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Tagesarchive: 11. Mai 2017

Dezernentenwahl im Stadtrat am Mittwoch: Ampel stellt Weichen für die nächsten acht Jahre

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Mainzer Rathaus - Foto: gik

Am Mittwoch wird es im Mainzer Stadtrat spannend: Die Wahl von gleich drei Dezernenten steht auf der Tagesordnung. Und dabei werden die Weichen für die kommenden acht Jahre in den Bereichen Bauen, Finanzen, Soziales, Kultur und Arbeit gestellt. Die Mainzer Ampel steht dabei auf Fortsetzung des Gehabten: Finanz- und Sportdezernent Günter Beck (Grüne) stellt sich ebenso zur Wiederwahl wie Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD). Neu ins Amt soll hingegen Eckart Lensch (SPD) gewählt werden – als Dezernent für Soziales, Kinder, Schule und Gesundheit. Alle drei haben die Mehrheit der Ampel-Koalition hinter sich, dennoch hat die CDU drei Gegenkandidaten zur Dezernentenwahl aufgestellt.

Mainzer Rathaus - Foto: gik
Im Mainzer Rathaus werden am Mittwoch Weichen für die kommenden acht Jahre gestellt. – Foto: gik

Acht Jahre beträgt die Amtszeit von Dezernenten in Mainz, damit werden die am Mittwoch Gewählten weit über die nächste Kommunalwahl im Jahr 2019 hinaus im Amt sein – genau gesagt: bis ins Jahr 2025. Selbst wenn es also 2019 zu einem Wechsel der Mehrheit im Mainzer Stadtrat zur CDU käme, müsste diese mehr als sechs Jahre lang mit Dezernenten von SPD, Grünen und FDP regieren, denn auch Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) und Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP) könnten im kommenden Jahr im Amt bestätigt werden.

Die Mehrheit der Stimmen in Mainz holte bei der Stadtratswahl am 25. Mai 2014 zwar die CDU mit 30,3 Prozent, doch am Ende nützte das den Konservativen wenig: SPD, Grüne und FDP setzten gemeinsam ihre Ampel-Koalition fort und halten mit 32 Stimmen die Mehrheit der 60 Sitze im Rat. Die SPD kam bei der Kommunalwahl 2014 auf 27,7 Prozent (17 Sitze), die Grünen auf 20,1 Prozent (12 Sitze) und die FDP auf genau 5 Prozent (3 Sitze). Die CDU hält 18 Sitze im Rat, die Linke 3 Sitze, ÖDP und AfD je zwei Sitze und Freie Wähler, Piraten und die rechtspopulistische ProMainz je einen Sitz. Für eine Mehrheit bräuchte die CDU also mindestens 13 weitere Stimmen – bei der derzeitigen Konstellation ist das nicht zu erwarten.

Elf Bewerber für die drei Posten, vorstellen dürfen sich nur Fraktions-Vorschläge

Die Ampel steht fest hinter ihren Dezernenten, und dazu müssen am Mittwoch nicht einmal alle Stadtratsmitglieder der Koalition auch tatsächlich anwesend sein: Es gilt die Mehrheit der anwesenden Stadtratsmitglieder, wie Stadtsprecher Marc André Glöckner Mainz& auf Anfrage erklärt. „Entscheidend für die Wahl ist laut Geschäftsordnung die Anzahl der erschienenen Mitglieder, von denen die einfache Mehrheit reicht.“ In der Sitzung ab 15.00 Uhr werden sich zunächst die Kandidaten für die drei zu vergebenden Posten persönlich vorstellen, allerdings nicht alle Kandidaten: Insgesamt elf Bewerbungen gab es Glöckner zufolge für alle drei Posten, darunter waren auch Bewerbungen von außerhalb.

Die sind allerdings chancenlos: Das Recht zur persönlichen Vorstellung im Stadtrat hat nur, wer von den Fraktionen vorgeschlagen werde, sagte Glöckner. Nach bisherigem Stand sind das nur die Kandidaten von SPD und CDU, diese haben jeweils 15 Minuten Gelegenheit, sich zu präsentieren, danach ist Zeit für Fragen. Anschließend wird in geheimer Wahl abgestimmt. Es wird also eine Weile dauern, bis das Ergebnis am Mittwochnachmittag fest steht. Mainz& gibt Euch einen Überblick über die Kandidaten und ihre Themen.

Finanzen, Beteiligungen, Sport: Günter Beck (Grüne)

Bürgermeister und Finanzdezernent: Günter Beck will weiter machen. – Foto: privat

Günter Beck ist seit dem 10. Februar 2010 Finanzdezernent und Bürgermeister von Mainz, es war ein stolzer Tag im Leben des Grünen. Der Gonsenheimer ist ein Ur-Mainzer und eine Type, seit 1984 ist er bereits in der Kommunalpolitik auf den unterschiedlichsten Feldern tätig. Der Diplom-Pädagoge war Leiter des Hauses der Jugend, Veranstaltungsmanager und Pächter der Gastronomie in der Alten Patrone und gründete 2000 die Veranstaltungsagentur „BecksStage“. Schon 1984 zog er für die Grünen in den Mainzer Stadtrat ein – „Jockel Fuchs dachte damals noch, das wäre der Super-Gau“, erinnert sich Beck. Grünen-Mitglied wurde Beck indes erst Ende der 1990er Jahre, auch wenn er bereits 1990 Fraktionssprecher der Grünen war und dann erneut ab 1995 Chef der Fraktion.

Zweimal trat Beck als Direktkandidat der Grünen bei der Oberbürgermeisterwahl an, 2004 und 2012, beim zweiten Mal erreichte er gar die Stichwahl gegen SPD-Kandidat Michael Ebling. In der Zeit amtierte Beck gar kommissarisch als Oberbürgermeister – Vorgänger Jens Beutel war wegen der Rotweinaffäre zurückgetreten. Als Finanzdezernent schrieb sich Beck eine Umkehr in der Haushaltspolitik der Stadt auf die Fahnen, führte Mainz in den Kommunalen Entschuldungsfonds des Landes – und schaffte nach sehr langer Zeit wieder einen ausgeglichenen Haushalt ohne neue Schulden.

Spielt auch gerne mal bei den Drecksäcken in der Fastnacht den Sheriff: Günter Beck. – Foto: gik

Dreimal – 2013, 2015 und 2016 – schloss die Stadt unter Beck ihren Haushalt mit einem Plus ab, der Anstieg der Verschuldung wurde gestoppt, 100 Millionen Euro konnten gar abgetragen werden. Zwar steht der Haushalt der Landeshauptstadt noch immer unter der Verwaltung der Kommunalaufsicht ADD, doch erstnmals kann Mainz finanzpolitisch gesehen wieder Luft holen – und sogar ein wenig investieren. Die Sanierung der Bürgerhäuser, der Rheingoldhalle und die bevorstehende des Rathauses werden zwar auch durch Bundesmittel möglich, doch auch Mainz trägt hier seinen Anteil bei – ebenso wie bei den städtischen Bauprojekten Münsterstraße und demnächst Große Langgasse.

Auch in die Sportstättenstruktur investierte die Stadt unter Beck, der zudem die städtischen Beteiligungsgesellschaften unter dem Dach der Zentralen Beteiligungsgesellschaft zusammenführte. Größte Herausforderung, sagt Beck, sei die Fortführung des Masterplans in diesem Bereich, die weitere Haushaltskonsolidierung – und die Rettung des maroden und insolventen Taubertsbergbades. Und so stellt sich der 60-Jährige denn auch noch einmal für volle acht Jahre zur Wiederwahl – die Altersgrenze von 65 Jahren wurde jüngst aufgehoben.

Finanzen & Sport: CDU-Kandidat Ludwig Holle

Will Finanzdezernent werden: CDU-Mann Ludwig Holle. – Foto: CDU

Im Gegensatz zu Beck ist der CDU-Kandidat für das Amt des Finanzdezernenten noch ein unbeschriebenes Blatt in der Mainzer Kommunalpolitik: Ludwig Holle ist gebürtiger Düsseldorfer, studierte in Berlin, Frankreich und den USA und kam der Liebe wegen nach Mainz. Der Wirtschaftsingenieur arbeitet bei dem Chemiekonzern WeylChem in Frankfurt und verantwortet dort den Bereich Finanzen und Controlling. Seit 2014 ist Holle Mitglied im Rechnungsprüfungsausschuss der Stadt Mainz, dazu ist Holle Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU Mainz (MIT).

Der 44-Jährige will die Einnahmen der Stadt durch eine deutliche Intensivierung der Wirtschafts- und Ansiedlungspolitik steigern und den Druck gegenüber der Landesregierung zwecks besserer Finanzausstattung der Kommunen erhöhen. Holle will Quersubventionen unter städtischen Gesellschaften beenden und die ZBM transparenter gestalten: Die Struktur müsse nachvollziehbarer und die Aufgaben der Stadt klar definiert werden, dazu müsse Rechenschaft über die Tätigkeiten der ZBM vor dem Stadtrat abgelegt werden – und nicht vor den Gremien der ZBM.  Im Bereich Sport fordert er mehr offenes Ohr der Verwaltung für die Anliegen der Vereine und will Mainz als Austragungsort für Spitzensportevents als Sportstadt attraktiver machen.

Bauen, Denkmalschutz, Kultur: Marianne Grosse (SPD)

Die Nackenheimerin Marianne Grosse ist seit 10. Februar 2010 Baudezernentin von Mainz, ihre Amtszeit währt eigentlich noch bis zum Februar 2018. Trotzdem soll die 54-jährige studierte Politologin, Historikerin und Anglistin an diesem Mittwoch bereits im Amt bestätigt werden – das Gesetz erlaubt eine Wiederwahl bis zu neun Monate vor Amtsende. Seit ihrem Amtsantritt ist sie gut beschäftigt: Mainz baut, was das Zeug hält. 16 Bebauungspläne wurden seit ihrem Amtsantritt allein im Bereich Wohnen aufgestellt, dazu baute die Stadt unter Grosse zwölf neue Kitas, ebenso viele werden in den kommenden Jahren folgen. Bis 2020 will die Stadt zudem 220 Millionen Euro in Schulbauten investieren.

Will weiter machen: Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD). – Foto: Stadt Mainz

Tatsache ist aber auch: In Mainz wächst der Unmut über Luxusprojekte wie Winterhafen und jetzt am Zollhafen, Mieten und Eigentumspreise sind in den vergangenen fünf Jahren explodiert. Grosse betont indes, sie wolle keine Stadt, in der die Mieten „unverändert hoch sind“ – und dafür habe die Stadt ihr umfangreiches Bauprogramm gestartet und schaffe derzeit Baurecht für rund 3.200 Wohneinheiten. Ein gesunder Wohnmix von gefördertem Wohnen, freiem Mitwohnraum und Eigentumswohnungen sei ihr dabei wichtig.

Dazu muss die Dezernentin zahlreiche weitere Bauprojekte stemmen: Rund um den Bahnhof wird weiter gebaut, die Bebauung der Mombacher Straße wird runderneuert, die Münsterstraße umgebaut, demnächst die Große Langgasse. Bestimmendes Bauprojekt der kommenden Jahre wird zudem der Neubau des Gutenberg-Museums sein, Spatenstich für den Bücherturm soll Ende des Jahres sein – das Projekt ist durchaus in Mainz umstritten, Grosse sieht es als absolutes Leuchtturmprojekt. Im Bereich Kultur nennt sie vor allem einen Schwerpunkt: „Das Kulturentwicklungskonzept auf die Reise zu bringen“ unter noch mehr Beteiligung der Kulturszene in Mainz.

Bauen & Stadtentwicklung: CDU-Kandidat Gerd Schreiner

Hat gerne mal frische Bauideen: Gerd Schreiner (CDU). – Foto: CDU

Grosses Gegenkandidat bei der CDU ist der langjährige Landtagsabgeordnete Gerd Schreiner. Der 47-Jährige ist Architekt und seit 1997 Mitglied des rheinland-pfälzischen Landtags, wo er unter anderem Finanzexperte der Fraktion ist. Schreiner war von 1999 bis 2014 Mitglied des Mainzer Stadtrats, ist bis heute Mitglied im Bauausschuss der Stadt und geht mit dem Slogan „Alte Stadt, neue Ideen“ ins Rennen. Dafür schlägt Schreiner einen Bürgerpark am Kurfürstlichen Schloss vor, eine grüne Achse, die Mainz wieder an den Rhein rücken soll – und mit Rheinstrand und Rheinschwimmbad.

Zweite große Idee Schreiners ist ein neuer Stadtteil „Rheinhöhe“ auf der Anhöhe zwischen Hechtsheim und Bodenheim, der Platz für 1.000 Häuser für Familien, aber auch für Geschosswohnungen für Senioren, Singles und Menschen mit kleinem Geldbeutel bieten soll. Schreiner will so die Wohnungsnot lindern und die Preise auf dem Grundstücksmarkt deutlich nach unten drücken – und verweist als Vorbild auf die Gründung des Lerchenbergs in den 1960er Jahren. Die Lage auf dem Wohnungsmarkt brauche eine solch spürbare Entlastung, das gelinge nur mit einem großen Wurf, sagt Schreiner. Stadtverwaltung und SPD haben das Projekt bereits abgelehnt. Drittens will sich Schreiner als Baudezernent auch um bessere Verkehrswege, günstige Parkplätze und eine Brücke über den Rhein kümmern.

Soziales, Kinder, Jugend, Schule und Gesundheit: Eckart Lensch (SPD)

„Ich bin der Neue“, sagte Eckart Lensch, Kandidat der SPD fürs Sozialdezernat, ganz bescheiden, dabei stimmt das nur bedingt: Der 56 Jahre alte Neurologe ist seit Jahren Fraktionsvorsitzender der SPD im Mainzer Stadtrat. Der gebürtige Münchner aus Pfälzer Familie studierte nach seiner Schulzeit in Saarbrücken Medizin in Mainz und „halb Physik“, wie er selbst erzählt, arbeitete danach in der Uniklinik in Mainz und Frankfurt. Seit 20 Jahren ist er an der Deutschen Klinik für Diagnostik in Wiesbaden tätig, den heutigen Helios Kliniken, Lensch ist dort Chefarzt. Nun soll er nach dem Willen der SPD Nachfolger des in den Ruhestand gehenden Sozialdezernenten Kurt Merkator werden.

Will neuer Mainzer Sozialdezernent werden: Eckart Lensch (SPD). – Foto: SPD

Als wichtigen Schwerpunkt seines neuen Jobs nennt Lensch auch das sozialverträgliche Wohnen, schließlich steht der Sozialdezernent in Mainz der Wohnbau vor. „Die Wohnbau muss stark bleiben, aber auch ihr Aufgaben erfüllen“, sagt Lensch, dazu gehöre auch, neue Fördermöglichkeiten zu nutzen und den sozialen Wohnungsbau voran zu treiben, aber auch neue Wohnformen wie etwa Alten-WGs zu fördern. Zweites wichtiges Standbein seines Dezernates sei die Bildungspolitik – hier gelte es, weitere Kitas zu bauen, um den Rechtsanspruch zu erfüllen. „Mir wird einAspekt ganz wichtig sein, dass die Stadtteile in Mainz ausgeglichen berücksichtigt werden“, sagt Lensch, „das Programm wird ein bisschen umdefiniert werden müssen.“

Beim Arbeitsmarkt will Lensch vor allem den „zu hohen Sockel der Langzeitarbeitslosen“ in den Blick nehmen: Eine große Gruppe dabei seien Kranke, aber auch Alleinerziehende – und für die wolle er sich als Dezernent noch einmal verstärkt die Unterstützung ansehen. „Das könnte eine Aufgabe sein, wo man mit neuem Schwung ein paar Sachen verbessern könnte“, sagt er. Flüchtlinge müssten Zugang zum Arbeitsmarkt und Wohnungen finden, dabei wolle er helfen. „Wichtig ist, dass die Stadt ruhig und überlegt geführt wird“, betont Lensch. Er habe lange geholfen, die Situation für einzelne Menschen zu erleichtern, „jetzt möchte ich für eine größere Gruppe etwas verbessern.“

Soziales: CDU-Kandidatin Claudia Siebner

Würde gerne neue Mainzer Sozialdezernentin: Claudia Siebner (CDU). – Foto: gik

Ausbau der Kinderbetreuung, Stärkung der Gemeinwesenarbeit, Schaffung von barrierefreiem und günstigem Wohnraum sowie die Integration von Flüchtlingen, das sind auch die Ziele der CDU-Kandidatin fürs Sozialdezernat: Claudia Siebner, Ortsvorsteherin in Bretzenheim. Die 51 Jahre alte Politikwissenschaftlerin ist seit frühester Jugend in der CDU engagiert und trat schon in ihrer Heimatstadt Düsseldorf in die Junge Union ein. 2004 wurde sie Mitglied im Mainzer Stadtrat, da hatte sie ihr Weg über Bad Krotzingen bei Freiburg schon nach Mainz geführt.

Siebner wurde jugendpolitische Sprecherin, 2010 dann sozialpolitische Sprecherin, beruflich arbeitete sie für den Mainzer CDU-Landtagsabgeordneten Wolfgang Reichel bis zu dessen Ausscheiden aus dem Landtag bei der Wahl 2016. Beim Kita-Ausbau will sie neue Wege gehen und Betreuungseinrichtungen in Unternehmen stärker unterstützen. „Das wird in Mainz mit zu wenig Dynamik betrieben, es wird zu wenig auf die Unternehmen zugegangen“, kritisiert sie. Auch brauche es fundierte Konzepte, um Kitas zu echten Familienzentren zu machen und diesen Begriff auch mit Leben zu füllen. „Ich trete unter dem Motto an, Demokratie braucht Alternativen“, betont Siebner, sie werbe dafür, „mal abseits der politischen Konstellationen“ zu denken.

FDP trägt Dezernenten mit – und hofft auf Bestätigung Sitte 2018

Am Mittwoch wäre indes alles andere als eine Bestätigung der Dezernenten von SPD und Grünen sowie die Wahl von Lensch eine faustdicke Überraschung. Schließlich trägt auch die FDP in Mainz die Dezernenten der Koalitionspartner mit: „Mit der Neuwahl wollen wir die Basis legen für die weitere gute Zusammenarbeit in der Koalition“, sagt FDP-Fraktionschef Walter Koppius. Und natürlich hat man sich bei den Liberalen rückversichert – schließlich steht spätestens im Dezember 2018 die Wiederwahl des FDP-Wirtschaftsdezernenten an. „Wenn die Arbeit zwischen uns so gut weiter läuft, gehen wir davon aus, dass auch das passt“, sagte Koppius.

Und auch Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) soll offenbar im kommenden Jahr im Amt bestätigt werden – dabei geht ihre Amtszeit offiziell noch bis zum Juni 2019. Das aber wäre erst nach der Kommunalwahl, die im Frühjahr 2019 stattfinden wird. Eders Wiederwahl wird deshalb wohl vorher stattfinden: Laut Wahlgesetz dürfen Dezernenten frühestens neun Monate vor Amtsende wiedergewählt werden – oder spätestens drei Monate vor Amtsende.

Info& auf Mainz&: Mehr zu den politischen Vorhaben der Ampel-Koalition im Jahr 2017 lest Ihr hier bei Mainz& – und unsere Analyse beim Start der Ampel 2.0 im Oktober 2014 findet Ihr hier.

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Stadtteil Rheinhöhe: SPD spricht von „Schnapsidee“ – Stadt verweist auf neue Bauprojekte

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„Schnapsidee“, „realitätsfern“, „illusorisch“ – die Reaktion der Mainzer SPD auf den CDU-Vorschlag für einen neuen Stadtteil „Rheinhöhe“ in Mainz fiel ganz schön harsch aus. Gleichzeitig verteidigte SPD-Mann Erik Donner vehement die Baupolitik der jetzigen Stadtspitze: Statt „Luftschlösser zu bauen“, sorgten Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) und Bauderzenentin Marianne Grosse (SPD) für die Umsetzung konkreter Bauvorhaben. Donner verweist dabei auf die geplanten 6.500 Wohneinheiten bis zum Jahr 2020 – neu auf den Weg gebracht werden davon aber nur rund 2.500 Wohneinheiten. Deutlich moderater fiel die Reaktion der Pressestelle der Stadt aus – einen neuen Stadtteil Rheinhöhe lehnt man aber auch hier ab.

Entwurf fürs neue Heilig-Kreuz-Areal in der Mainzer Oberstadt: rund 2.000 Wohnungen. – Foto: gik

„Einen neuen Stadtteil auf der grünen Wiese zu errichten ist nicht ganz so einfach“, sagte Stadtsprecher Marc André Glöckner, die Stadt sehe so ein Vorhaben „sehr kritisch“. Für einen neuen Stadtteil müsse eine komplett neue Infrastruktur geschaffen werden, dazu gehörten Straßen, Ver- und Entsorgungsleitungen, ÖPNV und Nahversorgung. Dazu komme, dass die von der CDU vorgeschlagene Fläche auf der Rheinhöhe zwischen Hechtsheim und Bodenheim im Flächennutzungsplan als landwirtschaftliche Fläche dargestellt sei – und im Landschaftsschutzgebiet Rheinhessisches Rheingebiet Teil II liege. „Eine Verkehrsanbindung an den überörtlichen Verkehr ist nur mit großen Eingriffen in den Landschaftsraum verbunden“, sagte Glöckner.

Es sei im Übrigen „sehr erfreulich“, dass Mainz als Wohnort und gerade auch als Wissenschaftsstadt sehr beliebt sei,“das ist ein deutliches Zeichen, dass Mainz über gute wirtschaftliche und infrastrukturelle Rahmenbedingungen verfügt“, sagte Glöckner weiter. Deshalb setze sich die Stadt „schon seit Jahren verstärkt für eine gezielte Ausweitung des Wohnungsangebotes im Stadtgebiet ein.“ Die Stadt verweist dabei auf ihren Plan, bis zum Jahr 2020 in Mainz mindestens 6.500 neue Wohneinheiten zu errichten. Das sei „nach den Wiederaufbaujahren das größte Wohnraumprojekt der Stadt und es geht in der Dimension weit über den geforderten Stadtteil hinaus“, betonte Glöckner.

Stadt verweist auf 6.500 Wohnungen bis 2020, projektiert: 2.700

Die Stadt rechnet bei ihren 6.500 Wohneinheiten allerdings mit einem Zeitraum seit 2011: Ebling selbst sagte im April 2016, zwischen 2011 und 2014 seien bereits 3.759 Wohneinheiten fertig gestellt worden. Das aber würde bedeuten, dass bis 2020 neu noch rund 2.700 Wohneinheiten geschaffen werden. Das wiederum passt exakt zu den derzeitigen Bauvorhaben der Stadt: Peter-Jordan-Schule, Hechtsheimer Höhe und vor allem das Heilig-Kreuz-Areal. Auf dem Geländer der ehemaligen Peter-Jordan-Schule am Hartenbergpark sollten ursprünglich mehrgeschossige Häuser, ja ein ganzes Stadtquartier entstehen. Nun plant die Stadt dort nur noch Einfamilienhäuser.

Entwurf für das Wohngebiet Hechtsheimer Höhe, neben der Frankenhöhe. – Grafik: Stadt Mainz

Zentrales Bauvorhaben zur Förderung gerade auch von niedrigpreisigem Wohnen ist deshalb das Heilig-Kreuz-Areal, die ehemalige IBM zwischen Oberstadt und Weisenau. Auf dem 30 Hektar großen Areal sollen knapp 2.000 Wohneinheiten entstehen, davon je ein Drittel in niedrigpreisigem, mittelpreisigem und hochpreisigem Sektor. Dazu kommen Dienstleistungen, Einkaufen, ein Kita, „wenn man so will, dann kann man dies schon fast als neuen Stadtteil bezeichnen“, sagte Glöckner. Im Juni solle in der Stadtratssitzung Baurecht für das Areal geschaffen werden.

Im Wohnquartier Hechtsheimer Höhe Platz für 250 Wohneinheiten

Darüber hinaus habe die Stadt mit ihrem Konzept „Wohnen in Mainz“ vor einem Jahr „einen Gesamtüberblick über Entwicklungen, Projekte, Instrumente und Perspektiven für das Wohnen“ in Mainz vorgelegt, betonte Glöckner. 20 Wohnbaupotentialflächen seien dabei für den dringend benötigten Wohnungsneubau aufgezeigt worden. Im Rahmen aktuell laufender Planungsprozesse werde auf Flächen von insgesamt rund 71 Hektar die Voraussetzung zur Schaffung neuen Wohnraums für jeden Geldbeutel geschaffen. Dabei habe die Stadt auch Eigenheime für Familien im Blick, unterstrich Glöckner: Im neuen Wohnquartier Hechtsheimer Höhe, östlich der Frankenhöhe, sollen auf einer Fläche von rund 17 Hektar in erster Linie Ein- und Zweifamilienhäuser mit insgesamt 250 Wohneinheiten geschaffen werden.

Die Entwicklung eines völlig neuen Stadtteils auf der grünen Wiese hingegen „würde dem gesetzlichen Auftrag der Innenentwicklung widersprechen“, argumentiert Glöckner. Grundsätzlich gelte nämlich „das Prinzip Innen- vor Außenentwicklung, nicht zuletzt, um die wichtigen Naherholungsgebiete und Grünflächen zu schützen.“ Außerdem entspreche eine solche Außenbebauung nicht dem siedlungsstrukturellen Konzept der Stadt „mit den vorgesehenen Siedlungsachsen und Freiräume – Stichwort Fingerprinzip“, fügte er hinzu.

CDU: Nachverdichtung problematisch, großer Wurf nötig – SPD: Schnapsidee

Gerd Schreiner von der CDU sieht hier, auf der Rheinhöhe, schon einen neuen Stadtteil wachsen. – Foto: gik

Die CDU hatte hingegen argumentiert, gerade die ständige Nachverdichtung der städtischen Flächen werde zu einem Problem: Immer mehr Grünflächen in der Stadt würden zugebaut, das bringe massive Probleme mit Klima und Verkehr mit sich. In den vergangenen Jahren seien die Wohnungs- und Grundstückspreise in Mainz explodiert, dem rasanten Anstieg könne man nur noch mit einem großen Wurf begegnen. 1.000 Häuser für 10.000 Mainzer könnten auf der Rheinhöhe Platz finden, das berge gerade auch Potenzial für junge Familien und gemischtes Wohnen, sagte CDU-Bauexperte Gerd Schreiner. Die Erschließung wiederum könne über die Grundstückseigentümer finanziert werden, wie das an den Gonsbachterrassen auch passiert sei – die ganze Geschichte zur Idee lest Ihr hier bei Mainz&.

Das aber nahm die SPD Mainz-Stadt zum Anlass, die Idee der CDU in der Luft zu zerreißen: „Keine Familie mit normalem Einkommen könnte die astronomisch hohen Erschließungskosten selbst tragen“, kritisierte Erik Donner, Vorsitzender der Neustadt-SPD. Die CDU „macht sich hier für einige, wenige mit dickem Geldbeutel stark, sozial ist das keinesfalls“, schimpfte Donner. Schreiners Ruf nach einem neuen Stadtteil sei „vergleichbar mit einer seiner früheren Schnapsideen, nach der unter der Boppstraße ein Straßentunnel gebaut werden sollte.“ Bei näherem Hinsehen falle der CDU-Vorschlag „wie ein Kartenhaus in sich zusammen.“

Heiße Debatte im Netz: „Doch wieder nur Futter für Spekulanten“

Allerdings löste die CDU-Idee im Netz und auf Mainz& eine lebhafte Debatte aus – meist überwog die Skepsis: Ein Stadtteil auf der Rheinhöhe werde doch wieder nur Futter für Spekulanten, unbezahlbar, und nur was für Leute mit dicken Geldbeutel, meinten gleich mehrere Leser, „nicht anders als die ganzen Neubauten in Mainz.“ Die Skepsis gegenüber der Stadt ist offenbar groß. Man solle erst einmal die Verbandsgemeinde Bodenheim besser mit Stadtbussen anbinden und die Infrastruktur ausbauen, meinte ein Mainz&-Leser – das aber würde dem Grundstücksmarkt in Mainz nicht wirklich weiter helfen. Eine weitere Leserin forderte, die Rheinhessenstraße endlich vernünftig auszubauen – und ein Leser fand, die Anhöhe solle lieber zum Landschaftsschutzgebiet erklärt werden, anstatt „alles zu zu betonieren.“

Luxuswohnungen am Winterhafen. – Foto: gik

 

Doch es gab auch positive Stimmen: „Also ich finde die Idee gar nicht schlecht“, schrieb da ein Facebook-User zum Mainz&-Artikel: Wohnraum fehle seit Jahren dramatisch, Geld wiederum sei gerade sehr billig. „Die Finanzierung ließe sich bestimmt „irgendwie“ hinbekommen und hätte sich mittelfristig auch amortisiert“, schreibt der User weiter – und im Übrigen halte er „grundsätzlich überhaupt nichts davon, einen Vorschlag gleich abzutun, nur weil er aus der falschen Ecke kommt.“

Ideen niedermachen, in Grund und Boden stampfen – was soll das?

Kommentar& auf Mainz&: Getroffene Hunde bellen, wer keine Ideen hat, muss die beschimpfen, die noch Visionen haben – die Reaktion der Mainzer SPD auf den Vorschlag nach einem neuen Stadtteil ist völlig unverständlich. Wer Ideen für eine Stadt derart polemisch und pauschal in Grund und Boden stampft, will keine Bewegung, sondern Ruhe für die Regierenden. Was soll das? Erik Donner vergisst beflissentlich, dass in Mainz schon öfter Stadtteile entwickelt wurden – der Lerchenberg ist das beste Beispiel dafür. War das auch eine Schnapsidee?

Nein: Es war eine kühne Vision für eine wachsende Stadt mit damals großen Wohnraumproblemen und explodierenden Preisen – genau wie heute. Und auf dem Lerchenberg gelang es sehr wohl, junge Familien mit kleinem Geldbeutel zu Häusern zu verhelfen, warum sollte das heute nicht wieder gelingen? Wollen müsste man es natürlich – und da beschleicht einen das Gefühl, dass die SPD nur bedingt will. Unter Oberbürgermeister Ebling und Baudezernentin Grosse sind bislang vor allem Luxuswohnungen entstanden, am Winterhafen und jetzt am Zollhafen – dem Wohnungsmarkt in Mainz hat das eher einen Bärendienst erwiesen.

Mainz braucht dringend bezahlbaren Wohnraum – aber woher nehmen? – Foto: gik

Wo sind denn die sozialen Wohnungsbauten in Hülle und Fülle, die die SPD auf den Weg brachte? Wo sind denn die Maßnahmen gegen Mietpreissteigerungen und für einen entspannten Wohnungsmarkt? Hat irgendwas gewirkt in den vergangenen Jahren? Im Gegenteil: Gerade in den vergangenen fünf Jahren sind Mietpreise und Eigenheimpreise explodiert, Baugrundstücke nicht zu bekommen. In vier Jahren stiegen die Mieten in Mainz im Schnitt um zehn (!) Prozent, das belegte schon der Mietspiegel 2015 – 13,6 Prozent waren es gerade bei den Wohnungen für den Durchschnittsverdiener. Die Stadt setzt nun vor allem auf das Heilig-Kreuz-Areal – das ambitionierte Bauvorhaben würde durch seine schiere Größe einiges bewegen. Aber reicht das? Ob hier tatsächlich niedrigpreisiges Wohnen umgesetzt wird, wird die Zukunft zeigen.

Die zurückhaltende Reaktion der Stadtverwaltung ist da völlig angemessen: Mainz hat noch erheblichen Nachholbedarf. Natürlich wäre ein neuer Stadtteil auf der grünen Wiese ein Mammutprojekt, natürlich müsste das genau überlegt und abgewogen werden. Aber die CDU hat mit ihrer Idee eine lebhafte Diskussion über Wohnen in Mainz angestoßen und dabei sich einfach mal getraut, Dinge neu zu denken. Das hat mehr Bewegung in die Denkschienen gebracht, als die SPD in Jahren geschafft hat.

Info& auf Mainz&: Die ganze Geschichte zur CDU-Idee für einen neuen Stadtteil Rheinhöhe lest Ihr hier bei Mainz&. Einen guten Überblick über die Bauvorhaben der Stadt Mainz samt vielen Details und allen Plänen findet Ihr hier auf den Internetseiten der Stadt Mainz.

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