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Tagesarchive: 9. August 2017

Citybahn GmbH gegründet: Wiesbaden und Mainz halten je 50 Prozent – Nutzen-Kosten-Analyse läuft – Bürgerbeteiligung im Herbst?

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Die Citybahn soll ja bereits ab 2022 Mainz und Wiesbaden miteinander verbinden, Wiesbaden wirbt vehement für das Projekt. In Mainz hält man sich zu dem Thema bisher nach außen hin sehr bedeckt – über eine Beteiligung mochten weder die Stadtwerke noch die Stadtspitze bisher etwas sagen. Doch eine Beteiligung der Mainzer Seite ist nun Fakt: Am 3. August wurde die CityBahn GmbH notariell gegründet – und zwar von  den Mainzer Stadtwerke AG und der WVV Wiesbaden Holding GmbH. Beide Gesellschafter halten jeweils 50 Prozent des Stammkapitals, teilte die Stadt Wiesbaden am Montag mit. Gegenstand der neuen Gesellschaft CityBahn GmbH seien „die Planung, der Bau und der spätere Betrieb der CityBahn Mainz – Wiesbaden – Bad Schwalbach in Verbindung mit dem vorhandenen Mainzer Straßenbahnnetz.“

Mainzelbahn auf Theodor-Heuss-Brücke: Schon in fünf Jahren könnte das Realität sein. Dafür wurde nun die Citybahn GmbH gegründet. – Fotomontage: gik

Damit wird das Projekt Citybahn voran getrieben: Von 2022 an sollen die ersten Bahnen zwischen den beiden Landeshauptstädten rollen – und zwar von Mainz aus voran getrieben. Das sagte der Geschäftsführer der Wiesbadener ESWE-Verkehrsbetriebe Hermann Zemlin Mainz& in einem offiziellen Interview: Wir bauen von Mainz aus“, sagt Zemlin, das mache das Projekt billiger und schaffe Akzeptanz, wenn die ersten Bahnen schon einmal rollten. Die Citybahn soll vom Hauptbahnhof in Mainz vermutlich über die Große Bleiche zum Rhein und dort über die Theodor-Heuss-Brücke bis zum Wiesbadener Hauptbahnhof rollen. Die Mainzer müssten ihre etwa 6,8 Kilometer lange Strecke selbst bezahlen – bislang hieß es hier auf alle Mainz&-Anfragen dazu: „Das ist derzeit kein Thema.“

Wirklich nicht?

Erster Plan für eine Strecke der Citybahn zwischen Wiesbaden und Mainz. – Grafik: ESWE

Ehrenamtliche Geschäftsführerin der neuen Citybahn GmbH ist neben Zemlin  die Geschäftsführerin der Mainzer Verkehrsgesellschaft Eva Kreienkamp. Hauptaufgabe sei die Fertigstellung der Nutzen-Kosten-Untersuchung für die Strecke Mainz – Wiesbaden – Bad Schwalbach, heißt es weiter. Die Analyse sei „die Voraussetzung für eine finanzielle Förderung des CityBahn-Baus durch den Bund und die Länder Hessen und Rheinland-Pfalz“. Parallel dazu würden „vordringlich die Streckenabschnitte ‚Hauptbahnhof-West bis Theodor-Heuss-Brücke‘ auf Mainzer Seite und ‚Theodor-Heuss-Brücke bis Hochschule RheinMain‘ auf Wiesbadener Seite“ abgestimmt geplant, und das gleich mit möglichen Alternativlösungen. „Ebenso dringlich“ sei die Vorbereitung der Bürgerbeteiligung, denn bereits in diesem Herbst sollten die Planungen „mit der jeweils betroffenen Bürgerschaft diskutiert werden.“

In Wiesbaden sind die Vorbereitungen ohnehin weit vorangeschritten: Das hessische Umweltministerium habe die Baumaßnahme bereits für die Bundesförderung angemeldet, sagte Zemlin im Gespräch mit Mainz&, und auch die Finanzierung sei bereits durchgeplant: Bei positivem Kosten-Nutzen-Ergebnis werde der Bund 60 Prozent der Kosten für die Strecke tragen, 27,5 Prozent gebe das Land Hessen dazu, sagte Zemlin. Für Wiesbaden blieben bei dem insgesamt rund  450 Millionen Euro teuren Gesamtprojekt Kosten von rund 17 Millionen Euro für den Streckenbau.

Dazu haben die Gesellschafter Mainzer Stadtwerke und WVV Wiesbaden Holding dem Rheingau-Taunus-Kreis eine Beteiligung an der CityBahn GmbH angeboten. Der Kreistag werde im September dazu und zu der Aufnahme der Planung der Strecke Wiesbaden – Bad Schwalbach durch die CityBahn GmbH eine Entscheidung treffen, teilte die Stadt Wiesbaden weiter mit. Man begrüße „diese regionale Zusammenarbeit als beispielgebend für den öffentlichen Personennahverkehr in der Region.“

Und auch die ersten Pläne für die Mainzer Strecke gibt es schon: Via Große Bleiche. – Grafik: ESWE

Die 16,9 Kilometer lange Strecke soll von der Wiesbadener Hochschule bis zum Mainzer Hauptbahnhof reichen und auf das Mainzer Straßenbahnnetz abgestimmt sein. 149 Millionen Euro veranschlagen erste Voruntersuchungen für diesen Streckenabschnitt – für Wiesbaden wäre es nach jahrzehntelangem Streit der Einstieg in ein Straßenbahnnetz. In der hessischen Landeshauptstadt will man das Projekt unbedingt, um den emissionsfreien Nahverkehr zu erreichen – und um die Kapazitäten im öffentlichen Personenverkehr zu erhöhen. Die Citybahn soll in naher Zukunft zudem bis nach Bad Schwalbach führen und so die frühere Aartalbahn reaktivieren.

Mainz&-Kommentar: Bleibt die Frage: Warum bekennt man sich in Mainz nicht zum neuen, nächsten Straßenbahnprojekt? Während hinter den Kulissen offenbar Fakten geschaffen und Planungen intensiv voran getrieben werden – schweigen die Verantwortlichen in Mainz. Mainz&-Recherchen wurden übrigens als falsch deklariert und abgetan – die neuen Fakten bestätigen unsere Geschichte nun in vollem Umfang. Es wird also höchste Zeit, dass die Mainzer ihre Karten offen auf den Tisch legen – schon in den nächsten ein, zwei Jahren müsste nämlich mit dem Bau einer Straßenbahntrasse durch die Große Bleiche und über die Theodor-Heuss-Brücke begonnen werden. Sagen mag das in Mainz derzeit offenbar niemand… hat man Angst vor der Reaktion der Mainzer auf ein weiteres Bauprojekt? Irgendwie peinlich, wenn derzeit die Wiesbadener ganz freimütig in ihren Mitteilungen Klartext reden. Mainzer Planungen inklusive.

Info& auf Mainz&: Die komplette Geschichte zur Citybahn mit einem Gespräch mit ESWE-Geschäftsführer Hermann Zemlin lest Ihr hier bei Mainz&. Alle Informationen rund um das Projekt Citybahn in Wiesbaden findet Ihr auf dieser Internetseite, dort könnt Ihr auch die bisherigen Pläne und Studien detailliert einsehen. Mehr zum ehrgeizigen Ziel der Wiesbadener für einen emissionsfreien Personennahverkehr lest Ihr hier bei Mainz&: Bis 2022 will Wiesbaden komplett auf Elektro-Busse umrüsten.

 

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Radbenutzung Brücke: Radstreife der Polizei findet Fahrt auf Fahrbahn der Theodor-Heuss-Brücke zu gefährlich

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Radfahrer sollen ja derzeit die Theodor-Heuss-Brücke mitten auf der Fahrbahn für Autos überqueren – das Straßenverkehrsamt Wiesbaden hatte Ende Juli diese Regelung beschlossen. Doch daran gibt es massiv Kritik der Radfahrer: Die Brücke mit ungeduldigen Autos im Nacken zu überqueren, damit fühlen sich die allermeisten offenbar nicht wohl. Und in die Kritik stimmt nun – ganz vorsichtig – die Mainzer Polizei mit ein: Nachdem es vermehrte Bürgerbeschwerden gegeben habe, testete die Fahrradstreife der Mainzer Polizei die Brückenregelung nun selbst. Das Ergebnis: Auch die radfahrenden Polizisten fanden die Nutzung der regulären Fahrbahn zu gefährlich. Das Problem dabei: Radfahrer müssen nun über die Brücke schieben, wenn sie den Fußweg benutzen wollen. Damit aber wird eine wichtige Radroute in die Innenstadt mal eben unterbrochen.

Eine Radstreife der Mainzer Polizei testete am Mittwoch die Theodor-Heuss-Brücke mit der derzeitigen Radfahrregelung. – Foto: Polizei Mainz

 

Offiziell ist der Bürgersteig über die Theodor-Heuss-Brücke ein kombinierter Rad- und Fußweg, den sich in der Regel problemlos Radfahrer mit Fußgängern teilen. Doch seit die Brücke Anfang Juli Baustelle ist, steht nur noch eine Brückenseite zur Verfügung – und damit nur noch eine Wegeseite für beide Richtungen. Das sei zu eng, entschied das Straßenverkehrsamt Wiesbaden nicht ganz zu unrecht – und entschied, die Radfahrer für die Zeit der Bauarbeiten auf der regulären Fahrbahn fahren zu lassen. Der Mischverkehr mit den Autos sei möglich, weil die Geschwindigkeit auf Tempo 30 km/h reduziert worden sei, hieß es. Ein Überholen der Radfahrer sei ohnehin nicht zulässig, Radfahrer sollten ruhig selbstbewusst in der Mitte fahren.

Das sorgte umgehend für kritische Reaktionen, auch von Mainz&-Lesern: „Wow, ich will nicht wissen, in welche Konflikte man da als Radfahrer gerät“, schrieb eine Leserin auf unserer Facebook-Seite, der durch Baustellen und Sperrungen ohnehin bereits genervte Autofahrer werde die Radfahrer doch nur als „rollendes Hindernis“ sehen – was mit Sicherheit zu Drängeln, Hupen und Aggressionen führen werde. „Als Autofahrer kann man froh sein, dass sich niemand der Radfahrer daran hält“, schrieb denn auch Mainz&-Leser Norman von Rück, „und als Radfahrer würde ich mich nicht auf die Straße trauen.“

Genau das passierte offenbar: Radfahrer benutzen weiter den Bürgersteig, der aber derzeit nur ein reiner Fußweg ist – was wiederum zu Beschwerden der Fußgänger führte. Daraufhin entschloss sich die Mainzer Polizei, dort mal nach dem Rechten zu sehen – und schickte eine Fahrradstreife. Die führte am Mittwoch zwischen 8.30 Uhr und 11.00 Uhr eine „Überwachung“ der Theodor-Heuss-Brücke durch und testete dabei selbst die neue Regelung: „Wie es aktuell vorgeschrieben ist, wurde die Fahrbahn durch die Radstreife auf der PKW-Spur mehrfach befahren“, heißt es im Polizeibericht. Ergebnis Nummer 1: „Es konnte festgestellt werden, dass sich der Kraftfahrzeugverkehr hierdurch verlangsamte.“

Aber das war noch nicht alles: Die Polizei war natürlich auch gehalten, das Nichtbefahren des Fußgängerwegs zu kontrollieren – obwohl dort nach eigenen Angaben „kaum Personenaufkommen herrschte.“ Die Radfahrer wurden dann vor der Brückenauffahrt „auf die aktuelle Verkehrsführung hingewiesen“, daraufhin hätten sich bis zu 90 Prozent der Radfahrer dafür entschieden, das Rad lieber auf dem Fußgängerweg zu schieben anstatt auf der Fahrbahn zu fahren. „Viele erachteten es als zu gefährlich, über die Fahrbahn zu fahren“, schreibt die Polizei weiter, und fügt ausdrücklich hinzu: „Dieses Gefühl konnte die eingesetzte Radstreife beim Befahren der Fahrbahn nachempfinden und bestätigen.“

Die einzige sichere und korrekte Möglichkeit für Radfahrer, die Theodor-Heuss-Brücke bis zum Ende der Bauarbeiten Ende August zu überqueren, ist also das Rad zu schieben. Das aber bremst eine wichtige Radverbindung zwischen Mainz und den rechtsrheinischen Vororten aus – oder würdet Ihr ein Schild akzeptieren: „Autofahrer, bitte aussteigen und schieben?“ Also warum mutet man das Radfahrern einfach zu? Das zeigt den Stellenwert, den das Radfahren in unserer Autogesellschaft eben immer noch hat – und das war jetzt der Kommentar zum Bericht 😉

Info& auf Mainz&: Die Theodor-Heuss-Brücke soll noch bis Ende August Baustelle sein, Grund ist die Erneuerung der Fahrbahn. Mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&.

 

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