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Tagesarchive: 3. Mai 2017

Coffee To Go: Erstes Becher-Pfand-System in Mainz gestartet – ConCup will Region erobern – NEU: Eder will Kooperation

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Mainz hat seinen ersten Mehrweg-Kaffeebecher: Am Dienstag startete mit dem ConCup das erste Coffee to go-Pfandsystem in Mainz. Das neue Becher-Pfand-System wird zunächst von 18 Partnerbetrieben in Mainz angeboten, die meisten sind Bäckereien, die eben auch den Kaffee für unterwegs anbieten. „Con“ steht dabei für das englische Wort „convenience“, also Bequemlichkeit, doch gleichzeitig soll der Mehrwegbecher vor allem die Umwelt schützen: 30.000 Einwegbecher verursachen pro Tag 420 Kilogramm Müll und verbrauchen 690 Kilogramm Holz und 270 Liter Öl. Und das Mehrwegsystem hat große Pläne: Wiesbaden, Bad Kreuznach, Bingen, Rüdesheim und bis nach Frankfurt – in der ganzen Region soll sich der ConCup verbreiten.

So sieht der neue Kaffee-Mehrwegbecher ConCup aus. Foto: Con Cup

Erfinder ist der Ebersheimer Daniel M. Brandes, der erzählt, er habe sieben Jahre Erfahrung in der Mehrwegbecherbranche. „Ich habe mir schon länger Gedanken über dieses Thema gemacht“, berichtete er Mainz&: Allein in Deutschland würden pro Stunde (!) rund 320.000 Coffee to go-Einwegbecher entsorgt. Im Jahr seien das 2,8 Milliarden Einwegbecher allein beim Kaffee, jeder Einwegbecher aber verbrauche 23 Gramm  Holz, mehr als einen halben Liter Wasser, 9 Milliliter Öl und am Ende 14 Gramm Abfall. Dafür würden pro Jahr rund 43.000 Bäume gefällt, 320 Millionen Kilowatt Strom verbraucht, 22.000 Tonnen Rohöl gefördert und 111.000 Tonnen CO2 freigesetzt. Am Ende fielen so rund 40.000 Tonnen Abfall an – auf Mainz gerechnet bestehe bei einem täglichen Verbrauch von geschätzten 30.000 Einwegbechern ein Einsparpotenzial von 690 kg Holz, mehr als 16.000 Liter Wasser, 270 Liter Öl und 420 Kilogramm Müll. Und das alles pro Tag!

Brandes wollte das ändern, die Entwicklung zur Lösung habe rund sechs Monate gebraucht, berichtet er. Heraus kam ein stabiler Becher aus Polypropylen, der spülmaschinengeeignet, bruchsicher und langlebig sei. Den Becher kauft der Kunde für einen Euro und kann ihn bei jedem der 18 Partner wieder zurückgeben, wobei er den einen Euro auch wieder zurück bekommt. Die Becher werden dann gereinigt und wieder neu ausgegeben. Das System sei für jeden Verkäufer von Coffee to go sehr interessant, glaubt Brandes, denn jeder eingesparte Einwegbecher bedeute auch finanzielle Ersparnisse für die Partner.

„Unser System hat den großen Vorteil überregional agieren zu können“, sagt Brandes weiter, man sei derzeit in der Akquise weiterer Partner. Wiesbaden, Bad Kreuznach, Bingen, Rüsselsheim und vielleicht sogar Frankfurt und Darmstadt sollen in Zukunft mit eingebunden werden. „Müll und Ressourcenersparnis geht uns alle etwas an“, betont Brandes, „wir versuchen, einen kleinen Beitrag zu leisten die Leute zu sensibilisieren, aber auch einen echten Gewinn für die Umwelt zu erzielen.“

Damit prescht Brandes in einem Feld vor, das gerade auch die Parteien als lohnendes Aktionsziel auserkoren hatten: Die CDU hatte Mitte März vorgeschlagen, einen Meenzer Kaffeebecher einzuführen und dazu einen Prüfantrag im Stadtrat gestellt. Die Idee dabei ist die Entwicklung eines eigenen Mainzer Bechers, den man morgens in seine Tasche steckt und in der Bäckerei oder dem Café befüllen lässt. Parallel dazu aber verriet Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne), die Stadt plane schon ein eigenes Becher-Projekt:  Das Projekt sei schon länger in Planung, die Stadt wolle „mit einem großen Player“ kooperieren, sagte Eder Mainz&.

So hatte sich die CDU den Mainzer Kaffeebecher vorgestellt. – Foto: CDU Mainz

Im Stadtrat allerdings konnten sich die Fraktionen erst einmal nicht recht einigen, die FDP sprach gar von einem „Schnellschuss“ der CDU, Fragen wie die nach dem Spülen seien nicht beantwortet. „Ich müsste die CDU-Fraktion für den Antrag schon fast knuddeln“, wurde hingegen Thorsten Lange von den Grünen regelrecht euphorisch, das gehe absolut in die richtige Richtung. Aber die Frage sei doch, „ob wir in Mainz unbedingt einen eigenen Testballon starten müssen“, schließlich gebe es in anderen Städten schon einiges an Vorbildern.

Tatsächlich müssten die Mainzer nur mal über den Rhein nach Hessen schauen: Dort rief Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) schon vor einem Jahr die Initiative „BecherBonus“ ins Leben, inzwischen machten dort mehr als 50 Unternehmen und knapp 3.000 Filialen mit. „Das ist ein sehr gutes Ergebnis nach einem Jahr“, sagte Hinz Anfang April bei einer ersten Bilanz. Das Prinzip hier ist noch einfacher: Die Geschäfte gewähren ihren Kunden einen Rabatt von mindestens zehn Cent pro Kaffee, wenn der Kunde seinen eigenen Becher gleich selbst mitbringt. Angesichts einer wachsenden Beliebtheit von hochkarätigen Warmhaltebechern keine schlechte Methode. Und selbst die Deutsche Bahn macht inzwischen in ihren Bordbistros mit, verkündete Hinz stolz.

Die Ministerin wirbt dafür, die Coffee-to-go-Becher gleich ganz zu vermeiden, denn die seien schwer recycelbar, weil innen mit Kunststoff beschichtet. Die 2,8 Milliarden Wegwerfbecher pro Jahr in Deutschland seien somit „eine Verschwendung wertvoller Ressourcen.“ Was jetzt aus den Mainzer Initiativen von Stadt und CDU wird, ist indes unklar: Dezernentin Eder sprach sich im Stadtrat jedenfalls dafür aus, der Stadtrat möge nicht ein System bevorzugen. „Es ist der falsche Weg zu sagen, wir schreiben eine Variante vor“, sagte Eder, das sei „den Menschen gegenüber doof, die sich seit Monaten für das Thema engagieren.“ Und schließlich sei „jeder Becher, der vermieden wird, eine gute Sache.“

Update: Am Donnerstag hatte Mainz& Gelegenheit, Dezernentin Eder zu dem neuen Becher-Pfandsystem zu befragen, das Ergebnis: Die städtischen Projekte werden wohl erst einmal auf Eis gelegt. „Es ist nicht Aufgabe einer Stadt, einem Jungunternehmer Konkurrenz zu machen“, sagte Eder Mainz&. Sie werde nun das Gespräch mit dem Betreiber der ConCups suchen und sehen, wie man kooperieren oder den Unternehmer unterstützen könne. „Mehrere Systeme in einer Stadt machen wenig Sinn“, fügte die Dezernentin hinzu.

Info& auf Mainz&: Mehr zum neuen ConCup in Mainz findet Ihr auf dieser Internetseite, dort findet Ihr auch eine Liste der Shops, die bei dem Projekt mitmachen. Informationen zum hessischen BecherBonus-Modell genau hier im Internet.

 

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Kaimauer wird mit Ankerköpfen ans Rheinufer gespannt – 130 Jahre alte Mauer wird saniert

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Sie ist 130 Jahre alt, und sie ist inzwischen etwas wackelig auf den Beinen: Die Kaimauer am Mainzer Rheinufer muss dringend saniert werden. Damit das historische Bauwerk nicht irgendwann mal in den Rhein rutscht, beginnt der Wirtschaftsbetrieb Mainz im Mai mit umfangreichen Sanierungsarbeiten. Die Mauer soll nämlich wie mit riesigen Schrauben unterirdisch ans Ufer gespannt werden, Ankerköpfe sollen die Mauer am Ufer halten. Dazu werden Steine erneuert, Unkraut entfernt und Fugen neu vermörtelt. Bis Jahresende soll die Sanierung am ersten Teilstück fertig sein, die Arbeiten erfolgen, wenn gerade mal kein Fest am Rheinufer stattfindet – Johannisnacht, Bierbörse & Co. sind also nicht gefährdet.

Die Mainzer Kaimauer ist marode und muss dringend saniert werden – das gute Stück ist 130 Jahre alt. – Foto: Christian Schulze

Die Kaimauer entlang des Rheinufers steht unter Denkmalschutz, wurde das Bauwerk doch schon vor 130 Jahren errichtet. Zum Glück: Die hohe Mauer schützt seither Mainz wirksam vor Hochwassern und Abrutschen, doch die altehrwürdige Mauer bröckelt. Steine brechen, vor dem Rathaus ist die Mauer gar so marode, dass die Frühjahrsmesse umziehen musste. Nun wird das 1,3 Kilometer lange Bauwerk nach 130 Jahren saniert, am Ende soll das Rheinufer wieder ganzflächig nutzbar sein. Das aber wird dauern: Allein für die ersten einhundert Meter brauchen die Wirtschaftsbetriebe im Auftrag der Stadt den Rest des Jahres 2017.

Das liegt auch daran, dass die Rheinpromenade die Mainzer Feiermeile schlechthin ist: Johannisnacht, Mainzer Sommerlichter, Bierbörse – für die Arbeiten mussten Wochen gefunden werden, in denen hier ausnahmsweise mal keine Stände stehen. Und zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober darf auch nichts nach Baustelle aussehen…. Der Wirtschaftsbetrieb werde bei der Sanierung eine Technik anwenden, „die so gut wie keine sichtbaren Spuren hinterlässt“, sagte denn auch Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) bei der Vorstellung der Maßnahmen am Dienstag.

Die Ingenieure greifen nämlich zu einer unterirdischen Technik: Mit neun Meter langen Gewindestäben wird die Kaimauer praktisch an das Rheinufer gespannt. „Vom Prinzip her ist das ähnlich, wie wenn Sie eine Schraube mit einer Mutter verbinden – nur in einer etwas größeren Dimension“, erklärte Bauleiter Carsten Krollmann. Totmann-Konstruktion heißt die Methode, dabei werden die Gewindestäbe in Stahlbeton verankert, der vorher ins Erdreich eingelassen wird. Dafür müssen auf der Rheinpromenade Löcher und Kanäle Richtung Fluss gebohrt werden, insgesamt werden rund 2.000 Kubikmeter Erde ausgehoben und 33 Stahlbetonblöcke verlegt, das sind die sogenannten Totmänner. An denen werden dann die Gewi-Stahl-Stangen verankert.

Auf der Rheinseite werden wiederum Ankerköpfe angebracht, die die Kaimauer mit einer gewissen Zugkraft am Ufer halten sollen – alle drei Meter. Die Ankerköpfe sollen aber hinterher nicht zu sehen sein, sondern mit Steinen verkleidet werden, versprechen die Wirtschaftsbetriebe. Die Methode sei nicht nur die einfachste, sondern auch die kostengünstigste Methode, heißt es weiter, doch das ist relativ: 700.000 Euro kostet die Sanierung allein für die ersten einhundert Meter, 7.000 Euro pro Meter. Rechnet man das auf die anstehende Strecke bis zum Rathaus hoch, könnten auf die Stadt Mainz weitere Kosten von mindestens sieben Millionen Euro zukommen.

Infoplakate des Mainzer Wirtschaftsbetriebs zur Sanierung der Mainzer Kaimauer am Rheinufer. – Foto: Christian Schulze

Es sei geplant, die gesamte Kaimauer bis zum Fischtorplatz zu sanieren, versicherte Dezernentin Eder auf Mainz&-Anfrage am Mittwoch noch einmal ausdrücklich. Bis wann das aber erfolgt sein kann, kann derzeit niemand sagen – aus Planungs- und Kostengründen. „In den folgenden Jahren“ gehe es dann weiter Richtung Theodor-Heuss-Brücke, hieß es erst einmal nur.

Los geht es nun mit den ersten einhundert Metern zwischen Kaisertor und der Rheinufer-Garage, das sind genau Rheinkilometer 498,9 bis 499,0. Hier sollen die ersten 40 Totmänner vom 8. Mai bis 14. Juni eingebaut werden, also vor der Johannisnacht Ende Juni fertig sein. Nach den Sommerlichtern geht es dann am 2. August weiter, an diesem zweiten Bauabschnitt bis 16. September sollen rund 60 Totmänner eingebaut werden.

Der dritte Bauabschnitt erfolgt dann nach dem Tag der Deutschen Einheit ab 9. Oktober und bis zum 1. Dezember fertig sein, in dieser Zeit sollen dann die Natursteine der Kaimauer saniert werden. Denn auch an der Optik der Kaimauer werde gearbeitet, beschädigte Natursteine durch neue ersetzt und das Unkraut entfernt. Dazu werden 1.250 Quadratmeter Natursteinpflaster neu verlegt. Rund 1.500 Tonnen Wasserbausteine sind für die Sanierung nötig, etwa 400 Quadratmeter Mauerwerk wird neu ausgefugt.

Übrigens haben die Mainzer dabei überaus interessierte Zuschauer von der anderen Rheinseite: Wiesbaden schaue sich die Sanierungsmaßnahme ganz genau an, denn dort gebe es das gleiche Problem mit der Kaimauer, teilte der Wirtschaftsbetrieb mit. Die Kollegen auf der anderen Rheinseite wollten dafür möglicherweise auf die Mainzer Technik zurückgreifen. In der nächsten Zeit sind also Ferngläser ziemlich begehrt in Wiesbaden… [v_icon color=“#444444″ size=“18px“ target=“_blank“ name=“moon-cool“]

 

 

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