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Start 2017 Oktober

Monatsarchive: Oktober 2017

Freitag Vortrag zum Alten Dom in Mainz – Experten tagen zu Forschungsergebnissen aus der Johanniskirche

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Der Alte Dom in Mainz ist ja eine der spannendsten Ausgrabungsstätten überhaupt, nun treffen sich renommierte Forscher zu einer Expertentagung, um die bisherigen Funde zur Geschichte der Johanniskirche zu bewerten. Freitag und Samstag findet die Tagung statt, und am Freitagabend ist die Öffentlichkeit zu einem aktuellen Vortrag im Mainzer Rathaus eingeladen. Der wissenschaftliche Forschungsleiter Guido Faccani gibt dann einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zum Alten Dom. Wie man heute weiß, wurde der Grundstein für die damals enorme Kirche zwischen 640 und 680 gelegt, die heutige evangelische Johanniskirche war die Bischofskirche so berühmter Vertreter wie des Heiligen Bonifatius, mehrere deutsche Könige wurden hier gekrönt.
Blick in die Johanniskirche: Der Fußboden, ein einziges Grabungsfeld. – Foto: gik

Seit 2013 graben sich die Forscher im Inneren der Johanniskirche durch das Erdreich nach unten, bis zu vier Meter tief ist der Boden der Kirche aufgerissen. Eigentlich wollte die Gemeinde des von außen unscheinbaren Baus nur eine Fußbodenheizung einbauen, dabei machte sie den Fund ihres Lebens: eine der ältesten in ihren Grundformen erhaltenen Kirchen Deutschlands. Der Bau geht zurück auf die Zeit der Merowinger, bis in 16 Metern Höhe reichen bis heute die Originalmauern aus jener Zeit. Dazu förderten die Ausgräber eine enorme Vielzahl von Fundstücken zutage: Kacheln, Gräber, Austernschalen, Boulekugeln, sogar ein ganzes Alchimistenlabor wurde in der Kirche gefunden. Im Juli präsentierten die Forscher das 100.000 Fundstück, und noch immer gehen die Ausgrabungen weiter. Bis Jahresende dürfen die Archäologen noch den Untergrund der Kirche erforschen, im Juli hofften sie noch darauf, wenigstens das Grab eines früheren Erzbischofs zu finden.

„Unscheinbare Kirche mit großer Vergangenheit“ heißt denn auch der Titel des Vortrags an diesem Freitagabend. In den Vortrag sollen auch die Erkenntnisse des Symposiums einfließen, bei dem das Grabungsteam ausgewählte Themen und Fundmaterialien mit internationalen Experten der Fachgebiete Archäologie und Kunstgeschichte diskutieren will. Dabei werde es um archäologische Themen gehen, aber auch um Architekturgeschichte und natürlich die Funde selbst. Die heutige Johanniskirche blieb bis zum Bau des Willigisdomes 1036 die zentrale Bischofskirche von Mainz und wurde auch danach noch als bedeutendes Kirchenbauwerk benutzt. Unter anderem war er mit einem Wandelgang mit dem Willigis-Dom verbunden, auch im Mittelalter noch war der Alte Dom ein wahrer Prachtbau.
Das Bewusstsein für die Bedeutung der Kirche schwand in der Neuzeit: 1793 war die Johanniskirche von den Franzosen säkularisiert worden und diente 30 Jahre lang wohl als Stroh- und Heulager, zunächst den Franzosen, anschließend dem Deutschen Bund – der „Alte Dom“ geriet in Vergessenheit. Im Mai 1828 erhielt die Evangelische Kirche den Bau, nach zweijähriger Umbauphase wurde St. Johannis zu einer evangelischen Kirche. Mehrfach wurde der Kirchenbau noch umgebaut, brannte im Zweiten Weltkrieg zum Teil auch aus. Bis 1948 wurde sogar immer mal wieder ein Abriss der Kirchenruine diskutiert – zugunsten eines Parkplatzes oder für einen Rathausneubau. 1949 entschied man sich jedoch für den Erhalt und Wiederaufbau als Kirche – so blieb ein wichtiges Zeugnis der Mainzer Stadtgeschichte erhalten.
Info& auf Mainz&: Der Vortrag zum Alten Dom „Unscheinbare Kirche mit großer Vergangenheit“ findet am Freitag, den 20. Oktober 2017, um 19.00 Uhr statt, Dauer: bis 22.00 Uhr. Ort: Ratssaal im Mainzer Rathaus, der Eintritt ist frei. Mehr zu den Ausgrabungen und der Geschichte von St. Johannis lest Ihr hier bei Mainz&, ausführliche Informationen zur Kirche und ihrer Erforschung gibt es auf dieser Internetseite.
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Kardinal Karl Lehmann nach Schlaganfall im Krankenhaus

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So kannten, so liebten ihn die Mainzer: Lehmann mit Humor, Intelligenz und mitten zwischen den Menschen, hier beim Festakt zu seinem Abschied als Bischof von Mainz im Mai 2016. - Foto: Screenshot gik

Er sah schon bei der Weihe des neuen Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf alles andere als gut aus, musste teilweise von Helfern gestützt werden, nun verstärken sich die Sorgen um den Mainzer Alt-Bischof: Kardinal Karl Lehmann liege bereits seit Ende September im Krankenhaus, teilte das Bistum Mainz am Donnerstag mit. Der frühere Mainzer Bischof habe einen Schlaganfall erlitten, davon erhole er sich derzeit. Lehmanns Zustand sei aber stabil, betont das Bistum. Derzeit stehe die Rehabilitationstherapie im Vordergrund der medizinischen Behandlung. „Kardinal Lehmann braucht auf dem Weg der Genesung in den kommenden Wochen viel Ruhe“, fügte ein Bistumssprecher hinzu.

Kardinal Karl Lehmann beim Festakt zu seinem Abschied als Mainzer Bischof im jahr 2016. – Screenshot: gik

Der 81 Jahre alte Lehmann war Pfingsten 2016, an seinem 80. Geburtstag, als Mainzer Bischof in den Ruhestand gegangen, blieb aber „seinem“ Mainz treu: Lehmann blieb weiter in der Bischofsresidenz am Ballplatz wohnen, selbst als der neue Mainzer Bischof Peter Kohlgraf ernannt worden war. Schon da wirkte Lehmann zunehmend gebrechlich. Man wolle dem alternden Lehmann keinen Umzug zumuten, sagten Mitarbeiter der Bistumsverwaltung respektvoll.

Lehmann genießt in Mainz hohe Verehrung: 33 Jahre lang leitete er die Geschicke des Bistums Mainz, das von Worms bis Offenbach und von Gießen bis Darmstadt reicht. Als Versöhner und Brückenbauer, Mahner und zuweilen listiges Schlitzohr führte er das Bistum mit sicherer Hand durch turbulente Zeiten, etwa beim Konflikt mit Rom um die Schwangerenberatung. 21 Jahre lang war Lehmann zudem Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und erwarb sich hohen Respekt. Der Büchernarr zeigte sich aber auch gerne mal mit Narrenkappe und mit rotem Schal im Fußballstadion von Mainz 05, die Mainzer lieben genau dafür bis heute ihren volksnahen Kardinal.

Seinen Nachfolger im Amt begrüßte Lehmann mit Freude, seine letzte öffentliche Amtshandlung war, den Gottesdienst zur Bischofsweihe Kohlgrafs zu leiten: Lehmann persönlich weihte den 50 Jahre alten Pastoralprofessor zum neuen Bischof von Mainz. Das war Ende August – nun bangen die Mainzer um ihren Alt-Bischof.

Info& auf Mainz&: Ein ausführliches Porträt über Kardinal Karl Lehmann könnt Ihr hier beim Mainz& lesen – wir haben es zum 80. Geburtstag im Jahr 2016 geschrieben.

 

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Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen häufig durchbrochen – Ryanair bricht Nachtruhe überdurchschnittlich oft

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Das Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen wird ausgesprochen häufig durchbrochen, vor allem nach 23.00 Uhr landet regelmäßig eine ganze Anzahl von Flugzeugen. Das stellte nun der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Hessen heraus. Demnach gab es am Frankfurter Flughafen im September 2017 insgesamt 105 Landungen nach 23.00 Uhr – und dabei fiel vor allem ein Ruhestörer besonders auf: Der irische Billigflieger Ryanair landete in 38 Fällen verspätet, damit bricht Ryanair die Nachtruhe am häufigsten. Der BUND kritisiert, Ryanair nehme das Nachtflugverbot offenbar nicht ernst, Kritiker der Billigflieger und Fluglärmgegner sind alarmiert. Das Hessische Verkehrsministerium will die Fälle nun genau prüfen, der Verdacht: Ryanair umgeht das Nachtflugverbot systematisch.

Ryanair-Flieger durchbrechen überproportional häufig das Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen. – Foto: gik

Die Stadt Neu-Isenburg hatte die Aufstellung der verspäteten Landeanflüge des vergangenen Monats ausgewertet und dabei festgestellt: Mehr als ein Drittel der Verspätungen gingen auf das Konto der Fluglinie Ryanair.  Das absolute Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen zwischen 23.00 Uhr und 5.00 Uhr morgens darf aber nur in streng begrenzten Ausnahmefällen gebrochen werden – etwa bei schlechtem Wetter oder in Krisensituationen. Nicht genehmigungsfähig sind Verspätungen, die sich etwa aus einem zu engen Flugplan ergeben – und genau das argwöhnen nun die Kritiker im Fall der irischen Fluglinie: „Wer so häufig zu spät kommt wie Ryanair, nimmt das Nachtflugverbot offensichtlich nicht ernst“, kritisierte Thomas Norgall vom BUND.

Bei den Verspätungen falle nämlich auf, dass allein 14 der verspäteten Ankünfte auf die Startflughäfen Glasgow und Palma de Mallorca entfielen, auch aus Stansted seien elf verspätete Flüge gekommen. „Angesichts der kurzen Flugzeiten von diesen Flughäfen ist das nicht akzeptabel“, kritisierte Norgall: „Wenn die Ryanairflieger früher starten würden, kämen sie auch vor 23.00 Uhr in Frankfurt an.“ Die Ausnahmeregelung werde über Gebühr in Anspruch genommen, die Praxis müsse deshalb überdacht werden. „Wer rücksichtslos ständig nach 23.00 Uhr landet, der sollte keine Landeerlaubnis erhalten und auf andere Flughäfen verwiesen werden“, forderte der BUND. Die Anwohner um den Frankfurter Flughafen bräuchten  „nicht weniger, sondern mehr Nachtruhe“, Ryanair „bestätigt seinen schlechten Ruf“, betonte Norgall.

Nach 23.00 Uhr sind keine regulären Starts oder Landungen in Frankfurt erlaubt – eigentlich. Das Nachtflugverbot hat Lücken. – Foto: gik

Der irische Billigflieger bietet seit März 2017 Flüge vom Frankfurter Flughafen an, nachdem der Flughafen-Betreiber Fraport seine Entgeltstrukturen so geändert hatte, dass vor allem neue Airlines massiv von Rabatten profitieren. Damit holte die Fraport erstmals Billigfluglinien nach Rhein-Main – sehr zum Ärger der Lufthansa, die in Frankfurt ihren Heimathafen hat. Fluglärmgegner befürchteten schon damals, die Billigflieger würden zu mehr Fluglärm gerade in den Nachtrandstunden führen, das scheint sich nun zu bestätigen.

„Es liegt der Verdacht nahe, dass die Landungen nach 23.00 Uhr keine Ausnahmen sind, sondern eine geplante Normalität“, kritisierte der Flughafenexperte der SPD Hessen, Marius Weiß, eine Überraschung sei das nicht: „Es ist bekannt, dass die Umläufe bei den Low-Cost-Carriern extrem knapp getaktet sind und dass solche knappen Taktungen zwangsläufig dazu führen, dass Flüge verspätet abheben und landen.“ Ryanair-Flüge, die planmäßig um 22.45 Uhr landen sollten, träfen regelmäßig erst nach 23.00 Uhr in Frankfurt ein, das sei „im System der Billigfliegerei die Normalität, nicht die Ausnahme.“ Weiß kritisierte, genau das aber hätte der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) aber wissen müssen, „als er Ryanair an den Flughafen Frankfurt gelockt hat.“

Al-Wazir hatte die neue Tarifstruktur des Frankfurter Flughafens im Dezember 2016 genehmigt, damit war der Weg für die Ansiedlung der Billigflieger frei. „Jetzt steht ausgerechnet der grüne Minister Al-Wazir da wie der traurige Zauberlehrling, der die Geister, die er rief, nicht mehr zähmen kann“, kritisierte Weiß. Der Minister habe aber die Aufgabe, das Nachtflugverbot und das Recht auf Nachtruhe durchzusetzen. Auch die hessische Linke forderte, der Verkehrsminister dürfe sich „nicht länger auf der Nase herumtanzen“ lassen. „Es darf nicht geduldet werden, wenn das bewusste Übertreten von Gesetzen und Regelungen zum Schutz von Menschen und Natur zum Geschäftsmodell gemacht wird“, sagte Linksfraktionschefin Janine Wissler. Sollte Ryanair tatsächlich das Nachtflugverbot systematisch ignorieren, dürften die Flieger keine Landeerlaubnis mehr erhalten.

Flieger am Abendhimmel über Frankfurt. – Foto: gik

Das Verkehrsministerium kündigte unterdessen an, die verspäteten Landungen sehr genau prüfen zu wollen. „Dass mehr als ein Drittel der Landungen nach 23.00 Uhr in einem Monat auf das Konto einer Fluglinie gehen legt den Verdacht nahe, dass Ryanair sich bei der Flugplanung nicht an die Regeln hält“, sagte sogar der Flughafenexperte der hessischen Grünen, Frank Kaufmann. Wer seinen Flugplan so aufstelle, „dass die Regeln zum Schutz vor nächtlichem Lärm gar nicht eingehalten werden können, handelt unverantwortlich und schadet damit der Luftverkehrswirtschaft insgesamt“, kritisierte Kaufmann und warnte, Ryanair solle „sich davor hüten, seine rücksichtlose Geschäftsstrategie auch noch zu Lasten der Anwohner des Frankfurter Flughafens weiter zu eskalieren.“

Das Nachtflugverbot gehöre nämlich zu den Bedingungen, unter denen der Ausbau des Frankfurter Flughafens genehmigt worden sei. „Wer daran rüttelt, stellt den gesamten Planfeststellungsbeschluss in Frage und damit die Grundlage des Betriebs des Flughafens“, warnte Kaufmann. Der Grünen-Politiker, der bei der Fraport im Aufsichtsrat sitzt, mahnte aber auch den Flughafenbetreiber selbst, Belastungen der Nachtruhe durch verspäteten Flugverkehr zu unterbinden: „Man kann nicht eine Airline mit Rabatten anlocken, dann aber die Folgen ignorieren wollen“, betonte Kaufmann.

Update Reaktion Ryanair: Am Freitag erreichte uns eine Reaktion der Fluglinie Ryanair, die wir natürlich gerne weitergeben. „Die Behauptungen sind falsch“, betont Robin Kiely, Chef der Kommunikation bei Ryanair: „Einige der Flüge nach Frankfurt am Main litten unter geringfügigen Verspätungen aufgrund von Vorfällen wie Streiks bei der französischen und spanischen Flugverkehrskontrolle.“ Ryanair sei sich über das Nachtflugverbot ab 23.00 Uhr am Frankfurter Flughafen „bewusst“, man arbeite derzeit „gemeinsam mit dem Flughafen daran, dieses Nachtflugverbot einhalten zu können.“

Info& auf Mainz&: Mehr über Ryanair, die Billigflieger in Frankfurt und die Kritik an der Strategie der Fraport lest Ihr in diesem Mainz&-Artikel.
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Universitätsmedizin Mainz tief in roten Zahlen: Minus von 26,1 Millionen Euro – Personal, Rückstellungen, Strukturdefizite

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Die Universitätsmedizin Mainz steckt tief in Finanzproblemen: 2016 machte das einzige Uniklinikum von Rheinland-Pfalz ein Minus von 26,1 Millionen Euro, im Vorjahr waren es noch 6,2 Millionen Euro Minus gewesen. Die Gründe sind offenbar vielfältig: Höhere Instandhaltungskosten als erwartet, gestiegene Personalkosten, teure Spezialbehandlungen sowie Rückstellungen wegen Streitigkeiten über Abrechnungen schlugen negativ zu Buche. Auch von „systembedingten Defiziten in der Notfallversorgung und in den Hochschulambulanzen“ sowie Zinsen für laufende Betriebsmittelkredite nannte das Klinikum bei der Vorstellung seiner Jahresbilanz. Damit steckt die Universitätsmedizin tiefer in den roten Zahlen als je zuvor – kein gutes Zeichen.

Spitzenmedizin in der Mainzer Universitätsklinik – das Klinikum rutschte 2016 aber tief in die roten Zahlen. – Foto: Unimedizin Mainz

Und dabei war man 2016 noch voller Optimismus gewesen: Von einem sinkenden Defizit war die Rede gewesen, von Investitionen in neue Forschungszentren und eine verstärkte Konzentration auf Hochleistungsmedizin, die mehr Einnahmen bringen sollte. Von einem Strategiekonzept und einem Bau-Masterplan schwärmte Wissenschafts-Staatssekretär und Aufsichtsratschef Salvatore Barbaro vor einem Jahr – in diesem Jahr äußerte sich der Chef aus der Landesregierung deutlich schmallippiger: Barbaro sprach in der verbreiteten Pressemitteilung lediglich von „einer Reihe von Maßnahmen“, die in Mainz gegen das Defizit ergriffen werden sollten – welche genau, darüber schwieg sich die Pressemitteilung aus.

Stattdessen forderte Barbaro mehr Engagement vom Bund: Die Universitätsmedizin müsse als Einrichtung der Maximalversorgung viele Funktionen eines Stadtkrankenhauses übernehmen, jedoch mit dem Aufwand eines Maximalversorgers im Rücken. Die dadurch entstehenden Kosten würden aus der Krankenversorgung nicht gedeckt, sagte Barbaro, das Land könne für dieses Defizit aber nicht aufkommen – gefragt seien „gesundheitspolitische Weichenstellungen“ in Berlin. Wissenschaftsminister Konrad Wolf (SPD) wiederum verwies auf das Investitionspaket des Landes, mit dem die Universitätsmedizin unterstützt werde.

Die Uniklinik selbst spricht von „Sondereffekten“, die das massive Defizit ausgelöst hätten – und das, obwohl mehr Patienten denn je zuvor behandelt wurden. Die Zahl der stationären Patienten stieg demnach 2016 auf 68.090, im Jahr zuvor waren es noch 65.361 gewesen. Dazu wurden in den Hochschulambulanzen im vergangenen Jahr 94.311 Patienten versorgt, eine deutliche Steigerung gegenüber den rund 88.727 Patienten im Jahr 2015. Nach wie vor wurden davon nur 83.000 Fälle durch die gesetzlichen Krankenkassen finanziert – ein Grund für das anhaltende Minus. Dazu kam, dass die Klinik weiter steigenden Zuspruch durch ambulante Patienten mit besonders schweren und komplexen sowie seltenen Erkrankungen hat. Die Abrechnung verschiedener hochspezialisierter Leistungen oder seltener Erkrankungen stieg so von 25.640 ambulanten Fällen in 2015 auf 27.460 Fälle in 2016 an.

So stiegen denn auch die Erlöse des Klinikums aus Krankenhausleistungen weiter an: Von 374 Millionen Euro in 2015 auf rund 390 Millionen Euro in 2016, das entsprach einer Steigerung um 4,3 Prozent. Der Case-Mix-Index, ein Maß für den Schweregrad der erfolgten Behandlungen, sei mit 1,46 nahezu unverändert  geblieben (2015: 1,47). Doch die gestiegene Zahl der Patienten machte auch Neueinstellungen beim Personal nötig, so wurden 2016 im Durchschnitt 82 Vollkräfte mehr beschäftigt als im Jahr zuvor – vornehmlich im patientennahen Bereich. Waren 2015 noch 5.566 Vollkräfte im Einsatz, so stieg ihre Zahl in 2016 auf 5.648 Vollkräfte. Die Zahl der Mitarbeiter lag damit in 2016 im Jahresschnitt bei 7.801 zu 7.674 in 2015.

Lange Gesichter bei der Bilanzpressekonferenz der Unimedizin Mainz am Dienstag: Vorstandsvorsitzender Norbert Pfeiffer (links) und Aufsichtsratschef Salvatore Barbaro (rechts). – Foto: Peter Pulkowski, Unimedizin

In der Folge stiegen die Personalkosten der Universitätsmedizin deutlich an, auch weil Tarifsteigerungen höhere Gehälter nach sich zogen. Auch mussten für neue Gebäude mehr Reinigungskräfte engagiert werden. Wer hier Kosten sparen will kann einfach Online nach Dienstleistern suchen. In den Suchmaschinen kann beispielsweise einfach „Gebäudereinigung Mainz“ oder „Gebäudereinigung Hamburg“ eingegeben werden und schon findet man passende Unternehmen.  Doch auch andere Posten schlugen  negativ zu Buche: Bei den Instandhaltungen hätten sich unvorhersehbare Mehrausgaben in Höhe von 1,7 Millionen Euro ergeben, heißt es in der Bilanz weiter. Im Rahmen einer Schwerpunktprüfung seien „langjährige Forderungen und Verbindlichkeiten korrigiert“ worden, das habe zu einem Fehlbetrag von rund fünf Millionen Euro geführt. Zudem musste die Universitätsmedizin eine Rücklage von acht Millionen Euro bilden, weil man sich mit einem langjährigen Kooperationspartner sowie mit einigen Kostenträgern über die Vergütung streitet – es drohen Rückforderungen.

Dazu brachen der Unimedizin Drittmittelgelder weg: 2016 warb die Universitätsmedizin Drittmittel in Höhe von etwa 45,8 Millionen Euro ein, das war aber ein Rückgang von 4,8 Millionen Euro gegenüber 2015. Und allein die Zinsbelastung für laufende Betriebsmittelkredite beträgt etwa 450.000 Euro – eine Folge des bereits seit Jahren andauernden Defizits der Klinik. Die speisen sich vor allem auch aus „systembedingten Defiziten in der Notfallversorgung und in den Hochschulambulanzen“, heißt es weiter: So sei alleine die internistische Notaufnahme im vergangenen Jahr mit 3,4 Millionen Euro defizitär gewesen, bei den Hochschulambulanzen seien es eine Million Euro Minus – der Grund: nicht ausreichende Fallvergütungen. Aus den tatsächlich anfallenden Kosten entstehe eine weitere Belastung von mehreren Millionen Euro – gerade bei den besonders aufwendigen und teuren Behandlungen könne es zu einer geschätzten Unterdeckung von bis zu 100.000 Euro pro Patient kommen

Die Mainzer Uniklinik ist ein Großbetrieb aus 60 verschiedenen Kliniken. – Fotos: Jahresbericht Universitätsmedizin 2015

„Wir waren im Jahr 2016 mit einer ganzen Reihe von Herausforderungen konfrontiert, die sich negativ in unserem Jahresergebnis niedergeschlagen haben“, räumte denn auch der Medizinische Vorstand Norbert Pfeiffer ein. Im Rahmen der neuen strategischen Ausrichtung erarbeite man derzeit einen Maßnahmenkatalog, um Projekte „zu priorisieren und anzustoßen.“ So solle etwa das Problem der über das Gelände verteilten Notaufnahmen mit einem neuen Zentralgebäude gelöst werden. Als Beispiel für ein gelungenes Umsteuern nannte Pfeiffer die ambulante Medizin: Mit dem neuen Sozialpädiatrischen Zentrum sei es nun möglich, ambulante Patientenfälle in der Kinder- und Jugendmedizin auf einer angemessen Grundlage abzurechnen und somit die Erlöse in diesem Bereich zu steigern.

Die finanzielle Lage bleibe angespannt, man werde das Defizit nun „Stück für Stück abarbeiten“, sagte auch Elke Frank, Kaufmännischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz. Die Uniklinik bringe gerade „zahlreiche Maßnahmen auf den Weg, um unsere Erlöse weiter zu steigern und die Kosteneffizienz zu erhöhen“, das werde schrittweise über mehrere Jahre geschehen. „Wir haben nicht die eine große Stellschraube, an der wir drehen können“, sagte Frank.

2016 habe es aber auch zahlreiche Erfolge gegeben, betonte die Unimedizin zudem: In der Onkologie gelang die Auszeichnung als Onkologisches Spitzenzentrum, ein hochmoderner Neubau für die Rhythmologie wurde bezogen, und es gelang die erste Kunstherz-Implantation in Mainz. Das Herzzentrum Mainz wurde gegründet, die Rudolf Frey Lernklinik eröffnet und in den Neurowissenschaften ein neuer Sonderforschungsbereich zur Resilienz eingeworben. Für Projekte zu neuen Versorgungsformen in den Bereichen Orthopädie, Rheumatologie, Lebererkrankungen und Arzneimittelsicherheit bei Kindern fließen zudem künftig zehn Millionen Euro der bundesweit 225 Millionen Euro Fördergelder nach Mainz. Besonders stolz ist man auf ein weiteres Großereignis: Der Tag der offenen Tür am 3. Juli 2017 lockte mehrere tausend interessierte Besucher an.

Info& auf Mainz&: Zum Vergleich: Unseren Bericht vom Jahresergebnis 2015 findet Ihr hier bei Mainz&. Die Jahresberichte der Universitätsmedizin Mainz aus den Vorjahren findet Ihr hier im Internet, die Startseite des Klinikums findet Ihr genau hier.

 

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13.521 Unterschriften gegen Bibelturm übergeben – Bürgerinitiative fordert Bürgerbegehren zu Gutenberg-Museum

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Mit 13.521 Unterschriften gegen den Bibelturm neben dem Gutenberg-Museum will die Bürgerinitiative Gutenberg Museum ein Bürgerbegehren zu den Ausbauplänen der Stadt erreichen. Die BI übergab am Dienstagnachmittag die vier Ordner voller Unterschriften an Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD). „Wir hoffen, dass es eine faire Prüfung gibt und nicht vor deren Ende Tatsachen geschaffen werden“, sagte Mitinitiator und BI-Sprecher Thomas Mann. Ebling sagte eine intensive Prüfung zu und versicherte, die Stadt werde vor Abschluss des Bürgerbegehren-Verfahrens nicht handeln. Damit könnte sich der eigentlich für Januar 2018 geplante Spatenstich für den Bibelturm deutlich verzögern. Der Stadtrat soll am 29. November über das Bürgerbegehren entscheiden.

13.521 Unterschriften gegen den Bibelturm wurden am Dienstag der Stadt Mainz übergeben. – Foto: gik

Die Stadt will direkt neben am „Römischen Kaiser“ auf dem Liebfrauenplatz einen 23,40 Meter hohen sogenannten Bibelturm bauen, einen Turm mit abgeschrägter Fläche, der im Untergeschoss einen Raum zur feierlichen Präsentation der weltberühmten Gutenberg-Bibeln bekommen soll. Der Turm soll mit einer Fassade aus durchbrochenen Bronzelettern verkleidet sein, als „Eyecatcher“ das Weltmuseum der Druckkunst sichtbarer machen und mit einem architektonischen Highlight bereichern. Das Projekt ist in Mainz hoch umstritten, die Bürgerinitiative hatte deshalb seit Anfang August Unterschriften gesammelt, um das Projekt zu stoppen und eine Befragung der Mainzer Bürger durchzusetzen.

Die BI hält den Turm in seiner Architektur an dieser Stelle – im Herzen von Mainz und direkt am Mainzer Dom – für verfehlt und argumentiert, der Turm werde den dringend notwendigen Zugewinn an Flächen für das Gutenberg-Museum gar nicht bringen. Der Turm selbst werde lediglich 127 Quadratmeter zusätzliche Ausstellungsfläche bringen, rechnet die BI vor, weitere 261 Quadratmeter sollten im unterirdischen Verbindungsbau entstehen. Die meiste Fläche im Turm werde stattdessen für Flure, Rampen und Treppenaufgänge benötigt, die BI spricht deshalb von einem „umbauten Treppenhaus“. Tatsächlich sollen nach neuesten Plänen ursprünglich in den Obergeschossen vorgesehene Ausstellungsräume sowie Bibliothek und Café nicht mehr realisiert werden.

OB Ebling warb im Sommer persönlich für den Bibelturm. – Foto: gik

„Dafür einen der wichtigsten Plätze im Herzen der Altstadt zu opfern, ist unverhältnismäßig“, kritisiert Nino Haase, Organisator der Unterschriftensammlung bei der BI. Der Liebfrauenplatz sei den Mainzern wichtig, das Grün besonders wertvoll in einer Stadt, die gegen hohe Luftverschmutzung ankämpfe. Die BI habe in zahlreichen Gesprächen an ihrem samstäglichen Info-Stand am Liebfrauenplatz den Unmut der Bürger zum Bau des Turms und zu den einhergehenden Baumfällungen deutlich gespürt, betonte Haase. Die BI wolle den Liebfrauenplatz mit seinen mehr als 50 Jahre alten Platanen mit ihren großen Baumkronen und „als prachtvoll bepflanzte Oase abseits des hektischen Stroms der Stadt“ mit Ruhebänken zum Verweilen erhalten, heißt es deshalb in einem Brief der BI an alle Stadtratsmitglieder.

In dem Brief bittet die BI darum, das Projekt Bibelturm zu überdenken und zugunsten anderer Ausbaumöglichkeiten des Museums zu kippen. „Wir sind für die Erweiterung und Sanierung des Gutenberg-Museums“, betonte Haase am Dienstag erneut im Gespräch mit Mainz&, „wir sehen aber nicht, wieso dieser Platz im Herzen der Stadt dafür geopfert werden muss.“ In ihrem Brief führt die BI denn auch eine Reihe Alternativen auf: So sehe der Gewinner des Architekturwettbewerbs ja eigens neben dem Bau des Bibelturms eine Erweiterung und Aufstockung des Schellbaus vor, das ergäbe eine Erweiterung von 780 Quadratmeter Fläche, rechnet die BI vor.

Die Schatzkammer für die Gutenberg-Bibeln wiederum könnte beispielsweise über eineinhalb Geschosse im bisherigen Vortragssaal oder auch an anderer Stelle im Bestandgebäude „großräumiger inszeniert und neu implementiert werden“, schlägt die BI vor. Umbau und Sanierungen könnten dabei unter Aufrechterhaltung des Museumsbetriebs „sowohl vertikal, als auch horizontal unterteilt in einzelnen Abschnitten durchgeführt werden“, heißt es weiter. Und selbst die Bronzefassade könne „als wesentliches, charakteristisches Gestaltungselement weiter Anwendung finden“, meint die BI.

Vier Aktenordner mit den Unterschriften übergab die BI Gutenberg-Museum dem OB. – Foto: gik

Zudem habe die Stadt noch immer kein Finanzierungskonzept für den Turm vorgelegt, kritisiert Haase weiter: Nach Ansicht von Experten reichten die 5,1 Millionen Euro an Budget für den Turmbau nicht aus. Der Stadt drohe im Extremfall eine Bauruine, falls das Geld ausgehe – und das ausgerechnet im Jubiläumsjahr von Gutenberg 2018. Zudem stünden beim Schell-Bau dringend notwendige Brandschutzmaßnahmen in Höhe von vier Millionen Euro an, woher das Geld dafür kommen solle, sei völlig unklar. „Die Folgekosten werden exorbitant sein“, warnte Haase, so dürfe in einer Stadt nicht geplant werden: „Wir brauchen eine offene, transparente Planung von Bauprojekten“, forderte er.

Auch die Stadtratsmitglieder ruft die BI in ihrem Brief auf: „Fordern Sie die Planung und Kostenrechnung für den Gesamtausbau ein und befassen Sie sich mit den Alternativen zum Ausbau des Museums. Fordern Sie mehr Transparenz, wozu eine Flächenbedarfsanalyse auf Basis der Ausstellungsobjekte und belegbarer Fakten gehört. Lassen Sie sich begründen, weshalb der Bedarf nicht auch mit der Modernisierung, Aufstockung und Erweiterung des Bestandes erfolgen kann.“

Vor dem Rathaus nahm Ebling die Unterschriften gegen den Bibelturm entgegen, gemeinsam mit Dezernentin Grosse (ganz rechts). – Foto: gik

„Wir machen uns auch Sorgen um den Haushalt der Stadt“, betonte Haase weiter. Es sei doch nicht realistisch zu glauben, dass die Stadt durch den Bau des Bibelturms Spenden in erheblicher Größenordnung für die weitere Sanierung des Museums einwerben könne: „Bislang hat die Stadt nach eigenen Angaben 16.000 Euro für das Gutenberg-Museum sammeln können“, sagte Haase, der Dom werbe pro Jahr rund 300.000 Euro ein – wie wolle die Stadt denn da mehrere Millionen an Spenden einsammeln? „Das wird nicht funktionieren“, sagte Haase.

„Ich bin vorsichtig optimistisch, dass angesichts der hohen Anzahl der Unterschriften der Stadtrat noch einmal in sich geht“, sagte ÖDP-Chef Claudius Moseler Mainz&. Moseler hatte schon im Februar gegen die Planungen zum Bau des Bibelturms im Stadtrat gestimmt. Die Stadt will nun prüfen, wie viele der 13.521 Unterschriften im Sinne eines Bürgerbegehrens gültig sind. Laut Gemeindeordnung muss ein Quorum von fünf Prozent aller in Mainz Wahlberechtigten ein Bürgerbegehren unterstützen, in Mainz wären das 7.814 Menschen, die ihren Wohnsitz in Mainz haben müssen. Die Stadt muss deshalb nun alle Unterschriften mit dem Mainzer Wählerverzeichnis abgleichen.

Das notwendige Quorum sei deutlich überschritten worden, zeigte sich BI-Sprecher Thomas Mann überzeugt. Zusätzlich habe die BI „mehrere Tausend Solidaritätsunterschriften von gefühlten Mainzern“ erhalten. Die BI hatte unter anderem an Samstagen auf dem Wochenmarkt Unterschriften gesammelt, viele auswärtige Besucher unterzeichneten den Aufruf.

Auf dieser Fläche auf dem Liebfrauenplatz soll der Bibelturm nach dem Willen der Stadt entstehen. – Foto: gik

Ebling bedankte sich bei der Bürgerinitiative ausdrücklich für ihr Engagement und sagte „eine intensive Prüfung“ zu. Ziel sei, dass der Stadtrat am 29. November über das Bürgerbegehren entscheide. „Es wird in dieser Frage viel gestritten und diskutiert, das ist auch okay“, betonte der Oberbürgermeister: „Das ist auch ein Teil von Lebendigkeit in dieser Stadt, die gut ist.“ Der Bürgerantrag gebe dem Stadtrat „die Möglichkeit, das Thema zu überprüfen“, das sei schon per se positiv. „Ich hoffe, dass es aber auch die Schnittmenge gibt, dass wir alle die Auffassung haben, dass es das Museum wert ist“, sagte Ebling weiter und fügte auch gleich hinzu: Eine Aufwertung des Gutenberg-Museums wolle ja auch die Bürgerinitiative.

Die Stadt hatte allerdings bis zuletzt auch betont, das Bürgerbegehren sei nicht rechtmäßig, da die Frist dafür bereits im Sommer verstrichen sei. Die Stadt beruft sich dabei auf einen Beschluss des Stadtrats vom 8. Februar 2017, in dem über die Vorplanungen abgestimmt wurde. „Das war lediglich ein Vorbereitungsbeschluss zu den Planungen“,  betonte Haase, „nach geltender Rechtslage löst ein solcher Beschluss keine Fristsetzung aus.“ Die BI beruft sich dabei auf ein Urteil des Koblenzer Oberverwaltungsgerichtes, wir werden das mal nachrecherchieren.

Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) betonte am Rande des Termins, die Stadt werde „natürlich jetzt keine Fakten schaffen“, solange die Fragen zum Bürgerbegehren noch nicht geklärt seien. Ob der Spatenstich im Januar 2018 oder drei Monate später stattfinde, sei nicht wichtig. Dass der Spatenstich aber genau im Jubiläumsjahr 2018 stattfinde, das sei schon wichtig, betonte Grosse: „Das wäre ja ein positives Zeichen des Aufbruchs“, fügte sie hinzu. Und auch Ebling betonte am Dienstag erneut, es sei „der richtige Weg“, erst mit dem Bau des Bibelturms zu beginnen: „Wir schaffen damit die Voraussetzung, dass das Museum besser atmen kann und viele es fördern wollen.“

Wenn die notwendige Menge an Unterschriften zusammen gekommen ist, muss sich der Stadtrat mit dem Bürgerbegehren befassen. Er könne jederzeit selbst die Durchführung eines Bürgerbegehren beschließen, betonte Moseler. Lehne der Stadtrat aber den Antrag der Bürger ab, greife das Bürgerbegehren selbst: „Dann wird abgestimmt.“ Ein Bürgerentscheid, betonte Haase noch, würde in jedem Fall befriedend wirken: „Wenn die Mehrheit der Mainzer für den Bibelturm ist, wäre das für uns auch in Ordnung“, sagte er, „nach dem jetzigen Stand glaube ich das aber nicht.“

Info& auf Mainz&: Mainz& berichtet bereits seit Monaten über die Auseinandersetzungen rund um den Bibelturm, ausführlich zum Beispiel hier. Und wir haben schon im April 2016 kommentiert: „Fragt die Mainzer“ – wir fanden, es war absehbar, dass jedwedes Bauprojekt hier im Herzen von Mainz hohe Wellen schlagen würde. Die BI Gutenberg-Museum betont, sie werde weiter Unterschriften sammeln, diese könnten auch noch nachgeliefert werden. Zur Internetseite der BI geht es hier.

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Herbert Bonewitz beendet Bühnenkarriere – Kabarettist sagt wegen schwerer Erkrankung Bühnenauftritte ab

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Schock für die Mainzer: Der Mainzer Kabarettist und frühere Herzblut-Fastnachter Herbert Bonewitz sagt alle seine Bühnenauftritte ab. Bonewitz werde seine Bühnentätigkeit „ab sofort beenden“, teilte sein Sohn Michael Bonewitz am Dienstag in Mainz mit. Grund seien schwere Gesundheitsprobleme: Anfang August sei der 83-Jährige an einer schweren Infektion erkrankt und acht Tage lang auf der Intensivstation des Katholischen Klinikums Mainz behandelt worden. Bonewitz sei zwar auf dem Weg der Besserung, aber dauerhaft geh- und sehbehindert. Der Kabarettist sei deshalb außerstande, wieder auf die Bühne zu gehen. Bonewitz‘ nächster Auftritt im Mainzer Unterhaus am 18. Dezember ist deshalb ebenso abgesagt wie seine Teilnahme an der Nachtvorlesung am 21. Dezember.

Herbert Bonewitz bei einer Präsentation seines Buches „Spaß muss sein“ 2016 – Foto: Alexander Sell

 

Der 83 Jahre alte Mainzer gehörte zu den großen Mainzer Fastnachtsstars der 1970er Jahre, als er als „Prinz Bibi“ der Gesellschaft die Leviten las. 1975 wurde Bonewitz Profi-Kabarettist und begeisterte mit seinem feinsinnigen, kritischen Blick sein Publikum. Noch vor einem Jahr, im November 2016, stellte er im Unterhaus sein neues Buch vor, in „Spaß muss sein“ präsentierte er „die bonewitzige Hausapotheke“ aus heiteren Glossen, spaßigen Kommentaren, komischen Erzählungen und ulkigen Gedichten als Gegengift zu den beängstigenden Zeiten von grassierender Barbarei.

Doch das Jahr 2017 meinte es nicht gut mit dem Altmeister: Eine schwere Infektion warf ihn Anfang August nieder, Bonewitz lag acht Tage lang auf der Intensivstation. „Herzlichen Dank an dieser Stelle den Notärzten, dem Personal und den behandelnden Ärzten, sie haben einen tollen Job gemacht, dank ihnen kann ich sagen: Hurra, ich lebe noch“, ließ Bonewitz mitteilen. Es folgten ein fast dreiwöchiger Krankenhausaufenthalt und eine mehrwöchige Reha, zurück blieben aber erhebliche körperliche Einschränkungen. Auch seine Ehefrau Bärbel habe sich einem mehrwöchigen Klinikaufenthalt unterziehen müssen, teilte Bonewitz mit: „Wir leiden beide zudem an diversen Alterserkrankungen und wollen uns nach unserer Rekonvaleszenz in den kommenden Jahren ins Privatleben zurückziehen.“

Herbert Bonewitz als Alt-Fastnachter und aktiv am Flügel. – Fotos: gik/Boneqitz-Verlag

 

Sein geplanter Auftritt im Unterhaus am 18. Dezember muss deshalb aus gesundheitlichen Grünen ebenso abgesagt werden wie sein Auftritt bei der Nachtvorlesung am 21. Dezember. „Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, zumal das Unterhaus für mich ja schon fast wie ein zweites Wohnzimmer war, und auch die Nachtvorlesung bei Christian Vahl war eine liebgewonnene Tradition“, sagte Bonewitz bedauernd. Vahl, Leiter der Herz-Thorax-Chirurgie an der Universitätsmedizin Mainz, hatte Bonewitz vor ein paar Jahren eigens zum „Dr. humoris causa“ ernannt – einfach, weil Lachen wirklich die beste Medizin für den Menschen sei. Bonewitz betonte, sofern es ihm seine Gesundheit erlaube, wolle er auch künftig noch hie und da publizistisch in Erscheinung treten. Da würden wir uns sehr freuen!

Info& auf Mainz&: Die Karten für das Unterhaus-Gastspiel werden ab sofort im Unterhaus-Vorverkauf zurückgenommen und erstattet, Infos zu den Öffnungszeiten und den Telefonnummern gibt es hier.

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31. Weinforum Rheinhessen widmet sich dem Burgunder-Wunder – Mehr als 100 prämierte Weine und Sekte vom 20. bis 22. Oktober 2017

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Weinforum Rheinhessen 2015

Es ist für Weinenthusiasten ein Muss: Vom 20. bis 22. Oktober lädt das 31. Weinforum Rheinhessen wieder zur großen Leistungsschau rheinhessischer Weine. Mehr als einhundert Weine und Sekte stehen vom 20. bis 22. Oktober für die Besucher parat, zu Verkosten gibt es weiße Weine des exzellenten Jahrgangs 2016 sowie Rotweine aus den Jahren 2015 und älter. Quer durchs Foyer der Mainzer Rheingoldhalle schlendert man dabei mit seinem Weinglas, probiert an den verschiedenen Verkostungstischen, vergleicht, schmeckt – und macht immer neue Weinentdeckungen. Im besonderen Fokus stehen dabei in diesem Jahr die Burgunder: spannende Weißburgunder, Grauburgunder und Spätburgunder aus rheinhessischen Kellern.

Probieren, Verkosten, Austauschen, Spaß haben: Beim Weinforum Rheinhessen. – Foto: Martin Kämper

Seit 2015 findet das Weinforum Rheinhessen im Foyer der Rheingoldhalle statt, zum dritten Mal flanieren die Besucher mit Blick auf den Rhein an den Weinflaschen entlang. Das Besondere des Weinforums ist denn auch: Hier treffen normale Weininteressierte auf Weinexperten und können mit den Winzern persönlich über ihre Weine reden. Zu verschiedenen Weinthemen gibt es eigene Tische – etwa zu Kellereiweinen, Barriqueweinen, Riesling oder Silvaner, Dornfelder oder auch edelsüße Spezialitäten. Den Weinen der Selection Rheinhessen – besonders edle Tropfen – ist eine eigen Verkostungszone gewidmet, ebenso den Winzersekten. Die Besucher können sich so quer durch ein Thema probieren – ideal, um eine Rebsorte oder ein Weinthema intensiv kennen zu lernen.

Zu Probieren gibt es aber natürlich nicht alle Weine Rheinhessens – das sind viel zu viele: Eine Expertenjury hat im Vorfeld eine Top-Auswahl getroffen aus all den rheinhessischen Weinen, die bei der Landesweinprämierung mit Gold ausgezeichnet wurden. „Rheinhessen zeigt sich in dieser Präsentation als dynamisches, attraktives Weinbaugebiet, das sich mit den klassischen Rebsorten, mit terroirgeprägten Weinen und herausragenden Lagen profiliert“, heißt es bei der organisierenden Gebietsweinmarketing Rheinhessenwein. Neben den Verkostungstischen gibt es zudem wieder moderierte Themenverkostungen, in diesem Jahr etwa zu Rotweinen aus dem kleinen Holzfass oder zu filigranen Winzersekten.

Die neue rheinhessische Weinkönigin Lea Kopp präsentierte das Weinforum Rheinhessen beid er Cinelady Anfang Oktober. – Foto: gik

 

Highlight ist in diesem Jahr der Workshop „Burgunder-Wunder in Rheinhessen“, die frühere Deutsche Weinkönigin und Winzerin Simone Renth-Queins stellt dabei Weine der weißen und roten Burgundersorten vor. In der Glasschule von Zwiesel Kristallglas können die Besucher entdecken, welchen Unterschied verschiedene Glasformen auf den Weingeschmack haben – glaubt uns, das ist enorm! Für den Hunger zwischendurch ist an allen drei Tagen ein Pop-up- Restaurant geöffnet.

Und natürlich könnt Ihr auf dem Weinforum Rheinhessen auch die neue Rheinhessische Weinkönigin erleben: Lea Kopp aus Nierstein ist seit Mitte September im Amt und eine tolle Botschafterin rheinhessischer Weine. Erwartet werden an den drei Tagen in der Rheingoldhalle locker 3.000 Besucher – darunter auch die Gewinner der Mainz&-Verlosungsaktion bei der CineLady im Cinestar-Kino am 4. Oktober – allen Gewinnerinnen viel Spaß bei der Entdeckungsreise in die rheinhessische Welt der Weine!

Info& auf Mainz&: Das 31. Weinforum Rheinhessen findet vom 20. bis 22. Oktober 2017 in der Rheingoldhalle Mainz statt, Eintritt: 28,- Euro, enthalten ist darin aber bereits auch die Anreise mit dem ÖPNV – fahrt unbedingt mit Bus und Bahn dorthin! Öffnungszeiten: Freitag von 15.00 – 21.00 Uhr, Samstag von 14.00 – 21.00 Uhr, Sonntag von 11.00 – 18.00 Uhr. Alle Infos und Vorverkaufsstellen findet Ihr hier im Internet.

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Brand auf Petersaue bei Mainz: Kunststoffrohre brennen bei der Firma InfraServ – Fenster und Türen schließen!

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Eine schwarze Rauchwolke auf dem Rhein schreckte am Dienstagnachmittag Anwohner in Mainz auf: Auf der Petersaue zwischen Mainz und Wiesbaden erhob sich eine dichte dunkle Rauchwolke und zog in Richtung Wiesbaden und Mainz-Kastel – in einem Lager der Firma InfraServ brannten Kunststoffrohre. Wie die Feuerwehr Wiesbaden auf Mainz&-Anfrage mitteilte, ging um 16.09 Uhr ein Alarm ein, seit kurz nach 16.00 Uhr stand das Lager mit den Kunststoffrohren in Brand. Die Brandursache sei derzeit noch völlig unklar, die Feuerwehr sei mit einem Großaufgebot vor Ort. „Der Brand ist eingedämmt“, sagte der Sprecher weiter, das Löschen werde aber noch „lange“ dauern. Die Feuerwehr bittet die Anwohner in Amöneburg, Kastel und Biebrich dringend, Fenster und Türen geschlossen zu halten – in Wiesbaden gab es dazu sogar einen Sirenenalarm. Wir sagen mal: das dürfte auch in der Mainzer Neustadt und in Mombach nicht schaden…

Dunkle Rauchwolke über dem Rhein:_ Auf der Petersaue brennt zur Stunde ein Lager mit Kunststoffrohren, bitte Fenster und Türen geschlossen halten! – Foto: D. Grimminger

Brennender Kunststoff ist in jedem Fall giftig, den Rauch solltet Ihr also unbedingt vermeiden einzuatmen. Autofahrer sollten den Bereich deshalb ebenfalls möglichst großräumig umfahren, dazu sperrte die Polizei am späten Nachmittag die Rheingaustraße zwischen Altem Zollamt und Alberstraße – die Feuerwehr benötige die Fläche für ihre Fahrzeuge. Pendler sind also gut beraten, den Nachhauseweg nicht gerade durch Biebrich zu nehmen. Auch ein Polizeihubschrauber kam zum Einsatz, um Übersichtsaufnahmen vom Brand zu fertigen.

Die Firma InfraServ ist seit 1997 Betreiberin des Wiesbadener Industrieparks Kalle-Albert, unter den 75 Firmen des Industrieparks sind auch solche, die mit Chemikalien arbeiten – Chemikalien seien aber auf der Petersaue nicht in  Brand geraten, betonte der Sprecher der Wiesbadener Feuerwehr. Auch seien bei dem Brand bisher keine Personen verletzt worden.

So sah der Brand auf der Petersaue aus der Nähe aus – das Foto stammt von der Feuerwehr Mainz.

 

Aussagen zum Thema Umwelt konnte die Feuerwehr bislang noch nicht treffen, dazu sei es noch viel zu früh. Die Petersaue liegt mitten im Rhein und ist zudem Wasserschutzgebiet – ein großer Teil des Mainzer Trinkwassers kommt von der Petersaue und wird dort aus Uferfiltrat gewonnen.

Auch InfraServ betreibt auf der Petersaue Wikipedia zufolge für den Industriepark Kalle-Albert eine 2007 erneuerte Abwasserreinigungsanlage auf dem rheinabwärts gelegenen Teil der Insel. Ein Forschungsprojekt der Universität Gießen verbinde hier die Biogaserzeugung mit dem umweltgerechten Anbau von Energiepflanzen, so das Internetlexikon. Die Rauchwolke des Brandes war weit im Rhein-Main-Gebiet und bis hinaus nach Rheinhessen zu sehen. Auch bei der Mainzer Feuerwehr gingen deshalb zahlreiche Notrufe ein. Die Rauchwolke zog zwar nach Osten, dennoch dürften auch Bewohner in Mainz entlang der Rheinschiene den Brand gerochen haben – haltet zur Sicherheit bitte entlang der Rheinfront Fenster und Türen geschlossen!

Info& auf Mainz&: Mehr zum Industriepark Kalle-Albert haben wir Euch in einem Mainz&-Artikel vor einem Jahr erzählt, Infos auf Wikipedia zur Petersaue findet Ihr hier.

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Der geheimnisvolle Mister Gutenberg – Neuer Gutenberg-Film porträtiert den Buchdruckerfinder als Geschäftsmann

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Er ist der berühmteste Sohn der Stadt Mainz und löste en passant mit seiner Erfindung eine Weltrevolution aus: Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg. Doch wie kam der Sohn eines Mainzer Patriziers zu der Erfindung einer Buchpresse mit beweglichen Lettern? Welche Detailprobleme musste er lösen und was trieb ihn eigentlich an? Diesen Fragen geht nun ein neuer Film des Kultursenders Arte nach: „Gutenberg – Genie und Geschäftsmann“ wird am Samstag erstmals im Fernsehen ausgestrahlt und diese Woche auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert. Die deutsch-französische Koproduktion nennt sich „Doku-Drama“, dokumentarischer Spielfilm wäre im Deutschen wohl passender: Mit filmischen Mitteln wird die Lebensgeschichte und die Entstehung der revolutionären Erfindung nachgezeichnet.

Darsteller Philippe Ohrel spielt im neuen Gutenberg-Film auf Arte den berühmten Mainzer Buchdrucker. Foto: Seppia

 

Johannes Gensfleisch wurde um das Jahr 1400 als Sohn des Mainzer Patriziers Friedrich von Gensfleisch geboren, und schon da beginnen die Probleme: „Wir wissen nicht viel über Gutenberg“, bekennt einer der Historiker im Film, „er ist wie ein Buch mit sieben Siegeln.“ Kein einziger Brief von Gutenberg sei erhalten, keine persönliche Unterschrift, „eigentlich ist es nicht einmal sicher, dass er irgendetwas erfunden hat“, sagt der Experte. Nun ja, das ist natürlich übertrieben: Die berühmten Gutenberg-Bibeln, seine Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, die Druckerpressen, all das lässt sich natürlich sehr wohl auf Gutenberg zurückführen, mit seriösen wissenschaftlichen Mitteln.

Dennoch legt der Film den Finger in eine Wunde: Direkte Berichte über Gutenberg gibt es nur sehr wenige, wie etwa den Brief eines hochrangigen italienischen Bischofs – dem späteren Papst Pius II. -, der einem befreundeten Kardinal enthusiastisch von Gutenbergs ersten Bibeldrucken berichtete, die er in Frankfurt auf einer Messe gesehen hatte. An solchen Quellen hangelt sich der Film entlang, vor allem an Gerichtsurkunden, die auch Gutenbergs Geschäftspartner und Projekte belegen.

Nachbau der berühmten Druckerpresse Gutenbergs im Gutenberg-Museum. – Foto: gik

1429 hatte Gutenberg nach einem Aufstand der Zünfte in Mainz fliehen müssen, fünf Jahre später taucht sein Name in Prozessakten in Straßburg auf – Gutenberg hatte einen Pilgerspiegel für die damals berühmte Aachener Pilgerfahrt erfunden. Seine Geschäftspartner fühlten sich von Gutenberg offenbar betrogen, doch das Gericht gab dem Mainzer Erfinder Recht. Auch ein anderer Vorfall belegt Gutenbergs Straßburger Zeit: Gutenberg ließ den Mainzer Stadtschreiber verhaften, um eine ausstehende Leibrente der Stadt Mainz für ihn einzutreiben. „Ganz schön frech“ nennt das der Film – die Macher beweisen damit allerdings nur ihre Unkenntnis der damaligen Zeit: Angehörige einer Stadt im Ausland für deren Versäumnisse haftbar zu machen, war Gang und Gäbe und ein legitimes Mittel.

Damit ist das Problem des Gutenberg-Films auch schon beschrieben: Autor des Films ist der Franzose Marc Jampolsky und der bekannte gegenüber Mainz&, er habe sich für den Film zum ersten Mal mit Gutenberg beschäftigt und offenbar auch mit der Zeit des Hochmittelalters. Er habe sich vorwiegend an den Ergebnissen des französischen Gutenberg-Forschers Guy Bechtel orientiert, sagte Jampolsky nach der Premiere im Gutenberg-Museum am Montagabend. Bechtels Werk stammt allerdings schon aus dem Jahr 1992, neuere Forschungsergebnisse – etwa, dass Gutenberg wahrscheinlich gar keinen Bart trug – bleiben da ebenso außen vor wie Gutenbergs Exil im Rheingau. Auch einen im Film dargestellten Prozess zwischen Gutenberg und seinen Mainzer Geschäftspartnern Johannes Fust und Peter Schöffer habe es so nie gegeben, sagt der Mainzer Buchwissenschafts-Professor Stephan Füssel – der Film nimmt sich auch aus dramaturgischen Gründen manch erzählerische Freiheit heraus.

Schublade im Gutenberg-Museum mit Drucklettern. – Foto: Gutenberg-Museum

 

Entstanden ist so ein sehr französischer Blick von außen auf den „Mann des Milleniums“. In Frankreich kenne zwar jeder Gutenbergs Namen, sonst aber wisse man wenig über ihn, sagte Jampolsky, deshalb habe er die Geschichte von Grunde auf erzählen wollen. „Wir haben uns an den gängigen Bildern zu Gutenberg orientiert“, sagte der deutsche Arte-Redakteur Peter Allenbacher gegenüber Mainz&, alles andere errege nur Erstaunen beim Publikum und lenke vom Thema ab. „Unsere Aufgabe ist, das Publikum über ein Thema zu informieren und es niveauvoll zu unterhalten“, betonte Allenbacher.

Das tut der Film tatsächlich, beschreibt in schönen, atmosphärischen Bildern von Gutenbergs Wirken und gibt gleichzeitig gute Einblicke in die damalige Zeit: Das europaweite Netzwerk von Handel und Bildung, die aufkeimende Renaissance mit aufblühenden Universitäten, Papierfabriken im Elsass, das Denken in größeren Zusammenhängen. Als praktisch veranlagten Erfindergeist portraitiert der Film Gutenberg, als jemand, der in Straßburg die europäische Welt der Warenströme entdeckte, als umtriebigen Entwickler – und als gerissener Geschäftsmann. Letzteres allerdings wirft erneut Fragen auf: „Geschäftemachen“ war im hohen Mittelalter schlicht die Grundlage eines Broterwerbs.

Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks allein als Geschäftsinteresse darzustellen, wie es der Film phasenweise tut, dürfte zu kurz greifen: Mindestens zwölf Jahre lang entwickelte Gutenberg sein neues Druckverfahren, feilte intensiv an allen Komponenten – Geschäftssinn allein erklärt solch Hartnäckigkeit und Perfektionismus nicht. Am stärksten ist der Film, der in großen Teilen in Straßburg und Colmar gedreht wurde, denn auch, wenn er in die Details der Herstellung geht und den Aufwand beschreibt, der zur Produktion der Bibeln nötig war: zwei bis sechs Setzer, mehrere Druckstrecken gleichzeitig, 20 Druckgehilfen, 294 verschiedene Tintenmischungen, 232.000 Pressvorgänge. So wird die unglaubliche Leistung des Buchdruckerfinders greifbar – und das Genie Gutenbergs.

Druckseite einer Gutenberg-Bibel. – Foto: Gutenberg-Museum

„Er spürte sehr genau, das man im 15. Jahrhundert Neues entwickeln kann“, zitiert der Film einen Gutenberg-Forscher, und der Mainzer sei ein Mensch gewesen, der Gelegenheiten erkannt und ergriffen habe. „Er war seiner Zeit weit voraus“, würdigt ihn der Filml und lässt auch nicht aus, was Gutenbergs Erfindung auslöste: Eine Revolution der Verbreitung von Wissen in für die damalige Zeit atemberaubender Geschwindigkeit. Gutenberg selbst erlebte den Siegeszug seiner Erfindung jedoch nicht mehr: Seine letzten Jahre verbrachte er im Algesheimer Hof in Mainz, damals ein Stift für alternde Herren – auf seine alten Tage war der Buchdrucker noch zum Hofmann des Erzbischofs Adolf II. von Nassau ernannt worden, was ihm freie Kost und Logis einbrachte.

War Gutenberg verarmt, oder berühmt und wohlhabend? Die Forschung kann es nicht genau sagen – womöglich war er verarmt, aber berühmt. Am 3. Februar 1468 starb Johannes Gensfleisch genannt Gutenberg und wurde in der Mainzer Franziskanerkirche beerdigt. Die Kirche wurde allerdings später abgerissen, Gutenbergs Grab ist verschwunden – wie viele seiner Lebensspuren. Der Buchdruckerfinder bleibt in vielen Bereichen eine rätselhafte Gestalt der Geschichte, doch eines ist am Ende des Films ganz klar: ein Genie war der Mann aus Mainz in jedem Fall.

Info& auf Mainz&: Der Film „Gutenberg – Genie und Geschäftsmann“ wird an diesem Mittwoch um 11.45 Uhr im Kino der Frankfurter Buchmesse gezeigt. Im Fernsehen wird er erstmals am kommenden Samstag, den 14. Oktober 2017, um 20.15 Uhr ausgestrahlt. Eine Wiederholung gibt es am Sonntag, den 15. Oktober 2017, um 15.00 Uhr, ab Samstag ist der Gutenberg-Film dann aber auch in der Arte-Mediathek zu finden – allerdings nur 30 Tage lang. Einen guten Überblick über Gutenbergs Lebensdaten findet Ihr hier bei Wikipedia, ausführlich natürlich hier beim Gutenberg-Museum in Mainz.

Das Gutenberg-Museum ist natürlich auch auf der Frankfurter Buchmesse vertreten: Am Messestand P24 in Halle 4.1 liegt passend zum Gastland Frankreich das „Bateau livre“ von Arthur Rimbaud vor Anker: Das Gutenberg-Museum präsentiert in seiner neuen Sonderausstellung „Absolument moderne!“ multinationale zeitgenössische Positionen zu Rimbauds Gedicht „Das trunkene Schiff“. Am Messestand könnt Ihr die Geschichte der Druckkunst „live“ miterleben samt rekonstruierter Gutenberg-Presse natürlich. Und hier wird auch der neue Gutenberg-Film gezeigt – also nix wie hin!

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Mainz& exklusiv: Baustellenbake mit Narrenkapp‘ – Der Pin zum Baustellenchaos!

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Aus aktuellem Baustellen-Revival Anlass haben wir hier noch einmal unseren Text über den coolen Baustellen-Pin für Euch 😉 Zum Schmunzeln – und zum Kaufen! Die Mainzer Geschäftswelt ist einfach mega-kreativ: Mitten in der ganzen Debatte um das Verkehrschaos in Mainz erreichte uns nun ein total tolles Gimmick – ein Pin zum Baustellenchaos! Der Anstecker aus goldfarbenem Metall zeigt eine Absperrbake in rot-weiß – gekrönt mit einer roten Narrenkappe. Erfunden hat ihn Petra Wagner-Behrendt, Chefin der Mainzer Firma Creatives in Metall. Seit mehr als 34 Jahren fertigen sie hier Fastnachtsorden, Pins, Flaggen und Pokale, auch Souvenirs aus Mainz gehören dazu. Die Narren-Baustelle gibt es seit zwei Jahren – und bei Mainz& könnt Ihr sie mit zwei schnellen Clicks ganz einfach erwerben – und exklusiv sogar gewinnen! Update: Das Gewinnspiel ist inzwischen beendet, die Sieger sind ermittelt – mehr dazu am Ende des Textes!

Das isser, der Pin zum närrischen Baustellenchaos – erfunden und erstellt von Creatives in Metall. Mainz& verlost vier Exemplare! – Foto: gik

„Den Pin haben wir schon vor zwei Jahren erfunden“, erzählt Wagner-Behrendt, damals war die erste Blütezeit der Baustellen in Mainz – die Mainzelbahn war mitten im Bau. Überall wo man hinschaute habe man die Baken gesehen, sagt Wagner-Behrendt: „Mainz ist rot-weiß!“ Im Team hätten sie dann bei Creatives in Metall überlegt, wie man das Thema umsetzen könne, die Bake als Ansteck-Pin war schnell geboren. Und, wie könnte es in Mainz anders sein, es kam irgendwie auch die Fastnacht ins Spiel: „Wir haben der dann einfach die Narrenkappe aufgesetzt“, sagt Petra Wagner-Behrendt schmunzelnd.

Die rote Kappe wird in der Mitte übrigens von einem Svarovskystein geziert, insgesamt ist das kleine Gebilde etwa zwei Zentimeter hoch. Und natürlich gibt es auch einen Spruch dazu: „Das Mainzer Rad, es stockt und ruckelt, denn durch die Stadt wird nur gezuckelt!“

Info& auf Mainz&: Den Pin könnt Ihr bei Creatives in Metall (CIM) in Mainz-Hechtsheim kaufen – oder ihr bestellt ihn direkt bei uns. Klickt hierzu einfach auf folgenden Button, um die Baustellenbake im neuen Mainz&-Onlineshop zu bestellen:

Pin – Jetzt kaufen!

Wer Glück hat, muss den Pin gar nicht kaufen – denn Mainz& verlost vier närrische Baustellen-Pins!

Die Gewinner werden aus allen Einsendern gezogen, die bis Samstagmittag, den 24. Juni 2017, 13.00 Uhr eine Email an info(at)mainzund.de mit dem Betreff „Närrische Baustelle“ geschickt haben. Voraussetzung fürs Gewinnen: Ihr nennt eine Baustelle, die Euch besonders nervt. Bitte Name und Anschrift nicht vergessen, damit wir uns auch bei Euch melden können! Der Rechtsweg ist natürlich – wie immer – ausgeschlossen, die Gewinner werden hier auf Mainz& bekannt gegeben. Viel Glück!

Gewonnen& auf Mainz&: So, das Gewinnspiel ist beendet, die Gewinner sind ermittelt und benachrichtigt – Herzlichen Glückwunsch! Gewonnen haben drei Damen und ein Herr, und jeder Teilnehmer hat uns in wunderbarer Weise geschildet, welche Baustelle ihn oder sie am meisten nervt. Für Ursula Göpfert ist es die Baustelle am Münsterplatz, für Felix Meier die Baustelle auf der Saarstraße zwischen der Autobahn und dem Europakreisel. Dort stehe er jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit in der Mainzer Innenstadt im Stau…

Mechthild Kern hat uns gleich die gesamte Saarstraßen-Tangente mit Binger Schlag und Parcusstraße genannt – die Engstellen dort kosten wirklich Nerven! Über die Kaiserstraße fahre sie schon gar nicht mehr, schreibt sie weiter: „Den Weg sollte man nur nehmen, wenn man wirklich noch nicht nach Hause will!! Der Anstecker samt seinem Spruch „helfen, die Sache mit Humor zu tragen“, freut sie sich.

Und Dagmar Waldherr hat uns gleich mit einem ganzen Gedicht beglückt:

„Saarstrass‘ und die Mainzelbahn
endlich kannste widder fahrn,
falsch gedacht mein lieber Pendler Du,
jetzt is die Saarstrass‘ widder zu.
De Stau fängt schun ab Budenem an,
ich wäre lieber dorsch gefahrn.“

Vielen Dank!! Diese vier genannten Gewinner wurden in einer geheimen und verdeckten Ziehungsaktion gezogen, der Rechtsweg ist wie schon gesagt ausgeschlossen. Die Pins gehen den vier Siegern in den kommenden Tagen per Post zu. Euch allen viel Spaß damit – wir hoffen, die Pins helfen, ein kleines Lächeln im Stau auf Eure Gesichter zu zaubern!

Wer das Nachsehen hatte – nun, Ihr könnt den Pin ganz einfach kaufen: Per Button in diesem Artikel oben!

 

 

 

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