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Start 2017 Juli

Monatsarchive: Juli 2017

Neue DrohnenApp für Hobbypiloten informiert über Verbote – DFS will damit Luftraum sicherer machen

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Sie schwirren immer öfter durch die Lüfte, schießen geniale Bilder aus der Luft oder sind einfach spannende Spielgeräte: Drohnen werden immer beliebter. Allein 600.000 dieser Fluggeräte werden voraussichtlich in diesem Jahr verkauft – allein in Deutschland, schätzen Experten. Das aber bringt zunehmend Probleme mit sich: Schon jetzt sorgen Drohnen immer öfter für Konflikte mit den großen Flugzeugen – besonders die Gegend um den Frankfurter Flughafen ist betroffen. Die DFS Deutsche Flugsicherung hat deshalb jetzt eine eigene Smartphone-App heraus gebracht: Die „DFS DrohnenApp“ zeigt Nutzern jederzeit und für jeden Standort in Deutschland an, wo sie mit ihrer Drohne fliegen dürfen und wo nicht. So sollen Konflikte zwischen Flugverkehr und Drohnen von Hobbypiloten künftig besser vermieden werden.

Die DrohnenApp zeigt Hobbypiloten genau an, wo sie fliegen dürfen und wo nicht und bietet zahlreiche Zusatzinfos. – Foto Ellen Malfliet, unifly/DFS

Drohnen machen fraglos Spaß, doch bis zum Jahr 2020 wird ihre Zahl auf deutlich mehr als eine Million steigen. Die Luftfahrt stellt das jedoch vor neue Herausforderungen, nutzen die unbemannte Luftfahrzeugsysteme – oder auch UAS (unmanned aircraft systems) – doch den gleichen Luftraum nutzen wie bemannte Luftfahrzeuge. Für den deutschen Luftraum zuständig ist die DFS Deutsche Flugsicherung, und die hat nun gemeinsam mit ihrem belgischen Technologiepartner Unifly eine neue App entwickelt. Die DrohnenApp informiert umfassend über die geltenden Regeln und Vorschriften sowie Beschränkungen bei der Nutzung einer Drohne.

Vor allem aber gibt die App Drohnen-Steuerern mittels einer interaktiven Landkarte für jeden Standort einfach, umfassend und zuverlässig Auskunft, in welchen Gebieten Drohnen sicher und legal aufsteigen können und wo Einschränkungen und Verbote existieren.Es gibt nämlich zahlreiche Orte oder auch Einrichtungen, die von den kleinen Flugobjekten nicht oder nur eingeschränkt überflogen werden dürfen, etwa Flugplätze, aber auch Krankenhäuser, Industrie- und Energieanlagen, polizeiliche und militärische Einrichtungen.

Allerdings gelten auch für Wasser- und Fernstraßen, Bahntrassen und Naturschutzgebiete Einschränkungen – und auch die hier geltenden Vorschriften werden in einer zusätzlichen Regelübersicht in der App detailliert erläutert. Die DFS-App berücksichtige dabei die Vorgaben der neuen Luftverkehrsordnung (Drohnenverordnung) vom April 2017, betont die DFS. Daneben könnt Ihr mit einer Logbuch-Funktion eine Übersicht Eurer durchgeführten Flüge erstellen.

Alle Orte mit Einschränkungen für Drohnen-Nuzer werden in der App in einer übersichtlichen Darstellung angezeigt, die DFS nutzt dabei Kartenmaterial aus amtlichen Quellen, das wiederum mit Daten der DFS aus dem täglichen Flugsicherungsgeschäft der DFS angereichert wird. Die Bündelung dieser Datenquellen in einer einzigen Anwendung sei praktisch und auch in dieser Form in Deutschland neu, betont die DFS.

Voraussetzung für den Gebrauch ist natürlich die Aktivierung der GPS-Ortungsdienste auf dem mobilen Endgerät, allerdings auch eine Registrierung des Nutzers, der auch mehrere Geräte angeben kann. Dafür ist die App kostenlos – das sei besonders wichtig, damit die App auch wirklich jeder nutze, betont Klaus-Dieter Scheurle, Vorsitzender der Geschäftsführung der DFS: Das sei „ein Stück Sicherheit, das in jede Hosentasche passt.“

Info& auf Mainz&: Die „DFS DrohnenApp“ ist kostenfrei für iPhones und Android-Smartphones in den jeweiligen App Stores verfügbar, eine weitere Entwicklung ist ebenfalls bereits vorgesehen. Informationen zur App sowie insgesamt zum Thema sicher fliegen mit Drohnen gibt es unter der Internetseite www.sicherer-drohnenflug.de.

 

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Neuer Mainzer Bischof Kohlgraf legt Treueeid in Staatskanzlei ab – Unterstützung für schulischen Religionsunterricht angemahnt

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Sarah Jane Scott

Die Weihe des neuen Mainzer Bischofs wirft ihre Schatten voraus: Am 27. August wird mit einem feierlichen Gottesdienst in Mainzer Dom der Mainzer Theologieprofessor Peter Kohlgraf zum neuen Mainzer Bischof geweiht. Am Osterdienstag hatte Papst Franziskus den 50 Jahre jungen Pastoraltheologen zum Nachfolger des in Ruhestand gegangenen Mainzer Bischofs Kardinal Karl Lehmann ernannt. Nun laufen die Vorbereitungen für die Einführung Kohlgrafs, eine davon: Die Vereidigung des neuen Bischofs in der Mainzer Staatskanzlei. Am Dienstag legte Kohlgraf, wie in der Verfassung vorgesehen, den Treueeid vor der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) ab. Darin schwört der Bischof, die verfassungsgemäß gebildete Regierung zu achten und jeden Schaden vom deutschen Staatswesen fernzuhalten.

Der neue Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. – Foto: Bistum Mainz

Grundlage für den Treueeid ist ein Reichskonkordat, das am 20. Juli 1933 von der nationalsozialistischen Regierung mit dem Heiligen Stuhl in Rom geschlossen wurde. Der Staatskirchenvertrag regelt umfangreich Rechte und Pflichten der katholischen Kirche in Deutschland und wurde 1957 vom Bundesverfassungsgericht auch nach dem Zweiten Weltkrieg für gültig erklärt. Bis heute legt deshalb ein neuer Bischof vor der Landesregierung, in deren Gebiet sein Bistum liegt, einen Treueeid ab, bevor er das Bischofsamt antritt. Das Bistum Mainz umfasst rund 740.000 Katholiken in 303 Pfarrgemeinden, und zwar in Rheinland-Pfalz und Hessen – weswegen Kohlgraf den Treueeid gleich vor zwei Regierungschefs ablegte.

Beide Seiten nutzten den Termin in der Mainzer Staatskanzlei am Dienstag dazu, sich gegenseitig zu versichern, die gute und konstruktive Zusammenarbeit der vergangenen Jahrzehnte fortsetzen zu wollen. Tatsächlich war gerade in Rheinland-Pfalz das Verhältnis zwischen Lehmann und den Regierenden fast schon herausragend gut – der langjährige Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) schätzte die liberale und menschenfreundliche Haltung Lehmanns stets sehr. Auch Becks Nachfolgerin Dreyer unterstrich am Dienstag laut Pressemitteilung „die traditionell überaus guten Beziehungen“ zwischen Landesregierung und Bistum. „Das Bistum Mainz ist und bleibt für die Landesregierung ein unschätzbarer Partner, wenn es um das Wohl der Menschen geht“, betonte Dreyer – besonders wichtig sei in diesen Zeiten der Beitrag der Kirche für den Zusammenhalt der Menschen.

Vereidigung vor gleich zwei Ministerpräsidenten: Der neue Mainzer Bischof Peter Kohlgraf mit Malu Dreyer (SPD, Rheinland-Pfalz) und Volker Bouffier (CDU, Hessen). – Foto: Staatskanzlei RLP, Torsten Silz

„Die Gläubigen im Bistum Mainz und die Menschen in Rheinland-Pfalz freuen sich auf Sie als neuen Bischof von Mainz, und die Landesregierung freut sich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen“, sagte die Ministerpräsidentin, die selbst auch bekennende Katholikin ist. Lehmann dankte sie explizit für seinen „weltoffenen Katholizismus“, für den dank seiner Leitung das Bistum Mainz heute stehe. „Das ist ein wertvolles Erbe“, unterstrich Dreyer, das aber gleichwohl bei Kohlgraf „in den besten Händen“ sei: Auch Kohlgraf stehe als Mensch, Seelsorger und Theologe dafür, immer zuerst den Menschen in den Blick zu nehmen. Ein großer Dank der Ministerpräsidentin ging aber auch an Prälat Dietmar Giebelmann, der das Bistum in der Zeit der Sedisvakanz des Bischofssitzes als Diözesanadministrator geleitete hatte.

„Das Bischofsamt in einem so traditionsreichen Bistum zu übernehmen ist eine Herausforderung“, sagte der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier – und das gelte „als Nachfolger des beliebten und hoch geschätzten Kardinal Lehmann“ ganz besonders. „Ich bin mir aber sicher, dass Sie mit offenen Armen empfangen werden, denn die Menschen und das Bistum sind Ihnen nicht fremd“, sagte Bouffier zu Kohlgraf, der seit 2012 an der Katholischen Hochschule in Mainz lehrte und im rheinhessischen Partenheim lebte. „Sie werden Erfolgreiches fortführen und mit eigenem Stil neue Akzente setzen“, sagte Bouffier und wünschte dem Neuen ein segensreiches Wirken: „Im Bewusstsein der gemeinsamen Verantwortung freue ich mich auf die künftige Zusammenarbeit in der guten Tradition eines partnerschaftlichen Miteinanders.“

Peter Kohlgraf bei seiner Ernennung zum neuen Mainzer Bischof am Osterdienstag 2017 mit seinem Vorgänger Kardinal Karl Lehmann. – Foto: Bistum Mainz

Kohlgraf selbst sicherte in seiner Ansprache zu, die „Tradition bewährter und vertrauensvoller Zusammenarbeit weiter ausgestalten“ und gemeinsame Wege suchen zu wollen, wo immer dies möglich sei. Kein Regierungschef könne die politischen Verpflichtungen alleine lösen, und ebenso könne „auch kein Bischof die ihm gestellten Aufgaben alleine lösen“, sagte Kohlgraf. Wo Politik und Kirche gemeinsam gefordert seien, „ist es gut, wenn sie beide miteinander wirken – in je eigener Freiheit und in Zusammenarbeit.“ Jeder Christ wie auch die Kirche selbst habe Auftrag und Aufgabe, „diese Welt mitzugestalten, sie – wenn und wo möglich – besser zu machen“, sagte der designierte neue Bischof weiter – und nannte dabei explizit die Integration der nach Deutschland geflüchteten Menschen, aber auch die Sorge um Arme, Wehrlose und Verfolgte. Eine besondere Herausforderung sei zudem die zunehmende Abwanderung aus ländlichen Regionen.

Der neue Bischof sprach aber auch das Thema Bildung an: Gerade in den Bereichen Kindertagesstätten, Schulen und Hochschulen sowie in der Erwachsenenbildung leisteten die Kirche ihren ganz eigenen Beitrag zur Teilhabe vieler Menschen in der Gesellschaft. „Bei all dem trägt uns unser christlicher Glaube. Er hilft uns bei der Positionsfindung und beim Hineinwirken in die Gesellschaft“, betonte Kohlgraf und bat beide Landesregierungen, in ihrer Unterstützung in Sachen schulischer Religionsunterrichts „nicht nachzulassen.“

Info& auf Mainz&: Mehr zum Reichskonkordat und den Regelungen des Staatskirchenvertrages mit der katholischen Kirche lest Ihr hier bei Wikipedia. Am kommenden Donnerstag stellt Kohlgraf sein neues Bischofshaus in Mainz vor – der neue Bischof wird direkt neben dem Dom wohnen. Die Bischofsweihe Kohlgrafs findet am 27. August ab 13.00 Uhr im Mainzer Dom statt, mehr dazu hier bei Mainz&. Wer der neue auf dem Mainzer Bischofsstuhl ist? Lest Ihr hier bei Mainz&.

 

 

 

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Fundbüro online: Verlorene Sachen jetzt auch im Internet bei der Stadt Mainz einsehen

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Buntiges aus Leder - Künstlermarkt Johannisnacht - Foto: gik

Portemonnaie weg, Smartphone verloren, Armbanduhr vermisst? Ihr habt etwas verloren, wisst aber nicht genau wo – und würdet gerne beim Fundbüro der Stadt Mainz checken, ob Eure Verlustsache dort abgegeben wurde? Das könnt Ihr nun ganz bequem online tun: Das städtische Fundbüro stellt seit Anfang des Jahres verlorene Sachen ins Internet. Aufgenommen werden Funddatum, Fundort und eine genaue Beschreibung des Gegenstands, also auch Modell, Farbe und so weiter. Ausgenommen sind sensible Fundsachen wie Schlüssel, Ausweise oder EC-Karten, für die müsst Ihr weiter beim Büro anrufen oder vorbeigehen. Alles andere aber könnt Ihr in der neuen Datenbank unter www.mainz.de/fundsachen einsehen – das Fundbüro online ist ein super praktischer Service.

Gehen gerne mal verloren: Taschen oder Portemonnaies. – Foto: gik

Möglich wurde der Service durch die Umstellung auf eine neue Bearbeitungssoftware, wie Ordnungsdezernent Christopher Sitte (FDP) erklärt: „Indem wir den Bürgern nun die Möglichkeit bieten, auch außerhalb der Öffnungszeiten des Fundbüros nach ihren verlorenen Sachen suchen zu können, sind wir wieder ein Stück bürgerfreundlicher geworden“, freut sich der Dezernent. Seit Jahresbeginn werden nun die meisten Gegenstände elektronisch erfasst und eben auch gleich online gestellt. Dass sensible Gegenstände nicht gezeigt werden können, liegt auch an Datenschutzgründen, soll aber auch Missbrauch vorbeugen.

Im Fundbüro der Stadt werden jedes Jahr rund 3.000 Fundsachen abgegeben, da wird sich die Online-Datenbank schnell füllen. Für die Verluste aus der Zeit davor – also bis zum 31.12.2016 – und auch bei den Gegenständen, die nicht online einzusehen sind, könnt Ihr selbstverständlich weiter persönlich nachfragen oder einfach anrufen: Telefon 06131 und dann 12 24 32. Auch die jährlichen Versteigerungen von nicht abgeholten Fundsachen gibt es natürlich weiter, hier muss man ebenfalls persönlich vor Ort erscheinen.

Neue Datenbank des Mainzer Fundbüros online. – Foto: gik

Die Datenbank zeigt übrigens erst dann Gegenstände an, wenn Ihr einen Zeitraum angebt und dann entweder auf eine Kategorie oder auf „Alles“ klickt. Gefunden wurden im vergangenen halben Jahr vor allem Schmuck, Armbanduhren und Handys, aber auch so manche Tasche, Rucksack, Fahrrad und diverse Brillen. Man sollte doch meinen, dass die Leute so was vermissen… oder ein schickes Mountainbike, das braucht man doch! Aber sogar ein Mixer wurde im Mai gefunden, eine Tasche mit Tennisschlägern im Juni – und Anfang Juli war auch eine Drohne dabei. Ferner warten ein Motorradhelm und eine Spiegelreflexkamera im Fundbüro auf ihre Besitzer – also, schaut mal rein!

Wenn Ihr etwas identifiziert habt, was Euch gehört, bitte beim Fundbüro der Stadt melden – nach verlorenen Gegenständen kann persönlich, telefonisch, per Fax oder per E-Mail gefragt werden. Dabei müsst Ihr den fraglichen Gegenstand glaubwürdig beschreiben können. Zum Abholen müsst Ihr natürlich weiterhin persönlich vorbei gehen. Kontaktdaten und wie es geht findet Ihr hier.

Info& auf Mainz&: Das Fundbüro online der Stadt Mainz findet Ihr auf dieser Internetseite. Dort gibt es auch einen Link zum „echten“ Fundbüro in der Kaiserstraße mit Kontaktadressen und Informationen. Viel Glück beim Wiederfinden!

 

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Pocket Guide Weinprobierstände im Rheingau: 22 Stände von Kostheim bis Assmannshausen

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Sie liegen an Brunnen oder an Kränen, mit Blick auf den Rhein oder einfach mitten auf einer Wiese: Weinprobierstände sind die Geheimtipps einer Weinregion in Sachen Weingenuss. Im Rheingau sind sie ebenso Teil der Weinkultur wie in Rheinhessen – im Rheingau allerdings gibt es besonders viele davon: 22 Weinstände reihen sich sage und schreibe zwischen Flörsheim am Main und Assmannshausen aneinander. Und damit man den Überblick behält und genau nachsehen kann, wann welcher Stand geöffnet ist, gibt es nun einen kleinen Pocket Guide der Rheingauer Weinwerbung: Alle „Weinprobierstände 2017 – Wiesbaden & Rheingau“ auf einen Blick.

Der wunderbare Weinstand in Eltville, direkt am Rheinufer, bei Sonnenuntergang. – Foto: Weingut Offenstein Erben, Eltville

 

Das kleine Booklet passt ganz praktisch sogar in die Hosentasche und zeigt auf einen Blick, wer, wann, wo ausschenkt. Das ist besonders wichtig, haben manche Weinprobierstände doch sehr individuelle Öffnungszeiten. Da ist etwa das Schwarze Häuschen mitten im Steinberg des Kloster Eberbach, jenem uralten Weinberg, den die Mönche des Klosters einst von einer Backsteinmauer umgaben, um die kostbaren Reben vor kalten Winden zu schützen. Bis heute wachsen hier besondere Weine, mitten drin: das Schwarze Häuschen, ein zauberhafter Weinprobierstand, der aber nur bei gutem Wetter öffnet. Gut, dass in dem Pocket Guide auch Telefonnummern aufgeführt sind, wo man einfach mal nachfragen kann.

Weinbergshäuschen, Stände am Rheinufer – die ersten Weinprobierstände kamen mitten aus dem Leben der Winzer: alte Weinfässer wurden schlicht zu Ausschanktheken umfunktioniert. Besichtigen kann man das etwa in Hattenheim, dem Weinprobierstand der Hattenheimer Winzer direkt am Rhein, oder in Walluf, dem gemütlichen Weingarten am Yachthafen.

Der neue Pocket Guide Weinprobierstände 2017 listet alle 22 Anlaufpunkte samt Adressen, Öffnungszeiten und Telefonnummern auf.

In Oestrich-Winkel liegt der Weinstand wenige Schritte vom alten Weinkran am Rhein entfernt: Geht man durch die Unterführung, stößt man rechter Hand auf einen ganz besonderen Weinprobierstand in einem alten Fass – hier wird schon seit vielen Jahren Wein ausgeschenkt. Wer genau hinschaut, sieht sogar noch die Spuren des glitzernden Weinsteins im Fassinnern, während man vor der (Fass)Tür schnell mit Einheimischen ins Gespräch kommt.

Aber auch entlang des Mains locken Winzer mit Weinprobierständen – natürlich auch in Mainz-Kostheim. Hier, am lauschigen Wein-Brunnen, trifft sich der halbe Ort zum Klönen und zum Genießen. In Schierstein sitzt man am Hafen, in Winkel auf den Rheinwiesen direkt an der Fähre. Allen Weinständen gleich ist aber eines: Hier schenken die Winzer persönlich aus. Wer Lust hat, bringt sich ein kleines Picknick mit, denn an den Weinprobierständen gibt es keinen Verzehrzwang. Übrigens sind die Weinprobierstände auch bei Fahrradpannen eine gute Anlaufstation: Für kleinere Reparaturen halten die nämlich einen Werkzeugkoffer bereit.

Info& auf Mainz&: Den Pocket Guide „Weinprobierstände 2017 – Wiesbaden & Rheingau“ gibt es in einer Auflage von 30.000 Stück, realisiert wurde er von der Rheingauer Weinwerbung gemeinsam mit der Rheingau-Taunus Kultur- und Tourismus GmbH und der Wiesbaden Marketing. Bei allen drei Institutionen ist der Pocket Guide auch erhältlich, ebenso an allen Weinprobierständen der Region. Die meisten Weinstände öffnen übrigens jeden Tag so ab 17.00 Uhr, am Wochenende und feiertags natürlich früher. Alle Daten sind auch online verfügbar – genau hier im Internet. Die Liste findet Ihr auch in der Kulturland Rheingau App fürs Smartphone.

 

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Austernschalen, Boulekugeln und Alchimistenlabor – 100.000 Fundstück in der Johanniskirche ausgegraben

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Es ist wirklich die unglaublichste Ausgrabungsstätte, die Mainz je gesehen hat, und das will schon etwas heißen: In der Mainzer Johanniskirche graben sie sich seit 2013 Schicht um Schicht durch die Geschichte von Mainz, drei bis vier Meter ist der Fußboden der evangelischen Kirche inzwischen tiefer gelegt – und fördert immer neue Funde und Erkenntnisse zutage. Gerade wurde das 100.000 (!!) Fundstück geborgen, eine winzige, unscheinbare Glasscherbe mit großem Hintergrund. Wie alles hier: Die Johanniskirche, wissen die Forscher inzwischen mit Sicherheit, war einst der Alte Dom von Mainz, die große Bischofskirche des Bonifatius – und eine der ältesten erhaltenen christlichen Kirchen Deutschlands.

Boulekugel, Christusanhänger, Fragmente: Funde aus der Mainzer Johanniskirche rund um das 100.000 Fundstück. – Foto: gik

Austernschalen im Westchor, Boulekugeln, ein Alchimistenlabor – immer neue, immer überraschendere Funde fördern die Arbeiten in der Mainzer Johanniskirche zutage. Seit ziemlich genau vier Jahren graben sich die Forscher durch den Fußboden der evangelischen Kirche. Der gotische Bau gleich hinter dem Mainzer Dom galt bis dahin als eher unscheinbarer, kleinerer Kirchenbau. „Die Residenz des legendären Tebartz van Elst kann man vergessen: der Luxus war hier“, sagt Dekan Andreas Klodt: „Die haben hier in Saus und Braus gelebt.“

Der evangelische Dekan kann gar nicht aufhören zu schwärmen, wenn er über die Johanniskirche redet. Dabei ist aus Gemeindesicht die Sache eigentlich eine Katastrophe: seit vier Jahren ist man heimatlos. Eine Fußbodenheizung wollte die evangelische Kirchengemeinde eigentlich nur einbauen – damit begann eine Odyssee in die Vergangenheit: Immer neue spektakuläre Mauern legten die Wissenschaftler unter dem Erdboden der Kirche frei, den Arbeiten fiel nach und nach die komplette Inneneinrichtung zum Opfer: Gestühl, Altar, schließlich die Orgelempore samt Orgel – die Johanniskirche besteht nur noch aus einer nackten Hülle.

Der Alte Dom von Mainz: Die Johanniskirche stammt aus der Merowingerzeit und ist die wohl älteste Kirche in Deutschland, die noch das alte Raumgefüge zeigt. – Foto: gik

Umso spektakulärer war, was sich im Boden auftat: Römische Fundamente und Grundmauern aus dem Jahr 680 stellten klar – dies ist „der Alte Dom“ von Mainz. „Dies hier war die Bischofskirche des Bonifatius, hier hat er gewirkt“, sagt Klodt. Bonifatius, der große Missionar, war ab 743 Bischof von Mainz und begründete das Erzbistum, seine Bischofsvorgänger legten zwischen 640 und 680 die Grundsteine für den für damalige Zeit monumentalen Dom. Auf alten römischen Fundamenten wurde hier, im Zentrum der Stadt, die erste christliche Kirche in Mainz errichtet. 45 Meter lang und 30 Meter breit war die erste Amtskirche der Mainzer Bischöfe, ein für die Zeit imposantes Bauwerk.

Bis in 16 Metern Höhe sind noch die ursprünglichen Mauern der merowingischen Basilika zu sehen, die Johanniskirche ist damit die einzige Kirche in Deutschland, in der noch ein Raumgefüge aus jener Zeit erhalten ist. König Heinrich II. dürfte hier 1002 von Erzbischof Willigis gekrönt worden sein, ebenso sein Nachfolger Konrad II. – der große Mainzer Dom St. Martin wurde erst 1036 fertig. Der Alte Dom blieb auch nach der Weihe des großen Nachbarn ein bedeutendes Kirchenbauwerk und wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder umgebaut: Die Forscher fanden unter anderem Elemente einer romanischen Chorschranke, einen bunten Mosaikfußboden aus der Gotik und Reste einer prächtigen gotischen Lettneranlage aus dem 16. Jahrhundert.

Auch im 14. Jahrhundert war die Kirche ein reich verzierter, prächtiger Kirchenbau – wie das 100.000 Fundstück belegt: Die winzige, unscheinbare Glasscherbe steckte in einem Stück Steinmetzarbeit, das wiederum gehörte wohl zu einem kleinen „Altarchörlein, sechs bis sieben Meter hoch, mit Maßwerk vom Feinsten und mit Glas verziert“, sagt Grabungsleiter Guido Faccani. Das Alter: aus den 1380er Jahren – die Johanniskirche war damals ein Prachtbau.

Inzwischen, im Juni 2017, haben sich die Forscher bis zu vier Meter tief in den Boden gegraben, Gräber, verschiedene Fußböden, uralte Mauern und hunderttausend Fundstücke ausgegraben. – Foto: gik

Bei den Umbauarbeiten wurde das Bodenniveau immer wieder aufgeschüttet und angehoben, den Schutt dafür nahm man aus der Umgebung. Und dieser Siedlungsschutt gibt nun die Geheimnisse des prallen mittelalterlichen Lebens wieder frei: Mehrere winzige Knochen-Würfel, eine Backform in Form eines Hummers, wohl für Pudding, einen Anhänger mit einem gekreuzigten Christus, diverse Fingerhüte aus Buntmetall aus dem 13. oder 14. Jahrhundert, vermutlich aus Nürnberg stammend. Eine Silbermünze aus dem Mittelalter gibt ihre Geheimnisse noch nicht Preis – das Fundstück muss noch gereinigt werden.

Bruchteile von Ofenkacheln fanden sich, dazu Teile eines Kachelofens – was nicht unbedingt bedeutet, dass die Kirche beheizt war. Sein könnte es aber trotzdem auch, „statt einer Fußbodenheizung finden wir Reste eines alten Ofens“, scherzte Klodt begeistert. Der Kachelofen stammte aus dem Ende des 14. oder der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, war ein „Typ Tanneberg“ und mit Drachen, Greifen und Blumenelementen verziert.

Ofenkachel, Teil eines alten Kachelofens, gefunden in der Johanniskirche. – Foto: gik

„Das ganze Fundspektrum gibt uns ein Bild dessen, was in Mainz überhaupt denkbar ist“, erklärt Facciani, „wie reich und wie arm die Umgebung der Kirche war.“ Und arm war die offenbar keineswegs: Jede Menge Austernschalen fanden die Ausgräber im Westteil der Kirche. Die Austern seien vom Meer gekühlt auf Eis hertransportiert worden, schon im Mittelalter sorgte man dafür, dass solche Köstlichkeiten die Stadt erreichten, berichtet Facciani: „Der Dombezirk mit seinen Stiften, das war ein reiches Viertel.“

„Die haben in Saus und Braus gelebt“, sagt Klodt, „die Globalisierung ist keine Erfindung unserer Zeit.“ Und Zeit für Spiel und Zerstreuung hatte man offenbar auch: Im März gruben die Forscher Fragmente einer Boulekugel aus dem 16. Jahrhundert aus, vor wenigen Tagen fanden sie den Hauptteil der hübschen beige-braunen Kugel. Im Nordquerarm dann stießen die Forscher auf einmal auf jede Menge Glasreste, darunter Fragmente von Gefäßen, die eindeutig Teil eines alchimistischen Destillierapparates waren. Vermutlich wurden hier Pflanzen- und Kräuterextrakte gewonnen und Alkohol hergestellt.

Fratzengesicht auf den Resten eines Mauerwerks in St. Johannis. – Foto: gik

„Das sind alles Geschenke Gottes“, schwärmt Klodt, „die Grabungen und die Erkenntnisse sind ein Geschenk, wir werden hier enorm bereichert.“ Zwei Lager füllen die Fundstücke aus der alten Kirche bereits, was von all den Fundstücken aufgehoben werde, müsse die Auswertung zeigen. Bis zum Jahresende sollen die Forscher noch graben und Funde bergen, das Verstehen werde noch länger dauern, sagt der Dekan: „Ich versuche gebetsmühlenartig zu sagen: Wir haben dann erfasst, aber wir beginnen erst zu verstehen – und das Verstehen wird noch einmal dauern.“ Erst wenn die Forscher verstanden hätten, was einmal wohin gehört habe, könne man an eine Neukonzeption für den Wiederaufbau der Kirche gehen.

Denn die Johanniskirche, sie soll einmal ganz anders werden, eine neue-alte Kirche soll entstehen: „Es wird eine historisch informierte Kirche sein, wir werden natürlich ganz viel zeigen“, sagt Klodt: „Man wird der Kirche am Ende ansehen, dass sie 1.400 Jahre alt ist.“

Stadtpfarrer Gregor Ziorkewicz führte sogar die Romanautorin Rebecca Gablé durch die Johanniskirche – ohne es zu wissen. – Foto: gik

Mit Kosten im Millionenbereich rechnet Klodt, schon die Grabungen dürften mindestens drei Millionen Euro verschlingen. „Wir gehen davon aus, dass die Landeskirche einen großen Teil bezahlt“, sagt Klodt, und vielleicht könne man ja auch Stadt, Land, Bund und EU mit ins Boot holen. Von einem Sponsor träumt der Dekan, der etwa den Wiederaufbau eines der historischen Ältäre finanziert.

120 Gräber wurden bereits in der Kirche gefunden, die Skelette sollen auch in der künftigen Kirche einen Platz finden – vielleicht in Form eines Beinhauses. Mit bis zu 450 Grabstätten rechnen die Experten, nicht alle werden geöffnet. „Wir suchen aber noch den Erzbischof“, verrät Klodt, „einen unserer Erzbischöfe hier zu finden, das würde uns ehren.“ Die alte Kirche am Ende neu zu gestalten, berge unendliche Möglichkeiten: „Diese Kirche ist ein Stolz für Mainz, wir können das ja hier nicht einfach wieder zuschütten“, sagt Klodt – und benennt eine Vision: „Die älteste Kirche von Mainz kann einmal die neueste sein.“

Info& auf Mainz&: Eine ausführliche Geschichte der Johanniskirche samt Grabungsergebnissen findet Ihr in unserer Geschichte „Der Alte Dom von Mainz“. Die Ausgrabungen und die einzelnen Funde werden ausführlich auf einer speziellen Internetseite der St. Johanniskirche dokumentiert, dort findet Ihr noch viel mehr Geschichten.

Die Johanniskirche ist inzwischen auch zu Romanehren gekommen: In ihrem neuesten Roman „Die fremde Königin“ erzählt die Autorin Rebecca Gablé auch vom Mittelalter in Mainz – just zu Zeiten des Alten Doms. Gablé war übrigens selbst zur Recherche in Mainz – und geriet unversehens in eine Führung zu den Ausgrabungen in der Johanniskirche. In ihrem Nachwort dankt sie dem unbekannten Führer, der sie so nett mitnahm und ihre Fragen beantwortet habe. Sie wisse leider seinen Namen nicht, schreibt Gablé weiter – wir schon: Der hilfreiche Geist von Mainz war niemand anderes als Stadtpfarrer Gregor Ziorkewicz von St. Johannis.

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Giftige Kabinenluft in Flugzeugen: Betroffene fordern Anerkennung des Aerotoxischen Syndroms – auch Fluggäste betroffen

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„Liebe Passagiere“, ruft Uwe Schramm den Reisenden im Frankfurter Flughafen zu, „wir gönnen Ihnen Ihren Urlaub – aber was machen Sie, wenn Ihnen im Flieger schwindelig oder schlecht wird, weil plötzlich giftige Dämpfe in die Kabinenluft dringen?“ Giftige Kabinenluft – von der Gefahr weiß man schon lange, doch geschehen ist dagegen wenig. Fume Events nennen die Fachleute Vorfälle, bei denen Spuren von synthetischen Ölen, verdampfter Hydraulikflüssigkeit, Enteisungsmitteln und anderen Chemikalien in die Kabinenluft der Flugzeuge gelangt. Die Folgen: Hochgradige Vergiftungen, die Lungen und Nervensysteme schädigen können. Hunderte Flugbegleiter und Piloten sind durch solche Vorfälle betroffen, viele von ihnen wurden krank und flugunfähig. Mit einer Demonstration am Frankfurter Flughafen machten sie nun auf das Problem aufmerksam und warnten: Die Probleme beträfen auch Passagiere.

Warnung vor giftiger Kabinenluft: Wenn giftige Dämpfe krank machen. Flugbegleiter fordern Anerkennung des Aerotoxischen Syndroms. – Foto: gik

Es war kurz vor dem Takeoff, als Karolin Otto in den hinteren Teil ihres Flugzeugs gerufen wurde. Ein „komischer Geruch“ hatte sich breit gemacht, alle rochen es – doch der Techniker sagt: „Da ist nichts.“ Nach dem Ausstieg bekam Otto auf einmal wahnsinnige Kopfschmerzen und einen unangenehmen Druck auf der Brust, ihre Finger kribbelten stark – sie fühlte sich total schlapp und richtig krank. Karolin Otto ist seit 29 Jahren Stewardess einer großen Airline und arbeitete zuletzt als Kabinenchefin, seit April ist sie dienstuntauglich geschrieben. „Meine Ärzte warnen mich davor, ein Flugzeug zu betreten“, sagt die 53-jährige Darmstädterin: „Meine Lunge hat nur noch 68 Prozent ihrer Fähigkeit, Sauerstoff zu verarbeiten.“

Otto und ihre Ärzte sind überzeugt: Die Stewardess wurde krank durch giftige chemische Dämpfe in der Kabinenluft. Der Grund: Bei den meisten Flugzeugen wird die Kabinenluft von außen angezapft – und zwar direkt neben den Flugzeugturbinen. Diese Hochleistungsmotoren werden jedoch mit synthetischen Ölen geschmiert, die wiederum enthalten toxisch wirkende Organophosphate – die Phosphate sind Grundlage für Pestizide und chemische Kampfstoffe. In vielen Insektiziden sind organische Phosphate enthalten, ihre Wirkung auf den menschlichen Körper: ähnlich wie Nervengift.

Demonstration im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens mal nicht gegen Fluglärm, sondern gegen giftige Kabinenluft. – Foto: gik

Aerotoxisches Syndrom heißt das Krankheitsbild, das daraus resultiert. Vergangenen Freitag machten Betroffene mit einer Demonstration am Frankfurter Flughafen auf das Problem aufmerksam und forderten eine Anerkennung ihrer Krankheit. „Seit 70 Jahren weiß man davon“, sagte Initiatorin Kerstin Konrad, auch eine Fume Event-Geschädigte, doch gehandelt werde nicht. Rund 30 Personen zogen mit Transparenten und Trillerpfeifen durch das Terminal 1 am Frankfurter Flughafen und forderten giftstofffreie Atemluft in Flugzeugen. Zeitgleich fand eine weitere Demonstration am Münchner Flughafen statt.

Denn Otto und Konrad sind beileibe kein Einzelfälle: Laut Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen gab es zwischen 2006 und 2013 mehr als 660 Ereignisse mit „deutlichen Anzeichen“ auf eine gesundheitliche Belastung für Flugzeugbesatzungen, die Pilotenvereinigung Cockpit schätzt, dass es bei einem von 2.000 Flügen zu einem Unfall mit giftiger Kabinenluft kommt – das wäre ein Vorfall pro Tag. Drei heftige Fume Events erlebte Otto in nur fünf Jahren. „Ich bin zunächst normal weiter geflogen“, berichtet sie, „ich dachte, da ist nichts.“ Bis ihre Gesundheit sie immer öfter im Stich ließ: „Ich war immer schlapp, immer krank“, berichtet sie. Ihre Ärzte stellten bei Tests schließlich fest: Die Werte waren unterirdisch.

Junge Flugbegleiterinnen demonstrieren gegen Gifte in der Kabinenluft. – Foto: gik

Die Vergiftung mit schädlicher Kabinenluft betreffe auch die Passagiere, sagt die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di: „Ich halte es gerade für Vielflieger für genau so gefährlich“, sagt Uwe Schramm von Ver.di: „Es geht hier um Nervengifte.“ Mehr als 50 Kollegen kenne sie persönlich, die unter heftigen Vergiftungserscheinungen litten, berichtet Konrad. Viele seien heute dienstunfähig: „Junge Mädchen, die nach nur einem halben Jahr Fliegen Probleme haben, ihren Alltag zu meistern. Gestandene Piloten, die so stark kognitive Einschränkungen haben, dass sie ihre Simulationstests abbrechen müssen.“ Das seien Schicksale, die zutiefst betroffen machten – den Erkrankten drohe oft Arbeitsunfähigkeit und Arbeitslosigkeit.

Mediziner der Universität Göttingen stellten fest, dass die vergiftete Bordluft das Nerven- und Herz-Kreislauf-System angreift, die Folgen sind Schäden an Nerven und Lunge, oft geht das mit kognitiven Einschränkungen einher. „Manchmal kann ich kaum noch klar denken, bekomme keinen klaren Satz heraus“, erzählt Otto. Konzentrationsstörungen habe sie dann, dazu kämen massive Gelenkschmerzen. Andere Betroffene berichten von heftigen grippeähnlichen Symptomen, von Migräne und totaler Abgeschlagenheit.

Hilfe vom Arbeitgeber gibt es meist nicht: „Von denen kommt nichts, die Berufsgenossenschaft verniedlicht es als ‚Geruchserlebnis‘ „, sagt Otto empört: „Soll ich noch Vergnügungssteuer dafür bezahlen, dass man mich vergiftet?“ Die Betroffenen fordern deshalb, das Aerotoxische Syndrom endlich als Berufskrankheit anzuerkennen. „Es darf nicht länger verschwiegen werden, weder von Politik noch von der Industrie“, fordert Schramm. Die Weltgesundheitsorganisation müsse Druck machen, das Aerotoxische Syndrom als Berufskrankheit anzuerkennen, sagt Otto. Fluggewerkschaften wie Cockpit und Ufo müssten die Betroffenen mehr unterstützen. Die giftige Kabinenluft sei „extrem gefährlich, gerade auch für Piloten“, warnt sie: Sie kenne Kollegen, die seien schon froh gewesen, wieder heil gelandet zu sein.

Politik und Industrie müssen mehr gegen giftige Kabinenluft tun, fordern Flugbegleiter, in ihrer Mitte: Initiatorin Kerstin Konrad. – Foto: gik

 

Zumal es einfache Abhilfe gäbe: Maschinen wie der Dreamliner saugen die Kabinenluft statt in Turbinennähe am Heck des Flugzeugs an, Flieger könnten mit Filteranlagen nachgerüstet werden. Passieren tue das nicht, sagt Schramm: „Das ist den Airlines zu teuer.“ Es gehe aber um Menschen, um Gesundheit und um Arbeitsplätze, betont der Gewerkschafter, schädliche Maschinen müssten aus dem Verkehr gezogen werden. Und schließlich werde zu Beginn eines Fluges über alle möglichen Gefahren aufgeklärt – nur nicht über die Gefahr giftiger Dämpfe in der Kabinenluft.

„Ich fordere mehr Aufklärung“, sagt auch Kerstin Konrad, „und ich appelliere an die Politik – speziell Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) -, uns zu helfen.“ Betroffenen würden zum Teil Blutentnahmen verweigert, da „entsteht der Eindruck, es solle Beweissicherung verhindert werden.“ Otto, Konrad und andere haben nun eine Patientenvereinigung gegründet, P-Coc will Betroffenen helfen – und der Politik Druck machen. „Wir hatten gerade heute morgen wieder einen Vorfall, eine Kollegin flog von New York nach Frankfurt – nach der Landung musste sie ärztlich betreut werden“, berichtet Schramm: „Es kann jeden treffen – und das muss aufhören.“

Info& auf Mainz&: Mehr über das Krankheitsbild Aerotoxisches Syndrom und seine Folgen findet Ihr in dem sehr aufschlussreichen Wikipedia-Artikel dazu, Vergiftungen durch Organophosphate werden sehr wissenschaftlich in diesem Fachmagazin erklärt. Das österreichische Luftfahrtmagazin Austrianwings berichtet viel und oft über Fume Events – zum Beispiel hier. Die Forderungen der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di zu giftiger Kabinenluft findet Ihr hier, die sich gerade in Gründung befindende Patienteninitiative Contaminated Cabin Air findet Ihr hier.

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Klage der Stadt Mainz gegen Ausbau des Frankfurter Flughafens gescheitert – Gericht lässt Norah-Studie nicht gelten UPDATE

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Das ist ein Tiefschlag für alle von Fluglärm Geplagten in Mainz: Der Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Kassel hat die Klage der Stadt Mainz gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens abgewiesen. Das Gericht wies in seiner Entscheidung vom 11. Juli alle Anträge der Stadt gegen den Planfeststellungsbeschluss und zur Durchsetzung von mehr Lärmschutz in vollem Umfang zurück – und das ohne mündliche Verhandlung. Dabei berief sich das Gericht auf seine Entscheidung zu den Musterklagen im Jahr 2013, betonte zugleich aber auch, die Stadt Mainz habe keine neuen Erkenntnisse zur Schädlichkeit von Fluglärm vorlegen können – und dazu zählte das Gericht auch die Norah-Studie sowie die Studien des Mainzer Kardiologen Thomas Münzel zur Schädlichkeit von Fluglärm auf menschliche Gefäße. Die Stadt Mainz zeigte sich enttäuscht, die SPD empört: „Da bleibt einem die Spucke weg“, kommentierten Bundestagskandidat Carsten Kühl und der Mainzer Landtagsabgeordnete Johannes Klomann.

Es wird nicht leiser am Himmel über Mainz: Die Klagen der Stadt Mainz gegen den Flughafenausbau sind abgelehnt. – Foto: gik

Damit endet nach rund zehn Jahren der Kampf der Stadt Mainz vor Gericht um mehr Schutz vor Fluglärm seiner Bürger ohne jeglichen Erfolg. Überraschend ist das allerdings nicht: Der Hessische Verwaltungsgerichtshof hatte bereits 2009 in seinem Urteil elf Musterklagen gegen den Flughafenausbau fast vollständig abgelehnt – nur das Nachtflugverbot wurde damals von den Gerichten verfügt, allerdings nur das Verbot in der Kernnacht zwischen 23.00 Uhr und 5.00 Uhr morgens. Seit diesem Musterklagen-Urteil hatte das hessische Gericht sämtliche weitere Klagen gegen den Flughafenausbau abgelehnt.

260 Klagen von Kommunen, Vereinen, Verbänden – alle vergeblich

260 Klagen von Kommunen, Vereinen, Privatleuten und auch Verbänden waren beim VGH in Kassel gegen den Planfeststellungsbeschluss der hessischen Landesregierung zum Ausbau des Frankfurter Flughafens vom Dezember 2007 eingegangen, darunter Klagen von 30 Kommunen aus dem Flughafen-Umfeld. Der VGH fasste diese Klagen 2009 zusammen und verhandelte zunächst nur elf Musterstreitklagen – alle wurden im August 2009 abgelehnt. Die Kommunen hatten wegen Lärm, Schadstoffen, Wertverlust der Häuser und Eingriffe in die Planungshoheit der Kommunen beim Ausweisen von Baugebieten sowie der allgemeinen Stadtplanung geklagt – ohne Erfolg. Der VGH gab lediglich den Klagen gegen die damals noch zugelassenen Nachtflüge statt.

Auch die Stadt Mainz hatte Anfang 2008 eine Klage gegen den Ausbaubeschluss angestrengt und dabei Lärmbelästigung, gesundheitliche Gefahren und den Eingriff in die Planungshoheit geltend gemacht. Die Klage wurde wegen der Musterverfahren aber zunächst zurückgestellt und erst im Januar 2013 – nach der endgültigen Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts über die Musterklagen – wieder aufgenommen. Bereits im Oktober 2015 wies der VGH in Kassel dann einen Teil der Mainzer Klage zurück – jetzt erfolgte die endgültige Abweisung der Mainzer Anträge. Darin wollte die Stadt vor allem eine Ausweitung des Nachtflugverbots auf die Zeit von 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr sowie eine weitere Reduzierung des Fluglärms in den Nachtrandstunden erreichen.

Schlange schluckt Flieger? Schön wär’s gewesen… – Foto: gik

Gericht verweist auf Schallschutz des Landes Hessen und auf Nachtflugverbot

Das Gericht verwehrte das und verwies dabei auf seine Begründung in den Musterverfahren, aber auch auf bereits erfolgte Änderungen des Planfeststellungsbeschlusses seit 2007. So sei eben das Nachtflugverbot eingeführt worden sowie die Begrenzung auf 133 planmäßige Flugbewegungen pro Nacht in den Randstunden. Zudem sei der Ausbaubeschluss mehrfach „hinsichtlich eines neuen Schallschutzkonzepts in Bezug auf gewerbliche Nutzungen, Schutzvorkehrungen gegen Wirbelschleppenrisiken und einer Umgestaltung des Terminals 3“ angepasst worden, schreibt das Gericht in seiner Begründung weiter – offenbar werteten die Richter diese Änderungen als Zeichen, dass für den Schutz der Anwohner etwas getan wird.

Dazu verweist man aber auch auf das Lärmkonzept des Planfeststellungsbeschlusses: dessen Lärmermittlung und Lärmbewertung sei „danach unbeanstandet geblieben“, schreiben die Richter. Mainz habe zudem keine Gründe vorlegen können, warum die Entscheidung der Musterverfahren nicht auf die Klage der Stadt übertragen werden könnten, heißt es weiter: Es blieben keine Sachverhalte ungeklärt, noch gebe es rechtliche oder tatsächliche Besonderheiten, die eine anders lautende Entscheidung nötig machten. Zudem habe Mainz keine neuen Erkenntnisse über die Wirkung von Fluglärm auf die Gesundheit vorgelegt, hieß es weiter.

Lärmwirkungsforschung des Mainzer Kardiologen Thomas Münzel aus einer Studie im Jahr 2017. – Grafik: Mainzer Herzchirurgie

Dieser letzte Punkt ist überraschend und der eigentliche Tiefschlag in der Klageabweisung: Die Stadt hatte nämlich zuletzt mit der Norah-Studie argumentiert, die hat sogar nach Einschätzung der Politik die negativen gesundheitlichen Folgen von Fluglärm belegt. Die Norah-Kinderstudie zeige gar auf, dass mit Fluglärm beschallte Grundschulkinder reale Verzögerungen in der Entwicklung, etwa beim Lesenlernen, erleiden – die Norah-Studie gilt als erste umfangreiche wissenschaftliche Studie zum Thema Fluglärm, auch wenn ihre Ergebnisse bei Experten hochgradig umstritten sind, die von manipulierten Fakten sprechen.

VGH: „Keine neuen Anhaltspunkte für drohende Gesundheitsgefahren durch Norah“

Der VGH in Kassel argumentierte nun, die von der Landeshauptstadt Mainz vorgelegten „neueren Aussagen und Studien über die Wirkungen von Fluglärm gingen nicht über die vom Fluglärmschutzgesetz berücksichtigten wissenschaftlichen Erkenntnisse hinaus.“ Aus der Norah-Studie ergäben sich auch keine neuen Anhaltspunkte für drohende Gesundheitsgefahren weit vor Erreichen der Lärmwerte im Fluglärmschutzgesetz. Und das gelte auch, so die Richter weiter, für die jüngste Wirkungsforschung des Mainzer Kardiologen Thomas Münzel: Neue Erkenntnisse lieferten auch nicht „die vorgelegte Pressemitteilung der Deutschen Herzstiftung und die darin enthaltenen Aussagen von Prof. Dr. Münzel zu den vom nächtlichen Fluglärm ausgehenden Gesundheitsgefahren als auch für die Studie von Prof. Dr. Münzel vom 7. Juli 2013“, heißt es in der Urteilsbegründung weiter.

Aktiver Streiter gegen Fluglärm: Der Mainzer Kardiologe Thomas Münzel. – Foto: gik

Münzel hat in mehreren Studien der Mainzer Herzmedizin erhebliche Gefäßschäden und Genveränderungen durch Fluglärm festgestellt und damit nachgewiesen, dass Fluglärm oxidativen Stress erzeugt, die Gefäße schädigt und sogar Genveränderungen zur Steuerung von Zellen auslöst. Das sei „ein Durchbruch bei der Lärmforschung“, freute sich Münzel bei der Vorstellung der Ergebnisse im Februar 2017, Lärm nerve nicht einfach nur, sondern sei „ein signifikanter Faktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.“ Die Studienreihe des Mainzer Kardiologen wurde ausgelöst, weil mit der neuen Nordwestlandebahn in Frankfurt die Mainzer Herzklinik von landenden Fliegern tief überflogen wird.

Münzel ging auf die Barrikaden – und startete die Mainzer Herzstudien. Schon 2013 wies er dabei nach, dass nächtlicher Lärm wie etwa Fluglärm bei Schlafenden zu einem vermehrten Auftreten von Bluthochdruck und zu mehr Herzinfarkten und Schlaganfällen führt – und dies unabhängig davon, ob man sich über den Lärm ärgert oder nicht. Genau in dieser Studie sahen die Kasseler Richter nun „keinen neuen wissenschaftlichen Erkenntnisstand“, der es rechtfertigen würde, der Klage der Stadt Mainz auf ein erweitertes Nachtflugverbot stattzugeben. Wir sind schon jetzt gespannt auf die Reaktion Münzels auf dieses Urteil….

Eder tief enttäuscht: „Wir kämpfen weiter“ – Kühl & Klomann entsetzt

Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) reagierte am Abend auf Facebook tief enttäuscht: „Wir dachten wirklich, dass wir mit den Erkenntnissen der Norah-Studie für die Nachtrandstunden etwas erreichen können“, schrieb sie in einem Post auf ihrer Facebookseite: „Wir müssen das mal in Ruhe verdauen und überlegen. Das ist doch Scheiße. Sorry für die Wortwahl….“

Die Norah-Studie habe ja belegt, wie schädlich gerade die Aufwachereignisse am Morgen seien, ergänzte Eder gegenüber Mainz& am Freitag. Die Stadt werde nun in Ruhe mit ihrem Anwalt über die weiteren Schritte beraten. „Wir geben den Kampf natürlich nicht auf“, betonte Eder, „vielleicht müssen wir ihn nur verlagern.“ Die Stadt Flörsheim setzt etwa bei weiteren Klagen auf Privatleute, die mit persönlicher Betroffenheit argumentieren können.

Eine Revision gegen das Urteil (Aktenzeichen 9 C 1497/12.T) ließ der VGH Kassel übrigens nicht zu. Lediglich eine Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision wäre möglich, über die müsste dann das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig entscheiden.

Die SPD-Politiker Carsten Kühl und Johannes Klomann forderten unterdessen, die Stadt Mainz müsse „alle weiteren Rechtsmittel ausschöpfen“ und weiter vor Gericht für ein erweitertes Nachtflugverbot kämpfen. „Wir können die Gründe [für die Gerichtsentscheidung] absolut nicht nachvollziehen“, betonten der Mainzer SPD-Bundestagskandidat Kühl und Neustadt-Ortsvorsteher und Stadtrat Klomann. Gerade erst im Juni habe Münzel bei einer von der SPD veranstalteten Diskussionsrunde über die neuesten Erkenntnisse der Mainzer Fluglärmstudie berichtet. „Der Hessische Verwaltungsgerichtshof erklärt nun, dass es keine neuen wissenschaftlichen Belege zur Gesundheitsschädlichkeit von Fluglärm geben würde“, kritisierten sie: „Da bleibt uns die Spucke weg.“ Uns auch 😉

Info& auf Mainz&: Die komplette Mitteilung des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs in Kassel zur Abweisung der Mainzer Fluglärmklage ist inzwischen auch online verfügbar – Ihr findet sie hier im Internet. Die Stadt Mainz erklärt ihre Aktivitäten gegen den Fluglärm auf dieser Internetseite, mehr zu den Klagen der Städte gegen den Flughafenausbau findet Ihr hier bei der Initiative Zukunft Rhein-Main.

 

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Summer in the City 2017 geht in die zweite Halbzeit: Mariza, Amy Macdonald, Gregory Porter und Namika

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Sommerzeit ist traditionell auch Summer in the City-Zeit, und mitten in den Sommerferien geht die Musik-Kultur-Reihe noch einmal so richtig in die Vollen: Die portugiesische „Königin des Fado“, Mariza, spielt an diesem Donnerstag, den 13. Juli auf, gefolgt vom britischen Singer-Songwriter Tom Odell am 21. Juli. Ende des Monats gibt es mit Gregory Porter dann noch ein richtig großes Highlight, bevor sich zum Abschluss Amy Macdonald und Namika die Ehre geben – was für ein Summer in the City 2017!

Summer in the City mit Fanta 4, als die Bühne noch im Zollhafen stand. – Foto: gik

Die Pet Shop Boys waren schon da, Sarah Connor auch, und Mark Forster brachte die Fanherzen im Volkspark zum Schmelzen – der Summer in the City 2017 läuft auf Hochtouren. Seit 1997 veranstaltet der Frankfurter Hof Konzerte mit international renommierten Künstlern, alles begann damals mit einem Zelt im Volkspark – bis 2009 das Zeltfestival aufgegeben werden musste. 2011 wurde dann die Nachfolgereihe Summer in the City ins Leben gerufen und lockte bereits Superstars wie Sing, Neil Young oder Dire Straits-Frontmann Mark Knopfler nach Mainz.

Die großen Stars kamen auch, weil die große Bühne im Zollhafen mit ihrer sensationellen Kulisse lockte, doch die Location fiel leider dem Baugebiet im Zollhafen zum Opfer – super schade! Vergangenes Jahr war das Highlight das Konzert von Herbert Grönemeyer, der auf dem Messegelände gastierte. Knapp 85.000 Besucher kamen zu den insgesamt 18 Konzerten, allein Grönemeyer zog 16.000 Besucher an. Und weil der Zollhafen wegfiel, wich man sogar mit vier Konzerten nach Wiesbaden aufs Bowling Green vor dem Kurhaus aus – etwa mit dem Sting-Konzert.

In diesem Jahr verteilt sich das Sommerfestival nun auch fünf verschiedene Orte: viele Konzerte finden auf der Zitadelle statt, diverse im Volkspark, gelegentlich ist auch der Domplatz mit seiner grandiosen Kulisse zu Füßen des Doms dabei – wie gerade mit Ben Becker. Kleinere Konzerte finden zudem im Frankfurter Hof statt, und zweimal ist auch die Burgkirche Ingelheim dabei: Auf dem Open Air-Gelände an der Burgkirche geben sich an diesem Freitag die sieben Blechbläser von Mnozil Brass die Ehre.

Die Glorreichen Sieben der Brass Music sind seit April mit ihrer klingenden Hommage an die Welt des Zirkus unterwegs. Die Trompeter, Posaunisten und Flügelhorn-Spieler loten, wenn man ihrer Selbstdarstellung glauben darf, die Grenzen ihrer Instrumente weidlich aus und verwandeln die Welt in eine Zirkusmanege voller Humor und Magie. Von „French Kisses“ über „Serbische Fledermäuse“ bis zum „Lippenfresser-Marsch“ reicht der Bogen ihrer Eigenkompositionen. Die Kunst des Klassik-Arrangements beherrschen sie genauso meisterhaft – ob bei Haydn, Strauß oder Strawinsky, heißt es in der Ankündigung zu Mnozil Brass weiter.

Tierisches gibt es auch: Fledermaus und Feuervogel, einen Tiger Ragtime und ein Tanzmausfinale nach Borodin. Fetzig wild geht es in den Jazz- und Rock-Nummern zu, bei Standards von Bernhard Hermann bis zu Sting und Jimmy Guiffre. Wenn es richtig fetzt, sind die glorreichen Sieben in ihrem Element. Mnozil Brass wäre aber nicht die erfolgreichste Brass Band Europas, wenn sie nicht auch (B)Österreich im Gepäck hätten: beißende Ironie, morbiden Wiener Witz und lautes Lachen in jeder Form. Daten: Freitag, , An der Burgkirche in Ingelheim, Beginn: 20.00 Uhr, Einlass: 18.30 Uhr, Karten kosten zwischen 33,- Euro und 44,- Euro. Alle Infos dazu hier im Internet.

Mariza, die Königin des Fado, kommt nach Mainz. – Foto Carlos Ramos

Bereits am Donnerstag, den 13. Juli – also schon morgen – könnt Ihr auf der Zitadelle in Mainz Weltstar Mariza mit ihrer unvergleichlichen Stimme und atemberaubenden Ausstrahlung erleben. Die „Königin des Fado“ hat in ihrer nunmehr 15 Jahre währenden Karriere unter anderem drei World Music Awards, vier Preise der Deutschen und den WOMEX Artist Award, den Grammy der Worldmusik eingeheimst. Die Sängerin hat ihr Ende 2016 erschienenes Studioalbum „Mundo“ im Gepäck, ihr nunmehr sechstes Album der Königin des sehnsuchtsvollen portugiesischen Fado-Stils. Fado ist eine sehr melancholische portugiesische Musikrichtung, die voller Sehnsucht und schmelzenden Melodien ist.

Auf dem neuen, von Grammy-Gewinner Javier Lemón produzierten Album, schickt die Sängerin aus Lissabon ihre Zuhörer in eben diese Mundo, also in die Welt. „Mundo“ ist eine Art Reisetagebuch, der Bericht einer Reise, die vom Kap Verde nach Spanien, von Argentinien nach Portugal führt. „Ebenso jedoch ist das Album eine Reise in die innere Welt der Mariza: Mit tiefer Leidenschaft und viel Sehnsucht trägt sie den klassischen Fado in die Welt und schlägt dabei zugleich eine Brücke zu vielen anderen Stilen“, so heißt es in der Ankündigung zu ihrem Konzert. Diese Infos sowie alle Daten und Karten gibt es hier im Internet, die Eckdaten: Mariza am Donnerstag, Zitadelle Mainz, Beginn: 20.00 Uhr, Einlass: 18.30 Uhr. Karten kosten zwischen 32,- Euro und 55,- Euro.

Kenny Wayne Shepherd in Action. – Foto: Frankfurter Hof

Weiter geht’s direkt am 18. Juli mit dem Bluesrock Gitarristen Kenny Wayne Shepherd und seiner Band. Der fünfmalige Grammy nominierte Musiker hat sein neues Album „Lay It On Down“ und eine grandiose Band im Gepäck. Auf dem Album gewährt Shepherd Einblicke in seine Gedankenwelt, aber auch in die Welt, aus der er kommt, etwa mit dem Song „Louisiana Rain“, einer Hommage an seine Heimat. Geprägt wurde der Gitarrist von Größen wie Stevie Ray Vaughan – nach der ersten Begegnung begann er nur wenige Monate später, sich selbst das Gitarrenspiel beizubringen.

Mit 16 Jahren erhielt Shepherd seinen ersten Plattenvertrag, sein Debütalbum „Ledbetter Heights“, das sich millionenfach verkaufte, gilt bis heute als Visitenkarte seines gefühlvollen Spiels und seines ehrlichen Songwritings. Platten wie „Trouble Is…“ (1997), „Live On“ (1999) und „The Place You’re In“ (2004) wurden Millionenseller. Auf seiner jüngsten Platte kombiniert er aggressives Gitarrenspiel mit rockigen Grooves und eloquenten Lyrics-Schnappschüssen – und wer jetzt mehr wissen will, findet eine wirklich ausführliche Würdigung seines Lebens und seines jüngsten Albums hier beim Frankfurter Hof. Die Daten: Dienstag, , Frankfurter Hof, Beginn: 20.00 Uhr, Einlass: 19.00 Uhr, die Karten kosten 37,70 Euro.

Jazzig geht es dann einen Tag später, am 19. Juli, im Frankfurter Hof weiter: Der Jazz-Gitarrist und -Komponist Lee Ritenour und Jazz-Pianist Dave Grusin geben sich die Ehre. Beide verbindet eine jahrelange Zusammenarbeit, 1985 veröffentlichten sie gemeinsam das Album Harlequin, das zu den stilprägenden Westcoast Jazz Platten der 1980-er Jahre gehört, mit einem Grammy ausgezeichnet wurde und zwei weitere Nominierungen erhielt. 2000 veröffentlichten sie das Album „Two Worlds“, auf dem sie klassische Musik neu und jazzy arrangieren. Unterstützt werden die beiden von dem Internet-Phänomen Kinga Głyk, die mit ihren 19 Jahren nicht nur die einzige Frontfrau einer Jazzband in ihrer Heimat Polen ist, sondern die derzeit größte Jazz-Sensation auf allen sozialen Netzwerken europaweit, wie der Frankfurter Hof schreibt. Spannend. Die Daten: Mittwoch, , Frankfurter Hof, Beginn: 20.00 Uhr, Einlass: 19.00 Uhr. Tickets zwischen 30,- Euro und 46,50 Euro.

Die Kanadierin Leslie Feist kommt auch. – Foto: Frankfurter Hof

Weiter geht’s am 20. Juli mit der kanadischen Singer-Songwriterin Leslie Feist, die mal als Punksängerin begann, dann als Gast-Sängerin und -Komponistin bei dem norwegischen Folk-Duo Kings of Convenience wirkte und schließlich Gründungs-Mitglied der begeisternd unkonventionellen kanadischen Indie-Band Broken Social Scene wurde. Ihr erstes offizielles Album „Let It Die“ gewann zwei Juno-Awards und manifestierte Feists Ruf als eine der spannendsten neuen Künstlerinnen in der internationalen Singer-/Songwriter-Oberliga, schreibt der Frankfurter Hof. Über ihr neuestes Album schrieb der Musikexpress: „Ihr neues Album ‚Pleasure‘ ist mehr als bezaubernder Folk- und Indie-Pop: Es ist der Versuch, sich selbst zu genügen. „Na dann 😉 Daten: Donnerstag, , Zitadelle Mainz, Beginn: 20.00 Uhr, Einlass: 18.30 Uhr, Karten zwischen 36,- Euro und 54,- Euro. Infos hier.

Einen Tag später, am 21. Juli, kommt dann der Brite Tom Odell nach Mainz, dessen Erfolg ihn schon bis ins Vorprogramm der Rolling Stones führte. Der Brite mit den gefühlvollen Balladen sang sich 2013 aus dem Nichts an die Spitze der britischen Charts – unter anderem mit Hits wie „Another Love“. Nun kommt er nach Mainz und hat sein jüngstes Album „Wrong Crowd“ im Gepäck, das laut Ankündigung Lieder enthält, die groß und dramatisch klingen: Streicher und starke Melodien sollten die Songstrukturen stärker betonen und die reichhaltige Musikalität zum Ausdruck bringen, schreibt der Frankfurter Hof. Als Support hat Odell die junge Frankfurter Singer-Songwriterin Fee dabei – das wird sicher ein besonderer Abend. Die Daten: Freitag, , Zitadelle Mainz, Beginn: 19.00 Uhr, Einlass: 17.30 Uhr, Karten 39,- Euro, es gibt nur Stehplätze. Infos hier.

Superstar Tom Odell gibt sich ebenfalls die Ehre. Foto: Frankfurter Hof

Amerikanisch-mexikanisch-italienisch wird es dann am 28. Juli, wenn Vinicio Capossela nach Mainz kommt. Der Sprach-Magier wird immer wieder gerne mit Tom Waits verglichen, seine Konzerte gelten Theateraufführungen, schreibt man beim Frankfurter Hof. Der Italiener gilt als „Italiens faszinierendster Musikreisender“ und verbindet seine vielfältige italienische Musikwelt mit dem amerikanisch-mexikanischen Grenzbereich, also der Welt der Los Lobos und Calexico und Flaco Jiménez. Immer geht es um Welten, die letztlich etwas mit Globalisierung zu tun haben: Migranten, Armut, stillgelegte Eisenbahnlinien, Staub und Sand, und alles wird verbunden von einer Musik, die „der Sonne abgerungen werden muss“. Vielfältig, faszinierend, ein Schelm, Hexenmeister, Troubadour  – Vinicio Capossela eben. Die Daten: Freitag, , Frankfurter Hof, Beginn: 20.00 Uhr, Einlass: 19.00 Uhr. Karten 28,90 Euro, Infos hier.

Am 29. Juli wird dann der Ernst-Ludwig-Platz zum Beben gebracht, wenn Rapper Cool Savas mit dem Mainzer Hip Hop Open Air loslegt. Mit dabei hat der „King of Rap“ Deutschrap-Legende Azad sowie Curse, Vega und Olli Banjo – das kann was werden. Die Daten: Samstag, , Ernst-Ludwig-Platz, Beginn: 18.00 Uhr, Einlass: 17.00 Uhr, Karten zwischen 36,- und 42,- Euro – wenn Ihr noch welche bekommt. Der Online-Vorverkauf ist bereits beendet. Alle Infos zu den Künstlern hier. Am gleichen Abend gibt sich eine weitere Legende in Mainz die Ehre, mal wieder muss man ja schon sagen: Patti Smith gastiert auf der Zitadelle. Die mittlerweile 70 Jahre alte „Schamanin des Rock“ trug vergangenes Jahr bei der Nobelpreisverleihung in Stockholm Bob Dylans Song „A Hard Rain’s A-Gonna Fall“ vor, ein unvergessener Auftritt, gerade weil Smith patzte. Die Daten: Samstag, 29. Juli 2017, Zitadelle Mainz, Beginn: 20.00 Uhr, Einlass: 18.30 Uhr. Karten gibt’s zumindest online nur noch zu 50,80 Euro, Infos hier.

Einen Tag später geht es weiter mit den Legenden: Kein geringerer als Gregory Porter gibt sich die Ehre. Sein drittes Album „Liquid Spirit“ ist mit über 20 Millionen Streams das meistgestreamte Jazzalbum der Gegenwart. Mit „Take Me To The Alley“, dem heißerwarteten Nachfolger seines sensationellen Blue-Note-Debüts „Liquid Spirit“, festigt der Mann mit der seltsamen Mütze nun seinen Ruf, der beeindruckendste Jazzsänger und Songwriter seiner Generation zu sein, schreibt der Frankfurter Hof. Mit dabei hat er die Wahl-Mainzerin und gebürtige Aserbaidschanerin Aziza Mustafa Zadeh mit ihrem musikalischen Crossover aus Jazz, Scat-Gesang, Elementen der klassischen Klaviermusik und traditioneller aserbaidschanischer Improvisationsmusik (Mugam). Die Daten: Sonntag., , Zitadelle Mainz, Beginn: 19.00 Uhr, Einlass: 18.00 Uhr. Karten zwischen 46,- Euro und 63,- Euro, Infos hier.

Jazzstar Gregory Porter gibt sich am 30. Juli die Ehre. – Foto: Frankfurter Hof

Kann man das noch steigern? Man kann: Am 4. August kommt Amy Macdonald auf die Zitadelle. Die schottische Singer-Songwriterin mit der unverwechselbaren dunklen Stimme wurde 2007 praktisch über Nacht zum Star mit ihren folkigen und locker-leichten Melodien zu eingängigen Lyrics. Fünf Jahre lang ließ sie sich Zeit für ihr neues Album Paper Tigers, jetzt könnt Ihr live das Ergebnis bestaunen. Die Daten: Freitag, , Zitadelle Mainz, Beginn: 19.00 Uhr, Einlass: 17.30 Uhr. Karten online nur noch für 50,- Euro zu haben, Infos hier.

Den Abschluss von Summer in the City 2017 machen Namika, Teesy und ein Special Guest am 5. August. Namika kennt Ihr von ihrem Hit „Lieblingsmensch“, die Frankfurterin mit den Wurzeln in der marokkanischen Küstenstadt Nador versteht sich als Kulturhybrid mit Zeitgeist, in deren Brust zwei Herzen im gleichen Beat schlagen. Musikalisch bewegt sich Namika zwischen harten Beats und weichen Sounds, verbindet Alternative-Pop mit Hip-Hop-Beats und orientalischen Klängen. Ihre Songs handeln von Liebe, komplizierten Beziehungen, gespaltenen Identitäten und schmerzhaften Erfahrungen. Mit dabei hat sie Teesy, der einst beim Bundesvision-Song-Contest den dritten Platz errang, nach seinem Album „Glücksrezepte“ ging es bei Teesy Schlag auf Schlag. Jetzt könnt Ihr den smarten Jungstar mit Deutsch-Pop in Mainz erleben. Die Daten: Samstag, , Frankfurter Hof, Beginn: 19.00 Uhr, Einlass: 17.30 Uhr. Karten 35,50 Euro, Infos hier.

 

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Autobahnkreuz Mainz-Süd an der A60 wird für drei Jahre zur Baustelle – Theodor-Heuss-Brücke ab 4. Juli einspurig

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Das Baustellenchaos in und um Mainz geht in die nächste Runde: In den kommenden Wochen wird nicht nur in Mainz gebaut, auch die Autobahnen um Mainz herum werden zu Baustellenparcours. Nun trifft es nämlich auch das Autobahnkreuz Mainz-Süd: In dem Kreuz müssen zwei Brücken erneuert werden, der Landesbetrieb Mobilität aus Worms begann bereits am Mittwoch mit der Einrichtung der Baustellen. Die Bauzeit: Drei (!) Jahre – bis zum Sommer 2020 will man fertig sein. Unterdessen gibt es mal wieder Sperrungen an den Mombacher Auffahrten an der Schiersteiner Brücke – dazu wir die Theodor-Heuss-Brücke ab kommender Woche zum Nadelöhr. Leute, fahrt bitte einfach in Urlaub.

Das Autobahnkreuz Mainz-Süd wird für drei Jahre zur Dauerbaustelle. – Foto: gik

Den Start der Sanierungsarbeiten im Autobahnkreuz Mainz-Süd an der A60 gab der Landesbetrieb Mobilität Worms am Mittwoch in einer streng geheimen Pressekonferenz bekannt – eingeladen war nämlich nur die Printpresse. Man sei nicht davon ausgegangen, dass das Thema für elektronische Medien relevant sei, hieß es am Donnerstag in der Wormser Geschäftsstelle. Das Internet ist offenbar tatsächlich noch immer für viele Behörden in Deutschland Neuland…

Erneuerung von zwei Brücken von 1965 – Neue Brücken werden breiter und länger

Im Autobahnkreuz Mainz-Süd müssen zwei parallel liegende Straßenbrücken aus dem Jahr 1965 komplett erneuert werden, die Brücken hätten zu starke Bauwerksschäden, eine Sanierung sei unwirtschaftlich, heißt es. In der Tat: Rost, Abplatzungen des Betons und sogar Fahrbahnabsenkungen sprechen eine klare Sprache, dazu gibt es Wasserstau und durchfeuchtete Überbauten, das Böschungspflaster ist ebenfalls abgesackt. Bei der Brückenprüfung 2015 kam die Konstruktion nur noch auf eine schlechte 3,0, das ist ein „nicht ausreichender Zustand“, der bereits eine Brücke bezeichnet, deren Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet ist.

Diese Brücke muss erneuert werden: Autobahnbrücke der A60 über die A63 im Autobahnkreuz Mainz-Süd. – Foto: LBM Worms

Die Arbeiten sollen nun in zwei Phasen erfolgen: In der ersten Phase wird die südliche Autobahnbrücke in Fahrtrichtung Bingen-Frankfurt abgerissen und von Grund auf neu gebaut, diese Phase soll bis Jahresende 2017 dauern. In der zweiten Phase, die 2018 nach Ende der Frostperiode starten soll, wird dann das nördliche Bauwerk in Fahrtrichtung Frankfurt-Bingen abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Dabei werden die Brückenbauwerke auf 32 Meter erweitert und auf 95,5 Meter verlängert, die neuen Stützweiten haben laut LBM statische Gründe. Die Stahlbetonstützen werden auf 1,20 Meter dicke Bohrpfähle gegründet, die 25 Meter tief in den Boden getrieben werden – na, hoffentlich geht dabei nicht wieder was schief wie bei der Schiersteiner Brücke…

Zwei Rampen für 18 Monate voll gesperrt, Reduzierung auf eine Fahrspur

Der Bauauftrag in Höhe von 15 Millionen Euro wurde im Mai an die Mannheimer Firma Schleith GmbH vergeben, im Februar wurden bereits in allen vier Anschlussstellen-Ohren des Autobahnkreuzes die Rodungsarbeiten für das notwendige Baufeld durchgeführt. Nun wird erst einmal eine Behelfsbrücke gebaut, der Verkehr dann auf den nördlichen Überbau umgelegt, die südliche Brücke abgerissen und neu gebaut und danach umgekehrt für den nördlichen Brückenteil. Geplant sei bei optimalem Bauablauf eine Bauzeit von rund drei Jahren. Das Problem dabei: Es handelt sich um zwei hoch frequentierte Strecken – auf der A60, dem Mainzer Ring, passieren die Stelle pro Tag rund 100.000 Fahrzeuge, auf der darunter liegenden A63 sind es rund 80.000 Fahrzeuge pro Tag.

Gravierende Schäden an den Brückenbauwerken aus dem Jahr 1965 machen Erneuerung im Autobahnkreuz Mainz-Süd nötig. – Fotos: LBM Worms

Den Autofahrern steht denn auch auf der hochgradig von Pendlern frequentierten Strecke eine echte Durstzeit bevor: Die Autobahn wird nicht nur einspurig mit Tempo 60, aus bautechnischen Gründen wird es auch zu mehreren Vollsperrungen an Wochenende kommen. In der ersten Bauphase wird zudem die A 60-Abfahrtsrampe von Finthen/Lerchenberg kommend in Richtung Innenstadt – also auf die Pariser Straße – für 18 (!) Monate komplett gesperrt, ebenso die Auffahrt aus der Innenstadt in Richtung Weisenau/Frankfurt. Beides soll ab dem Spätsommer 2017 gelten und sei „unvermeidbar“, wie es beim LBM weiter heißt. „Die Projektgruppe Mainzer Ring des LBM Worms bittet die Verkehrsteilnehmer um Verständnis für die notwendige Baumaßnahme“, heißt es weiter.

Schiersteiner: Auffahrt von Mombach Richtung Bingen am Wochenende voll gesperrt

Das könnte schwierig werden: Zeitgleich laufen die Bauarbeiten an der Schiersteiner Brücke und auf der Saarstraße in Richtung Innenstadt weiter und legen den Zugang von und aus Mainz auf die Autobahnen weiter lahm. So wird an diesem Wochenende mal wieder die Auffahrt vom Mombacher Kreisel in Richtung Bingen gesperrt, und zwar von Freitag, 30. Juni 2017, 21.00 Uhr, bis Samstag, 1. Juli 2017, 8.00 Uhr, und dann noch einmal von Samstagabend 20.00 Uhr bis Montag, 3. Juli 2017, 5.00 Uhr. Notwendig ist das für Ausschalungsarbeiten am Lückenschluss zwischen neuer Schiersteiner Brücke und Autobahn.

Auch die Theodor-Heuss-Brücke wird in den Sommerferien zur Baustelle: Die Fahrbahndecke wird erneuert. – Foto: gik

Die Ausfahrt von Bingen kommend nach Mainz und die Überfahrt über die Schiersteiner Brücke sind weiterhin möglich. Die Umleitungsstrecke führt vom Mombacher Kreisel zunächst über die Brücke nach Wiesbaden, dort werden Autofahrer in Richtung Bingen über die Anschlussstelle Wiesbaden-Äppelallee umgeleitet. Die Sperrung dürfte indes auch wieder mehr Verkehr für die Auffahrt in Gonsenheim bedeuten – dort streiten sich Stadtverwaltung und die Gonsenheimer Ortsvorsteherin Sabine Flegel (CDU) um Wege zur Entlastung der überlasteten Kreuzungen. Flegel fordert dort einen Kreisel, den die Stadt gerade ablehnte.

Theodor-Heuss-Brücke ab 4. Juli einspurig wegen Fahrbahnerneuerung

Und das ist beileibe nicht alles: Auch die Theodor-Heuss-Brücke wird ab dem kommenden Wochenende zur Großbaustelle. In Fahrtrichtung Mainz muss die Fahrbahndecke auf beiden Fahrspuren erneuert werden, dazu wird die Beschichtung des Gehwegs auf dieser Seite neu gemacht und an den Brückenpfeilern D und G der Vogeleinflugschutz instandgesetzt. Für die Autofahrer heißt das: Sperrung der beiden Fahrspuren und nur noch eine einspurige Verkehrsführung über die Brücke. Sechs Wochen lang sollen die Arbeiten dauern, die bewusst in die Sommerferien gelegt wurden. Fußgänger und Radfahrer müssen ebenfalls auf die südliche Seite der Brücke ausweichen.

Für die Asphaltierungsarbeiten wird es zudem an einem Sonntag im August eine Vollsperrung der Brücke geben – voraussichtlich am 6. August. Lediglich die Busse dürfen dann über eine verbleibende Fahrspur mit einer Ampel wechselseitig die Brücke überqueren. Dazu wird es Geschwindigkeitsbeschränkungen in der Pariser Straße geben, und auch die Binger Straße wird ab 4. Juli mal wieder nur einspurig – mehr dazu findet Ihr in einem weiteren Mainz&-Artikel heute Abend.

Mit den neuen Baustellen auf den Mainzer Autobahnen hat die Stadt Mainz übrigens nicht das geringste zu tun: Selbst Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne) war über die Einrichtung der Baustelle am Kreuz Mainz-Süd am Mittwoch nicht informiert worden – und entsprechend sauer. Die Sanierung der Theodor-Heuss-Brücke wiederum obliegt den Wiesbadenern. Ausnahmsweise also mal zwei Baustellen, für die Mainz nichts kann…

Info& auf Mainz&: Mehr zum Mainzer Baustellenchaos und der Kritik am Management der Stadt lest Ihr in diesem Mainz&-Artikel sowie in unserem Artikel CDU will Eder Verkehrsressort entziehen. Ihr habt die Nase voll von Baustellen? Da haben wir etwas zu Eurer Erheiterung: den närrischen Baustellen-Pin mit Narrenkappe! Und den könnt Ihr jetzt direkt auf Mainz& kaufen – genau hier. Mehr zum Ausbau des Mainzer Rings – die Autobahn um Mainz herum soll sechsspurig werden – findet Ihr auf dieser Internetseite, dort auch Infos zum Autobahnkreuz. Vielen Dank an Mainz&-Leser Kay Oppermann für den Hinweis!

 

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Wohnungsnot für Mauersegler: BUND informiert über Nistplatzmangel und wie man helfen kann

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Jetzt im Hochsommer sind sie abends wieder am Himmel über der Stadt zu beobachten und zu hören: die Mauersegler sind in der Stadt! Die geselligen Vögel fallen im Luftraum mit ihren schrillen Rufen und ihren waghalsigen Luftmanövern auf, doch lasst Euch nicht von ihrer scheinbaren Masse täuschen – den wunderbaren Akrobaten der Lüfte gehen die Brutplätze aus. Viele Nistplätze gehen über’s Jahr hinweg verloren, weil Häuser renoviert oder ganz abgerissen werden, warnt der Bund für Umwelt und Naturschutz in Mainz. Der BUND lädt deshalb am Donnerstag zum Vortrag mit anschließender Exkursion durch die Mainzer Neustadt zu Nistplätzen der Mauersegler.

Einjährige Mauersegler auf Nistplatzsuche an einem Haus. – Foto: BUND Mainz

Seit Anfang Mai sind die wunderbaren Vögel wieder in Mainz, ihre schrillen Schreie und waghalsigen Flugmanöver gehören zum Sommer, schreibt der BUND. Nur für drei Monate sind die Mauersegler bei uns, um hier ihre Jungen aufzuziehen. Und bereits die Einjährigen versuchen, einen Nistplatz für nächstes Jahr zu finden. „Leider gehen viele Nistplätze über’s Jahr verloren, wenn die unscheinbaren kleinen Ritzen und Spalten in Häusern, in denen Mauersegler nisten, bei Renovierungen verschlossen oder Häuser ganz abgerissen werden“, warnt der Umweltverband. Der aus dem Winterquartier zurückkehrende Segler steht dann nach einer Modernisierung oft „vor verschlossener Tür“. Auch Mauersegler kennen offenbar Wohnungsnot…

Mauersegler seien aber sehr nistplatztreue Vögel und steuerten jedes Jahr wieder ihren angestammten Platz an. Ist der weg, falle es ihnen schwer, einen neuen zu finden, „so dass es sein kann, dass sie dann ein, zwei Jahre nicht brüten“, heißt es weiter. Die typische europäische Vogelart bekommt deshalb zunehmend Probleme, dabei sind die Luftgleiter, die etwas größer als Schwalben sind, unglaublich einmalige Tiere: Bei ihren Flugmanövern können sie im Sturzflug Geschwindigkeiten von mehr als 200 Stundenkilometer erreichen, weiß Wikipedia. Und außerhalb der Brutzeit halten sich die Segler für etwa zehn Monate nahezu ohne Unterbrechung in der Luft auf.

Am Donnerstag stellt deshalb Susanne Salinger vom BUND Mauersegler-Netzwerk in einem Vortrag die Lebensweise und Gefährdungen der eleganten Flieger vor, präsentiert auch andere Gebäudebrüter und erläutert, wie der Artenschutz – zum Beispiel bei Gebäudesanierungen – in Form von Nisthilfen umgesetzt werden kann. Der BUND Mainz informiert über die aktuelle Situation des Mauerseglerbestandes in Mainz und bietet Anschauungsmaterial und Informationsbroschüren an.

In einer anschließenden Führung durch die Mainzer Neustadt wird gezeigt, wo Mauersegler-Niststätten sind – oder wo sie sein könnten. Mit etwas Glück könnt Ihr die Vögel beim Einflug in ihre gut versteckten Nester beobachten. Wer ein Fernglas hat, sollte es deshalb unbedingt mitbringen.

Info& auf Mainz&: Donnerstag, 13. Juli 2017, Mauersegler-Vortrag des BUND mit anschließender Führung, Dauer: 19.00 Uhr bis ca. 22.00 Uhr. Treffpunkt und Ort des Vortrags  ist das Evangelische Dekanat Mainz in der Kaiserstraße 37, Raum Erfurt im 4. Stock, einen barrierefreien Zugang gibt es über den Hof zum Aufzug. Die Veranstaltung kostet keinen Eintritt und anmelden müsst Ihr Euch auch nicht. Mehr Infos hier auf der Homepage des BUND Mainz.

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