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Start 2017 September

Monatsarchive: September 2017

Jährliche Sirenenprobe am Mittwoch, 20.09.2017 – Probealarm mit Signal „Warnung der Bevölkerung“

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Wenn am Mittwoch um 18.00 Uhr die Sirenen in Mainz anfangen zu schrillen, ist das kein Grund zur Sorge: Die jährliche Sirenenprobe in Mainz ist mal wieder angesagt. Immer am dritten Mittwoch im September wird nämlich ein Sirenen-Probealarm durchgeführt. Das dient der Überprüfung der Funktionsfähigkeit der Sirenenanlagen, aber auch der Sensibilisierung der Bevölkerung – also von Euch. 😉 Denn auch ein Sirenenalarm will geübt sein, damit die Bevölkerung im Fall der Fälle die Signale erkennt. Für den diesjährigen Testlauf wird das Signal „Warnung der Bevölkerung“ ausgelöst: ein einminütiger auf-und abschwellender Heulton. Sollte der mal als echter Alarm ertönen, solltet ihr unbedingt das Radio anmachen und alle Fenster und Türen schließen – dann ist echte Gefahr in Verzug.

Sirene vom Typ E57, wie sie auch in Mainz steht – Foto: Thomas Schulze via Wikimedia

Einen echten Sirenenalarm hat es seit Jahrzehnten in Mainz nicht mehr gegeben – Gott sei Dank. Viele ältere Menschen erinnert das Heulen der Sirenen fatal an die Bombennächte im Zweiten Weltkrieg, kein Wunder, dass die Heultöne viel Unruhe auslösen. Im Ernstfall ist es aber noch immer die beste Methode, wirklich die gesamte Bevölkerung zu erreichen und zu warnen: Auch in Zeiten von Mobilfunk und Smartphone-Apps sei das „immer noch das wichtigste Mittel“, betont die Stadt Mainz. Nicht jeder hat heutzutage ein Smartphone oder das Handy permanent eingeschaltet. Das Sirenensignal wird auch nur bei Großschadensereignissen ausgelöst, sollte ein solcher Heulton erklingen, solltet Ihr unbedingt und sofort Folgendes tun:

  • • Rundfunkgerät einschalten und auf Durchsagen achten
  • • vorsorglich Türen und Fenster sofort schließen
  • • Klimageräte und Lüftungsanlagen im Gebäude und Fahrzeug (ggf. Umluft) abschalten
  • • Kindern und hilfsbedürftigen Menschen helfen
  • • Nachbarn und Bekannte informieren
  • • den Notruf nur bei dringenden Vorfällen kontaktieren

Mit dem Tonsignal wird „die Bevölkerung aufgefordert, weitergehende Informationen und Verhaltensregeln dem regionalen Rundfunk, der offiziellen Internetpräsenz der Stadt Mainz sowie der Homepage der Feuerwehr Mainz zu entnehmen“, heißt es offiziell von der Stadt Mainz. Natürlich werden heutzutage auch Warnmeldungen über die kostenlose Notfall-Informations- und Nachrichten-App (kurz: NINA) des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ausgegeben sowie über alle anderen Katastrophen-Warnsysteme wie etwa Katwarn.

In Mainz gibt es insgesamt rund 60 Sirenen im Stadtgebiet, die Standorte sind mögliche Gefahrenschwerpunkte wie etwa die Rheinlinie, Verkehrsknotenpunkte oder Industriegebiete. Die Sirenen werden durch die Feuerwehrleitstelle Mainz ausgelöst, die Feuerwehrangehörigen in Mainz selbst werden allerdings nicht über Sirenen zum Einsatz gerufen, sondern über Funkmeldeempfänger. Alle Sirenen in Mainz sind sogenannte Motorsirenen vom Typ E 57 und werden entweder gruppenweise oder vollflächig gestartet. Also: Nehmt die jährliche Sirenenprobe am Mittwoch ruhig ernst und hört mal hin, ob Ihr das Signal im Ernstfall auch gehört hättet.

Die Stadt Mainz möchte das übrigens tatsächlich gerne wissen: Unter dem Motto „Haben Sie es gehört?“ könnt Ihr der Stadtverwaltung eine Rückmeldung geben, ob Ihr die Sirenen denn überhaupt gehört habt. Dafür wird es ab Mittwoch, 20.09.2017, ein Online-Formular auf der Internetseite der Stadt Mainz geben, über das Ihr eine Rückmeldung zur Funktionsfähigkeit und Wahrnehmbarkeit der Sirenen hinterlassen könnt. So erhält die Stadtverwaltung einen Überblick, wo eventuell akustische Lücken und Schwachstellen einer Sirenenalarmierung im Stadtgebiet liegen. Für die Teilnahme dankt die Stadtverwaltung bereits vorab!

Info& auf Mainz&: Die jährliche Sirenenprobe findet in diesem Jahr am Mittwoch, den 20.09.2017, um 18.00 Uhr im gesamten Stadtgebiet von Mainz statt. Mehr zu den Smartphone-Apps NINA und Katwarn lest Ihr hier bei Mainz&. Das Rückmeldeformular der Stadt Mainz zur Wahrnehmung der Sirenen gibt es hier im Internet.

 

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Fertigstellung Schiersteiner Brücke verzögert sich weiter – Verkehr soll Ende November auf neuer Brücke rollen – Neu: Sperrung am Wochenende

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Die Fertigstellung der neuen Schiersteiner Brücke verzögert sich weiter. Eigentlich sollte ja bereits seit dem Spätsommer der Verkehr über die neue Brückenhälfte rollen, nun teilte der zuständige Betrieb Hessen Mobil mit: „Es gab Verzögerungen bei der Ausführung der Arbeiten.“ Welche Verzögerungen genau und warum, das teilten die Hessen nicht mit. Die ausführende Baufirma habe aber „in intensiven Gesprächen mit Hessen Mobil zugesichert, die Verzögerungen möglichst gering zu halten“, hieß es weiter. Man gehe nun davon aus, dass die Verkehrsfreigabe bis Ende November 2017 erfolge.

Die Fertigstellung des ersten Teils der Schiersteiner Brücke verzögert sich weiter. – Foto: gik

Damit bleibt die Schiersteiner weiter ein Nadelöhr für geplagte Pendler, und das immer länger… Die marode Autobahnbrücke muss ja durch einen Neubau ersetzt werden, in diesem Jahr noch soll die erste komplett neue Brückenhälfte an der stromabwärts gelegenen Seite fertig werden – eigentlich im Spätsommer. Doch das verschiebt sich nun um mindestens zwei Monate. Derzeit würden auf der Brücke verschiedene Arbeiten zeitgleich ausgeführt, hieß es weiter: Abdichtungs- und Gussasphaltarbeiten, die Montage eines Übersteigschutzes sowie die Anbringung des Brückengeländers und die Herstellung des Belags für den Geh- und Radweg.

Bereits abgeschlossen seien die Arbeiten zur Herstellung der Fahrbahnplatte auf der gesamten Brückenhälfte. Auf der Wiesbadener Seite wurde eine Dammverbreiterung im Bereich zwischen Äppellallee und Rheingaustraße durchgeführt. Der hier entstandene Anschluss werde augenblicklich als Baustellenzufahrt genutzt, um Arbeiten auf der neuen Brückenhälfte auszuführen. Im Anschluss an die Bauarbeiten wird in diesem Bereich eine Überfahrt auf den Anschluss zur A 643 hergestellt. Abschließend erfolgen die Ausstattungsarbeiten wie Schutzplanken, Wegweiser und Kleinbeschilderung.

Sobald die neue Brückenhälfte fertig ist, wird dann mit dem Abriss der alten Brücke und dem Neubau der zweiten Brückenhälfte begonnen. Damit wird die seit dem Brückencrash vor zwei Jahren geschlossene Abfahrt Mainz-Mombach wieder geöffnet, allerdings gleichzeitig die Auffahrt Mainz-Mombach geschlossen – fragt sich, was das größere Problem ist… Die Gonsenheimer befürchten eine hohe Verkehrszunahme in ihrem Stadtteil, da dann die nächste Auffahrt zur Schiersteiner Brücke bei ihnen liegt. Immerhin sollen mit dem neuen Brückenteil, wenn er dann kommt, endlich wieder zwei Fahrspuren von Mainz in Richtung Wiesbaden zur Verfügung stehen.

An diesem Wochenende verursachen die Bauarbeiten aber erst einmal neue Sperrungen: Von Samstagabend, dem 9. September, ab 21.00 Uhr wird die rechte Fahrspur von Wiesbaden in Richtung Mainz auf dem Übergangsstück zwischen Brücke und Festland gesperrt, es steht nur noch eine Fahrspur zur Verfügung. Die Sperrung soll bis 7.00 Uhr morgens dauern und wird noch einmal in der darauf folgenden Nacht – von Sonntag auf Montag – wiederholt. Die Sperrungen seien bewusst in die Nachtstunden gelegt worden, um den Verkehr möglichst wenig zu beeinträchtigen, hieß es weiter. Die Sperrung sei aber nötig, um anstehende Bauarbeiten abzusichern. Offenbar reichte das erste Wochenende zum Abschluss der Bauarbeiten nicht aus, deshalb wird auch am Samstagnacht vom 16. auf den 17. September die rechte Spur wieder gesperrt werden müssen.

Info& auf Mainz&: Über die Verzögerungen der Bauarbeiten an der Schiersteiner Brücke haben wir mehrfach berichtet – zuletzt genau hier. Mehr zu den Befürchtungen der Gonsenheimer über Extremstaus in ihrem Ortsteil findet Ihr hier. Und hier noch einmal die genauen Uhrzeiten der Sperrung einer Fahrspur:

  • Samstag, 9. September 2017, 21.00 Uhr, bis Sonntag, 10. September 2017, 7.00 Uhr, und
  • Sonntag, 10. September 2017, 21.00 Uhr, bis Montag, 11. September 2017, 4.00 Uhr
  • Neu dazu gekommen: Samstag, 16. September 2017, 21.00 Uhr, bis Sonntag, 17. September 2017, 5.00 Uhr

 

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Entwicklung an der LU – BI LU fürchtet weiter Großklotz – Städtebaulicher Wettbewerb und Bürgerbeteiligung gefordert

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An der LU droht weiter ein Großklotz als Einkaufszentrum, die Stadt gibt alle Leitlinien und vor allem die Gestaltung ihrer Stadt aus der Hand – und eine Bürgerbeteiligung findet auch nicht statt. So sieht, kurz gesagt, die Kritik der Bürgerinitiative Ludwigsstraße (BI LU) an den vergangene Woche vorgestellten Plänen der Stadt Mainz mit dem Ingelheimer Bauunternehmen Dirk Gemünden aus. Dass die BI kritisch auf die vorgestellten Pläne schauen würde, war zu erwarten – doch ihre Kritik trifft (wieder einmal) ins Herz städtischen Handelns: Die Stadt gebe alle Gestaltungsmöglichkeiten für diesen zentralen Bereich der Stadt aus der Hand, lasse alle einmal aufgestellten Ziele fallen – und eine Bürgerbeteiligung finde überhaupt nicht mehr statt. Die BI LU fordert stattdessen Verzicht auf unangemessene Eile und einen städtebaulichen Wettbewerb für das gesamte Gebiet.

Pläne des Büros Faerber Architekten für die Bebauung der LU unter Investor Dirk Gemünden. Die Pläne sind offiziell Teil der Beschlussfassung in den Gremien diese und kommende Woche. – Foto: gik

Die Eile ist indes schon auf dem Weg: Am morgigen Donnerstag sollen bereits die Ausschüsse der Stadt Mainz in gemeinsamer Sitzung der Absichtserklärung zwischen der Stadt Mainz und der Firma Gemünden zustimmen, am 27.9. der Stadtrat. Erst am 5. September hatte die Stadt die Einigung vorgestellt und als großen Durchbruch für die Entwicklung der Ludwigsstraße gefeiert. Danach soll nun an der LU ein Einkaufszentrum von 17.000 Quadratmetern Fläche entstehen, und zwar weitgehend im Bestand des jetzigen Karstadt-Hauses und des Gebäudes der Deutschen Bank. Davor allerdings wird neu gebaut: Die Pavillons sollen verschwinden und einem 12,50 Meter hohen Neubau weichen, der bis zur LU vorgezogen wird.

In der Absichtserklärung heißt es auch, die Stadt „bringt ihre Flächen zwischen den Pavillons in die gemeinsame Entwicklung ein“ – damit wird faktisch die Vergabe der Grundstücke zwischen den Pavillons versprochen. Die Stadt will zudem ein Bebauungsplanverfahren zwischen Weißliliengasse und Gutenbergplatz starten, für die Fassaden entlang der LU soll es städtebauliche Wettbewerbe geben. Auch Wohnungen sollten in dem Komplex entstehen, hieß es vergangene Woche.

BI: Viel zu wenig Wohnraum – 2.100 qm Wohnungen nur am Gutenbergplatz 2 und in der Fuststraße vorgesehen

„Es werden viel zu wenig Wohnungen entstehen“, kritisiert hingegen die Bürgerinitiative Ludwigsstraße – in der Absichtserklärung sei gerade einmal von 30 Wohnungen die Rede. Das seien angesichts von Größe und Umfang der Bebauung viel zu wenige und zudem deutlich weniger als in vergleichbaren Mainzer Einkaufslagen wie dem Brand, der Stadthausstraße oder der Römerpassage. Zudem müssten für die Neubauten am Bischofsplatz zwölf bereits bestehende, günstige Wohnungen abgerissen werden – und außerdem überlasse man es weitgehend dem Bistum Mainz, neuen Wohnraum zu schaffen. Das Bistum habe aber die Absichtserklärungen noch gar nicht abgesegnet, kritisiert die BI.

Offizielle Flächenplanung des Architekturbüros für die LU. – Foto: gik

Tatsächlich sieht die offizielle Flächenermittlung der Faerber Architekten für die Pläne der neuen Eigentümer 17.000 Quadratmeter für Handel und Einkaufen vor, dazu 5.300 Quadratmeter für Büros und Praxen, 850 Quadratmeter für Gastronomie, Bäckereien und Ähnliches – aber nur 2.150 Quadratmeter fürs Wohnen. Damit stehen einer Gesamtfläche von 25.300 Quadratmetern für Büros, Handel und Gastronomie nur rund 2.100 Quadratmeter fürs Wohnen gegenüber. Wohnungen sollen zudem nur in zwei Gebäuden entstehen: Am Gutenbergplatz 4, dem alten Karstadt Sport, sowie in der Fuststraße – den Gebäuden des Mainzer Bistums. Wohnflächen in den übrigen Gebäudeteilen entlang der LU sind nicht vorgesehen.

Die Pläne des Architekturbüros sind aber offizieller Bestandteil der Absichtserklärung, die die städtischen Gremien ab morgen verabschieden sollen, darin heißt es nämlich: „Die weitere Planung soll auf dem vom Investor vorgelegten Rahmenplan (Faerber Architekten, 17.08.2017) sowie der o. a. Beschlusslage des Stadtrats aufbauen.“ Stimmen die Ausschüsse also am Donnerstag zu, wird die Stadt sagen: Damit seien die Pläne für das Areal verabschiedet – und zwar genau so.

BI: „Stadt legt Planungen komplett dem Investor in die Hände“

Zum Vergleich: Visualisierung der Pläne der damaligen ECE Einkaufsmall durch die BI LU. – Foto: gik

Die BI LU rügt denn auch: „Wie in den Verhandlungen mit ECE legt die Stadt auch jetzt die Planung dem Investor in die Hände.“ Ein städtebaulicher Wettbewerb für eine Neugestaltung vom Gutenbergplatz bis zum Schillerplatz sei nicht vorgesehen – obwohl er einmal in den Leitlinien gefordert wurde. Die Planung richte sich vielmehr „ausschließlich nach den Vorstellungen des Investors für einen Teilbereich“, auf einen Interessensausgleich zwischen öffentlichen und privaten Interessen werde „zugunsten des Investors verzichtet“.  Die vorgesehenen Wettbewerbe „sollen sich auf die Fassadenkosmetik der Gebäudeseite entlang der Ludwigsstraße und auf einen möglichen Neubau des Wohnhauses am Bischofsplatz beschränken“, kritisiert die BI weiter. Damit werde „eine Chance der aufwertenden Stadterneuerung für die nächsten 40 oder 50 Jahre vertan.“

Und dabei, sagt die BI, hätte die Stadt gerade mit dem Investor Gemünden „aufgrund der langen Zusammenarbeit – anders als bei ECE – bessere Voraussetzungen, ihre Ziele aus den Leitlinien zumindest in den zentralen Punkten durchzusetzen.“ Doch unter dem Hinweis auf „Zwänge“, die sich aus dem Bebauungsvorschlag von Gemünden ergäben, „will man jedoch praktisch alle alten Ziele fallen lassen“, heißt es weiter. Alternativen würden nicht ins Auge gefasst.

Monolithischer Klotz ohne Durchgänge? – Plätze fallen weg

Zum Vergleich: Der Ist-Zustand auf der LU heute mit den Pavillons aus den 1960er Jahren. – Foto: gik

Damit, so befürchtet die BI, werde an der LU genauso ein monolithischer Klotz entstehen wie einst von ECE geplant, das sei „alter Wein in neuen Schläuchen.“ Damals wie heute werde es kein kleinteiliges Quartier geben, auch der Durchgang an der „Hinteren Präsenzgasse“ sei offenbar komplett aufgegeben, eine neue Gasse zwischen Weißliliengasse und Bischofsplatz nicht vorgesehen. Die Hintere Präsenzgasse, betont die BI, sei aber vom Stadtrat als Ausgleich für den Verkauf der öffentlichen Flächen an der LU gefordert worden. „Dennoch beabsichtigt die Stadt den Verkauf der Plätze und verzichtet damit auf eine wichtige Möglichkeit, auf die Planung Einfluss zu nehmen“, kritisiert die Initiative, „in der dicht bebauten Innenstadt ginge weiterer öffentlicher Raum verloren.“ In der Beschlussvorlage für die Gremien heißt es dazu: „Die Stadt bringt ihre Flächen zwischen den Pavillons in die gemeinsame Entwicklung ein.“

Aus Bürgerbeteiligung wird Informationspflicht der Verwaltung im Nachhinein

Besonders scharfe Kritik übt die BI LU zudem an der großen Eile und der Geheimhaltungspolitik der Stadt: Die gemeinsame Absichtserklärung nehme „ohne Öffentlichkeit und ohne angemessene unabhängige Fachdiskussion weitreichende Festlegungen“ für das Areal vor, Stadtrat und Öffentlichkeit sollten damit offenbar „ohne viel Diskussion“ auf die Pläne eingestimmt werden. Die gelungene Bürgerbeteiligung der Ludwigsstraßen-Foren werde zwar noch erwähnt, ihre Ergebnisse werden jedoch von wenigen Punkten abgesehen nicht mehr berücksichtigt.

Schema der Stadt zum weiteren Vorgehen in Sachen Bebauung LU durch Gemünden. – Foto: gik

„Die Bürgerbeteiligung wird nun eingedampft auf das gesetzliche Minimum: Die Information der Bürgerschaft im Nachhinein über Beschlüsse und ihre Umsetzung durch Stadt und Investor“, kritisiert die BI. Aus einer Beteiligung werde so „eine Informationspflicht der Verwaltung plus unverbindliches Anhörungsrecht, nicht mehr.“ Die BI fordert hingegen eine deutlich höhere Transparenz der Planungen und eine öffentliche Beteiligung rechtzeitig vor Entscheidungen oder Absichtserklärungen von Verwaltung und Politik – und verweist dabei im Übrigen auf Beschlüsse des Stadtrats. Auch Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) hatte wiederholt eine Bürgerbeteiligung versprochen. Nun entscheiden an diesem Donnerstag die Gremien – eine Beteiligung der Bürger fand dazu nicht statt. In der Absichtserklärung heißt es lediglich: „Die Öffentlichkeit wird in geeigneter Form einbezogen.“

BI fordert gründliche Planung und Verzicht auf eilige Vorfestlegungen

Und warum, so fragt die BI, müsse jetzt eigentlich „nach sieben Jahren alles ganz schnell gehen?“ Warum könne sich die Stadt nicht Zeit lassen für eingehende Planungen dieses wichtigen Mainzer Boulevards? „Eine nachhaltige und hochwertige Lösung für die LU darf ruhig noch ein zusätzliches Jahr Planungsdauer beanspruchen – es würde sich in jeder Hinsicht auszahlen“, findet die Bürgerinitiative. Die derzeitige Eile sei unangemessen, Entscheidungen für mindestens 40 Jahre zukünftiger Stadtgeschichte müssten gründlich geprüft werden.

Tatsächlich heißt es selbst in der Beschlussvorlage, der neue Eigentümer beabsichtige „vor dem Hintergrund laufender Mietverträge, in kleinen Schritten im Laufe der Zeit eine Verbesserung vor Ort umzusetzen.“ In kleinen Schritten, im Laufe der Zeit – eine Festlegung schon jetzt auf genaue Ausgestaltungen erscheint da zumindest derzeit nicht besonders dringend. Und auch die neuen Investoren der Firma Gemünden mochten bei der Vorstellung ihrer Pläne keinerlei Zeitangaben machen – gerade vor dem Hintergrund, dass Karstadt etwa bis 2024 einen Mietvertrag besitzt, ebenso die Deutsche Bank. Eine Einigung mit beiden Mietern über eine Neuordnung ist bislang nicht erfolgt.

BI: Karstadt-Parkhaus verkleinern, Bischofsplatz aufwerten, Wohnraum schaffen

Ansichten des Einkaufskomplexes mit Weißliliengasse (oben) und Durchgang Fuststraße (unten) laut Faerber Architekten. – Foto: gik

Zumal es durchaus noch bedenkenswerte Alternativen gebe – etwa zum Karstadt-Parkhaus, sagt die BI. Das Parkhaus soll laut jetziger Absichtserklärung erhalten bleiben und höchstens saniert werden, die BI kritisiert, hier werde eine Chance vertan, einen städtebaulichen Schandfleck am Bischofsplatz zu beseitigen und den kleinen Platz hinter der LU aufzuwerten. Das Parkhaus sei nämlich derzeit alles andere als ausgelastet, ebenso wenig die umliegenden Parkhäuser.

„Ein mögliches Szenario ist der Abriss des Parkhauses bis auf die Tiefgeschosse, die fast die Hälfte der Stellflächen umfassen“, schlägt die BI vor – das entspreche in etwa der Kapazität der derzeitige Spitzenauslastung an Samstagen. Sollte weiterer Parkraum erforderlich sein, könne man das großflächige Kellergeschoss des jetzigen Karstadt zu Parkraum umbauen, da der Keller von den Kunden „nie gut angenommen“ worden sei und zudem Untergeschosse generell als wenig geeignet für den Einzelhandel gelten würden.

Stattdessen könne auf dem Parkhaus ein Wohn- und Geschäftshaus entstehen und gleich noch mit größerem Abstand zu Karstadt Platz für eine schöne neue Gasse geschaffen werden, die von beiden Seiten mit attraktiven Einzelhandelangeboten und Gastronomie geplant werden könnte. „Ein weiterer Vorteil: Die Einfassung des Bischofsplatzes würde endlich eine „Rehabilitierung“, eine massive Aufwertung erfahren, nachdem wir jahrzehntelang nach Abriss des Bischofspalais mit einer fensterlosen Parkhauswand leben mussten.“ Das könne ein Schritt in die letzte Phase der Altstadtsanierung sein, die in den 1970er Jahren so erfolgreich begonnen wurde, findet die BI.

Und auch eine Idee zur Finanzierung hat die BI LU: Die Mainzer Aufbaugesellschaft könne das Parkhaus kaufen und das Projekt realisieren – und es nach Abschluss wieder verkaufen. Mit diesem Vorgehen sei auch die MAG bei der Römerpassage und die Wohnbau am Bahnhof Römisches Theater erfolgreich gewesen. „Die Stadt muss möglicherweise keine oder vertretbare Eigenmittel aufwenden“, heißt es abschließend, „und hat damit einen sehr guten Beitrag zur Stadtentwicklung geleistet.“

Info& auf Mainz&: Den gesamten, ausführlichen Mainz&-Bericht zur Vorstellung der Pläne an der LU mit Bauunternehmer Gemünden findet Ihr hier.  Sämtliche Unterlagen, die Absichtserklärung, die Beschlussvorlage für die Gremien sowie die Flächenplanungen findet Ihr hier bei der Stadt Mainz. Macht Euch selbst ein Bild! Unseren Artikel über die Veränderung der städtischen Leitlinien zur Bebauung der LU durch den Stadtrat lest Ihr genau hier: Stadtrat kippt Leitlinien, Kriterien grundlegend verändert.

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„Nur Tonleitern geübt“ – SPD Mainz-Altstadt will Straßenmusik neu regeln – Höheres Niveau durch vorherige Registrierung?

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Die SPD in der Mainzer Altstadt will die Straßenmusik in den Fußgängerzonen neu regeln. In den vergangenen Jahren hätten sich Beschwerden der Bürger „gehäuft, da immer mehr Berufsstraßenmusiker die sehr liberale Regelung der Stadt Mainz in Bezug auf Straßenmusik missbrauchen“, sagte der Vorsitzende der SPD Mainz-Altstadt, Bjoern Witczak. Straßenmusik gehöre zwar aus Sicht der SPD in eine Altstadt, es müsse aber „ein gesundes Mittelmaß“ gefunden werden. So würden die erlaubten 30 Minuten an einem Standort maßlos überzogen, und die Qualität der dargebotenen Musikstücke habe zum Teil „ein sehr niedriges Niveau“ wie Tonleitern üben, heißt es in einem Antrag der SPD. Straßenmusik dürfe aber nicht „zu einer Dauerbelästigung“ werden.

Gegen coole und hochwertige Musik zu einem Glas Wein hat niemand etwas. Die SPD will nun aber das Niveau der Straßenmusik in Mainz heben. – Foto: gik

Der Ortsbeirat Altstadt sollte am Mittwochabend über den Antrag beraten, vermutlich kommt das Thema auch am 27. September im Stadtrat auf die Tagesordnung. „Mainz hat eine sehr liberale Regelung in Bezug auf Straßenmusik“, heißt es in dem Antrag weiter: Jeder dürfe ohne vorherige Genehmigung in zwei Spielzonen in der Altstadt zu gewissen Zeiten eine halbe Stunde lang Musik aufführen, bevor er mindestens 100 Meter weiter ziehen muss. Diese Regelung aus dem Jahr 1993 habe jahrelang „gut funktioniert“, schreibt die SPD selbst und räumt auch gleich ein: Das sei eine bürgerfreundliche Regelung, die zudem die Verwaltung entlaste.

Nun aber werde die liberale Regelung zunehmend von kommerziellen Straßenmusikern missbraucht, heißt es weiter, Anwohner und Geschäftsleute klagten häufig. So spielten viele auch außerhalb der erlaubten Spielzeiten oder überzögen die 30-Minuten-Frist „maßlos“. Dazu werde an besonders lukrativen Orten ständig musiziert, und das leider nicht immer in besonders guter Qualität – von „zum Teil sehr niedrigen Niveau“ ist die Rede. Dazu würden oft keine ganzen Stücke gespielt, sondern nur noch Fragmente oder Loops, zuweilen würden technische Hilfsmittel verwendet, so dass die eigene künstlerische Leistung gar nicht mehr erkennbar sei. Und nicht zuletzt spielten dieselben Musiker oft jahrelang dieselben Stücke.

Die SPD will deshalb nun die Erlaubnis für Straßenmusik in Mainz völlig neu regeln – und das gleich mit drastischen Änderungen: So sollen potenzielle Straßenmusiker sich registrieren, und zwar indem sie vor einer Kommission vorspielen, das habe sich in München „seit zehn Jahren bewährt“, schreibt die SPD weiter. „Sollte die Verwaltung den hierfür notwendigen Personalaufwand als zu hoch einschätzen“, heißt es weiter, wäre auch eine ehrenamtliche Kommission des Ortsbeirats Altstadt denkbar. Dazu soll ein Online-Buchungssystem geschaffen werden, das an registrierte Musiker Spielplätze und Spielzeiten vergibt – als Beispiel führt man eine Satzung aus Dresden vom 22. Juni 2017  an.

Für nicht-kommerzielle Musikdarbietungen oder solche, die für einen guten Zweck spielten, könnten Ausnahmen von der Registrierungspflicht geschaffen werden. Insgesamt könnten die Kontrollen durch das Ordnungsamt so erleichtert werden, findet die SPD und fordert, es brauche insgesamt mehr Kontrollen.

Mainz& findet: Ständig duldende Straßenmusiker vor dem Geschäft oder der Wohnung zu haben, die auch noch permanent dieselben drei Lieder spielen, ist fraglos nervtötend. Das Niveau von Straßenmusik heben? Sofort! Aber mit einer Kommission zum Vorspielen? Wie oft soll die denn tagen? Wir finden, damit würgt man jede Spontanität und vor allem auch die fahrenden Straßenmusiker ab, die einfach mal einen Nachmittag in Mainz verbringen – und das sind meist nicht die schlechtesten! Wer Musiker zur Registrierung zwingt, beschränkt doch die Straßenmusik gerade auf immer dieselben Akteure, ob das dem Musikklang förderlich ist? Wir sind gespannt, wie sich die Diskussion dazu entwickeln wird, eines scheint uns aber schon jetzt klar: Das vorgeschlagene System dürfte für die Mainzer Verwaltung erheblich zu aufwändig sein – und zu viel Geld kosten. Wir bleiben dran!

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„Sing mit uns!“ – Collegium Musicum lädt 1.100 Grundschüler am 18.9.17 zum allgemeinen Singen auf den Markt

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Es sollte eigentlich schon Ende Juni stattfinden, fiel aber wegen heftigen Regens ins Wasser, nun gibt es einen neuen Anlauf: „Sing mit uns!“ heißt es am kommenden Montag auf dem Mainzer Markt. Erwartet werden dazu nicht weniger als 1.100 Grundschüler aus Mainz und Umgebung – das gibt den größten Kinderchor des Jahres! Unter der Leitung von Felix Koch, Professor an der Mainzer Uni und Leiter der Musikalischen KinderUni, werden die kleinen Sänger sechs Lieder intonieren. Und für schlechtes Wetter ist dieses Mal vorgesorgt: Sollte noch einmal Regen das Chorevent heimsuchen, wird einfach ins Foyer der Rheingoldhalle ausgewichen.

Entweder auf dem Mainzer Markt oder – bei schlechtem Wetter – im Foyer der Rheingoldhalle: Collegium Musicum der Uni Mainz lädt Grundschüler zum großen Mitmachsingen. – Foto: UniChor Mainz

ColMusiKuss heißt die Musikalische KinderUni der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), veranstaltet wird sie vom Collegium Musicum in Kooperation mit der Hochschule für Musik. Und dieses Mal lädt die KinderUni zum Mitsingen mitten in der Stadt. 53 Grundschulklassen sind für das Großevent angemeldet, das macht mehr als 1.100 Teilnehmer! Sechs Lieder wurden für das Event von den Kids in den vergangenen Wochen schon mal vorbereitet, alles sind leichte Mitsing-Lieder – darunter auch das exklusive, neu geschriebene Rheinhessen-Lied „Komm schau dir Rheinhessen an“, zu dem die Schulen auch eigene Strophen beisteuern durften.

Los geht’s mit „Sing mit uns!“ am Montag um 10.30 Uhr direkt vor dem Dom an der Bonifatius-Statue. Sänger des UniChors Mainz machen dann den musikalischen Auftakt und leiten als Impuls und Ansporn für das Kinderpublikum das gemeinsame fröhliche Singen an. Mit dabei ist auch Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), der „sangesfreuige“ OB habe die Schirmherrschaft für die Veranstaltung übernommen, hieße es im Vorfeld. Wussten wir noch gar nicht 😉

Das Collegium Musicum wurde übrigens schon 1946, also direkt mit der Wieder-Gründung der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität gegründet, seine Hauptensembles sind der UniChor Mainz und das UniOrchester Mainz. Das ColMusiKuss ist die musikpädagogische Reihe für Kinder, die sich in erster Linie an Schulklassen richtet. Den „Musikus“ in Kindern wecken, sie für die Musik zu sensibilisieren und zu begeistern, ist hier expliziert Anspruch. Mehr Infos dazu findet Ihr hier im Internet.

Diese sechs Mitsing-Lieder wurden im Vorfeld allen angemeldeten Schulen zugemailt: „Guten Morgen“ – „Hello, good morning“ – „Trommelklang“  – „Hexe Wackelzahn“ – „Lachend, lachend kommt der Sommer über das Feld“ – „Rheinhessen-Lied (Komm, schau dir Rheinhessen an)“. Nun wisst Ihr Bescheid, was Ihr tun müsst, wenn Ihr Montagfrüh über den Markt geht….

Info& auf Mainz&: „Sing mit uns!“ – Mitsing-Konzert am Montag, 18. September 2017, um 10.30 Uhr auf dem Mainzer Marktplatz auf Einladung von ColMusiKuss, der Musikalischen KinderUni der JGU. Alle Infos dazu hier im Internet.

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Bundestagswahl rückt näher – Briefwahlbüro bereits geöffnet – 12 Direktkandidaten stellen sich in Mainz zur Wahl

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Die Bundestagswahl wirft ihre Schatten voraus, oder genauer: ihre Wahlbenachrichtigungen. Seit etwa einer Woche treffen die weißen Zettel in den Mainzer Haushalten ein und mit ihnen nichts weniger als ein hohes Privileg: die Lizenz zum Wählen. Wir meinen das durchaus ernst: In der Demokratie ist die Wahl DAS Medium für die Bürger, die Entwicklung ihres Landes für die kommenden Jahre mitzubestimmen – also bitte, verschleudert Eure Macht nicht! Und wer jetzt sagt, die eine Stimme bringe doch nichts, er habe doch gar keine Macht, dem halten wir zwei Wörter entgegen: Brexit. Und Donald Trump. Wählen könnt Ihr übrigens schon jetzt: die Briefwahl hat bereits begonnen. Wir raten aber, damit noch zu warten: Der echte Wahlkampf hat gerade erst begonnen.

Es ist wieder Zeit für bunte Blätter und Umschläge: die Bundestagwahl rückt näher! – Foto: gik

Seit dem Wochenende ist es nicht mehr zu übersehen: Die Wahlplakate sind da. Stadtweit haben die Parteien tief in die Tasche gegriffen und die Laternenpfähle stadtweit mit Köpfen und gelegentlich auch der einen oder anderen Botschaft zugekleistert – übrigens gaben Parteivertreter dabei selbst auf Facebook zu, die vorgeschriebenen Regeln nicht eingehalten zu haben. Praktisch alle Parteien plakatierten nämlich früher als erlaubt: Erlaubt war die Aufstellung der Plakate ab Samstagnacht um 0.00 Uhr, verschwinden müssen sie bis spätestens Mittwoch, 27. September 2017, 24.00 Uhr – die Frist ist in diesem Jahr besonders strikt, weil sich Mainz Ende September für den Tag der deutschen Einheit rüstet.

Die Bundestagswahl findet übrigens am Sonntag, den 24. September 2017 statt, rund 148.000 Mainzer sind berechtigt, dafür ihre Stimme abzugeben. Wer in Mainz wählen will, muss in das hiesige Wählerverzeichnis eingetragen sein, aber keine Angst: Das passiert automatisch, von Amts wegen. Wahlberechtigt in Mainz ist nämlich automatisch jeder, der das 18. Lebensjahr vollendet hat und seit mindestens seit drei Monaten seine Hauptwohnung in Mainz hat. Der Stichtag für die Wohnung war der 24. Juni 2017, wenn Ihr danach nach Mainz umgezogen seid oder noch umziehen werdet, müsst Ihr tatsächlich einen Antrag auf Aufnahme ins Mainzer Wählerverzeichnis stellen, sofern Ihr hier wählen wollt. Ansonsten gilt als Wahlort noch Euer alter Wohnort – das ist auf jeden Fall so für alle Umzüge nach dem 3. September.

Eure Stimme könnt Ihr auch in die gelbe „Urne“ schmeißen – Briefwahl wird immer beliebter! – Foto: SPD

In Mainz habt Ihr die Auswahl aus 14 Parteien und 12 Direktkandidaten. Vergeben werden nach derzeitigem Stand insgesamt 598 Abgeordnetensitze im Deutschen Bundestag, der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz ließ zur Wahl die Landeslisten von insgesamt 14 Parteien zu – genauso viele wie bei der Bundestagswahl 2013. Insgesamt bewerben sich 245 Personen auf diesen Listen, 19 mehr als bei der letzten Bundestagswahl. 129 Bewerber ringen zudem um ein Direktmandat in einem Wahlkreis, die meisten in Kombination mit der Landesliste ihrer Partei, 92 um genau zu sein. Ohne Doppelkandidaturen treten so insgesamt 282 Bewerber zur Bundestagswahl in Rheinland-Pfalz an. Der Frauenanteil liegt laut Statistik mit 91 Bewerberinnen bei 32,3 Prozent und stieg damit gegenüber der Bundestagswahl 2013 um 4,7 Prozentpunkte.

Die Altersspanne der Bewerber reicht übrigens von 19 bis 76 Jahren, allerdings ist rund die Hälfte zwischen 40  und 59 Jahre alt. Der Altersdurchschnitt liegt damit bei 46,9 Jahren und ist damit gegenüber der letzten Bundestagswahl geringfügig gesunken, damals waren es 47,1 Jahre. Die Kandidaten zur Bundestagwahl werden also ein kleines bisschen jünger und einen Hauch weiblicher – groß sind die Verschiebungen aber nicht. In Mainz habt Ihr die Wahl zwischen zwölf Direktkandidaten, neu ist dabei vor allem der SPD-Kandidat Carsten Kühl: Der frühere rheinland-pfälzische Finanzminister tritt statt dem langjährigen Bundestagsabgeordneten Michael Hartmann an. Und diese zwölf Kandidaten findet Ihr in dieser Reihenfolge auf Eurem Stimmzettel:

Ursula Groden-Kranich (CDU), Prof. Dr. Carsten Kühl (SPD), Tabea Rößner (Grüne), David Dietz (FDP), Martin Malcherek (Linke), Sebastian Münzenmaier (AfD), René Pickhardt (Piraten), Gerhard Wenderoth (Freie Wähler), Wilhelm Schild (ÖDP), Dr. Bernd Föhr (Die Partei), Bernhard Heck (Bürgerkandidaten), Jim Preuß (Neue Liberale – die Sozialliberalen).

So will die SPD mit Kanzlerkandidat Martin Schulz bei den Wählern punkten.

Die Reihenfolge richtet sich übrigens nach der Zahl der Zweitstimmen, die die jeweilige Partei bei der letzten Bundestagswahl im Land erreicht hat, die übrigen Listen schließen sich in alphabetischer Reihenfolge der Namen der Partei oder des Kennwortes an.  Bei der Bundestagswahl 2013 kam die CDU in Rheinland-Pfalz auf 46,3 Prozent, die SPD auf 27,5 Prozent, die Grünen auf 7,6 Prozent, die FDP auf 5,5 Prozent und die Linke auf 5,4 Prozent. Auch in Mainz war die CDU mit 38,4 Prozent stärkste Kraft, die SPD kam auf 26,7 Prozent. Die Grünen holten 13,1 Prozent, die FDP 6,6 Prozent und die Linke 5,5 Prozent – alle Ergebnisse könnt Ihr hier noch einmal nachsehen. Direkt gewählte Kandidatin für den Bundestag aus Mainz war Ursula Groden-Kranich von der CDU, die sich mit 40,1 Prozent Erststimmen vor ihrem SPD-Herausforderer Hartmann durchsetzte, der auf 34,9 Prozent kam.

Nun habt Ihr also wieder die Wahl, und sage bloß keiner, er habe keine: Die Unterschiede zwischen CDU und SPD treten derzeit immer stärker zutage und werden in den kommenden sechs Wochen bis zur Bundestagswahl mit Sicherheit noch deutlicher herausgestrichen werden: Da in vielen Bundesländern noch Sommerferien sind, beginnt die heiße Phase des Wahlkampfes gerade erst. Und Wahlforscher aller Couleur sind sich einig: Wahlen werden in unseren hektischen Zeiten erst auf den letzten Metern entschieden, also in den letzten Tagen vor der Wahl – und bis zum 24. September kann noch viel passieren.

Anfang September kommen so auch gleich beide Kanzlerkandidaten der Republik nach Mainz, um um Wählerstimmen zu werben: Am 7. September tritt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nachmittags auf dem Markt auf, nur zwei Tage später kommt SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz am 9. September nach Mainz. Eine gute Gelegenheit, sich die beiden Persönlichkeiten noch einmal hautnah selbst anzusehen, schließlich sind beide Politiker von Temperament und Ausrichtung durchaus gegensätzlich: Der seit 12 Jahren regierenden, eher sachlich-nüchternen Kanzlerin steht mit dem ehemaligen EU-Ratspräsidenten Martin Schulz durchaus ein temperamentvoller Politiker gegenüber, der gerne Klartext redet und deutlich bürgernah daher kommt.

So wirbt die CDU mit Bundeskanzlerin Angela Merkel für die Bundestagswahl.

 

Merkel wirbt wie auch schon 2013 bislang mit einem fast reinen „Weiter so“ und beschränkte sich bislang darauf, alle Vorschläge der Gegner einzuheimsen und auf Themen zu springen, die andere Parteien aufs Tapet hoben – eigene Konzepte und Vorschläge, wie sie das Land in den kommenden Jahren regieren will, fehlen bislang fast gänzlich. Schulz hingegen versucht, mit eigenen Konzepten und konkreten Vorschlägen in Steuer-, Wirtschafts- und zuletzt auch Verkehrspolitik eigene Akzente zu setzen und Ideen für die Zukunft Deutschlands zu entwickeln – ob bei der Rente, einer verschärften Mietpreisbremse, einem Umsteuern in Sachen Diesel oder bei Investitionen in die Infrastruktur. Die spannende Frage am 24. September wird deshalb sein: Wählen die Deutschen das „Weiter so“ oder gibt es doch eine so hohe Unzufriedenheit, dass die Wähler einem Neuen eine Chance geben.

Wenn Ihr Euch schon definitiv entschieden habt und bis zum 24. September nicht warten könnt oder wollt – wählen könnt Ihr schon jetzt: Seit dem 9. August ist das Briefwahlbüro der Stadt Mainz im Rathaus geöffnet. Briefwahl könnt Ihr mithilfe Eurer Wahlberechtigung ganz einfach beantragen, und neuerdings könnt Ihr das sogar online im Internet tun. Briefwahl könnt Ihr per Post, per Fax oder per E-Mail beantragen – nur telefonisch nicht -, letztmöglicher Zeitpunkt ist Freitag, der 22. September um 18.00 Uhr. Die Wahlunterlagen könnt Ihr im Briefwahlbüro auch selbst abholen, ansonsten werden sie Euch zugeschickt. Euer Wahlbrief muss natürlich dann spätestens mit Schließung der Wahllokale ebenfalls im Rathaus vorliegen – also bis 24. September, 18.00 Uhr. Alle anderen sind aufgerufen, am 24. September zwischen 8.00 Uhr und 18.00 Uhr in ihrem Wahllokal persönlich ihre Stimme abzugeben, wo Euer Wahllokal ist, steht auf der Wahlbenachrichtigung.

Die Fastnachter werden sich ihren eigenen Reim auf die Bundestagswahl machen – so wie hier auf den scheinheiligen Friedensengel Wladimir Putin – Foto: gik

Wählen ist also eigentlich ganz einfach – die Wahlentscheidung hingegen oft nicht. Aber dafür gibt es zahlreiche Hilfsmittel, allen voran der Wahl-O-Mat, der Euch per Fragen durch die Programme der Parteien führt und Euch am Ende sagt, welcher Partei Ihr inhaltlich am nächsten steht. Sobald die Wahlentscheidungshilfe der Bundeszentrale für politische Bildung  online ist, erfahrt Ihr es hier bei uns auf Mainz&. Ansonsten gilt: nutzt die klassischen Medien! Zeitungen, Fernsehsender, Radio und natürlich auch Mainz& werden in den kommenden Wochen  ein wahres Feuerwerk an Informationen abbrennen, um Euch zu informieren, wer für welche Position steht.

 

Facebook ist dabei übrigens ein denkbar schlechtes Medium – schon jetzt geistern in dem sozialen Netzwerk hanebüchene Fakenews insbesondere über SPD-Politiker herum – zuletzt wurde da etwa behauptet, Außenminister Sigmar Gabriel wolle die Brückentage per Gesetz abschaffen. Oder dass Martin Schulz den Tod von Deutschen gegen die Sicherheit von Syrern aufrechnet – beides sind eindeutig belegte Falschnachrichten. Glaubt also bitte nicht einfach alles, sondern hinterfragt kritisch: Kann das stimmen? Und: Wem nützt diese Meldung – und wem schadet sie? Hinweise, wie man Fakenews schneller erkennt, gibt auch der Faktenfinder der Tagesschau, und meist hilft auch einfach schon der gesunde Menschenverstand 😉

Seriöse Experten gehen übrigens sehr ernsthaft davon aus, dass Russland durch den gezielten Einsatz von Falschmeldungen versuchen wird, die Bundestagwahl zu beeinflussen, also seid vorsichtig und schaut genau hin! Fakenews nutzen übrigens bewusst populistische Stimmung wie „Die sind doch alle gleich, die doofen Politiker da oben“, um gezielt Stimmung gegen einzelne Personen zu machen. Vorgemacht hat das niemand anderer als US-Präsident Donald Trump: Im US-Wahlkampf wurden äußerst gezielt und massenhaft falsche Nachrichten über seine Konkurrentin Hillary Clinton gestreut, ein Sonderermittler erforscht derzeit, ob Russland damit den US-Wahlkampf zugunsten von Donald Trump beeinflusst hat – und ob Trump dabei mitspielte. Tatsache ist: Für den US-Präsidenten ist alles Fakenews, was ihm nicht in den Kram passt – lauft nicht in dieselbe Falle!

Die US-Wahl wurde übrigens sehr knapp mit einem Unterschied von wenigen hunderttausend Stimmen entschieden – beim Brexit war es noch knapper: Wären hier nur einige junge Menschen mehr zur Wahl gegangen und hätten für den Verbleib Großbritanniens in der EU gestimmt – der Austritt Großbritanniens und die größte Krise der Europäischen Union wären jetzt kein Thema. Auch die Bundestagswahl wird deshalb über die künftige Ausrichtung Deutschlands stark entscheiden – und dabei zählt jede Stimme.

Info& auf Mainz&: Alle Informationen rund um die Bundestagswahl und die Briefwahl in Mainz findet Ihr hier auf der Internetseite der Stadt Mainz. Dort stehen auch Öffnungszeiten und Erreichbarkeit des Briefwahlbüros, Fristen und Ansprechpartner für weitere Fragen.

 

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Grüne schlagen Alarm: Mainzer Eisenbahnbrücke über Unterführung am Hauptbahnhof marode

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Mainz hat schon wieder eine kaputte Brücke, und dieses Mal ist es richtig heftig: Die Eisenbahnbrücke über die Unterführung am Mainzer Hauptbahnhof ist hochgradig marode und müsste dringend erneuert werden. Die Brücke sei in den vergangenen zwei Jahren in die Kategorie 4 gerutscht, teilte jetzt die Grünen-Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner mit – Kategorie 4 bedeutet „ungenügend“ und ist die schlechteste Einstufung für ein Brückenbauwerk. Die 1927 gebaute Brücke gilt damit als dringend reparaturbedürftig. Zuständig für die Brücke ist die Deutsche Bahn, konkret die DB Netze, bei der heißt es lapidar in einer Karte der zu modernisierenden Brücken „Erneuerungsmaßnahmen sind zu planen.“

Neues Problem für die Deutsche Bahn in Mainz: Die Eisenbahnbrücke am Kaiser-Wilhelm-Ring ist marode. – Foto: gik

Zum Vergleich: Die Vorlandbrücke der Schiersteiner Brücke hatte zum Zeitpunkt des Bauunfalls die Kategorie 3 – und galt damit als so stark beschädigt, dass sie neu gebaut werden musste. Kategorie 4 ist auf der offiziellen vierstufigen Skala der Zustandsbeschreibung für Brückenbauwerke als die unterste Stufe: 3,5 bis 4,0 = ungenügend. Dass nun die Mainzer Eisenbahnbrücke über die Unterführung am Kaiser-Wilhelm-Ring in diese Kategorie fällt, ist eine neue Hiobsbotschaft für die Infrastruktur in Mainz.

Die Grünen im Bundestag hatten nach 2014 nun zum zweiten mal den Zustand der Eisenbahnbrücken in Deutschland bei der Bundesregierung abgefragt – mit erschreckendem Ergebnis: Von rund 25.700 Eisenbahnbrücken in Deutschland sind 1.100 Brücken so stark beschädigt, dass nur noch Abriss und Neubau vertretbar sind. In Rheinland-Pfalz hat jede dritte Eisenbahnbrücke umfangreiche oder gravierende Schäden. In den vergangenen zwei Jahren habe sich „der Zustand von mindestens 438 Brücken so weit verschlimmert, dass eine Sanierung kaum noch wirtschaftlich wäre“, heißt es in der Auswertung der Kleinen Anfrage weiter. Das Durchschnittsalter der 1.100 marodesten Brücken Deutschlands liege inzwischen bei 86 Jahren, 554 dieser Brücken wurden im Jahr 1927 gebaut und somit schon während des Zweiten Weltkriegs genutzt – das trifft auch auf die Mainzer Brücke zu.

Karte geschädigter Eisenbahnbrücken in der Region – Quelle: Spiegel Online

Die Grünen werfen der Bundesregierung und vor allem Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) vor, viel zu wenig Geld in den Erhalt der Infrastruktur zu investieren. „Allein um den Verfall des Bahnnetzes aufzuhalten, müssten bei einer angenommenen Lebensdauer von 100 Jahren jedes Jahr 257 Brücken ersetzt werden“, sagt die Grünen-Bundestagsfraktion. Tatsächlich seien aber durchschnittlich nur 115 Brücken pro Jahr erneuert worden. Das Ziel, von 2015 bis 2019 deutschlandweit 875 Brücken zu ersetzen, sei nicht erreicht worden.

Bei der DB Netze heißt es auf der Homepage dagegen noch, zwischen 2015 und 2019 würden über 1.000 Eisenbahnbrücken erneuert, nach Informationen der Grünen wird diese Zahl verfehlt. Die Bahn verweist zudem auf Rekordinvestitionen von 7,5 Milliarden Euro allein in 2017 in die Bahn-Infrastruktur, davon fließen allerdings 5,2 Milliarden Euro in Schienen, Weichen, Anlagen und Technik. Man plane die Erneuerung und Instandhaltung von 1.650 Kilometern Gleisen, 1.800 Weichen sowie 4.600 Anlagen der Leit- und Sicherungstechnik, heißt es weiter. 2,3 Milliarden Euro kämen „für zahlreiche Neu- und Ausbaumaßnahmen“ hinzu.

„Die Große Koalition macht entschieden zu wenig, um unsere Bahninfrastruktur in Schuss zu halten, was sich auch in Rheinland-Pfalz auswirkt“, kritisierte Rößner. Täglich würden viele hundert Brücken überfahren, die schon jahrelang zu den marodesten Brücken Deutschlands zählten, damit drohten Streckenausfälle wie jetzt bei der Rheintalbahn. Die Grünen wollen – die Bundestagswahl am 24.9. lässt grüßen – deutlich höhere Investitionen ins Schienennetz und dafür Mehreinnahmen aus der Lkw-Maut nutzen.

Info& auf Mainz&: Mehr zu der umfangreichen Anfrage der Grünen in allen Bundesländern samt Ergebnissen und einer interaktiven Karte findet Ihr hier im Internet. Eine schöne Aufbereitung samt Grafiken gibt es dazu auch hier bei Spiegel Online. Eine Übersicht über die Eisenbahnbrücken in Deutschland gibt es auch bei der DB Netze selbst – hier entlang bitte.

 

 

 

 

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Gemünden kauft Karstadt-Gebäude – Einkaufszentrum an der LU soll kommen – Neubau nur der Pavillons

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Die Ludwigsstraße Ecke Große Langgasse in Mainz: viel Beton, wenig Grün - Foto: gik

Das ist ein Paukenschlag: Die Ingelheimer Baugesellschaft Dirk Gemünden kauft das Karstadt-Areal an der Ludwigsstraße in Mainz – und macht damit den Weg frei für ein Einkaufszentrum an der Ludwigsstraße. Wann das kommen wird, steht allerdings noch in den Sternen – noch ist der Verkauf von ECE an Gemünden nicht ganz in trockenen Tüchern. Die Investoren fühlen sich aber schon so sicher, dass sie am Dienstag vor die Presse traten: Man wolle das Quartier aufwerten und dabei eine Kombination zwischen Wohnen und Handel verwirklichen. Ein Einkaufszentrum an der LU soll nun endlich kommen – in deutlich kleinerer und verträglicherer Form als einmal geplant.

Startschuss frei: Aus dem Karstadt-Areal soll nun endlich eine neue Einkaufsmeile werden. – Foto: gik

Damit könnte an der Ludwigsstraße die dringend notwendige städtebauliche Aufwertung geschehen, aber in durchaus behutsamer Form: Das Gebäude der Deutschen Bank, das Karstadt-Haus und das Parkhaus sollen im Prinzip im Bestand erhalten bleiben. Neu gebaut wird hingegen Karstadt-Sport sowie das dahinter liegende Gelände, das bislang noch dem Bistum Mainz gehört. Hier soll vor allem Wohnraum entstehen mit Handelsflächen im Erdgeschoss. Die größte Neuerung: die Pavillonfront entlang der LU wird verschwinden, hier soll eine völlig neue Front entstehen, die höher wird als heute – genau 12,50 Meter hoch.

„Das ist eine große Chance“, sagte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) am Dienstag. Die Ludwigsstraße sei „die Situation in der Stadt, die am lautesten danach ruft: Bitte verändere mich! Wenn Sie ganz dicht rangehen, können Sie die Steine das rufen hören.“ Die Stadt sei „sehr froh“, dass es künftig für das gesamte Areal einen einzigen Eigentümer gebe, mit dem die Stadt verhandeln könne. Nun gebe es endlich die Chance, „die Attraktivität zu heben, Handelsmöglichkeiten zu sichern und zu erweitern und auch dem Aspekt Wohnen Rechnung zu tragen“, sagt Ebling: „Das wollten wir immer.“

Entstehen soll an der LU nun eine Handelsfläche von 17.000 Quadratmetern. „Da muss niemand Sorge haben, dass hier etwas Überdimensioniertes entsteht“, betonte der OB. Das sei weit von den ursprünglich einmal mehr als 30.000 Quadratmetern Einkaufsfläche entfernt. Offenbar zog die Stadt damit auch die Konsequenz aus Einzelhandelsuntersuchungen, die ergeben hatten, eine Mega-Mall würde Kaufkraft in erheblichem Maße von umliegenden Läden abziehen. Die neue Planung sehe eine „sehr verträgliche Größe“ vor, betonte Ebling: „Das ist kein Staubsauger, der alles abzieht.“

Das Karstadthaus steht kurz vor dem Eigentümer-Wechsel, dann könnte die LU in Zukunft ein neues Gesicht bekommen. – Foto: gik

„Wir sind mit den Verhandlungen so weit, dass wir sagen können: wir stehen kurz vor dem Abschluss des Kaufs des Karstadt-Gebäudes“, sagte Friedrich Albrecht Graf von Pfeil, Geschäftsführer der J. Molitor GmbH. Käufer der Immobilie wäre die Rhein-Nahe-Immobilien GmbH, deren Gesellschafter zu gleichen Teilen die Sparkasse Rhein-Nahe und die Molitor GmbH sind. Die Molitor GmbH wiederum ist ein hundertprozentige Schwesterfirma des Bauunternehmers Gemünden.

„Wir haben uns über eine Absichtserklärung mit dem Investor verständigt“, sagte Ebling. Die umfangreiche Absichtserklärung soll am 14. September in den städtischen Ausschüssen auf einer gemeinsamen Sitzung beraten und am 27. September vom Stadtrat verabschiedet werden.

„Was wir Ihnen vorstellen können, ist eine städtebauliche Aufwertung durch urbane Mischnutzung“, sagte Baudezernentin Marianne Grosse (SPD), „das können wir mit dem Konzept heute verfolgen, das ist ein riesengroßer Schritt.“ Die Stadt stehe mit ihrem neuen Konzept nun fest auf den 14 Leitlinien, die der Stadtrat im Mai 2016 verabschiedet hatte – damals hatte der Stadtrat allerdings die Kriterien für eine Bebauung der LU grundlegend verändert und auch bereits den Verkauf der städtischen Plätze zwischen den Pavillons an einen künftigen Investor vorbereitet. Der Ortsvorsteher der Altstadt, Brian Huck (Grüne) hatte damals gewarnt, der Stadtrat kippe damit die alten Leitlinien von 2013 – vergeblich.

Die Pavillons an der Ludwigsstraße werden verschwinden, hier wird eine neue, höhere Front entstehen. – Foto: gik

„Ziel sei nun, einen Bebauungsplan zwischen Weißliliengasse und Gutenbergplatz aufzustellen“, sagte Grosse weiter. Die Planungen werden dabei nicht über die Weißliliengasse hinaus gehen, das Areal um den früheren Foto Oehling bleibt unberührt. Man werde hier nichts ändern, sagte Graf von Pfeil: „Die Immobilie Oehling ist gut und langfristig vermietet, wir haben keinen Bedarf, das zu ändern.“ Auch der sogenannte China-Pavillon der Familie Leuchter am Gutenbergplatz wird vorerst von den Planungen unberührt bleiben – die Familie hatte sich bisher standhaft geweigert zu verkaufen. Trotzdem soll der Pavillon in den Bebauungsplan einbezogen werden. Die Überbauung der Fuststraße wiederum wird verschwinden, die Straße selbst eine nach oben offene Straße werden – ansonsten soll sich gebäudetechnisch am Bischofsplatz nur auf dem Immobiliengelände des Bistums etwas verändern.

 

Für den Bereich entlang der Ludwigsstraße werde es Architektenwettbewerbe geben, sagte Grosse. Fest steht aber, dass die Gebäudefront entlang der LU auf die Kante der heutigen Pavillons vorgezogen und auf 12,50 Meter aufgestockt werden sollen. Grosse betonte, man stehe damit auf dem Boden der zuletzt beschlossenen 14 Leitlinien für die Ludwigsstraße. „Es ist für uns von entscheidender Bedeutung, wie gehen wir damit um, wenn die Gebäude an die LU heranrücken,“ sagte die Dezernentin. Entscheidend sei für die Stadt, dass die Fassadengliederung vielschichtig bleibe und dahinterliegende Gebäude weiter sichtbar blieben. „Wir legen sehr viel Wert auf eine große, offene Eingangssituation“, sagte Grosse weiter, wo genau die liegen werde, sei aber offen. Festgelegt sei aber auch, dass der Bereich an der LU nur „en bloc“ bebaut werden dürfe.

Bauunternehmer Dirk Gemünden hatte schon im August 2016 bei der Bürgerinitiative Ludwigsstraße seine Vorstellungen für die Einkaufsmeile in Mainz skizziert. – Foto: gik

Die Plätze zwischen den Pavillons werden aber definitiv verschwinden, die Stadt hat bereits beschlossen, die Plätze an die neuen Investoren zu verkaufen. Grünflächen werde es dort künftig nicht geben können, sagte Bauunternehmer Tim Gemünden: „Damit der Handel funktioniert, braucht man eine Flaniermeile“, betonte Gemünden, diese Meile wolle man völlig neu entlang der LU schaffen.

Allerdings sind vor das Projekt noch einige Hürden gesetzt: Die neuen Investoren müssen sich noch endgültig mit dem Bistum Mainz über den Kauf des Grundstücks einigen – der neue Bischof muss den ursprünglichen Vereinbarungen noch zustimmen. Vor allem aber stehen die Verhandlungen mit den Karstadt-Eigentümern über den Verbleib im Warenhaus noch aus. Karstadt hat ebenso wie die Deutsche Bank noch einen Mietvertrag bis 2026, bislang hat das Warenhaus alle Vorschläge für einen Umzug abgelehnt.

„Wir wollen das Gebäude gemeinsam mit Karstadt entwickeln“, betont Graf von Pfeil. Man werde versuchen, „mit beiden Mietern eine Lösung zu finden, dass beide hinterher wieder integriert werden – nur mit einer besseren Lösung.“ Denkbar sei etwa, im Erdgeschoss des Deutsche Bank-Gebäudes eine Einkaufsmöglichkeit zu schaffen, in die Karstadt ziehen könnte, während das Gebäude renoviert werde. Die Verhandlungen mit Karstadt könnten sich allerdings durchaus noch hinziehen, das ist den neuen Eigentümern bewusst. Zu einem Zeitplan wollte sich deshalb am Dienstag niemand äußern.

Die Industrie- und Handelskammer begrüßte am Dienstag die Einigung, das bedeute „wieder Zukunftsperspektiven für den Standort Mainz.“ Die Einigung zwischen ECE und J. Molitor komme „zu einem Zeitpunkt, an dem Mainz sich als Einzelhandelsstandort mehr denn je gegen die Konkurrenz benachbarter Städte durchsetzen muss“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz. Nun biete sich „die Möglichkeit, den Mainzer Einzelhandel wieder in eine führende Position im Rhein-Main-Gebiet und in Rheinhessen zu hieven.“ Deshalb sollten jetzt „alle Innenstadt-Akteure den Erwerb durch ein regionales Unternehmen als Chance begreifen und gemeinsam nach vorne schauen“, appellierte Jertz an die Stadträte, die Absichtserklärung zu verabschieden.

Info& auf Mainz&: Details zur Beschlussvorlage der Stadt für die Ausschüsse und den Stadtrat lest Ihr in Kürze ebenfalls auf Mainz& – das werden wir in Ruhe auswerten 😉 Was Bauunternehmer Dirk Gemünden schon im August 2016 als Plan für die LU hatte, könnt Ihr hier nachlesen.

Bis dahin hier schon einmal die Kurzform – das sieht die Absichtserklärung der Stadt Mainz vor:

• Städtebauliche Aufwertung durch eine standortgerechte urbane Funktionsmischung mit Einzelhandel, Dienstleistungen, Gastronomie und Wohnnutzungen
• Gesamtverkaufsfläche  von 17.000 m² (ohne die Verkaufsflächen des Pavillons Gutenbergplatz 2)
• Erhaltung und ggf. Umbau des Karstadt-Kaufhauses
• Erhalt des Parkhauses
• Das ehemalige Gebäude Karstadt Sport wird zusammen mit dem Grundbesitz des Bistums am Bischofsplatz zu einem Wohn- und Geschäftshaus entwickelt, inkl. gefördertem Wohnungsbau
• Die Stadt bringt ihre Flächen zwischen den Pavillons in die gemeinsame Entwicklung ein
• Die Stadt betreibt ein Bebauungsplanverfahren für den Bereich zwischen Gutenbergplatz und Weißliliengasse incl. des Pavillons Gutenbergplatz 2
• Im Zuge der Umsetzung werden Architekturwettbewerbe ausgelobt
• Die Entwicklung wird in städtebaulichen Verträgen fixiert
• Die Öffentlichkeit wird in geeigneter Form einbezogen
• Die weitere Planung soll auf dem vom Investor vorgelegten Rahmenplan (Faerber Architekten, 17.08.2017) sowie der o. a. Beschlusslage des Stadtrates aufbauen

 

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20 Jahre Kulturtage AKK: Musik, Magie, Kunst, „Echten Kerlen“ im Wohnzimmer, Natur im Cyperus und Improtheater Restrisiko

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Musik, Magie, Fotografie, Träume, Lachen, Natur – vier Wochen lang gibt es in Amöneburg, Kastel und Kostheim nun wieder Erstaunliches und Künstlerisches zu Entdecken. Seit 20 Jahren zeigen die Kulturtage AKK, was alles in den drei rechtsrheinischen (ehemaligen) Mainzer Stadtteilen steckt. Es ist ein ungewöhnliches Festival, überspannt es doch Zeiten, Orte und Landesgrenzen – und zeigt die Vielfalt von Engagement und Kunstschaffen, die es in den drei Stadtteilen und den beiden angrenzenden Landeshauptstädten gibt: Musik von Pink Floyd über Ethno-Jazz bis Ska und Reggae, dazu Zauberkunst und echte Kunst und Fotografien von „Echten Kerlen“ im Wohnzimmer. Einen wilden Ritt durch 20 Jahre Kulturgeschichte gibt’s diesen Mittwoch – mit dem Improvisationstheater Restrisiko.

Improvisationstheater Restrisiko – Action, Comedy und Spannung in einem… – Foto: Restrisiko

Seit dem 25. August schon toben in AKK die Kulturtage, zum letzten Mal organisiert von ihren Initiatoren und Erfindern Moni Fuhrmeister und „Caesar“ Rekker. Die beiden geben nach 20 Jahren die Organisation ans Wiesbadener Kulturamt ab, es wird ein Einschnitt. „Mit viel Herzblut, hohem Zeitaufwand, großem Engagement (und das nahezu ganzjährig!) und viel Liebe haben die beiden die Kulturtage AKK zu dem entwickelt, was sie heute sind: ein stadtteilübergreifendes Event“, dankten den beiden die Ortsvorsteher der drei Wiesbadener Vororte im Programmheft.

Seit einer Woche können Besucher denn auch schon in Ateliers und Ausstellungsräume von Künstlern einen Blick werfen, so findet sich in diversen Schaufenstern in Kastel Kunst im Vorbeigehen sozusagen. In Kostheim gibt es etwa Malerei und Zeichnungen von Waltraud Kissinger zu sehen, die Künstlerin Elli Weishaupt öffnet ebenfalls ihr Atelier mit Collagen und Objekten. Und auch die Nachbarschaftsinitiative Offenes Wohnzimmer ist natürlich mit dabei: Die Begegnungsstätte zeigt Porträtfotografien von Reinhold Schmelz unter dem Motto „Echte Kerle – früher und heute“ und stellt die Frage, ob früher wirklich alles kerniger, echter und besser war: als ein Buch noch aus Papier, die Nächte länger, noch Alkohol im Bier war – die Banken noch nicht pleite waren und uns allen die Welt gehörte…

Lesung im Offenen Wohnzimmer in Kostheim 2016. – Foto: gik

„KunsTraumTage“ heißt die Reihe von Ausstellungen, aber natürlich ist das bei Weitem nicht alles an Kultur bei den Kulturtagen AKK: Am Mittwoch etwa gibt’s eine Lesung von Comic-Krimi-Autor Dieter Schmidt aus seinen Karl Napp-Krimis, am Freitag lädt das Varieté Wundernacht zur magischen Nacht ins Kulturzelt an der Reduit mit Artistik und Zauberkunst, Comedy und Slampoetry. SaitenSprünge gibt’s am Samstag an gleicher Stelle, wenn Lukas Roos und Jens Mackenthun zwei Gitarren „außer Rand und Band“ zum Klingen bringen. Ihnen folgt das Absinto Orkestra, die das Programm als „balkanschwangerer Ethno-Jazz“ ankündigt, „gespielt von einer rasanten Zigeunergitarre (Joachim Schappert), einer heißblütigen Kosaken-Geige (Jolly Reinig), einer melancholischen Mandoline (Stefan Ölke), einem Balkanbeat-pumpenden Kontrabass (Pavel Klimashevski) und einer inspirierenden exotischen Percussion (Clinton Heneke).“ Wow.

Teil der Kulturtage ist aber auch das Kostheimer Brunnenfest, das vom 6. bis 10. September gefeiert wird, natürlich rund um den Weinbrunnen am Main, auch hier gibt’s Kunst, Musik und Handwerkliches. Am 10. September könnt Ihr zudem in der Evangelisch-methodistischen Gemeinde von Mainz-Kostheim beim Kirchenkabarett „Evan-tholisch für Anfänger“ mit dem Limburger Theologen Stefan Herok ablachen. Ein Wochenende später gibt’s außer dem Familienfest in Amöneburg auch Ska und Reggae mit den Riverbank Marquees im Zelt an der Reduit. Am Sonntag, den 17. September, solltet Ihr einen Abstecher in den zauberhaften Cyperus Naturpark nicht versäumen: Unter dem Motto „Tiere, Pflanzen und Pop“ könnt Ihr hier eine einmalige Oase mit Teichen, Tierpark und einem historischen Karlsgarten entdecken, ab 17.00 Uhr spielen hier die „Blue Cats“ Pop in the Garden.

Naturparadies Cyperus: Der verwunschene Park lädt auch bei den Kulturtagen wieder zur Entdeckungsreise. – Foto: gik

Ein Highlight aber gibt es schon diesen Donnerstag, den 7. September: Das Improvisationstheater „Restrisiko“ nimmt Euch mit auf eine Kulturrückschau der vergangenen 20 Jahre. Was hat Euch in den vergangenen 1.040 Wochen besonders bewegt? Handys, Harry Potter, schwule Oberbürgermeister, Bollywood, Schiersteiner Brücke, Kulturinfarkt, Familiengründung, Wikipedia, Papst Benedikt, Trump und Sonnenfinsternis … was immer Ihr noch einmal – oder anders – auf der Bühne sehen wollt, hier ist Eure Gelegenheit. In jedem Fall gibt das einen wilden Ritt durch 20 Jahre….

Highlight Nummer zwei ist zweifellos der Auftritt von „Interstellar Overdrive“ am Samstag, den 16. September. Das Pink Floyd Experiment gilt als eine der besten Pink Floyd-Coverbands überhaupt und lässt mit großer Authentizität und viel Mystik die legendären Songs wiederaufleben. Da wird das Kulturzelt an der Reduit davon schweben… Bis Sonntag, den 24. September – Tag der Bundestagswahl – habt Ihr noch Zeit, AKK künstlerisch zu erkunden, die Abschlussparty findet ab 18.00 Uhr am 24.9. im Lilienpalais in Kastel statt.

Info& auf Mainz&: 20. Kulturtage AKK vom 25. August bis zum 24. September 2017 in Amöneburg, Kastel und Kostheim. Das gesamte Programm samt Daten und Eintrittspreisen findet Ihr hier im Internet zum Download. Mehr zum Improvisationstheater Restrisiko hier im Internet, und das Offene Wohnzimmer genau hier. Im Offenen Wohnzimmer gibt es übrigens auch außerhalb der Kulturtage diverse Events wie Sprach-Konversationskurse, afrikanische Trommelmusik und die ein oder andere Lesung. Und wenn Ihr genau wissen wollt, was es mit dem Cyperus Paradies auf sich hat – hier erzählen wir es Euch.

 

 

 

 

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Schillerstraße soll Einbahnstraße werden, Große Langgasse Kreisel kriegen – Geschäftsleute befürchten massive Nachteile

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Es wird die nächste große Baustelle in der Mainzer Innenstadt: Voraussichtlich 2019 wird der Bereich Schillerstraße vom Münsterplatz in Richtung Schillerplatz zur Großbaustelle. Eine Einbahnstraße wollen die städtischen Planer aus der Straße entlang des Finanzamtes machen, doch Geschäftsleute entlang der Meile haben erhebliche Bedenken. Die hängen auch mit dem Großbauprojekt Große Langgasse zusammen: Ab 2018 will die Stadt hier komplett umbauen, ein Verkehrskreisel soll dann an der Einmündung Große Langgasse/Kleine Langgasse entstehen – obwohl hier Busse und Lastwagen durch müssen. Vom Parkhaus Proviantamt wiederum müsste dann der gesamte Verkehr über Kleine Langgasse und Große Langgasse zur Bleiche führen – Anwohner befürchten ein Chaos. Die CDU fordert nun, die Pläne zu überdenken – beschlossen sei nämlich entgegen den Behauptungen der Stadt noch gar nichts.

Auch die Schillerstraße soll ab 2019 ein neues Gesicht bekommen – und zur Einbahnstraße werden. – Foto: gik

Es ist ein Mammutprojekt in Sachen Stadtverschönerung, das die Stadtverwaltung da angeht: In diesem Jahr wird die Bahnhofsstraße zum Boulevard, das wichtige Einfalltor vom Hauptbahnhof in Richtung Innenstadt aufgewertet und völlig neu gestaltet. Doch das soll nicht alles sein: Von 2018 an wird es dem Bereich Große Bleiche/Große Langgasse an den Kragen gehen: Vor allem in der Großen Langgasse soll eine deutlich verschönerte Einkaufsstraße mit breiteren Fußwegen entstehen, mit Mittelinseln und breitem Radweg. Die Große Langgasse sei jetzt „eine Barriere“ in der Innenstadt, eine Aufwertung könne auch die Einkaufsstadt Mainz aufwerten, heißt es in den Plänen der Stadtverwaltung.

Große Langgasse: Nur eine Fahrspur je Richtung, 66 Parkplätze weniger und ein Verkehrskreisel

Für die Autofahrer bedeutet das wieder einmal gravierende Änderungen: Eine Fahrspur pro Richtung wird dort wegfallen, dazu außerdem 66 der derzeit 99 Parkplätze – erhalten bleiben sollen 33. Und an der Einmündung von Kleiner Langgasse zur Großen Langgasse soll ein Verkehrskreisel gebaut werden – Ihr habt richtig gehört. Platz sei dort genug, versicherten die Planer bei einer Bürgerbeteiligung, wie der Kreisel baulich umgesetzt werden soll, sagten sie nicht. Rein räumlich gesehen wird es wohl nur gehen, wenn an der Kreuzung Parkplätze und Bäume wegfallen – so unsere Vermutung. Einen Plan dazu haben wir nicht gefunden.

Verkehrssimulation für den geplanten Kreisel in der Großen Langgasse, von links kommt die Kleine Langgasse. Die Simulation soll Stoßzeiten zeigen. – Foto: gik

Ein Grund für die Kreiselplanung: Die Schillerstraße soll nach dem Willen der Planer zur Einbahnstraße werden und wäre dann nur noch vom Münsterplatz in Richtung Schillerplatz befahrbar. Das aber bedeutet: Jeder Verkehr, etwa aus dem Parkhaus unter dem Proviantamt, müsste künftig durch die Kleine Langgasse zur Großen Langgasse fahren und dort über die Umbach zur Großen Bleiche. Aus dem Parkhaus in Richtung Gaugasse abfahren, das ginge noch, links abbiegen Richtung Finanzamt aber nicht mehr. „Wir wollen vom Münsterplatz ein Band Richtung Schillerplatz ziehen“, erklärte Architekt Klaus-Dieter Aichele bei einem Bürgerbeteiligungstermin: „Wir wollen die Idee des Boulevards von der Bahnhofstraße aus weiter führen.“ Auch optisch soll die Schillerstraße denselben Look erhalten, mit den gleichen Bänken und den gleichen  Papierkörben.

Geschäftsleute kritisieren geplante Einbahnstraßenregelung in der Schillerstraße

Die Verkehrsregelung via Kleine Langgasse aber stieß auf erheblichen Wiederstand bei Anwohnern und Geschäftsleuten: „Ich kann nicht verstehen, dass man den Verkehr über die Umbach verlängert“, sagte Juwelier Jan Sebastian, der das Schmuckgeschäft Willenberg am Schillerplatz betreibt: „Das bringt eine Verlängerung des Verkehrswegs, damit wird auch der Schadstoffausstoß mehr werden.“ Ja, die Strecke über die Umbach sei ein Umweg, „aber die Reisezeit verlängert sich nicht wesentlich“, betonten die Planer – mussten aber auch einräumen, dass etwa die Hälfte der Autofahrer aus dem Parkhaus in Richtung Binger Straße wolle. Um das Dreifache steige dann die Fahrstrecke in Richtung Große Bleiche, widersprach eine Anwohnerin – eine Strecke mit deutlich mehr Ampeln. „Wir wollen die umweltgerechte Stadt, aber verlängern die Tour für die Autofahrer“, monierte sie.

„Ich bin ein bisschen schockiert über den Planungsstand“, sagte auch Friedrich Demmler, Inhaber des Kinderladens Wirth: „Wir haben dann 15 Prozent mehr Verkehr auf der Umbach – mindestens.“ Das aber werde zu erheblichem Rückstau am neuen Kreisel auf der Langgasse führen. Die Schillerstraße habe bislang nämlich als Entlastungsstrecke für die Große Langgasse und die Umbach gedient, falle das weg, werde sich der gesamte Verkehr auf der Großen Langgasse stauen. „Die Schillerstraße wird ohne Not geschlosse, und der Verkehr in der Kleinen Langgasse verdichtet“, kritisierte Sebastian: „Wir Einzelhändler glauben, dass es besser ist, wenn die Schillerstraße weiter für den Individualverkehr und den Radverkehr da ist.“

Die Kleine Langgasse mit einer typischen Ladesituation durch ein Lieferauto. Foto: gik

Kleine Langgasse könnte zum Nadelöhr werden

Die Planer widersprachen, präsentierten eine Computersimulation, die eine problemlose Abwicklung des Verkehrs Dank Kreisel zeigen sollte. Doch auch in der Simulation entstand durchaus ein merklicher Rückstau auf der Kleinen Langgasse und der Umbach, das aber führe zu einem weiteren Problem, kritisierten die Anwohner: Die Kleine Langgasse sei enorm eng, dort müssten zwei Kneipen beliefert werden – die Lastwagen müssten auf der Straße stehen, um ausladen zu können. Schon jetzt müsse man mit dem Kinderwagen auf die Straße ausweichen, wenn dort geladen werde, weil einfach nicht genügend Platz sei, berichtete eine Anwohnerin – wie solle das mit deutlich mehr Verkehr gehen?

Die Antwort der Stadt: „Illegal abgestellte Lkw können wir nicht berücksichtigen“, sagte Günther Ingenthron, Leiter des Stadtplanungsamtes, es seien Ladezonen eingeplant. Das Thema Anlieferung werde sich für die Geschäftsleute „nicht verbessern“, sagte Ingenthron weiter, „das Optimum ist einfach nicht machbar.“ Das aber stieß auf Empörung und Widerspruch: „Man darf in der Kleinen Langgasse sehr wohl zu Ausladezwecken stehen – wo auch sonst?“, sagte Sebastian – alle Ladezonen seien viel zu weit entfernt. Die Enge in der Kleinen Langgasse lasse sich nur mit einem absoluten Halteverbot lösen, sagte SPD-Stadtrat Andreas Behringer, dann aber „müssen die Lieferanten auch woanders stehen können.“ Wenn gleichzeitig aber auch noch 30 Parkplätze in unmittelbarer Umgebung gestrichen würden, „verschärfen wir das Problem.“

Schillerstraße: Parkplätze und Ladezone vor dem Kinderladen sollen weg

Planung für die Schillerstraße und den Münsterplatz. – Foto: gik

In der Schillerstraße nämlich sollen alle Parkplätze auf der Seite des Erthaler Hofes zugunsten des neuen Boulevards verschwinden, lediglich einige Stellplätze vor dem Finanzamt soll es weiter geben. Verschwinden soll aber auch die große Ladezone vor dem Kinderladen – auch das stieß auf herbe Kritik. „Ich weiß nicht, wie viele tausend Kindersitze schon an dieser Stelle eingepasst, wie viele Kinderwägen hier eingeladen wurden“, sagte Behringer, die Ladezone sei für Anlieferer wie für Kunden enorm wichtig. Ingenthron verwies daraufhin auf eine Ladezone auf der anderen Straßenseite, an der Ecke zum Telekom-Laden. „Soll ich den Kindersitz dann samt Kind durch den Straßenverkehr mit Bus und Bahnen ‚rübertragen?“, fragte ein Anwohner empört.

„Dass die Vorfahrt bei uns nicht mehr möglich sein wird, ist ein echtes Problem“, kritisierte Kollege Demmler: Die Kunden wollten heutzutage „die Stadt mal kurz anfahren, weil man vorher online was bestellt hat – das ist die Zukunft. Das wird künftig aber nicht mehr möglich sein.“ Die Stadtplanung richte sich überhaupt nicht mehr nach den Bedürfnissen der Geschäftsleute, kritisierte er: „Wenn Sie mir schon die Ladezone nehmen, dann zeigen Sie mir wenigstens den Mehrwert.“

Das Wegfallen der Ladezone tangiere auch die Geschäftsleute in der Großen Bleiche, kritisierte Olaf Decker, Inhaber des Geschäfts Koffer Klein auf der Großen Bleiche: „Wo sollen denn unsere Lieferanten künftig halten? Auf dem Radweg?“ Die Anlieferung sei „ein ganz dringliches und wichtiges“ Problem, betonte auch die Grünen-Ortsbeirätin der Altstadt, Renate Ammann, und forderte: „Die Stadt muss sich dringend mal ein vernünftiges Konzept in Sachen Anlieferung für die ganze Innenstadt überlegen.“

Stadt behauptet, Pläne seien vom Stadtrat beschlossen – Städträte: stimmt nicht

Vor den Geschäften in der Schillerstraße sollen auf dieser Straßenseite Parkplätze und Ladezonen wegfallen – auch für die Geschäfte in der Großen Bleiche ein Problem. – Foto: gik

„Wir verlieren drei Viertel an Stellfläche an dieser Stelle“, kritisierte Behringer, „mir leuchtet nicht ein, wieso wir in der Schillerstraße an beiden Seiten so viele Parkplätze verlieren müssen – damit bin ich nicht einverstanden.“ Die Planungen seien ja „nicht vom Himmel gefallen“, konterte daraufhin Ingenthron, „wir haben uns in den Gremien die Genehmigung eingeholt, das so zu planen“, der Stadtrat habe die Planung beschlossen. „Die Gremien haben die Planung keineswegs beschlossen, sie haben sie lediglich zur Kenntnis genommen“, widersprach Behringer verärgert und zitierte die entsprechende Vorlage der Stadt: „Die Ausschüsse haben den Entwurf zur Kenntnis genommen – bewertet haben wir ihn noch nicht.“

Und auch weitere Elemente der Planungen stießen bei den Anliegern auf Unverständnis: Deutlich mehr Fahrradstellplätze brauche es, „wir sind doch Universitätsstadt“, da reichten die eingeplanten acht bis zehn Stellplätze nicht ansatzweise aus, sagte Demmler. Warum man denn nicht vor dem Erthaler Hof eine ganze Fahrradstellzone einrichte? Was denn mit E-Moblität und Ladesäulen sei, warum plane die Stadt da nichts ein, wollte Decker wissen, und forderte seinerseits: „Wenn ihr schon Parkplätze wegnehmt, dann macht wenigstens die Parkgebühren attraktiver, um dem Handel auch etwas anzubieten.“

Münsterplatz vor Telekom-Gebäude wird neu gestaltet: Grünflächen statt Parkplatz

Statt Parkplatz soll hier auf dem Münsterplatz eine Platzanlage mit grünen Hochbeeten und Aufenthaltsraum entstehen . – Foto: gik

Tatsächlich wird durch die Umgestaltung auch der Parkplatz vor dem Telekom-Gebäude verschwinden, denn auch dieser Teil des Münsterplatzes soll runderneuert werden. „Der Platz ist in die Jahre gekommen, die Infrastruktur veraltet“, sagte Planer Aichele, „zwei Drittel des Platzraumes ist letztendlich nur für die Autos da und dient nicht den Menschen.“ Das solle sich künftig ändern, der Platz wieder städtebauliche Qualität bekommen. „Mit dem Lavendelfeld vor dem Bahnhof haben wir ja gezeigt, dass auch solche Plätze Aufenthaltsqualität haben können“, sagte Aichele. Man wolle auch hier „die Abfolge der Mainzer Plätze in der Innenstadt aufgreifen und zur unverkennbaren Visitenkarte der Stadt Mainz weiter entwickeln.“

Künftig soll deshalb der Verkehr auf ein deutlich engeres Band begrenzt werden, dabei aber alle heutigen Fahrspuren erhalten bleiben. Trotzdem soll  deutlich mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer gewonnen werden, Hochbeete, Grünflächen und Sitzgelegenheiten Aufenthaltsqualität schaffen. Die zwei großen Ahornbäume auf dem Platz sollen stehen bleiben und durch neue Bäume ergänzt werden, die Abbiegung in Richtung Altmünsterstraße optisch in den Platz integriert werden.

Radweg in der Großen Bleiche endlich entschärft: Radweg künftig auf der Fahrbahn

Der Radweg in der Großen Bleiche wird endlich entschärft und wandert auf die Fahrbahn. – Foto: gik

Für die Radfahrer in Richtung Große Bleiche gibt es dazu eine gute Nachricht: Der Radweg soll endlich entschärft werden. Der Radstreifen soll künftig nicht mehr Teil des Fußwegs sein, sondern ein Teil der Fahrbahn, und vom Fußgängerweg durch einen Bordstein abgetrennt werden. Zu den Autos werde der Radbereich mit einer durchgezogenen weißen Linie als abgetrennter Bereich gekennzeichnet, versprachen die Planer. Der Fußgängerbereich wiederum bleibe genauso breit wie jetzt, werde aber „nutzbarer“, weil der Konflikt mit den Radfahrern wegfalle. Für die verschwindet die Hindernistour mit Fußgängern, Pollern und Abtrenngittern, die bislang eine echte Gefahr für den Radverkehr darstellten. Trotzdem sollen beide Auto-Fahrspuren pro Richtung erhalten bleiben, man habe aus dem vorhandenen Platz „das Äußerste herausgeholt“, hieß es weiter.

CDU: Pläne Schillerstraße überdenken, Einbahnstraßenregel kippen

Über die Pläne zur Schillerstraße soll aber der Stadtrat im September noch einmal abstimmen. Die CDU-Opposition im Stadtrat kritisiert inzwischen die geplante Einbahnstraßenregelung scharf: Die Vorschläge machten „überhaupt keinen Sinn“, die Begründung, die Variante sei ökologisch nachhaltiger, „hanebüchen“, schimpfte CDU-Verkehrsexperte Thomas Gerster.  Vielmehr nehme die Stadt durch die längere Wegstrecke und längere Wartezeiten an dann drei statt zwei Ampeln eine höhere Umweltbelastung durch Schadstoffe in Kauf. Problematisch sei auch dir Verkehrszunahme in der Großen Langgasse und der Umbach durch die neue Variante.

Die CDU fordert die Verwaltung nun auf, die Pläne zu überdenken und von der Einbahnstraßenregelung in Richtung Schillerplatz wieder abzurücken. „Damit würde man auch Rücksicht auf Vertreter des Einzelhandels nehmen“, sagte Gerster. Zudem widersprach der Stadtrat ebenfalls Planer Ingenthron: Die Behauptung, die Pläne der Verwaltung seien so von den Gremien beschlossen worden, „ist falsch“, betonte Gerster: „Richtig ist, dass die Vorschläge lediglich zur Kenntnis genommen wurden. Beschlossen wurde lediglich die Durchführung der Bürgerinformation.“

Info& auf Mainz&: Die detaillierten Konzepte der Stadt Mainz zum Umbau des Bereichs Schillerstraße, Große Langgasse und Große Bleiche samt Münsterplatz findet Ihr hier im Internet. Weitere Pläne findet Ihr hier zur Bahnhofstraße und dem Münsterplatz. Eine Karte mit eingezeichnetem Verkehrskreisel in der Großen Langgasse konnten wir nicht finden – obwohl die Planungen angeblich schon in allen Ausschüssen der Stadt 2016 beschlossen wurden.

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