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Start 2017 August

Monatsarchive: August 2017

Mainz sucht wieder Stadtradler: Aktion Stadtradeln vom 12.8. bis zum 1.9.2017 – Auftakt mit 2. Fahrrad-Filmfestival

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Von Samstag an können die Mainzer beweisen, wie wichtig ihnen der Radverkehr in ihrer Stadt ist: Die Stadtverwaltung sucht wieder Stadtradler! Vom 12. August bis zum 1. September nimmt die Stadt an dem bundesweiten Wettbewerb Stadtradeln teil – inzwischen schon zum 6. Mal. Dabei sammeln alle registrierten Radfahrer in Mainz binnen der 21 Tage möglichst viele Radkilometer, und zwar egal, ob privat oder auf dem Weg zur Arbeit. Das Ziel: Das Fahrrad als Verkehrsmittel erproben, eine gute Platzierung für Mainz erstrampeln – aber auch der Stadt Verbesserungsmöglichkeiten im Radverkehr aufzeigen. Mitmachen kann jeder, der in Mainz wohnt, arbeitet oder hier eine Schule oder Verein besucht. Zum Auftakt am Samstag lädt die Stadt zum 2. Mainzer Fahrrad-Filmfest in den Eulchen-Schlossbiergarten.

Hoch das Rad! Oder vielmehr: hoch AUFS Rad! Vom 12.8. bis 1.9. sammelt Mainz beim Wettbewerb Stadtradeln wieder Radkilometer. Zum Auftakt gibt’s ein Internationales Fahrrad-Filmfestival. – Foto: Filmfestival Mainz

Das Stadtradeln wurde vor zehn Jahren ins Leben gerufen und ist eine nach Nürnberger Vorbild weiterentwickelte Kampagne des Klima-Bündnis, dem nach eigenen Angaben größten Netzwerk von Städten, Gemeinden und Landkreisen zum Schutz des Weltklimas. Mehr als 1.700 Mitglieder in 26 Ländern Europas gehören dem Bündnis an, da passt es, dass das Stadtradeln in diesem Jahr erstmals auch von Städten außerhalb Deutschlands durchgeführt werden kann – Stadtradeln goes Europa!

Die Idee dahinter: Ein Wettbewerb, der auf die Bedeutung, aber auch die Defizite des Radverkehrs aufmerksam macht, den Klimaschutz befördert und den Rädern den Weg als tägliches Verkehrsmittel ebnet. Ziele der Kampagne sind nämlich Bürger zur Benutzung des Fahrrads im Alltag zu motivieren, aber explizit auch, die Themen Fahrradnutzung und Radverkehrsplanung verstärkt in die kommunalen Parlamente einzubringen. „KommunalpolitikerInnen als die lokalen EntscheiderInnen in Sachen Radverkehr sollen im wahrsten Sinne des Wortes verstärkt „erfahren“, was es bedeutet, in der eigenen Kommune mit dem Rad unterwegs zu sein und Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation für RadfahrerInnen dann anstoßen und umsetzen“, heißt es auf der Stadtradeln-Homepage im Internet. Zudem solle die Politik durch Radeln ihre Vorbildfunktion wahrnehmen – in Mainz geschieht das bereits: Die grüne Verkehrsdezernentin Katrin Eder ist nach Möglichkeit in der Stadt mit dem Fahrrad unterwegs.

Vom 12. August bis zum 1. September heißt es denn in Mainz auch wieder: Kilometer sammeln! Mainz macht zum insgesamt 6. Mal mit, 2016 beteiligten sich in Mainz an dem Wettbewerb rund 800 Teilnehmer in 60 Teams. Die Teilnehmer fuhren in 21 Tagen rund 200.000 Kilometer mit dem Rad, das bedeute umgerechnet eine Ersparnis von 28 Tonnen CO2, heißt es bei der Stadt. Mit den erradelten Kilometern hatten die Mainzer den Äquator um das 4,83-Fache umrundet. „Wir erhoffen uns, diese Zahlen zu toppen, weil es ja auch noch das Jubiläum „200 Jahre Rad“ ist“, sagte Stadtsprecher Ralf Peterhanwahr gegenüber Mainz&. In diesem Jahr haben sich bislang 366 Teilnehmer in 37 Teams registriert, die Stadt hofft, dass das bis Samstag noch deutlich mehr werden.

Mainz setzt vom 12.8. bis 1.9.2017 aufs Rad – hofft die Stadt. Hier die Raddemo Critical Mass im Juni 2017. – Foto: gik

 

Mitmachen kann dabei jeder, der in Mainz wohnt, lebt, arbeitet oder hier eine Schule oder einen Verein besucht. Dabei zählt jeder einzelne gefahrene Radkilometer – und zwar egal, ob privat oder beruflich gefahren. Ausgenommen sind nur echte Radrennen oder Kilometer auf dem Heimtrainer. Mitmachen dürfen hingegen auch E-Bikes und Pedelecs, denn auch die gelten nach der Straßenverkehrsordnung als Fahrräder. Allerdings müssen die Teilnehmer Teams bilden und sich in diesen im Internet registrieren – schon zwei Leute können aber gemeinsam ein Team bilden. Einzelpersonen wiederum können sich Teams anschließen, etwa dem Offen Team Mainz. Die Stadt selbst wiederum schickt vier eigene Teams ins Rennen: rund 50 Leuten treten in den Teams Stadtplanungsamt, Grün- und Umweltamt, Zitadelle und Personalrat an, auch der Wirtschaftsbetrieb stellt ein eigenes Team. Aber auch Umweltministerium, Polizei, Feuerwehr, Banken und Ärzte bilden Teams – oder eben Privatpersonen.

Gesucht wird bei dem Wettbewerb Deutschlands fahrradaktivste Kommunalparlamente und die fahrradaktivste Kommune insgesamt, sowie die fleißigsten Teams und Radler in den Kommunen selbst. Fahrradaktivste Kommune wurde 2016 die Stadt Hannover mit rund 9.000 Teilnehmern und rund 1,5 Millionen gefahrenen Radkilometern, Silber ging mit 7.345 Radlern und 1.390.344 Kilometern nach Leipzig. Das fahrradaktivste Kommunalparlament stand 2016 in der Dorfgemeinde Thaining, Silber ging hier an Gau-Algesheim in Rheinland-Pfalz. Mainz kam mit seinen Kilometern übrigens im vergangenen Jahr auf Platz 42 – von 495 teilnehmenden Kommunen. In Mainz gibt es zudem einen eigenen Unterwettbewerb Schulradeln, den 2016 klar die IGS Bretzenheim mit rund 7.400 Kilometern und 1.051 Kilogramm eingespartem CO2 für sich entschied.

Fahrradfahren mit Stil – seit 200 Jahren. Plakat der Kampagne Stadtradeln zum Geburtstag des Fahrrads.

Für den Wettbewerb zählt übrigens jeder einzelne Fahrradkilometer, egal ob auf dem Weg zur Arbeit, zum Einkaufen, zum Frisör oder einfach zum Spazierfahren. Und Mainzer können sogar Kilometer angeben, die sie in anderen Städten mit dem Rad fahren, „denn Klimaschutz endet an keiner Stadt- oder gar Landesgrenze“, wie es beim Stadtradeln explizit heißt. Man kann sogar Kilometer für zwei Städte sammeln, wenn man etwa in der einen lebt und in der anderen arbeitet. Gezählt werden die Radkilometer im Internet: Jeder Radfahrer ermittelt seine Radkilometer per Kilometerzähler, Fahrradcomputer oder einer Smartphone-App, auch schätzen ist erlaubt!

 

Die gefahrenen Kilometer werden täglich oder wöchentlich – wie man will – in einen Online-Radkalender eingetragen, wer kein Internet hat, kann sie auch per Erfassungsbogen an seine Kommune schicken. Am einfachsten ist die Erfassung via der eigenen Stadtradeln-App, dort kann man seine Strecken direkt erfassen und in den Online-Kalender eintragen. Die Eingabefrist für die Kilometer endet sieben Tage nach dem Ende des Stadtradelns in der Kommune, danach sind keine Einträge oder Änderungen mehr möglich! Teams können aber noch bis zum letzten Aktionstag gegründet und Kilometer registriert werden, die Bedingung ist aber, dass die gefahrenen Kilometer innerhalb der 21-Tage-Frist zurückgelegt wurden. Jede Kommune legt sich diese 21 Tage übrigens selbst irgendwann zwischen Mai und September.

Und dann gibt es noch die Stadtradel-Stars: Personen, die sich verpflichten, binnen der 21 Tage kein Auto von innen zu sehen. Die Stadtradel-Stars steigen für den Aktionszeitraum komplett aufs Rad oder auf öffentliche Verkehrsmittel um. „Man verpflichtet sich, das Auto nicht mehr anzufassen“, erklärt Peterhanwahr, zur Motivation gibt’s Präsente. Schon bei kleinen Strecken wie fünf Kilometern, die etwa auch noch täglich zurückgelegt würden, kämen am Ende gewaltige Summen zusammen, verspricht der Stadtsprecher.

Und noch einen Effekt soll das Stadtradeln haben: Auf Probleme im Radwegenetz aufmerksam machen. Wem schlechte Punkte auffallen, kann sie direkt auf der Plattform RADar! melden, so erfährt die Stadt direkt, wo es hängt – in Mainz könnte das eine schöne Liste werden: Gerade erst gab’s beim ADFC-Fahrradtest schlechte Noten fürs Mainzer Fahrradklima. „Helfen Sie mit, Mainz auch in Zukunft attraktiv zu gestalten und zeigen Sie, wie viele Radlerinnen und Radler dieses Ziel schon heute unterstützen“, bittet die Stadt.

Zur Motivation startet die Aktion Stadtradeln mit einem Fest: Am Samstag, den 12. August, findet im Eulchen-Biergarten im Rahmen des Mainzer Filmsommers das 2. Fahrrad-Filmfestival statt. Ab 15.00 Uhr wird es im Eulchen-Biergarten im Innenhof des Kurfürstlichen Schlosses Programm und Informationen rund um den Drahtesel geben, mit dabei sind unter anderem der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und einige Fahrradhändler. Ab etwa 20.00 Uhr werden Fahrradfilme gezeigt.

Info& auf Mainz&: Mehr zur Aktion Stadtradeln mit allen Infos zu Spielregeln und Hintergrund findet Ihr hier im Internet, zur Seite der Stadt Mainz samt Anmeldung und Teams hier entlang bitte. Dort findet Ihr auch einen Link zur Meldeplattform RADar! Infos beantwortet ansonsten die Mainzer Fahrradbeauftragte Franziska Voigt unter Telefon 06131 und dann 123405 oder unter mainz(at)stadtradeln.de. Infos zum Filmsommer und dem Fahrrad-Filmfestival gibt es hier.

 

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E-Busse für Wiesbaden: Hessische Landeshauptstadt will Flotte bis 2022 komplett auf E-Mobilität umstellen

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Es klingt wie eine Vision aus der Zukunft: Saubere Busse, ohne Emissionen, schnurren durch die Stadt, die Elektrofahrzeuge surren nur leise, Krach und Abgase gehören der Vergangenheit an. Was klingt wie eine Vision, soll in nur fünf Jahren Realität werden: In Wiesbaden wollen sie bis 2022 die komplette Busflotte auf Elektromobilität umstellen. Als erste Stadt bundesweit soll der komplette öffentliche Nahverkehr emissionsfrei werden. Als Mainz& vor einigen Wochen mal in Mainz vorsichtig fragte, warum so etwas hier nicht angedacht werde, hieß es nur: Unmöglich. Unfinanzierbar. Falsch, sagen die Wiesbadener – und haben schon einen genauen Plan in der Tasche für die E-Busse für Wiesbaden.

Roter ESWE-Bus in der Wiesbadener Innenstadt, an der Wilhelmstraße. – Foto: ESWE Wiesbaden

„Wir haben uns vorgenommen, bis 2022 den ÖPNV vollständig emissionsfrei zu betreiben“, erzählt Frank Gäfgen, seit Januar Geschäftsführer der ESWE-Verkehrsgesellschaft, im Interview mit Mainz&. Ein Baustein dafür ist die neue Citybahn, die Wiesbaden mit seinen Vororten und auch mit Mainz verbinden soll. 30 Dieselbusse will die Wiesbadener Verkehrsgesellschaft ESWE damit schon einmal ersetzen, 35.000 Autofahrer zum Umstieg auf den ÖPNV bewegen. Der zweite große Baustein in dem ehrgeizigen Wiesbadener Plan aber lautet: eine komplette Flotte E-Busse für Wiesbaden.

Die Aufgabe ist gigantisch: 220 Busse fahren derzeit in Wiesbaden, keine einzige Stadt in Deutschland hat sich bisher an ein Mammutprojekt dieser Größe getraut. „Wir werden jedes Jahr 55 Fahrzeuge beschaffen“, sagt Gäfgen, als wäre es das Normalste der Welt, „also 2019, 2020, 2021 und 2022.“ Eine europaweite Ausschreibung werde es geben, dazu ein komplett neues Betriebs- und Verkehrskonzept samt Personalschulung. „Wir müssen die Fahrzeuge dann nach Energiezustand einsetzen, es wird einen Paradigmenwechsel geben“, sagt Gäfgen: „Das ist eine super Sache, das macht richtig Spaß.“

Der Grund für den Paradigmenwechsel in Wiesbaden: „Wir haben einfach dicke Luft, und wir müssen etwas tun“, sagt Gäfgen. Seit Jahren reißt die Kurstadt am Taunusrand die Grenzwerte in Sachen Stickoxide, wie viele Städte. Und wie rund 20 Städte bundesweit klagt auch in Wiesbaden die Deutsche Umwelthilfe vor Gericht auf Einhaltung der Grenzwerte – auch hier drohen Diesel-Fahrverbote. Und beim ADFC-Fahrradklimaindex landete man gerade auf dem letzten Platz – die Stadt erstickt in Pkw- und Busverkehr.

Schnurren bald nur noch lautlose, emissionsfreie Busse durch Wiesbaden? – Foto: ESWE Wiesbaden

 

Die Deutsche Umwelthilfe fordert, die Städte müssten im Kampf gegen dreckige und schädliche Luft deutlich mehr tun – DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch forderte im Interview mit Mainz&, die Städte müssten ihre Busflotten auf Elektromobilität oder andere umweltfreundliche Antriebsverfahren umstellen. In Mainz hieß es dazu bisher: unfinanzierbar. Zwischen 250.000 und 350.000 Euro setzt die MVG für die Anschaffung eines neuen Busses an, der müsse dann mindestens 15 Jahre fahren, um sich wirtschaftlich zu rechnen, heißt es in einer Antwort im Stadtrat vom November 2016. Ein Wasserstoffbus koste dagegen rund 900.000 Euro – die Erneuerung der gesamten Busflotte binnen 15 Jahren sei damit hochgradig unrealistisch. Die MVG setzt für die Zukunft auf Brennstoffzellenbusse, elf dieser Fahrzeuge sollen demnächst gemeinsam mit Wiesbaden und Frankfurt angeschafft werden – fürs ganze Rhein-Main-Gebiet.

In Wiesbaden entschieden sie sich dagegen für einen kompletten Systemwechsel aller 220 (!!) Busse. Eine Lösung habe hergemusst, sagt Gäfgen, es gehe ja auch um die Lebensqualität und um die Qualität der Luft in der Kurstadt Wiesbaden. „Es gibt überhaupt keine Alternative, als genau in diese Richtung zu gehen“, betont der Geschäftsführer – und wenn man auch nur einen E-Bus anschaffe, brauche man die Infrastruktur mit Ladestationen ohnehin. Dann, sagten sie in Wiesbaden, „können wir es auch gleich ganz machen.“

Der Trick dabei: Zwar gebe es richtig viele Fördertöpfe für E-Mobilität, „aber an die geht ja keiner ran“, sagt Gäfgen. So werde Wiesbaden nun den Großteil der Fördermittel des Landes Hessen abschöpfen, ein Letter of Intent der Landesregierung zur Förderung von 110 Bussen liege bereits vor. Gefördert würden 40 Prozent der Differenzsumme bei der Anschaffung zwischen einem Dieselbus und einem E-Bus: 250.000 bis 300.000 Euro koste in etwa ein Dieselbus, ein E-Bus hingegen runde 480.000 Euro, sagt Gäfgen. Hessen hatte kürzlich ein Programm zur Förderung von E-Bussen aufgelegt.

Frank Gäfgen, seit 1. Januar 2017 Geschäftsführer der Wiesbadener ESWE, will die Busse emissionsfrei machen. – Foto: ESWE

„Der Elektrobus ist tatsächlich ein Teil der Antwort“, sagt der Binger Professor für Biobrennstoffe, Oliver Türk. Seit 2011 untersucht Türk den Einsatz von Elektrobussen im öffentlichen Nahverkehr, zwei E-Busse wurden 2013 und 2014 im Einsatz getestet. Für Strecken bis 200 Kilometer pro Tag sei ein Elektrobus absolut geeignet, sagt Türk. In Bingen soll nun bis Jahresende ein Elektrobus in den regulären Einsatz gehen, das Land fördert das Modellprojekt mit bis zu 255.000 Euro. In Trier sollen in Kürze drei E-Busse angeschafft werden, das Projekt wird vom Bundesverkehrsministerium mit rund 407.000 Euro gefördert.

Auch Wiesbaden will die Bundestöpfe anzapfen: Neben der Absichtserklärung des Landes liege der ESWE schon ein Zuwendungsbescheid vom Bund vor, sagt Gäfgen – für 35 Fahrzeuge inklusive Infrastruktur. „Das umfasst auch Werkstatt und Personalschulung“, sagt Gäfgen, geschätzte 44 Millionen Euro blieben damit wohl an der Stadt Wiesbaden hängen. Dass die Stadtverordnetenversammlung das Geld bewilligt, daran hat Gäfgen keinen Zweifel. „Wir beschaffen ja sowieso regelmäßig zwischen 12 und 18 Busse pro Jahr“, sagt er. Wiesbaden habe deshalb auch eine sehr moderne Busflotte, diese Altfahrzeuge könne man dann wiederum gut verkaufen. „Da kriegen wir auch einen ordentlichen Batzen Geld rein“, sagt Gäfgen, „wenn Sie damit hingegen in fünf oder sechs Jahren anfangen, wird der Dieselbus an Wert verloren haben.“

Und so könne Wiesbaden gerade davon profitieren, der Erste zu sein: „Ich könnte mir vorstellen, dass andere Städte nachziehen“, sagt Gäfgen – handele Wiesbaden jetzt, könne man sich Produktionskapazitäten der E-Bus-Hersteller sichern. „Ab 2020 wird bei den meisten Herstellern die Serienfertigung einsetzen“, sagt er, „wenn nächstes Jahr oder so andere Städte auch aufwachen, könnte es enger werden.“

Hingegen könne das ja auch für den E-Bus-Hersteller, der die Ausschreibung für die Wiesbadener Flotte gewinne, ein Referenzprojekt sein. Eine Machbarkeitsstudie soll der Stadt bei der Umsetzung helfen, der Betriebshof in Stadtmitte sei der ideale Aufladeort für die Busse, sagt der Geschäftsführer, die zudem ausschließlich mit Naturstrom geladen werden sollen. Warum also scheint in Wiesbaden zu gehen, was woanders für unüberwindbar gehalten wird? „Es ist eine Frage der Prioritätensetzung“, sagt Gäfgen, „wir haben einfach den Mut, diese Vision, dieses ambitionierte Projekt umzusetzen.“

Info& auf Mainz&: Mehr zur gerade erst neu nachgewiesenen Schädlichkeit von Diesel-Fahrzeugen lest Ihr hier bei Mainz&, das ganze Interview mit DUH-Geschäftsführer Resch hier bei Mainz&.

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Citybahn GmbH gegründet: Wiesbaden und Mainz halten je 50 Prozent – Nutzen-Kosten-Analyse läuft – Bürgerbeteiligung im Herbst?

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Die Citybahn soll ja bereits ab 2022 Mainz und Wiesbaden miteinander verbinden, Wiesbaden wirbt vehement für das Projekt. In Mainz hält man sich zu dem Thema bisher nach außen hin sehr bedeckt – über eine Beteiligung mochten weder die Stadtwerke noch die Stadtspitze bisher etwas sagen. Doch eine Beteiligung der Mainzer Seite ist nun Fakt: Am 3. August wurde die CityBahn GmbH notariell gegründet – und zwar von  den Mainzer Stadtwerke AG und der WVV Wiesbaden Holding GmbH. Beide Gesellschafter halten jeweils 50 Prozent des Stammkapitals, teilte die Stadt Wiesbaden am Montag mit. Gegenstand der neuen Gesellschaft CityBahn GmbH seien „die Planung, der Bau und der spätere Betrieb der CityBahn Mainz – Wiesbaden – Bad Schwalbach in Verbindung mit dem vorhandenen Mainzer Straßenbahnnetz.“

Mainzelbahn auf Theodor-Heuss-Brücke: Schon in fünf Jahren könnte das Realität sein. Dafür wurde nun die Citybahn GmbH gegründet. – Fotomontage: gik

Damit wird das Projekt Citybahn voran getrieben: Von 2022 an sollen die ersten Bahnen zwischen den beiden Landeshauptstädten rollen – und zwar von Mainz aus voran getrieben. Das sagte der Geschäftsführer der Wiesbadener ESWE-Verkehrsbetriebe Hermann Zemlin Mainz& in einem offiziellen Interview: Wir bauen von Mainz aus“, sagt Zemlin, das mache das Projekt billiger und schaffe Akzeptanz, wenn die ersten Bahnen schon einmal rollten. Die Citybahn soll vom Hauptbahnhof in Mainz vermutlich über die Große Bleiche zum Rhein und dort über die Theodor-Heuss-Brücke bis zum Wiesbadener Hauptbahnhof rollen. Die Mainzer müssten ihre etwa 6,8 Kilometer lange Strecke selbst bezahlen – bislang hieß es hier auf alle Mainz&-Anfragen dazu: „Das ist derzeit kein Thema.“

Wirklich nicht?

Erster Plan für eine Strecke der Citybahn zwischen Wiesbaden und Mainz. – Grafik: ESWE

Ehrenamtliche Geschäftsführerin der neuen Citybahn GmbH ist neben Zemlin  die Geschäftsführerin der Mainzer Verkehrsgesellschaft Eva Kreienkamp. Hauptaufgabe sei die Fertigstellung der Nutzen-Kosten-Untersuchung für die Strecke Mainz – Wiesbaden – Bad Schwalbach, heißt es weiter. Die Analyse sei „die Voraussetzung für eine finanzielle Förderung des CityBahn-Baus durch den Bund und die Länder Hessen und Rheinland-Pfalz“. Parallel dazu würden „vordringlich die Streckenabschnitte ‚Hauptbahnhof-West bis Theodor-Heuss-Brücke‘ auf Mainzer Seite und ‚Theodor-Heuss-Brücke bis Hochschule RheinMain‘ auf Wiesbadener Seite“ abgestimmt geplant, und das gleich mit möglichen Alternativlösungen. „Ebenso dringlich“ sei die Vorbereitung der Bürgerbeteiligung, denn bereits in diesem Herbst sollten die Planungen „mit der jeweils betroffenen Bürgerschaft diskutiert werden.“

In Wiesbaden sind die Vorbereitungen ohnehin weit vorangeschritten: Das hessische Umweltministerium habe die Baumaßnahme bereits für die Bundesförderung angemeldet, sagte Zemlin im Gespräch mit Mainz&, und auch die Finanzierung sei bereits durchgeplant: Bei positivem Kosten-Nutzen-Ergebnis werde der Bund 60 Prozent der Kosten für die Strecke tragen, 27,5 Prozent gebe das Land Hessen dazu, sagte Zemlin. Für Wiesbaden blieben bei dem insgesamt rund  450 Millionen Euro teuren Gesamtprojekt Kosten von rund 17 Millionen Euro für den Streckenbau.

Dazu haben die Gesellschafter Mainzer Stadtwerke und WVV Wiesbaden Holding dem Rheingau-Taunus-Kreis eine Beteiligung an der CityBahn GmbH angeboten. Der Kreistag werde im September dazu und zu der Aufnahme der Planung der Strecke Wiesbaden – Bad Schwalbach durch die CityBahn GmbH eine Entscheidung treffen, teilte die Stadt Wiesbaden weiter mit. Man begrüße „diese regionale Zusammenarbeit als beispielgebend für den öffentlichen Personennahverkehr in der Region.“

Und auch die ersten Pläne für die Mainzer Strecke gibt es schon: Via Große Bleiche. – Grafik: ESWE

Die 16,9 Kilometer lange Strecke soll von der Wiesbadener Hochschule bis zum Mainzer Hauptbahnhof reichen und auf das Mainzer Straßenbahnnetz abgestimmt sein. 149 Millionen Euro veranschlagen erste Voruntersuchungen für diesen Streckenabschnitt – für Wiesbaden wäre es nach jahrzehntelangem Streit der Einstieg in ein Straßenbahnnetz. In der hessischen Landeshauptstadt will man das Projekt unbedingt, um den emissionsfreien Nahverkehr zu erreichen – und um die Kapazitäten im öffentlichen Personenverkehr zu erhöhen. Die Citybahn soll in naher Zukunft zudem bis nach Bad Schwalbach führen und so die frühere Aartalbahn reaktivieren.

Mainz&-Kommentar: Bleibt die Frage: Warum bekennt man sich in Mainz nicht zum neuen, nächsten Straßenbahnprojekt? Während hinter den Kulissen offenbar Fakten geschaffen und Planungen intensiv voran getrieben werden – schweigen die Verantwortlichen in Mainz. Mainz&-Recherchen wurden übrigens als falsch deklariert und abgetan – die neuen Fakten bestätigen unsere Geschichte nun in vollem Umfang. Es wird also höchste Zeit, dass die Mainzer ihre Karten offen auf den Tisch legen – schon in den nächsten ein, zwei Jahren müsste nämlich mit dem Bau einer Straßenbahntrasse durch die Große Bleiche und über die Theodor-Heuss-Brücke begonnen werden. Sagen mag das in Mainz derzeit offenbar niemand… hat man Angst vor der Reaktion der Mainzer auf ein weiteres Bauprojekt? Irgendwie peinlich, wenn derzeit die Wiesbadener ganz freimütig in ihren Mitteilungen Klartext reden. Mainzer Planungen inklusive.

Info& auf Mainz&: Die komplette Geschichte zur Citybahn mit einem Gespräch mit ESWE-Geschäftsführer Hermann Zemlin lest Ihr hier bei Mainz&. Alle Informationen rund um das Projekt Citybahn in Wiesbaden findet Ihr auf dieser Internetseite, dort könnt Ihr auch die bisherigen Pläne und Studien detailliert einsehen. Mehr zum ehrgeizigen Ziel der Wiesbadener für einen emissionsfreien Personennahverkehr lest Ihr hier bei Mainz&: Bis 2022 will Wiesbaden komplett auf Elektro-Busse umrüsten.

 

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Radbenutzung Brücke: Radstreife der Polizei findet Fahrt auf Fahrbahn der Theodor-Heuss-Brücke zu gefährlich

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Radfahrer sollen ja derzeit die Theodor-Heuss-Brücke mitten auf der Fahrbahn für Autos überqueren – das Straßenverkehrsamt Wiesbaden hatte Ende Juli diese Regelung beschlossen. Doch daran gibt es massiv Kritik der Radfahrer: Die Brücke mit ungeduldigen Autos im Nacken zu überqueren, damit fühlen sich die allermeisten offenbar nicht wohl. Und in die Kritik stimmt nun – ganz vorsichtig – die Mainzer Polizei mit ein: Nachdem es vermehrte Bürgerbeschwerden gegeben habe, testete die Fahrradstreife der Mainzer Polizei die Brückenregelung nun selbst. Das Ergebnis: Auch die radfahrenden Polizisten fanden die Nutzung der regulären Fahrbahn zu gefährlich. Das Problem dabei: Radfahrer müssen nun über die Brücke schieben, wenn sie den Fußweg benutzen wollen. Damit aber wird eine wichtige Radroute in die Innenstadt mal eben unterbrochen.

Eine Radstreife der Mainzer Polizei testete am Mittwoch die Theodor-Heuss-Brücke mit der derzeitigen Radfahrregelung. – Foto: Polizei Mainz

 

Offiziell ist der Bürgersteig über die Theodor-Heuss-Brücke ein kombinierter Rad- und Fußweg, den sich in der Regel problemlos Radfahrer mit Fußgängern teilen. Doch seit die Brücke Anfang Juli Baustelle ist, steht nur noch eine Brückenseite zur Verfügung – und damit nur noch eine Wegeseite für beide Richtungen. Das sei zu eng, entschied das Straßenverkehrsamt Wiesbaden nicht ganz zu unrecht – und entschied, die Radfahrer für die Zeit der Bauarbeiten auf der regulären Fahrbahn fahren zu lassen. Der Mischverkehr mit den Autos sei möglich, weil die Geschwindigkeit auf Tempo 30 km/h reduziert worden sei, hieß es. Ein Überholen der Radfahrer sei ohnehin nicht zulässig, Radfahrer sollten ruhig selbstbewusst in der Mitte fahren.

Das sorgte umgehend für kritische Reaktionen, auch von Mainz&-Lesern: „Wow, ich will nicht wissen, in welche Konflikte man da als Radfahrer gerät“, schrieb eine Leserin auf unserer Facebook-Seite, der durch Baustellen und Sperrungen ohnehin bereits genervte Autofahrer werde die Radfahrer doch nur als „rollendes Hindernis“ sehen – was mit Sicherheit zu Drängeln, Hupen und Aggressionen führen werde. „Als Autofahrer kann man froh sein, dass sich niemand der Radfahrer daran hält“, schrieb denn auch Mainz&-Leser Norman von Rück, „und als Radfahrer würde ich mich nicht auf die Straße trauen.“

Genau das passierte offenbar: Radfahrer benutzen weiter den Bürgersteig, der aber derzeit nur ein reiner Fußweg ist – was wiederum zu Beschwerden der Fußgänger führte. Daraufhin entschloss sich die Mainzer Polizei, dort mal nach dem Rechten zu sehen – und schickte eine Fahrradstreife. Die führte am Mittwoch zwischen 8.30 Uhr und 11.00 Uhr eine „Überwachung“ der Theodor-Heuss-Brücke durch und testete dabei selbst die neue Regelung: „Wie es aktuell vorgeschrieben ist, wurde die Fahrbahn durch die Radstreife auf der PKW-Spur mehrfach befahren“, heißt es im Polizeibericht. Ergebnis Nummer 1: „Es konnte festgestellt werden, dass sich der Kraftfahrzeugverkehr hierdurch verlangsamte.“

Aber das war noch nicht alles: Die Polizei war natürlich auch gehalten, das Nichtbefahren des Fußgängerwegs zu kontrollieren – obwohl dort nach eigenen Angaben „kaum Personenaufkommen herrschte.“ Die Radfahrer wurden dann vor der Brückenauffahrt „auf die aktuelle Verkehrsführung hingewiesen“, daraufhin hätten sich bis zu 90 Prozent der Radfahrer dafür entschieden, das Rad lieber auf dem Fußgängerweg zu schieben anstatt auf der Fahrbahn zu fahren. „Viele erachteten es als zu gefährlich, über die Fahrbahn zu fahren“, schreibt die Polizei weiter, und fügt ausdrücklich hinzu: „Dieses Gefühl konnte die eingesetzte Radstreife beim Befahren der Fahrbahn nachempfinden und bestätigen.“

Die einzige sichere und korrekte Möglichkeit für Radfahrer, die Theodor-Heuss-Brücke bis zum Ende der Bauarbeiten Ende August zu überqueren, ist also das Rad zu schieben. Das aber bremst eine wichtige Radverbindung zwischen Mainz und den rechtsrheinischen Vororten aus – oder würdet Ihr ein Schild akzeptieren: „Autofahrer, bitte aussteigen und schieben?“ Also warum mutet man das Radfahrern einfach zu? Das zeigt den Stellenwert, den das Radfahren in unserer Autogesellschaft eben immer noch hat – und das war jetzt der Kommentar zum Bericht 😉

Info& auf Mainz&: Die Theodor-Heuss-Brücke soll noch bis Ende August Baustelle sein, Grund ist die Erneuerung der Fahrbahn. Mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&.

 

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Bilanz Summer in the City 2017: 45.000 Besucher bei 25 Konzerten – 34.000 Gäste auf Zitadelle und im Volkspark

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Der Summer in the City 2017 hat rund 45.000 Besucher zu insgesamt 25 Konzerten gelockt. Mit 17 Open Airs und 8 Indoor-Veranstaltungen habe die Konzertreihe zwischen Mitte Juni und Anfang August wieder eine erfolgreiche Saison gefeiert, sagte Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) zum Abschluss der Reihe. Das Festival habe „ein vielfältiges, weltoffenes und kulturell hochkarätiges Angebot für alle Kulturinteressierten von Jung bis Alt“ geboten, sagte die Dezernentin, die Konzerte seien „wirklich toll“ gewesen, sie sei hochzufrieden mit der diesjährigen Konzertreihe. Allerdings sanken die Besucherzahlen bei Summer in the City  deutlich: 2016 kamen noch 50.000 Besucher, 2017 besuchten 34.000 Gäste die Konzerte auf der Zitadelle und im Volkspark. Die übrigen 11.000 Besucher verteilten sich auf Konzerte an der Burgkirche in Ingelheim, den Domplatz sowie die Indoor-Konzerte.

Gehörte zu den Indoor-Highlights von Summer in the City 2017: Kenny Wayne Shepherd. – Foto: Frankfurter Hof

Mit Jazzstar Gregory Porter, Fado-Königin Mariza und Popstar Amy Macdonald sowie Chris de Burgh und den Pet Shop Boys kamen auch 2017 wieder Topstars zum Summer in the City nach Mainz. Dazu war die Vielfalt der Künstler so groß wie selten: Mit Mnozil Brass, Vinicio Capossela, Kenny Wayne Sheperd, Feist und Yann Tiersen seien Künstler gekommen, „die man lange nicht gesehen hat und die die Qualität von „Summer in the City“ einmal mehr unter Beweis stellten“, sagt Grosse. Auch Mnozil Brass in Ingelheim an der Burgkirche, Ben Becker mit „Ich, Judas“ auf dem Domplatz sowie Patricia Kaas gehörten aus Sicht der Dezernentin zu den Highlights. Für die Jüngeren gab es etwa  Philipp Poisel, Mark Forster und Namika.

Mit der schönen Atmosphäre des Volksparks sowie dem idyllischen Gelände der Zitadelle, aber auch dem Marktplatz am Dom sowie neu dem Ernst-Ludwig-Platz verfüge Mainz über variable Open Air Locations in jeder Größe, sagte Grosse weiter. Insgesamt kamen der Dezernentin zufolge rund 17.000 Besucher zu den Konzerten im Volkspark, mehr als 17.000 auf die Zitadelle – insgesamt waren rund 45.000 Gäste an allen Spielstätten. Die Verkaufszahlen lägen damit knapp hinter dem Ergebnis vom vergangen Jahr mit rund 50.000 Besuchern.

Genialste Konzertlocation, die Mainz je hatte: der Zollhafen mit der Riesenbühne und einmaligen Flair – das lockte Sting, Fanta 4, Neil Young und Mark Knopfler an. – Foto: gik

Der Besucherrückgang lag wohl auch daran, dass ein Megastar in diesem Jahr nicht dabei war: 2016 hatte Herbert Grönemeyer allein 16.000 Fans auf dem Messegelände in Hechtsheim begeistert – und die Megastars David Gilmour und Sting traten vor dem Bowling Green des Wiesbadener Kurhauses auf. 2015 hatten Superstar Mark Knopfler und die Fantastischen Vier begeistert – damals noch auf der genialen Bühne im Mainzer Zollhafen. Seit die nicht mehr zur Verfügung steht wegen des Baus des neuen Stadtviertels dort, tut sich Mainz offenbar schwer damit, Topstars nach Mainz zu locken.

Auch das Messegelände steht offenbar für Großevents nicht mehr zur Verfügung – 2017 musste hier auch das Techno-Festival Love Family Park abgesagt werden. Die Organisatoren gaben an, man habe sich nicht mit dem Vermieter einigen können. So fehlt Mainz derzeit eine Konzertlocation für echte Großevents jenseits der 10.000 Zuschauer mit richtig genialem Flair – derzeit ist für Flair die Zitadelle zuständig und für Größe der Volkspark, wo es allerdings immer wieder Probleme mit Anwohnerbeschwerden gibt.

So wartete der Summer in the City 2017 mit einer größeren Vielfalt an Künstlern und mehr kleineren Indoor-Konzerten im Frankfurter Hof auf – was ursprünglich nicht der Sinn der Reihe war: 1997 rief der Frankfurter Hof die Konzerte im Sommer mit international renommierten Rock-, Pop- und Weltmusik-Künstlern als Zeltfestival ins Leben. Seit 2012 ist „Summer in the City“ in der finanziellen und organisatorischen Verantwortung unter dem Dach der ZBM bei Mainzplus Citymarketing angesiedelt, inhaltlich verantwortlich ist nach wie vor das Kulturdezernat der Stadt Mainz. Wir sind gespannt, wie sich die Sommer-Festivalreihe weiter entwickelt.

Info& auf Mainz&: Einen Überblick über die Konzerte des Summer in the City 2017 geben wir Euch hier bei Mainz&.

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Erlebniswochenende im Landesmuseum: Römer, Kelten und Germanen zeigen Leben vor 2000 Jahren

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Es ist wieder so weit: Die Römer halten Einzug im Mainzer Landesmuseum! Und zwar „echt“: Am Wochenende lädt das Landesmuseum zum Erlebniswochenende, damit schlägt am 11. und 12. August die I. Römercohorte Opladen mitten im Museum ihr Lager auf. Und sie hat Verstärkung dabei: Erstmals sind im Mainzer Landesmuseum auch die Keltengruppe Carnyx und die Germanen der Gruppe Ars Replika zu Gast. Alle drei Gruppen gemeinsam entführen die Besucher in die Zeit vor rund 2000 Jahren – als sich Römer, Kelten und Germanen keineswegs grün waren und doch in Mainz teilweise durchaus friedlich zusammenlebten. Es erwarten Euch neben dem Römerlager auch militärischen Übungen und Kampfpraktiken der Römer, Kettenhemdstricken, Knochenstricken – und ein römischer Astronom.

Die I. Römercohorte Opladen bei einem früheren Römerfest im Innenhof des Mainzer Landesmuseums. – Foto: Landesmuseum Ursula Rudischer

Das Erlebniswochenende „Römer, Kelten und Germanen“ ist Teil des Rahmenprogramms zur diesjährigen Sonderausstellung des Landesmuseums Mainz, den grandiosen „VorZeiten – Archäologische Schätze an Rhein und Mosel“. Die Ausstellung in Kooperation mit der Landesarchäologie zeigt noch bis zum 29. Oktober in großartiger Aufbereitung verschiedene Objekte aus der Geschichte von Rheinland-Pfalz – zum Teil mehrere tausend Jahre alt. Gezeigt werden dort auch Schnabelkannen, Knochenwerkzeuge und ein römischer Mosaikboden, am Erlebniswochenende könnt Ihr nun selbst diverse Handwerkstechniken ausprobieren oder bei Spielen die damalige Zeit erkunden. So könnt Ihr die unterschiedlichen Küchen vergleichen und probieren oder auch die Handwerkstechniken wie Textilherstellung und Färben, Fibelherstellung, Knochenschnitzerei und Kettenhemdstricken ausprobieren.

Die I. Römercohorte Opladen hat es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Ausrüstung, die Lebensumstände und den Alltag des römischen Militärs und seines zivilen Umfeldes zu rekonstruieren und so authentisch wie möglich nachzuvollziehen. Für gewöhnlich haben die Legionäre das Marschlager einer Centurie, aber auch eine römische Garküche mit Weinausschank im Gepäck und geben Einblicke in die römische Wohn- und Arbeitswelt sowie in die Welt des römischen Militärs mit Exerzieren und Drill. Der seit über 30 Jahren bestehende Verein zählt zu den bekanntesten Römergruppen Deutschlands und begeisterte schon in den vergangenen Jahren die Besucher im Landesmuseum.

Die Keltengruppe Carnyx in voller Montur. – Foto: Carnyx

Die Keltentruppe Carnyx hat sich nach der Bezeichnung für eine keltische Kriegstrompete benannt und formierte sich im Frühjahr 1999 aus Tübinger Archäologen und historisch Interessierten. Im „keltischen Lager“ gibt es Vorgeschichte zum Anfassen: Gezeigt werden unter anderem die Ausrüstung und Bewaffnung keltischer Krieger oder auch Tracht und Schmuck der Frauen dieser Zeit. Die Reenacter präsentieren Brettchenweberei und Bogenschießen, keltisches Kochen und Lagerleben – alles rekonstruiert auf der Grundlage Linie archäologischer Bodenfunde und aus Nachrichten antiker Geschichtsschreiber.

Ars Replika wiederum rekonstruiert Kleidung, Gegenstände des täglichen Gebrauchs, Werkzeuge und Waffen aus verschiedenen Epochen – auch der Germanen. Der Verein wurde 1992 in Mainz von Studenten der Altertumswissenschaften und interessierten Laien gegründet und arbeitet seitdem erfolgreich mit Museen und vergleichbaren wissenschaftlichen Einrichtungen zusammen. Im Landesmuseum wird Ars Replica Alltagsleben aus dem 1. Jahrhundert nach Christus präsentieren – also Kleidung, Ernährung und Alltagsleben der Germanen. Weitere Epochen der Experten sind das Mittelalter in verschiedensten Ausformungen, also könnt Ihr die Mitglieder der Gruppe auch danach befragen.

Während des Erlebniswochenende ist natürlich Mitmachen angesagt, dazu könnt Ihr aber auch die Ausstellung vorZEITEN besichtigen und die Steinhalle, in der ja derzeit der rheinland-pfälzische Landtag seinen Plenarsaal hat. In der Lobby gibt es aber noch immer eine ganze Reihe Grabsteine römischer Soldaten zu besichtigen. Das nächste Erlebniswochenende im Landesmuseum findet übrigens am 16. und 17. September statt, das traditionelle Familienfest des Museums dreht sich dann um die Themen Erdgeschichte und Steinzeit.

Info& auf Mainz&: Erlebniswochenende „Römer, Kelten und Germanen“ am 12. und 13. August 2017 im Landesmuseum Mainz, jeweils von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr. Es gilt der übliche Museumseintritt von 6,- Euro, ermäßigt 5,- Euro. Mehr zum Mainzer Landesmuseum und der Ausstellung vorZEITEN findet Ihr hier im Internet.

 

 

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Theodor-Heuss-Brücke ist Baustelle – Vollsperrung am Sonntag, 13. August – Brücke soll Dienstag fertig sein

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Die Theodor-Heuss-Brücke ist ja das Schmuckstück an Brückenbauwerken in Mainz, die Stahlbogenfachwerkbrücke aus dem Jahr 1885 gehört zu Recht zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Doch das Schmuckstück muss natürlich auch instand gehalten werden – seit dem 4. Juli ist die Theodor-Heuss-Brücke deshalb leider mal wieder Baustelle und nur einspurig zu befahren. Die Fahrbahndecke muss erneuert werden, es ist der zweite Teil. Sechs Wochen sollten die Bauarbeiten dauern, doch wegen der schlechten Witterung verzögern sich die Arbeiten. Die gute Nachricht: Am 15. August soll die Brücke fertig sein! Am Sonntag, den 13. August, wird die Brücke aber ab 3.00 Uhr morgens und bis in den Abend hinein voll gesperrt – dann wird nach den ganzen Vorarbeiten die neue Fahrbahn eingebaut. Fußgänger und Radfahrer kommen trotzdem noch über die Brücke, ebenso die Busse. Radfahrer müssen aber schieben – für sie gilt während der Dauer der Baustelle: Sie sollen nicht den kombinierten Geh- und Radweg, sondern die reguläre Fahrbahn benutzen.

Nein, Sperrgebiet ist die Theodor-Heuss-Brücke noch nicht, aber eine einspurige Baustelle bleibt sie noch für ungefähr vier Wochen. – Foto: gik

Das Straßenverkehrsamt Wiesbaden entschied, Radfahrer für die Zeit der Bauarbeiten in der regulären Fahrspur fahren zu lassen, und das vor allem aus einem Grund: Derzeit steht nur ein Bürgersteig für Fußgänger und Radfahrer zur Verfügung, die Behörden befürchten, dass es dort zu eng wird, wenn sich auch noch Radfahrer begegnen müssen. Es könnten durch sich frontal entgegenkommende Radfahrer gefährliche Konfliktsituationen entstehen, heißt es in der Mitteilung – die Lösung: Ab auf die Fahrbahn. Der Mischverkehr mit den Autos sei möglich, weil die Geschwindigkeit auf Tempo 30 km/h reduziert worden sei.

Vergangenen Samstag wurden deshalb auf der Theodor-Heuss-Brücke gelbe Rad-Piktogramme aufgebracht – und zwar mittig auf den Fahrbahnen. Das soll Autofahrer und Radfahrer darauf hinweisen, dass eben AUF den Fahrbahnen Fahrrad gefahren werden darf und soll. Radfahrer werden gebeten, sich nicht an den äußersten rechten Rand drängen zu lassen, heißt es explizit: Ein Überholen mit ausreichendem Sicherheitsabstand sei aufgrund der geringen Fahrbahnbreite im Baustellenbereich ohnehin nicht zulässig. Natürlich dürft Ihr auch wie bisher das Rad auf dem Bürgersteig befördern – dann aber nur noch schiebend. Kinder bis zum vollendeten 10. Lebensjahr dürfen wie überall auch hier auf dem Gehweg mit dem Rad fahren. Die Neuregelung sorgte bereits für reichlich Ärger und Diskussionen – selbst die Mainzer Polizei befand die Fahrt mitten auf der Autospur für zu gefährlich.

Bagger auf Brücke: Das war bei der Erneuerung der Fahrbahnen 2014. – Foto: gik

Insgesamt wird die Fahrbahn auf der Theodor-Heuss-Brücke auf sechs Metern Breite erneuert, ebenso der Fuß- und Radweg von Kastel aus nach Mainz – betroffen ist also von Mainz aus gesehen die linke Brückenhälfte. Die andere Seite wurde bereits 2014 runderneuert, nun also folgt die Wiesbadener Seite. Dabei wird die Deckschicht mit einer Dicke von etwa 3,5 Zentimetern bis zur Schutzschicht abgefräst, ebenso die Schutzschicht entlang des Schrammbordes zum Bordstein auf einer Breite von 45 Zentimetern mit ausgebaut. Die Fugen entlang des Schrammbordes werden ausgeräumt und die Abdichtung auf einer Breite von 15 Zentimetern entfernt – was es alles gibt…

Dank der sehr ausführlichen Pressemitteilung der Stadt Mainz zu den Bauarbeiten können wir Euch auch den Rest genau erklären – wen das nicht interessiert, liest bitte weiter unten weiter. Die bestehende Beschichtung auf dem Geh- und Radweg wird nämlich mit einer speziellen Maschine abgeschält, die Oberfläche der freigelegten Stahloberfläche mittels Kugelstrahlen bzw. im Bereich des Geländers und des Schrammbordes mit Druckluftstrahlen vorbereitet für die neue Beschichtung.

Dann wird die Grundierungsschicht aufgebracht sowohl für Geh- und Radwegfläche wie für Schrammbord und Fahrbahnbereich. Es folgt das Aufbringen von Flüssigkunststoff von der bestehenden Abdichtung aus Bitumenschweißbahn bis hin zum Schrammbord, darüber der Einbau eines Edelstahlbandes und schließlich die Beschichtung der Geh- und Radwegfläche mit einem reaktionsharzgebundenen Dünnschichtbelag (RHD-Belag), der rutschhemmende Eigenschaften hat. Abschließend wird noch eine Versiegelung auf Polyurethanbasis aufgebracht.

Auch von unten wird an der guten alten Theodor-Heuss-Brücke gearbeitet: Es gibt neue Vogeleinflugschutzgitter. – Foto: gik

Die verschiedenen Materialien bringen aber auch Zwangspausen mit sich, weil die Materialien vor dem jeweils nächsten Beschichtungsgang erst einmal aushärten müssen, außerdem braucht es bestimmte Bauteiltemperaturen und Luftfeuchte. Die Stadt weist deshalb darauf hin, dass der Eindruck entstehen kann, auf der Baustelle werde nicht gearbeitet – das liege dann an den jeweiligen Aushärtungsschritten.

Die eigentliche Fahrbahn wird schließlich mit einer drei bis vier Zentimeter dicken Deckschicht aus Gussasphalt überzogen, die mit einer aufhellenden Gesteinskörnung aus Quarzit abgestreut wird. Dafür aber muss die Theodor-Heuss-Brücke vollständig gesperrt werden – und das soll nun am Sonntag, den 13. August, erfolgen. Eigentlich hatten die Arbeiten eine Woche früher, am 6. August, stattfinden sollen, das aber habe wegen des Wetters um eine Woche verschoben werden müssen. Für die Arbeiten würden drei Fahrspuren als Arbeitsraum benötigt, auf der verbleibenden vierten Fahrspur verkehren dann die Linienbusse und eventuelle Einsatzfahrzeuge – daher die nötige Vollsperrung.

Am Montag, den 14. August, werde dann noch einmal die Brücke einspurig pro Richtung befahrbar sein, teilte die Stadt Wiesbaden mit, das diene der notwendigen Restarbeiten. In der Nacht zum Dienstag sollen dann wieder alle Fahrspuren und der neue Geh-und Radweg für den Verkehr freigegeben werden.

Doch das ist nicht das Ende der Arbeiten an der Brücke: Der Vogeleinflugschutz muss ebenfalls erneuert werden, das aber passiert unter der Brücke – dennoch ist der Straßenverkehr auch dabei betroffen.  An den jeweils ersten Strompfeilern werden dabei die vorhandenen, zum Teil beschädigten Drahtnetze entfernt und durch stabileres Material aus verzinktem Lochblech ersetzt. Die Arbeiten werden mit Hilfe eines Korbgerätes von der Brückenoberseite aus ausgeführt, dafür werden jeweils Tagesbaustellen eingerichtet, und zwar in der (etwas) verkehrsärmeren Zeit zwischen 9.00 Uhr und 15.00 Uhr.

Und auch die nächsten Arbeiten sind schon in Sicht: Als nämlich 2014 die Fahrbahn von Mainz aus in Richtung Kastel erneuert wurde, reichte die Zeit nicht aus, um auch noch den Bürgersteig mitzumachen. So steht als eine der nächsten Maßnahmen die neue Beschichtung des Geh- und Radwegs in Richtung Kastel an.

Info& auf Mainz&: Wer Auto fährt in Mainz braucht angesichts der vielen Sommerbaustellen dringend Aufmunterung – wir haben da was für Euch: den närrischen Baustellen-Pin mit Narrenkappe! Darf in keinem Auto fehlen 😉 Und den könnt Ihr jetzt direkt auf Mainz& kaufen – genau hier. Mehr zu den anderen Mainzer Sommerbaustellen findet Ihr hier bei Mainz&. Die Neuregelung der Radfahrregelung auf der Brücke sorgt übrigens für viel Ärger – mehr dazu hier.

 

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Individuelle Sekte auf Champagnerniveau: Rüdiger Flik eröffnet Sektmanufaktur in Mainz

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Es ist wahrhaft historischer Boden: Im heutigen Marienhof in Mainz-Laubenheim gründete einst Christian Adalbert Kupferberg seine berühmte Sektmanufaktur. 1850 war das, nun, 167 Jahre danach, beherbergen die uralten Keller erneut einen Macher, der sich ganz dem edlen, prickelnden Genuss verschrieben hat: 2016 startete der gelernte Winzer Rüdiger Flik in den Räumen des Marienhofes die Sektmanufaktur Flik. Mitte Mai 2017 war die offizielle Eröffnung und die Vorstellung der ersten Sekte des Jahrgangs 2016 – es sind feinperlige Kreationen auf Champagnerniveau. Damit hat Mainz erstmals seit der Gründung der Sektkellerei Goldhand 1957 wieder eine individuelle Sektmanufaktur auf höchstem Niveau. Und an diesem Wochenende, dem 5. und 6. August ist Sommerfest, jeweils von 15.00 bis 22.00 Uhr!

Rüdiger Flik im alten Keller des Marienhofs in Mainz-Laubenheim. In den Barriquefässern baut er die Weine für seine Sekte auf Champagnerniveau aus. – Foto: gik

Dabei war Mainz einmal die Wiege der Sektproduktion Deutschlands: 1826 hatte der Württemberger Georg Christian Kessler in Esslingen die erste Sektkellerei Deutschlands gegründet, doch nur sieben Jahre später wagte der Mainzer Industrielle Christian Ludwig Lauteren als zweiter in Deutschland die Herstellung der beliebten Schaumweine. 1850 dann folgte die Gründung der Sektkellerei Kupferberg, die damit zu den ältesten Sekthäusern Deutschlands gehört – und deren Marken wie Kupferberg Gold bis heute Bestand haben. Kupferberg gehört heute zum Wiesbadener Sekthaus Henkell, Kupferberg selbst verließ den Ursprungsort Laubenheim 1855 – nachdem er die 60 Stock tiefen Keller auf dem Kästrich in Mainz erworben hatte.

60 Barriquefässer lagern im alten Keller des Marienhofs heute, „wir bauen alle unsere Weine in Holz aus, wie in der Champagne auch“, sagt Rüdiger Flik. Der 41 Jahre alte Winzer kommt gar nicht aus der Weinbranche: Der gebürtige Karlsruher ist einer der wachsenden Gruppe von Quereinsteigern in Sachen Weinbau. Eine frühere Freundin brachte ihn via Weinshop des Vaters in Kontakt mit der Weinszene, Flik fing Feuer – und studierte in Geisenheim Oenologie und Weinbau.

Die Sektsorten der Sektmanufaktur Flik – gut gekühlt. – Foto: gik

Doch statt wie andere Kollegen als Kellermeister auf Dauer in ein Weingut einzusteigen oder gar eines als Betriebsnachfolge zu übernehmen, tat Flik etwas völlig Ungewöhnliches: Er gründete 2011 eine reine Sektmanufaktur. „Schaumwein ist einfach eine Leidenschaft von mir“, sagt er. Natürlich gibt es in Deutschland keinen Mangel an Sektherstellern, Deutschland gilt als der weltweit größte Schaumweinmarkt mit mehr als 400 Millionen getrunkenen Flaschen pro Jahr.

Den Massenmarkt dominieren natürlich die Großen wie Rotkäppchen-Mumm, Henkell oder Schloss Wachenheim, doch immer beliebter wird auch deutscher Winzersekt. Hergestellt wird der meist von Weingütern als Nebenprodukt zur Weinherstellung, reine Sekthersteller sind auf kleinem, aber hohem Niveau ausgesprochen selten. Schloss Vaux im Rheingau ist da natürlich zu nennen, die Winzergenossenschaft Sprendlingen – und der Rheinhesse Volker Raumland, der mit seinen Kreationen nach Champagnerart selbst Franzosen zum Staunen bringt.

Auch das Vorbild von Rüdiger Flik lautet Champagne, doch erst einmal widmet er sich der Herstellung von rebsortenreinen Sekten: Zwei Riesling-Sekte, einen Chardonnay, einen Auxerrois und einen Pinot Noir kredenzt Flik derzeit seinen Gästen im Marienhof, es sind feine Kreationen mit viel Frucht und wenig Perlage, sanfte, cremige Sekte, bei denen man das lange Hefelager schmeckt. Von September bis Mai gären die Weine bei Flik auf der Hefe, „wir benutzen keine Schönung, machen nur leichte Filtration“, erklärt er. Die fertigen Weine reifen dann noch einmal 12 bis 24 Monate in der Flasche auf der Champagnerhefe, die zweite Gärung, bei der die Kohlensäure entsteht, findet in der Flasche statt. Méthode Champenoise heißt das, dass er auch bald Kreationen nach den Weinsorten der Champagne herstellt, will Flik nicht ausschließen.

Historischer Boden: Im Marienhof wurde einst die Kupferberg Sektkellerei gegründet, bisher baute hier Ralf Göheln Wein aus. Nun residiert hier die Sektkellerei Flik. – Foto: gik

Seine Barriques sind mindestens viermal vorher mit Weinen belegt gewesen, „dann geben sie keine Vanillenoten mehr an den Wein ab“, sagt Flik. Gewünscht ist hingegen die etwas dichtere Struktur, die das Holz dem Wein verleiht, die Weine werden dadurch voluminöser. Nur den Chardonnay, den baue er immer im 600-Liter-Holzfass aus, sagt Flik, „der wird dadurch deutlich filigraner und feingliedriger.“ Die Barrique-Fässer erhält er von seinem ehemaligen Lehrbetrieb – und das ist einer der besten der Branche: Im Weingut Bernhard Huber in Malterdingen am Kaiserstuhl absolvierte Flik ein Jahr lang ein Praktikum.

Der Burgunder-Spezialist Huber gehört zu den absoluten Top-Weingütern Deutschlands mit besonderem Händchen für Spätburgunder und Auxerrois. Flik lernte noch unter dem genialen Namensgeber Bernhard Huber, der Mitte 2014 verstarb. „Ich hatte das große Glück, dass ich da alles über Weinbau aufsaugen konnte, von einem der besten“, sagt Flik. Eigene Weinberge hat der Jungwinzer nicht, seine Trauben bekommt er von ehemaligen Studienkollegen: Der Auxerrois komme aus Gundersheim, der Riesling von der Hessischen Bergstraße.

Mit den Kollegen bespreche er genau die Arbeit im Weinberg, sagt Flik – Trauben für die Sektherstellung werden deutlich früher und mit weniger Mostgewicht gelesen als bei normalen Weinen. „Die physiologische Reife ist für uns ganz wichtig“, sagt Flik, „weil wir üppige Schaumweine machen wollen.“ Deshalb komme sein Riesling auch von der Hessischen Bergstraße, dort reiften die Rieslinge später, die Trauben bringen dann schon mehr Frucht und Gehalt mit.

Nach Mainz verschlug ihn schließlich die Liebe, und hier bekam er irgendwann mit, dass der Marienhof zur Disposition stand. „Wir haben uns nicht gesucht, aber gefunden“, sagt Marienhof-Inhaber Ralf Göhlen strahlend – Flik und seine Sektmanufaktur sind ein Glückgriff für den Winzer. Göhlens Großeltern kauften 1935 den Hof in Laubenheim, das Haus selbst wurde 1746 auf Mauern aus dem 12. Jahrhundert erbaut – einst stand hier ein Gut des Mainzer Liebfrauenstifts. Wein wurde hier schon immer hergestellt, nun aber gibt Göhlen das Weingut auf – mangels Expansionsmöglichkeiten und mangels Nachfolger.

Mit Flik kehrt der Hof nun zurück zu seinen Wurzeln als Heimat des Sektes. Und die neuen Kreationen sind schon jetzt preisgekrönt: Mit einem seiner ersten Kreationen holte Flik gleich einen der begehrten Preise beim Deutschen Sektpreis 2015.

Info& auf Mainz&: Mehr über die Sektmanufaktur Flik, Adresse, Anfahrt und Öffnungszeiten der Vinothek findet Ihr hier auf der Homepage im Internet. Fliks Sekte kosten zwischen 12,50 und 22,50 Euro und sind auf dem Marienhof selbst sowie im Internet und an diesen Verkaufsstellen in Mainz zu finden: Laurenz Weinbar, Villa Vinum, Weinhaus zum Beichtstuhl und Weinkontor Keßler. In Wiesbaden gibt’s Flik-Sekte bei Weinveritas. Sommerfest 5.-6. August 2017, jeweils von 15.00 bis 22.00 Uhr.

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