Schnell war klar, das wollen wir auch“, sagt er, „ich bin ein Spielkind, es geht ums Freizeiterlebnis und um die Geschäftsidee.“ Anderthalb Jahre dauerte es von der Idee bis zur Verwirklichung, lange suchten die Macher nach einem geeigneten Objekt. „Wir wollten das natürlich in Mainz starten“, sagt Tim, schließlich gehe er selbst nicht in Wiesbaden aus, sondern in Mainz.

Tim Schieferstein und gik im Schwarzlicht Parcour - Foto gik
Spirale, schwebende Brücke, Superheld – und dazwischen Mainz& und Schwarzlichtheld Tim Schieferstein – Foto: giks Kamera

In dem ehemaligen Schlecker-Drogeriemarkt in der Holzstraße wurden Tim und seine zwei Partner schließlich fündig. Eigentlich ist der 270 Quadratmeter große Markt doch für die 18-Loch eigentlich immer noch zu klein. Also wurden die Erfinder kreativ – und verlegten kurzerhand eine Bahn über eine Treppe und eine die Wand hoch. Durch neonfarbene Röhren und über kleine Aufzug-Spiralen wird nun der Ball an die Decke transportiert und locht hoch oben über dem Kopf ein.

Rund sechs Monate Bauzeit dauerte die Umsetzung, 128 Schwarzlicht-Lampen brauchte es – und mehr als 1.000 Stunden Sprayarbeiten aus 1.756 Farbdosen. Denn die Wände sind ein einziges Gemälde in 3D. „Uns ging es darum, eine Bildergeschichte zu erzählen, die es so nicht gibt“, erklärt Tim, der eigentlich Finanzdienstleister und Goldbarrenhändler ist. So experimentiert in einer finsteren U-Bahn-Umgebung Dr. Evil in seinem Labor und kreiert dabei böse Hyänen und andere finstere Gestalten. Dagegen stemmen sich Superhelden, doch alleine schaffen sie es nicht – der Spieler muss mit Ball und Schläger heldenhaft zur Seite stehen… „Es geht um ein völlig neuartiges Freizeiterlebnis“, sagen die Schwarzlichthelden, „und um die Schaffung eines individuellen Parcours, bei dessen Motiven die Grenzen zwischen Boden und Wand verschwimmen.“

Geschafft hat das der Mann, der die Wände bemalte: Marcel Graf alias Costwo. „Das hat mit Graffiti nur noch wenig zu tun“, sagte der 35 Jahre alte Dresdener und grinst. Costwo ist sein Sprayername, der Dresdener ist international als Spraydosenkünstler unterwegs, sein Markenzeichen: dreidimensionale Malereien, die das zweidimensionale Gemälde sprengen. In Los Angeles bemalte er die Außenfassade der Canvased Gallery, in Israel ein Geschäftsflugzeug. Das Malen, erzählt uns Marcel, sei ihm einfach in die Wiege gelegt worden, seine Inspiration hole er sich von den alten Malern, Michelangelo oder Leonardo da Vinci. „Das waren Leute, die hatten wirklich etwas drauf“, sagt er.

Costow vor Heldengemälde weit - Foto gik
Marcel Graf alias Costwo vor seinem Heldengemälde – Foto: gik

Die Motive für die Schwarzlichthelden entwickelte er selbst, Anlehnungen an Helden wie Superman sind unübersehbar, alle Motive sind aber seiner eigenen Feder entsprungen. „Alles hier drin ist doppelt gemalt“, erklärt Costwo uns das Prinzip des Malens für Schwarzlicht: Erst habe er mit normaler Farbe gesprüht, dann noch einmal mit UV-Tönen oben drüber – so wurden aus 400 Quadratmetern Wandfläche 800 Quadratmeter. Die 3D-Effekte wiederum entstehen durch ein bestimmtes Farbschema: „Mit Schwarzlicht ist es der Rotanteil, der darüber bestimmt, wie weit der Farbton nach vorne tritt“, erklärt Costwo. Also musste alles, was im Hintergrund bleiben sollte, blau und dunkel werden, was am weitesten nach vorne sollte rot oder orange. Herausstehende Elemente wurden mit Hilfe eines Bühnenbildners gestaltet – die Hand des Superhelden kann man tatsächlich anfassen. Und so wird das menschliche Auge bewusst in die Irre geführt, während von Bahn zu Bahn das Gute wieder die Überhand gewinnt…

Info& auf Mainz&: Schwarzlicht-Minigolf in 3D könnt Ihr bei den Schwarzlichthelden in der Holzstraße 24 spielen, Reservierungen via Internet werden dringend empfohlen, der Andrang ist groß. Öffnungszeiten: Montag – Donnerstag 14.00 Uhr bis 22.00 Uhr, Freitag, 14.00 Uhr bis 24.00 Uhr, Samstag 10.00 Uhr bis 24.00 Uhr und Sonntag 10.00 Uhr bis 22.00 Uhr. In den Ferien und an Feiertagen werden die Zeiten zum Teil nochmal erweitert. Preise: 9,50 Euro regulär, Studis und Schüler 8,50 Euro, Kinder von 6 bis 14 Jahren 6,50 Euro. Kindergeburtstage oder Firmenfeiern könnt Ihr hier auch feiern, Infos und Reservierungen hier im Internet.

Und eine Fotogalerie haben wir natürlich auch für Euch – bei dem Thema musste das ja sein 😉

 

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Stadt setzt Grillscouts fort und schickt sie auch in den Volkspark – Positive Bilanz Winterhafen

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Es sorgte für Aufsehen: Ein großer Holzkubus am Winterhafen, ein riesiger Haufen Glas – und danach Grillscouts, die freundlich und mit Mülltüten bewaffnet Grillende am Winterhafen darum baten, ihren Müll anschließend auch wieder mitzunehmen. 2016 startete die Stadt Mainz ein neues Abfallkonzept am Winterhafen, und zwar bewusst auf andere Art: „Wir wollten eben nicht auf althergebrachte Weise Plakate und Flyer verteilen“, sagte Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) – und zog am Donnerstag ein positives Fazit: „Die Kampagne war ein Erfolg.“ Es sei durchaus gelungen, für eine Sensibilisierung beim Müll zu sorgen, dazu sparte der städtische Entsorgungsbetrieb rund 9.000 Euro Reinigungskosten ein.

Neue Müllbehälter Winterhafen - Foto Entsorgungsbetrieb Mainz
Die neuen Müllbehälter im Winterhafen – Foto Entsorgungsbetrieb Mainz

Der Winterhafen hat sich zum wichtigsten Freizeit- und Entspannungsbereich bei warmem Wetter entwickelt. Seitdem die Mainzer in Höhe der Neustadt praktisch nicht mehr Grillen dürfen und der Bereich in Höhe des Schlosses reichlich ungemütlich gestaltet wurde, trifft man sich bei warmem Wetter auf den Wiesen am Winterhafen zum Grillen und Chillen. Doch das entwickelte sich auch zum Problem – zu einem Müllproblem nämlich. Die Mülleimer reichten schnell nicht mehr aus, auch ließen viele Chiller ihren Müll gerne einfach mal liegen.

Die Stadt beschloss, eine Sauberkeitskampagne zu starten, und ging dafür ungewöhnliche Wege: Ein Holzkubus am Winterhafen, platziert mitten auf der Wiese, sollte erst einmal neugierig machen, darinnen: Eine schöne Liegewiese mit frisch verlegtem Rasen und Grill – sauber und so, wie es sein sollte. Außen rum jedoch stellten die Entsorgungsbetriebe einfach mal für 14 Tage das Müllwegräumen ein und leerten nur die Mülleimer. „Wir haben bewusst nicht gesäubert, um zu zeigen, was dann passiert – und um den Gegensatz zur Kubuswelt deutlich zu machen“, erklärte am Donnerstag Werksleiter Hermann Winkel.

Dazu schütteten die Entsorgungsbetriebe am Fort Malakoff einen riesigen Haufen aus Altglas auf. „Das waren sechs bis sieben Wagenladungen, etwa 40 bis 50 Tonnen Glas“, sagt Winkel, „das entspricht der Menge, die wir sonst während eines Jahres allein am Winterhafen und auf der Malakoffterrasse einsammeln.“ Nach vierzehn Tagen dann begann die Stadt, ihr Entsorgungsangebot zu verbessern: Fünf große, neue Entsorgungsstationen wurden am Winterhafen eingerichtet, große Abfallbehälter mit einer Besonderheit. Die Tonnen nämlich reichen bis zu 1,5 Meter tief in den Boden und können so 1,5 Kubikmeter Müll schlucken. „Wir haben damit das Entsorgungsangebot verzehnfacht“, sagt Winkel, „am Platz sollte es nicht liegen.“

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Oberirdisch klein, unter der Oberfläche ein Riesenschlauch: Das Innenleben der neuen Müllbehälter am Winterhafen – Foto: Entsorgungsbetrieb Mainz

Doch dann passierte erst einmal etwas Verblüffendes: „Die Leute stellten ihren Müll neben die neuen Behälter“, berichtet Winkel, „man hat sie offenbar nicht als Mülleimer erkannt, weil sie so schön waren.“ Also stellte der Entsorgungsbetrieb Schilder neben die Tonnen und verbesserte die Aufschrift mit Aufklebern, mit Erfolg. Der Müll wurde deutlich besser entsorgt, die neuen Tonnen angenommen. Dafür sorgten auch die neuen Grillscouts, junge Leute, die jeweils im Team am Wochenende die Grillenden auf das Müllproblem ansprachen, Mülltüten verteilten und zum Aufräumen aufforderten.“Wir haben das abgeguckt von Köln“, gab Winkel nun zu, die jungen Leute seien mit besonderer Kleidung ausgestattet worden und hätten den Winterhafen vier Stunden lang abends abgelaufen. 14 Wochen lang, von Mitte Juni bis Ende September, wurden die zehn Scouts eingesetzt, das Ergebnis sei hervorragend gewesen: „Es war ein voller Erfolg mit den Grillscouts, die direkte Ansprache hat gefruchtet“, sagt Winkel. Der Einsatz von jungen Menschen sei „ein neuer Weg, ein Versuchsballon“ gewesen, der Erfolg aber überwältigend: Saubere Wiesen, gefüllte Müllbehälter – und 9.000 Euro weniger Reinigungskosten.

Müllscout im Winterhafen - Foto Entsorgungsbetrieb Mainz
Müllscout im Winterhafen im Einsatz – Foto: Entsorgungsbetrieb Mainz

Allerdings gab die Stadt dafür erst einmal rund 55.000 Euro aus: 9.700 Euro für die Startaktion mit Kubus und Glashaufen, 10.000 Euro kosteten die neuen Abfallbehälter. 24.200 Euro bekam die Agentur, die das neue Werbekonzept entwickelte, 11.450 Euro wandte die Stadt für die Grillscouts auf. „Es war keine Geldverschwendung, es hat sich gelohnt“, betont Dezernentin Eder, „es war vielleicht ungewöhnlich, aber es war der richtige Weg.“ Es sei durchaus gelungen, für eine Sensibilisierung in Sachen Müll für den Bereich Winterhafen zu sorgen. Zudem seien 43.900 Euro einmalige Ausgaben aus dem Etat der Entsorgungsbetriebe gewesen, Haushaltsgeld habe die Stadt dafür nicht eingesetzt.

Die Müllscouts aber seien so erfolgreich gewesen, dass die Stadt ihren Einsatz auch in diesem Jahr fortsetzen will – und sogar den Einsatzbereich ausdehnen. Auch im Volkspark und im Stadtpark habe man Probleme mit dem Müll der Erholungssuchenden, sagte Eder, die Scouts könnten diesen Bereich gut in ihre Rundgänge einbauen. Der Werksausschuss habe dem gerade einstimmig zugestimmt. Das sei ganz im Sinne einer sinnvollen Abfallpädagogik: „Wir haben auch die Aufgabe, Müllaufklärung und Säuberungskampagnen zu betreiben“, betonte Eder.

Info& auf Mainz&: Über Müllentsorgung und Energiesparen informiert auch das Umweltinformationszentrum der Stadt Mainz in der Dominikanerstraße auf der Rückseite der Ludwigsstraße. Hier bekommt Ihr auch die Gelben Säcke, und zwar kostenlos, ebenso die braune Biomülltonne und Anti-Schnakentabletten. Mehr Infos dazu hier im Internet.

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Trump sorgt für Sorgenfalten in der Wirtschaft: Jedes vierte Unternehmen rechnet mit Einbußen

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Lange hatten die Wirtschaftsvertreter bei den Handelskammern ja angesichts der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten beschwichtig, man solle doch erst einmal abwarten und Ruhe bewahren, nach den ersten elf Tagen seiner Amtsführung wächst nun auch hier die Sorge: Die Präsidentschaft von Donald Trump führe „bei einigen außenwirtschaftsaktiven Unternehmen zu Verunsicherung“, knapp jedes vierte dieser Unternehmen im Land rechne inzwischen mittelfristig mit einem Rückgang der Exporte, teilten die Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Rheinland-Pfalz nun mit. Und die Unternehmen überlegen, ob sie ihre Investitionen woanders tätigen.

Zollhafen Frankenberg Kräne im Sonnenuntergang
Rheinland-Pfalz gehört zu den exportstärksten Ländern, nun bangt die Wirtschaft um den Handel mit den USA – Foto: gik

Am 19. Januar, also einen Tag vor Trumps Inauguration als US-Präsident, hatten die IHKs noch „zu Besonnenheit“ geraten: „Es gilt zunächst abzuwarten, ob und wie Trump seine Ankündigungen nach dem Amtsantritt wahr macht und welche konkreten Schritte er unternimmt“, heißt es in einer Mitteilung. Das erledigte sich schnell: Binnen weniger Tage brachte Trump den Bau einer Mauer entlang der mexikanischen Grenze auf den Weg, stoppte das Freihandelsabkommen mit pazifischen Staaten, kündigte Strafzölle für Autobauer und Güter aus Mexiko an und erließ einen Einwanderungsstopp für Besucher aus sieben vorwiegend muslimischen Ländern, der auch Doppelstaatler sowie Reisende mit gültigen Visa und amerikanischen Arbeitserlaubnissen – den Green Cards – galt.

Nun hieß es bei der Vorstellung der Ergebnisse der turnusgemäßen Infrastrukturumfrage für Rheinland-Pfalz: „Unsicherheiten sind bekanntlich Gift für Innovationen und Investitionen.“ Das gelte „natürlich auch“ für die Geschäfte mit einem der wichtigsten Auslandsmärkte, den USA. Tatsächlich ist besonders Rheinland-Pfalz mit den USA eng verflochten: Von Januar bis November 2016 wurden Waren im Wert von rund 4,16 Milliarden Euro von Rheinland-Pfalz in die USA ausgeführt, die damit nach Frankreich der zweitwichtigste Exportpartner von Rheinland-Pfalz sind.

Zu den ausgeführten Waren zählen vor allem pharmazeutische und chemische Produkte, Maschinen, Kunststoffe und Metallerzeugnisse. Umgekehrt wurden aus den USA Waren für knapp zwei Milliarden Euro nach Rheinland-Pfalz importiert. „Vom grenzüberschreitenden Warenaustausch profitieren beide Seiten in hohem Maße“, betont Arne Rössel, Sprecher der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz. Nun aber sind die Erwartungen der Unternehmen gekippt, angesichts einer drohenden Abschottung der USA vom freien Welthandel wiesen die Erwartungen „ein negatives Vorzeichen auf.“ Diese Ergebnisse basieren auf den Antworten von 230 auf dem US-Markt aktiven Unternehmen aus Rheinland-Pfalz, sie wurde kurz vor (!) dem offiziellen Amtsantritt Trumps durchgeführt.

Gefährlich ist ein Ende des Exportbooms vor allem für Rheinhessen: Hier waren die Auftragseingänge aus dem Ausland in den vergangenen drei Monaten bei 54 Prozent der Unternehmen gestiegen und bei 31 Prozent gleich geblieben. 39 Prozent der Unternehmen erwarten sogar höhere Exporte, 58 Prozent gleich bleibende. Ob das jetzt tatsächlich so kommt, könnte fraglich werden. Gleichzeitig bewerten die Unternehmen den Binnenmarkt als „verhalten, aber stabil“ – das dürfte nicht reichen, um ausbleibende Exporte aufzufangen. Bei der Mehrheit der Unternehmen seien die Auftragseingänge aus dem Inland unverändert, heißt es von der IHK Rheinhessen.

Wirtschaft in Mainz und Wiesbaden von oben kleiner
Noch boomt die Wirtschaft in Rheinhessen, doch die Gefahren wachsen. – Foto: gik

„Sowohl für die Wirtschaft als auch für die Politik wäre es unklug, jetzt in Panik zu verfallen“, sagte Rössel. Trotzdem könnten Verunsicherungen „bestehende wirtschaftliche Verflechtungen in Gefahr bringen“, auch wenn derzeit noch drei Viertel der Unternehmen davon ausgingen, dass ihre bestehenden Geschäftsbeziehungen in die USA durch die neue Administration nicht belastet würden. „Dennoch registrieren die potenziell betroffenen Unternehmen die veränderten Töne aus Washington sehr genau und denken natürlich auch die möglichen Marktszenarien durch“, sagte Rössel. So sei nicht ausgeschlossen, dass bei den Investitionen rheinland-pfälzische Unternehmen umdächten. Die IHKs appellieren deshalb an die Politik, „den freien Handel auf internationaler Ebene zu fördern und den Aufbau von Handelsbarrieren zu verhindern.“

In den Wochen vor Trumps Amtseinführung blickte die rheinhessische Wirtschaft mit großem Optimismus in die Zukunft: Vor allem die Industrie trage „mit einem lange nicht mehr erzielten Rekordwert zur guten Stimmung in Rheinhessen bei“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz. Die aktuelle Geschäftslage werde von 63 Prozent der Industrieunternehmen als „gut“ bezeichnet, 33 Prozent als „befriedigend“, das sei so positiv wie seit 20 Jahren nicht mehr. 25 Prozent erwarteten zudem bessere Geschäfte, 67 Prozent gleichbleibende und nur noch 8 Prozent schlechtere Geschäfte.

Auch über alle Unternehmen verteilt, sieht die Stimmungslage ähnlich positiv aus: Insgesamt 45 Prozent der Unternehmen bewerteten ihre aktuelle Geschäftslage mit „gut“, 49 Prozent mit „befriedigend“ und 6 Prozent mit „schlecht“.  25 Prozent sehen bessere Geschäfte kommen, das sind etwas weniger als zuletzt, 60 Prozent erwarten gleichbleibende Geschäfte, 15 Prozent schlechtere. Der Binnenmarkt profitiere weiterhin vom Verbraucherkonsum infolge niedriger Zinsen, sagte Jertz.

Wie vorsichtig die Unternehmen aber sind, zeigt sich an Investitionen und Personal: Steigende Investitionen planen nur 28 Prozent der Firmen, im Herbst 2016 waren es noch  32 Prozent gewesen. Und nur 20 Prozent wollen ihre Beschäftigtenzahl steigern, 67 Prozent sie hingegen unverändert lassen. Allerdings planen auch nur 13 Prozent mit einem Mitarbeiterabbau – eine gute Nachricht.

Und so könnte sich die Skepsis des Präsidenten des Landesverbandes der Unternehmer in Rheinland-Pfalz Gerhard Braun bestätigen, der sagte am 9. November nach der Wahl Trumps: „Mit Trump dürften für die politischen, aber auch wirtschaftlichen Beziehungen raue Zeiten aufziehen. Im Wahlkampf hat er sich eindeutig gegen Freihandel und für neue Handelshemmnisse wie Zölle ausgesprochen. Sein Wahlkampf war eine einzige Absage an die Globalisierung. Sollte er solch eine Politik wirklich betreiben, wäre das schädlich für die USA, aber auch für die rheinland-pfälzische Wirtschaft.“

 

 

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Biancas Blick auf Mainz: Fluchlärm-Bescherung mit Torte – Die Karikatur auf Mainz&

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Gerade haben sich die Fluglärmgegner zur 200. Montagsdemonstration am Frankfurter Flughafen getroffen, da macht sich unsere Karikaturistin Bianca Wagner so ihre Gedanken über das reichlich vergiftete Geschenk der Fraport: Wenn die Bescherung von oben so überhand nimmt, dann kann das mit der Kommunikation am Boden schwierig werden – eine wahre Fluchlärm-Bescherung. Die Mainzer kennen das: Seit dem 21. Oktober 2011 ist in den Häusern der Oberstadt und der südlichen Stadtteile von Laubenheim über Weisenau und Hechtsheim bis auf den Lerchenberg nichts mehr wie zuvor. Gerade in den Sommermonaten herrscht bei Ostwind statt munterem Gespräch alle drei Minuten Zwangspause… Da sagen wir: Alles Gute zur 200. Montagsdemo! Es wird wohl noch weitere 200 brauchen…. Die Karikatur der Woche bei Mainz& kommt deshalb heute schon am Mittwoch.

 

Karikatur Bianca Fluglärm

 

Info& auf Mainz&: Mehr zu Bianca Wagner erzählen wir Euch in dem Mainz&-Artikel Was eh‘ Glick, unseren Bericht zur 200. Montagsdemo am Frankfurter Flughafen und der Frage, was sie gebracht haben, findet Ihr hier: Politik verneigt sich vor Ausdauer.

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