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Tagesarchive: 21. November 2017

Flughafen-Kommunen halten Flugsteig für Billigflieger in Frankfurt für nicht genehmigungsfähig

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Die Kommunen rund um den Frankfurter Flughafen halten den neuen Flugsteig G für Billigflieger für nicht genehmigungsfähig. Der beantragte Flugsteig für Billigflieger sei von den sogenannten städtebaulichen Vorgaben des Planfeststellungsbeschlusses nicht gedeckt, die Baugenehmigung sei zu versagen, teilte die Zukunftsinitiative Rhein-Main (ZRM), ein Zusammenschluss von Kommunen gegen Fluglärm, am Dienstag mit. Die ZRM beruft sich dabei auf ein von ihr in Auftrag gegebenes Gutachten eines renommierten Fachanwalts für Baurecht. Und der komme zu dem Ergebnis: „Die Genehmigung ist zu versagen.“

Das neue Terminal 3 soll einen Flugsteig für Billigflieger bekommen – die Kommuen im Rhein-Main-Gebiet halten das für nicht genehmigungsfähig. – Foto: Fraport

Der Flughafenbetreiber Fraport hatte ursprünglich Billigflieger aus Frankfurt ferngehalten und ganz auf seine Funktion als Drehkreuz in der Mitte Europas gesetzt. Den Ausbau mit der Nordwestlandebahn begründete die Fraport deshalb mit deutlich steigenden Flugzahlen, von 700.000 Flugbewegungen sprachen die Prognosen, noch immer heißt es, bis zum Jahr 2030 werde es 70 Millionen Passagiere mehr geben. Flughafen-Experten bezweifeln das schon länger: Bis heute verzeichnet der Frankfurter Flughafen „lediglich“ rund 460.000 Flugbewegungen und rund 60 Millionen Passagiere. Kritiker des Flughafenausbaus werfen deshalb der Fraport schon länger vor, bei den Prognosen getrickst zu haben, der Ausbau sei überhaupt nicht nötig gewesen.

Tatsächlich stagnieren die Flugbewegungen in Frankfurt seit einiger Zeit. Im November 2016 vollzog die Fraport dann einen Schwenk in ihrer Strategie: Die irische Billigfluglinie Ryanair kündigte an, erstmals Flieger in Frankfurt zu stationieren – die Fraport hatte den Billigfliegern den Weg geebnet und lockte weitere Billiglinien wie Eurowings an. Nachdem das Hessische Verkehrsministerium die neue Entgeltordnung in Frankfurt genehmigt hatte, ging es Schlag auf Schlag: Ryanair kündigte gleich 24 Routen von Frankfurt aus an – und die Fraport einen eigenen Flugsteig für Billigflieger. Der soll als Erweiterung des seit 2015 im Bau befindlichen Terminals 3 entstehen, aber bereits 2019 oder 2020 in Betrieb gehen – vor Fertigstellung des neuen Terminals.

Landet jetzt auch in Frankfurt: Die Billigfluglinie Ryanair. – Foto: gik

Selbst die Grünen, die ja immerhin den Verkehrsminister in Hessen stellen, zeigten sich irritiert: Bisher habe Fraport den Frankfurter Flughafen als Drehkreuz für Umsteiger insbesondere für Langstreckenflüge positionieren wollen, nun scheine die Fraport „endgültig den Strategiewechsel hin zu weiteren Billigfliegern zu vollziehen, der ihre jahrelangen Ankündigungen Lügen straft“, kritisierte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im hessischen Landtag, Martina Feldmayer. Es sei aber „überhaupt nicht klar“, ob die neuen Pläne mit dem Planfeststellungsbeschluss vereinbar seien, „oder ob hier unter dem Deckmantel geltenden Rechts klammheimlich Fakten geschaffen werden sollen, die dem ursprünglichen Inhalt zuwiderlaufen.“

Genau an diesem Punkt setzt nun das Gutachten der in der „Zukunftsinitiative Rhein-Main“ zusammengeschlossenen Städte – darunter Flörsheim, Neu-Isenburg und Mainz – an. Die 23 Seiten umfassende Stellungnahme untersucht, ob die für die Genehmigung zuständige Stadt Frankfurt den beantragten Low-Cost-Flugsteig genehmigen darf oder nicht. Beauftragt wurde damit der renommierte Fachanwalt für Baurecht, Martin Schröder, aus München. Und der kam laut ZRM zu dem Ergebnis: Die Nutzung von Low-Cost-Verkehren sei im Planfeststellungsbeschluss nicht zulässig – der Planfeststellungsbeschluss ist das Genehmigungs-Regelwerk für den Ausbau des Frankfurter Flughafens 2011.

Eine signifikante Zunahme des Billigflieger-Verkehrs sei „für den Ausbaufall zu keiner Zeit geplant“ gewesen, betont die ZRM, denn in den Antragsunterlagen sei nie von einer nennenswerten Anzahl von Billigpassagieren die Rede gewesen. „Laut Prognosen, auf die sich Fraport sonst so gern stützt, war im Planfeststellungsbeschluss lediglich von einer Zunahme von rund 1,9 Prozent dieses Segments die Rede“, betonen die Kommunen. Der Gedanke liege daher fern, „dass der Planfeststellungsbeschluss die Errichtung eines LCC-Flugsteigs gestattet“, so die Sprecher der Initiative, Neu-Isenburgs Bürgermeister Herbert Hunkel, der Landrat des Kreises Groß-Gerau, Thomas Will, der Flörsheimer Bürgermeister Michael Antenbrink und die Mainzer Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne).

Planung der Fraport für den neue Billigflieger Flugsteig G am Terminal 3. – Foto: Fraport

Der Ausbau des Frankfurter Flughafens habe zentral der Stärkung der Hub-Funktion dienen sollen, betont die ZRM weiter. LCC-Verkehre seien jedoch fast nur Direktflüge und trügen somit nur marginal etwas zum Drehscheibenverkehr bei. Die Stadt Frankfurt als zuständige Bauaufsichtsbehörde werde „deshalb feststellen müssen, dass der beantragte Flugsteig G von den sogenannten städtebaulichen Vorgaben des Planfeststellungsbeschlusses nicht gedeckt ist.“Die Baugenehmigung wäre schon allein deshalb zu versagen. Die Baubehörde dürfte nur genehmigen, wenn die städtebaulichen Regelungen des
Planfeststellungsbeschlusses entsprechend abgeändert würden – dazu bedürfe es aber eines Planänderungsverfahrens, da die funktionale und bauliche Ausrichtung des beantragten Piers wesentlich geändert werden solle.

Die ZRM-Sprecher sehen zudem weitere Hemmnisse für eine Genehmigung des Flugsteigs: Dem Steig fehle wie dem gesamten Terminal 3 insgesamt die verkehrliche Erschließung, zudem würden Erschließungsanlagen wie das Passagier-Transfer-System oder der Gepäcktunnel zum geplanten Zeitpunkt der Inbetriebnahme nicht betriebsbereit sein.

Die Fraport hatte Mitte August ihren Bauantrag für den Flugsteig G bei der Stadt Frankfurt eingereicht. Der neue Flugsteig ermögliche „eine günstige und einfache Abfertigung für Low-Cost-Verkehre und wird voll eingebunden in die Hub-Funktionalität des Frankfurter Flughafens“, heißt es da in einer Pressemitteilung der Fraport. Die Entscheidung für den neuen Flugsteig sei „nach einer umfassenden Prüfung“ verschiedener Optionen getroffen worden und sei planfeststellungskonform.

„Frankfurt ist und bleibt ein Hub-Flughafen“, betonte die Fraport, die „Gesamtentwicklung im Markt“ bedeute aber, dass sich auch die Fraport weiterentwickeln müsse – und dazu gehöre, „auch die speziellen Bedürfnisse der Low-Cost-Anbieter zu berücksichtigen.“ Mitte 2018 will die Fraport mit dem Bau des Billigflugsteigs beginnen. Die ZRM hat nun ihr Gutachten der Stadt Frankfurt zugeleitet – „mit der Bitte um objektive Wertung dieser Argumente.“

 

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Neue Schiersteiner Brücke: Verkehr rollt, offizielle Freigabe erfolgt – Weiterbau A643 verzögert sich weiter – Wildbiene entdeckt

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Und er rollt eben doch: Seit Montagfrüh ist die neue Schiersteiner Brücke für den Verkehr frei gegeben, seither stehen wieder zwei Fahrspuren pro Richtung über den Rhein zur Verfügung – für den Pendelverkehr zwischen Mainz und Wiesbaden eine enorme Erleichterung. Mehr als 90.000 Fahrzeuge passieren pro Tag die Rheinquerung, die alte Rheinbrücke aus dem Jahr 1962 wird deshalb seit 2013 durch einen Neubau gleich zweier Brücken ersetzt. Die erste Brückenhälfte wurde nun offiziell eingeweiht, die zweite soll bis 2021 entstehen. Das Ende aller Probleme ist das jedoch nicht: Der sechsspurige Ausbau der A643 wird weiter auf sich warten lassen. 2018 soll das Planfestellungsverfahren starten, mit Klagen von Naturschützern  wird fest gerechnet. Auch weil vor einigen Wochen eine äußerst seltene Wildbiene im Mainzer Sand gefunden wurde.

Alte und neue Schiersteiner Brücke von unten, die alte ist links. – Foto: gik

Der Blick des Ministers ging erst mal in die Höhe. „Und wie lange hält das jetzt – 50 Jahre?“, fragte Tarek Al-Wazir, hessischer Verkehrsminister (Grüne) aus Wiesbaden. Ziemlich genau 55 Jahre hatte die alte Schiersteiner Brücke zwischen Wiesbaden und Mainz gehalten, am Dienstag wurde ihr Nachfolgebau offiziell eröffnet – zumindest die erste Hälfte. Am 13. September 2013 war Spatenstich für den Bau der neuen Schiersteiner Rheinbrücke, statt einem Bauwerk entstehen hier seither zwei neue Brücken.

1.280 Meter Länge pro Brücke und 54.000 Quadratmeter Fläche, am Ende werden 30.000 Tonnen Stahl verbaut sein. Der erste der beiden Kolosse wurde nun fertig, seit Montagfrüh rollt der Verkehr über die neue Brücke – sehr zur Erleichterung Tausender von Pendlern. Mehr als 90.000 Fahrzeuge passieren die Autobahnbrücke zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz pro Tag – für 20.000 Fahrzeuge war die Brücke einst zwischen 1959 und 1962 gebaut worden. „Für das, was sie heute tragen muss, war die Brücke nie gemacht“, sagte Al-Wazir bei der symbolischen Freigabe am Dienstag, besonders der Schwerlastverkehr setzte dem Brückenbauwerk zu. 2003 wurden deshalb die Weichen für einen Neubau gestellt, 216 Millionen Euro nimmt die Bundesregierung als Eigentümerin dafür in die Hand.

Glückliche Minister unter fertiger Schiersteiner Brücke. – Foto: gik

Die Schiersteiner sei nur eine von 39.500 Brücken in der Baulast des Bundes, sagte Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium. Allein 54 Brücken führten heute auf deutschem Gebiet über den Rhein. Und der Verkehr auf ihnen werde zunehmen: Um 11 Prozent soll der Individualverkehr bis zum Jahr 2030 wachsen, der Güterverkehr gar um 38 Prozent. „Wir müssen unsere Infrastruktur fit machen“, betonte Bomba: „Wie wichtig, aber auch wie verletzlich unsere Infrastruktur ist, das hat die Schiersteiner Brücke gezeigt.“

In der Tat: Es war in der Nacht zum 11. Februar 2015, als von jetzt auf gleich nichts mehr ging. Bei Gründungsarbeiten für einen Brückenpfeiler pumpten die Bauarbeiter viel zu viel Beton in den Untergrund, es bildeten sich Lufttaschen – in der Folge sackte ein Brückenpfeiler ab. Die Schiersteiner hing schief und musste für Wochen komplett gesperrt werden. Von dem folgenden Verkehrschaos „erzählt man noch heute“, sagte Al-Wazir und zitierte den gern gebrauchten Fastnachtsspruch: „Was Gott durch einen Fluss getrennt hat, soll der Mensch nicht durch Brücken verbinden“. Nein, widersprach der Minister jedoch auch gleich: „Auch zwischen dem 11.11. und Aschermittwoch sind wir der Meinung, dass Mainz und Wiesbaden verbunden gehören.“

Eine wichtige Lebensader sei die Schiersteiner für die westliche Rhein-Main-Region, betonten denn auch alle Redner des Tages. „Die Brücke leistet eine Beitrag für Lebensqualität und Wohlstand in der Region“, befand auch Volker Wissing (FDP), Verkehrsminister in Rheinland-Pfalz, die neue Brücke werde einen zusätzlichen Schub für Logistik und Gütertransport geben: „Wir kommen voran.“ Allerdings nicht so schnell wie ursprünglich geplant: 1,5 Jahre Verzögerung entstanden auch durch Bauprobleme in Hessen, Niedrigwasser auf dem Rhein und das Wetter stieß manchen Zeitplan um. „Es war wie mit Murphys Gesetz“, seufzte Al-Wazir, „was schief gehen konnte, ging schief.“

Es rollt! Zwei Fahrspuren pro Richtung stehen nun wieder auf der Schiersteiner Brücke zur Verfügung. – Foto: gik

Und auch mit der Einweihung des ersten Brückenabschnitts sind die Probleme für die Pendler nicht vorbei: Auf der Verbindung zur Vorlandbrücke auf Mainzer Seite herrscht weiter Tempo 40, von der neuen Brücke führt eine enge Verschwenkung auf die alte Vorlandbrücke. Am Übergang ist zudem eine Schwelle entstanden, die Autofahrer zum Langsam-Fahren zwingt. Dazu ist die Auffahrt von Mainz-Mombach aus nun für mindestens zwei Jahre gesperrt – wegen des Bauunfalls muss nun auch das Herzstück, die marode alte Vorlandbrücke, ebenfalls erneuert werden.

Dazu kommt: der dreispurige Ausbau der A643 im Anschluss ist noch nicht einmal beantragt. Man arbeite an den Unterlagen, der Planfeststellungsbeschluss solle noch 2018 beantragt werden, heißt es aus dem Mainzer Verkehrsministerium. Doch noch seien nicht alle Unterlagen beisammen, Gutachten müssten noch aktualisiert werden, dazu bei der EU eine Stellungnahme zum Naturschutz eingeholt werden. Denn die A643 führt durch das Naturschutzgebiet Mainzer Sand, und das hat einen hohen Schutzstatus. Im Ministerium geht man denn auch fest davon aus, dass es zu Klagen gegen den Ausbau kommen wird – erst recht, weil der damalige Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) Ende 2014 mit einer strikten Weisung für den sechsspurigen Ausbau einen Kompromiss zwischen Politik und Umweltschützern zunichte machte. Anfang 2015 hieß es daraufhin, man werde jetzt Planungsrecht schaffen – bis heute ist der Antrag nicht gestellt.

Die Dünen-Steppenbiene, die nun im Mainzer Sand gefunden wurde. – Foto: Gerd Reder

Dazu wurde angeblich im Sommer eine äußerst seltene Wildbiene im Mainzer Sand entdeckt: Nach über 150 Jahren habe eine Naturschützerin die Dünen-Steppenbiene (Nomioides minutissimus) im Mainzer Sand gefunden, teilte die Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie (GNOR) mit. „Der letzte Nachweis dieser sehr seltenen und streng geschützten Art in diesem Gebiet datiert aus dem Jahre 1861“, heißt es in einer Pressemitteilung, die Ihr hier findet. Das sehr kleine und nur drei bis fünf Millimeter große Insekt sei an gleich fünf Stellen gefunden worden. Die Fundstellen lägen auf beiden Seiten der A 643, also in beiden Teilen des Mainzer Sandes, die Art sei von einem ausgewiesenen Wildbienen-Experten der GNOR bestätigt worden.

Die Steppenbiene komme in Deutschland lediglich in den südlich gelegenen Bundesländern vor, ihr Lebensraum befinde sich fast ausschließlich auf Binnendünen und sonstigen Sandgebieten. Der Fund sei „eine kleine Sensation“ und belege „einmal mehr die hohe ökologische Wertigkeit und Dynamik des Mainzer Sandes“, sagte der GNOR-Vorsitzende Heinz Hesping. Die GNOR forderte die zuständigen Naturschutzbehörden auf, nunmehr eine umfassende Bestandsaufnahme der Dünen-Steppenbiene im Mainzer Sand zu veranlassen. In jedem Fall sei eine Erweiterung der Lebensräume „anstatt einer fortschreitenden Reduzierung zwingend geboten“, fügte er hinzu.

Experten rechnen denn auch damit, dass die Planungen für den Autobahnausbau mit Sicherheit vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig landen – das wird dauern. Im Ministerium heißt es dazu auf Anfrage von Mainz& vorsichtig, man werde jetzt erst einmal nachprüfen, ob die Dünen-Steppenbiene auch tatsächlich im Mainzer Sand zu finden sei. „Vielleicht ist sie ja schon weiter geflogen“, sagte ein Mitarbeiter. Auch müsse geprüft werden, wie selten die Biene wirklich ist- und ob sie denn überhaupt vom Ausbau gestört werde.

Die Auseinandersetzungen werde  also noch dauern, bis dahin wird die zweite Rheinbrücke längst stehen: Die alte Brücke soll nun sukzessive von oben herunter abgerissen, auf den alten Pfeilern bis 2021 die neue Brücke errichtet werden. „Ein solches Brückenprojekt ist eine Herkulesaufgabe“, sagte der Präsident von Hessen Mobil, Burkhard Vieth, „die Probleme sind hoffentlich überwunden.“

Info& auf Mainz&: Alle offiziellen Infos zur Schiersteiner Brücke findet Ihr auf dieser Webseite von Hessen Mobil.

 

 

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