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Tagesarchive: 7. Juli 2017

Preise für Mieten und Eigentum steigen langsam weiter – Immobilienverband: erheblich mehr Bauland nötig

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Die Neustadt: Gewirr, ein Hochhaus und dahinter viele Schornsteine in Mombach - Foto: gik

Die Preise für Miete oder Eigentum in Mainz sind in den vergangenen Jahren ja regelrecht explodiert, Steigerungsraten von bis zu 20 Prozent hoben die Preise in geradezu astronomische Höhen. Nun ist zumindest mal der Anstieg gebremst: Nach Angaben des Immobilienverbands Deutschland (IVD) stiegen die Mieten in Mainz in den vergangenen zwölf Monaten um zwei bis vier Prozent. Eine wirkliche Hilfe ist das nicht: Die Wohnungsnot sei geradezu drückend, hieß es beim IVD, es werde viel zu wenig gebaut. Auch das Heilig-Kreuz-Areal werde da nicht wirklich Abhilfe schaffen – es fehle vor allem auch an Bauland und Häuser für junge Familien. Was würde helfen, haben wir gefragt? Richtig viel Bauland, lautete die Antwort – wie etwa ein ganzer Stadtteil.

Mieten und Eigentum werden in Mainz weiter teurer, wenn auch nur noch leicht – es gibt einfach zu wenig Wohnraum. – Foto: gik

„Wir befinden uns in einer Phase der Konsolidierung“, sagte der Landesvize des Immobilienverbands Deutschland (IVD), Jürgen Vogt, am Freitag in Mainz. Dort stellte der IVD seinen neuen Bericht über die Entwicklung der Immobilien- und Mietpreise vor, zugrunde gelegt wurden dabei Immobilienabschlüsse der vergangenen zwölf Monate. Und dabei stellten die Makler eine vergleichsweise moderate Preisentwicklung fest: Landesweit stiegen die Mieten um moderate drei Prozent, Einfamilienhäuser wurden im Schnitt um 4 Prozent teurer, Eigentumswohnungen schon um 5,8 Prozent.

Der „dramatische Anstieg“ der Nettokaltmieten der vergangenen Jahre scheint gestoppt, vor allem in der Landeshauptstadt Mainz seien inzwischen Spitzenwerte erreicht, die offenbar „kaum weiteres Steigerungspotenzial zulassen“, sagte Vogt weiter. Will sagen: Die Preise sind bereits so hoch, dass mehr praktisch nicht mehr geht. So werden selbst für einfache Mietwohnungen 10 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter fällig, bei gehobenem Neubau im Erstbezug laut IVD schon 13 Euro pro Quadratmeter. In der Realität liegen die Mietpreise allerdings oft noch deutlich drüber.

So flüchten sich immer mehr Rheinland-Pfälzer in den Kauf einer Immobilie, denn gerade angesichts der niedrigen Zinsen ist Kauf oft sogar günstiger als Miete. „Die Rheinland-Pfälzer verlassen sich weiter auf das Betongold“, sagte Vogt, die Landflucht halte unvermindert an. So muss man für ein einfaches Eigenheim in der Landeshauptstadt inzwischen mindestens 350.000 Euro anlegen, aber schon für ein Haus aus den 1960er Jahren würden gut und gerne 650.000 Euro gezahlt, berichtete der IVD-Bereichsleiter für Rheinhessen, Michael Walczuc.

Neubaugebiete wie hier am Südring gibt es in Mainz höchst selten, selbst Eigentumswohnungen in Hochhäusern sind inzwischen begehrt. – Foto: gik

Dazu komme ein weiterer Trend: Gerade Senioren und Ältere versuchten, ihre Häuser zu verkaufen, um sich stattdessen eine Eigentumswohnung zuzulegen. Die Preise für solche Wohnungen waren denn auch der Bereich, der am stärksten anstieg: ein Plus von 7 bis 8 Prozent im gehobenen Bereich – und ein dickes Plus von 16 Prozent im Sektor der einfachen Wohnungen. Selbst in Hochhäusern in Mainz verkaufe er inzwischen Wohnungen für 200.000 Euro und mehr, berichtete Walczuch: „Der Wohnraum ist knapp – und zwar bereits für Normalverdiener.“

Das Problem, sagt der Experte: In Mainz würden vor allem hochpreisige Wohnungen angeboten, beispielhaft dafür sei das neue Wohngebiet am Zollhafen mit seinen Luxuswohnungen. Das werde die Preise in der Landeshauptstadt weiter in die Höhe treiben, befürchtet Walczuch. Dazu komme, dass der Bestand an Sozialwohnungen viel zu niedrig sei – und die Politik viel zu wenig tue, um Wohnungen in der Sozialbindung zu halten: „Es ist lange bekannt, wie viele Wohnungen aus der Sozialbindung rausgehen“, sagte Walczuch Kopf schüttelnd, „es wird nicht genug gegen gehalten.“ Auch barrierefreier Wohnraum fehle in erheblichem Maße.

Das Hauptproblem von Mainz sei aber der fehlende Bauraum: „Es müsste viel mehr gebaut werden und die Kommune mehr Bauland zur Verfügung stellen“, betonte Walczuch. Doch Baugebiete gebe es in Mainz praktisch gar keine, obwohl Bauträger händeringend Grundstücke suchten. „Ich kenne einen Fonds, der würde gerne in Mainz 1.000 Wohnungen bauen, aber es findet sich kein Grundstück, man konnte sich da nicht einigen“, berichtete Walczuch.

Auf den weiten Feldern zwischen Hechtsheim und Bodenheim könnte ein neuer Stadtteil für Mainz entstehen, hatte die CDU vorgeschlagen. – Foto: gik

Besonders eine Klientel werde in der Landeshauptstadt stark vernachlässigt: „Es gibt auch Leute in Mainz, die gerne ein freistehendes Haus hätten“, sagte Walczuch, „die werden aber seit Jahrzehnten nicht bedient, das ist ein Trauerspiel.“ So zögen gerade junge Familien massenhaft ins Umland: „Nieder-Olm ist der Gewinner, dort gibt es jetzt diverse Neubaugebiete im Weinberg“, sagte Walczuch. Das gelte auch für Lörzweiler, dort habe es in zehn Jahren vier Neubaugebiete gegeben, alle seien in Windeseile ausverkauft gewesen.

Auch in Oppenheim und Nierstein stiegen die Immobilienpreise, in Ingelheim kletterten die Preise für Einfamilienhäuser gar um 10 bis 17 Prozent auf ein Niveau von 430.000 Euro für gute und bis zu 700.000 Euro für sehr gute Lagen. Sogar in Bingen kletterten die Preise um bis zu 16 Prozent auf 290.000 Euro, Orte vor den Toren von Mainz wie etwa Budenheim sind fast schon genau so teuer wie Mainz selbst. Der Effekt sei klar, sagte Walczuch: Weil es in Mainz schlicht nichts mehr gebe, werde ins Umland ausgewichen – und das reicht inzwischen bis nach Alzey.

Bei der Stadt Mainz verwies man just vergangene Woche erneut auf das neue Baugebiet auf dem Heilig-Kreuz-Areal: Hier sollen in den kommenden Jahren rund 2.000 Wohneinheiten für 3.500 bis 4.000 Menschen entstehen, davon 25 Prozent mit Sozialbindung, der Stadtrat gab vergangene Woche grünes Licht für das Projekt. Aus Sicht der Immobilienexperten reicht das aber keineswegs aus: „Das reicht nicht, die Preise zu bewegen, zumal die Umsetzung ja auch in vielen Bauabschnitten stattfindet“, sagte Walczuch auf Mainz&-Frage: „Es dauert ja auch einige Jahre, bis die auf dem Markt sind.“

Eine echte Entlastung könne es nur durch eine wirklich große Menge Bauland auf einen Schlag geben, glaubt Walczuch: „Ein neuer Stadtteil, etwa auf dem Layenhof, das wäre wunderbar“, sagte er: „Warum soll das, was 1969 auf dem Lerchenberg passiert ist, nicht noch mal funktionieren?“ Der Lerchenberg war der letzte Stadtteil, den die Stadt Mainz entwickelt hat, erst vor wenigen Wochen lehnte die Stadtspitze den Vorschlag der oppositionellen CDU, einen neuen Stadtteil für Mainz auf den Weg zu bringen, kategorisch ab – mehr zur CDU-Idee eines neuen Stadtteils Rheinhöhe lest Ihr hier bei Mainz&. Die SPD sprach gar von einer „Schnapsidee“ – die Immobilienexperten sahen das komplett anders: „Es braucht Fläche“, sagte Walczuch, „eine große Anzahl von Wohnungen, um die Preise nach unten zu bewegen.“

Info& auf Mainz&: Den IVD West findet Ihr hier im Internet, wir vermuten mal, dass man dort demnächst auch den kompletten Bericht einsehen kann – bislang liegt er uns leider nur als Druckerzeugnis vor, so dass wir ihn nicht verlinken können.

 

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8. SommerNachtJazz in der Altmünsterkirche: Cooler Jazz und Wortkunst vom 29. Juni bis 20. Juli 2017

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Es ist wieder soweit: Zum 8. Mal lädt die Altmünsterkirche in Mainz zum SommerNachtJazz. Vom 29. Juni bis zum 20. Juli heißt es an vier Donnerstagen abends: Kirche frei für Jazzmusik und Wortkünstler. Die Idee für die coole Reihe hatte Hendrik Maskus, Pfarrer der Altmünsterkirche, es gehe darum, die Sommernacht erlebbar zu machen: „Schlendernd in der Stadt unterwegs, zu später Stunde in der bunt beleuchteten Kirche bei einem Glas Wein, Textimpulsen und hochkarätigem Jazz die Sommernacht erleben….“ Auch in diesem Jahr sind wieder hochkarätige Jazzmusiker dabei.

Das Projekt war ein Versuch zum 5-jährigen Bestehen der Altmünsterkirche im Jahr 2010, und der kam so gut an, dass er fortgesetzt wurde. 2015 kamen zu den vier Abenden fast 1.000 Besucher. Die Abende verbinden Jazz mit Literatur, die künstlerische Leitung der Reihe liegt bei der Mainzer Jazzsängerin Sandra Beddegenoots, die Auswahl der Textimpulse bei Maskus. Das Besondere auch: Alle vier Abende sind kostenlos und finanzieren sich über Spenden und Sponsoren. Erstmals ist an jedem Abend auch ein Poetryslammer als Überraschungsgast dabei, der eigene Texte präsentiert.

Los geht’s in diesem Jahr am 29. Juni um 21.30 Uhr mit dem Saxophonisten Stephan Völker und Gitarrist Bernhard Sperrfechter. Das Programm der beiden Musiker enthalte sowohl Kompositionen großer Jazzlegenden als auch eigene Kompositionen, teilte uns Maskus mit: „Das Duo bedient sich aus der zeitlosen Mischung von Standards und Songs aus dem letzten Jahrhundert und überschreitet dabei auch Genregrenzen mühelos.“ Völker habe unlängst seine neue CD „Bruders Reise“ veröffentlicht, allesamt mit eigenen Kompositionen. „Sperrfechter, ebenfalls ein Grenzüberschreiter auf der Gitarre, bietet dazu einen gleichberechtigten Kontrapunkt“, heißt es. Gemeinsam wirke die Balance zwischen Kompostition und spannungsreicher Interaktion, zwischen Tradition und Moderne „erfrischend, da ist scheinbar Bekanntes, das aber den Reiz des Neuen in sich trägt.“

Eines der Higlights: Jazzdrummer Julian Camargo kommt am 6. Juli gemeinsam mit Pianist Ulf Kleiner. – Foto:

Weiter geht’s am 6. Juli mit dem Drummer Julian Camargo, einem jungen Jazz- und Popularmusikstudenten aus Mainz, der trotz seiner Jugend schon zahlreiche Auszeichnungen eingeheimst und sieben CD-Produktionen vorzuweisen hat. Camargo spielte schon Support für den Buena Vista Social Club, trat beim Rheingau Musik Festival auf, komponiert eigene Musik und ist Gründer des Online-Portals Jazztheke.de. In der Altmünstergemeinde tritt er gemeinsam mit dem Pianisten Ulf Kleiner auf – mehr zu dem findet Ihr hier im Internet.

Am 13. Juli erwarten Sie auch die Sängerin Silvia Sauer und der Pianist Uwe Oberg, eine Mainz-Wiesbadener Ko-Produktion sozusagen. Gemeinsam wildern das Stimmwunder Sauer und der Improvisationsexperte Oberg „in den Gärten der Lieder“, wie es im Pressetext heißt, „kreuzen Kurt Weill mit Robert Wyatt, Henry Purcell mit Blind Willie Johnson, Steve Lacy mit Joni Mitchell und Eigenkompositionen.“ Die stilistische Bandbreite sei „so außergewöhnlich wie das Annähern an die Besonderheiten dieser Songs. Improvisationen der beiden verwandeln sie immer wieder aufs Neue in wundersame Gewächse, die ein geheimes Eigenleben zu führen scheinen.“

Den Abschluss am 20. Juli machen Sandra Beddegenoots und Gitarrist Markus Fleischer mit ihrem Gravity Blues Projekt. Das Duo widme sich der globalen Blues-Perspektive „in eigenen Kompositionen, Jazz- Blues Standards sowie Interpretationen von Songs der Tedeschi Trucks Band, John Mayer und Janis Joplin“, heißt es im Pressetext. Spannend!

Info& auf Mainz&: 8. SommerNachtJazz in der Altmünsterkirche in Mainz vom 29. Juni bis 20. Juli 2017, Beginn jeweils um 21.30 Uhr. Die Kirche liegt in der Münsterstraße 25, der Eingang ist von der Walpodenstraße aus. Der Eintritt ist frei, Spende erbeten, ein Glas Wein gibt es auch. Mehr über die evangelische Altmünsterkirche findet Ihr hier im Internet oder hier auf Facebook.

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