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Start 2017 April

Monatsarchive: April 2017

Weinraumwohnung wird fünf Jahre – Hausmesse mit 16 Winzern im Eulchen-Schlossbiergarten

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Reinfrank mit Magnumflasche Blutsbruder quer - Foto Kirschstein

Sie ist die Kult-Weinhandlung in Mainz und längst zum unverzichtbaren Bestandteil der Mainzer Weinszene geworden: Vor fünf Jahren gründete Michael Reinfrank in der Neubrunnenstraße die „Weinraumwohnung“. Reinfrank ist selbst gelernter Winzer, und er wollte einfach etwas anderes anbieten: Geile Weine. Weine, die er selbst kennt, von coolen jungen und neuen Winzern. Nun feiert die Weinraumwohnung ihr 5-jähriges Bestehen – natürlich mit viel Wein. Am Samstag gibt es im Eulchen-Schlossbiergarten eine große Hausmesse mit 20 Winzern und einem Konzert am Abend.

Reinfrank mit Magnumflasche Blutsbruder quer - Foto Kirschstein
Michael Reinfrank in seiner Weinraumwohnung, hier mit einer Magnumflasche der coolen „Blutsbrüder“ vom Weingut Karl May. – Foto: gik

Im März 2012 eröffnete Reinfrank die kleine Weinhandlung in Mainz, die Idee: Weine unkompliziert und entkrampft zu präsentieren und sie damit auch gerade jungen Menschen zugänglich zu machen, die sich sonst von dem hochtrabenden Weingerede abschrecken lassen. „Wir wollen keine ‚Altherren-Weinhandlung‘ und auch kein Yuppie-Laden sein, hier darf einfach jeder einkaufen – unabhängig von Alter oder Weinwissen“, lautet das Motto. Und Reinfrank verkaufte von Anfang an nur Weine, die er auch selbst kennt samt den Winzern dazu. Das passte gut zum Aufbruch junger Winzer gerade auch in Rheinhessen, die spannende, frische Weine mit neuen Etiketten und Namen machen. Dazu stellte Reinfrank eine wohnliche Umgebung samt Sofa und modernen Upcycling-Möbel in seinen Laden – fertig war das Konzept eines coolen Weinladens.

Inzwischen ist die Weinraumwohnung aus Mainz nicht mehr weg zu denken und ist natürlich auch bei Festen wie der Mainzer Johannisnacht dabei. 2013 gründete Reinfrank dann gemeinsam mit dem Mainzer Marketingexperten Sedat Aktas den Internetshop Geile Weine, die das Konzept der jungen, spannenden Weine fortsetzt und dazu tolle Tipps zur Kombination von Wein und Essen gibt. „Weinmomente“ verkaufen sie hier – wie in der Weinraumwohnung auch wird der Wein mit Genuss, Erlebnissen, Momenten verknüpft. Das wird gewürdigt: 2016 wurde die Weinraumwohnung vom Deutschen Weininstitut mit dem ‚Fachhandelspreis 2016‘ für moderne deutsche Weinhandlungen ausgezeichnet. Reinfrank trage „das neue Image des modernen Weindeutschlands nach außen“ und begeistere gerade auch junge Leute für trendige Weine junger Winzer, hieß es.

Weinraumwohnung auf der Mainzer Johannisnacht: Geile Weine für alle Gelegenheiten. – Foto: gik

All das muss natürlich gefeiert werden, und das geschieht am Wochenende im Eulchen-Biergarten im Innenhof des Mainzer Schlosses. Der startet ab Freitag, den 28. April 2017, in seine zweite Saison, die Macher des Mainzer Eulchen-Biers hatten ja im vergangenen Jahr den etwas dahin siechenden Biergarten in dem tollen Ambiente mit einem neuen  Konzept wiederbelebt. „Gründer-Biergarten“ nennen die Eulchen-Bier-Macher ihr Konzept, der Biergarten soll einen generationenübergreifenden und kommunikativen Treffpunkt mitten in Mainz schaffen. Mit dabei ist auch die Weinraumwohnung – und so wird hier am Samstag groß der Geburtstag gefeiert.

Höhepunkt Nummer eins ist die Hausmesse mit 16 Winzern und ein paar Schnapsbrennern, im Innenhof kommen also rund 20 Stände zusammen, an den Ihr Alkoholisches probieren könnt. Mit dabei sind so tolle Weingüter wie Tesch und Stein von der Nahe, Daniel Aßmuth, Isegrim und Lukas Krauß (der mit dem Hut!) aus der Pfalz und Lisa Bunn und Das Weingut Michel aus Rheinhessen. Auch die Domaine La Louviere aus dem Languedoc in Frankreich ist dabei, dazu zwei Gin-Produzenten aus Mainz und dem Saarland sowie die feinen Brände von Faude aus Baden. Von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr warten mehr als 100 Weine auf Euch, und Ihr könnt mit den Winzern persönlich ins Gespräch kommen.

Am Abend dann wartet ein fettes Konzert auf Euch: Ab 19.30 Uhr gibt es die Mainzer Hip-Hop-Barden von „Acht zu eins“, die wärmen Tanzfläche und Bühne auf für die Dancehall-Kombo „Chefboss“ aus Hamburg. Am Sonntag könnt Ihr dann beim Frühshoppen eine Konter-Weinschorle oder ein Konter-Bier trinken, ab 13.00 Uhr gibt’s im Biergarten Programm rund um den verkaufsoffenen Sonntag in Mainz.

Info& auf Mainz&: Die Weinraumwohnung findet Ihr in der Mainzer Neubrunnenstraße 14 und hier im Internet. Hausmesse mit 16 Winzern zum fünfjährigen Bestehen am Samstag, dem 28. April 2017, im Eulchen-Schlossbiergarten im Innenhof des Kurfürstliches Schlosses, Mainz. Hausmesse 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr, der Eintritt für die Verkostung kostet 8,- Euro. Der Biergarten selbst ist natürlich auch dann ohne Eintritt zugänglich, wer aber eben die mehr als 100 Weine probieren will, muss ein Ticket kaufen. Ab 19.30 Uhr Konzert, Tickets im Vorverkauf 14,- Euro oder ermäßigt 12,- Euro, an der Abendkasse 16,- Euro oder ermäßigt 14,- Euro. Tickets gibt’s in  in der Weinraumwohnung, der Eulchen-Trinkhalle in der Neustadt oder online unter www.love-your-artist.de/musikmaschine. Mehr zur Hausmesse der Weinraumwohnung hier bei Facebook.

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Vom Winzer zum Bierbrauer: Rheinhessen-Bräu in Mainz-Ebersheim feiert 10-jähriges Bestehen am Tag des Bieres

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Mainz war ja einmal eine wahre Bierhochburg, und so lange ist das noch gar nicht her: Vor gut hundert Jahren kamen große Biernamen wie Mainzer Aktienbräu oder Sonnenbier aus Mainz, dann schluckten die Konzerne alle Konkurrenz. Doch vor zehn Jahren machte sich eine Familie in Mainz-Ebersheim auf, das Einheitsgebräu zu durchbrechen: Ausgerechnet ein Winzer gründete eine Hausbrauerei, am Sonntag feiert das Rheinhessen-Bräu 10-jähriges Bestehen – passenderweise am Tag des Bieres. Jedes Jahr wird da der Verkündung der Reinheitsgebotes vor nunmehr 501 Jahren gedacht, in Mainz-Ebersheim halten sie sich bis heute daran.

Winzer Peter Karl (links) und sein Sohn Christian gründeten 2007 das Rheinhessen-Bräu in Mainz-Ebersheim. – Foto: Rheinhessen-Bräu

Peter Karl trank nach Feierabend gerne mal ein Bier, sogar auf dem Weinfest. „Du bist doch Winzer, du musst doch Wein trinken“, hielten ihm die Kollegen entgegen. „Ich hab‘ doch viel mehr Braugerste als Trauben“, konterte Karl – es war der Beginn einer wunderbaren Idee. 2007 gründeten Peter Karl und sein Sohn Christian im kleinen Mainzer Stadtteil Ebersheim kurzerhand eine eigene Bierbrauerei in ihrer Scheune. Neun Hektar Rebflächen haben sie, die Trauben liefern sie an die örtliche Weingenossenschaft – aber auf knapp 20 Hektar Flächen wächst Braugerste. „Seit 40 Jahren bauen wir Braugerste an“, berichtet Christian Karl beim Besuch auf dem Hof. Die Absatzpreise aber schwankten so stark, dass sie manches Mal schon dachten: Da könnten wir das Bier auch gleich selbst brauen.

Gesagt, probiert: Als Sohn Christian mit seinem Studium des internationalen Agrarhandels fertig war, wollte sich die Familie ein zusätzliches Standbein erschließen. „Wir haben angefangen mit Hobbybrauen, dann haben wir Hobbyliteratur gelesen, dann die Fachliteratur“, erzählt Christian. Schließlich besuchten Vater und Sohn Biermessen, holten sich professionellen Rat ein. „Ein Gutachten sagte, wir brauchen eine halbe Million Euro Startkapital“, erzählt er, „da haben wir das Buch Bierbrauen erst mal wieder zu gemacht.“

Helles, Hefe, dunkles Lager – drei Variationen des Rheinhessen-Bräus. Foto: Rheinhessen-Bräu

Ein, zwei Jahre später dann tauchte da dieses Inserat in einer Fachzeitschrift auf: Sudhaus zu verkaufen. Ein Selfmade-Brauer aus Bayern wollte sich vergrößern, „bei dem hatte der Erfolg richtig eingeschlagen“, erzählt Christian. Ein gutes Zeichen, dachten sich die Mainzer, die Anlage muss was taugen und war zudem gerade zwei Jahre alt. Der Brauer brachte seine Braukessel den Karls nach Ebersheim und lieferte die Grundrezepte fürs Bier gleich mit. „Wir haben das dann nach unserem regionalen und individuellen Geschmack abgeändert“, berichtet Christian, auch nach zehn Jahren werde am Rheinhessen-Bräu immer weiter gefeilt.

Ein untergäriges, goldblondes Helles und ein untergäriges dunkles, malzaromatisches Lagerbier waren die ersten beiden Produkte, heute gibt’s auch noch ein Hefeweizen, ein Maibock-Bier sowie diverse Sonderbiere. Alles sind sogenannte Frischbiere, Produkte ohne Konservierungsstoffe, Filterung oder Haltbarkeitsverlängerung durch Pasteurisierung. 40.000 Liter können heute in einer Produktion in den Tanks reifen, das Bier ist nur wenige Wochen haltbar. „Wir produzieren die Frischmilch unter den Bieren“, sagt Christian schmunzelnd, „wir wollen zeigen, wie Bier mal war.“ Etwas Besonderes habe es damals einfach sein sollen, „das war ja eine Zeit, in der es nur die Einheitsbiere gab.“

Der Craft Beer-Boom war vor zehn Jahren in Deutschland noch nicht angekommen, die Karls mit ihrem Rheinhessen-Bräu wurden zu Vorreitern des Trends zu individuellen, handgemachten Bieren. „Das hat direkt eingeschlagen“, berichtet Christian, die Tatsache, dass in Ebersheim eine Brauerei aufgemacht habe, habe sofort Kreise gezogen. Ein Jahr später begannen sie, ihr Bier in Literflaschen abzufüllen, anderthalb Jahre später mussten sie das Sudhaus aus Bayern schon wieder verkaufen – es war schlicht zu klein geworden.

Genuss im Sudhaus: Hier braut Christian Karl das Rheinhessen-Bräu. – Foto: gik

Zwei mittelgroße Braukessel stehen heute in einem eigenen Raum in der Scheune auf dem Hof in Ebersheim, nebenan warten drei Gärtanks auf den frisch gebrauten Sud. 1.000 Liter können die Karls pro Sudvorgang auf einen Schlag brauen, bis zu 9.000 Liter gleichzeitig vergären. In dem Raum dahinter erinnern die großen Edelstahltanks an einen Weinkeller, doch Wein produziert die Familie gar nicht – hier lagert echtes Rheinhessen-Bräu. „Es ist ein sehr individuelles Bier, auch durchaus mit einem schwankenden Geschmack“, sagt Christian, schließlich falle jeder Brauvorgang ein bisschen anders aus.

Und dann filtern die Karls eben nicht, wie große Brauereien es tun, alle Bakterien und Inhaltsstoffe aus ihren Bieren heraus, um sie haltbar zu machen. „Damit gehen auch Mineralien, Vitamine und Aromastoffe aus dem Bier“, sagt Christian, heraus komme dann das typische Großbrauereien-Bier. „Unser Bier reift auch noch in der Flasche weiter“, erklärt er, deshalb werde auch ein- bis zweimal die Woche frisch gebraut – Rheinhessen-Bräu muss frisch getrunken werden, „und die Nachfrage war von Anfang an da.“ Heute füllen die Karls Literflaschen und Fässer, beliefern Restaurants, Supermärkte und Getränkehändler in der Region. Die halbe Million Euro Investitionen sind längst weit überschritten, „wir füttern die Kuh mehr, als dass wir sie melken“, lacht der Juniorchef.

Doch der Erfolg gibt ihnen Recht, vor allem das dunkle Rheinhessen-Bräu wurde bereits mehrfach preisgekrönt. 2016 wurden die Karls gar vom Magazin Selection zur besten Brauerei in Rheinland-Pfalz und zur fünftbesten in Deutschland gekürt, darauf sind sie nicht wenig stolz. Gebraut wird übrigens streng nach den Regeln des deutschen Reinheitsgebots aus den vier Zutaten Gerstenmalz, Hopfen, Hefe und Wasser. Es war genau am 23. April 1516, als der bayrische Herzog Wilhelm IV. zu Ingolstadt die berühmt gewordene Bierbrau-Verordnung erließ. Allein mit den vier Zutaten lasse sich eine „fast unendliche Vielfalt“ von Bieren herstellen, schwärmt Christian, „es heißt nicht umsonst BierbrauKUNST.“

Info& auf Mainz&: Der 23. April ist offizieller Tag des Bieres, genau an diesem Sonntag feiert das Rheinhessen-Bräu in Mainz-Ebersheim seinen 10. Geburtstag mit einem großen Hoffest. Das Sudhaus steht am Reiterweg 7, los geht’s ab 11.00 Uhr, es warten Grill, Brauereiführungen, kleine Bier-Bike-Touren, Maßkrugstoßen und um 12.00 Uhr der Maibock-Anstich, zu dem auch Oberbürgermeister Michael Ebling kommt. Alle Infos zur Mainzer Hausbrauerei hier im Internet. Die Geschichte des Deutschen Reinheitsgebots für Bier lest Ihr übrigens hier bei Mainz& – samt Infos zur Biergeschichte in Mainz.

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Urformel des Bierbrauertums: Das deutsche Reinheitsgebot wurde vor mehr als 500 Jahren erfunden

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Immer am 23. April begeht die deutsche Bierbranche den Tag des Bieres – aus gutem Grund: Am 23. April 1516 erließ der bayrische Herzog Wilhelm IV. zu Ingolstadt eine Verordnung, die besagte, zum Bierbrauen seien nur drei Zutaten erlaubt: Hopfen, Malz und Wasser. Später kam die Hefe dazu, und genau aus diesen vier Zutaten brauen deutsche Biermacher seit 501 Jahren eine unglaubliche Vielfalt dieses urdeutschen Getränks. Zum 500. Geburtstag des Rheinheitsgebotes 2016 haben wir die Geschichte mal recherchiert und festgestellt: Auch in Mainz gibt es eine Brauerei, die Bier nach dem Reinheitsgebot braut und trotzdem hoch individuell. Und es gibt Craft Beer Brauer, die verliebt mit Zutaten spielen.

Hopfen, Malz, Wasser, Hefe – nur diese Zutaten dürfen laut deutschem Reinheitsgebot ins Bier. Das Rheinhessen-Bräu hält sich auch daran. – Foto: Rheinhessen-Bräu

„Hopfen und Malz – Gott erhalt’s!“ So fasst der Volksmund zusammen, was inzwischen 501 Jahre alt ist: das deutsche Reinheitsgebot. Es ist die wohl einmalige Geschichte eines Lebensmittelgesetzes, das bis heute den Verbrauchern ein reines, unverfälschtes Produkt garantiert. Und doch ist gerade heute das Reinheitsgebot unter Druck wie nie: Als Einheitsgebot und Langweiligkeitsgebot schmähen es Kritiker – und die Deutschen trinken so wenig Bier wie nie. 107 Liter Bier trinkt ein Deutscher im Schnitt pro Jahr, 145 Liter waren es mal in den 1980er Jahren. Da steckte Deutschland in den Wirtschaftswunderjahren, Bier war das Getränk der schaffenden Massen und erfolgreichen Schaffer.

„Es gibt Umstrukturierungen, das Konsumverhalten hat sich verändert“, sagt Wolfgang Koehler, Präsident des Bierbrauerverbandes Hessen und Rheinland-Pfalz. Vor 20 Jahren machte seine Darmstädter Privatbrauerei noch 18 Prozent ihres Umsatzes mit Kantinenbier, heute ist dieser Umsatz auf Null gesunken. Dazu verzichten heute die deutschen Autofahrer deutlich konsequenter auf Alkohol am Steuer, die Bierbranche schwächelt, das Kneipensterben macht der Branche zusätzlich zu schaffen. Stattdessen boomen Selbstbrau-Sets im Internet – mit allen Zutaten, die einem so einfallen.

Genau diese Zutaten waren einst der Grund, warum am 23. April 1516 der bayrische Herzog Wilhelm IV. zu Ingolstadt seine berühmt gewordene Verordnung erließ: Das Reinheitsgebot sollte die Bayern vor allem vor Verunreinigungen im Bier schützen, denn damals wurdendem Trank gerne mal Kräuter beigemischt, aber auch Stechapfel, Tollkirsche oder Bilsenkraut – reichlich giftige Zutaten. „Christ, steh‘ still und bet‘ a bisserl, hier ruht der Brauer Jakob Nissel“, zitiert Koehler einen Grabstein aus Innsbruck – der Bierbrauer war am Selbstgebrauten dahin geschieden.

So begrenzte Herzog Wilhelm die Zutaten des Bieres auf Hopfen, Malz und Wasser. Die Bedeutung der Hefe für den Gärprozess kannte man damals noch nicht, als viertes Element kam sie später dazu. Doch das Reinheitsgebot bewirkte noch mehr: Es bildete einen Schutz vor überzogenen Bierpreisen, und es schützte das Brotgetreide Weizen vor der Verwendung fürs Bierbrauen. Damals war Bier als flüssiges Brot auch Nahrungsmittel und wurde zur Bezahlung von Arbeitern verwendet. Und es gibt wohl kaum ein Getränk, das mehr deutsches Kulturgut ist als Bier: Die Germanen brauten es, später ließen die Mönche in den Klöstern eine reiche Bierkultur entstehen. Das Gebräu war gesünder als Wasser, weil die Gärung Keime abtötet.

Hopfen in Urform auf der Craft Beer Messe in Mainz. Foto: Craft Beer Messe

Herzog Wilhelms Regelung aber schrieb Weltgeschichte, das deutsche Reinheitsgebot ist heute weltweit berühmt. Und es sorgte für hohe Qualität, die im Ausland hoch geschätzt wird: Mehr als 50 Millionen Hektoliter deutsches Bier werden pro Jahr exportiert, USA, Niederlande, Frankreich und sogar China sind die wichtigsten Absatzmärkte für deutsche Bierbrauer. Im Landesinneren jedoch entwickelte sich eine wahrlich reiche Bierkultur: Kölsch, Alt, Weizenbier, Pils – jede Region braute ihr eigenes Bier, oft mit regionalem Geschmack.

Rund 100 Brauereien gab es im Laufe der Geschichte auch in Mainz, 600 Jahre lang war die Stadt nämlich nicht nur Weinstadt sondern auch Bierhochburg. Namen wie „Am Königsborn“ in Finthen verweisen noch heute auf die einstige Brauerei, gerade auch in den Vororten blühte das Brauerwesen, waren hier doch die Ausflugslokale der Mainzer angesiedelt. Bereits 1568 ist mit dem Brauhaus zur Sonne die Gründung einer Brauerei in Mainz in der Literatur nachweisbar, weiß die Internetseite Bier in Mainz. Anfangs waren es kleine Gasthausbrauereien, die Bier für den Ausschank im eigenen Haus produzierten, größere Brauereien entstanden erst zu Zeiten der Industrialisierung, als Bier in Flaschen abgefüllt und haltbar gemacht werden konnte.

Im Mainzer Eisgrubbräu steht der Braukessel mitten in der Gaststube. – Foto: gik

Altmünsterbrauerei, Mainzer Aktien-Bier, Sonnenbräu – das waren einmal die großen Namen in Mainz. Die 1859 gegründete MAB gehörte mit rund 300.000 Hektolitern Ausstoß zeitweise immerhin zu den zehntgrößten Brauereien Deutschlands, 1928 hatte man sogar eine eigene Gaststätte in Paris. Doch der Zweite Weltkrieg zerstörte die Brauereigebäude auf der Kupferbergterrasse, die Brauerei fand nie wieder zurück zur alten Größe. In den 1970er Jahren setzte dann ein Brauereisterben ein: Kleinere Brauereien machten dicht oder wurden von größeren aufgekauft und verschmolzen zu immer größeren Konzernen.

72 Brauereien gibt es heute noch – oder auch wieder – in Rheinland-Pfalz und dem Saarland, die größte ist fraglos die Bitburger Brauerei. Dahinter folgen vielleicht zehn mittelgroße Brauereien, der Rest aber sind kleine Brauereien und Event-Gastronomien – in Mainz allen voran das Eisgrubbräu. Und dann gibt es da noch Leute wie Philipp Vogel und Leonidas Lazaridis. Die beiden Kommunikationsstudenten wollten eigentlich nur eine Bachelor-Arbeit über die Markteinführung eines neuen Bieres schreiben – seit November 2013 gibt es das Eulchen Bier in Mainz. „Unser Bier ist eine Rebellion gegen den Einheitsgeschmack“, sagt Philipp Vogel, die Großkonzerne hätten in ihrem Streben nach immer höheren Gewinnen zu oft Geschmack und Innovationen vernachlässigt.

Das hat sich allerdings in den vergangenen Jahren drastisch geändert: Craft Beer heißt der Trend, der seit etwa sechs Jahren aus Amerika nach Deutschland schwappt, es geht um handgemachte Tropfen mit neuen Rezepten und Zusätzen wie Orangen, Citrus oder Kräutern – erlaubt seit 2005. Die Revolution gegen das Einheitsbier fällt inzwischen auf fruchtbaren Boden, überall schießen individuelle Brauereien aus dem Boden – jüngstes Beispiel in Mainz ist das Kuehn Kunz Rosen. Die Mainzer Craft Beer Messe zieht Tausende von Enthusiasten an, manche Kleinbrauer lassen inzwischen ihre Kreationen in Holzfässern reifen, andere mischen Gurken, Koriander oder Ingwer ins Bier.

Craft Beer made in Mainz von Kuehn Kunz Rosen. – Foto: gik

Steht das Reinheitsgebot also vor seinem Aus? Nein, sagt Koehler, es sei doch bezeichnend, dass sich auch die allermeisten Craft Bier-Brauer an die 501 Jahre alte Verordnung hielten. Und bei 200 verschiedene Hefen, 160 verschiedenen Hopfensorten und 40 Malzarten seien schließlich weit über eine Million Geschmacksvarianten möglich. „Da von Langweiligkeit zu reden, halte ich für übertrieben“, sagt Koehler trocken. Ihr Reinheitsgebot lassen sich die deutschen Bierbrauer einfach nicht nehmen. Und auch der Mainzer Vorreiter in Sachen individuelles Bier hält sich daran: Beim Rheinhessen-Bräu in Mainz-Ebersheim halten sie sich ebenfalls ans deutsche Reinheitsgebot. Allein mit den vier Zutaten lasse sich eine „fast unendliche Vielfalt“ von Bieren herstellen, schwärmt Christian Klar, „es heißt nicht umsonst BierbrauKUNST.“

Und dabei ist das deutsche Reinheitsgebot ein wahres Kuriosum: Offiziell wurde der Paragraph im deutschen Biergesetz nämlich gestrichen, angewandt wird er trotzdem noch. Wer Bier nicht nach deutschem Reinheitsgebot brauen will, braucht weiter eine Ausnahmegenehmigung. Sein eigenes Bier brauen – das darf man übrigens auch ohne Genehmigung – doch ab einer Produktion von 200 Litern muss man das dem Zoll melden: Die Biersteuer ist der Grund, der Staat verdient an jedem Liter Bier rund zehn Cent mit.

Info& auf Mainz&: Mehr zur Mainzer Biergeschichte findet Ihr auf den wunderbaren Internetseiten Bier in Mainz und Mainzer Brauereien,  mehr zum Eulchen Bier lest Ihr hier bei Mainz&, unsere aktuelle Reportage 10 Jahre Rheinhessen-Bräu hier bei Mainz&. Die offizielle Seite zum Tag des Bieres findet Ihr hier beim Brauerbund, dort gibt es natürlich auch Infos zum deutschen Reinheitsgebot.

 

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Blumen aus Beeten mitnehmen – Mainzer dürfen vom 28.4.-1.5.2017 städtische Beete leer räumen

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Braucht Ihr noch ein paar Frühjahrsblumen für Balkon oder Garten? Dann aufgepasst und schon mal die Gartengeräte gezückt: Am Wochenende 28.4. bis 1.5.2017 gibt die Stadt Mainz wieder mehrere städtische Beete zum Räubern frei. Zum Beginn des Florwechsels nämlich wechselt die Stadt den Blumenschmuck in ihren Beeten, und weil die Pflanzen viel zu schade zum Wegschmeißen sind, könnt Ihr sie Euch ausgraben und kostenlos mitnehmen. Das gilt für das große Blumenbeet auf dem Schillerplatz sowie für das Beet auf dem Liebfrauenplatz vor dem Gutenberg-Museum – und bitte nur da. Außerdem werden einige kleinere Beete im Rosengarten im Stadtpark frei gegeben.

Dieses Blumenbeet könnt Ihr Ende April wieder leer räumen: Die Stadt Mainz verschenkt die Frühlingsblumen, um Platz für den Sommerflor zu machen. – Foto: gik

Die Aktion wurde vor drei Jahren von Gründezernentin Katrin Eder (Grüne) ins Leben gerufen, erst einmal zur Probe. Mittlerweile hat sich der Test zu einem beliebten Frühjahrsevent entwickelt – die „Pflanzenentnahme durch Private“ sei inzwischen fest eingeplant und in die Arbeitsabläufe integriert, teilte die Stadt am Donnerstag mit. Bürger, erobert Eure Beete! Die freigegebenen Beete werden durch kleine Schilder kenntlich gemacht. „Stiefmütterchen und Goldlack können dann noch einige Wochen in den privaten Vorgärten, in Kübeln oder auf Terrassen als leuchtende Frühjahrsboten blühen und das gärtnerische Herz erfreuen“, heißt es weiter.

Ab Dienstag, 2. Mai 2017, werden dann die städtischen Gärtner die genannten Flächen vollständig räumen und den Sommerflor einpflanzen. Die Blumen-Aktion ist übrigens auch eingebettet in den „Verkaufsoffenen Sonntag“ am 30.4.2017, ein weiteres Highlight an diesem Wochenende. Die Stadt bittet aber darum, die anderen Schmuckbeete in der Stadt NICHT leerzuräumen, denn die sollen noch einige Tage oder Wochen länger mit Frühjahrsflor bepflanzt bleiben, bis sie dann letztlich auch umgestaltet werden.

Info& auf Mainz&: Frühjahrsblumen aus städtischen Beeten kostenlos mitnehmen – vom 28.4. bis 1.5.2017 in der Mainzer Innenstadt auf dem Schillerplatz und dem Liebfrauenplatz sowie im Rosengarten im Stadtpark. Die entsprechenden Beete sind mit Schildern beschriftet, bitte NUR DIESE Beete leer räumen!

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Brunnensaison 2017: Stadt sucht wieder Spender für sprudelnde Brunnen – Brunnenbarometer online

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Tja, das waren noch Zeiten, als in Mainz alle Brünnlein fröhlich sprudelten – seit 2011 ist das vorbei. Da drehte die hoch verschuldete Stadt Mainz den rund 60 Brünnlein in der Stadt das Wasser ab – aus Kostengründen. Seither werden jedes Jahr im Frühjahr Spender gesucht, die mit Geld die Brunnen wieder fließen lassen. Brunnenbarometer heißt das Instrument, im Internet könnt Ihr dabei genau nachvollziehen, für welchen Brunnen noch wieviel Geld benötigt wird. Die Stadt selbst lässt mit ihrem Geld nur noch einige wenige, touristisch bedeutende Brunnen sprudeln: Den Fastnachtsbrunnen etwa, den Brunnen am Fischtorplatz oder die Fontänen vor der Christuskirche. Alles andere: zu teuer.

Wenn der Drei-Mädchen-Brunnen auf dem Ballplatz wieder fließen soll, muss noch Geld her: Die Stadt sucht wieder Spender für ihre Brunnen. – Foto: gik

Rund 70 Brunnen gibt es über das gesamte Stadtgebiet verteilt, die Kosten für den Betrieb bezifferte die Stadt im Jahr 2013 einmal mit rund 220.000 Euro. Als Mainz 2011 dem Kommunalen Schutzschirm beitrat, fiel das dem radikalen Rotstift zum Opfer: 400.000 Euro mussten im Amt 67, dem Grünamt, eingespart werden, dazu gehörten auch der Blumenschmuck an den Einfallstoren der Stadt, Weihnachtsbäume – und die Brunnen. Der gestoppte Wasserfluss wurde zum wahrhaft augenfälligen Symbol für die Geldflaute der Stadt.

Doch die Mainzer wissen sich zu helfen: Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) rief prompt das Brunnenbarometer ins Leben und die Mainzer zu Spenden für die trockenen Brunnen auf. Seither kann auf der Internetseite der Stadt jeder Interessierte genau nachvollziehen, was es kostet, das Wasser in den Brünnlein wieder fließen zu lassen. Satte 7.800 Euro kostet es etwa, um den Brunnen am Mainzer Hilton am Rheinufer wieder ans Laufen zu bekommen, für den Brunnen auf dem Leichhof hinter dem Dom werden 2.100 Euro fällig. Beide Brunnen weisen im Brunnenbarometer noch einen roten Kreis auf – demnach wäre noch keine Spende für den Betrieb eingegangen.

Das Brunnenbarometer der Stadt zeigt genau, wieviel an Spendengeldern für einen Brunnen bereits eingegangen ist und wieviel noch gebraucht wird – Foto: gik

Glück hat dagegen der Brunnen auf dem Kästrich: Für ihn gingen bereits 1.430 Euro an Spenden ein, die Stadt legte den gleichen Betrag noch einmal drauf – der Brunnen darf das ganze Jahr über sprudeln. Auch der Brunnen auf dem Neubrunnenplatz wurde mit gerade einmal 1.400 Euro an Spenden wieder flüssig gemacht, der Nixenbrunnen am Fuße der Gaustraße liegt hingegen ebenso trocken (1.400 Euro), wie der Mädchenbrunnen auf dem Ballplatz, für den 2.000 Euro benötigt werden. Durstig ist auch noch der Ignazbrunnen in der Kapuzinerstraße, der für ganze 350 Euro wieder flüssig würde, und im Stadtpark warten gleich drei Brunnen auf hilfreiche Spender – Kosten: jeweils 1.625 Euro für die beiden großen Wasserflächen.

Glück hat hingegen der Schlosshofbrunnen: Für ihn gingen bereits 875 Euro an Spenden ein. Das reicht zwar noch nicht für den Gesamtbetrieb von 2.300 Euro, doch wenn sich noch weitere 550 Euro fänden, würde die Stadt den Rest drauf legen. Spenden kann man nämlich auch Teilsummen, dann kann das Wasser wenigstens ein paar Wochen lang sprudeln – besser als nichts. Düster sieht es hingegen noch in den Stadtteilen aus: In Bretzenheim, Marienborn, Drais oder Hechtsheim herrscht noch Brunnen-Dürre. Dabei ist der Marienborner Kirchbrunnen vor der großen Wallfahrtskirche schon mit 145 Euro wieder flüssig zu bekommen…

Die Stadt hofft denn auch, dass sich jetzt im Frühjahr noch viele willige Helfer finden, für jeden Spenden-Euro lege man einen Euro oben drauf, heißt es. Anfang Mai sollen jedenfalls 30 Brunnen in Betrieb gehen, für die sich schon Spender gefunden haben. Das allerdings ist nur die Hälfte der Mainzer Brünnlein….

Info& auf Mainz&: Mehr zum Mainzer Brunnenbarometer findet Ihr auf dieser Internetseite der Stadt Mainz. Dort gibt es auch einen Link zum Geoinformationssystem, dem interaktiven Stadtplan der Stadt. Auf der Seite „Brunnenspende“ könnt Ihr Euch dann durch die einzelnen Punkte klicken: Blau heißt, der Brunnen ist versorgt, Rot bedeutet, er liegt noch trocken. Wenn Ihr für einen Brunnen spenden möchtet, nehmt bitte Kontakt mit dem Grün- und Umweltamt der Stadt auf, Telefon 06131 und dann 12 28 95 oder per Email unter brunnen(at)stadt.mainz.de.

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Fastnachtsmotto 2018 zum Thema Mond gesucht – Einsendeschluss 28. April

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Nach der Fastnacht ist bekanntlich vor der Fastnacht, und auch wenn Ihr jetzt mehr Ostern und Eier im Sinn habt, solltet Ihr doch die Stifte spitzen und über den Fastnachtsmond nachdenken: Das Fastnachtsmotto 2018 wird gesucht! Der Mainzer Carnevals-Verein (MCV) sucht bis zum 28. April knackige Zweizeiler für die neue Kampagne. Humorvoll und kurzweilig darf das neue Motto sein, echt meenzerisch eben, heißt es weiter. Nachdem das Motto 2017 den Dom in den Mittelpunkt stellte, soll es 2018 nun der Mond sein: Um die Kreativen etwas herauszufordern, soll das Wort „Mond“ mit verwendet werden. Den Siegern winken Eintrittskarten für die MCV-Sitzung sowie für die Fastnachtsposse im Staatstheater.

Der Fastnachtsmond des MCV steht 2018 im Mittelpunkt des Fastnachtsmottos. – Grafik: MCV/ Wilinski

Auch wenn gerade mal Ostern 2017 vor der Tür steht, in vielen Fastnachtsvereinen laufen schon jetzt die Vorbereitungen für die Kampagne 2018. Viele Terminkalender würden schon im Sommer gedruckt, auch Einladungen zu Veranstaltungen, heißt es beim MCV fast ein bisschen entschuldigend. Deshalb werde das neue Fastnachtsmotto bereits so frühzeitig gekürt. Im vergangenen Jahr erhielt der MCV rund 300 Einsendungen, eine Jury wählte aus ihnen das Motto: „Der Dom gehört zu Meenz am Rhoi,/ Wie Fassenacht, Weck, Worscht und Woi.“ Na gut 😉

Nun ermuntert der MCV – unterstützt von der Mainzer Fastnacht eG und der Mainzer Volksbank als Sponsor – alle aktiven und passiven Karnevalisten wiederum, einen passenden Zweizeiler zum neuen Thema zu finden. Der Mond ist da ein durchaus passendes Sujet, erfreut doch seit Jahren die RosenMONDnacht nach dem Rosenmontagszug die Narren mit einer gigantischen Freiluftparty in der Mainzer Innenstadt. Und seit vergangenem Jahr hat der MCV den Narrenmond auch grafisch neu in Szene gesetzt.

Üblich sind meist gut gereimte Zweizeiler, aber auch einzeilige Slogans werden gerne genommen, wenn sie knackig auf den Punkt bringen, was meenzerisch und fastnachtlich ist. Pro Einsendung können allerdings nur jeweils drei Vorschläge eingereicht und berücksichtigt werden. Mitmachen kann jeder, ausgenommen sind nur die Vorstandsmitglieder des MCV, die Vorstände der Mainzer Volksbank, die Mitarbeiter der MCV-Geschäftsstelle und natürlich die Damen und Herren der Jury.

35 Juroren aus Politik, Medien, Wirtschaft und Gesellschaft zerbrechen sich dann gemeinschaftlich den Kopf und stimmen am Ende über das neue Kampagnenmotto ab, und zwar Anfang Mai. Der Gewinner erhält zwei Eintrittskarten für die Fastnachtssonntag-Sitzung des MCV einschließlich einer Einladung zum Pausenempfang. Der zweitplatzierte Mottovorschlag wird mit zwei Eintrittskarten für die Premiere der Fastnachts-Posse im Staatstheater belohnt, der drittplatzierte Vorschlag mit zwei Sitzungskarten für eine Prunkfremdensitzung. Mitmachen lohnt sich also! Da flüstern wir mal leise und fröhlich: h e l a u!

Info& auf Mainz&: Ideen für das neue Fastnachtsmotto 2018 inklusive des Wortes „Mond“ schickt Ihr bitte an den Mainzer Carneval-Verein 1838 e.V., Emmeransstr. 29, 55116 Mainz, per Fax an 06131 und dann 23 88 96 oder per Email an mcv-haus(at)mainzer-carneval-verein.de. Einsendeschluss: 28. April 2017.

 

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Der Traubenadler kommt nach Mainz: Top-Winzer bei VDP-Weinbörse, Weinparty und Börsentreff erleben

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Mainz steht am Wochenende ganz im Zeichen von Spitzenweinen: Der Traubenadler ist in der Stadt! Eingeweihte wissen: Der Adler steht für den VDP, den Verband der Prädikatsweingüter. Dahinter verbergen sich die 200 besten Weingüter Deutschlands, die nach strengsten Qualitätskriterien ihre Weine erzeugen und die Aushängeschilder für Weinqualität im In- und Ausland sind. Am Sonntag und Montag dreht sich in der Rheingoldhalle bei der 44. VDP-Weinbörse alles um den neuen 2016er Jahrgang, am Samstag laden die rheinhessischen Weingüter zur Ortsweinpreview. Beide Events sind nur für Fachpublikum – aber Ihr müsst trotzdem nicht darben: Samstagabend gibt’s die große Ortsweinparty „Wine Meets Mainz“, Sonntag den VDP-Börsentreff im Bootshaus. Dazu bieten zahlreiche Restaurants in Mainz coole Weinevents mit edlen Genüssen – der VDP.Traubenadler is(s)t in der Stadt!

Großes Expertentreffen bei der VDP-Weinbörse in der Rheingoldhalle: Der neue Jahrgang wird verkostet und verkauft. – Foto: VDP

Es ist das Treffen der ganz großen Namen im deutschen Weinbau, Winzer wie Heger, Huber, Prüm, Loosen, Egon Müller oder Fürst, sie alle geben sich am Wochenende Mainz die Ehre. Der Grund: Zum 44. Mal findet die VDP-Weinbörse statt, der traditionelle Vorstellungstermin des neuen Jahrgangs für Deutschlands Spitzenwinzer. 197 Mitglieder zählt der VDP, 182 präsentieren bei der Weinbörse einem Fachpublikum ihre besten Tropfen – insgesamt 1.521 Weine. 53 Prozent davon sind Rieslinge, und die seien gerade auch im Ausland noch immer das Aushängeschild, sagt VDP-Präsident Steffen Christmann: Die Nachfrage nach deutschen Rieslingen ist im Ausland ungebrochen.

 

2016 konnten die VDP-Winzer ihre Exportzahlen deutlich steigern: Von rund 34 Millionen Flaschen gingen rund 23 Prozent in den Export, 2015 waren das „nur“ 18 Prozent gewesen. Besonders in Skandinavien und den Benelux-Staaten boomt die Nachfrage, Norwegen ist inzwischen zu einem der größten Importeure deutscher Weine aufgestiegen. Das liege auch an einem Öko-Boom in Norwegen, sagt Christmann: Gerade auf den skandinavischen Märkten besteht eine große Nachfrage nach ökologisch angebauten Weinen. Da kommt der VDP mit seinen Spitzenweinen gerade Recht: Der naturnahe Weinbau ist in den Grundsätzen des VDP fest verankert. Schon heute bewirtschaften die VDP.Weingüter 12 Prozent der ökologischen Rebflächen in Deutschland. Dazu punkten die deutschen Winzer auch im Ausland zunehmend mit Spätburgunder.

VDP-Präsident Steffen Christmann bei der Premiere der Großen Lagenweine des VDP 2016. – Foto: VDP

 

Und so können sich die Spitzenwinzer im Gegensatz zum kriselnden Fassweinmarkt über Absatzprobleme wahrlich nicht beklagen: Qualität sells – und bringt hohe Preise. 2016 konnten die VDP-Winzer ihren Abseitspreis bei den einfachen Gutsweinen auf rund 9,70 Euro steigern – wohlgemerkt: im Durchschnitt und für 0,75 Liter.  Davon können normale Winzer bei Absatzpreisen zwischen 2,89 Euro und 4,17 Euro pro Liter nur träumen. VDP-Ortsweine, die zweite Qualitätsstufe, erzielen im Schnitt sogar 12,70 Euro, bei den Ersten Lagen wurden im Schnitt 17,00 Euro erzielt und bei den Großen Lagen sogar 32,- Euro. Damit machten alle VDP-Weingüter zusammen 2016 einen Umsatz von rund 323 Millionen Euro. Das allerdings ist nur ein Bruchteil des deutschen Weinmarkts, zugleich aber auch die Spitze in Sachen Qualität: Gerade die Großen Gewächse der VDP-Winzer sind Aushängeschilder im Ausland „und haben enorm zur wachsenden Anerkennung deutscher Spitzenweine in der Welt beigetragen“, sagt Christmann.

Der Jahrgang 2016 dürfte das noch untermauern: „Die Weine 2016 sind unglaublich balanciert und haben eine große Harmonie, überzeugen mit einer feinen Säure und elegant charmanter Frucht“, schwärmt Christmann. Und das, obwohl das Wetter im Frühjahr 2016 alles andere als günstig war: Lange Kälte und unglaublich viel Regen ließen die Sorgenfalten der Winzer wachsen, erst der unerwartet lange warme und schöne Herbst bescherte den Trauben Frucht und Fülle. Heraus kam ein Weinjahrgang prallvoll mit Frucht und wunderbaren Aromen, gleichzeitig süffig und frisch – einer unserer Lieblingsjahrgänge!

Das gilt natürlich auch für die Nicht-VDP-Weingüter: Einen Tag vor der Weinbörse präsentieren die rheinhessischen Winzer im Mainzer Schloss ihre neuen Ortsweine – erstmals unter der Ägide des neuen Zusammenschlusses „Maxime Herkunft Rheinhessen“. Rund 70 rheinhessische Winzer wollen mit dem neuen Verein Qualität und Herkunftsgedanken in Rheinhessen weiter stärken – mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&. Tolle Sache, tolle Winzer, auch jenseits des VDP – und Vorreiter für die ganze Branche. Herkunft, sagt Christmann zudem, sei inzwischen „das entscheidende Qualitätsmerkmal“ auf den Märkten, die Rheinhessen machen das in ihren Weinen schmeckbar.

Wein genießen im Angesicht des Doms – beim VDP-Börsentreff im Bootshaus bei Frank Buchholz am Sonntagabend. – Foto: VDP/ Alexander Sell

Und das könnt Ihr auch selbst probieren, auch wenn Weinbörse und Ortsweinpreview leider nur für Fachpublikum zugänglich sind. Aber von Freitag bis Montag finden in diversen Weinbars und Restaurants kreative und äußerst edle Weindiners in ganz Mainz statt. Da wird im Atrium Hotel in Mainz-Finthen Zaubertrank serviert, gibt es Große Gewächse bei Gebert’s glasweise zu probieren oder gleich ein ganzes Sternemenü zu den besten Weinen in der Favorite. In der Rheinhessen-Vinothek im Proviantamt könnt Ihr Weine aus fünf Anbauregionen vergleichen, und im Weingut Kühling-Gillot in Bodenheim könnt Ihr bei Liquid Life edle Weine beim preisgekrönten BBQ mit Otto Gourmet genießen – mehr dazu hier bei Mainz&.

Bei Heinrich’s – Die Wirtschaft in der Oberstadt präsentiert sich das Weingut Gut Herrmannsberg von der Nahe, und im Laurenz könnt ihr große Weine aus Magnum-Flaschen erleben. Manch eine dieser kleinen Events dürften bereits ausgebucht sein, Karten gibt es aber noch für die beiden großen Highlights: Die Ortsweinparty „Wine meets Mainz“ am Samstagabend auf der Laubenheimer Höhe und den VDP-Börsentreff am Sonntagabend. Auf der Laubenheimer Höhe gibt es ab 19.00 Uhr Weine von 17 Spitzenwinzern, darunter Fritz Allendorf, Kruger-Rumpf oder Schätzel, dazu kulinarische Highlights wie gegrillte Hochlandlammchops, Omaha Beef mit Safran Polenta oder mediterrane Vorspeisen. Ab 22.00 Uhr gibt es dann heiße Beats der KingKamehameha Club Band, dann wird getanzt bis in den Morgen.

Am Sonntagabend, dem 23. April, dann kann man beim VDP-Börsentreff im Mainzer Bootshaus Spitzenwinzer wie Heger, Loosen, Gunderloch, Haidle oder Christmann persönlich treffen – bei deutschen Küchenklassikern von Sternekoch Frank Buchholz. Los geht’s hier um 18.30 Uhr, Schluss ist um 1.00 Uhr – schließlich ist auch am Montag noch Börsentag. Für beide Parties gibt es noch Karten, billig sind die aber nicht: Der Eintritt kostet jeweils 65,- Euro, dafür sind edle Speisen und Getränke inklusive.

Info& auf Mainz&: 44. VDP-Weinbörse vom 23. bis 24. April 2017 in der Mainzer Rheingoldhalle, nur für Fachpublikum, alle Infos dazu hier beim VDP. Am Samstag, dem 22. April 2017 von 14.00 Uhr bis 18.00 Uhr Ortsweinpreview der rheinhessischen Winzer im Mainzer Schloss, Infos dazu hier bei Mainz&. Vom 21. bis 24. April 2017 Rahmenprogramm der VDP.Traubenadler is(s)t in der Stadt, Infos dazu ebenfalls hier beim VDP.

 

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Maxime Herkunft Rheinhessen: Neuer Verein richtet Ortswein-Preview aus – Fokus auf Herkunft & Qualität

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Die Ortswein Preview ist ja die große Leistungsschau der rheinhessischen Winzer am Vorabend der Weinbörse, dem großen Treffen des Verbands der Spitzenweingüter (VDP)  in Mainz. Immer im April treffen sich die besten 200 Weingüter in Mainz, um ihre neuesten Kreationen dem Fachpublikum vorzustellen. Am Abend zuvor öffnen die rheinhessischen Winzer ihre Flaschen – und dieser Abend bekommt jetzt ein ganz neues Gewicht: Der gerade gegründete Verein „Maxime Herkunft Rheinhessen“ richtet ab diesem Jahr die Weinpräsentation aus. Anfang Februar gründeten rund 70 rheinhessische Weinbaubetriebe die neue „Maxime Herkunft Rheinhessen“. Der junge Verein will die Qualität rheinhessischer Weine weiter fördern und orientiert sich damit an der dreistufigen Qualitätspyramide des VDP.

Weinberge in Rheinhessen bei Mommenheim – hier ist die Maxime Herkunft Rheinhessen zuhause. – Foto: gik

Gutswein, Ortswein und Lagenwein – mit dieser klaren Gliederung soll der Verbraucher die Qualitätsstufen im deutschen Weinbau besser verstehen und leichter zum gewünschten Wein finden. Vor ein paar Jahren führte der VDP die Pyramide ein, seither zieht das System Kreise: „Seit sechs Jahren, seit wir die Ortswein-Preview machen, gibt es immer mehr Betriebe, die von sich aus die VDP Klassifikation benutzen“, erklärt Stefan Braunewell, stellvertretender Vorsitzender der neuen „Maxime Rheinhessen“. 70 rheinhessische Weinbaubetriebe hätten die Qualitätspyramide bereits umgesetzt, „diese Entwicklung wollen wir jetzt mit dem neuen Verein zusammenfassen“, sagt Braunewell.

Das Besondere dabei: Die Betriebe gehören beileibe nicht alle dem VDP an, trotzdem schätzen viele Winzer die klare Gliederung und die Fokussierung auf Qualität im Weinbau. Gutsweine stehen dabei für regional geprägte Einstiegsweine des Winzers, Ortsweine sollen den besten Weinbergen innerhalb eines Ortes entstammen und Botschafter des jeweiligen Terroirs sein. Lagenweine wiederum sind Weine aus den allerbesten rheinhessischen Weinbergen, die nach hohen Qualitätskriterien produziert werden. Wer bei „Maxime Herkunft Rheinhessen“ Mitglied werden will, muss sich denn auch verpflichten, seine Weine an der dreistufigen Pyramide auszurichten und allein diese Klassifizierung zu verwenden.

Eine Konkurrenz zum VDP sei das nicht, sagt Philipp Wittmann, Vorsitzender des VDP Rheinhessen und zugleich nun auch stellvertretender Vorsitzender der „Maxime“ – im Gegenteil: Die Orientierung an der Qualität nütze allen Winzern im Gebiet. Dazu will nicht jedes Weingut Mitglied im VDP werden, der sich strikt an Kriterien wie Handarbeit und Mengenreduzierung orientiert. „Wir haben unheimlich viele Betriebe, die zu den führenden Weingütern gehören, aber wir können die nicht alle in den VDP aufnehmen“, sagt Wittmann: „Wir wissen aber, dass wir Kollegen haben, die genauso gut sind, mit denen wollen wir zusammenarbeiten.“

Der Vorstand der neuen Maxime Herkunft Rheinhessen auf der ProWein. Von links nach rechts: Stefan Braunewell, Philipp Wittmann, Johannes Geil-Bierschenk. – Foto: gik

Damit entstehe in der Region ein bundesweit einmaliger Zusammenschluss qualitätsorientierter Winzer, sagt Otto Schätzel vom Weinbauzentrum Oppenheim. Das sei „ein riesiger Schritt in die richtige Richtung“ und die Bestätigung für das Qualitätsstreben der vergangenen 20 Jahre, schwärmt Schätzel: „Rheinhessen ist dynamisch, innovativ und kompetent, das muss jetzt auch professionell nach außen vertreten werden.“

Genau das wollen die 70 Betriebe nun tun: Das Ziel sei, die Qualität in Rheinhessen weiter zu stärken und einen größeren Fokus auf die Herkunft zu legen. Es gehe auch um die Identifikation der Winzer mit ihrem Ort und darum die Besonderheiten der einzelnen Lagen noch intensiver herauszuarbeiten, sagt Braunewell: „Wir wollen auch Denkanstöße geben, sich anzuschauen: Wie schmeckt denn mein Ort?“

Dazu soll dem Verbraucher mehr Orientierung im Weinbezeichnungsdschungel geboten werden: „Unser Weinbezeichnungsrecht in Deutschland ist aufgebläht wie ein Riesenkuchen mit so vielen Einzelstücken, die nicht zusammenpassen“, klagt Wittmann, „wir brauchen ein verschlanktes System, so dass der Kunde weiß, was er bekommt.“ Die Pyramide soll klare Orientierung geben und helfen, den „Wortsalat“ auf den Etiketten zu entschlacken.

Der Verein will es trotz aller Euphorie erst einmal langsam angehen, ein gemeinsamer Wein sei noch kein Thema, sagt Braunewell. Gemeinsame Vision sollen sich von unten entwickeln. „Die Betriebe sind nun gefragt, es den Kunden zu vermitteln“, sagt Maxime-Vorsitzender Johannes Geil-Bierschenk: „Die Begeisterung der Betriebe, das Thema zu bespielen und nach außen zu tragen, ist riesig.“ Mit der Ortswein-Preview steht nun auch gleich eine passende Plattform zur Verfügung. „Die Ortswein-Preview ist der Kickoff“, sagt Wittmann, „da werden alle unsere Mitglieder das erste mal zusammen in einem Raum stehen.“

Info& auf Mainz&: Die Ortswein-Preview, die Weinverkostung der rheinhessischen Winzer, findet am Samstag, den 22. April 2017, von 14.00 bis 18.00 Uhr im Kurfürstlichen Schloss in Mainz statt. Im Gegensatz zu früher ist die Verkostung leider nur für Fachbesucher, Infos dazu findet Ihr hier. Aber rund um die Weinbörse gibt es auch wieder zahlreiche Schlemmer-Events in den Weinbars und Restaurants von Mainz – das Stichwort lautet „Der VDP.Traubenadler is(s)t in der Stadt.“ Das ganze Programm dazu findet Ihr hier, mehr zur Weinbörse und dem VDP genau hier.

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„Schlimmste Bombe, die ich je gesehen habe“ – Bombe am Zollhafen in Mainz nach drei Stunden entschärft

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Drei Stunden brauchte Horst Lenz, um die Bombe am Mainzer Zollhafen zu entschärfen – ungewöhnlich lange für den Chef des Kampfmittelräumdienstes in Rheinland-Pfalz. „Ich hatte es befürchtet“, sagte Lenz nach der Entschärfung um 00.15 Uhr, „das war die schlimmste Bombe, die ich je gesehen habe.“ Das 250-Kilo-Geschoss aus dem Zweiten Weltkrieg war stark beschädigt und zum Teil beim Aufschlag explodiert. Der zweite Teil hatte nun mehr als 70 Jahre in Mainzer Erde gelegen. Zur Entschärfung mussten Lenz und seine Experten den Zünder der Bombe regelrecht herausfräsen – ein Geduldsspiel.

Sprengmeister Host Lenz beim Interview nach der erfolgreichen Entschärfung der Bombe im Mainzer Zollhafen. – Foto: gik

Vor gut einer Woche war der Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg bei Bauarbeiten an der Oberen Austraße gefunden worden, auf einem Gelände der Mainzer Stadtwerke etwa zwischen Hauptzollamt und Eisengießerei Römheld & Moelle. Mehrere Meter tief in der Erde lag das Geschoss stabil in einer Grube, weil in der Umgebung praktisch ausschließlich Industrie und Gewerbe angesiedelt sind, entschieden sich Stadt, Feuerwehr und Kampfmittelräumdienst, die Entschärfung am Gründonnerstag in den Abendstunden vorzunehmen. Ab 20.00 Uhr wurde das Gebiet um die Bombe in einem Radius von 500 Metern gesperrt, die Schifffahrt auf dem Rhein und der Zugverkehr über die benachbarte Kaiserbrücke eingestellt.

Horst Lenz zeigt den gut erhaltenen Drehzünder der Bombe, rechts das Loch, in dem er saß. – Foto: gik

Rund 90 Gewerbebetriebe und vier produzierende Industriebetriebe waren von der Sperrung betroffen, darunter neben der Eisengießerei auch der Glashersteller Schott und die Firma Erdal. Ganze drei Einwohner mussten aus dem Gebiet „evakuiert“ werden, die Herrschaften seien essen gegangen oder hätten sich anderweitig einen schönen Abend gemacht, hieß es von Seiten der Feuerwehr. Für 21.00 Uhr war die Entschärfung angesetzt worden, kurz zuvor prüften Sicherheitskräfte noch einmal, ob sich auch wirklich niemand mehr in dem Gebiet aufhielt – vom Zollhafen zur Ingelheimer Aue wird gerne gejoggt.

Kurz nach 21.00 Uhr begannen dann Horst Lenz und sein Team von fünf Experten mit dem schwierigen Geschäft der Entschärfung – und die dauerte. Um 21.58 Uhr meldete sich Horst Lenz dann per Funk in der Einsatzzentrale: „Es gibt Schwierigkeiten, den Zünder rauszukriegen. Das dauert noch.“ In der Einsatzzentrale in der Feuerwache 2 an der Rheinallee wurde gelassen gewartet. Etwa 70 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Ordnungsamt und Technischem Hilfswerk hielten sich bereit und sorgten für Verpflegung und Getränke. „Eine Brezel, zwei Eier und einen Spundekäs bitte!“ schallte es aus der Leitstelle. Ansonsten gab’s belegte Brötchen und heißen Fleischkäse, der Zugführer persönlich bediente am Buffet: „Unsere Küchenfee ist schon im Osterurlaub“, lachte er.

In schlechtem Zustand: 250-Kilo-Bombe der Amerikaner aus dem Zweiten Weltkrieg am Mainzer Zollhafen. – Foto: gik

Die Warterei zog sich hin, um 23.00 Uhr hieß es dann: Horst Lenz hat das Werkzeug draußen, es wird gebohrt und gefräst. Manch einem wurde es da ein bisschen mulmig bei dem Gedanken, dass da jemand gerade an einem 250-Kilo-Geschoss herumbohrt… Um kurz nach Mitternacht dann die erlösende Mitteilung: Geschafft! Bombe entschärft und gesichert! Das habe schon lange gedauert, sagte Lenz danach, der Grund: „Ein Herausschrauben des Zündsystems der Bombe auf normalem Weg war nicht möglich.“

Zwar sei der Zünder an der Bombe selbst „voll in Ordnung“ gewesen, doch der Rest der Bombe in sehr schlechtem Zustand: Der Sprengkörper sei zur Hälfte beim Aufschlag explodiert, der Heckzünder explodiert, der hintere Teil fehle, erklärte uns Lenz nach der Entschärfung am Fundort. Dann aber habe sich die Explosion totgelaufen, weil dem restlichen Sprengstoff – Amatol – der weitere Impuls gefehlt habe. „Die Bombe hat in jedem Fall was durchschlagen, ist wahrscheinlich durch ein Gebäude durch“, sagte der Experte. Denn der Bombenkörper sei stark zernarbt gewesen, an ihm hätten sich noch Scherben und Steingut und Glas gefunden. „So eine schlecht erhaltene Bombe habe ich noch nie gesehen“, sagte Lenz Kopf schüttelnd: „Die sieht ja aus, als hätte sie in Säure gelegen.“

Meister der Bomben: Sprengmeister Horst Lenz nach erfolgreicher Entschärfung der Bombe am Mainzer Zollhafen. – Foto: gik

Das will etwas heißen: Seit 1984 widmet sich der Rheinländer dem Entschärfen von Sprengstoff und den Hinterlassenschaften des Krieges, wie viele Bomben er schon entschärft hat, kann er selbst nicht sagen. Das Geschäft des Sprengmeisters sei „ein bisschen wie Archäologie“, sagte Lenz einmal gegenüber Mainz&, Geschichte brauche man dafür, Physikkenntnisse und Geografie. Die Bombe am Zollhafen konnte Lenz denn auch genau zuordnen: Eine amerikanische GP 500 Pounds ANM 64 sei das gewesen, sagte er prompt, der Zünder ein ANM 103 mit einem De Bange-Schraubverschluss.

Eine Bombe sei „immer eine Herausforderung“, sagte Lenz, die am Zollhafen vor allem „viel Arbeit“ gewesen, das Wichtigste: „ein Zusammenhalten der Gedanken, damit man sich nicht verläuft.“ Schritt für Schritt arbeiteten sich Lenz und sein Team vor, konzentriere man sich dabei nicht genau, „erschafft man eine Situation, aus der keine Rückkehr mehr möglich ist“, sagte Lenz: „Die Bombe hier hat eine ziemliche Herausforderung an den Verstand gestellt.“

Zuerst hätten sie versucht, den Zünder mit der Zange zu drehen, „das hat sich vielleicht einen Millimeter oder zwei bewegt, danach war aber Feierabend, dann gab’s nix mehr zurück und nix mehr vor“, berichtete Lenz ganz ruhig danach. Die Aufgabe war, den gezackten Zünder so weit zu drehen, dass die Zacken ins Leere greifen, doch genau das ließ sich zunächst nicht bewerkstelligen. Die Lösung brachte schließlich das Anbohren mit Hilfe einer Bohrschablone, mit der im Millimeterbereich genau das Gewinde angebohrt werden konnte, um eine Drehung im Sechzehntelbereich zu erreichen – damit der Zünder keinen Kontakt mehr hatte zum Rest der Bombe und sich dann herausziehen ließ.

Die Bombe samt dem Sprengstoff darin wird nun ins Lager des Kampfmittelräumdienstes gebracht und von dort zu einer Spezialfirma. Dort werde der Sprengstoff herausgepresst und unschädlich gemacht, der metallene Bombenkörper außen herum verschrottet. Komplett harmlos sei die Bombe ohne Zünder noch immer nicht, sagte Horst Lenz noch: „Würde da jemand drauf schießen, dann flumpt dat noch.“

Info& auf Mainz&: Wenn Ihr einen Vergleich wollt: Die größte bisher gefunden Bombe in Mainz war eine 500-Kilo-Bombe, die im November 2014 in Weisenau in Nähe des Volksparks gefunden wurde. Damals dauerte die Entschärfung weniger als eine Stunde, auch sie wurde von Horst Lenz unschädlich gemacht – alles dazu in der Mainz&-Reportage „Bis zur nächsten Bombe.“ Ein Video mit Horst Lenz über die Entschärfung der Bombe am Mainzer Zollhafen findet Ihr auf der Mainz&-Facebook-Seite.

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2. Mainzer Rhein-Frühling ab 8. April: Chaos-Airport, neues Riesenrad und zwei Mal Feuerwerk

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Der Frühling ist da, und mit ihm die Mainzer Frühjahrsmesse: Am 8. April geht es wieder los, dann wird das Rheinufer vor dem Schloss zur Vergnügungsmeile. Mainzer Rhein-Frühling heißt die traditionelle Messe, seit sie im vergangenen Jahr vom Platz hinterm Rathaus auf die neue Rheinuferpromenade umzog. Das hat der Messe gut getan: Mehr Platz, neue Fahrgeschäfte und viel mehr Besucher belebten den neuen Mainzer Rhein-Frühling. In diesem Jahr lockt gleich eine ganze Reihe neuer Attraktionen: Ein fabrikneues Riesenrad, viele neue Fahrgeschäfte – und gleich an zwei Abenden ein großes Feuerwerk, am 8. und am 15. April.

Der Mainzer Rhein-Frühling lockt vom 8.-23. April 2017 wieder ans Rheinufer. – Foto: gik

„Wir haben für den 15. April den Weltmeister der Feuerwerker verpflichtet“, freut sich Marco Sottile, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Mainzer Schausteller und Marktbeschicker (IMSM). Die ISM bezahlt die Feuerwerkshows aus eigener Tasche und will damit noch mehr Besuchern eine Freude machen und sie zur Frühjahrsmesse locken. Vergangenes Jahr war die rund 500 Jahre alte Messe von ihrem angestammten Ort hinter dem Rathaus an das Rheinufer vors Mainzer Schloss umgezogen. Nötig wurde das, weil die alte Kaimauer entlang des Rheins marode ist und die großen Fahrgeschäfte nicht mehr tragen konnte. Der alte Standort war auch zum Hemmschuh geworden.

Auf der Promenade zwischen Theodor-Heuss-Brücke und Kaisertor hingegen ist mehr Platz, dazu wurde die Messe für die Besucher auch einfach wieder sichtbarer. „Das ist wirklich sehr gut angekommen“, berichtet Sottile gegenüber Mainz&, „es war ein wirklich gelungenes Revival.“ Die Besucherzahlen hätten sich durch den neuen Platz „verzwanzigfacht“, dazu sei es gelungen, mit zwei Gastronomie-Dörfern neue Verweilorte zu schaffen. Mit den beliebten Fässerdörfern war es gelungen, am durchaus auch zugigen Rheinufer abgeschirmte Bereiche mit Atmosphäre einzurichten. Die Dörfer wird es wieder geben, verspricht Sottile, ebenso das Osterfeuer mit Stockbrotbacken.

Elf große Fahrgeschäfte und zahlreiche kleinere Buden warten dann ab dem 8. April auf die Besucher. Ein Highlight in diesem Jahr: „Es gibt ein fabrikneues Riesenrad“, sagt Sottile, das sei mit 48 Metern Höhe gute zehn Meter größer als das alte. Das neue Rad warte mit LED-Beleuchtung und allerlei Hightech auf und bietet einen noch spektakuläreren Blick über Mainz. Ganz neu dabei ist mit der XXL-Schaukel „Höhenrausch“ zudem die größte transportable Schaukel Europas. 24 Meter hoch würden die Fahrgäste in die Lüfte geschleudert, kündigt Sottile an.

Für ordentlich Nervenkitzel dürfte auch der „Scheibenwischer Mambo Dance“ sorgen: Das Dreh-Fahrgeschäft habe eine solche Beschleunigung, dass sich bei der Drehung sogar die Gesichtszüge verzerrten. Neu dabei ist auch der „Chaos-Airport“ – was für ein passendes Fahrgeschäft in Zeiten, in denen Flughäfen in Deutschland Schlagzeilen machen 😉 Dieser Chaos-Airport ist eine Art Geisterbahn, durch die der Besucher selbst durchläuft. Da muss man über Wasserstege balancieren, seinen Weg durch ein Labyrinth finden, sich durch Ketten kämpfen – und begegnet alle naselang verlorenen Koffern….“Alles funktioniert nicht: Gepäckaufgabe, Check-In, das ist auch von draußen eine Riesengaudi“, verspricht Sottile.

Der Breakdancer ist beim Mainzer Rhein-Frühling natürlich auch wieder mit dabei. – Foto: gik

 

Natürlich sind auch wieder die Klassiker wie Autoscooter, Riesenrutsche, Break Dancer und das große Kettenkarussel mit von der Partie, dazu gleich drei Kinderkarussels und diverse Spielstände. Außerdem gibt es eine reiche Vielfalt an Essen: Crèpes, Currywurst, Schwenksteak, Steak-Hazienda, Churros und neu dabei Wraps (auch vegetarisch) – da ist für jeden was dabei. Eisbuden und Süßigkeitenstände dürfen ebenfalls nicht fehlen, ohne sie wäre eine Messe ja keine Messe. Wein gibt es selbstverständlich auch, Bier ebenso, unter anderem Rheinhessenbräu.

Zwei Wochen lang wird rund um Ostern am Rheinufer gefeiert und genossen, neben den Ständen gibt es eine ganze Reihe Extra-Events: Am 12. April kommt Eiskönigin Elsa zum Rhein-Frühling, oder genauer gesagt: Ein Elsa-Double erfreut ab 14.00 Uhr die kleinen Fans mit einem Foto-Shooting  bis 18.00 Uhr. Und am 19. April gibt sich niemand Geringeres als Captain Jack Sparrow die Ehre: Die Hauptfigur aus „Fluch der Karibik“, gespielt von Johnny Depp, hat tatsächlich in Deutschland ein Double, das ihm zum Verwechseln ähnlich sieht. „The German Jack“ könnt Ihr am 19. April zwischen 14.00 und 18.00 Uhr erleben. Ostermontag dann gibt es den traditionellen Gottesdienst auf dem Autoscooter sowie das Oldtimer-Traktorentreffen.

Info& auf Mainz&: 2. Mainzer Rhein-Frühling vom 8. bis 23. April 2017 am Mainzer Rheinufer zwischen Theodor-Heuss-Brücke und Kaisertor. Die offizielle Eröffnung ist am Samstag, 8. April, um 16.00 Uhr, die Messe selbst öffnet aber schon um 12.00 Uhr. Der Mainzer Rhein-Frühling ist jeden Tag von 14.00 Uhr bis 22.00 Uhr geöffnet, an den Wochenenden ab 12.00 Uhr. Die Preise sind laut ISMS stabil geblieben. Großes Feuerwerk am 8. April sowie am Ostersamstag, dem 15. April, immer bei Einbruch der Dunkelheit. Wer schon ein bisschen schwelgen will: Appetithappen vom Aufbau und zu den Fahrgeschäften gibt es auf dieser Facebook-Seite.

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