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Start 2017 Oktober

Monatsarchive: Oktober 2017

„Mainz bleibt Mainz“ geht bis 2024 weiter – Vereine wollen Vertragsverlängerung zur Nachwuchsarbeit nutzen

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Die Mainzer Hofsänger leiten zum Finale über.... - Foto: gik

Gute Nachricht für alle Fastnachtsfans: Ihr könnt auch in den nächsten Jahren am Fastnachtsfreitag Weck, Worscht und Woi bereit stellen! Die Fernsehfastnacht „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ geht bis mindestens 2024 weiter. Die Fernsehsender ZDF und SWR verlängerten am Freitag in Mainz den Vertrag mit den austragenden Fastnachtsvereinen MCV, MCC, GCV und KCK für weitere sechs Jahre. Das umfasst die Jahre 2019 bis 2024, damit bleibt die weltberühmte Mainzer Fernsehsitzung auch künftig ein fester Bestandteil an Fastnacht. „Mainz bleibt Mainz“ ist die älteste Fastnachtssitzung im deutschen Fernsehen, seit 1955 begleitet die Sendung viele Fans jeden Fastnachtsfreitag.

Der Klassiker „Mainz bleibt Mainz“ geht mindestens bis 2024 weiter. – Foto: gik

„Mainz bleibt Mainz“ sei „seit Jahrzehnten eine der erfolgreichsten Fernsehsitzungen und ein fester Bestandteil im Unterhaltungsangebot des ZDF“, sagte ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler. Er freue sich, dass „die gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Vereinen“, aber auch mit dem SWR für weitere sechs Jahre weitergehe. ZDF und SWR strahlen die Fernsehsitzung im jährlichen Wechsel aus, und das mit zunehmend unterschiedlichen Konzepten: Während der SWR auf Neuerungen und junge Gesichter setzt, präsentierte das ZDF in den vergangenen Jahren zunehmend Traditionelles und viel klassisches Korsett – der Spagat zwischen den beiden Sendern wurde zuletzt immer größer, eine Abstimmung untereinander fand nicht statt

Man darf gespannt sein, wie die Entwicklung in Zukunft weiter geht, der SWR hatte 2017 eine rasante und mit vielen Höhepunkten gespickte Sendung aufgelegt, die stark auf das Politische setzte und erhebliche Breitseiten gegen braune Tendenzen in Deutschland und insbesondere die rechtsextreme AfD fuhr. 2018 ist wieder das ZDF an der Reihe. Man arbeite „seit Jahren eng zusammen“ und gebe der Sendung unter anderem über ein einheitliches Bühnenbild ein unverwechselbares Gesicht, teilte dazu am Freitag das ZDF mit.

Auch die kommenden sieben Jahre heißt’s zum Finale an Fastnachtsfreitag: Meenz bleibt Meenz! – Foto: gik

Dazu steht die Traditionssendung vor großen Herausforderungen: Nach dem plötzlichen Tod von Jürgen Dietz 2015, dem legendären „Boten vom Bundestag“, nahm 2017 mit dem „Guddi Gutenberg“ alias Hans Peter Betz eine weitere Symbolfigur Abschied von der Fernsehbühne. Und auch der „Till“ auf der Reichstagskuppel schwächelte aus Sicht der Fernsehmacher, sie gaben stattdessen dem Protokoller Erhard Grom den Vorzug – der Mainzer Fernsehfastnacht brechen zunehmend ihre traditionellen Aushängeschilder weg. Einen umjubelten Auftritt legten dafür – neben Grom übrigens – die Gonsenheimer Thomas Becker und Frank Brunswig mit ihrer Trump-Nummer hin, Andy Ost feierte eine Rückkehr auf die Fernsehbühne. Zurück auf die Fastnachtsbühne kehrt 2018 auch Oliver Mager, immer ein heißer Kandidat für die Fernsehsitzung.

Die vier Fastnachtsvereine betonten denn auch am Freitag, man freue sich sehr über die Vertragsverlängerung, das gebe Planungssicherheit. „Wir können uns nun ganz konkret auf die Aufgabe konzentrieren, auch in den kommenden Jahren eine Sitzung auf die Beine zu stellen, die bundesweit überzeugt“, teilten die Vereine gemeinsam mit. Und dazu werde auch gehören, mit einer „konzentrierten Nachwuchsarbeit die Zukunft der Mainzer Saalfastnacht anzugehen.“ Das Zugpferd Fernsehsitzung spiele dabei „eine nicht zu unterschätzende Rolle“, betonten die Vereine: „Wir wissen es zu schätzen, dass ARD und ZDF uns in dieser schnelllebigen Zeit das Vertrauen schenken, auch in den nächsten sechs Jahren das Fernsehpublikum zur fünften Jahreszeit mit einer abwechslungsreichen Sitzung zu erfreuen.“

Info& auf Mainz&: Wie die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ in den vergangenen zwei Jahren so war, könnt Ihr natürlich bei Mainz& nachlesen: Hier die Sitzung von 2017, ausgerichtet vom SWR, und hier die ZDF-Sitzung von 2016.

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Biancas Blick auf Mainz: Willkommen zu Luthers Tafel in Mainz!

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Revolution und Feiern – in Mainz gehört das ja irgendwie zusammen. Und so ist es nur passend, dass die Evangelische Kirche in Mainz die Revolution der Reformation zu ihrem 500. Jahrestag mit einer Tafel feiert, einer langen, mit Essen und Trinken vollgepackten Tafel. Weck, Worscht & Woi dürfen da nicht fehlen, auch der Herr Reformator Martin Luther war ja bekanntlich kein Kostverächter. Luthers Tafel, er würde sich hier ganz wie zuhause fühlen. Und die Mainzer, sie haben in einem der traditionsreichsten katholischen Bistümer der Republik einfach mal eine fast genau so hohe evangelische  Kirche gebaut wie den Dom… Diese Rebellen.

1961 waren übrigens mal 40 Prozent der Mainzer protestantisch und „nur“ 53,5 Prozent katholisch. Heute sind’s noch 22,1 Prozent bei den Evangelischen und 35,2 Prozent bei den Katholischen. Nun ja, Luther hätte für das Abwenden von der Kirche sicher ein gewisses Verständnis… Noch mehr aber für der Mainzer Redefreiheit und Narrentum und vor allem ihre Feierfreudigkeit. Kirche und Karneval, freie Rede und Fastnacht, Woi und geselliges Miteinander, alle an einer Tafel – na, der Luther hätte da mit Sicherheit ausgerufen: „Ist ja wie zuhause hier!“ Schade, dass der Reformator nie in Mainz war, er hätt‘ sich hier so wohl gefühlt! Unser neuester „Biancas Blick auf Mainz“, die Karikatur auf Mainz&!  Und Euch allen wünschen wir einen schönen Reformationstag! Und denkt dran: Es ist zur Luthertafel auf den Gutenbergplatz geladen – mehr dazu steht hier bei Mainz&.

Info& auf Mainz&: „Biancas Blick auf Mainz“ ist die Karikatur der Mainzer Künstlerin Bianca Wagner auf Mainz&, ihr gezeichneter Kommentar zum aktuellen Geschehen in Mainz. Mehr zu unserer Karikaturistin Bianca Wagner erzählen wir Euch in dem Mainz&-Artikel „Was eh‘ Glick!“ Was Bianca sonst so treibt? Seht Ihr hier auf Ihrer Facebookseite.

 

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Reformationstag 31. Oktober: Große Luthertafel in Mainz mit Essen, Luther-Bier, Tischreden, Thesentür – Bilanz Reformationsjahr

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Zum Abschluss des Jubiläumsjahres 500 Jahre Reformation will die Evangelische Kirche in Mainz noch einmal so richtig feiern: Am Reformationstag, dem 31. Oktober, lädt die Kirche zur großen Luthertafel auf den Mainzer Gutenbergplatz. Von 11.30 bis 14.30 Uhr soll an Luthers großer Tafel geschmaust, getrunken und gelacht werden, es gibt Fleischwurst und Kürbissuppe für alle, dazu Luther-Bier und Wein. Posaunen werden aufspielen, Schauspieler Luthers berühmte Tischreden zum Besten geben und eine Thesentür zum Nachdenken einladen. Und auch der Luther-Motivwagen aus dem Rosenmontagszug wird noch einmal dabei sein – hier könnt Ihr Selfies mit dem Meister machen. Zum Ende des Reformationsjahres zieht die Evangelische Kirche zudem eine zufriedene Bilanz.

Bibel und Tintenfass, aber auch Genuss und Tafeln: Die Evangelische Kirche feiert den Höhepunkt des Reformationsjahres mit einer großen Luthertafel. – Foto: gik

„Gemeinsam haben wir in diesem Jahr in der Landeshauptstadt gezeigt, dass die Reformation nicht ein einmalig historisches Ereignis vor 500 Jahren war, sondern auch heute noch unsere Gesellschaft, unser Denken und unser Handeln bestimmt“, sagte der Mainzer Dekan Andreas Klodt am Donnerstag in Mainz. Die Reformation sei mehr als eine Kirchenreform gewesen: „Sie macht nicht an den Kirchentüren halt und steht gerade in Mainz auch für Freiheit, Toleranz und bürgerschaftliches Engagement“, betonte Klodt. Das Jubiläum habe hohe Aufmerksamkeit für die Reformationsgeschichte erzeugt und so dazu beigetragen, den Einfluss der Reformation für die Entwicklung hin zur heutigen modernen Gesellschaft besser zu verstehen.

Genau vor 500 Jahren, am 31. Oktober 1517, schlug der Mönch Martin Luther seine berühmt gewordenen 95 Thesen für eine Kirchenreform an die Kirchentür in Wittenberg – und löste damit einen Revolution aus, an deren Ende die Spaltung der christlichen Kirche und die Gründung der evangelischen Kirche stand. Die hatte das Jubiläumsjahr in Mainz bewusst unter das Motiv „Raus auf die Plätze, ab unters Volk“ gestellt. Mit mehr als 150 Veranstaltungen wurde das Wirken Luthers und seine Folgen beleuchtet, es gab Ausstellungen, Konzerte, Diskussionen und Bibelwochen, ein Luther-Musical und einen Poetry Slam mit Luthertexten.

Beim Reformationsjubiläum darf der Luther-Motivwagen natürlich nicht fehlen. – Foto: gik

„Die Schriften und auch die Person Luther wurden kritisch hinterfragt, ihre Bedeutung für das Hier und Jetzt herausgestellt und mal satirisch, mal liebevoll in Szene gesetzt“, bilanziert das Dekanat. Zeitgleich war ein riesiger Bibeltruck zu Gast. Ein Höhepunkt sei die Zusammenarbeit mit dem Staatstheater Mainz gewesen, sagte Klodt, insbesondere die Tanzproduktion „SHIFT“ von tanzmainz in der Mainzer Christuskirche. 2.500 Besucher erlebten in fünf Vorstellungen die moderne Performance zur Reformation. „Die Kooperation mit dem Mainzer Staatstheater hat neue Blickwinkel eröffnet“, sagte Klodt, deshalb wolle man sie unbedingt fortsetzen: Das Evangelische Stadtjugendpfarramt entwickle bereits eine gemeinsame Performance mit dem Jugendtheater zum Thema „Was wir glauben“.

Weiteres Highlight war der Luther-Motivwagen im Mainzer Rosenmontagszug: Am höchsten Feiertag von Mainz rollte die Evangelische Kirche mit einem Motivwagen zu dem Reformator samt „Weck, Worscht und Woi“ im Rosenmontagszug mit, das habe Aufmerksamkeit für das Reformationsjubiläum gebracht wie sonst kaum eine Aktion. „Die Fahrt mit dem Motivwagen, das war Kirche mitten unter den Menschen“, schwärmte Klodt. Den Luther-Wagen könnt Ihr nun am Reformationstag noch einmal bestaunen: Mister Reformation ist natürlich beim großen Höhepunkt des Jubiläumsjahres am 31. Oktober auf dem Gutenbergplatz mit dabei. Auf dem Motivwagen können Selfies mit Luther geschossen werden.

Überhaupt seien alle Veranstaltungen in Mainz gut besucht gewesen: „Menschen mit ganz unterschiedlichen Interessen kamen zusammen, es wurde diskutiert, interpretiert und es wurden neue Zugänge zu den Fragen und Anliegen der Reformation gefunden“, betonte Dekan Klodt. Das Finale am Reformationstag solle deshalb auch keineswegs ein Schlusspunkt sein: Der Schwung, den das Reformationsjubiläumsjahr mit sich gebracht habe, solle in die kommenden Jahre mitgenommen werden, betonte Klodt: „Kirche ist nie fertig, Kirche ist – wie das Leben – eine Baustelle: Sie ist nicht einfach, sie wird erst noch.“ Es gehe um die Haltung, fröhlich und zuversichtlich zu leben, „zur Ehre Gottes und zum Besten der Menschen“, betonte Klodt: „Das Beste kommt erst noch.“

Cover der berühmten Lutherbibel. – Foto: gik

Nun wird zum Abschluss noch einmal kräftig gefeiert: Die Mainzer sind eingeladen, am Reformationstag an Luthers großer Tafel in der Mainzer Innenstadt Platz zu nehmen. „Mit der Luthertafel möchten wir alle einladen, gemeinsam zu feiern“, sagte Klodt: „Martin Luther war kein Kostverächter, nicht beim Essen und auch nicht beim Trinken.“ Daher werde es Kürbissuppe und Fleischwurst kostenlos für alle Besucher geben, die Fleischwurst wurde eigens von der Mainzer Metzgerei Riechardt gespendet. Auch Luther-Bier und Katharina-von-Bora-Wein wird es geben, ebenfalls kostenlos.

„Die Stimmung zu Tisch im Hause Luther war gelöst, und so soll es auch nach guter Mainzer Art bei der Luthertafel zugehen“, sagte Klodt. Deshalb werden sich bei der Luthertafel Schauspieler unter die Gäste mischen und Luthers mitunter deftige und kontroverse, vor allem aber berühmte Tischreden zitieren – frei nach dem Motto: „Iss, was gar ist, sprich, was wahr ist.“ Für die Unterhaltung der kleinen Gäste sorgt ein Stationenparcours mit Tintenfasswurf sowie verschiedene Kreativangebote. Auch ein Abstecher zum Alten Dom St. Johannis werde sich lohnen, verraten die Kirchenleute: Dort gibt es während der Luthertafel Einblicke in die Baugeschichte und den Stand der spannenden Forschungen.

Um 15.00 Uhr wird dann zum Public Viewing in die Evangelische Altmünsterkirche in der Walpodenstraße geladen, dort wird dann nämlich der offizielle Festgottesdienst der Evangelischen Kirche Deutschlands zum Reformationsjubiläum aus der Wittenberger Schlosskirche live auf Leinwand übertragen. Die Predigt hält der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, die Musik kommt vom weltberühmten Leipziger Thomanerchor.

Um 18.00 Uhr findet dann in der Lutherkirche die Aufführung des Familien-Musicals „Mönsch Martin“ statt – mit Ablass-Blues und Thesen-Rap, Bibelübersetzer-Samba und gregorianischen Gesängen. Texte zeigen den Mönsch Martin als Mensch, und die Choreographie werde großen und kleinen Zuschauern in die Beine gehen, heißt es. „Zur Recreation des Gemueths“ bietet schließlich der Bachchor um 19.30 Uhr in der Christuskirche einen Abend mit großer Chormusik mit den Werken europäischer Komponisten.

Und wer sich jetzt fragt, wie er all das besuchen soll: Der 31. Oktober ist aus Anlass des 500. Jubiläums der Reformation in diesem Jahr einmalig ein bundesweiter Feiertag.

Info& auf Mainz&: Luthertafel zum Reformationsjubiläum am Dienstag, 31. Oktober 2017 auf dem Gutenbergplatz in Mainz mit Kürbissuppe, Fleischwurst, Luther-Bier, Wein und allerlei Aktionen. Uhrzeit: 11.30 Uhr bis 14.30 Uhr, bei schlechtem Wetter findet die Luthertafel im Foyer des Mainzer Staatstheaters statt. Mehr zum Lutherjubiläum findet Ihr hier bei Mainz&, das Dekanat der Evangelischen Kirche in Mainz hier im Internet. s Musical „Mönsch Martin“ gibt es übrigens auch am Wochenende danach noch einmal zu sehen:  Am Samstag, den 4. November 2017, in der Evangelischen Kirche Mainz-Finthen um 18.00 Uhr.

 

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Tag des Friedhofs am 1. November: Persönlichkeiten auf dem Mainzer Hauptfriedhof erleben – App „Wo sie ruhen“

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Am 1. November gedenken Katholiken auf den Friedhöfen ihrer Verstorbenen, in Mainz wird der Feiertag traditionell zum Tag des Friedhofs: Zum 13. Mal laden die Wirtschaftsbetriebe Mainz dazu ein, den Mainzer Hauptfriedhof zu erkunden – und zwar aus historischer Sicht. Der Verein „Geographie für Alle“ stellt nämlich zum 13. Mal Gräber von prominenten Verstorbenen bei Rundgängen über den Hauptfriedhof vor, Schauspieler berichten an den Gräbern aus dem Leben der Verstorbenen. Das Angebot hat sich längst zum Publikumsmagneten entwickelt: Mehr als 800 Teilnehmer werden mittlerweile zu den insgesamt 14 Führungen erwartet. Die Nacht davor gehört inzwischen ja auch bei uns dem Halloween-Brauch: Auch All Hallow’s Eve, der Abend vor Allerheiligen ist übrigens traditionell dem Gedenken der Toten gewidmet.

Masken, Hexenhüte, Kürbislaternen und Süßigkeiten erschnorren mit „Trick or Treat“ – so wird heute Halloween gefeiert.

Für unsere Vorfahren muss diese Zeit an der Wende zum Winter eine magische gewesen sein: In praktisch allen europäischen Kulturen gibt es genau jetzt Gedenkfeste zu Ehren der Verstorbenen. Wenn sich die Zeit zum Winter wendet, sind die Schleier zwischen den Welten dünn, so glaubten unsere Vorfahren und auch heute noch manch Naturanhänger, dann wandern die Seelen der Verstorbenen noch einmal in unserer Welt. Auch im christlichen Glauben ist das geblieben: Die Katholiken begehen am 31. Oktober Allerseelen und am 1. November Allerheiligen, dann werden Geschenke auf die Gräber gelegt – so, wie einst an Halloween, dem Abend vor dem Seelenfest, die Kelten den Verstorbenen Essen vor die Tür stellten, um die zu ehren.

Samhain hieß bei den Kelten die Nacht am Wendepunkt zum Winter, die Kürbislaterne stammt aus der irischen Legende des Jack o’Lantern und wurde angezündet, um den Toten den Weg zu weisen. Dass die Geister der Unterwelt in den seltsamsten Gestalten zurückkehren, daran erinnern heute die Skelette und Geister, Hexen und Gruselfiguren an Halloween, das natürlich heute stark durch Hollywood-Filme geprägt ist. Die schaurigen Masken waren einst übrigens das Zeichen dafür, dass die Finsternis eben keine Macht über uns hat. Es sind uralte keltische Bräuche, die einst mit Einwanderern aus Irland in die USA gebracht wurden und nun mit dem amerikanischen Halloween nach Europa zurückkehren.

Grab des französischen Präfekten Jeanbon St. André, dem Gründer des Mainzer Hauptfriedhofs. Foto: Wirtschaftsbetriebe Mainz

Verstorbener Mainzer Persönlichkeiten gedenken denn auch die Führungen von „Geographie für Alle“, und das geht auf dem Mainzer Hauptfriedhof bekanntlich besonders gut: Hier liegen Prominente wie der frühere Mainzer OB Jockel Fuchs, aber auch Eduard David, der erste Präsident der Weimarer Nationalversammlung von 1919, Adam Henkell, Gründer der Sektkellerei Henkell (+1866) oder der Luftfahrtpionier Paul Haenlein. Wissenschaftler wie der Erfinder der Trockenbatterie Carl Gassner (+1942) sind hier ebenso begraben wie der Chemiker Fritz Strassmann (1980), der zu den Entdeckern der Kernspaltung zählt. Auch die Schriftstellerin Kathinka Zitz-Halein (+1877) ist hier begraben, ebenso der „Dichterkomponist“ Peter Cornelius.

Gegründet wurde der Mainzer Hauptfriedhof übrigens 1803 von dem französischen Präfekten Jeanbon de St. André, der natürlich ebenfalls hier begraben ist. St. André löste damit das Problem, dass die aufgelösten Kirchen und Klöster als Begräbnisorte nicht länger zur Verfügung standen, die Kirchhöfe in der Stadt ohnehin längst aus allen Nähten platzten – die Gründung eines staatlichen Friedhofs war damals in Deutschland noch eine revolutionäre Neuerung. Das Zahlbachtal wiederum war eine logische Wahl: Schon die Römer begruben hier ihre Legionäre, der Legende nach starb hier auch um das Jahr 451 der erste Mainzer Bischof, der heilige Aureus, den Märtyrertod. Das Zaybachtal war von alters her das „Heilige Tal“ der Mainzer, auch der neue jüdische Friedhof liegt hier, angrenzend an den Hauptfriedhof.

Das Tor zur Mainzer Unterwelt sozusagen: das Aureustor am Mainzer Hauptfriedhof. Foto: Wirtschaftsbetriebe Mainz

In diesem Jahr stellt „Geographie für Alle“ in den Rundgängen unter anderem die Ehefrau eines Dombaumeisters vor, einen Bürgermeister mit marxistischem Hintergrund und einen promovierten Volksschullehrer mit Ambitionen bei Rundfunk und Fernsehen. Die Texte zu den Verstorbenen wurden von Wolfgang Stumme recherchiert, der Autor zweier Bücher zum Mainzer Hauptfriedhof ist. Die jährlichen Führungen sind so beliebt, dass sich viele Mainzer keine einzige der Führungen entgehen lassen.

Wer am 1. November nicht kann oder nicht möchte, der kann auch alleine über den Hauptfriedhof zu den Gräbern Mainzer Persönlichkeiten wandern: Mit der Friedhofs-App „Wo sie ruhen“ führt ein Guide auf dem Smartphone zu besonderen Grabmälern – und das bundesweit. 37 Friedhöfe sind mittlerweile in der App enthalten, der Mainzer Hauptfriedhof ist mit 25 Persönlichkeiten vertreten. Zu jedem Grab gibt es Fotos sowie ausführliche Texte zu dem Leben der jeweiligen Persönlichkeit, auch sagt die App, wo genau das Grab liegt. Die Smartphone-App „Wo sie ruhen“ gibt es im jeweiligen App-Store kostenlos.

Info& auf Mainz&: Tag des Friedhofs am 1. November auf dem Mainzer Hauptfriedhof mit Führungen des Vereins „Geographie für Alle“ zu Gräbern Mainzer Persönlichkeiten. Die Führungen beginnen zwischen 10.00 Uhr und 11.30 Uhr Uhr sowie zwischen 13.30 Uhr und 15.00 Uhr jeweils alle 15 Minuten. Jede Führung dauert etwa eine Stunde. Treffpunkt ist der Haupteingang des Hauptfriedhofs an der unteren Zahlbacher Straße. Die Teilnahme ist gebührenfrei, eine Anmeldung nicht erforderlich.

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Samstagnacht endet Sommerzeit: Uhren umstellen! – Sonntag verkaufsoffener Mantelsonntag

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Es ist wieder so weit: In der Nacht von Samstag auf Sonntag endet die Sommerzeit, dann heißt es wieder, Uhren umstellen. Damit beginnt endgültig die dunkle Jahreszeit, Deutschland kehrt aber eigentlich nur zum Normalzustand zurück. Wie man sich merken kann, ob die Uhr vor- oder zurückgestellt wird? Dafür haben wir eine ganz einfache Merkhilfe für Euch: den Trick mit den Gartenstühlen. Und wenn Ihr dann eine Stunde länger geschlafen habt, könnt Ihr am Sonntag entspannt shoppen gehen: Mainz lädt am 29. Oktober 2017 von 13.00 Uhr bis 18.00 Uhr zum Mantelsonntag ein.

In der Nacht zum Sonntag gilt wieder: Uhren umstellen! Um 2.00 Uhr nachts endet die Sommerzeit, um 3.00 Uhr werden die Uhren um eine Stunde zurückgestellt. – Foto: gik

Seit 1980 gibt es in Deutschland die Sommerzeit, seither werden im März die Uhren eine Stunde nach hinten und im Herbst wieder um eine Stunde zurückgestellt – ursprünglich sollte das einmal Energie sparen helfen. 1996 wurde das Ende der Sommerzeit von Ende September auf Ende Oktober verlegt, der Klimawandel mit immer späteren Sommerausbrüchen gibt den Uhrplanern Recht… An diesem Samstag ist es also wieder so weit: Um 2.00 Uhr nachts werden die Uhren um eine Stunde angehalten oder um 3.00 Uhr um eine Stunde zurückgestellt – solltet Ihr genau dann mit Bus oder Bahn unterwegs sein, bitte erkundigen, welche Auswirkungen das auf den Fahrplan hat.

Alle anderen können einfach entspannt eine Stunde länger schlafen, was ja auch mal gut tut. Den ultimativen Trick, wie man sich das Verstellen der Uhr richtig gut merken kann, haben wir vor ein paar Jahren mal irgendwo aufgeschnappt und geben ihn seitdem gerne weiter. Das Zauberwort heißt Gartenstühle: Die stellt man schließlich im Sommer raus, also VOR die Tür, entsprechend werden die Uhren dann auch vorgestellt. Und zum Winter holt man die Stühle wieder rein, stellt sie also ZURÜCK ins Haus – die Uhren werden dann auch zurückgestellt.

Traditionell findet dann zum Beginn des Winters in Mainz der Mantelsonntag statt, ursprünglich tatsächlich ein verkaufsoffener Sonntag, zu dem die Bauern vom Lande in die Stadt kamen, um sich einen Mantel zu kaufen. Mäntel gibt’s natürlich immer noch in den Läden, dazu ist der Mantelsonntag aber längst zu einem fröhlichen Sonntagserlebnis für alle Familien geworden – und vor allem für die ganze Region: Gerade die benachbarten Hessen kommen zum Mantelsonntag gerne über den Rhein zum Shoppen.

Shoppen im Schatten des Doms – das geht wieder am kommenden Sonntag. – Foto: gik

Umgekehrt revanchieren sich die Rheinland-Pfälzer traditionell am 1. November, dann ist nämlich bei uns Feiertag, im benachbarten Hessen hingegen nicht – die perfekte Gelegenheit, um nach nebenan zum Einkaufen zu fahren. Der Zeitpunkt des Mainzer Mantelsonntags kurz vor dem 1. November ist natürlich ebenso Tradition…

Auch in diesem Jahr findet am Mantelsonntag eine Apfelverteilaktion statt, dazu lockt der Burgundermarkt mit französischen Produkten auf den Gutenbergplatz – übrigens auch schon am Samstag, dem 28. Oktober. Die Aktion Einbruchsschutz informiert dazu, wie man sich genau und effektiv vor einem Einbruch schützen kann, im Kirschgartenviertel gibt es zudem ein klassisches Konzert mit dem Kammermusikensemble Laubenheim, hier gibt es auch Leckereien von O’s Curry und der legendären Mainzer Eisdiele N’Eis.

Und noch ein Hinweis: Der 31. Oktober ist übrigens in diesem Jahr ausnahmsweise ein bundesweiter Feiertag, Anlass ist der 500. Geburtstag der Reformation. Mainz hat also dieses Jahr zwei Feiertage hintereinander – kauft rechtzeitig ein! Mehr zum Reformationsjubiläum mit Luthertafel und allen Feierlichkeiten lest Ihr hier.

Info& auf Mainz&: Ende der Sommerzeit und Beginn der Winterzeit in der Nacht von Samstag, den 28. Oktober auf Sonntag den 29. Oktober 2017, um 2.00 Uhr werden die Uhren um eine Stunde angehalten bzw. um 3.00 Uhr auf 2.00 Uhr zurückgestellt. Verkaufsoffener Mantelsonntag am Sonntag, 29. Oktober 2017 von 13.00 Uhr bis 18.00 Uhr in der Mainzer Innenstadt. Es gilt wieder das Sonderticket der MVG „Mainz trifft sich“: Für 5,- Euro können den ganzen Tag bis zu fünf Personen in allen öffentlichen Verkehrsmitteln in Mainz und Wiesbaden (RMV-Tarifgebiet 65) gemeinsam fahren. Das Sonderticket ist an allen Automaten und bei den Fahrern erhältlich. Infos zu Fahrten in der Nacht und zu Sonderfahrten der MVG gibt es hier im Internet.

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Biancas Blick auf Mainz: Wenn der Externe die Scherben aufkehren muss – Mainzer Augiasstall für Jörg Hormann

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Ob der Mann weiß, worauf er sich da einlässt? Auf den neuen Mainzer Citymanager wartet in der Innenstadt ein wahrer Scherbenhaufen – so zumindest sieht es unsere Karikaturistin Bianca Wagner. Zum 1. Januar 2018 soll Stadtmarketing-Experte Hormann dem Amt des Mainzer Citymanagers frischen Schwung und neue Professionalität geben, er wird eine ganze Menge zu tun bekommen: Ein kränkelnder Markt, ein schwächelnder Einkaufsstandort, von Baustellen geplagte Einzelhändler, hohe Parkgebühren – irgendjemand hat da in der letzten Zeit viel Glas zerdeppert… Biancas Blick auf Mainz! Dann wollen wir mal hoffen, dass Hormann nicht nur Köpfchen, sondern auch viel Tatkraft mitbringt, und dass Besen und Schäufelchen groß genug sind für den Mainzer Glas-Stall 😉 Wir freuen uns jedenfalls auf den neuen Experten und sagen: Herzlichen Glückwunsch! Dann mal ran…

Info& auf Mainz&: „Biancas Blick auf Mainz“ ist die Karikatur der Mainzer Künstlerin Bianca Wagner auf Mainz&, ihr gezeichneter Kommentar zum aktuellen Geschehen in Mainz. Mehr zu unserer Karikaturistin Bianca Wagner erzählen wir Euch in dem Mainz&-Artikel „Was eh‘ Glick!“ Was Bianca sonst so treibt? Seht Ihr hier auf Ihrer Facebookseite. Und alles über den neuen Citymanager Jörg Hormann lest Ihr hier bei Mainz&.

 

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Neuer Citymanager für Mainz: Stadtmarketing-Experte Jörg Hormann kommt zum 1. Januar 2018 aus Coburg

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Frischer Wind für die Einkaufsstadt Mainz: Zum 1. Januar 2018 wird es einen neuen Citymanager geben – und zwar einen mit hohen Vorschusslorbeeren. Jörg Hormann heißt der Mann, ist 36 Jahre alt und ein ausgesprochener Stadtmarketing-Experte. Der gelernte Kaufmann sei in den vergangenen zwei Jahren als Citymanager der Stadt Coburg tätig gewesen und dort „maßgeblich“ für die Weiterentwicklung der Stadt in Oberfranken verantwortlich, teilte das Mainzplus Citymarketing nun mit. Hormann solle nun in Mainz das Citymanagement weiter ausbauen, um die Attraktivität der Innenstadt und die Besucherfrequenz steigern. Der Neue sei „ein echter Glücksgriff für Mainz“, freute sich Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP).

Soll Schwung in die Einkaufsstadt Mainz bringen: Der neue Citymanager Jörg Hormann – Foto: Frank Wunderratsch

Das hat Mainz auch nötig: In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Probleme in der Einkaufsstadt Mainz gegeben, Ketten machten sich breit, alteingesessene Geschäfte machten dicht, Läden standen lange leer, die Besucherzahlen schwanden zeitweise – vor allem in Richtung attraktive Einkaufszentren wie das Main-Taunus-Zentrum. Mainz&-Leser kritisierten gleich reihenweise fehlende Angebote, schlechte Vielfalt und viel zu hohe Parkgebühren in der Innenstadt, die Stadt spricht hingegen von einem „attraktiven Branchenmix“ – alles dazu könnt Ihr noch einmal hier nachlesen. Für scharfe Kritik sorgte auch immer wieder das Zentrenkonzept der Stadt, die Industrie- und Handelskammer sprach zeitweise gar von einem „Verhinderungskonzept“, Einzelhändler wie der Chef von Möbel Martin warfen der Stadt vor, der Einkaufsstadt Mainz zu schaden.

Viel zu tun also für den neuen Citymanager, zumal von seinem Vorgänger Walter Strutz in den vergangenen Monaten so gar nichts zu sehen oder zu hören war. Bislang war der Citymanager ein allerdings mit 35.000 Euro gut dotiertes Ehrenamt und wurde von dem Verein Mainz City Management berufen. Strutz, ehemaliger FDP-Wirtschaftsstaatssekretär, war im April 2012 als Nachfolger des beliebten Klaus Hammer ins Amt berufen worden und hatte selbiges zum 1. Oktober niedergelegt. Der FDP-Politiker Strutz hatte bei seinem Amtsantritt von „neuen Ideen“ gesprochen, Projekte wie „Zu Gast in der eigenen Stadt“ ausbauen wollen – am Ende blieb davon nicht viel übrig.

Zum 1. Oktober hat nun die Mainzplus Citymarketing Gesellschaft der Stadt die Verantwortung für das Amt übernommen. Das geschehe in Zusammenarbeit mit dem Verein Mainz City Management sowie weiteren Partnern aus den Bereichen Einzelhandel, Gastronomie sowie anderen Dienstleistern, betonte die Mainzplus GmbH. Die Stelle des Citymanagers wurde erstmals bundesweit ausgeschrieben, nach nur drei Wochen sei es gelungen, die Stelle mit einem ausgewiesenen Fachmann zu besetzen, teilte die städtische Gesellschaft nun stolz mit.

Herausforderung Einkaufsmanagement Mainzer Innenstadt – viel zu tun für den neuen Citymanager. – Foto: gik

Hormann, gebürtiger Wolfsburger, sei Fachmann für Wirtschafts- und Zentrenförderung und bringe langjährige Kenntnisse sowie Erfahrungen aus den Bereichen Stadtmarketing und Citymanagement mit nach Mainz, heißt es weiter. Sieben Jahre lang arbeitete er beim Amt für Wirtschaftsförderung in Heidelberg und kümmerte sich dort um den Einzelhandel der Stadt. Zusätzlich betreute er für Pro Heidelberg Citymarketing e.V. den Bereich Handel und Gastronomie und war zuständig für die Social Media Darstellung des Citymarketingvereins. Moderne Methoden und frische Ideen brachte Hormann auch nach Coburg mit: Eines seiner großen Anliegen sei es dort gewesen, den Handel auf die Digitalisierung vorzubereiten, berichtet die Neue Presse in Coburg.

In der oberfränkischen Stadt lässt man den Fachmann offenbar nur ungern ziehen: Coburg verliere „einen kreativen und klugen Kopf im Bereich Tourismus“, heißt es beim Online-Informationsportal in.Franken.de. Hormann habe als guter Netzwerker Einzelhändler, Verwaltung und Wirtschaftsförderung immer wieder an einen Tisch geholt und gerade im innerstädtischen Einzelhandel viel bewegt. Hormann gründete eine Initiative, die Einzelhändler im Online-Handel schulte und organisierte Events wie eine „Winterzaubernacht“, außerdem wird ihm ein ausgesprochenes Händchen bescheinigt, Menschen auf ein gemeinsames Ziel hin einzuschwören und gemeinsam etwas zu bewegen.

„Mit Jörg Hormann haben wir einen Top-Experten für die Position des Citymanagers gewinnen können“, freute sich denn auch Wirtschaftsdezernent Sitte, der Mann sei „ein echter Glücksgriff“. Der Neue soll nun die operativen Ziele umsetzen, das Projektmanagement „in Kooperation mit allen am Stadtmarketingprozess beteiligten Akteuren“ lenken, das Budget verwalten und Marketing und Öffentlichkeitsarbeit leisten. Und warum kommt so ein kreativer und kluger Kopf nun ausgerechnet nach Mainz? Das liege an seiner Lebensgefährtin, die er in Coburg kennen gelernt hatte, verriet Hormann der Neuen Presse: Die nämlich wechsele für ihren Master-Studiengang nach Frankfurt, mit Blick auf die gemeinsame Zukunft hätte er vor Kurzem von der Stelle in Mainz gehört und sich beworben, sagte Hormann und bekannte: „Die Stellenausschreibung ist mir vor die Füße gefallen.“

Info& auf Mainz&: Mehr zur Werbegemeinschaft des Mainzer Einzelhandels, einem Zusammenschluss von rund 90 Geschäften und Dienstleistern in Mainz, findet Ihr hier im Internet. Die Werbegemeinschaft veranstaltet auch den Verkaufsoffenen Sonntag und den Mantelsonntag – am 29. Oktober ist es wieder so weit, mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&.

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Weinstand der Mainzer Winzer geht 2018 in 3. Saison – Geheimtipp zum entspannten Genießen – Finale mit Eva Vollmer

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Er ist zu einem echten Geheimtipp in Sachen Weingenuss und zur heimlichen Alternative zum Mainzer Marktfrühstück geworden. Der Weinstand der Mainzer Winzer am Fischtorplatz ist eine Erfolgsgeschichte. An diesem Samstag wird zum letzten Mal am Rheinufer ausgeschenkt, das Finale wird mit den fantastischen Weinen der Ebersheimerin Eva Vollmer begangen. Die gute Nachricht: Den Weinstand wird es in gleicher Form auch 2018 weiter geben. Nur eine Neuerung soll es geben: Die Stadt gibt endlich grünes Licht für eine fest installierte Toilettenanlage. Die kommt dann auch den Touristen zugute, für die der Weinstand eine tolle Anlaufstelle am Rheinufer war.

Entspanntes Genießen am Weinstand der Mainzer Winzer am Rheinufer, Höhe Fischtorplatz – ein echter Geheimtipp in Sachen Weingenuss. – Foto: gik

Die Mainzer Winzer hatten den Weinstand nach langem Hin und Her mit Stadt und Anwohnern 2016 ins Leben gerufen, nun zog die Vorsitzende der Mainzer Winzer ein begeistertes Fazit: Auch im zweiten Jahr habe sich der Wein-Treff großer Beliebtheit erfreut. „Dieser Platz am Rheinufer ist dadurch wirklich zu einem generationsübergreifenden Treffpunkt geworden“, sagte Sigrid Lemb-Becker. Immer samstags von 11.00Uhr bis 21.00 Uhr und sonntags von 13.00 Uhr bis 20.00 Uhr wurde am Rheinufer ausgeschenkt, an 26 Wochenenden präsentierten sich so auch 26 Mainzer Winzer.

Für den besonderen Erfolg sorgte dabei der perfekte Platz und die liebevolle Gestaltung: Der Weinstand wurde von hüfthohen Mäuerchen eingerahmt, die den Tischen und Bänken einen Weingarten ähnlichen Charakter gab, unter alten Bäumen entstand so ein Platz, der so richtig zum Verweilen einlud. Dazu natürlich das Rheinufer mit dem Blick auf den Rhein, da wurden die breiten Treppenstufen zur Weinbar am Fluss.

Tolle Atmosphäre unter alten Bäumen: Der Weinstand der Mainzer Winzer. – Foto: gik

Die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten sei gut gewesen, ein „regelmäßiger Kommunikationsaustausch aber unerlässlich“, um einen Weinstand an dieser exponierten Stelle erfolgreich betreiben zu können, erklärte Lemb-Becker. Der Stand werde übrigens regelmäßig von der Stadt überprüft, dabei werde genau darauf geachtet, dass die Auflagen eingehalten würden. Durch einige Neuerungen wie einem Toilettenwagen und den angepassten Ausschankzeiten seien der Service des Standes und seine Einbindung in das Umfeld weiter verbessert worden.

Der Weinstand erwies sich aber nicht nur als Magnet für Weinfreunde, er zeigte auch, dass eine Anlaufstelle für Touristen, die mit Schiffen am Rhein anlanden, eigentlich unerlässlich wäre – der Weinstand übernahm nun diesen Job. Am Stand wurde nämlich auch touristisches Informationsmaterial ausgelegt, offenbar erfreute sich das großer Beliebtheit: „Viele Touristen sind dankbar, dass sie sich am Weinstand schnell und kompetent in Theorie und auch in der Praxis über unser sehr gutes Mainzer Weinangebot, über die Stadt, über die Weinregion und über unsere Mitgliedschaft im weltweiten Wein-Netzwerk Great Wine Capitals informieren können“, sagte Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP).

Macht auch gleich Werbung für Mainz als Great Wine Capital: der Weinstand der Mainzer Winzer. – Foto: gik

Noch 2016 hatte es erhebliches Gezerre um den Weinstand gegeben, die Stadt forderte einen festen, von einem Architekten gestalteten Stand, dadurch konnte der Weinstand nicht rechtzeitig zum 200. Jubiläum der Region Rheinhessen starten. Die jetzige Form des Weinstands war so eigentlich nur als Übergangslösung gedacht – offenbar sieht man nun aber auch bei der Stadt Positives: „Der Weinstand am Fischtor wertet das städtische Rheinufer absolut auf“, betonte Sitte nun. Die Resonanz der Mainzer Bürger sei überwiegend positiv, für die Kritik einiger Anlieger habe man „stets ein offenes Ohr gehabt.“ Und die Nachfrage zeige, dass die Entscheidung für einen Weinstand am Rhein an dieser Stelle richtig gewesen sei, betonte Sitte:  „Wo sonst ist es in Mainz möglich, am Rheinufer einen guten Schoppen direkt vom Erzeuger in lockerer und entspannter Atmosphäre zu stechen?“

Und so soll 2018 endlich eine lange ersehnte Verbesserung kommen: Aus Sicht der Stadt gebe es nun kein Hindernis mehr für eine fest installierte Toilette am Rheinufer, sagte Sitte weiter. Allerdings müsse noch eine übergeordnete Behörde grünes Licht geben. Wir freuen uns dann auf eine weitere Saison des Weinstands am Rheinufer!

Info& auf Mainz&: Der Weinstand der Mainzer Winzer ist für diese Saison 2017 letztmals an diesem Wochenende geöffnet: Samstag von 11.00 Uhr bis 21.00 Uhr, Sonntag von 13.00 Uhr bis 20.00 Uhr. Es schenkt das Weingut Eva Vollmer aus, mehr über das Ebersheimer Weingut lest Ihr hier. Infos rund um die Mainzer Winzer findet Ihr hier im Internet, mehr zur Vorgeschichte des Weinstands lest Ihr hier bei Mainz&.

 

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Herbstzeit ist Einbruchszeit: So kann man sich schützen – Polizei meldet 30 Prozent weniger Einbrüche im Land

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Einbruch in Backstube, Getränkehandel, Gartenhaus, versuchter Einbruch in Pfarrhaus, geglückter Einbruch in Einfamilienhaus, Tankstelle, Kellerräume – das sind nur einige der Polizeimeldungen aus den vergangenen zwei (!) Tagen. Es ist Herbst, und die Hochsaison der Einbrecher hat eindeutig begonnen. Die üblen Gesellen nutzen gerade jedes gekippte Fenster und jede unbewachte Tür für einen „Bruch“, denn gerade bei Einbrechern gilt: Gelegenheit macht Diebe. Doch es gibt gute Möglichkeiten, sich gegen Einbrüche zu schützen, und so hatte die Politik gerade eine gute Nachricht: Die Zahl der Wohnungseinbrüche sank in diesem Jahr um satte 31 Prozent.

Dieses Fenster erwies sich bei einer Demonstration auf der Rheinland-Pfalz-Ausstellung als ausgesprochen bruchsicher. – Foto: gik

So ganz können wir das nicht glauben, haben wir doch allein im Bereich Polizeipräsidium Mainz seit Ende September mehr als 34 Einbrüche oder Einbruchsversuche im Bereich des Polizeipräsidiums Mainz gezählt, die uns per Pressemitteilung erreichten – und da sind Fahrzeugaufbrüche nicht einmal dabei. Auf dezidierte Nachfrage von Mainz& versicherte uns die Polizei aber eigens: Man habe extra noch einmal die Fälle zwischen dem 1. September und dem 1. Oktober 2017 geprüft, und man verzeichne „tendenziell einen Rückgang der Fallzahlen.“

Landesweit wurden erst einmal nur die ersten neun Monate des Jahres ausgewertet, dennoch war sich Innenminister Roger Lewentz (SPD) jetzt schon sicher: „Wir haben unser wichtigstes Ziel, die Fallzahlen deutlich zu senken, erreicht.“ Noch vor zwei Jahren waren Politik und Sicherheitsbehörden alles andere als beruhigt: 2015 hatte es einen echten Rekord an Wohnungseinbrüchen gegeben. Der Grund: Banden aus Ost- und Südeuropa hatten das Rhein-Main-Gebiet in den Blick genommen, ganze Einbruchsserien waren die Folge. Die Täter: hoch mobil, hoch professionell und offenbar zentral gesteuert.

Jetzt, zwei Jahre später, konnte Minister Lewentz erleichtert eine Trendwende verkünden: In diesem Jahr wurden bisher in ganz Rheinland-Pfalz 3.688 Wohnungseinbrüche gezählt, das waren 1.646 weniger als im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor. Knapp die Hälfte der Einbrüche, genau 1.733 Fälle, blieben zudem im Versuchsstadium stecken, die Täter schafften es also nicht, in die Räume einzudringen. „Die Einbrecher lassen sich nicht viel Zeit, wenn sie merken, sie kommen nicht schnell voran, lassen sie ab“, betonte Lewentz: „Möglichst schnell hohe Beute zu machen, ist deren Ziel.“

Zahlen zum Thema Wohnungseinbrüche in Deutschland im Jahr 2016. – Quelle: Aktion Keinbruch

Das Land hatte 2016 eine Arbeitsgruppe Bandenkriminalität ins Leben gerufen, das sei ein absolutes „Erfolgsmodell“, betonte Lewentz: Die AG habe seither fast 800 Straftaten bearbeitet und davon rund 58 Prozent aufgeklärt, nahezu 300 Beschuldigte seien ermittelt, 66 davon in Haft gebracht worden. „Es ist uns gelungen, Fahndungsdruck über unser Bundesland hinaus aufzubauen, das hat sich in der Szene herumgesprochen“, sagte Lewentz. Die Fallzahlen sanken erheblich, doch die Erfolge bei der Bandenbekämpfung setzen sich im Alltag nicht unbedingt fort: Nur knapp 12 Prozent der Einbrüche werden in der Regel aufgeklärt, das waren sogar vier Prozentpunkte weniger bei der Aufklärungsquote als ein Jahr zuvor.

„Das kann uns nicht gefallen, das reicht uns nicht“, betonte der Innenminister, „für mich ist klarer Auftrag, die Aufklärungsquote zu erhöhen.“ Gerade bei Wohnungseinbrüchen sei das aber besonders schwierig, weil es sich hier eben um jene international agierende Banden handele, die grenzübergreifend tätig seien. So spüre die Polizei in Koblenz gerade einer Einbruchsserie nach, die von Baden-Württemberg und Hessen über Rheinland-Pfalz bis nach Frankreich reiche, sagte Achim Füssel vom Landeskriminalamt (LKA). Rund 100 Taten seit Oktober 2014 würden der Serie bereits zugeordnet, möglicherweise gehörten weitere 150 Taten dazu. „Wir gehen von einer Serie von Ost nach West aus, was uns fehlt, sind die Personen zur Serie“, sagte Füssel: „Es fehlt uns das Quäntchen Glück.“

Das Land will deshalb den Informationsaustausch mit angrenzenden Ländern ausweiten, Vorbild ist die 2016 gegründete Partnerschaft mit Georgien. Durch eine neue Abteilung phänomenübergreifender Analyse habe man zusätzlich neue Erkenntnisse über die Täter gewonnen, eine zentrale Analysestelle könne nun Daten aus verschiedenen Bereichen zusammenführen, sagte LKA-Präsident Johannes Kunz. So seien Täter besser zu identifizieren – knapp 70 Prozent träten nämlich bereits vorher polizeilich in Erscheinung.

In Zusammenarbeit mit den georgischen Behörden sei es so gelungen, eine Liste von 20 georgischen Intensivtätern zu identifizieren, 13 davon säßen inzwischen in Haft. Die Zahl der von Georgiern begangenen Straftaten habe sich halbiert. Nun hoffen die Ermittler auf ähnliche Erfolge mit Herkunftsländern wie Rumänien. Dafür brauche man aber dringend die Hilfe der Bevölkerung, hieß es: „Haben Sie keine Hemmung die 110 anzurufen“, betonte Sigrid Nagel vom LKA, „die Kollegen kommen gerne und überprüfen jeden Vorfall – nur so bekommen wir wichtige Hinweise.“

Wenn das Wohnzimmer so aussieht, ist es zu spät…. Die Aktion Keinbruch informiert im Internet über Schutzmaßnahmen. – Screenshot: gik

Denn tatsächlich kann man selbst eine Menge tun, um Einbrechern das Leben schwer zu machen: einbruchssichere Fenster und Türen schrecken Täter tatsächlich erheblich ab – da kommt der Zeitfaktor ins Spiel.  Die Polizei bietet umfangreiches Informationsmaterial und sogar eine persönliche Beratung zuhause an, dabei kommen Experten in Uniform vorbei, identifizieren Schwachstellen und schlagen Maßnahmen zur Abhilfe vor. „Man kann mit relativ wenig Finanzeinsatz seine Wände doch schon ordentlich schützen“, betonte Lewentz. Das wird sogar vom Staat gefördert: Bereits ab einer Investition von 500 Euro gibt es Zuschüsse vom Staat für Einbruchsschutz, damit können ein Sicherheitsriegel oder auf sichere Fenster und Türen gefördert werden.

Und dann ist da vor allem noch der Faktor Aufmerksamkeit: Gekippte Fenster, gerade im Keller oder im Erdgeschoss, sind geradezu eine Einladung an Einbrecher, ebenso nicht richtig abgeschlossene Türen – auch, wenn man doch „nur mal kurz“ um die Ecke wollte. Dunkle, nicht einsehbare Bereiche vor der Eingangstür sind ebenfalls ganz schlecht, hier kann ein Einbrecher in Ruhe verweilen. Gold Wert ist auch, wenn Nachbarn aufeinander aufpassen: Wenn seltsame Gestalten um ein Haus schleichen oder sich Unbekannte im Hausflur herumdrücken, solltet Ihr unbedingt reagieren und die Leute ansprechen – oder im Zweifelsfall die Polizei unter 110 anrufen. „Unsere Aufklärungsquote könnte erheblicher höher sein“, sagt Reinhold Reinhardt vom Leitungsstab Prävention im LKA, „wenn uns wirklich alles gemeldet würde.“

Info& auf Mainz&: Auf der Internetseite www.einbruchschutz-rlp.de gibt die Polizei umfangreiche Tipps, wie man sein Zuhause sicherer machen kann – mit Technik, oder einfach dem eigenen Verhalten. Hier findet man auch Adressen der Beratungsbüros, speziell geschulte Polizeibeamte kommen dann zuhause vorbei, identifizieren Schwachstellen und beraten. Am 29. Oktober ist übrigens bundesweiter Tag des Einbruchsschutzes, beim Mantelsonntag in Mainz ist die Aktion Einbruchsschutz der Polizei in der Innenstadt und gibt Tipps. Zahlreiche hilfreiche Tipps gibt es auch auf der Internetseite der Aktion Keinbruch, genau hier.

 

 

 

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Sensationsfund in Eppelsheim: 10 Millionen Jahre alte Zähne eines Menschenaffen gefunden – Vergleich mit Lucy und Ardi

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Es ist nichts weniger als eine Sensation, die völlig neue Erkenntnisse auf die Menschheitsgeschichte wirft: In der Ausgrabungsstätte von Eppelsheim in Rheinhessen haben Mainzer Forscher zwei Backenzähne eines Menschenaffen gefunden – fast 10 Millionen Jahre alt. Die Zähne sind unglaublich gut erhalten und gehörten vermutlich einem Jungtier, gefunden wurden sie buchstäblich am Grunde des Ur-Rheins: In Eppelsheim werden seit Jahrzehnten Sedimentschichten des Ur-Rheins von vor zehn Millionen Jahren ausgegraben, rund 7.000 Fossilien wurden hier bereits gefunden. Die neuen Funde aber geben den Forschern Rätsel auf: Vergleichbar nämlich sind die Zähne nur mit Menschenaffenarten, die fünf bis sieben Millionen Jahre später vorkamen, und zwar in Afrika – mit unseren berühmtesten Vorfahren „Ardi“ und „Lucy“.

Der Verlauf des Ur-Rheins durch Rheinhessen vor 10 bis 15 Millionen Jahren. – Grafik: Naturhistorisches Museum Mainz

Schon seit fast einhundert Jahren werden in Eppelsheim Fossilien in den sogenannten Dinotheriumsanden ausgegraben und erforscht. Vor zehn bis 15 Millionen Jahren floss hier einst der Ur-Rhein, der sich damals die Schleife entlang dem heutigen Mainz sparte und von Worms gleich quer durch Rheinhessen, vorbei an Sprendlingen, zum Binger Loch floss. 1820 gab es hier den ersten Sensationsfund: den Oberschenkelknochen eines gibbonähnlichen Menschenaffen, Paidopithex rhenanus, der weltweit erste Fund eines fossilen Menschenaffen. Im Laufe der Jahrzehnte wurden weitere Sensationen aus den Sandschichten des Ur-Rheins geborgen: Schädel von Ur-Elefanten, Reste von Säbelzahntigern, Urpferden, Nashörnern und Bärenhunden. Insgesamt 35 prähistorische Säugetierarten wurden in Eppelsheim gefunden, 25 davon erstmals in der rheinhessischen Grube.

Von 1996 bis 2000 führte das Senckenberg-Museum in Frankfurt Grabungen in Eppelsheim durch, 2001 übernahm das Naturhistorische Museum in Mainz das Forschungsprojekt. 1.300 Kubikmeter Sedimente wurden abgebaut, an die 7.000 Fossilreste unter der Mainzer Ägide geborgen. Und eigentlich wollte man 2016 die Grabungen in den Ursanden beenden – als es im September 2016 in einer Kieslage in Profil acht zu einer Entdeckung kam. „Ein Student von mir meldete einen Fund“, berichtete Ausgrabungsingenieur Bastian Lischewsky Mainz&, „das war erst einmal recht unspektakulär.“

Klar war auf den ersten Blick: Es handelte sich um Zähne, wirklich alte Zähne. „Das war schon schön, der Student war auch stolz, weil es immer schön ist, Zähne zu finden“, erzählt Lischewsky. Der Funde wurde dreidimensional eingemessen und sorgfältig verpackt, anderthalb Monate dauerte es, bis den Forschern klar war: hier war etwas ganz Besonderes zutage getreten. „Die Zähne sind in einer tollen Weise erhalten“, schwärmt der Paläontologe Harald Lutz, Leiter des Forschungsprojekts und stellvertretender Direktor des Mainzer Museums.

Backenzahn (links) und Eckzahn (rechts) eines Menschenaffen rund zehn Millionen Jahre alt. – Fotos: Naturhistorisches Museum Mainz

Gerade einmal 8,5 mal 8 Millimeter klein sind die beiden winzigen Zahnreste, es handelte sich um den rechten oberen Backenzahn und den linken oberen Eckzahn, besonders der Eckzahn sieht aus wie neu, nicht einmal Kauspuren weist das Zahnmaterial auf. Schnell war auch klar: Zähne eines Tieres wie etwa eines Urpferdes waren das nicht – also von welchem Wesen stammten die Zähne? Beide wurden in einem Abstand von nur 60 Zentimetern Entfernung voneinander gefunden, in unmittelbarer Nähe zur gleichen Zeit der Zahn eines Urpferdes – das erlaubte eine erste Datierung des Fundes. „Das Urpferd tauchte in Europa vor 11,1 Millionen Jahren auf, in diese Zeit fällt auch das Alter unserer Affenzähne“, sagt Lutz: „Wir können mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass unsere Zähne aus der Zeit vor 9,7 Millionen Jahren stammen.“

Vor 9,7 Millionen Jahren nämlich begann die sogenannte Mittel-Vallesische Krise, eine Klimaveränderung in Mitteleuropa, die aus dem feucht-warmen, subtropischen Savannenklima eine deutlich kühlere Welt machte. Die Klimaveränderung führte damals zum Aussterben aller menschenartigen Affenarten in unseren Breiten, „wir haben also einen der letzten Mohikaner gefunden“, sagt Lutz. Die Forscher machten sich auf die Suche, verglichen Zähne prähistorischer Tiere – und wurden einfach nicht fündig. Ein Vergleich mit Menschen- und Schimpansenzähnen zeigte schließlich große Ähnlichkeiten: „Drei Höcker und eine vierte Erhebung, das sieht unserem Backenzahn schon sehr ähnlich“, sagt Lutz, „das Grundmuster selbst hat sich seit Jahrmillionen nicht wesentlich geändert.“

Die Entwicklung des Menschen, die Fossilien aus Eppelsheim stammen genau aus der Übergangszeit zwischen Menschenaffen und ersten Menschen. – Grafik: Naturhistorisches Museum Mainz

Langsam wurde den Forschern klar: „Wir haben definitiv einen Menschenaffen vor uns“. Doch zu welcher Art und Gattung gehörte das Exemplar? Von den frühen Vorfahren des modernen Menschen gibt es nur wenige Funde, die Forschung nimmt heute an, dass sich Mensch und Schimpanse in einem Zeitraum irgendwo vor 5 und 7,5 Millionen Jahren genetisch voneinander trennten – und dass dies in Afrika geschah. Die Mainzer Forscher also machten sich auf die Suche, studierten andere Fossilienfunde, verglichen Zähne – doch kein einziger Fund wollte mit der Form ihrer Backenzähne übereinstimmen. In ganz Europa gab es keinen einzigen vergleichbaren Fund, kein Zahn wollte passen.

Dann stießen sie auf eine Publikation von 2009, „und als wir die zwei kleinen Zähne auf den Bildern sahen, hat uns fast der Schlag getroffen“, berichtet Lutz. Auf den Bildern war nichts weniger abgebildet als die Zähne eines der berühmtesten Vorfahren der Menschen: Ardipithecus ramidus, genannt Ardi. Ardi wurde 1992 in Äthiopien gefunden, ging bereits auf zwei Beinen und lebte vor 4,4 Millionen Jahren, der Menschenaffe steht damit an der Wurzel des menschlichen Stammbaums. Sein Eckzahn stimmte von der Ausprägung und Ausformung her beinahe genau mit dem Fund aus Eppelsheim überein – die Forscher waren restlos verblüfft.

So winzig sind die beiden sensationellen, zehn Millionen Jahre alten Backenzähne eines Menschenaffen aus Eppelsheim. – Foto: gik

Und es wurde noch besser: Ein Vergleich mit dem berühmtesten aller Menschenaffen-Skelette, die je gefunden wurden, brachte weitere Übereinstimmungen. Keine Geringere als „Lucy“, ein 1974 in Äthiopien gefundenes weibliches Skelett des Australopithecus afarensis, hatte einen Backenzahn, der dem Eppelsheimer verblüffend ähnlich sieht. Doch Lucy lebte vor 3,2 Millionen Jahren, der Eppelsheimer Menschenaffe aber vor bereits 9,7 Millionen Jahren. „Wir stehen vor einem Rätsel“, sagt Lutz: „Die Zähne passen, aber es ist der falsche Ort und die falsche Zeit – damit kommen wir im Moment nicht klar.“

Könnten die beiden Hominoid-Arten unabhängig voneinander entstanden sein? Gab es am Ende eine Verwandschaftsbeziehung zwischen Eppelsheim, Ardi und Lucy? „Wir stehen ziemlich ratlos da“, sagt Lutz, „wir wissen einfach nicht, was wir davon halten sollen.“ Ein Jahr lang studierten die Mainzer Forscher die verschiedenen Fossilien, verglichen, prüften – sie wollten sich ihrer Sache sicher sein, bevor sie mit dem Sensationsfund an die Öffentlichkeit traten. „Wir mussten uns auch erst in die Materie einarbeiten“, bekennt Lutz, „mein Forschungsgebiet waren eigentlich Insekten…“

Nun suchen die Mainzer Forscherexperten, die ihnen helfen können, das Rätsel um die Verwandschaft zu Ardi und Lucy zu lösen. Spezielle Untersuchungen der beiden Eppelsheimer Zähen sollen näheren Aufschluss geben, der Schmelzaufbau, der innere Aufbau der Zähne weitere Erkenntnisse liefern, auch dazu, welche Nahrung der Menschenaffe fraß. „Wir können sehen, dass der Backenzahn erst seit Kurzem in Gebrauch war“, sagt Thomas Engel vom Naturhistorischen Museum, der schmalere Eckzahn sei sogar noch im Oberkiefer verborgen und noch gar nicht herausgewachsen gewesen – der Zahn ist wie neu. „Es war ein junges Tier“, ist sich Engel deshalb sicher, vermutlich sei der junge Affe drei Jahre oder jünger gewesen.

Blick in die Ausgrabungsstätte in Eppelsheim, der Fundstelle der beiden Zahnfossilien. – Foto: Lischewsky

Wie seine Fossilien auf den Grund des Ur-Rheins kamen, ist unklar. Der junge Affe könne in den Fluss gefallen und ertrunken oder auch am Rande des Flusses gestorben sein, sagt Engel, seine Knochenreste dann von einem Hochwasser mitgerissen worden. Klar ist: Der junge Eppelsheimer Menschenaffe lebte in einer üppigen Vegetation, einer Art Garten Eden mit Ahorn und Eichen, aber auch Sumpfzypressen wie heute in den Everglades. „Die Zähne erzählen uns eine großartige Geschichte, wie das Leben am Ur-R2hein aussah, und wie die Entwicklung des Menschen aussah“, schwärmte denn auch der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Konrad Wolf (SPD) bei der Vorstellung der Funde: „Wir haben hier in Rheinhessen einen großen Anteil an deren Erforschung.“ Und der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) prophezeite gar: „Wir müssen heute beginnen, die Geschichte der Menschheit umzuschreiben.“

Die Forscher des Naturhistorischen Museums wollen indes über Bedeutung und Zusammenhänge nicht spekulieren. „Die Arbeit beginnt jetzt erst“, betont Lutz, monatelange Forschungsarbeit liege vor den Entdeckern. Dazu werden die Grabungen in Eppelsheim wohl wieder aufgenommen werden, es könnten weitere sensationelle Entdeckungen winken: „Wo ist der Rest des Skeletts?“, fragt Lutz: „Es muss ja irgendwo einen Oberkiefer gegeben haben – haben wir also vielleicht erst zwei Zähne von 26 gefunden? Liegt irgendwo gar noch der Schädel oder ein Oberarm in der Nähe?“ Das Potenzial sei da, „wir müssen unbedingt weitere Grabungen durchführen“, betont Lutz, „wir wissen viel zu wenig – und wir haben riesige Wissenslücken.“ Und schließlich sei der Menschenaffe von Eppelsheim ja höchstwahrscheinlich Teil einer Population mit anderen Tieren gewesen, sagt Lutz: „Das war ja nicht ein Individuum, das wie Robinson allein in Rheinhessen hockte…“

Info& auf Mainz&: Die beiden zehn Millionen Jahre alten Zähne eines Menschenaffen sind noch bis Sonntag im Naturhistorischen Museum zu sehen, ab Ende Oktober sollen sie in der Landesausstellung vorZEITEN im Mainzer Landesmuseum gezeigt werden, bevor sie intensiv erforscht werden. In Zukunft sollen die beiden uralten Zähne Teil der neuen Dauerausstellung im fertig renovierten Naturhistorischen Museum werden – als eine der Hauptattraktionen. Informationen und Öffnungszeiten des Naturhistorischen Museums findet Ihr hier im Internet, mehr zu der Ausgrabungsstelle in Eppelsheim hier beim Dinotherium-Museum.

 

 

 

 

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