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Start 2017 März

Monatsarchive: März 2017

46. Rheinland-Pfalz-Ausstellung mit langem Weinabend, Grillen, Sicherem Zuhause und World Press Photo

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Sie ist die größte Verbrauchermesse von Rheinland-Pfalz, und sie war in die Jahre gekommen: Am 18. März beginnt auf dem Messegelände in Mainz-Hechtsheim die 46. Rheinland-Pfalz-Ausstellung. Die Verbrauchermesse litt in den vergangenen Jahren unter sinkenden Besucherzahlen. Nun soll eine Frischzellenkur die Schau neu beleben: Die Trend-Themen Grillen und Sicheres Zuhause sollen als neue Schwerpunktmessen neue Besucher anlocken, dazu kommen zahlreiche Neuerungen. Da gibt es das neue Hallenkonzept mit der übersichtlicheren Anordnung, zwei neue Apps fürs Smartphone, den Elektroauto-Hersteller Tesla – und erstmals die Ausstellung zum World Press Photo.

Bauen und Renovieren sind seit jeher Schwerpunktthemen auf der Rheinland-Pfalz-Ausstellung. – Foto: gik

„Wir sind seither die Leistungsschau der Vielfalt“, betonte der Geschäftsführer der Messegesellschaft RAM Regio, Sebastian Kreuser, am Mittwoch in Mainz. Wo sonst könne man so viele Anbieter wie etwa im Bereich Bauen und Renovieren nebeneinander vergleichen, habe so viele Experten auf kleinstem Raum? „Das Internet kann nicht zwingend das bieten, was die Messe bieten kann“, betonte Kreuser, „und wir lassen uns immer etwas Neues einfallen.“

Neue Themenschwerpunkte Grillen und Sicheres Zuhause

Rund 700 Aussteller präsentieren sich in diesem Jahr auf der Verbrauchermesse in zehn Themenwelten. 19 Hallen umfasst das Angebot inzwischen, damit bietet die Messe Produkte, Informationen und Veranstaltungen auf mittlerweile rund 22.000 Quadratmetern. Neu sind in diesem Jahr die Themenschwerpunkte Grillen und Sicherheit. „Alle fünf großen, namhaften Grillhersteller werden auf der Messe vertreten sein“, sagte Kreuser. Mehr als 70 verschiedene Premium-Grills stünden für den Besucher zum Anschauen parat, dazu Grillzubehör wie Bretter, Messer, Soßen und Chutneys. Auch das Thema Outdoor-Küchen werde vertreten sein, das sich immer größerer Beliebtheit erfreue. „Der Geruch in der Halle wird immer sehr gut sein“, versicherte Kreuser: Auf einem Podium wird live gegrillt.

Grillen ist das neue Schwerpunktthema bei der Rheinland-Pfalz-Ausstellung, das Weber-Grillforum ist schon seit Jahren da. – Foto: gik

Zweites großes Thema ist die Sicherheitsmesse „Sicheres Zuhause“: Dabei geht es um das aktuelle Thema Einbruchsschutz, informieren Handwerksbetriebe über einbruchssichere Fenster und Türen. Zum ersten Mal ist auch die Polizei dabei: Vertreter der Polizeipräsidien Mainz und Westhessen sowie der Landeskriminalämter von Rheinland-Pfalz und Hessen stehen den Besuchern zur Beratung zur Verfügung. „Bei fast der Hälfte der Wohnungseinbrüche bleiben die Täter inzwischen im Versuchsstadium stecken“, sagte Uwe Thome, Leiter der Mainzer Kriminalinspektion – eben weil Schlösser, Türen und Fenster immer sicherer würden. Die Experten demonstrieren denn auch, wie schnell man eine einfache Tür aufbrechen kann, das darf der Besucher auch selbst ausprobieren.

Cybermobbing, Silver Surfer und Smart Home

Ein Vortragsprogramm informiert über Sicherheit, aber auch über richtiges Verhalten in Gefahrensituationen. Ein großes Thema spielt das Thema digitaler Datenklau, Urheberrecht, Datensicherung und Cybermobbing. Auch Informationen, was man mit dem digitalen Nachlass im Netz tut, gibt es vor Ort, dazu Vorträge zum Thema sicheres Surfen im Internet für Silver Surfer von der Verbraucherzentrale. Produkte gibt es auch rund um das Thema „Smart Home“ und Wohnen im Alter – etwa den Hersteller einer Einbautür für die Badewanne für den barrierefreien Zugang zur Wanne.

Mode, Outdoor-Kleidung, Kleidung aus aller Welt – immer ein beliebtes Thema auf der Rheinland-Pfalz-Ausstellung. – Foto: gik

Das alte Kernthema der Rheinland-Pfalz-Ausstellung „Bauen und Renovieren“ findet diesem Jahr in vier Hallen statt, hier findet Ihr Jalousien und Vordächer, Tapeten, Parkett oder auch Kachelöfen, Aufzüge und Treppenlifte – viele Besucher der Rheinland-Pfalz-Ausstellung sind Senioren. In weiteren Hallen geht es um „Haushalt und Genuss“, Energiesparen und Photovoltaik, Speicherverfahren und Tipps zur neuen Heizung. Auch die beliebten Führungen durch den Energiepark Mainz gleich neben der Messe gibt es wieder – etwa des Windrads und der Power-to-Gas-Anlage, einer der modernsten Deutschlands.

Bereich Garten wieder größer, neuer Hallenplan

In Halle 7 geht es um „Gesundheit und Wellness“, Dienstleistungen wie Rente, Falschgeld oder auch Stände rund um die Landespolitik findet Ihr in der Halle 5, in den Hallen 3 und 4 gibt es Kleidung und tägliche Modenschauen. Eine eigene Halle hat jetzt auch wieder der Bereich Garten mit Pflanzen, Gartenhäusern und Gartenmöbeln. In der Halle 2 gibt’s Blumenzwiebeln und Beratung über die Anzucht, Gartenscheren und Pflanzendoktoren sowie Infos von Naturschutzverbänden wie NABU und BUND, unter anderem über Fledermäuse oder Vögel im Garten. In der Halle 10 wird über Elektroautos und auch die Förderprämien der Bundesregierung informiert, hier könnt Ihr einen Tesla S bestaunen oder auch Fahrzeuge anderer Hersteller begutachten.

Der neue Hallenplan der Rheinland-Pfalz-Ausstellung. – Grafik: RAM Regio

Die Hallen wurden in diesem Jahr neu angeordnet und wieder übersichtlicher entlang eines zentralen Mittelgangs aufgereiht. Es habe im vergangenen Jahr Kritik gegeben, so mancher sich nicht mehr zurecht gefunden, räumte Kreuser ein. Auch habe den Besuchern bei der gänzlich überdachten Lösung die frische Luft gefehlt. Nun gibt es wieder den Gang ins Freie, dazu bietet die Ausstellung zwei Eingänge: Vom Süden, wo die Bushaltestelle ist, sowie von den großen Parkplätzen an der Nordseite. Mit einem neuen Logo und einem neuen Markenauftritt will die RAM Region zudem für frischen Schwung sorgen.

Zwei neue Apps, RegioWein mit vielen Neuerungen und After-Work-Abend

Zwei neue Apps bieten erstmals für Smartphone-Besitzer die Rheinland-Pfalz-Ausstellung für die Hosentasche: Hier findet der Besucher den kompletten Katalog mit Produkten, Ausstellern, Hallenplan und Veranstaltungen von Kochshow bis hin zur Modenschau. Die zweite App enthält alle Winzer und alle Weine der Sonderschau RegioWein. Die Weinmesse wurde auf drei Tage verkürzt, das entsprach dem Wunsch der Winzer, die sich vielfach unter der Woche an ihren Messeständen reichlich einsam fühlten – tagsüber war der Drang zur Weinprobe einfach noch nicht so groß. Nun findet die RegioWein kompakt von Freitag, dem 24. März, bis Sonntag, dem 26. März, statt, das dürfte Besuchern und Winzern entgegen kommen.

45 Weingüter kommen zur Weinmesse nach Mainz, darunter Winzer von der Nahe, dem Rheingau, der Mosel, der Pfalz und natürlich aus Rheinhessen. Über 400 verschiedene Weine könnt Ihr hier probieren und auch gleich käuflich erwerben. Dafür gibt es wieder das Weindepot auf dem Parkplatz samt Kofferraum-Ladeservice – oder Ihr lasst Euch die Weine vom Winzer nachhause liefern, wenn Ihr lieber mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt. Das bietet sich vor allem am 24. März an: Da ist die RegioWein erstmals für einen langen After-Work-Weinabend bis 20.00 Uhr geöffnet.

Lieblingswein der RegioWein küren, Weinprobe zu Terroir

Probieren an der Riechstation der Weinbau-Uni Geisenheim: Messechef Sebastian Kreuser testet schon mal. – Foto: gik

Trotzdem seien die Weinstände aber auch morgens ab 10.00 Uhr besetzt, sagte RegioWein-Projektleiter Jens Schinkel, das sei auch als spezieller Service für die Gastronomiebetriebe in der Region gedacht: Die bekämen auf der RegioWein eine tolle Angebotsvielfalt hervorragender Weine speziell für ihre jeweilige Küche. „Das sollten noch mehr Betriebe nutzen“, wünschte sich Schinkel. Erstmals wird zudem der Lieblingswein der RegioWein gekürt, dafür können die Besucher per App oder auch per Stift und Papier für ihren Lieblingswein abstimmen. Am Ende winken Weinpakete oder auch ein Fach im Weinkeller Vinarmarium als Preise – was Letzteres ist, verraten wir Euch hier.

Vertreten ist zudem die Weinbau-Uni Geisenheim mit Vorträgen, Informationen zu Rebsorten und Weinanbau. Die Hochschule baut  wieder einen echten Weinberg auf der Messe auf und hat Riechstationen im Gepäck. In Vorträgen geht es „Vom Trieb zur Traube“, „Von der Traube zum Wein“ und schließlich „Vom Wein zum Genuss“, weitere Themen sind historische Rebsorten, oder wie man den unterschiedlichen Boden in Riesling schmecken kann – all das wird natürlich mit realen Weinproben untermauert.

TouristikWelt und erweiterte Faire Welten am ersten Wochenende

Am ersten Messe-Wochenende finden zudem die Sonderschauen „TouristikWelt“ und „Faire Welten“ statt. Im Bereich Touristik dreht sich vieles um den Urlaub in Deutschland von Usedom über den Schwarzwald bis hin zum Bodensee. Infos gibt es aber auch über Safaris, Kreuzfahrten und erstmals über Urlaub in Kroatien – dort locken einsame Buchten an der Felsenküste und rund 1.000 vorgelagerte Inseln die Urlauber. Rund 90 Aussteller warten in Halle 17 auf Urlaubshungrige, es geht auch um Wandern und Radtouren, erstmals dabei ist zudem die Köln-Düsseldorfer mit spannenden neuen Rheintouren wie etwa mit einem 4-Gang-Gala-Menü.

Ausstellung TouristikWelt 2016 auf der Rheinland-Pfalz-Ausstellung. – Foto: gik

Die Fairen Welten haben erstmals eine eigene Halle, hier präsentieren sich rund 40 Aussteller rund um Musik, Mode, Energie und Mobilität. Die Upcycling-Werkstatt ist wieder da, und es gibt erstmals eine Kochshow mit Rezepten und Erlebnisberichten aus aller Welt. Schon im Vorfeld der Rheinland-Pfalz-Ausstellung gibt es dazu eine eigene Eröffnungsveranstaltung, Mainz ist schließlich Fair Trade-Stadt: Am 13. März findet im Landesmuseum Mainz eine Diskussion mit lokalen und überregionalen Unternehmern zum Thema „Faire Welten? Unternehmen zwischen Markt und Verantwortung“ statt – Infos dazu hier im Internet.

Kidswelt und World Press Photo

Neu ist die Kidswelt am zweiten Messewochenende: Vom 24. bis 26. März gibt’s beim verlängerten Kinderwochenende Carrerabahn und Teniscourt, Tischkicker, Formel 1-Simulator und ein Wasserbecken mit Moving Balls für kleine und große Spielkinder. Der Messe-Kindergarten ist aber an allen Tagen geöffnet. Und die RAM Regio holt erstmals die Ausstellung „World Press Photo“ auf die Rheinland-Pfalz-Ausstellung: Neun Tage lang werden hier nun 150 preisgekrönte Aufnahmen aus Politik, Sport, Natur und dem täglichen Leben präsentiert, ein echtes Highlight. „Das ist nicht immer nur leichte Kost“, warnte Messechef Kreuser, zu sehen sind eben auch Aufnahmen wie die eines Vaters, der sein Kind gerade noch durch eine Lücke in einem Grenzzaun schiebt. Ein Plakat am Eingang soll Eltern vor dem Betreten warnen, zu sehen sind aber auch grandiose Sportaufnahmen und Naturfotos.

Info& auf Mainz&: Die 46. Rheinland-Pfalz-Ausstellung findet vom 18. bis 26. März auf dem Messegelände Mainz-Hechtsheim statt. Öffnungszeiten täglich 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr, die Weinmesse RegioWein ist am Freitag, den 24. März, bis 20.00 Uhr geöffnet. Eintritt 9,- Euro, ermäßigt 7,- Euro, Kinder bis einschließlich 12 Jahre frei. Das Parken kostet 3,50 Euro. Wer nach 14.00 Uhr kommt, zahlt nur noch 5,- Euro Eintritt und 2,- Euro fürs Parken. Das Eintrittsticket gilt auch als Ticket für Busse und Bahnen im Tarifgebiet 65 des Rhein-Main-Verkehrsverbundes. Zur Eröffnung am 18. März wird auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) erwartet. Alle Informationen unter http://www.rheinlandpfalzausstellung.de/home/, die RegioWein findet Ihr auf einer eigenen Homepage, genau hier. Die beiden Apps zur Rheinland-Pfalz-Ausstellung und zur RegioWein gibt es im App Store oder dem Store für Androids.

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Kriminalität in Mainz: Hohe Fallzahlen, weniger Einbrüche, viele Taschendiebstähle – Mainz generell sicher

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Die gute Nachricht gleich vorweg: „Wir sind trotz Landeshauptstadt, trotz vieler Events, Fußball und Demonstrationen das sicherste Oberzentrum in Rheinland-Pfalz“, sagte Martin Kuntze, der stellvertretende Leiter der Polizeidirektion Mainz stolz: „Wir haben ein hohes Maß an Sicherheit für die Bürger.“ Am Dienstag stellte das Polizeipräsidium Mainz die Statistik zur Kriminalitätslage aus dem Jahr 2016 vor, und zwar für den Raum Mainz-Worms-Bad Kreuznach, einem Gebiet mit 820.000 Einwohnern. Das Ergebnis: Die Fallzahlen zur Kriminalität in Mainz sind zwar deutlich gestiegen, das aber liegt vor allem an den vielen Flüchtlingen, die ohne Papiere einreisten – laut Gesetz ist das eine Straftat. Positiv ist vor allem, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche zurückging, ebenso Raub. Taschendiebstähle sind hingegen stark im Kommen – also passt auf Eure Portemonnaies und Taschen auf!

Mainz ist eine sehr sichere Stadt, sagt zumindest die Mainzer Polizei. – Foto: dgrimminger

61.080 Fälle von Kriminalität verzeichnete die Mainzer Polizei im Jahr 2016 insgesamt, allerdings für Mainz und Rheinhessen zusammen. Das waren 523 Fälle mehr als 2015 und ein deutlicher Höchststand in den vergangenen fünf Jahren. Damit wurden von 100.000 Einwohnern genau 7.424 Bürger Opfer einer Straftat, das entspricht einer ziemlich hohen Quote. Trotzdem muss sich in Mainz niemand unsicher fühlen, betonte Kuntze, es gebe in Mainz keine Kriminalitäts-Brennpunkte: „Wir haben in Mainz ein sehr hohes Sicherheitsniveau“, unterstrich er – im Mainzer Stadtgebiet seien die Fallzahlen sogar gesunken, „darauf sind wir sehr stolz.“

Hauptgrund für den Anstieg der Fallzahlen ist nämlich die hohe Zahl der Flüchtlinge, die 2016 nach Mainz und Rheinhessen kamen. Allein in Mainz wurden mehrere Gebäude zu Unterkünften umfunktioniert, wurden auf dem Layenhof und in der Kommissbrotbäckerei sogar Erstaufnahmeunterkünfte eingerichtet – zusätzlich zu der großen Zentralstelle in Ingelheim. Viele Flüchtlinge kamen nach ihrer langen Flucht ohne Papiere in Deutschland an – und das ist ein Verstoß gegen das Ausländerrecht. Allein 4.885 solche Fälle zählte die Polizei im Jahr 2016, im Jahr zuvor waren das nur 1.919 Fälle. Die Vorgänge würden alle an die Staatsanwaltschaft abgegeben, die Aufklärungsquote sei deshalb einhundert Prozent, erklärte der Leitende Kriminaldirektor Werner Reichert: „Bei uns erfolgt damit nur der klassische Polizeidreikampf: geknickt, gelocht, abgeheftet.“

In den Massenunterkünften für Flüchtlinge kam es immer wieder zu Schlägereien wegen der beengten Verhältnisse. – Foto: gik

Doch die Fälle treiben die Statistik in die Höhe – ohne die 4.885 Papierverstöße verübten Zugewanderte noch ganze 1.566 Straftaten. Damit wurden jenseits der Asylrechtsverstöße nur 0,2 Prozent der Zugewanderten straffällig – und diese meist wegen leichten Diebstahls (429), Vermögensdelikten (620) oder Prügeleien in Flüchtlingsunterkünften (683). „Es kam sehr oft zu Auseinandersetzungen bei der Essensausgabe oder durch unterschiedliche Schlafsituationen“, sagte Reichert, in den Massenunterkünften würden eben Menschen aus sehr unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und auch Religionen zusammengewürfelt. 128 Fälle waren schwere Diebstähle, 37 Sexualdelikte gab es.

Zum Vergleich: Insgesamt stieg die Zahl der Sexualdelikte im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums 2016 drastisch auf 596 Fälle an, das waren 147 mehr als 2015. Das lag aber im Wesentlichen an einem Täter, der Kindern im Internet sein nacktes Glied zeigte und so 83 Fälle verursachte. Der Mann steht in Bad Kreuznach vor Gericht. Allerdings habe sich nach den Vorfällen in Köln auch das Anzeigeverhalten vieler Frauen geändert, sagte Reichert. Die Aufklärungsquote ist bei Sexualdelikten immerhin mit 82 Prozent hoch, die meisten Fälle seien Beziehungstaten, betonte Reichert.

Anders bei Taschendiebstählen: Hier beträgt die Aufklärungsquote lediglich 5,3 Prozent, meist merken die Bestohlenen die Tat erst sehr viel später. 1.131 Fälle zählte die Polizei hier 2016, das waren noch einmal rund 60 mehr als im Jahr zuvor. „Vor allem in Bussen kam es zu Diebstählen, hier wie rund um das Brand-Einkaufszentrum wurden Enge und Drängeleien ausgenutzt“, sagte Reichert. Ansonsten bewegte sich die Kriminalität 2016 im vergleichbaren Rahmen wie im Vorjahr: Straftaten gegen das Leben gingen mit 23 leicht zurück, darunter waren zwei Mordfälle, die beide aufgeklärt wurden, beide waren nicht in Mainz. Die Zahl der Raubdelikte ging auf 318 zurück, die niedrigste Zahl der vergangenen zehn Jahre.

Aktion gegen Taschendiebstähle auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt: Aufklärung an der Frau. – Foto: gik

In Mainz lag das daran, dass die Beamten einige Intensivtäter festnahmen und markante Bereiche wie den Bahnhofsvorplatz, das Bleichenviertel und die Kaiserstraße intensiv ins Auge nahmen. 2015 wurden in diesem Umfeld einige Täter festgenommen, die Serien begangen hatten, das habe die Zahlen 2016 nach unten gedrückt, hieß es. 9.860 Straftaten wurden im Mainzer Stadtgebiet 2016 insgesamt begangen, davon 61,8 Prozent aufgeklärt – das sei besser gewesen, als in Wiesbaden, freute sich Kuntze. Im gesamten Präsidiumsbereich lag die Aufklärungsquote bei 65,7 Prozent. „Das ist der Hit“, freute sich Reichert, das sei die höchste Quote seit vielen Jahren.

Zufrieden zeigten sich die Polizisten vor allem mit einem Wert: Die Zahl der Wohnungseinbrüche ging um 20 Prozent zurück. 1.264 Fälle von Wohnungseinbrüchen zählte die Polizei 2016 in der gesamten Region, davon allerdings blieben 46,4 Prozent im Versuchsstadium stecken. Damit pendelten sich die Zahlen wieder auf dem Niveau früherer Jahre ein, nachdem die Einbrüche 2015 regelrecht explodiert waren – auf rund 1.600 Fälle. Das Ungewöhnliche zudem: 2015 gingen die Einbrüche nicht wie sonst in den Sommermonaten deutlich zurück, sondern der August war sogar der stärkste Einbruchsmonat – die Täter haben offenbar neue Strategien entwickelt.

Schuld waren vor zwei Jahren vor allem gewerbsmäßige Banden aus Osteuropa, die Polizei in Rheinland-Pfalz rüstete dagegen massiv auf: Landesweit wurden flexible Einsatzkonzepte erstellt, die Zusammenarbeit zwischen den Dienststellen deutlich intensiviert und die Kooperation mit den benachbarten Bundesländern erstmals strategisch ausgebaut. In Mainz wurde mit zahlreichen Kontrollen und mobilen Einsatzeinheiten verstärkt Streife gefahren, mit Erfolg: 180 Wohnungseinbrüche gab es 2016 weniger als ein Jahr zuvor. Trotzdem bleibt die Zahl auf hohem Niveau, das soll sich ändern: „Wir hoffen die Zahlen noch weiter zu senken“, betonte Reichert.

2015 wurde zudem eine Arbeitsgruppe Bandenkriminalität in allen Präsidien gegründet, allein in Mainz arbeiten hier neun Beamte. und widmeten sich im vergangenen Jahr 333 Verfahren, darunter 131 Einbrüchen. Ermittelt wurde gegen 74 Beschuldigte aus 11 Nationen, im Mittelpunkt standen auch 2016 wieder Personen aus Georgien, Rumänien und Litauen. Einer mehrköpfigen georgischen Tätergruppe konnten so 19 Einbrüche mit einem Schaden von rund 110.000 Euro im Raum Bad Kreuznach zugeordnet werden. „Es wurde sogar noch Diebesgut in Georgien sicher gestellt“, berichtete Uwe Thome, Leiter der Kriminalinspektion Mainz.

Die hohen Fallzahlen kommen auch durch Vorfälle wie die eines Intensivtäters zustande, der im April 2016 in Sörgenloch, Zornheim und Nieder-Olm an 45 Häusern einzubrechen versuchte. Erfolg hatte der Mann nur bei einem Haus, in der darauffolgenden Nacht zog die Polizei dann alles an Einsatzkräften zusammen, was greifbar war – mit Erfolg: „Morgens um 4.30 Uhr hatten wir ihn“, sagte Thome.

Insgesamt aber ist die Chance, Einbrüche aufzuklären gering, die Quote betrug 2016 nur 17,8 Prozent. Anhaltspunkte seien meist rar, die Täter hoch professionell unterwegs, sagte Thome. Die Polizei bittet deshalb auch dringend um Hinweise auf verdächtige Personen, wenn es Einbrüche in der Nachbarschaft gegeben hat, oder wenn sich Verdächtige herumtreiben. „Wählen Sie lieber einmal zu viel die 110 als zu wenig“, rät Thome: „Dumme Anrufe gibt es nicht.“ Das gelte auch, wenn seltsame Gestalten in der Nachbarschaft oder im Wohnhaus auftauchten.

„Machen Sie es den Einbrechern so schwer wie möglich“, rät Thome: „Helfen Sie sich untereinander, Nachbarschaftshilfe ist ein Punkt, wie man dem vorbeugen kann.“ Die Wohnung sollte nämlich möglichst selten einen unbewohnten Eindruck machen, dabei kann eine Lampe mit Zeitschaltuhr helfen oder ein Nachbar, der die Rollläden hochzieht. „Verstecken Sie ihren Schlüssel niemals draußen“, raten die Experten, gekippte Fenster seien zudem wie offene Fenster.

Info& auf Mainz&: Auf der Rheinland-Pfalz-Ausstellung ab dem kommenden Wochenende bietet die Polizei in der Sonderschau „Sicheres Zuhause“ zahlreiche Informationen und Tipps gegen Einbrüche, mehr dazu hier bei Mainz&. Umfangreiche Beratung und Informationen gegen Einbrüche gibt es auch bei der Polizei-Seite im Internet http://www.polizei-beratung.de/.

 

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Tag der Deutschen Einheit in Mainz: Fest des Zusammenhalts und für freiheitliche Demokratie – Do Infoabend

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Der Tag der Deutschen Einheit wird im Herbst die Innenstadt lahm legen, am Donnerstag informiert die Staatskanzlei die Anwohner über die Einschränkungen: Am 16. März 2017 um 18.00 Uhr präsentiert die Projektleitung den Anwohnern den aktuellen Planungsstand im Festsaal der Staatskanzlei Mainz. Das Großevent wird am 2. und 3. Oktober die gesamte Innenstadt mit einem großen Bürgerfest lahmlegen, dazu wird es Sperrungen rund um Dom und Rheingoldhalle während des offiziellen Festaktes geben. Auch die Aufbau- und Abbauarbeiten werden die Anwohner zu spüren bekommen. Dazu noch einmal unser Text zum Programm des Tags der Deutschen Einheit.

Mainz steht im Oktober mal wieder ein Großereignis bevor: Am 2. und 3. Oktober findet hier das Fest zum Tag der Deutschen Einheit statt. Rund 500.000 Besucher werden an den beiden Tagen erwartet, Mainz sieht es gelassen. Man sei ja Feste in dieser Dimension gewöhnt, sagte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) am Montag in Mainz. Der Tag der Deutschen Einheit sei dennoch etwas Besonderes – zuletzt war Mainz 2001 Gastgeber für das Fest der Deutschen. Mainz will sich mit Weltoffenheit, Herzlichkeit und Gastfreundschaft präsentieren, das Land Rheinland-Pfalz setzt als Ausrichter auf das Thema Zusammenhalt und freiheitliche Demokratie: Das Motto des Tages lautet „Zusammen sind wir Deutschland“ – und auch das Hambacher Fest spielt eine Rolle.

Dreyer und Ebling mit Plakat Tag der Deutschen Einheit Mainz kleiner - Foto gik
OB Ebling und Ministerpräsidentin Malu Dreyer (beide SPD) vor dem offiziellen Plakat zum Tag der Deutschen Einheit in Mainz am 2. und 3. Oktober 2017 – Foto: gik

Es war 1832, als deutsche Freiheitskämpfer und Revolutionäre hinauf zum Hambacher Schloss in der Pfalz marschierten und für ein geeintes und demokratisches Deutschland eintraten. Sie schwenkten dabei eine Fahne, ihre Farben: Schwarz, Rot und Gold. Eine dieser Fahnen des Hambacher Festes hängt heute im Plenarsaal des rheinland-pfälzischen Landtags – wenn er nicht gerade umgebaut wird. Genau mit diesem Symbol für die Demokratie will das Land in den Tag der Deutschen Einheit im Oktober in Mainz ziehen.

„Wir möchten die Menschen animieren, sich bewusst zu werden, in welchem tollen Staatsgefüge wir leben“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Montag bei einer ersten Vorstellung des Programms in Mainz. Schwarz-Rot-Gold, das stehe „für freiheitliche Demokratie“, betonte Dreyer: „Ich will nicht, dass die Rechten unsere Symbole besetzen und missbrauchen.“ Es sei Zeit, dass die Menschen in Deutschland zeigten, dass sie dafür einstehen. Staat und Demokratie bräuchten die Unterstützung der Zivilgesellschaft, betonte Dreyer mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen in Deutschland und der Welt: „Die Kraft und die Stärke unserer Demokratie hängt davon ab, wieviel sich Menschen einbringen.“

Rheinland-Pfalz hat Ende 2016 turnusgemäß den Vorsitz im Bundesrat übernommen, deshalb findet das Einheitsfest in Mainz statt. 45 Jahre nach der Wiedervereinigung solle der Tag der Deutschen Einheit vor allem ein Fest des Zusammenhalts und Miteinanders werden, sagte Dreyer, die Besucher beim Fest aktiv mitmachen können. „Wir wollen zeigen, dass die Vielfalt in unserem Land selbstverständlich ist, dass Deutschland nicht denkbar ist ohne diese Vielfalt“, betonte die Ministerpräsidentin. Im Mittelpunkt stehe das Denken: „Gemeinsam sind wir Deutschland.“ Die Landeshauptstadt Mainz sei dafür ausgesprochen gut geeignet, betonte Ebling: Mainz sei eine weltoffene und junge Stadt, hier lebten Menschen aus 170 verschiedenen Nationen.

Der Mainzer Dom mit weißer Haube - echt scheee - Foto: gik
Dom und Umgebung werden am 3. Oktober 2017 kurzfristig zur Sperrzone, solange die offiziellen Feiern laufen – Foto: gik

„Wir wollen zeigen, was wir sind: ein Völkchen, das optimistisch nach vorne schaut und gerne feiert“, sagte Ebling. Mainz werde mit Zukunftsthemen und Tradition „zeigen, was Stadt und Land zusammenhält.“ Zur reichen Stadtgeschichte von Mainz gehöre schließlich mit der Mainzer Republik 1792 auch die erste demokratische Republik auf deutschem Boden, erinnerte Ebling. Schwarz-Rot-Gold seien „die demokratischen, nationalen Farben, die für Zusammenhalt und Vielfalt stehen“, damit müsse man nicht verschämt umgehen. „Wir wollen die Einheitsfeier zu einem informativen, fröhlichen und bunten Fest für alle machen und dabei für ein Höchstmaß an Sicherheit sorgen“, sagte Dreyer.

Als Mainz 2001 zum bislang ersten Mal die Einheitsfeier ausrichtete, waren wenige Wochen zuvor die Anschläge aufs World Trade Center in New York – 9/11 genannt – passiert. Die Aufregung damals war groß, die Sicherheit exorbitant – Mainz meisterte die Herausforderung gelassen und ohne Probleme. Auch in diesem Jahr werden die Sicherheitsvorkehrungen hoch sein, die konkreten Sicherheitskonzepte würden derzeit entwickelt, hieß es heute. Eine abgesperrte Sicherheitszone soll es aber nur einmal und nur für einen kleinen Bereich geben: Rund um den Dom, das Gutenberg-Museum und die Rheingoldhalle, wenn am 3. Oktober hier die offiziellen Feierlichkeiten stattfinden.

Ab 9.30 Uhr geht es am offiziellen Feiertag der Deutschen los mit einem Empfang im Gutenberg-Museum samt Eintrag ins Goldene Buch für die Promis – zu Gast wird dann etwa der neue Bundespräsident sein, der voraussichtlich Frank Walter Steinmeier (SPD) heißen wird und jetzt noch Außenminister ist. Im Anschluss gibt es einen ökumenischen Gottesdienst im Mainzer Dom gefolgt vom offiziellen Festakt in der Rheingoldhalle. Mehr zum Programm wollte Dreyer nicht verraten, „wir wollen Sie ja überraschen“, meinte sie. Auch das Bühnenprogramm steht noch nicht fest, Details soll es dazu im Sommer geben.

Weinköniginnen Tag der Deutschen Einheit kleiner
Weinköniginnen in der Fotobox des Landes zum Tag der Deutschen Einheit: „Wie ihr seht, gab es Schwierigkeiten 7 Weinköniginnen auf 1,5 Quadratmetern unterzubringen“, postete dazu die Deutsche Weinkönigin Lena Endesfelder auf Facebook. Spaß hat’s wohl gemacht…. – Foto: Staatskanzlei Mainz

Ansonsten aber wird in Mainz am 2. Oktober ab 11.00 Uhr ein gigantisches Bürgerfest gefeiert. Quer durch die ganze Innenstadt entsteht dabei die größte Festmeile, die Mainz je gesehen hat: vom Hauptbahnhof über den Schillerplatz und die Ludwigsstraße bis zu Fischtor und Rhein, auf der Rheinpromenade zum Kaisertor und die Kaiserstraße wieder hinauf zum Hauptbahnhof. Traditionell präsentieren sich am Tag der Deutschen Einheit die 16 Bundesländer sowie Bundesinstitutionen auf den Meilen, und dabei gebe es immer viel Gutes zu essen, verriet Dreyer. Für das Fest können sich noch Gastronome und Einzelhandel mit Ständen bewerben, eine Informationsveranstaltung dazu findet am 6. März um 14.30 Uhr in der Mainzer Staatskanzlei statt.

Im Übrigen wird vor allem gefeiert: Winzer aus den sechs rheinland-pfälzischen Weinanbaugebieten werden vertreten sein, Mainz will sich mit seiner lebendigen Kunst- und Kulturszene präsentieren, wie Ebling sagte. Dazu zählte der OB vor allem die Hochschule für Musik und das Konservatorium, aber auch das Mainzer Staatstheater, junge Künstler sowie die Sparte Kleinkunst. Geplant sind außerdem Auftritte von Mine, Hanne Kah oder Comedian Sven Hieronimus. Den Abschluss bildet dann am 3. Oktober eine große Abendshow auf dem Rhein, bei der mit Licht, Animation und Musik die deutsche Geschichte inszeniert werden soll.

Die Kosten trägt freundlicherweise das Land, das 2,8 Millionen Euro an Haushaltsmitteln allein 2017 bereit stellt. Davon entfallen zwei Millionen Euro auf das Bürgerfest, dazu kommen noch Gelder von Sponsoren. „Wir freuen uns auf diesen Tag“, betonte Ebling. Und was die Organisatoren unter „Mitmachen“ verstehen, konnte man bereits beim Vorgängerfest in Dresden am 2. Oktober 2016 besichtigen: Eine Fotobox, in der man Selfie-Schnappschüsse machen kann – schwarz-rot-goldene Brillen inklusive.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Tag der Deutschen Einheit am 2. und 3. Oktober 2017 in Mainz findet Ihr hier im Internet. Eine Informationsveranstaltung für Anwohner des Festes gibt es am 16. März 2017, 18.00 Uhr, im Festsaal der Mainzer Staatskanzlei. Die Internetseite rund um die Präsidentschaft von Rheinland-Pfalz im Bundesrat findet Ihr hier.

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„Öko Fair Shoppen“ in Mainz – Textilführer listet 34 Mainzer Geschäfte mit Fairtrade-Siegeln auf

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Neues für die Fairtrade-Stadt Mainz: Der Textilführer „Öko Fair Shoppen in Mainz“ weist den Weg in die Mainzer Geschäfte, die Kleidung mit ausgewählten Fairtrade-Siegeln anbieten. Das Augenmerk liegt dabei auf Sozial- und Umweltstandards. Das 83-seitige Heft bietet vor allem Adressen und Geschäftsportraits der Läden in Mainz, die fair und ökologisch produzierte Kleidung verkaufen. Dazu gibt es kurze Beschreibungen zu Produktionsbedingungen von Kleidung in Billiglohnländern sowie Tipps, wie Ihr „korrekt“ mit Eurer Kleidung umgehen könnt.

Studierende des Geographischen Instituts der Universität Mainz haben im Frühjahr 2016 einen Fragebogen erstellt und in 121 Geschäften in der Stadt nachgefragt, ob diese sozial-ökologische Kleidung verkaufen. Letztendlich sind es 34 Geschäfte, die Produkte mit den erfragten Siegeln anbieten. Die fünf Siegel werden in dem Heft kurz vorgestellt, und es wird erklärt, welche Akzente jedes Siegel setzt. Darunter sind zwei faire Produktsiegel „Fairtrade Certified Cotton“ und „Fair Wear Foundation“ sowie drei ökologische Produktsiegel „GOTS“, „IVN Best“ und „Textile Exchange 100“ vertreten. Diese Unterscheidung in fair und ökologisch ist wichtig, denn beides bedeutet nicht dasselbe, wie im Heft genauer erklärt wird.

Bei fairem Handel gibt es einen Mindestpreis für die Produktionskosten und Löhne der Produzenten. Zudem kommt ein Fairtrade-Zuschlag hinzu, der genutzt wird, um Projekte wie den Bau von Trinkwasserbrunnen zu finanzieren. Für die Kennung als ökologische Ware spielt die Natürlichkeit der Rohstoffe die entscheidende Rolle. So sind beispielsweise umweltschädliche Chemikalien verboten und es gib strenge Regeln für Pestizide.

Das Bewusstsein für ökologische und fair gehandelte Kleidung steigt, heißt es auch in dem Vorwort zu dem kleinen Einkaufsführer. Dazu trägt auch eine gestiegene Allergieneigung bei: Immer häufiger nämlich reagieren Menschen auch auf schädliche Inhaltsstoffe in Kleidungsstücken, die dann oftmals auch aus Billigproduktionen in Dritte Welt-Ländern stammen. Der kleine Einkaufsführer geht denn auch ausführlich auf die vielfach schlechten Produktionsbedingungen etwa in Indien oder China ein und erinnert an das Fabrikunglück in Bangladesh, als 2013 eine Textilfabrik mehr als 1.100 Menschen das Leben kostete.

Es waren gerade solche Vorfälle, die dazu geführt haben, dass das Bewusstsein im Umgang mit unseren Textilien wächst. Mit dem Textilführer will die Stadt Mainz denn auch den Verbrauchern aufzeigen, welche Mainzer Geschäfte sich dieser Verantwortung stellen. Bei der Auflistung der Adressen ist auch angegeben, ob es dort Mode für Frauen, Männer oder Kinder gibt. Die zwölf „fairsten Geschäfte“ stellen sich zudem in einem eigenen Portrait selbst vor.  Zwei dieser Läden führen sogar ausschließlich ökologische und fair produzierte Kleidung.

Am Ende des Heftes folgen zwei weitere Listen: Hier sind elf Second Hand-Geschäfte in Mainz aufgeführt, darunter finden sich auch der Möbel-Flohmarkt-Laden Brockenhaus, Oxfam und die ZMO (Zusammenarbeit mit Osteuropa), eine Initiative, die ein Sozialkaufhaus betreibt. In der anderen Liste finden sich neun Läden mit hohen öko-fair Werten aus der Umfrage, die jedoch keines der fünf Siegel besitzen. Mit dabei sind Upcycler und damit Geschäfte, die Ware aus Deutschland oder der EU beziehen oder beim Produzieren von Textilien selbst Hand anlegen. Eine ausführliche Linkliste am Ende des Heftes regt zum weiteren Informieren an.

Eine Fairtrade Baumwoll-Farmerin pickt Baumwolle auf ihrer Farm in Maheshwar, India – Foto: Suzanne Lee for Fairtrade

Außerdem verrät Euch das Heftchen noch ein paar Tipps, wie Ihr selbst bewusster mit Eurer Kleidung umgehen könnt. Weniger kaufen klingt banal, aber wieviele Teile aus Eurem Kleiderschrank zieht Ihr auch wirklich an? Eine andere Möglichkeit wäre es, selbst Mützen zu stricken oder alte Jeans modern aufzufrischen. Und wenn Euch das nicht gefällt, dann könnt Ihr immer noch mit Freunden Kleidungsstücke auf Kleidertauschpartys tauschen.

Mainz ist seit 2013 Fairtrade-Stadt, in Deutschland gibt es mehr als 130 Fairtrade-Städte und Gemeinden. Diese 1992 gegründete unabhängige Initiative mit mittlerweile 30 Mitgliedsorganisationen fördert den fairen Handel und vertritt Fairtrade in Deutschland. 1992 haben 179 Staaten die Agenda 21 auf der Weltkonferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro unterschrieben. Darauf aufbauend hat sich in Mainz die Lokale Agenda 21 gegründet.  So wie die „Weltagenda“ ein nachhaltiges Wirtschaften mit Rücksicht auf die Natur und soziale Gerechtigkeit fordert, hat sich auch das Mainzer Forum für Umwelt und Entwicklung das Motto zum Ziel gesetzt: „Tu heute was für morgen“. 

Info& auf Mainz&: Den Textilführer „Öko Fair Shoppen in Mainz“ bekommt Ihr kostenlos zum Beispiel im UmweltInformationszentrum, Dominikanerstraße 2, oder zum Herunterladen im Internet auf dieser Seite. Auf der Seite fairtrade-stadt-mainz.de erfahrt Ihr auch alles über das Engagement der Stadt Mainz in diesem Bereich. Mehr über Transfair könnt Ihr auf der  Homepage nachlesen. Weitere Informationen über die Lokale Agenda 21 Mainz findet Ihr genau hier.

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Vinocamp goes Rheinhessen: Weingut-Hopping mit Farbweinprobe, Schokolade und Volker Raumland

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Das Vinocamp Rheinhessen geht in sein zweites Jahr – und taucht dieses mal ganz tief ein in Rheinhessen. Das ist ganz buchstäblich so: Nach seinem erfolgreichen ersten Auftakt vor einem Jahr findet das zweite Vinocamp Rheinhessen am 1. und 2. April in Flörsheim-Dalsheim statt. Der Weinort ganz im Süden von Rheinhessen ist Heimat von mehr als 30 Weingütern, darunter so berühmten wie die Weingüter Keller, Schales, Scherner-Kleinhanß – und des Sekthauses Raumland. Gleich neun Weingüter haben sich zusammengetan, um das zweite Vinocamp Rheinhessen zu beherbergen. Freut Euch auf tolle Diskussionen mit anderen Weinfans, Dutzende großartiger Weine und spannende Themen wie Schokolade & Wein oder auch die genialen Champagner des Volker Raumland…

Schnüffeln, reden, diskutieren und gaaanz viel Wein probieren – das Vinocamp Rheinhessen lässt Euch tief eintauchen in die wunderbare Welt des Rheinhessenweins. – Foto:

Vor einem Jahr, Mitte April 2016, fand das erste Vinocamp in Rheinhessen statt, ein ungezwungenes Treffen von rund 60 Weinfans und Weinfachleuten. Zwei Tage lang wurde in Sessions über Themen wie Modetrends im Weinbau diskutiert, wurden orange Weine entdeckt oder die 100 Jahre alte Scheurebe, wurde die Frage ausgelotet, welcher Wein zu fett, süß oder salzig passt. Es war eine intensive Entdeckungsreise in Sachen rheinhessischer Wein, die die Teilnehmer begeistert entließ: „Tolle Leute“, „ganz viel gelernt“, „ein echtes Genusswochenende“ lautete das Fazit am Ende – was Ihr hier noch einmal nachlesen könnt.

Vinocamp goes Flörsheim-Dalsheim: Neun Weingüter in Gehentfernung

In seinem zweiten Jahr geht das Vinocamp nun auf Tour hinaus nach Rheinhessen: Neun engagierte Weingüter aus Nieder-Flörsheim stellen ihre Räumlichkeiten für das Treffen zur Verfügung, alle befinden sich in einem Abstand von fünf Gehminuten in dem Weinort. Flörsheim-Dalsheim ist einer der ältesten und reichhaltigsten Weinorte Rheinhessens, seine bedeutendste Sehenswürdigkeit ist die alte Stadtmauer: Die sogenannte „Fleckenmauer“ ist die einzige erhaltene mittelalterliche Stadtmauer Rheinhessens und sicherte einst  den „Flecken“ Dagolfesheim gegen räuberische Übergriffe feindlicher Grafen und anderer Heere. Zum Warmup am Freitagabend gibt’s für die Vinocamp-Teilnehmer eine Tour entlang der Fleckenmauer mit Kulturbotschafterin Beate Hess. Davor gibt es bereits eine erste Weinprobe im Weingut Göhring, danach geht’s zum Weingut Schmitt zu Probennahme aus dem Keller.

Orange-Weinprobe beim ersten Vinocamp Rheinhessen 2016 – Foto: gik

Im Weingut Christmann findet dann am Samstagmorgen die Eröffnung des Vinocamps und die Planung der ersten Sessions statt, die zeitgleich auch im Weingut Beyer-Bähr nebenan stattfinden – ein echt spannendes Weingut-Hopping also! Wenn Ihr tatsächlich mal intensiv an einem Wochenende neun Weingüter besichtigen und viele weitere kennenlernen wollt – hier seid Ihr richtig.

Sessions werden selbst geplant, Teilnehmer breit gestreut

Die „Sessions“ von jeweils einer bis anderthalb Stunden Länge werden von den Teilnehmern selbst geplant – das Vinocamp ist organisiert als Barcamp. „Das ist eine moderne Veranstaltungsform, bei der die Teilnehmer aktiv die Themen und das Geschehen mitgestalten“, erklärt Organisatorin Marion Rockstroh-Kruft: „Das heißt, dass ALLE Anwesenden ein Thema vorschlagen oder eine „Session“, also eine Diskussionsrunde halten können – oder sich auch einfach so inspirieren lassen können.“

Damit sind die Themen nicht fix vorgegeben, sondern können sich aus dem Interesse der Teilnehmer heraus entwickeln – und aus deren Zusammensetzung. Beim ersten Barcamp waren Winzer ebenso dabei wie Marketingleute, Journalisten und ganz normale Weingenießer. „Das Vinocamp ist für alle, die sich für das Thema Wein und eben in diesem Fall speziell für die Region Rheinhessen interessieren“, sagt Rockstroh-Kruft – und eben einfach mal ein Wochenende intensiv diesem Thema widmen wollen.

Speed-Dating mit dem Rheinhessen-Winzer und große Weinverkostung am Samstagabend beim Vinocamp 2016. – Foto: gik

Wein & Schokolade, Weingläser, Seccos und Speed-Dating mit Winzern

Aber natürlich haben sich schon im Vorfeld einige Themen herauskristallisiert – und die sind einfach großartig: So wird es eine Session zum Thema Wein & Schokolade geben – freut Euch auf intensive Geschmacksexplosionen am Gaumen und die totale Verwandlung von Weinen und ihrer Süß-Sauer-Komponenten! Die Frage, welches das richtige Glas zu welchem Wein ist, wird in einer anderen Session behandelt, es ist unglaublich spannend zu erleben, wie sich ein Wein verändern kann, wenn er auf einmal mehr Raum um sich herum hat. „Richtig Dekantieren“ lautet eine weitere Runde, bei der es um die Frage geht, welche Weine man wie lange vor dem Trinken öffnen und in eine Karaffe umfüllen, also mit Luft versetzen sollte.

Die Nachmittagssessions verteilen sich am Samstag dann auf das Weingut Peth, das eine der 50 schönsten Vinotheken Rheinhessens hat und dessen junger Chef René auf rheinhessische Experimentierfreude und viel Gaumenkitzel setzt. Zweiter Veranstaltungsort ist am Nachmittag das Weingut Köth, bei dem eine Seccoverkostung ansteht – rund 30 verschiedene Seccos warten hier auf Euch, von Kürbis-Secco über Rosenblüten bis hin zu Papaya mit Chilli-Secco. Verrückt, und unglaublich kreativ. „Auf zu neuen Wegen“ lautet denn auch das passende Motto des zweiten Vinocamps, dessen Höhepunkt am Samstagabend stattfindet: ein Speed-Dating mit den rheinhessischen Winzern.

Austausch mit anderen Weinfans, Winzer treffen und löchern – das Vinocamp Rheinhessen macht einfach nur Spaß. – Foto: gik

Überraschende Erlebnisse bei Farbweinprobe garantiert

Dabei probiert Ihr Weine im Minutentakt von jeweils einem anderen Winzer, eine spannende Speed-Reise durch die Weinwelt mit tollen Winzern wie etwa vom Weingut der Stadt Mainz oder dem Weingut Braunewell. Nach dem ersten Überblick geht es in eine gemütliche Verkostungsrunde mit viel Zeit zum Vertiefen, zum Schwätzen mit den Winzern und zum gegenseitigen Austausch. Der Abend klingt mit einem Abendessen im Weingut Engel aus. Am Sonntag dann startet das Barcamp im Weingut Scherner-Kleinhanß wieder mit der Sessionplanung und weiteren Highlights, wie etwa einer Farbweinprobe.

Wer das noch nie mitgemacht hat: Freut Euch auf riesige Überraschungen, wenn der gleiche Wein im Glase auf einmal unter dem Effekt des Lichtes komplett den Geschmack wechselt und abwechselnd nach Orangen, Gras oder Wasser schmeckt… Ein absolut verblüffendes und faszinierendes Erlebnis, bei dem man auch endlich erfährt, wieso der Wein im südlichen Urlaubsdomizil so toll, zuhause aber so gar nicht mehr schmeckte… Das Weingut Scherner -Kleinhanß gehört übrigens zu den Pionieren des Wonnegaus und produziert seit Jahren preisgekrönte, spannende Rheinhessenweine.

Highlight am Sonntag: Eine Session mit Champagner-Papst Volker Raumland. – Foto: gik

Maxime Herkunft Rheinhessen stellt sich vor – und Volker Raumland

Auf dem Vinocamp stellt sich außerdem die neue Gruppe „Maxime Herkunft Rheinhessen“ vor, ein Zusammenschluss von 66 rheinhessischen Winzern, die mit ihrem Verein gemeinsam rheinhessische Weine als Maßstab in Sachen Qualität und Innovation weiter vorwärts bringen wollen. Ein absolutes Highlight erwartet die Teilnehmer dann am Sonntag: Niemand Geringeres als Volker Raumland, der Champagnerkönig von Deutschland, veranstaltet eine Session und präsentiert dabei seine grandiosen Champagner-Kreationen, die genau nach dem Vorbild der Franzosen gefertigt sind, aber hier leider nicht so heißen dürfen – und der bei Blindverkostungen regelmäßig die Franzosen schlägt… Mehr über das Gefühl des Volker Raumland für den Champagner lest Ihr hier bei Mainz&. Allein dafür würde sich der Trip nach Flörsheim-Dalsheim schon lohnen….

„Ich bin so gespannt, das neue Konzept mit den teilnehmenden Weingütern umzusetzen“, sagt Rohstrock-Kruft: „Wo kann man das Thema Wein hautnäher erleben als vor Ort bei den Winzer*innen in Rheinhessen selbst?!“ Zumal es in Flörsheim-Dalsheim wirklich ausreichend Übernachtungsmöglichkeiten gibt: Viele der Weingüter bieten nämlich auch Gästezimmer an, die meisten modern und sehr gemütlich gestaltet. Darunter sind etwa auch die Vinocamp-Weingüter Beyer-Bähr, Peth und Schmitt, die Preise liegen grob zwischen 50,- und 95,- Euro pro Nacht für ein Einzelzimmer, alle Links dazu findet Ihr über die Homepage des Vinocamps Rheinhessen.

Info& auf Mainz&: Das zweite Vinocamp Rheinhessen findet vom 1. – 2. April 2017 in Flörsheim-Dalsheim unter dem Motto „Auf zu neuen Wegen“ statt. Am Vorabend, Freitag, den 31. März, gibt es bereits einen Vorglüh-Abend, Ende ist am frühen Sonntagnachmittag. Der Preis für die beiden Tage sind gerade einmal 30,- Euro, es gibt Sonderpreise für Studenten und Blogger. Übernachtungskosten müssen selbst getragen werden, auch Abendessen kommt hinzu. Alle Infos findet Ihr auch noch einmal auf der Homepage des Vinocamp Rheinhessen, dort auch Links zu Weingütern, die Übernachtung anbieten. Die Tickets könnt Ihr direkt via Homepage kaufen, dort findet Ihr unter „Ticketkauf“ aus organisatorischen Gründen einen Link zu einer Seite auf dem Portal Xing, auf der Ihr die Tickets direkt erstehen könnt. Bitte meldet Euch an – der Countdown läuft!

Fragen zum Vinocamp oder zu den Tickets könnt Ihr auch an mrk(at)rheinhessen-live.com richten. Einen Bericht über das tolle erste Vinocamp Rheinhessen 2016 findet Ihr hier bei Mainz&, wie ein Barcamp funktioniert, erklären wir Euch hier auf Mainz&.

 

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Biancas Blick auf Mainz: Abbas Khider, Johannes Gutenberg und die große Liebe zu Mainz

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Irgendwie sehen sie sich ja fast ein bisschen ähnlich, der neue Mainzer Stadtschreiber Abbas Khider und der gute alte Johannes Gutenberg. Findet jedenfalls unsere Karikaturistin Bianca Wagner in ihrem neuesten „Blick auf Mainz“.  Der Deutsch-Iraker ist seit Dienstag offiziell der 33. Träger des Mainzer Stadtschreiberpreises, und schon jetzt liegt ihm die Stadt förmlich zu Füßen. Nicht nur Gutenberg ist verliebt in seinen neuen Untermieter, auch die Mainzer waren bei der Antrittsvorlesung am Montag gleich mal hin und weg von dem charmanten, gebildeten Literaten. Da bahnt sich doch eine Liebesbeziehung an… Er wolle gerne alles mitnehmen, was die Stadt ihm zu bieten habe, sagte Khider bei seinem Amtsantritt. Und vielleicht hat er der Gutenberg-Statue auf dem Liebfrauenplatz ja leise zugeflüstert: „Und? Wie ist es denn hier so?“ Guddis Tipp, da sind wir sicher, hat gelautet: „Das musst Du erleben!“ Wir empfehlen: Rein ins Mainzer Leben!

 

Info& auf Mainz&: Den neuen Mainzer Stadtschreiber mit seiner Lebensgeschichte und seinen Werken stellen wir Euch ausführlich in diesem Mainz&-Porträt vor. Mehr zu unserer Karikaturistin Bianca Wagner erzählen wir Euch in dem Mainz&-Artikel Was eh‘ Glick!

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Deutlich mehr Verkehrsunfälle 2016 im Stadtgebiet Mainz – Polizei kritisiert viele Unfallfluchten

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Staus, Stress und gestiegener Autoverkehr machen sich auch bei der Unfallstatistik in Mainz bemerkbar: Vergangenes Jahr zählte die Mainzer Polizei im Mainzer Stadtgebiet 7.910 Verkehrsunfälle, das waren 310 mehr als 2015. Zum Glück blieb es dabei wie im Vorjahr bei drei Toten, auch wenn jeder Tote einer zu viel ist, 1.059 Personen kamen zu Schaden. Die häufigste Unfallursache: mangelnder Abstand zum Vordermann, gefolgt von Wenden oder Rückwärtsfahren. Unfälle mit Radfahrern habe es in 293 Fällen gegeben, Kinder waren 96 mal in Unfälle verwickelt – übrigens zu 44 Prozent als Mitfahrer. Eine echte Risikogruppe sind Senioren: 1.461 Unfälle gab es 2016 mit Menschen über 65 Jahren, dabei wurden zwei Personen getötet. Drogen und Alkohol spielten nur eine sehr geringe Rolle, erbost ist die Polizei hingegen über die hohe Zahl der Unfallfluchten.

Unfälle im Mainzer Stadtgebiet fielen nur selten so dramatisch aus wie dieser. – Foto: Polizei Mainz

Bei 22,73 Prozent aller Unfälle entfernten sich die Unfallverursacher unerlaubt vom Unfallort, teilte die Polizei am Donnerstag mit und weist darauf hin, dass man damit eine Straftat begeht. Auch bei kleinen Unfällen wie Parkremplern sei unbedingt die Polizei zu informieren, betonten die Ordnungshüter, ein Zettel hinter der Windschutzscheibe reiche nicht aus. Immerhin: 48,49 Prozent der Unfallfluchten konnten aufgeklärt werden.

Insgesamt hatte die Polizei 2016 viel zu tun in Sachen Unfällen: 7.910 Fälle wurden registriert, das waren 4,08 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Immerhin: Es gab weniger Schwerverletzte, ihre Zahl sank von 129 in 2015 auf 117 im vergangenen Jahr. Als schwerverletzt gilt eine Person, wenn sie nach einem Verkehrsunfall mindestens 24 Stunden im Krankenhaus verbracht hat. Dafür gab es aber mehr Leichtverletzte, nämlich 939 Personen, das waren mehr als 2015, als es 900 Leichtverletzte gab. Unter den Toten war auch der Fall eines Mannes, der im Oktober auf der Rheinhessenstraße auf dem Weg zum Oktoberfest von einem Wagen erfasst und getötet wurde.

Kinder bis 14 Jahre waren in 96 Unfälle verwickelt, in 44 Prozent aber nicht Schuld, weil sie als Mitfahrer in Mitleidenschaft gezogen wurden. 12 Kinder wurden schwerverletzt, 68 Kinder leichtverletzt, getötet wurde keines. In 26,7 Prozent der Fälle waren Kinder mit dem Fahrrad unterwegs, als sie einen Unfall hatten, bei 24 Prozent waren sie als Fußgänger unterwegs. Ausgesprochen hoch war hingegen der Anteil von Senioren über 65 Jahren an den Unfällen im Stadtgebiet: 1.461 Unfälle gab es unter Beteiligung dieser Altersgruppe, dabei wurden 38 Personen schwerverletzt und 182 Personen leichtverletzt. 36 Prozent der verunglückten Senioren waren als PKW-Fahrer unterwegs, 23,5 Prozent als Radfahrer, 16,9 Prozent als Fußgänger und 23,5 Prozent als sonstige Verkehrsteilnehmer.

186 Unfälle gab es im vergangenen Jahr mit Fahrrädern im Mainzer Stadtgebiet. – Foto: gik

Unfälle mit Fußgängern sorgten denn auch für 105 Verletzte, auch bei fehlerhaftem Abbiegen kam es in 117 Fällen zu Personenschäden. Die Hauptursache für Unfälle im Straßenverkehr war aber zu geringer Abstand, fast die Hälfte der Crashs, nämlich 4.147 waren darauf zurückzuführen. 1.339 mal waren Wenden oder Rückwärtsfahren Ursache für einen Unfall, was uns nicht wirklich wundert: Uns ist nämlich aufgefallen, dass Fußgänger und Radfahrer oft gnadenlos hinter einem zurückfahrenden Auto schnell noch vorbeihuschen, was zu hochgefährlichen Situationen führt. Also lasst das doch bitte 😉

Missachtung der Vorfahrt war die Ursache für 527 Unfälle, überhöhte Geschwindigkeit in 292 Fällen – ein vergleichsweise niedriger Wert. Falsche Straßennutzung sorgte für 165 Unfälle, wobei immerhin 12 Personen schwer und 74 leicht verletzt wurden. Bei Unfällen mit Radfahrern wurden 39 Personen schwerverletzt, bei 186 Rad-Unfällen gab es insgesamt 196 leicht verletzte Personen. Bei insgesamt 75 Unfällen war Alkohol im Spiel, dabei wurden 29 Personen verletzt. Damit blieb die Zahl der Unfälle mit Alkohol genau gleich wie 2015, sank aber im Vergleich zu den Jahren davor deutlich.

Die Mainzer Polizei führt das auf ihre konsequenten Kontrollen sowie auf Aufklärungsveranstaltungen an Schulen und Fahrschulen sowie auf Festen zurück. Allerdings hätten sicher auch das Alkoholverbot für Fahranfänger mit seinen 0,00 Promille und das begleitete Fahren dazu beigetragen, dass die jungen Leute in der Probezeit vorsichtig geworden seien, hieß es im Polizeibericht weiter. Andere Drogen waren die Ursache für genau 15 Unfälle im vergangenen Jahr, das waren erneut genauso wenige wie im Vorjahr. Allerdings sind die Folgen meist gravierend: Bei einem Drittel der Unfälle, die durch Alkohol oder Drogen verursacht wurden, kamen auch Menschen zu Schaden, insgesamt 31.

In Mainz ist also diesen Zahlen zufolge die Unfallursache Nummer eins gar nicht, wie oft behauptet, schnelles Fahren, sondern vor allem Unachtsamkeit – die ist für Auffahrunfälle, Crashs mit Fußgängern oder Verletzten beim Abbiegen verantwortlich. Offenbar sind die Mainzer 2016 stark gestresst gewesen – und der eine oder andere hatte vielleicht auch sein Handy am Ohr…. Darüber gibt die Statistik aber leider keine Auskunft.

 

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Neues Philosophicum II auf dem Uni Campus – 100 Büroräume auf 1.700 Quadratmetern

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Hexengruppe Rosenmontagszug
cibo

Freude bei den Geisteswissenschaftlern: Der neue Ergänzungsbau Philosophicum II an der Universität Mainz ist am Montag eingeweiht worden. Er schließt direkt an das alte Philosophicum aus den 1960er Jahren an. In dem Neubau werden ab April rund 160 Beschäftigte neue Büro- und Besprechungsräume vorfinden. Dieses Gebäude sei dringend notwendig gewesen, betonte Universitätspräsident Georg Krausch zur offiziellen Einweihung. Sobald die Möbel im kommenden Monat ankommen, werden unter anderem Mitarbeiter der Fächer Politik, Soziologie, Medien und Sport, Philosophie und Philologie sowie der Geschichte dort einziehen. Auch Beschäftigte des Zentrums für Lehrerbildung gehören zu den neuen Bewohnern.

Der Neubau des Philosophicums II mit dem Übergang zum alten Philosophicum auf dem Mainzer Uni-Campus. – Foto: cibo

Der Uni-Campus weist noch viele veraltete Gebäude auf, die den aktuellen Anforderungen zur effektiven Forschung nicht mehr entsprechen. Dass die Mittel für Bauinvestitionen fehlen, hatte der Uni-Präsident Mainz& schon beim Interview zum 70. Geburtstag der Universität erzählt. Daher könnten die nicht mehr genutzten Häuser aber auch nicht abgerissen werden und trüben weiter das Bild vom Campus wie beispielsweise eine leerstehende Chemiebarracke in der Mitte des Universitätsgeländes. An so manchen Stellen wird jedoch schon gebaut, zum Beispiel das neue Biozentrum, um die derzeit verteilten Biologiefächer zusammenzubringen, und eben das nun fertige Philosophicum II.

100 neue Büros auf 1.700 Quadratmetern

Zum ersten Mal hat die Universität in dieser Größenordnung einen Neubau in eigener Bauherrschaft errichtet, ohne die Unterstützung des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB). Das Vorhaben hätte sonst nicht so schnell realisiert werden können, berichtete Krausch. Die rund sieben Millionen Euro aus universitären Mitteln für das Bürogebäude mit Keramikfassade kamen deshalb zur Hälfte aus dem Hochschulpakt II und zur Hälfte aus der Stiftung Mainzer Universitätsfonds.

Seit Mai 2016 wurde an dem Systembau des neuen Philosophicums II gearbeitet. Durch die Planung der Universitätsverwaltung zusammen mit dem Architektenbüro „H2S Architekten“ aus Darmstadt entstand ein vierstöckiges Gebäude mit Teilunterkellerung auf einer Grundfläche von 55 mal 12 Metern. Die Fläche von 1.700 Quadratmetern bietet Platz für 48 Einzel-, 39 Doppel- und 12 Dreierbüros sowie Besprechungsräume und Flurzonen mit Kopiernischen und Lagerflächen. Ein zentral gelegener Aufzug ermöglicht einen barrierefreien Zugang in das gesamte Haus. Außerdem ist das Gebäude auf Höhe der ersten Etage durch eine Verbindungsbrücke mit dem alten Philosophicum verbunden. Ein Teil des Gebäudes besitzt eine feste Bürospange mit unveränderbar festgelegter Raumaufteilung. Ein anderer Teil hingegen ist mit einer flexiblen Bürospange ausgestattet. Je nach Bedarf an Raum können dort die Zwischenwände demontiert und neu zusammengefügt werden.

Entlastung für die Mitarbeiter durch das neue Gebäude

Helle neue Büros links und rechts vom Gang auf jeder Etage: Rund 100 neue Büros schafft das Philosophicum II. – Foto: cibo

In den Geistes- und Sozialwissenschaften der Universität sind rund 20.000 Studierende in 120 Studiengängen eingeschrieben. „Wir freuen uns wirklich sehr, denn es bringt uns einige Entlastung“, sagte Dekan Stephan Jolie vom Fachbereich Philosophie und Philologie am Montag zur Einweihung. Bisher mussten einige Mitarbeiter der Institute über den Campus verteilt oder sogar außerhalb, auf der anderen Seite der Saarstraße neben der Bundesbank, untergebracht werden, weil über Jahre die Kapazitäten beschränkt waren. Durch die Lage des neuen Gebäudes am Jacob-Welder-Weg soll die „Campusallee“ vom Fußgängereingang zur Zentralmensa visuell und von der Bebauung gestärkt werden.

Die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften bräuchten keine teuren Labore, jedoch eine gute Medieninfrastruktur sowie genug Raum, sagte Konrad Wolf (SPD), Wissenschaftsminister von Rheinland-Pfalz. Dieser Raum sei mit dem neuen Gebäude entstanden. Dem gegenüber machte  Dekan Jolie deutlich, dass dies „nur ein kleiner Tropfen auf einem großen Stein“ sei. Das alte Philosophicum sei ein oft genutztes und belastetes Gebäude, bei dem eine „Grundsanierung notwendig und unabweisbar“ sei. Und so könne im Advent kaum eine Kerze angezündet werden, da die Fenster so undicht seien, berichtete Jolie mit einem Seitenblick auf den Minister. Zudem gebe es beängstigende Risse in manchen Stützpfeilern. Diese Generalsanierung könne jedoch nicht von der Uni allein getragen werden, genauso wenig die Sanierung der Universitätsbibliothek.

Info& auf Mainz&: Das Interview mit dem Universitätspräsident Georg Krausch findet Ihr hier zum Nachlesen auf Mainz&.

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„Ich habe mir in der deutschen Sprache eine Heimat erfunden“ – Abbas Khider ist 33. Mainzer Stadtschreiber

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Er lacht viel, er gestikuliert mit den Händen, wird leidenschaftlich, wenn es um Sprache geht, um Literatur, um Politik: Abbas Khider, gerade 44 Jahre alt geworden, sitzt im saloppen Kapuzenpullover auf dem Sofa in der Stadtschreiber-Wohnung von Mainz. Er redet über seine Beziehung zur deutschen Sprache, über Politik, über Flucht, Asyl und die schier unmögliche Aufgabe, sich im Exil eine neue Heimat zu schaffen. Am Dienstag wurde der Deutsch-Iraker in sein Amt als 33. Mainzer Stadtschreiber eingeführt – es dürfte ein ausgesprochen spannendes Jahr werden: Khider nämlich ist neugierig auf Menschen und Orte. Und er ist ein genauer Beobachter seiner Umgebung – jemand, der als Schriftsteller der Gesellschaft den Spiegel vorhält. Willkommen in Mainz, Mr. Eulenspiegel!

Bücher sind seine Leidenschaft, die Sprache seine Zuflucht: Abbas Khider ist der 33. Mainzer Stadtschreiber. – Foto: gik

 

Flucht, Migration, Asyl, es sind die großen Themen von Abbas Khider in seinen bislang vier Romanen – und die großen Themen in seinem eigenen Leben. Geboren 1973 in Bagdad wurde Khider als Abiturient wegen politischer Aktivitäten gegen Saddam Hussein verhaftet, gefoltert und von 1993 bis 1995 gefangen gehalten. Nach seiner Flucht ersuchte er im Jahr 2000 in Deutschland um Asyl, seit 2007 ist er deutscher Staatsbürger und lebt heute mit seiner Familie in Berlin. „Ich wollte gar nicht hierher, ich wollte nach Schweden“, erzählte er jüngst in einem Interview dem ZDF. Khider blieb in Deutschland hängen, das erste Deutsch lernte er in Passau, studierte später in München und Potsdam deutsche Literatur und Philosophie.

„Wenn man viele philosophische Texte von Verrückten wie Heidegger und Kant liest, das ist nicht einfach zu verstehen“, sagt Khider und lacht, wieder einmal. Sein Kampf mit der deutschen Sprache, es war nicht nur ein Bemühen um das Meistern eines Studiums: Khider schrieb Gedichte, am Anfang auf Arabisch. Aber irgendwann habe ihm etwas gefehlt, sagt er: „Man lebt im Exil, man hat kein Publikum“, beschreibt er die Leere des Schriftstellers: „Man hat das Gefühl, man wäre allein, man weiß nicht, was macht man mit den Ideen, die man hat.“ Denn seine Umgebung, die war inzwischen Deutsch geworden, „die deutsche Sprache, das ist mein deutscher Alltag geworden.“

Khider studierte deutsche Literatur, las deutsche Lyrik von Hilde Domin, Rilke, Enzensberger. Deren Gedichte habe er ins Arabische übertragen und dann zurück ins Deutsche, mit seinen eigenen Worten, „um zu sehen, ob ich wirklich in Deutsch dichten kann“, erzählt er. Seine Beziehung zum Deutschen, das sei wie mit einer Frau und doch ganz anders: Bei Mann und Frau, da gehe es um Sex, „und dann irgendwann kommt eine Art Liebe“, sagt Khider. Mit der Sprache sei das ganz anders: „Da geht es um Kennenlernen, nicht um Sex, und bis man verliebt ist, dauert es Jahre.“ Dann, irgendwann, „kann man gute, schöne Stellungen schaffen“, sagt er und grinst.

Khider mit seinem jüngsten Roman von 2016, „Ohrfeige“, dem fiktiven Monolog eines Asylbewerbers über Deutschland. – Foto: gik

Gute, schöne Stellungen, in der Tat: In seinen bislang vier Romanen schreibt Khider schnörkelloses und gleichzeitig kraftvolles Deutsch, mitreißend, direkt, virtuos. Er habe sich, sagte er einmal in einem Interview, „in der deutschen Sprache eine Heimat erfunden und lebe darin.“ Darin sei er nahe an der amerikanischen Literatur, erzählt Khider in der Mainzer Stadtschreiber-Wohnung, dort ist das Thema, sich eine Identität in der Fiktion zu schaffen, seit vielen Jahren hochaktuell. Es war 2003, als ihm klar geworden sei, dass er im Irak nicht mehr leben könne, erzählt Khider, da habe er beschlossen, „das Exil zum Projekt zu machen, es zu verfremden.“ Denn eines stelle sich jedem Geflüchteten irgendwann: „Man muss mit dem Exil umgehen, sonst kann das Exil einen umbringen.“

In Exilliteratur, sagt er noch, werde viel getrauert, das sei nicht Seins: „Ich will nicht trauern, ich will nicht die Rolle des Opfers spielen, ich will der Täter sein.“ Und so mischt sich der Deutsch-Iraker ein in die Gesellschaft, die seine geworden ist, zeichnet ihre Charaktere in genauen Porträts nach – und hält den Deutschen den Spiegel vor. 2016 tat er das meisterhaft mit seinem vierten Roman „Ohrfeige“, in dem er anhand seines Protagonisten Karim hautnah aus der Perspektive eines Flüchtlings zeigt, wie sich Deutschland anfühlt beim Ankommen, bei der Asylsuche, im Behördendschungel.

„Wir lernen bei Ihnen, wie sich Flucht und Fremde anfühlen, wie die Menschen empfinden, was sie durchmachen“, sagte am Dienstag ZDF-Kulturchef Peter Arens bei Khiders Einführung im Mainzer Rathaus. Das gelinge in einer „überwältigend schlüssigen und klaren Sprache“, die den Leser packe, die „nicht vor Autorenstolz trieft“ oder „fruchtlose Ehrfurcht“ hervorrufen solle. „Tief und facettenreich“ leuchte Khider das Motiv der Fremdheit aus und zeige zugleich, wie man Fremdheit durch Geschichten abbauen kann. Angesichts von „Abschottungswahnsinn und nationaler Egoismen sind Stimmen wie Ihre jetzt noch wichtiger als zuvor“, sagte Arens.

Khiders zwei Welten, es sind Europa und Arabien. Lachhaft sei das, was Politiker beider Welten über die jeweils andere redeten, sagte er, zornig und nachdenklich zugleich: „Es gibt nur Unwissenheit, keiner versteht den anderen, ein Kulturaustausch hat nie stattgefunden.“ Dass das Image des Arabers heute das eines Mannes ist, der Bomben wirft, dass Menschen einer Nationalität pauschal verdächtigt werden, das nehme ihnen das Zugehörigkeitsgefühl, sagt er: „Plötzlich ist man fremd, wird verdächtigt, das ist sehr gefährlich für die Zukunft des Landes.“ Wie vor allem bayrische Politiker wie Markus Söder und CSU-Chef Horst Seehofer über Flüchtlinge redeten, das sei „menschenverachtend“ – und wäre vor zwei Jahren undenkbar gewesen. „Wir haben viel verloren“, sagte Khider, und dass die Deutschen viel zu sehr darauf warteten, dass die Politiker etwas machten. „Wir, das Volk, müssen doch diesen Zug führen“, sagt Khider, „leider ist es immer anders bei uns.“

Ein bisschen skeptisch guckt er noch angesichts der Medienmeute: Abbas Khider, neuer Mainzer Stadtschreiber, vor dem Gutenberg-Museum. – Foto: gik

 

„Uns“, sagt der Deutsch-Iraker – wann hat er begonnen, sich selbst als Teil des „Wir“ zu sehen? Khider stutzt, denkt nach, sagt, nein, das wisse er wirklich nicht mehr. „Mein Alltag ist ein deutscher Alltag“, sagte er. Er gucke Tagesschau, streite sich mit der Krankenversicherung, ärgere sich über die Steuererklärung. „Ich bin ein Teil der Gesellschaft, das sind auch meine Probleme“, sagt er und lacht. Was Deutsch an ihm ist? Dass er dauernd über das Wetter rede, noch viel mehr als die Deutschen, und dass er gerne jammere. „Perfektion“, sagt Khider, und Pünktlichkeit, beides habe er in Deutschland gelernt. „Ich bin eigentlich ein sehr chaotischer Mensch“, heute arbeite er ordentlich und systematisch.

Drei Jahre brauche er in der Regel für 200 Seiten eines Romans, erzählt Khider weiter, immer wieder schreibe er neue Versionen, probiere aus. Sechs Fassungen habe er von seinem zweiten Roman „Die Orangen des Präsidenten“ geschrieben, den Anfang 33 mal neu entworfen. „Das Versuchen an sich ist entscheidend“, sagt Khider, „man arbeitet, bis man weiß, man hat die richtige Sprache gefunden.“ In Mainz will Khider an seinem neuen Roman arbeiten, es wird sein fünftes Werk. Es werde um Waffenhändler, den arabischen Frühling und die Frauenbewegung in der arabischen Welt und teilweise in Europa gehen, verrät er. Es gebe einfach „Themen , die in einem brennen, über die man schreiben will“, sagt der 44-Jährige: „Autoren wählen nicht ihre Themen, die Themen wählen den Autor.“

Orte seien dabei nicht so wichtig, auf Mainz ist der neue Stadtschreiber aber neugierig: „Alle Möglichkeiten, die ich bekomme, werde ich wahrnehmen“, verspricht er. Im April will Khider einige Wochen in Mainz sein, hat schon mehrere Veranstaltungen in Planung. In der Pfalz, im Künstlerhaus Edenkoben, da habe er schon den großartigen Wein entdeckt, erzählt er. „Etwas Neues, neue Menschen, neue Stadt, neue Erfahrungen – das ist auch eine Leidenschaft von mir“, sagt Khider. Es klingt, als hätte Mainz damit wieder einen Stadtschreiber, der gewillt ist, sich auf die Stadt und ihre Menschen einzulassen – im Gegensatz zu Khiders Vorgänger Clemens Meyer.

Gutenberg und der Dom – die neuen Nachbarn von Abbas Khider. – Foto: gik

Der Ostdeutsche ließ sich in seinem Stadtschreiber-Jahr in Mainz kaum blicken, jammerte wie fremd er „arme Flachlandsachse“ sich in Mainz fühle, wie er Main mit Rhein verwechsele und schwadronierte von der Großstadt Leipzig im Gegensatz zur „schmuddeligen westdeutschen Provinz“ Mainz. Bei den Mainzern kam das gar nicht gut an, Meyers Jahr als Stadtschreiber darf aus Sicht der Mainzer gut und gerne als Fehlschlag gesehen werden. Khiders Vor-Vorgänger Feridun Zaimoglu setzte sich hingegen mit Wonne in Cafés und Weinstuben und verliebte sich regelrecht in die Stadt am Rhein und ihren Menschenschlag. Der deutsch-türkische Autor ist jemand, der Deutschland aus dem Blickwinkel eines Fremden betrachten kann, der einen so genauen Blick auf die neue Heimat wirft, weil er einmal von außen kam.

Auch Khider zeichnet dieser Blick von außen auf Deutschland aus: Mit dem Blick des Fremden zeigt er schonungslos und sehr exakt auf, wie Deutschland tickt, was es ausmacht – im Guten wie im Schlechten. „Ich brauche Distanz zu den Dingen“, bekannte Khider am Dienstag in Mainz, „ohne Distanz ist Literatur seelenlos.“ Es ist auch das Lachen, der Humor, die Ironie, mit der Khider diese Distanz erreicht, und die seine Romane trotz aller Schwere der Themen Leichtigkeit, ja hohen Unterhaltungswert verleiht. „Wenn ich über Folter schreibe, muss ich meine Leser nicht foltern“, sagt Khider, der einmal das Lachen als subversive Form des Widerstands bezeichnet hat. Man könne „mit dem Lachen die lächerlich machen, die uns Leben zur Hölle machen“, sagt er beim Gespräch in Mainz, und dass Sprache vielleicht „der letzte Ort der Freiheit, auch Zuflucht“ sein könne.

Khider mache die Deutschen „wie kaum ein Zweiter mit den Träumen und Sehnsüchten, den Ängsten und Sorgen“ der Flüchtlinge, „unserer Mitmenschen vertraut“, sagte der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) bei der Amtseinführung: „Wir sind gespannt, in welch ferne Welten und unmittelbare Nachbarschaften Sie uns entführen werden in Ihrem Jahr als Mainzer Stadtschreiber.“ Der Mainzer Stadtschreiberpreis wurde 1985 erstmals an die Schriftstellerin Gabriele Wohmann vergeben, der mit 12.500 Euro dotierte Preis wird an Schriftsteller vergeben, die die deutsche Literatur besonders beeinflussen oder prägen und die einen besonderen Reichtum der Sprache aufweisen.

Nachdenklich, kritisch, immer in Bewegung: Schriftsteller und Beobachter Abbas Khider. – Foto: gik

 

Selten sei er glücklicher mit der Wahl der Jury gewesen als in diesem Jahr, bekannte Jury-Mitglied Arens – der Preis wird gemeinsam von ZDF und Stadt Mainz vergeben, die Wahl trifft eine Jury, in der auch Schriftsteller vertreten sind. Der Preisträger hat dazu das Recht, ein Jahr lang die kleine Stadtschreiberwohnung unterm Dach des Gutenberg-Museums zu nutzen, zudem soll er gemeinsam mit dem ZDF eine Dokumentation erstellen. „Helfen Sie uns, mit Ihren Erfahrungen und Ihrer Ästhetik, das Fremde besser zu verstehen“, bat Arens: „Erzählen Sie davon den wissbegierigen und freiheitsliebenden Mainzern. Sie werden kaum bessere Zuhörer und Verwerter finden als den formidablen homo moguntia, der auch nach der Fastnacht ein höchst geselliger Mensch bleibt.“

Khider sagte dann noch, der Preis freue ihn sehr, die Anerkennung helfe ihm und auch seinem künftigen Werk. In zwei Tagen bekommt Khider gleich die nächste Auszeichnung: den Adalbert-von-Chamisso-Preis der Robert Bosch-Stiftung für herausragende, auf Deutsch schreibende Autoren, deren Werk von einem Kulturwechsel geprägt ist. „Wir freuen uns immer, wenn wir einen Preis für unser Gesamtwerk bekommen“, verriet Khider dann noch verschmitzt: Preise für einzelne Bücher müsse man nämlich versteuern, den für ein Gesamtwerk hingegen nicht. Da war er wieder, der deutsche Alltag im Leben des Exil-Irakers Abbas Khider.

Info& auf Mainz&: Mehr zu Abbas Khider erfahrt Ihr natürlich auf seiner eigenen Homepage oder aber auch hier bei Mainz& oder hier bei der Stadt Mainz.

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Spatenstich in der Bahnhofstraße – Bauarbeiten sollen bis zum Tag der Deutschen Einheit fertig sein

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Hexengruppe Rosenmontagszug
cibo

Die Bagger rollen auf der Bahnhofstraße: Bis zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober sollen die groben Umbauten zum Boulevard fertig sein. Am Montag war dazu der Spatenstich. In den kommenden Monaten soll hier eine einladende Straße vom Hauptbahnhof zum Münsterplatz entstehen. „Wir wollen dieses Jahr noch fertig werden“, sagte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), „das ist ein ehrgeiziges Ziel.“ Die Bahnhofstraße ist eine der wichtigsten ÖPNV-Achsen der Stadt, das Eingangstor zur Innenstadt aus Richtung Hauptbahnhof ist seit Jahren dringend sanierungsbedürftig. Nun soll hier ein großzügiger Boulevard für Fußgänger, Radfahrer, Busse und Bahnen entstehen.

Freuten sich über den Spatenstich zum Umbau der Bahnhofstraße (v.l.n.r.): Neustadt-Ortsvorsteher Johannes Klomann (SPD), Altstadt-Ortsvorsteher Brian Huck (Grüne), Baudezernentin Marianne Grosse (SPD), OB Ebling (SPD), Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne) und Innenminister Roger Lewentz (SPD). – Foto: cibo

Am Montag fiel dafür der offizielle Startschuss für die Arbeiten, die aber erst einmal viel Dreck und Lärm mit sich bringen, wie Ebling entschuldigend sagte. Weit mehr als 70.000 Menschen tummelten sich pro Tag am Hauptbahnhof und finden zumeist den Weg in die Innenstadt über die Bahnhofstraße. Hier fahren täglich 1.640 Busse und Straßenbahnen und befördern rund 17.000 Fahrgäste zum Münsterplatz. Die Straße soll künftig diese wichtige Torfunktion mit einer Wohlfühlatmosphäre verbinden. Entstehen soll ein acht Meter breiter Boulevard mit Bereichen zum Flanieren sowie einer Trasse für Busse und Bahnen. Dafür werden die Straßenbahngleise um etwa zwei Meter in Richtung Sparkasse verschoben, so soll mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer entstehen.

Rund 2,4 Millionen Euro Baukosten für Land und Stadt

Das Geld für die Sanierung der Bahnhofstraße stammt zum Großteil aus dem Bund-Länder-Programm „Aktive Stadtzentren“. Insgesamt 16 Millionen Euro gibt das Land Rheinland-Pfalz dafür her, 2,1 Millionen Euro fließen davon in die Veränderung der Bahnhofstraße. Da das Land 90 Prozent der Kosten übernimmt, und die Stadt zehn Prozent zahlt, stehen insgesamt für den Umbau rund 2,4 Millionen Euro zur Verfügung. Die Maßnahmen seien auch aus Landesinteresse enorm wichtig, um die Landeshauptstadt  attraktiver zu machen, sagte Innenminister Roger Lewentz (SPD) am Montag beim Spatenstich. Außerdem werde es Zeit, das Provisorium an der Ecke Münsterplatz endlich zu beenden, das immer noch so aussehe wie nach dem Zweiten Weltkrieg, mahnte Lewentz. Eine solche Veränderung werde dann auch Jahrzehnte halten.

In der Bahnhofstraße rollen seit Montag die Bagger. – Foto: cibo

Begonnen wurde am Montag mit den Aufbrucharbeiten in der Straße, als erstes sollen die Anschlüsse für Strom, Wasser und Gas erneuert werden. Ende April sollen dann laut Planungsunterlagen die Bordsteine gelegt und bis Ende Mai der Gehweg zwischen Parcusstraße und Hintere Bleiche gebaut werden. Ende April bis Ende Juni werden zwischen Großer Bleiche und Hinterer Bleiche Beleuchtungskabel, Mastfundamente und Baumgruben platziert, bevor die Pflasterarbeiten beginnen können. Außerdem sollen bis Juni die Abspannmasten für die Straßenbahnen erneuert werden. Im Juli soll dann die Ladestraße zwischen Parcusstaße und Hinterer Bleiche für Lieferfahrzeuge ausgebaut werden, um den Zulieferverkehr künftig dort zu konzentrieren. Für den Ausbau des Gehwegbereichs an der Hinteren Bleiche ist laut den aushängenden Plänen der Juli vorgesehen.

Straßenbahnschienen werden in den Sommerferien gemacht

Die Erneuerung der Straßenbahnschienen soll in den Sommerferien passieren, weil dann weniger Verkehr ist. Das derzeitige Südgleis, das näher an der Sparkassenfiliale liegt, bleibt dafür bis dahin erhalten. Grund ist: die Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) braucht das Gleis, um immer mal wieder zwischendurch Straßenbahnen zwischen Gautor und Hauptbahnhof verlegen zu können. Der Belag soll eine glatte Pflasteroberfläche mit einer Art Konfetti-Belag werden, der ein belebtes Bild bieten und leicht zu reinigen sein soll. Der Münsterplatz soll durch hohe Mastleuchten eine angemessene Beleuchtung bekommen, zum anderen sollen das Dach und die Bäume unterleuchtet werden.

Im ehemaligen Asia-Lande ist jetzt der Info-Point zum Umbau der Bahnhofstraße. – Foto: cibo

Dach und Bäume sollen allerdings erst nach den Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit montiert und gepflanzt werden, so soll das Flugdach am Münsterplatz Mitte Oktober kommen. Dieses Dach soll unabhängig von der Wetterlage einen Treffpunkt bilden, an dem auch öffentliche Toiletten zu finden sein werden.

Wenn Ihr ein noch genaueres Bild von den Bauarbeiten wollt, dann habt Ihr im Info-Point am Münsterplatz/Ecke Große Bleiche die Möglichkeit dazu. Dort hängen im ehemaligen Asia-Shop die Pläne des Architekten aus. In dieser Anlaufstelle für Bürger werde auch immer jemanden anzutreffen sein, der etwas mit der Baustelle zu tun hat, versprach Ebling. Wenn Ihr Kritik zum Projekt äußern wollt, ist auch dort die Auflaufstelle dafür.

Info& auf Mainz&: Die Pläne zur Umgestaltung der Bahnhofstraße findet Ihr in diesem Mainz&-Artikel, die umfangreichen Änderungen des Bus- und Bahnnetzes durch die Sperrung der Bahnhofstraße findet Ihr in diesem Artikel auf Mainz&. Ausführliche Informationen zum Umbau findet Ihr im Info-Point im ehemaligen Asia-Laden in der Bahnhofstraße, an der Ecke an der Großen Bleiche. Dazu gibt’s auf dieser Internetseite weitere Infos zu den neuen Fahrplänen sowie Kontaktmöglichkeiten zur MVG.

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