25. April 2024
5.6 C
Mainz

Tagesarchive: 19. Oktober 2017

Sensationsfund in Eppelsheim: 10 Millionen Jahre alte Zähne eines Menschenaffen gefunden – Vergleich mit Lucy und Ardi

0

Es ist nichts weniger als eine Sensation, die völlig neue Erkenntnisse auf die Menschheitsgeschichte wirft: In der Ausgrabungsstätte von Eppelsheim in Rheinhessen haben Mainzer Forscher zwei Backenzähne eines Menschenaffen gefunden – fast 10 Millionen Jahre alt. Die Zähne sind unglaublich gut erhalten und gehörten vermutlich einem Jungtier, gefunden wurden sie buchstäblich am Grunde des Ur-Rheins: In Eppelsheim werden seit Jahrzehnten Sedimentschichten des Ur-Rheins von vor zehn Millionen Jahren ausgegraben, rund 7.000 Fossilien wurden hier bereits gefunden. Die neuen Funde aber geben den Forschern Rätsel auf: Vergleichbar nämlich sind die Zähne nur mit Menschenaffenarten, die fünf bis sieben Millionen Jahre später vorkamen, und zwar in Afrika – mit unseren berühmtesten Vorfahren „Ardi“ und „Lucy“.

Der Verlauf des Ur-Rheins durch Rheinhessen vor 10 bis 15 Millionen Jahren. – Grafik: Naturhistorisches Museum Mainz

Schon seit fast einhundert Jahren werden in Eppelsheim Fossilien in den sogenannten Dinotheriumsanden ausgegraben und erforscht. Vor zehn bis 15 Millionen Jahren floss hier einst der Ur-Rhein, der sich damals die Schleife entlang dem heutigen Mainz sparte und von Worms gleich quer durch Rheinhessen, vorbei an Sprendlingen, zum Binger Loch floss. 1820 gab es hier den ersten Sensationsfund: den Oberschenkelknochen eines gibbonähnlichen Menschenaffen, Paidopithex rhenanus, der weltweit erste Fund eines fossilen Menschenaffen. Im Laufe der Jahrzehnte wurden weitere Sensationen aus den Sandschichten des Ur-Rheins geborgen: Schädel von Ur-Elefanten, Reste von Säbelzahntigern, Urpferden, Nashörnern und Bärenhunden. Insgesamt 35 prähistorische Säugetierarten wurden in Eppelsheim gefunden, 25 davon erstmals in der rheinhessischen Grube.

Von 1996 bis 2000 führte das Senckenberg-Museum in Frankfurt Grabungen in Eppelsheim durch, 2001 übernahm das Naturhistorische Museum in Mainz das Forschungsprojekt. 1.300 Kubikmeter Sedimente wurden abgebaut, an die 7.000 Fossilreste unter der Mainzer Ägide geborgen. Und eigentlich wollte man 2016 die Grabungen in den Ursanden beenden – als es im September 2016 in einer Kieslage in Profil acht zu einer Entdeckung kam. „Ein Student von mir meldete einen Fund“, berichtete Ausgrabungsingenieur Bastian Lischewsky Mainz&, „das war erst einmal recht unspektakulär.“

Klar war auf den ersten Blick: Es handelte sich um Zähne, wirklich alte Zähne. „Das war schon schön, der Student war auch stolz, weil es immer schön ist, Zähne zu finden“, erzählt Lischewsky. Der Funde wurde dreidimensional eingemessen und sorgfältig verpackt, anderthalb Monate dauerte es, bis den Forschern klar war: hier war etwas ganz Besonderes zutage getreten. „Die Zähne sind in einer tollen Weise erhalten“, schwärmt der Paläontologe Harald Lutz, Leiter des Forschungsprojekts und stellvertretender Direktor des Mainzer Museums.

Backenzahn (links) und Eckzahn (rechts) eines Menschenaffen rund zehn Millionen Jahre alt. – Fotos: Naturhistorisches Museum Mainz

Gerade einmal 8,5 mal 8 Millimeter klein sind die beiden winzigen Zahnreste, es handelte sich um den rechten oberen Backenzahn und den linken oberen Eckzahn, besonders der Eckzahn sieht aus wie neu, nicht einmal Kauspuren weist das Zahnmaterial auf. Schnell war auch klar: Zähne eines Tieres wie etwa eines Urpferdes waren das nicht – also von welchem Wesen stammten die Zähne? Beide wurden in einem Abstand von nur 60 Zentimetern Entfernung voneinander gefunden, in unmittelbarer Nähe zur gleichen Zeit der Zahn eines Urpferdes – das erlaubte eine erste Datierung des Fundes. „Das Urpferd tauchte in Europa vor 11,1 Millionen Jahren auf, in diese Zeit fällt auch das Alter unserer Affenzähne“, sagt Lutz: „Wir können mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass unsere Zähne aus der Zeit vor 9,7 Millionen Jahren stammen.“

Vor 9,7 Millionen Jahren nämlich begann die sogenannte Mittel-Vallesische Krise, eine Klimaveränderung in Mitteleuropa, die aus dem feucht-warmen, subtropischen Savannenklima eine deutlich kühlere Welt machte. Die Klimaveränderung führte damals zum Aussterben aller menschenartigen Affenarten in unseren Breiten, „wir haben also einen der letzten Mohikaner gefunden“, sagt Lutz. Die Forscher machten sich auf die Suche, verglichen Zähne prähistorischer Tiere – und wurden einfach nicht fündig. Ein Vergleich mit Menschen- und Schimpansenzähnen zeigte schließlich große Ähnlichkeiten: „Drei Höcker und eine vierte Erhebung, das sieht unserem Backenzahn schon sehr ähnlich“, sagt Lutz, „das Grundmuster selbst hat sich seit Jahrmillionen nicht wesentlich geändert.“

Die Entwicklung des Menschen, die Fossilien aus Eppelsheim stammen genau aus der Übergangszeit zwischen Menschenaffen und ersten Menschen. – Grafik: Naturhistorisches Museum Mainz

Langsam wurde den Forschern klar: „Wir haben definitiv einen Menschenaffen vor uns“. Doch zu welcher Art und Gattung gehörte das Exemplar? Von den frühen Vorfahren des modernen Menschen gibt es nur wenige Funde, die Forschung nimmt heute an, dass sich Mensch und Schimpanse in einem Zeitraum irgendwo vor 5 und 7,5 Millionen Jahren genetisch voneinander trennten – und dass dies in Afrika geschah. Die Mainzer Forscher also machten sich auf die Suche, studierten andere Fossilienfunde, verglichen Zähne – doch kein einziger Fund wollte mit der Form ihrer Backenzähne übereinstimmen. In ganz Europa gab es keinen einzigen vergleichbaren Fund, kein Zahn wollte passen.

Dann stießen sie auf eine Publikation von 2009, „und als wir die zwei kleinen Zähne auf den Bildern sahen, hat uns fast der Schlag getroffen“, berichtet Lutz. Auf den Bildern war nichts weniger abgebildet als die Zähne eines der berühmtesten Vorfahren der Menschen: Ardipithecus ramidus, genannt Ardi. Ardi wurde 1992 in Äthiopien gefunden, ging bereits auf zwei Beinen und lebte vor 4,4 Millionen Jahren, der Menschenaffe steht damit an der Wurzel des menschlichen Stammbaums. Sein Eckzahn stimmte von der Ausprägung und Ausformung her beinahe genau mit dem Fund aus Eppelsheim überein – die Forscher waren restlos verblüfft.

So winzig sind die beiden sensationellen, zehn Millionen Jahre alten Backenzähne eines Menschenaffen aus Eppelsheim. – Foto: gik

Und es wurde noch besser: Ein Vergleich mit dem berühmtesten aller Menschenaffen-Skelette, die je gefunden wurden, brachte weitere Übereinstimmungen. Keine Geringere als „Lucy“, ein 1974 in Äthiopien gefundenes weibliches Skelett des Australopithecus afarensis, hatte einen Backenzahn, der dem Eppelsheimer verblüffend ähnlich sieht. Doch Lucy lebte vor 3,2 Millionen Jahren, der Eppelsheimer Menschenaffe aber vor bereits 9,7 Millionen Jahren. „Wir stehen vor einem Rätsel“, sagt Lutz: „Die Zähne passen, aber es ist der falsche Ort und die falsche Zeit – damit kommen wir im Moment nicht klar.“

Könnten die beiden Hominoid-Arten unabhängig voneinander entstanden sein? Gab es am Ende eine Verwandschaftsbeziehung zwischen Eppelsheim, Ardi und Lucy? „Wir stehen ziemlich ratlos da“, sagt Lutz, „wir wissen einfach nicht, was wir davon halten sollen.“ Ein Jahr lang studierten die Mainzer Forscher die verschiedenen Fossilien, verglichen, prüften – sie wollten sich ihrer Sache sicher sein, bevor sie mit dem Sensationsfund an die Öffentlichkeit traten. „Wir mussten uns auch erst in die Materie einarbeiten“, bekennt Lutz, „mein Forschungsgebiet waren eigentlich Insekten…“

Nun suchen die Mainzer Forscherexperten, die ihnen helfen können, das Rätsel um die Verwandschaft zu Ardi und Lucy zu lösen. Spezielle Untersuchungen der beiden Eppelsheimer Zähen sollen näheren Aufschluss geben, der Schmelzaufbau, der innere Aufbau der Zähne weitere Erkenntnisse liefern, auch dazu, welche Nahrung der Menschenaffe fraß. „Wir können sehen, dass der Backenzahn erst seit Kurzem in Gebrauch war“, sagt Thomas Engel vom Naturhistorischen Museum, der schmalere Eckzahn sei sogar noch im Oberkiefer verborgen und noch gar nicht herausgewachsen gewesen – der Zahn ist wie neu. „Es war ein junges Tier“, ist sich Engel deshalb sicher, vermutlich sei der junge Affe drei Jahre oder jünger gewesen.

Blick in die Ausgrabungsstätte in Eppelsheim, der Fundstelle der beiden Zahnfossilien. – Foto: Lischewsky

Wie seine Fossilien auf den Grund des Ur-Rheins kamen, ist unklar. Der junge Affe könne in den Fluss gefallen und ertrunken oder auch am Rande des Flusses gestorben sein, sagt Engel, seine Knochenreste dann von einem Hochwasser mitgerissen worden. Klar ist: Der junge Eppelsheimer Menschenaffe lebte in einer üppigen Vegetation, einer Art Garten Eden mit Ahorn und Eichen, aber auch Sumpfzypressen wie heute in den Everglades. „Die Zähne erzählen uns eine großartige Geschichte, wie das Leben am Ur-R2hein aussah, und wie die Entwicklung des Menschen aussah“, schwärmte denn auch der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Konrad Wolf (SPD) bei der Vorstellung der Funde: „Wir haben hier in Rheinhessen einen großen Anteil an deren Erforschung.“ Und der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) prophezeite gar: „Wir müssen heute beginnen, die Geschichte der Menschheit umzuschreiben.“

Die Forscher des Naturhistorischen Museums wollen indes über Bedeutung und Zusammenhänge nicht spekulieren. „Die Arbeit beginnt jetzt erst“, betont Lutz, monatelange Forschungsarbeit liege vor den Entdeckern. Dazu werden die Grabungen in Eppelsheim wohl wieder aufgenommen werden, es könnten weitere sensationelle Entdeckungen winken: „Wo ist der Rest des Skeletts?“, fragt Lutz: „Es muss ja irgendwo einen Oberkiefer gegeben haben – haben wir also vielleicht erst zwei Zähne von 26 gefunden? Liegt irgendwo gar noch der Schädel oder ein Oberarm in der Nähe?“ Das Potenzial sei da, „wir müssen unbedingt weitere Grabungen durchführen“, betont Lutz, „wir wissen viel zu wenig – und wir haben riesige Wissenslücken.“ Und schließlich sei der Menschenaffe von Eppelsheim ja höchstwahrscheinlich Teil einer Population mit anderen Tieren gewesen, sagt Lutz: „Das war ja nicht ein Individuum, das wie Robinson allein in Rheinhessen hockte…“

Info& auf Mainz&: Die beiden zehn Millionen Jahre alten Zähne eines Menschenaffen sind noch bis Sonntag im Naturhistorischen Museum zu sehen, ab Ende Oktober sollen sie in der Landesausstellung vorZEITEN im Mainzer Landesmuseum gezeigt werden, bevor sie intensiv erforscht werden. In Zukunft sollen die beiden uralten Zähne Teil der neuen Dauerausstellung im fertig renovierten Naturhistorischen Museum werden – als eine der Hauptattraktionen. Informationen und Öffnungszeiten des Naturhistorischen Museums findet Ihr hier im Internet, mehr zu der Ausgrabungsstelle in Eppelsheim hier beim Dinotherium-Museum.

 

 

 

 

- Werbung -
Werben auf Mainz&

Freitag Vortrag zum Alten Dom in Mainz – Experten tagen zu Forschungsergebnissen aus der Johanniskirche

0
Der Alte Dom in Mainz ist ja eine der spannendsten Ausgrabungsstätten überhaupt, nun treffen sich renommierte Forscher zu einer Expertentagung, um die bisherigen Funde zur Geschichte der Johanniskirche zu bewerten. Freitag und Samstag findet die Tagung statt, und am Freitagabend ist die Öffentlichkeit zu einem aktuellen Vortrag im Mainzer Rathaus eingeladen. Der wissenschaftliche Forschungsleiter Guido Faccani gibt dann einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zum Alten Dom. Wie man heute weiß, wurde der Grundstein für die damals enorme Kirche zwischen 640 und 680 gelegt, die heutige evangelische Johanniskirche war die Bischofskirche so berühmter Vertreter wie des Heiligen Bonifatius, mehrere deutsche Könige wurden hier gekrönt.
Blick in die Johanniskirche: Der Fußboden, ein einziges Grabungsfeld. – Foto: gik

Seit 2013 graben sich die Forscher im Inneren der Johanniskirche durch das Erdreich nach unten, bis zu vier Meter tief ist der Boden der Kirche aufgerissen. Eigentlich wollte die Gemeinde des von außen unscheinbaren Baus nur eine Fußbodenheizung einbauen, dabei machte sie den Fund ihres Lebens: eine der ältesten in ihren Grundformen erhaltenen Kirchen Deutschlands. Der Bau geht zurück auf die Zeit der Merowinger, bis in 16 Metern Höhe reichen bis heute die Originalmauern aus jener Zeit. Dazu förderten die Ausgräber eine enorme Vielzahl von Fundstücken zutage: Kacheln, Gräber, Austernschalen, Boulekugeln, sogar ein ganzes Alchimistenlabor wurde in der Kirche gefunden. Im Juli präsentierten die Forscher das 100.000 Fundstück, und noch immer gehen die Ausgrabungen weiter. Bis Jahresende dürfen die Archäologen noch den Untergrund der Kirche erforschen, im Juli hofften sie noch darauf, wenigstens das Grab eines früheren Erzbischofs zu finden.

„Unscheinbare Kirche mit großer Vergangenheit“ heißt denn auch der Titel des Vortrags an diesem Freitagabend. In den Vortrag sollen auch die Erkenntnisse des Symposiums einfließen, bei dem das Grabungsteam ausgewählte Themen und Fundmaterialien mit internationalen Experten der Fachgebiete Archäologie und Kunstgeschichte diskutieren will. Dabei werde es um archäologische Themen gehen, aber auch um Architekturgeschichte und natürlich die Funde selbst. Die heutige Johanniskirche blieb bis zum Bau des Willigisdomes 1036 die zentrale Bischofskirche von Mainz und wurde auch danach noch als bedeutendes Kirchenbauwerk benutzt. Unter anderem war er mit einem Wandelgang mit dem Willigis-Dom verbunden, auch im Mittelalter noch war der Alte Dom ein wahrer Prachtbau.
Das Bewusstsein für die Bedeutung der Kirche schwand in der Neuzeit: 1793 war die Johanniskirche von den Franzosen säkularisiert worden und diente 30 Jahre lang wohl als Stroh- und Heulager, zunächst den Franzosen, anschließend dem Deutschen Bund – der „Alte Dom“ geriet in Vergessenheit. Im Mai 1828 erhielt die Evangelische Kirche den Bau, nach zweijähriger Umbauphase wurde St. Johannis zu einer evangelischen Kirche. Mehrfach wurde der Kirchenbau noch umgebaut, brannte im Zweiten Weltkrieg zum Teil auch aus. Bis 1948 wurde sogar immer mal wieder ein Abriss der Kirchenruine diskutiert – zugunsten eines Parkplatzes oder für einen Rathausneubau. 1949 entschied man sich jedoch für den Erhalt und Wiederaufbau als Kirche – so blieb ein wichtiges Zeugnis der Mainzer Stadtgeschichte erhalten.
Info& auf Mainz&: Der Vortrag zum Alten Dom „Unscheinbare Kirche mit großer Vergangenheit“ findet am Freitag, den 20. Oktober 2017, um 19.00 Uhr statt, Dauer: bis 22.00 Uhr. Ort: Ratssaal im Mainzer Rathaus, der Eintritt ist frei. Mehr zu den Ausgrabungen und der Geschichte von St. Johannis lest Ihr hier bei Mainz&, ausführliche Informationen zur Kirche und ihrer Erforschung gibt es auf dieser Internetseite.
- Werbung -
Werben auf Mainz&

Kardinal Karl Lehmann nach Schlaganfall im Krankenhaus

0
So kannten, so liebten ihn die Mainzer: Lehmann mit Humor, Intelligenz und mitten zwischen den Menschen, hier beim Festakt zu seinem Abschied als Bischof von Mainz im Mai 2016. - Foto: Screenshot gik

Er sah schon bei der Weihe des neuen Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf alles andere als gut aus, musste teilweise von Helfern gestützt werden, nun verstärken sich die Sorgen um den Mainzer Alt-Bischof: Kardinal Karl Lehmann liege bereits seit Ende September im Krankenhaus, teilte das Bistum Mainz am Donnerstag mit. Der frühere Mainzer Bischof habe einen Schlaganfall erlitten, davon erhole er sich derzeit. Lehmanns Zustand sei aber stabil, betont das Bistum. Derzeit stehe die Rehabilitationstherapie im Vordergrund der medizinischen Behandlung. „Kardinal Lehmann braucht auf dem Weg der Genesung in den kommenden Wochen viel Ruhe“, fügte ein Bistumssprecher hinzu.

Kardinal Karl Lehmann beim Festakt zu seinem Abschied als Mainzer Bischof im jahr 2016. – Screenshot: gik

Der 81 Jahre alte Lehmann war Pfingsten 2016, an seinem 80. Geburtstag, als Mainzer Bischof in den Ruhestand gegangen, blieb aber „seinem“ Mainz treu: Lehmann blieb weiter in der Bischofsresidenz am Ballplatz wohnen, selbst als der neue Mainzer Bischof Peter Kohlgraf ernannt worden war. Schon da wirkte Lehmann zunehmend gebrechlich. Man wolle dem alternden Lehmann keinen Umzug zumuten, sagten Mitarbeiter der Bistumsverwaltung respektvoll.

Lehmann genießt in Mainz hohe Verehrung: 33 Jahre lang leitete er die Geschicke des Bistums Mainz, das von Worms bis Offenbach und von Gießen bis Darmstadt reicht. Als Versöhner und Brückenbauer, Mahner und zuweilen listiges Schlitzohr führte er das Bistum mit sicherer Hand durch turbulente Zeiten, etwa beim Konflikt mit Rom um die Schwangerenberatung. 21 Jahre lang war Lehmann zudem Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und erwarb sich hohen Respekt. Der Büchernarr zeigte sich aber auch gerne mal mit Narrenkappe und mit rotem Schal im Fußballstadion von Mainz 05, die Mainzer lieben genau dafür bis heute ihren volksnahen Kardinal.

Seinen Nachfolger im Amt begrüßte Lehmann mit Freude, seine letzte öffentliche Amtshandlung war, den Gottesdienst zur Bischofsweihe Kohlgrafs zu leiten: Lehmann persönlich weihte den 50 Jahre alten Pastoralprofessor zum neuen Bischof von Mainz. Das war Ende August – nun bangen die Mainzer um ihren Alt-Bischof.

Info& auf Mainz&: Ein ausführliches Porträt über Kardinal Karl Lehmann könnt Ihr hier beim Mainz& lesen – wir haben es zum 80. Geburtstag im Jahr 2016 geschrieben.

 

- Werbung -
Werben auf Mainz&
Mainz
Bedeckt
5.6 ° C
6.5 °
4.3 °
80 %
3.6kmh
100 %
Do
11 °
Fr
12 °
Sa
20 °
So
17 °
Mo
16 °

Mainz& unterstützen

- Werbung -
Mainz& unterstützen