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Start 2017 August

Monatsarchive: August 2017

Große Bischofsweihe in Mainz: Feierlicher Weihegottesdienst im Dom für Peter Kohlgraf, Fest der Begegnung auf den Plätzen

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Es ist ein Großereignis für Mainz: Am Sonntag findet im Dom St. Martin die feierliche Weihe des neuen Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf statt. Aus dem einfachen Kirchen-Professor wird dann ein ehrwürdiges Mitglied der Führungsriege der Römisch Katholischen Kirche in Deutschland und der Chef der Bistümer Mainz und Worms. Rund 30 Bischöfe aus ganz Deutschland werden in Mainz zur Bischofsweihe erwartet, es ist die erste seit 34 Jahren – ein echtes Großereignis. In Mainz endet damit die Sedisvakanz des verwaisten Bischofsstuhls – Stadt und Bistum bekommen einen neuen Oberhirten. Mainzer und Mitglieder des Bistums sind zum Fest der Begegnung um den Dom herum bis in den Abend hinein geladen – der neue Bischof will mit seiner neuen Heimatstadt feiern.

Nachdenklich, bescheiden, sympathisch – so sieht unsere Karikaturistin Bianca Wagner mit eher liebevoller Feder den neuen Mainzer Bischof. – Zeichnung: Bianca Wagner

Wie viele Mainzer sich am Sonntag rund vor dem Dom versammeln werden, um dem denkwürdigen Ereignis beizuwohnen, kann das Bistum derzeit nicht sagen. Wenige werden es vermutlich aber nicht sein: die letzte Bischofsweihe fand vor 34 Jahren statt. Damals wurde ein gewisser Karl Lehmann zum Bischof geweiht, 2016 trat der mittlerweile zum Kardinal erhobenen, von den Mainzern heiß geliebte Lehmann an seinem 80. Geburtstag in den Ruhestand.

Nun kommt dem Bischof Emeritus Lehmann noch eine besondere Ehre zu: Er wird am Sonntag seinen Nachfolger zum Bischof weihen. Der 50 Jahre alte Kohlgraf war bislang Professor für Pastoraltheologie an der Mainzer Katholischen Hochschule. Der gebürtige Kölner gilt als ausgesprochen scharfsinniger Mann, der aber durchaus nah bei seinen Schäfchen ist – ein bodenständiger Katholik mit viel Humor, wie sich bei der Vorstellung seiner bescheidenen Bischofsresidenz zeigte.

Der neue Bischof machte aber auch klar: Er wird sich einmischen, klare Thesen formulieren, Politik und Gesellschaft durchaus auch fordern. Osterdienstag hatte Papst Franziskus den Professor zum Bischof von Mainz ernannt, der Priester des Bistums Köln wurde einst vom Kölner Kardinal Joachim Meisner zum Priester geweiht. Aus Köln kommt auch sein neuer Bischofsstab sowie die Mitra, ausgestattet wird Kohlgraf zudem im Rahmen seiner Bischofsweihe mit Bischofsring und Kreuz – die Insignien des neuen Bischofs stellen wir Euch hier ausführlich vor. 900 geladene Gäste werden am Sonntag im Dom dem Großereignis beiwohnen – Einlass in den Dom erhält nur, wer eine persönliche Einlasskarte besitzt.

So verläuft der Weihegottesdienst: Ernennung, Weihe, Salbung

Und so verläuft der Weihegottesdienst: Um kurz vor 13.00 Uhr werden die geladenen Bischöfe und Priester in den Dom ziehen, Kohlgraf selbst wird im Rahmen des feierlichen liturgischen Einzugs den Dom betreten. Erwartet werden im Mainzer Dom 30 Bischöfe aus ganz Deutschland, darunter auch der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx. Die Bischöfe werden gemeinsam den Neuen in ihre Runde aufnehmen, das passiert durch Hand auflegen und ein gemeinsames Gebet während der Weihe. Den Gottesdienst leitet Kardinal Lehmann, er hält auch die Predigt vor der Bischofsweihe.

So verläuft die Bischofsweihe. – Quelle: Bistum Mainz

Zu Beginn des Gottesdienstes wird zunächst der päpstliche Nuntius das Wort ergreifen, der Gesandte des Papstes wird die Ernennung Kohlgrafs zum Bischof verkünden und die Ernennungsurkunde präsentieren. Nach der Predigt und dem Treueversprechen beginnt dann die Weihehandlung mit der Anrufung des Heiligen Geistes und der Verlesung der Heiligen. Während dieser Allerheiligenlitanei liegt der Weihekandidat ausgestreckt auf dem Boden. Dann erfolgt die eigentliche Weihe mit Weihegebet, Auflegen der Hände sowie dem Friedensgruß. Dem zu Weihenden wird ein Evangeliar übergeben und während der Zeremonie über den Kopf gehalten – als Zeichen, dass Aufgabe eines Bischofs ist, das Evangelium zu verkünden.

Der neue Bischof wird dann mit Chrisamöl gesalbt und dann mit seinen Insignien Ring, Mitra und Bischofsstab ausgestattet. Nach seiner Weihe wird der neue Bischof dann zu seinem Bischofsstuhl, der Kathedra, unter dem Baldachin ganz an der Spitze des Chores geführt. Mit dem Besteigen der Kathedra nimmt der neue Bischof sein Bistum in Besitz – dann ist endlich die Sedisvakanz beendet, der Bischofsstuhl nicht länger verwaist. Der edle Sessel steht zu diesem Zweck unter dem geschnitzten Baldachin des Doms, lange bleiben wird er dort vermutlich nicht: Unter Lehmann stand die Kathedra meist vorne in Nähe des Altars, der Kardinal wollte stets mehr in der Nähe seiner Gemeinde sein.

Gottesdienst auf zwei Leinwände vor dem Dom übertragen

An die Weihe schließt sich die Eucharistiefeier mit dem Abendmahl an, in der die Gemeinde Gott für den neuen Bischof dankt und ihn um seinen Segen für die kommende Amtszeit des neuen Oberhauptes bittet. Das Abendmahl wird es übrigens auch auf den Plätzen vor dem Dom geben, auf Liebfrauenplatz und Markt wird der Gottesdienst auf jeweils eine Leinwand übertragen. Gut zwei Stunden und 15 Minuten veranschlagt das Bistum für die Feier, die auch live vom Südwestrundfunk sowie vom Hessischen Rundfunk übertragen wird.

Im Chorraum des Domes wird es voll werden, hier versammeln sich neben den Bischöfen auch die Musiker und die beiden Chöre, der Mainzer Domchor und der Mädchenchor am Dom und St. Quintin. Sie werden eine Messvertonung mit Gloria und Hallelujah singen – und eine Vertonung von Kohlgrafs Bischofs-Wahlspruch, komponiert von Domkapellmeister Karsten Storck. Und noch eine Überraschung gibt es für den neuen Bischof: Weil er französische Orgelmusik liebe, kommt ein Stück von Maurice Duruflé zur Aufführung, verriet Domdekan Heinz Heckwolf im Vorfeld.

Fest der Begegnung ab 10.30 Uhr auf den Domplätzen – Bischof will unters Volk

Dazu lädt das Bistum die Menschen von 10.30 Uhr morgens ein zu einem Begegnungsfest auf den Domplätzen, mit Essen und Trinken natürlich. Nach dem Gottesdienst gibt es ein Bühnenprogramm mit Bands aus dem Bistum und aus Stationen von Kohlgrafs früheren Tätigkeiten – unter anderem dem Kardinal Frings-Gymnasium in Bonn. Ausgiebige Reden politischer Größen soll es nicht geben – die seien im Programmheft zum Gottesdienst abgedruckt, teilte das Bistum mit. Lediglich Kardinal Marx werde als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz eine kurze Ansprache gegen Ende des Gottesdienstes halten. Dann will sich auch der frisch gekürte Bischof an seine Gemeinde wenden.

Einen feierlichen Empfang nach seiner Weihe habe sich Kohlgraf übrigens verbeten, verriet Heckwolf weiter: Kohlgraf wolle sich nach dem Gottesdienst gemeinsam mit den anwesenden Bischöfen unter die Festgäste auf den Domplätzen mischen. Anstelle von persönlichen Geschenken zu seiner Weihe bitte Kohlgraf um eine Spende für die Stiftung Hoher Dom zu Mainz oder den Flüchtlingsfonds des Bistums Mainz. Auch die Kollekte des Weihegottesdienstes geht zu gleichen Teilen an die Stiftung Hoher Dom zu Mainz und den Flüchtlingsfonds. Das Fest der Begegnung soll erst abends um 19.00 Uhr mit einem gemeinsamen Gebet enden.

Info& auf Mainz&: Weihegottesdienst des neuen Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf am Sonntag, den 27. August 2017 ab 13.00 Uhr im Hohen Dom zu Mainz. Mehr zum neuen Mainzer Bischof und zum Fest der Begegnung gibt es hier.

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E-Busse in Mainz? Ebling bittet in Brief an Dreyer um Geld für die Umrüstung – Krisengipfel am 30. August in Mainz

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Da haben die Wiesbadener ja was ausgelöst: Bis 2022 will die hessische Landeshauptstadt ihre Busflotte komplett auf E-Mobilität umrüsten und greift dafür massiv Fördergelder des Landes Hessen und des Bundes ab. Das hat offenbar auch in Mainz Begehrlichkeiten geweckt (oder Neid?): Der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) hat sich nun in einem Schreiben an Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) gewandt – und meldet darin Finanzwünsche an. Dreyer solle sich dafür einsetzen, dass Mittel aus dem kürzlich beschlossenen Bundesfonds „Nachhaltige Mobilität für die Stadt“ auch nach Mainz fließen. Das Ziel: E-Busse in Mainz. Die Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) könne eine Umrüstung der gesamten Flotte nicht alleine stemmen, sagte Ebling gegenüber Mainz&. Nun habe Dreyer für den 30. August stark betroffene Städte in die Staatskanzlei zum Gespräch geladen, verriet der OB Mainz&.

Werden die Busse in Mainz bald emissionsfrei? Die Stadt bastelt an Plänen zur E-Mobilität, erfuhr Mainz&. – Foto: Grimminger

Die Staatskanzlei bestätigte am Freitag gegenüber Mainz& den Termin: Die Ministerpräsidentin habe Kommunen, die besonders stark von der Diesel-Problematik betroffen sind, am 30. August in die Staatskanzlei eingeladen, ebenso auch Vertreter der Automobilindustrie, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Dabei sollen „die notwendigen Umwelt- und Mobilitätskonzepte beraten werden“, sagte Dreyer in einem Interview mit der Rhein-Zeitung. Die Autoindustrie sei auch in Rheinland-Pfalz „eine Schlüsselindustrie, auf die wir sehr stolz sind“, dazu sei man aber auch Pendlerland, viele Menschen seien sehr stark auf ihr Auto angewiesen.

Gleichzeitig wolle man die Kommunen unterstützen, intelligente Lösungen zum Diesel-Problem zu entwickeln – auch um die Gefahr von Fahrverboten zu bannen, sagte Dreyer weiter. Denn genau hier liegt das Problem: Seit die Deutsche Umwelthilfe Städte verklagt, in denen seit Jahren die Stickoxidwerte weit über den Grenzwerten liegen, kommt endlich Bewegung in das Thema Saubere Luft. Auch in Mainz werden seit Jahren die geltenden Grenzwerte deutlich gerissen, auch hier drohen Diesel-Fahrverbote. Gerade erst verfügte ein Stuttgarter Gericht für die baden-württembergische Landeshauptstadt, dass Fahrverbot eine geeignete Maßnahme zum Schutz der Bevölkerung sei – der Druck auf die Politik wächst.

Ebling will Geld aus Bundesfonds für Mobilität in Städten

Auf dem hektisch einberufenen Diesel-Gipfel von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) gab es zwar keine Lösung für das Problem, vereinbart wurde lediglich ein Software-Update für Diesel-Autos, das nach einhelliger Einschätzung von Experten das Problem aber keineswegs lösen wird. Vereinbart wurde aber auch die Einrichtung eben jenes Fonds „Nachhaltige Mobilität für die Stadt“, der von Seiten des Bundes und der Automobilindustrie mit 500 Millionen Euro ausgestattet werden soll. Damit sollen besonders betroffene Kommunen bei der „längerfristigen Gestaltung nachhaltiger und emissionsfreier Mobilität“ unterstützt werden, wie Ebling in seinem Brief an Dreyer weiter schreibt. Ziel sei, für jede der von der EU benannten 28 besonders belasteten Regionen einen individuellen Masterplan zu entwickeln und umzusetzen.

Anfang Juli wurde im Parkhaus Cityport eine neue Stromtankstelle der Mainzer Stadtwerke eingeweiht. – Foto: Mainzer Stadtwerke AG

„Die Landeshauptstadt Mainz hat größtes Interesse an einer Förderung durch den oben genannten Fonds“, schreibt Ebling weiter. Man wolle damit die bereits ergriffenen Maßnahmen – wie etwa den Bau der Mainzelbahn – „durch solche ergänzen, die bislang finanziell nicht darstellbar waren.“ Gemeint habe er damit Mittel zur Unterstützung für die Umrüstung der Mainzer Busflotte auf E-Busse, sagte Ebling im Gespräch mit Mainz&, Ziel sei „eine relativ rasche“ Umrüstung. „Es ist eine Risiko-Investition“, argumentiert der OB weiter, niemand wisse tatsächlich, ob E-Busse in zehn Jahren die vorherrschende Technik seien. Das Land müsse deshalb den Kommunen dabei helfen. „Bitte überweisen Sie bis zum …. steht da jetzt nicht drin“, merkte Ebling an – bislang gibt es kein Konzept in Mainz für eine Umrüstung.

Stadt: Aktionspläne zur E-Mobilität sollen bis Ende 2017 vorgestellt werden

Im Juli erklärte die Stadtverwaltung jedoch auf Anfrage der SPD-Stadtratsfraktion, es werde bereits an weiteren Aktionsplänen gearbeitet, die bis Ende des Jahres vorliegen sollen. Zurzeit seien fünf Aktionspläne in Arbeit, heißt es in der Antwort: Der Aktionsplan „E-Ladeinfrastruktur“ stehe kurz vor dem Abschluss, weitere drei Aktionspläne zu „E-Quartiere“, „E-Flotten“ und „E-Kommunikation“ würden bis Ende 2017 gemeinsam im Rahmen einer Förderung des Bundesverkehrsministeriums bearbeitet. Aktionsplan Nummer fünf zu „E-Mobilitäts-Privilegien nach dem Elektromobilitätsgesetz“ sei am weitesten: So seien E-Autos bereits von Parkgebühren an Parkscheinautomaten befreit, zudem sollten in den kommenden Wochen zwölf öffentliche Ladepunkte im Innenstadtbereich installiert werden. Auch die Parkhäuser der MVG sollen mit weiteren Ladestationen ausgestattet werden, im Cityport ist das inzwischen auch passiert. Bislang rollen in Mainz nach Angaben der Stadtspitze rund 200 E-Autos über die Straßen.

Tatsache ist aber auch: In Rheinland-Pfalz gibt es bislang keinen Fonds zur Förderung von E-Bussen von kommunalen Flotten – im schwarz-grün regierten Hessen hingegen stehen seit diesem Jahr fünf Millionen Euro pro Jahr für diesen Zweck zur Verfügung. In Rheinland-Pfalz gibt es hingegen Streit um die gemeinsame Linie der rot-gelb-grünen Ampel-Koalition: Während Malu Dreyer (SPD) betont, man wolle nicht den Diesel ausmustern, sondern sauber machen, äußern sich die Grünen entsetzt: Die neue grüne Landeschefin Jutta Paulus sprach gegenüber der Rhein-Zeitung vom Diesel als einer „todgeweihten Technologie“, man stehe keineswegs hinter dem Ziel Dreyers, den Diesel lediglich sauber zu machen.

Streit in der Ampel-Koalition des Landes über Diesel-Ausstieg

Die realen Diesel-Emissionen der Autos laut Umweltbundesamt.

Die Grünen fordern in ihrem Wahlprogramm für die Bundestagswahl das Ende des Verbrennungsmotors bis zum Jahr 2030 und machten gerade die Einführung einer Blauen Plakette zur Koalitionsbedingung – damit würden dreckige Diesel aus Städten ausgesperrt. Die Frage ist allerdings, was ein dreckiger Diesel überhaupt ist – gerade erst stellte das Umweltbundesamt eine noch viel höhere Stickoxidbelastung durch Diesel-Fahrzeuge fest, auch durch moderne.

Die FDP derweil kritisiert „plumpe Verbote“ wie bei den Grünen und fordert Pläne für digitale Mobilitätskonzepte und Infrastrukturfragen. Die „einseitige Fixierung“ auf die Elektromobilität sei problematisch, solange noch keine funktionierende Infrastruktur entwickelt worden sei, sagte der FDP-Spitzenkandidat in Rheinland-Pfalz, Manuel Höferlin, der Rhein-Zeitung. Die FDP stellt übrigens in Rheinland-Pfalz mit Volker Wissing den Verkehrsminister.

Die AfD lehnt unterdessen eine Landesförderung für E-Busse in Kommunen ab: Der öffentliche Personennahverkehr sei „nicht Aufgabe des Landes, sondern der Kommunen“, der Landesverkehrshaushalt sei „zu begrenzt für solche Vorzeigeprojekte“, sagte der AfD-Verkehrsexperte der Landtagsfraktion, Jens Ahnemüller. Man könne doch erst einmal abwarten, ob Fahrverbote überhaupt kämen und sich so eventuell die kurzfristige und teure Umrüstung sparen. Ebling wiederum hätte das Problem der veralteten Busflotte längst erkennen und Maßnahmen zur Umrüstung ergreifen müssen, sagte der AfD-Politiker.

Ein Brennstoffzellenbus kostet übrigens den Angaben zufolge in der Anschaffung derzeit rund 900.000 Euro, für einen Dieselbus werden bis zu 250.000 Euro fällig. Für die Anschaffung eines E-Busses rechnen sie in Wiesbaden derzeit mit rund 480.000 Euro. Die Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) setzte bislang übrigens auf die Brennstoffzellentechnologie: Man beteilige sich an einem europäisch geförderten Projekt im Rhein-Main-Gebiet, hieß es bislang bei der MVG – im Rahmen des Modellprojektes sollen zehn Brennstoffzellenbusse angeschafft werden – für das gesamte Rhein-Main-Gebiet. Die MVG besitzt allein 140 Busse.

Info& auf Mainz&: Mainz& hat die Wiesbadener Pläne zur Umrüstung auf E-Busse bereits ausführlich vorgestellt – Finanzierungsplan inklusive. Die viel gescholtene Deutsche Umwelthilfe forderte übrigens schon im Januar im Interview mit Mainz& Landesprogramme zur Unterstützung der Städte bei der Umstellung auf E-Busse – lest Ihr hier. Im selben Text erklärt die DUH auch ihre Klagestrategie – durchaus interessant.

 

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Biancas Blick auf Mainz: Wenn die Wahlplakate sogar den Vorgarten erobern…. Die Karikatur auf Mainz&

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Sie bepflastern das gesamte Stadtbild, stellen jeden Blickwinkel zu und lassen keinen Baum mehr frei: Die Wahlplakate sind los! Seit Wochenanfang hat die Materialschlacht der Parteien zur Bundestagswahl begonnen, allein die SPD hat rund 1.500 Plakate zeitgleich im Stadtgebiet stehen. Auch die CDU-Kandidatin lächelt gefühlt von jedem zweiten Baum, die FDP lässt sich ebenfalls nicht lumpen – nur Grüne und Linke sind bislang eher zurückhaltend. So massiv ist das Grinsegesichter-Aufkommen in diesem Jahr, dass gefühlt kein Fleckchen mehr frei bleibt. „Sogar im Vorgarten“, seufzt die Ehefrau: „Ach, Schorsch net du aach noch!?!“ Biancas Blick auf Mainz von unserer Mainz&-Karikaturistin Bianca Wagner!

Info& auf Mainz&: Mehr zur Bundestagswahl in Mainz mit Direktkandidaten und vielen Infos, wie, wann und wo Ihr wählen gehen könnt, lest Ihr hier bei Mainz&. Denn eines ist klar: Bei allen Lästereien über Wahlplakate und Kandidaten – geht am 24. September 2017 bitte wählen! Eure Stimme HAT Macht und Ihr habt Einfluss, wir sagen nur Brexit. Oder Trump…. Wahlplakate, sagen die Parteien übrigens, sei noch immer das effektivste Mittel, die Wähler unmittelbar zu erreichen. Na, dann. Informationen rund um Parteien und Politik lest Ihr natürlich bei Mainz&! Mehr zu unserer Karikaturistin Bianca Wagner erzählen wir Euch in dem Mainz&-Artikel „Was eh‘ Glick!“ Was Bianca sonst so treibt? Seht Ihr hier auf Ihrer Facebookseite.

 

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Weinlese 2017 bereits gestartet – Nach turbulentem Wetterjahr droht Turbolese – Erster Federweißer geerntet

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Es ist erst Mitte August – und schon sind die ersten Winzer in die Weinlese 2017 gestartet. Noch früher als in den vergangenen Jahren hat am Mittwoch in Neustadt an der Weinstraße offiziell die Lese der frühen Trauben begonnen. Ortega und Solaris werden traditionell zu Federweißer verarbeitet, auch in Rheinhessen begannen die ersten Winzer mit dem Einholen der Trauben. Es ist eine schwierige Lese nach einem turbulenten Wetterjahr: Ende April erwischten außergewöhnlich späte Nachtfröste Winzer und Weinberge eiskalt, zuletzt machten Unwetter, Hagel und Regenfluten den Winzern zu schaffen. Nun drohen Essigfliegen und Fäulnis den Trauben zuzusetzen – es droht eine Turbolese wie zuletzt 2014. Weinexperten rechnen denn auch mit einer deutlich geringeren Ernte als 2016: Rund zehn Prozent weniger Wein dürfte in diesem Jahr in die Flaschen kommen.

Winzer Ulrich Allendorf in Sorge um seine Weinernte: Der Frühburgunder muss nach einem Hagelschaden in einer Notlese geerntet werden. – Foto: gik

„Hagel! Heute Nacht um 2.30 Uhr hat es uns erwischt“, schrieb Winzer Ulrich Allendorf am 1. August auf seiner Facebook-Seite. Ein schweres Unwetter hatte in der Nacht die Weinberge im mittleren Rheingau heimgesucht, auch in Rheinhessen war stellenweise Land unter. Zwei Wochen später beginnen sie im Winkeler Weingut Allendorf nun schon mit der Weinlese: „Wir holen jetzt schon den Frühburgunder rein“, sagt Allendorf, „das ist eine echte Notlese.“

Mehr als eine Woche früher als 2016 starten die Winzer 2017 in die Weinlese, es ist eine der frühesten Ernten aller Zeiten. 2014 startete die Weinlese bereits am 8. August, das galt damals schon als frühester, jemals erlebter Start. Altgediente Winzer erzählen noch von Weinlesen, die nicht vor Ende September begannen und sich bis weit in den Oktober hinein zogen – der Klimawandel verändert derzeit Reifeabläufe und Reifezeitpunkt schneller, als vielen lieb ist. Dass Topwinzer wie Allendorf schon im August die ersten Rotweintrauben lesen, ist normalerweise undenkbar: Mit dem Beginn der eigentlichen Weinlese wird nicht vor September gerechnet.

Zwei kleine Lesehelfer beim offiziellen Lesestart für den Federweißer am Mittwoch in Neustadt an der Weinstraße- – Foto: DWI

 

Doch es ist kein normales Weinjahr: Erst ließ ein ungewöhnlich warmes Frühjahr mit Temperaturen von 25 Grad die Reben sehr früh austreiben, dann schockten späte Nachtfröste Ende April die Landwirte. „Angesagt waren minus ein Grad, es kamen minus sieben“, berichtete Thomas Schätzel vom Selzener Weingut Kapellenhof damals Mainz&, rund 40 Prozent betrage der Schaden in seinem Betrieb. Bis zu 80 Prozent waren es in manchen Weinbergen im Rheingau, „bei minus 4 Grad in Winkel und bis zu minus 6 Grad in Assmannshausen waren wir leider machtlos im Kampf gegen den Spätfrost“, schrieb Allendorf damals. Der Frost erwischte gerade die neuen Triebe an den Rebstöcken, die besonders jung, frisch und weich sind – und voller Saft.

Der Sommer dann ließ die Winzer eigentlich aufatmen: Eine frühe Rebblüte und danach viel Sonne und Wärme sorgten für eine Aufholjagd in den Weinbergen, die Rebstöcke standen wunderbar, alles schien gut. Doch dann kamen die heftigen Regenfälle, dann die Unwetter: „Was nicht Frost hatte, wurde jetzt vom Hagel erwischt“, sagt Allendorf frustriert. Das Deutsche Weininstitut rechnet deshalb mit zehn Prozent weniger Wein in diesem Herbst – und das, obwohl die deutschen Spitzenwinzer schon jetzt zu wenig Wein haben.

In den Weinbergen ist jetzt Handarbeit und Fingerspitzengefühl gefragt: Den Winzern droht nach viel Feuchtigkeit eine Turbolese. – Foto: DWI

Nun treibt die Feuchtigkeit den Winzern neue Sorgenfalten in die Gesichter: „Die Beschädigungen trocknen nicht ab“, erklärt Allendorf, das sei „eine offene Flanke“ für Pilze und Fliegen. „Es gibt so viele Pilze im Wald, das ist kein gutes Zeichen“, sagt auch Rheingau-Winzer Gerd Groß vom Weingut Goldatzel. Viele Pilze sind ein Zeichen für viel Feuchtigkeit, viel Regen lässt aber die Trauben aufquellen, dadurch sinkt auch die Konzentration der Aromastoffe im Saft. „Es besteht die Gefahr, dass sich die dicken Trauben gegenseitig abdrücken und aufplatzen, dann droht Fäulnis“, sagt der Rheingauer Weinbaupräsident Hans-Peter Seyffardt, schon jetzt sei die Edelfäule Botrytis ein Thema.

 

„Es sind schwierige Bedingungen dieses Jahr“, sagt Seyffardt, manch einem Winzer drohe eine Turbolese, um die Trauben vor der Feuchtigkeit zu retten. „Die ständigen Tiefdruckwetterlagen müssen aufhören“, sagt auch Hans Reiner Schultz, Präsident der Weinbauuni Geisenheim – die Weinberge bräuchten nun einen trockenen und warmen Spätsommer. „Die nächsten Wochen sind entscheidend dafür, wie der Jahrgang wird“, sagt Schulz, denn noch sei „nichts verloren“: Bei den Mostgewichten liege man vor 2016, eigentlich ein Zeichen für hohe Reife.

„Es kann noch immer ein Top-Jahr werden“, sagt Schultz, und auch bei Allendorf haben sie keineswegs aufgegeben: „Der Frühburgunder hat jetzt schon 70 Grad Oechsle“, sagt Allendorf, „wir haben schon eine Idee, was wir daraus machen.“ Geschmacklich nämlich, sagt der Winzer noch, „wird 2017 auf keinen Fall eine Enttäuschung.“

Info& auf Mainz&: Mehr zu den Nachtfrösten im Frühjahr und der Sorge um den Weinjahrgang 2017 könnt Ihr noch einmal hier auf Mainz& nachlesen. Der Tipp der Winzer für 2017: Sich gut mit dem tollen 2016er Jahrgang eindecken! 2016 gab es nach einem turbulenten Weinjahr nämlich ein Happy End: Heraus kam ein großartiger Jahrgang mit faszinierenden, vollen und frischen Weißweinen und runden Rotweinen – mehr dazu lest Ihr hier.

 

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Theologieprofessor Peter Kohlgraf wird neuer Bischof von Mainz – Liberaler Kirchenlehrer und Franziskus-Fan

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Paukenschlag am Osterdienstag: Mainz hat wieder einen neuen Bischof! Der Theologieprofessor Peter Kohlgraf wird der Nachfolger von Karl Kardinal Lehmann. Damit ist der Mainzer Bischofsstuhl nicht länger verwaist, die sogenannte Sedisvakanz, die durch den altersbedingten Rücktritt Lehmanns am 16. Mai 2016 verursacht worden war, endet nach knapp einem Jahr. Kohlgraf ist offiziell Priester des Erzbistums Köln, lehrt aber bereits seit 2012 an der Katholischen Hochschule in Mainz. Der Mann ist gerade 50 Jahre jung, Rheinländer, praktischer Theologe und Seelsorger – und sagt: „Vor Fastnacht und Fußball ist mir nicht bange.“ Das liberale Mainz bekommt also keinen Hardliner vor die Nase gesetzt – Kohlgraf gilt als menschennaher Seelsorger und unterstrich direkt bei seiner Ernennung seine tiefe Verbundenheit zu Papst Franziskus und einer dienenden Kirche. Ein Termin für die Bischofsweihe steht noch nicht fest.

Das ist der neue Bischof von Mainz: Peter Kohlgraf, Professor für Pastoraltheologie, 50 Jahre alt, Religionslehrer, Rheinländer. – Foto: Bistum Mainz

Am Mittag wunderten sich die Mainzer nicht wenig, als plötzlich die Glocken des Doms läuteten. Es war ein Jubilierungsgeläut: Zeitgleich verkündeten um genau 12.00 Uhr die Kirchenoberen in Rom und Mainz die Ernennung von Kohlgraf zum neuen Bischof von Mainz. Genau einen Tag nach Ostern hatte sich der Vatikan dafür ausgesucht – mit der Auferstehung beginnt also auch in Mainz eine neue Ära. 33 Jahre lang hatte Karl Lehmann als Bischof von Mainz das Bistum gelenkt, der langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hatte sein Amt zu seinem 80. Geburtstag an Pfingstmontag 2016 niedergelegt. Lehmann war ein kluger Versöhner und liberaler Kirchenmann gewesen, die Mainzer hatten ihn geliebt wie kaum einen anderen Bischof – Lehmann war auch Schlitzohr, Fußballfan und mit viel Humor gesegnet.

Umso größer war die Angst, wer und wie der Neue werden würde: In der Vergangenheit hatte Papst Benedikt XVI. manch einem Bistum in Deutschland einen konservativen Hardliner vor die Nase gesetzt – oder gar einen unfähigen Verschwender wie den Limburger Bischof Tebartz van Elst. Umso größer war das Aufatmen am Dienstag in Mainz: Der Neue ist ein Theologieprofessor wie es Lehmann war, er ist nah an der Jugend – und er ist ein Fan der „dienenden Kirche“ im Auftrag der Menschen, wie sie Papst Franziskus verkörpert. Mehr noch: Kohlgraf ist waschechter Rheinländer, geboren in Köln, lange Jahre in Bonn tätig und seit 2012 Mainzer. Derzeit lebt er im rheinhessischen Partenheim in einem 90 Quadratmeter-Haus und hat vor allem einen Wunsch an seine neue Wohnung in Mainz: „Dass mein Flügel reinpasst…“ In der Mainzer Bischofsresidenz dürfte sich dafür ein Eckchen finden lassen [v_icon color=“#444444″ size=“18px“ target=“_blank“ name=“moon-wink“]

Ernennung des neuen Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf am Osterdienstag im Mainzer Dom. – Foto: Bistum Mainz/ Blum

Kohlgraf wurde am 21. März 1967 in Köln geboren und studierte Theologie in Bonn, wo er auch 2000 seine Promotion im Fach Alte Kirchengeschichte abschloss. Seine Priesterausbildung erhielt er am Erzbischöflichen Priesterseminar in Köln, am 18. Juni 1993 wurde Kohlgraf im Kölner Dom zum Priester geweiht. Anschießend war er bis 1996 als Kaplan in Euskirchen tätig. Parallel zu seiner Promotion war er als Seelsorger in Bad Honnef tätig, wurde Schulseelsorger am Kardinal Frings-Gymnasium in Bonn-Beuel und später am Beethoven-Gymnasium in Bonn. Kohlgraf wurde Stadtgruppenkaplan der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ) in Bonn und 2003 stellvertretender Direktor am Collegium Albertinum in Bonn.

Im Oktober 2010 habilitierte Kohlgraf in Münster zum Thema „Glaube im Gespräch. Die Suche nach christlicher Identität und Relevanz in der alexandrinischen Vätertheologie. Ein Modell für praktisch-theologisches Bemühen heute?“ Mit der Lehrberechtigung für Pastoraltheologie wurde er Privatdozent an der Universität Münster und zum Wintersemester 2012/2013 nach Mainz auf die Professur für Pastoraltheologie berufen. 2016 wurde Kohlgraf Dekan des Fachbereichs Praktische Theologie, seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen bei „Fragen pastoraltheologischer Hermeneutik“, „Diakonie als Grunddienst der Kirche“, „Vergeben und Versöhnen“ und dem Thema „Schulpastoral“.

Der Mainzer Dom hat einen neuen Hausherrn, die Sedisvakanz geht dem Ende zu. – Foto: gik

Mainz bekommt also erneut einen Kirchenlehrer, äußerst passend für die Heimatstadt des Buchdruck-Erfinders Johannes Gutenberg. Seine wissenschaftlichen Themen und seine bisherigen Tätigkeitsfelder legen zudem nahe: Mainz bekommt auch einen Bischof, der auf Menschen zugeht, sich der Jugend widmet und äußerst sozial agiert. Auch in seiner Zeit als Professor in Mainz war Kohlgraf weiter seelsorgerisch tätig: als Pfarrvikar in der Pfarrgruppe Wörrstadt im Dekanat Alzey/Gau-Bickelheim. Kohlgraf sei im Bistum Mainz „kein Unbekannter“, sagte denn auch Domdekan Heinz Heckwolf bei der Vorstellung am Dienstag.

Als „Seelsorger mit einem klaren Blick für die Menschen“, begrüßte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) den neuen Mainzer Bischof: „Sie kennen die Wünsche und Sorgen der Gläubigen, insbesondere die junger Menschen“, sagte Dreyer, Kohlgraf beschäftige sich seit vielen Jahren wissenschaftlich und praktisch mit der Zukunft der Gemeinden und mit dem christlichen Glauben in der modernen Gesellschaft. „Ich bin sicher, dass die Menschen im Bistum Mainz Sie sehr schnell mit großer Sympathie und Wertschätzung aufnehmen werden“, sagte sie. Die Regierung von Rheinland-Pfalz muss übrigens der Ernennung des neuen Bischofs zustimmen – so lauten die Regeln des Staatskirchenvertrags zwischen Kirche und Land.

Auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) gratulierte dem neuen Bistumschef herzlich, liegt das Bistum Mainz doch zu großen Teilen auf hessischer Seite. Kohlgrafs Erfahrungen und Kenntnisse würden „sicher mit dazu beitragen, die den Menschen zugewandte Leitung des Bistums auch künftig fortzusetzen“, sagte Bouffier. Kohlgraf genieße „als bodenständiger Seelsorger große Anerkennung“, freute sich die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner, selbst studierte Theologin und Mitglied des Zentralkomitees deutscher Katholiken. Der Neue habe es bisher schon verstanden, „in Glaubensfragen zu motivieren und geistigen Halt zu geben“, sie selbst schätze seine offene Art, auf Menschen zuzugehen und ihnen zuzuhören. „Peter Kohlgraf wird ein guter Gesprächspartner für alle Gläubigen im Bistum Mainz sein und den Zusammenhalt der Glaubensgemeinschaft stärken und fördern“, sagte Klöckner.

Riesiges Interesse am neuen Bischof von Mainz: Pressekonferenz mit Peter Kohlgraf (Mitte) nach seiner Ernennung in Mainz. – Foto: Bistum Mainz

Kohlgraf wird nun der 88. Nachfolger des heiligen Bonifatius, der von 746 bis 754 Erzbischof von Mainz war und das hiesige Erzbistum begründete. „Die reiche Geschichte unserer Stadt ist eng verbunden mit den Mainzer Bischöfen“, erinnerte denn auch Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) – sie hätten viele Jahrhunderte lang das Leben und das Gesicht von Mainz entscheidend mitgeprägt. Bedeutende Persönlichkeiten auf dem Bischofsstuhl wie Bischof Ketteler, Kardinal Volk oder zuletzt Kardinal Lehmann hätten „wichtige Impulse in unserer Stadt gesetzt und auch nach außen hin durch ihr Wirken der alten Bischofsstadt Mainz große Ausstrahlungskraft angesichts höchst gegenwärtiger Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft verliehen“, sagte Ebling. Er wünsche sich, dass der neue Bischof von Mainz an die Tradition seines Vorgängers Lehmann als warmherziger Brückenbauer und weltoffener Bürger anknüpfe, „dann wird er als neuer Oberhirte sicherlich schnell die Herzen der Mainzerinnen und Mainzer erobern.“

Der Neue zeigte sich denn auch gebührend beeindruckt von den großen Fußstapfen, die ihm hinterlassen wurden. Bereits jetzt schon spüre er „das Beben und Zittern“ seiner kommenden Bischofsweihe, bekannte Kohlgraf am Dienstag, „denn nach und nach wird mir bewusst, welche große und auch herausfordernde Aufgabe auf mich wartet“ – und der Blick auf seine großen Vorgänger im Amt „macht es nicht leichter.“ Doch Gott schenke dann Gelassenheit, wenn man sich bewusst mache, „dass es im Letzten nicht um mich geht, sondern um die Liebe Gottes, die ich verkünden darf.“

Alter und neuer Bischof von Mainz: Kardinal Karl Lehmann sitzend bei der Vorstellung seines Nachfolgers Peter Kohlgraf (stehend). – Foto: Bistum Mainz/ Blum

Ein Bischof nämlich „bleibt ein normaler Mensch, der Hilfe und Weggefährten braucht“, betonte Kohlgraf und sprach von Respekt, interessiertem Miteinander und konstruktiven Lösungen. „Ich bitte Sie herzlich um Ihr Mittun, Mitdenken, Mitbeten und Mitglauben und die Bereitschaft, sich auf den Weg zu machen, die Zukunft zu gestalten“, bat Kohlgraf. Er wolle keine fertigen Rezepte präsentieren, sondern gemeinschaftlich Lösungen und Ideen erarbeiten. Das passt nahtlos in die Linie seiner bisherigen Äußerungen, hat Kohlgraf doch selbst einmal geschrieben, Autorität eines Amtsträgers ohne Anerkennung durch das Volk könne es nicht geben – und der Bote der Kirche müsse selbst das leben, was er verkünde, einladen, wahrhaftig und ehrlich sein.

Mainz bekommt also mit dem Lehrer und Seelsorger auch einen praktischen Theologen – und einen waschechten Rheinländer: Als gebürtiger Kölner sei ihm die rheinische Lebensart von Mainz nahe, vor Fastnacht und Fußball sei ihm „grundsätzlich nicht bange“, bekannt Kohlgraf – ein guter Anfang [v_icon color=“#444444″ size=“18px“ target=“_blank“ name=“moon-wink“]. Dazu stammt der gerade 50-Jährige aus einer ausgesprochen bodenständigen Familie: Der Vater war Maurer, die Mutter Krankenschwester, schon als Kind begleitete Kohlgraf die Mutter bei der Krankenpflege.

Bei seinem Vater habe er oft erlebt, wie ein Haus entstehe, berichtete er in Mainz: „Langsam, geduldig, Stein auf Stein und am Ende solide gebaut. Vielleicht ist das keine schlechte Erfahrung für einen Bischof.“ Denn auch die Kirche sei „ein Haus aus lebendigen Steinen, es braucht Geduld, einen Plan, Sorgfalt.“ Am Ende stehe ein Haus, das man bewohnen könne, doch nie dürfe man Christus „in unsere schönen Häuser einschließen“ – hinausgehen in die Welt, auf die Straße gehen und für die Menschen da sein, das sei die wichtige Aufgabe.

Vorgänger Kardinal Karl Lehmann hinterlässt große Fußstapfen als Bischof von Mainz – und lobt seinen Nachfolger. Hier bei seinem Abschied 2016. – Foto: gik

Hohes Lob bekam der Neue denn auch von seinem Vorgänger: Ich kenne ihn, sein Wirken und seine Veröffentlichungen schon seit langem und schätze ihn überaus“, lobte niemand geringeres als Kardinal Lehmann persönlich. Er freue sich, „in ihm einen ausgezeichneten Nachfolger zu wissen, der „das altehrwürdige Bistum Mainz gut in eine neue Zukunft führen kann.“

Der neue Mainzer Bischof wurde übrigens in geheimer Wahl aus einer Liste von drei Kandidaten gewählt. Das Domkapitel hatte nach dem Rücktritt Lehmanns eine Vorschlagsliste mit geeigneten Nachfolgekandidaten beim Vatikan eingereicht, aus dieser sowie aus weiteren Vorschlagslisten benannte Papst Franziskus dann die drei Kandidaten für die Wahl. Nach der Annahme der Wahl durch den Gewählten und vor seiner Ernennung durch den Papst wurde bei den Landesregierungen von Hessen und Rheinland-Pfalz festgestellt, „ob gegen den Gewählten Bedenken allgemein-politischer Art bestehen.“ Wann Kohlgraf zum Mainzer Bischof geweiht wird, steht noch nicht fest, der Termin dürfte aber in jedem Fall noch in diesem Sommer sein.

Info& auf Mainz&: Wie die Verkündung des neuen Mainzer Bischofs im Dom ablief, könnt Ihr hier beim Bistum Mainz nachlesen. Mehr zum neuen Mainzer Bischof und seinen Schriften und Haltungen findet Ihr hier im Internet beim Bistum Mainz. Natürlich gab es noch zahlreiche weitere Gratulationen, unter anderem von den politischen Parteien in Hessen und Rheinland-Pfalz sowie der Evangelischen Kirche und weiteren Institutionen. Wir wollten Euch aber mit den ganzen Aufzählungen nicht langweilen – der Tenor war ohnehin immer der gleiche: Glückwunsch an Peter Kohlgraf – und an das Bistum Mainz für den neuen Bischof mit bodenständiger, menschenzugewandter und liberaler Gesinnung. Wir sind gespannt!

 

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Mainz teuerste Stadt für Hundehalter – Steuerzahlerbund fordert Abschaffung der Hundesteuer

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Hundehalter wissen das schon seit Langem: Hundehalten in Mainz ist richtig teuer. Mit 186 Euro pro Jahr erhebt die Stadt Mainz die teuerste Hundesteuer in Rheinland-Pfalz – und eine der höchsten deutschlandweit. Seit 2012 ist das so – damals hob die Stadt Mainz die Hundesteuer an, um das Geld für den Entschuldungsfonds des Landes zusammenzukratzen. Seither steht die Stadt in jedem Steuervergleich am Pranger – gerade wieder monierte der Bund der Steuerzahler die hohe Hundesteuer in Mainz und forderte dieses Mal gleich die Abschaffung der Steuer: Die landesweit dadurch eingenommenen 17,7 Millionen Euro seien „eine Bagatelle“. Das sieht die Stadt anders: Eine Senkung oder Abschaffung kommt nicht in Frage, das Geld wird dringend für den städtischen Haushalt benötigt.

Bello, Teddy & Co: Für sie muss man Rheinland-Pfalz-weit die meiste Hundesteuer berappen. – Foto: Tierheim Mainz

Wir hätten ja glatt unseren Artikel von 2015 zum Thema Hundesteuer recyceln können, schon vor zwei Jahren kritisierte der Bund der Steuerzahler den Spitzenreiter-Platz vor Mainz. Nun legte die Lobbyorganisation ihre jüngste Umfrage zum Thema vor, das Ergebnis: Mainz ist unter 50 befragten Städten in Rheinland-Pfalz die teuerste. Mainz liegt mit seinen 186 Euro für den ersten Hund deutlich vor den Städten Trier und Landau mit je 120 Euro, in Koblenz zahlt man 114 Euro, in Bad Kreuznach 108 Euro – und letzteres unabhängig von Rasse oder Anzahl der gehaltenen Hunde.

Bei der Rasse werden sonst dramatische Unterschiede gemacht: Seit 2005 die Rasseliste für gefährliche Kampfhunde in Rheinland-Pfalz eingeführt wurde, führten praktisch alle Städte deutlich höhere Tarife für Hunde aus dieser Liste ein. Eingeführt wurde die List nach mehreren Vorfällen, bei denen Menschen von solchen Hunden gefährlich verletzt worden waren, darunter Kinder. Seither gelten vor allem Pitbull und Staffordshire Terrier bei uns im Land als gefährliche Hunde – sie tendieren besonders leicht zu Angriffen auf Menschen. Wir schreiben bewusst „tendieren“ – schließlich ist der entscheidende Faktor ja immer der Hundehalter.

In Mainz zahlt man deshalb für einen Kampfhund 600 Euro – Mainz liegt damit in Rheinland-Pfalz übrigens auf Platz 13. Am teuersten ist ein Kampfhund mit 800 Euro in Wittlich, gefolgt von Bitburg mit 792 Euro und Boppard mit 780 Euro. Richtig teuer wird es dann, wenn man sogar einen zweiten sogenannten „gefährlichen Hund“ halten will: In Boppard werden dann 1.320 Euro fällig, der absolute Spitzenwert im Land. In Mainz zahlt man für einen zweiten Kampfhund 600 Euro wie für den ersten, aber auch für einen zweiten „normalen“ Hund werden 216 Euro fällig – da ist Mainz dann wieder auf Platz 1 als teuerste Stadt.

Hundefreuden führen gelegentlich zu Herrchens Leiden im Portemonnaie: Mainz erhebt 186 Euro Hundesteuer pro Jahr. – Foto: gik

 

Am billigsten ist die Hundehaltung gleich vor den Toren von Mainz: In Nieder-Olm zahlt man für den ersten Hund ganze 45 Euro an Hundesteuer, für den zweiten Hund 60 Euro und für einen Kampfhund allerdings 372 Euro. Auch im rheinhessischen Alzey ist Hundehaltung nicht teuer: Hier kostet ein regulärer Hund ganze 66 Euro im Jahr. Der Bund der Steuerzahler kritisierte deshalb, die Hebesätze seien „mehr von politischer Willkür als von sachlichen Erwägungen geprägt.“ Auch nehme die Hundesteuer so gut wie keine Rücksicht auf die finanzielle Leistungsfähigkeit der betroffenen Steuerzahler. Dazu dienten die Einnahmen aus der Steuer nicht etwa zweckgebundenen Maßnahmen wie der Wegereinigung von Hundekot, sondern fließe in den allgemeinen Haushalt.

Dazu sei die Hundesteuer „nicht sonderlich aufkommensstark“, kritisiert der Steuerzahlerbund weiter: In Rhein­land-Pfalz hätten die Kommunen 2016 mit der Hundesteuer „nur 17,7 Mio. Euro eingenommen.“ Das sei ein Anteil von ca. 0,4 Prozent am gesamten kommu­nalen Steueraufkommen in Höhe von rund 4,2 Milliarden Euro. Die Hundesteuer sei deshalb eine „überflüssige Bagatellsteuer“ und gehöre abgeschafft, fordert der Bund – und führt als Beispiel Frankreich, Italien, Schweden und Dänemark an: Dort sei die Hundesteuer bereits abgeschafft.

Allerdings: 17.7 Millionen Euro sind 17,7 Millionen Euro – angesichts der ausgesprochen klammen Kassen der rheinland-pfälzischen Kommunen dürften die das keineswegs als Bagatelle sehen. Gerade erst bescheinigte die Bertelsmann Stiftung gerade den Kommunen in Rheinland-Pfalz eine der schlechtesten Finanzausstattungen deutschlandweit. Drei Milliarden Euro an Schulden häuften die Kommunen allein in den vergangenen zehn Jahren an, jede fünfte Kommune sei in einer finanziellen Dauerkrise, sagen Experten. Rheinland-Pfalz gehöre zu den drei Bundesländern, „denen selbst in sehr guten wirtschaftlichen Zeiten keine Stabilisierung gelingt“, kritisierte die Bertelsmann Stiftung explizit – und zu den am höchsten verschuldeten Städten des Bundeslandes rangiert die Stadt Mainz.

Kampfhunde wie dieser American Bulldog, der 2015 im Mainzer Tierheim auf einen neuen Besitzer wartete, sind deutlich teuer bei der Hundesteuer. – Foto: Tierheim Mainz

„Ja, wir sind teuer“, sagte deshalb Stadtsprecher Ralf Peterhanwahr schon 2015 zum Thema Hundesteuer gegenüber Mainz& – aber die Stadt stehe eben auch „extrem in der Kreide“: Auf knapp über einer Milliarde beliefen sich damals die Schulden. Schlimmer noch: Mainz muss jedes Jahr ein strukturelles Defizit von 40 bis 50 Millionen Euro stemmen, das sind Ausgaben, die aufgrund von bestimmten Strukturen unbedingt bezahlt werden müsse. Mainz halte als Landeshauptstadt eben eine große Uni vor, ein Staatstheater und Schwimmbäder, sagte Peterhanwahr: „All dies sind extrem hohe Kosten, ohne dass man diese ersetzt bekäme.“

Als Mainz dann 2012 unter den Kommunalen Rettungsschirm des Landes zur Tilgung von Altschulden schlüpfte, musste es Einsparpotenziale ausweisen – die Hundesteuer war eine der wenigen Stellschrauben, an denen die Stadt drehen konnte. So beschloss der Stadtrat die Anhebung der Steuer von 120,- Euro auf 186,- Euro beschlossen, Mainz nahm daraufhin 300.000 Euro mehr über die Steuer ein, die seit 2012 unverändert gilt. Finanzdezernent Günter Beck (Grüne) musste sich wochenlang bellenden Demonstranten vor dem Rathaus stellen….

Übrigens gibt es auch Erlasse und Ermäßigungen: Für Hunde, die zu gewerblichen Zwecken gehalten werden – also etwa eine Hundezucht – fällt keine Hundesteuer an, ebenso wenig für Blindenhunde. In 15 Städten in Rheinland-Pfalz gibt es übrigens Steuererleichterungen für Hunde, die aus dem Tierheim adoptiert werden – allerdings nicht in Mainz. Dafür gilt in Mainz eine Regel, die der Bund der Steuerzahler nicht erwähnt: Wer Hartz IV bezieht, muss nur die Hälfte der Hundesteuer bezahlen – das galt übrigens schon 2015.

Info& auf Mainz&: Alle Infos rund um die Hundesteuer und Hundehaltung in Mainz findet Ihr hier im Internet. Den aktuellen Hundesteuer-Vergleich des Bundes der Steuerzahler findet Ihr hier, unseren Bericht zum Thema Hundesteuer aus dem Jahr 2015 hier auf Mainz&.

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Keine goldenen Wasserhähne: Neuer Bischof Kohlgraf stellt neues Bischofshaus vor – Loriot in der Küche und Schumann am Flügel

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Der designierte Bischof sitzt etwas schüchtern auf dem kleinen Sofa aus dem 18. Jahrhundert, ein Erbstück. „Es muss noch gemütlicher werden“, sagt Peter Kohlgraf und guckt sich noch etwas verloren in dem leeren Zimmer um. In einer Altbauwohnung im 3. Stock in der Domstraße 12, der kleinen Gasse direkt hinter dem Dom, wird der neue Mainzer Bischof künftig wohnen. Am 27. August wird der Theologieprofessor im Mainzer Dom zum Bischof geweiht und dann sein Amt als Nachfolger des in Ruhestand gegangenen Kardinal Karl Lehmann antreten. Und weil Bischofsresidenzen seit dem legendären Limburger Bischof Tebartz-van-Elst ein heikles Thema sind, lud das Bistum am Donnerstag zur Besichtigung ins neue Bischofshaus. Ein Besuch bei einem, der gerne auf seinem Flügel spielt, Loriot-Fan ist und sich gesellschaftlich einmischen will.

Der designierte Mainzer Bischof Peter Kohlgraf auf der Türschwelle seines neuen Bischofshauses: Domstraße 12 in Mainz. – Foto: gik

„Für viele Leute war es die erste Frage: Na, hast Du auch eine goldene Badewanne?“, berichtet Peter Kohlgraf von den Reaktionen auf sein neues Bischofshaus. Seit „dieser Limburger Geschichte“ beschäftige das die Leute sehr – Kirche und Geld, das sei ja stets ein besonders heikles Thema, sagt der 50-Jährige. Die Limburger Geschichte – das waren die Bauexzesse des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van-Elst, der 2013 mit seiner luxuriös ausgeschmückten Bischofswohnung in Limburg bundesweit Schlagzeilen machte. Nun sitzt Kohlgraf mit verhaltener Miene auf seinem kleinen, antiken Sofa und sagt, er hätte ja nie gedacht, „dass mal so viele Journalisten mein Wohnzimmer sehen wollen.“

Das neue Wohnzimmer des designierten Bischofs steht in der Domstraße 12, jener kleinen Gasse voller Altbauhäuser direkt hinter dem Dom, die die Mainzer im Volksmund gerne „das kalte Loch“ nennen. „Hier zieht es einfach immer“, sagte Architekt Herbert Geib, der für den Umbau des Hauses verantwortlich war: Das vierstöckige Haus wurde von April bis jetzt komplett saniert. Rund 700.000 Euro investierte das Bistum in das Bischofshaus, die Kosten wären ohnehin angefallen, sagte Domdekan Heinz Heckwolf: Vor zwei Jahren, im August 2015, brannte der Dachstuhl komplett aus, ein Schwelbrand verursacht durch defekte Kabel. Das ganze Haus war durch Brand und Löschwasser in Mitleidenschaft gezogen worden und stand seither leer.

Nein, es gibt keine goldene Badewanne und auch keine goldenen Wasserhähne: Badezimmer im neuen Bischofshaus in Mainz. – Foto: gik

So wurde das unscheinbare Altbau-Reihenhaus zur neuen Residenz für den neuen Bischof: Am Osterdienstag hatte Papst Franziskus den 50 Jahre alten gebürtigen Kölner Theologieprofessor zum Nachfolger von Kardinal Karl Lehmann ernannt. Lehmann war Pfingsten 2016 an seinem 80. Geburtstag in den Ruhestand gegangen, der inzwischen 81-Jährige soll in der eigentlichen Mainzer Bischofsresidenz am Bischofsplatz wohnen bleiben. Man habe dem inzwischen doch ziemlich gebrechlichen Lehmann einen Umzug nicht zumuten wollen, verriet Heckwolf Mainz&.

Also musste ein neues Bischofshaus her – mit der Domstraße 12 wandelt Kohlgraf auch gleich auf historischen Spuren: Hier wohnte bereits Bischof Albert Stohr nach dem Zweiten Weltkrieg, auch Kardinal Hermann Volk wählte das Haus als seinen Ruhesitz. Der frühere Domkapellmeister Mathias Breitschaft wohnte hier ebenso wie diverse andere Bistumsmitarbeiter. Nun wurden Böden, Wände, Decken und Fenster sowie die veraltete Haustechnik erneuert, zwei schmucklose Einbauküchen,  zwei moderne Bäder.

Rund 380 Quadratmeter stehen dem neuen Hausherrn künftig zur Verfügung: Im Erdgeschoss und im 1. Stock sind die Dienstzimmer mit Büros und Empfangsräumen, auch eine der Einbauküchen für die Bewirtung von Gästen ist hier eingebaut. In einem großen Büro im 1. Stock wird Kohlgraf künftig arbeiten, rund 100 Kisten mit Büchern warteten darauf, ausgepackt zu werden, verrät er. Die Wände sind noch leer, auch Möbel fehlen noch. Seine Privatwohnung liegt im 3. Stock, rund 100 Quadratmeter stehen ihm hier für den persönlichen Gebrauch zur Verfügung. Sein Schlafzimmer mag der neue Bischof nicht zeigen, „ich schlafe aber nicht auf einem Nagelbrett“, sagte er trocken.

Doch Extravaganzen wie goldene Wasserhähne sucht man hier vergeblich: Modern, aber schlicht ist die Einrichtung gehalten, lediglich bei der Farbe der Wände hab er ein Votum abgeben dürfen, verrät Kohlgraf – sie sind in schlichtem hellgelb. In einer kleinen Vitrine haben alte Bücher und einige Heiligenbilder ihr Zuhause, zwei Kreuze harren der Aufhängung, beides seien Familienerbstücke, verrät Kohlgraf: Eines habe der zweite Mann der Oma aus Ostpreußen mitgebracht, das andere stamme von seiner Tante, ein Erbstück der Vaterseite. „Über die Ästhetik kann man streiten, aber man hängt an solchen Familienstücken“, sagt Kohlgraf. Nebenan im Zimmer, auf einem alten Sideboard, stehen Bilder von Kohlgrafs Eltern sowie seinem vier Jahre älteren Bruder.

Peter Kohlgraf an seinem Yamaha-Flügel in seiner neuen Bischofswohnung in Mainz. Und ja, er hat auch gespeilt. – Foto: gik

Der neue Bischof ist gebürtige Kölner, der Sohn eines Maurermeisters und einer Krankenschwester, wuchs zwischen Betonmischmaschine und Krankenhaus-Nachtschichten auf. Als er 12 Jahre alt war, starb der Vater, die Mutter musste arbeiten gehen – Sohn Peter verbrachte manche Nacht mit ihr im Krankenhaus. Zum Priesterberuf habe ihn vor allem die Erfahrung in der Kirchengemeinde gebracht, erzählt er Mainz&, aber auch Priester, die er getroffene habe, hätten ihn geprägt. Kohlgraf studierte in Bonn Theologie, promovierte dort auch, wurde 2012 Professor für Pastoralseelsorge in Mainz. „Ich arbeite mit Menschen und für den lieben Gott – es gibt nichts Schöneres“, sagt er.

Er selbst sei ein Stadtmensch, sein Domizil im rheinhessischen Partenheim mit dem Landleben eigentlich eine Ausnahme gewesen, verrät er, und dass er sich darauf freue, wieder „mitten im Getümmel“ zu leben. „Ja, ich koche auch selbst“, verriet Kohlgraf den Journalisten, er experimentiere gerne mit frischem Gemüse. Das hat er künftig direkt vor der Haustür: Wenige Schritte entfernt, auf dem Mainzer Wochenmarkt. Gemütlich sei sein Partenheimer Heim gewesen, klein und verwinkelt, sein Lieblingsplatz dort ein gemütlicher Kachelofen, verrät Kohlgraf – und schaut sich ein bisschen wehmütig in den neuen Räumen um: Leer ist es noch in der Bischofsresidenz, viele Kisten stehen unausgepackt herum.

Der neue Mainzer Bischof Peter Kohlgraf in seiner neuen Wohnung mit Bildern und Möbelstücken. – Foto: gik

An der Wand lehnt ein Koffer, ein Tenorsaxophon sei darin, verrät Kohlgraf, auch Klarinette spiele er, „das habe ich sogar richtig gelernt.“ Prunkstück im Wohnzimmer ist aber fraglos der große Yamaha-Flügel, auf Bitte der Journalisten nimmt Kohlgraf auch daran Platz. Die Noten seien doch noch gar nicht ausgepackt, wehrt er sich und gibt dann doch ein kleines Stück aus den „Kinderszenen“ von Robert Schumann zum besten. In einer Band habe er mal Klavier gespielt, erzählt Kohlgraf, und dass er auch jede Menge Kölner Karnevalslieder könne. „Das Mainzer Repertoire“, sagt er noch, „muss ich mir erst noch draufschaffen.“

Dass der Kirchenmann voller tiefgründigen Humors steckt, merkt man an jeder Ecke. In der Küche warten Loriots Frühstücksei und ein Schild mit der Aufschrift „Bless this Mess“ aufs Aufhängen. Am Flügel spielt der designierte Bischof inzwischen „Hänschen klein, ging allein“ und erzählt, er werde keine klassische Haushälterin und auch keinen Kaplan beschäftigen. „Ich finde, die jungen Leute gehören in die Gemeinden“, sagt er fest, und dass er auch Jugendlichen zeigen wolle, dass Kirche viel mehr zu bieten habe, als die oft dächten. Einmischen wolle er sich, sagt Kohlgraf noch, auch inhaltlich zu Themen der Gesellschaft. Die Integration werde sicher ein wichtiges Thema sein, ethische Themen in der Medizin weitere. „Die Frage nach einer christlichen Identität, das wird ein Thema für den Bischof sein“, sagt Kohlgraf: „Wenn ein Thema relevant ist, werde ich mich dazu auch zu Wort melden.“

Loriot-Fan ist er auch… Die Schilder in der neuen Einbauküche von Peter Kohlgraf im Mainzer Bischofshaus. – Foto: gik

Geduldig beantwortet er die tausend Fragen der Journalisten. Aus dem Fenster geht der Blick direkt auf den Dom, hinten hinaus wartet eine kleine Terrasse in einem noch sehr schmucklosen Gärtlein auf den neuen Bischof. Unter dem Dach, in einem kleinen Raum, entsteht eine winzige Kapelle, direkt nebenan: ein spartanisch eingerichtetes Gästezimmer. Hier habe Kohlgraf die erste Nacht in dem neuen Domizil verbracht, „seit heute ist jetzt auch sein eigenes Bett da“, verrät Architekt Geib. Hat der neue Bischof eigentlich Hobbys, außer der Musik? „Fahrradfahren“, sagt er spontan, das wolle er in Mainz auch weiter pflegen: „Wenn jemand mit einem schwarzen Fahrrad an Ihnen vorbei fährt, schauen Sie genau hin“, rät er.

Info& auf Mainz&: Die Bischofsweihe von Peter Kohlgraf findet am Sonntag, den 27. August 2017, ab 13.00 Uhr im Mainzer Dom statt und wird von einem Fest der Begegnung flankiert. Mehr dazu findet Ihr in diesem Mainz&-Artikel, unser ausführliches Porträt über den neuen Bischof lest Ihr hier. Am Dienstag legte Kohlgraf bereits seinen Amtseid auf die Verfassung in der Staatskanzlei ab – mehr dazu findet Ihr hier. Ein kleines Video zu Bischof Kohlgraf am Flügel findet Ihr übrigens auf der Mainz&-Facebookseite. Und natürlich haben wir auch eine kleine Fotogalerie für Euch: Voilà – das neue Bischofshaus!

 

 

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Unwetterschutzdamm für Hechtsheim im Kesseltal wird erneuert: Vor 40 Jahren Wasserflut im alten Ortskern

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Er ist eine Art Nässe-Bollwerk für Hechtsheim und mittlerweile ein wenig in die Jahre gekommen: Der Unwetterschutzdamm Kesseltal. Wir wussten bisher ja nicht einmal, wo das Kesseltal liegt, geschweige denn, dass es da einen Damm gibt, tatsächlich ist das dort stehende Bollwerk ein wichtiger Schutz für den Hechtsheimer Ort: Vor rund 40 Jahren etwa ergossen sich aus den Feldern zwischen Hechtsheim und Ebersheim wahre Wassermassen in den alten Ortskern. Es war Winterende, die Erde noch steinhart gefroren, die Erde konnte die herabströmenden Regenmengen nicht speichern – Hechtsheim stand unter Wasser. Unmittelbar danach begannen die Planungen für den noch heute aktiven Schutzdamm, jetzt muss das Bauwerk erneuert werden: Bäume haben sich tief in den Damm gegraben und das Bauwerk geschwächt.

Da ist das Kesseltal, und da ist auch der Unwetterschutzdamm, der jetzt saniert wird. – Karte: Wirtschaftsbetrieb Mainz

„Vor allem die im Zentrum des Dammes stehenden Bäume haben die Sanierungsarbeiten nötig gemacht“, berichtete Jeanette Wetterling, Vorstandschefin der Mainzer Wirtschaftsbetriebe: Die Wurzeln hätten sich mit den Jahren tief in das Bauwerk hinein gegraben und dessen Substanz geschwächt. Die mächtigen Pflanzen hätten gar während eines Sturms umkippen und den Damm dann sogar zerstören können, deshalb hatten sie vor knapp zwei Jahren gefällt werden müssen. Nun wird der Damm repariert und zwar zuerst in seinem Zentrum: Die Seite, an der sich Wasser und Schlamm im Unwetterfall stauen würden, wird mit einer Spezialfolie abgedichtet. Danach wird der Bereich mit Erde aufgeschüttet und um 1,50 Meter verstärkt. „Das wird den Damm zukunftssicher machen“, sagte Wetterling.

Die Baumfällungen seien leider „ein notwendiges Übel“ gewesen, bedauert der Wirtschaftsbetrieb, doch man wolle dem natürlich abhelfen: Zum Abschluss der Arbeiten würden wieder Bäume an den Rändern des Damms gepflanzt, verspricht Wetterling – und zwar „sogar doppelt so viele, wie entfernt werden mussten.“ Schließlich lebten in dem Bereich zahlreiche Tierarten.

Infoplakat zur Sanierung des Unwetterschutzdammes im Kesseltal südlich von Mainz-Hechtsheim. – Foto: Wirtschaftsbetrieb Mainz

 

Insgesamt werden bei dem Vorhaben rund 1.600 Kubikmeter Erde bewegt und 1.400 Quadratmeter Spezialfolie verlegt. Bis zum Winter soll die rund 250.000 Euro teure Baumaßnahme fertig sein – damit sie in Hechtsheim auch in Zukunft keine Gummistiefel benötigen. Zumindest nicht wegen einer Überschwemmung….

Das Kesseltal liegt übrigens in den Feldern direkt südlich von Hechtsheim, etwa in Höhe des Wirtschaftsparks und östlich neben der Rheinhessenstraße. Wer die Adresse Am Kesseltal nachschlägt, findet darunter heute Restaurants und eine Tankstelle – eine kleine Straße am Ortseingang von Ebersheim ist nach dem kleinen Tal benannt. Das eigentliche Tal liegt aber nördlich und östlich davon – ein Fahrradweg führt hier hindurch nach Mainz.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Wirtschaftsbetrieb Mainz findet Ihr auf dieser Internetseite. Ihr habt Fragen zu der Dammsanierung oder den Bauarbeiten? Antworten gibt’s hier: Telefon 06131 und dann 9715-301 oder per Email unter Wirtschaftsbetrieb.mainz@stadt.mainz.de.

 

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GWC&: Rotweinlust in der Nase und Architektur, um die Sterne zu erreichen – Weingut Pauser in Flonheim

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Sie machte Schlagzeilen als Weinkönigin Rheinhessens und gleich danach mit ihren ausdrucksstarken Rotweinen: Eva Pauser aus Flonheim ist eine der herausragenden Jungwinzerinnen Rheinhessens. Für den Blog der Great Wine Capitals hat Mainz&-Chefin Gisela Kirschstein die inzwischen 33 Jahre alte Mutter eines kleinen Pausers besucht und sich erneut verzaubern lassen von einer charmanten Gastgeberin, toller Architektur und natürlich den immer noch wunderbaren Rotweinen. Das Lesestück zum Wochenende für Euch!

Herzliche Gastgeberin, tolle Winzerin: Eva Pauser in ihrer Vinothek in Pauser’s Quartier in Flonheim, – Foto: gik

Weingläser und Snack stehen schon bereit, als ich in Pauser’s Vinothek in Flonheim im Herzen Rheinhessens eintreffe. Doch die Augen sind noch viel zu beschäftigt die Schönheit der Umgebung einzusaugen: Die großzügige Couchlandschaft unter dem leuchtend rot-grünen Gemälde, die warmen Holztöne der Theke, den Blick in den Barriquekeller und den anderen aus dem Fenster über die Weinberge Rheinhessens. „Schade, dass man Wein nicht streicheln kann…“ steht auf der Fassade des neuen Kellers. Nun, bei Pauser’s kommen sie dem ziemlich nahe.

„Der erste Architekt wollte uns Türmchen und Sprossenfenster verkaufen“, sagt Eva Pauser, und lacht, „ich wollte mehr das Schlichte, etwas Echtes, kein Schickimicki.“ Nun steht am Rande von Flonheim ein hochmodernes Ensemble von Gebäuden mit klaren Linien und Elementen mit verrostetem Stahl, einem modern-gemütlichen Innenleben und einem Weinkeller, der mit der Schwerkraft arbeitet. „Wir haben den Keller so gebaut, dass eine Frau in ihm arbeiten kann ohne große Kräfte einsetzen zu müssen“, sagt Eva. Pauser’s Quartier nennen sie es – und gewannen damit den Great Wine Capital Best of Wine Tourism Award 2017 in der Kategorie Architektur & Gärten.

Moderne Architektur gepaart mit Frauenpower: Eva Pauser vor der Vinothek in Pauser’s Quartier. – Foto: gik

 

„Das Weingut wurde eigentlich immer von Frauen geleitet“, erzählt Eva. Es ist eine dieser typischen Rheinhessen-Geschichten von Hidden Champions und bodenständigen Meistern. Großmutter Amanda Pauser war eine der ersten Winzerinnen der Region, in den 1960ern begann sie mit dem Flaschenwein-Direktverkauf. 1978 gehörte ihr Sohn Friedrich zu den Top-Ten-Winzern in Deutschland, wirklich bekannt ist das nicht.

„Er hat es nie nach außen getragen“, sagt Eva, „mit 16, 17 Jahren habe ich deshalb gesagt: Wir müssen Gas geben und das nach außen tragen.“ Und das hat sie: 2005 wurde Eva Weinkönigin von Rheinhessen, eine der ersten, die das Erscheinungsbild vom biederen Grüßmädchen zur modernen Weinfachfrau revolutionierte. „Ich wollte zeigen, dass ich nicht nur Dekoration bin, sondern auch was im Kopf habe“, sagt sie: „Ich habe lieber eine Stunde mehr an meiner Rede gearbeitet als vorm Spiegel zu stehen.“ Ihren eigenen Kopf – Eva Pauser hatte ihn immer schon.

Weinfamilie Pauser: Eva, Mutter Cornelia und Vater Friedrich Pauser im Weinkeller. – Foto: Pauser

Winzerin wollte sie werden, schon mit 16 Jahren, machte erst einmal eine Ausbildung als Industriekauffrau bei einer großen Kellerei in Bingen, danach ihren Weinbautechniker in Bad Kreuznach. Aber was ihr Leben änderte, war ein Arbeitstrip nach Kalifornien, ins Nappa Valley: „Ich kam als eine andere Eva zurück“, erzählt sie: „Viel selbstbewusster – und mit Rotweinlust in der Nase.“

Seitdem haben ihre Syrahs, Merlots und Cabernets Ruhm und Preise eingesammelt, obwohl doch den schweren Roten so gar keine Chancen in Rheinhessen eingeräumt wurden. „Das wächst hier nie“, sagten die Alten, Eva ließ sich nicht beirren. „Ich wusste, dass wir hier die Böden und das Klima dafür haben“, betont sie. Schwere Lehm-Löß-Verwitterungsböden mit Sandstein haben sie hier in Flonheim, dazu jede Menge Sonnenstunden. „Brottrocken“, sagt Eva.

Wein mit Stil: Pauser’s Quartier in Flonheim. – Foto: gik

Bodenständigkeit und Pioniergeist, hier haben sie beides. Vater Friedrich pflanzte Chardonnay und Sauvignon Blancs noch mit Ausnahmegenehmigung. Bis heute stehen Vater und Tochter gemeinsam im Keller – er für die Weißen, sie für die Roten. „Ich liebe das“, sagt Eva, „da kann uns nichts trennen.“ Das Wissen der Alten über Weinberge und Weinmachen, da höre sie immer ganz andächtig zu – um es dann mit modernen Ideen zu fusionieren.

Nun ist sie 33 Jahre alt und Mutter des kleinen Vincent – wo soll die Reise noch hingehen? „Zu den Sternen“, lacht Eva – und zeigt auf das Weinetikett. „Es wird weniger Gold geben auf den neuen Etiketten, und wir werden unsere Qualitätsstufen nach Sternen benennen.“ Capella, Vega and Sirius, den hellsten Stern für die höchste Stufe, kombiniert mit natürlichen Farben. „Wir arbeiten ja mit dem lieben Gott, unsere Werkstatt liegt unter freiem Himmel“, sagt Eva, „das passt.“ Himmel und Erde – bei Pauser’s in Flonheim haben sie ein Meeting.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Weingut Pauser findet Ihr hier im Internet. Wieso Mainz& über die Great Wine Capitals bloggt und was es mit den GWC-Awards auf sich hat, das könnt Ihr hier lesen. Infos zur Great Wine Capital Mainz sowie die Blog-Geschichten auf Deutsch hier entlang bitte! Wer die Original-Englischen-Geschichten lesen will – bitteschön, die gibt es hier auf dem offiziellen Great Wine Capitals Blog. Und hier könnt Ihr lesen, wie Mainz& den Blogger-Wettbewerb gewann – die Siegerreportage findet Ihr hier: Mit dem Oldtimerbus….

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Schule beginnt: LKA gibt Tipps für sicheren Schulweg – Schulwegpläne und gelbe Füße – Bloß kein Elterntaxi!

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Am Montag beginnt in Mainz das neue Schuljahr 2017/2018 und für viele Erstklässler ist es der Start in einen aufregenden, neuen Lebensabschnitt: Schulbeginn! Damit aber tummeln sich auf unseren Straßen auch Hunderte unerfahrene junge Verkehrsanfänger – der Schulweg kann da durchaus schon mal zum Risiko werden. Aber keine Angst: Es gibt gute Möglichkeiten, dem vorzubeugen. Den Schulweg unbedingt mit dem Kind trainieren, rät etwa das Landeskriminalamt: Sicheren Weg festlegen und die Kinder souverän im Umgang mit Straßenverkehr machen. Dann klappt das auch mit dem Schulweg ganz alleine – das Elterntaxi ist nämlich eine leider weit verbreitete Unsitte. Experten warnen: Kinder werden so zur Unselbstständigkeit erzogen – und leben damit viel gefährlicher.

Begleiten, trainieren, zutrauen – das rät das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz in Sachen Schulwegvorbereitung. Foto: LKA RLP

„Es gibt meist keinen Grund, Kinder morgens mit dem Auto in die Schule zu chauffieren“, sagt Claudia Neumann, Expertin für Spiel und Bewegung beim Deutschen Kinderhilfswerk. Das nämlich führe zu teils chaotischen Verkehrssituationen vor den Schulen: „Eltern, die ihr Kind bis vor das Schultor fahren, gefährden dabei oftmals andere Kinder“, warnt die Expertin. Hektisch geparkte Autos erzeugen nämlich gerade für Kinder unübersichtliche Situationen, zu Fuß gehende Schüler müssten sich nicht selten durch ein wahres Autolabyrinth drängen – das erhöht die Unfallgefahr enorm. „Viele Gefahren entstehen erst durch den Elternverkehr“, warnte die Mainzer Polizei schon 2014, „die Eltern tun ihren Kindern dadurch nichts Gutes.“

Laut einer Studie des ADAC 2014 ist das Elterntaxi sogar gefährlicher als der Schulweg zu Fuß: 2013 seien allein 10.363 Kinder unter 15 Jahren im Auto ihrer Eltern zu Schaden gekommen – deutlich mehr als Kinder, die zu Fuß unterwegs waren. Gleichzeitig gehe durch die regelmäßigen Hol- und Bringdienste die selbständige Mobilität von Schulkindern immer mehr verloren. „Den Kindern, die auf der Rückbank sitzen, wird das Erfolgserlebnis verwehrt, den Schulweg eigenständig bewältigen zu können“, sagt auch Neumann. Studien zeigten, dass es in der Entwicklungsphase der Kinder wichtig sei, selbstständig Entscheidungen zu treffen und positive Erfahrungen zu machen, sagt Michael von Focht von der Mainzer Polizei. Sein Sohn  laufe morgens „mit Stolz geschwellter Brust in die Schule – weil, man ist ja schon groß.“

Experten aller Couleur betonen nämlich vor allem eines: Sicher ist der Schulweg dann, wenn Kinder sich souverän im Straßenverkehr bewegen und den besten Weg zu ihrer Schule genau kennen. Das müsse gar nicht immer der allerkürzeste Weg sein, betont das LKA: Verkehrsreiche Kreuzungen, unübersichtliche Straßenabschnitte und andere Gefahrenpunkte sollten nach Möglichkeit nicht zum Schulweg gehören. Deshalb gilt: Unbedingt den Schulweg vorher testen und mit dem Kind mehrfach einüben! „Erklären und zeigen Sie Ihrem Kind, wie es sich beim Überqueren der Fahrbahn verhalten soll“, raten die Experten: „Tauschen Sie mal die Rollen: Lassen Sie sich von Ihrem Kind führen und auf richtiges Verkehrsverhalten aufmerksam machen.“

Aktion Bitte kein Elterntaxi 2014 im Polizeipräsidium Mainz. – Foto: gik

Die Stadt Mainz hat auf ihrer Homepage Schulwegpläne im interaktiven Stadtplan zum ansehen, natürlich geben auch die Schulen selbst Tipps dazu. In verschiedenen Stadtteilen gibt es dazu an verschiedenen Stellen gelbe Füße auf den Fußböden – in Bretzenheim startete gerade eine weitere Aktion dazu. Die gelben Füße markieren auf dem Boden geeignete Stellen, um die Straße zu überqueren, ein guter Hinweis für Kinder, wo sie gut über die Straße gehen können. Eine weitere gute Möglichkeit sind Laufgemeinschaften: „Kinder lernen, auf sich und andere aufzupassen, wenn sie allein oder in einer Gruppe zur Schule gehen“, sagt Marion Laube vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Etwas selbst bewältigen zu können stärke zudem die Eigenverantwortung und das Selbstbewusstsein – „und diese Souveränität hilft den Kindern auch in anderen Situationen“, sagt Laube.

Natürlich kann es Situationen geben, wo die Fahrt zur Schule nicht zu vermeiden ist – etwa, wenn es keinen Schulbus gibt – was in Mainz nicht der Fall sein dürfte – oder der Schulweg exorbitant lang ist. Dann raten VCD und das Deutsche Kinderhilfswerk Fahrgemeinschaften zu gründen, denn auch die trügen dazu bei, das Verkehrsaufkommen vor den Schulen erheblich zu mindern. Dabei können in einiger Entfernung zur Schule eine Elterntaxihaltestelle eingerichtet werden, so könnten die Kinder immerhin die letzten 300 bis 500 Meter gemeinsam zu Fuß gehen.

Eltern fahren vor allem auch dann Kinder zur Schule, weil sie Angst um deren Sicherheit haben, dem aber kann man auch ohne Auto auf die Sprünge helfen: Bei Dunkelheit, Dämmerung und schlechten Wetterverhältnissen helfen helle Kleidung und reflektierende Accessoires an Schuhen und Jacken sowie am Schulranzen. Außerdem rät die Polizei: Ein gesundes Frühstück und ein kleiner Zeitpuffer sorgen für die nötige Konzentrationsfähigkeit auf dem Schulweg. Schulleiter bestätigen: Kinder, die zu Fuß zur Schule kommen, sind tatsächlich meist ausgeglichener und können sich besser konzentrieren. Nun wisst Ihr Bescheid 😉

Info& auf Mainz&: Infos und Tipps zum sicheren Schulweg gibt es unter anderem beim VCD Deutschland auf dieser Internetweite. Ende September gibt es zudem bundesweite Aktionstage „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“, mehr dazu findet Ihr hier. Zu den Schulwegplänen der Stadt Mainz geht es hier auf der Homepage der Stadt. Unseren ausführlichen Bericht zu den Probleme mit dem Elterntaxi findet Ihr hier.

 

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