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Start 2017 November

Monatsarchive: November 2017

Flughafen-Kommunen halten Flugsteig für Billigflieger in Frankfurt für nicht genehmigungsfähig

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Die Kommunen rund um den Frankfurter Flughafen halten den neuen Flugsteig G für Billigflieger für nicht genehmigungsfähig. Der beantragte Flugsteig für Billigflieger sei von den sogenannten städtebaulichen Vorgaben des Planfeststellungsbeschlusses nicht gedeckt, die Baugenehmigung sei zu versagen, teilte die Zukunftsinitiative Rhein-Main (ZRM), ein Zusammenschluss von Kommunen gegen Fluglärm, am Dienstag mit. Die ZRM beruft sich dabei auf ein von ihr in Auftrag gegebenes Gutachten eines renommierten Fachanwalts für Baurecht. Und der komme zu dem Ergebnis: „Die Genehmigung ist zu versagen.“

Das neue Terminal 3 soll einen Flugsteig für Billigflieger bekommen – die Kommuen im Rhein-Main-Gebiet halten das für nicht genehmigungsfähig. – Foto: Fraport

Der Flughafenbetreiber Fraport hatte ursprünglich Billigflieger aus Frankfurt ferngehalten und ganz auf seine Funktion als Drehkreuz in der Mitte Europas gesetzt. Den Ausbau mit der Nordwestlandebahn begründete die Fraport deshalb mit deutlich steigenden Flugzahlen, von 700.000 Flugbewegungen sprachen die Prognosen, noch immer heißt es, bis zum Jahr 2030 werde es 70 Millionen Passagiere mehr geben. Flughafen-Experten bezweifeln das schon länger: Bis heute verzeichnet der Frankfurter Flughafen „lediglich“ rund 460.000 Flugbewegungen und rund 60 Millionen Passagiere. Kritiker des Flughafenausbaus werfen deshalb der Fraport schon länger vor, bei den Prognosen getrickst zu haben, der Ausbau sei überhaupt nicht nötig gewesen.

Tatsächlich stagnieren die Flugbewegungen in Frankfurt seit einiger Zeit. Im November 2016 vollzog die Fraport dann einen Schwenk in ihrer Strategie: Die irische Billigfluglinie Ryanair kündigte an, erstmals Flieger in Frankfurt zu stationieren – die Fraport hatte den Billigfliegern den Weg geebnet und lockte weitere Billiglinien wie Eurowings an. Nachdem das Hessische Verkehrsministerium die neue Entgeltordnung in Frankfurt genehmigt hatte, ging es Schlag auf Schlag: Ryanair kündigte gleich 24 Routen von Frankfurt aus an – und die Fraport einen eigenen Flugsteig für Billigflieger. Der soll als Erweiterung des seit 2015 im Bau befindlichen Terminals 3 entstehen, aber bereits 2019 oder 2020 in Betrieb gehen – vor Fertigstellung des neuen Terminals.

Landet jetzt auch in Frankfurt: Die Billigfluglinie Ryanair. – Foto: gik

Selbst die Grünen, die ja immerhin den Verkehrsminister in Hessen stellen, zeigten sich irritiert: Bisher habe Fraport den Frankfurter Flughafen als Drehkreuz für Umsteiger insbesondere für Langstreckenflüge positionieren wollen, nun scheine die Fraport „endgültig den Strategiewechsel hin zu weiteren Billigfliegern zu vollziehen, der ihre jahrelangen Ankündigungen Lügen straft“, kritisierte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im hessischen Landtag, Martina Feldmayer. Es sei aber „überhaupt nicht klar“, ob die neuen Pläne mit dem Planfeststellungsbeschluss vereinbar seien, „oder ob hier unter dem Deckmantel geltenden Rechts klammheimlich Fakten geschaffen werden sollen, die dem ursprünglichen Inhalt zuwiderlaufen.“

Genau an diesem Punkt setzt nun das Gutachten der in der „Zukunftsinitiative Rhein-Main“ zusammengeschlossenen Städte – darunter Flörsheim, Neu-Isenburg und Mainz – an. Die 23 Seiten umfassende Stellungnahme untersucht, ob die für die Genehmigung zuständige Stadt Frankfurt den beantragten Low-Cost-Flugsteig genehmigen darf oder nicht. Beauftragt wurde damit der renommierte Fachanwalt für Baurecht, Martin Schröder, aus München. Und der kam laut ZRM zu dem Ergebnis: Die Nutzung von Low-Cost-Verkehren sei im Planfeststellungsbeschluss nicht zulässig – der Planfeststellungsbeschluss ist das Genehmigungs-Regelwerk für den Ausbau des Frankfurter Flughafens 2011.

Eine signifikante Zunahme des Billigflieger-Verkehrs sei „für den Ausbaufall zu keiner Zeit geplant“ gewesen, betont die ZRM, denn in den Antragsunterlagen sei nie von einer nennenswerten Anzahl von Billigpassagieren die Rede gewesen. „Laut Prognosen, auf die sich Fraport sonst so gern stützt, war im Planfeststellungsbeschluss lediglich von einer Zunahme von rund 1,9 Prozent dieses Segments die Rede“, betonen die Kommunen. Der Gedanke liege daher fern, „dass der Planfeststellungsbeschluss die Errichtung eines LCC-Flugsteigs gestattet“, so die Sprecher der Initiative, Neu-Isenburgs Bürgermeister Herbert Hunkel, der Landrat des Kreises Groß-Gerau, Thomas Will, der Flörsheimer Bürgermeister Michael Antenbrink und die Mainzer Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne).

Planung der Fraport für den neue Billigflieger Flugsteig G am Terminal 3. – Foto: Fraport

Der Ausbau des Frankfurter Flughafens habe zentral der Stärkung der Hub-Funktion dienen sollen, betont die ZRM weiter. LCC-Verkehre seien jedoch fast nur Direktflüge und trügen somit nur marginal etwas zum Drehscheibenverkehr bei. Die Stadt Frankfurt als zuständige Bauaufsichtsbehörde werde „deshalb feststellen müssen, dass der beantragte Flugsteig G von den sogenannten städtebaulichen Vorgaben des Planfeststellungsbeschlusses nicht gedeckt ist.“Die Baugenehmigung wäre schon allein deshalb zu versagen. Die Baubehörde dürfte nur genehmigen, wenn die städtebaulichen Regelungen des
Planfeststellungsbeschlusses entsprechend abgeändert würden – dazu bedürfe es aber eines Planänderungsverfahrens, da die funktionale und bauliche Ausrichtung des beantragten Piers wesentlich geändert werden solle.

Die ZRM-Sprecher sehen zudem weitere Hemmnisse für eine Genehmigung des Flugsteigs: Dem Steig fehle wie dem gesamten Terminal 3 insgesamt die verkehrliche Erschließung, zudem würden Erschließungsanlagen wie das Passagier-Transfer-System oder der Gepäcktunnel zum geplanten Zeitpunkt der Inbetriebnahme nicht betriebsbereit sein.

Die Fraport hatte Mitte August ihren Bauantrag für den Flugsteig G bei der Stadt Frankfurt eingereicht. Der neue Flugsteig ermögliche „eine günstige und einfache Abfertigung für Low-Cost-Verkehre und wird voll eingebunden in die Hub-Funktionalität des Frankfurter Flughafens“, heißt es da in einer Pressemitteilung der Fraport. Die Entscheidung für den neuen Flugsteig sei „nach einer umfassenden Prüfung“ verschiedener Optionen getroffen worden und sei planfeststellungskonform.

„Frankfurt ist und bleibt ein Hub-Flughafen“, betonte die Fraport, die „Gesamtentwicklung im Markt“ bedeute aber, dass sich auch die Fraport weiterentwickeln müsse – und dazu gehöre, „auch die speziellen Bedürfnisse der Low-Cost-Anbieter zu berücksichtigen.“ Mitte 2018 will die Fraport mit dem Bau des Billigflugsteigs beginnen. Die ZRM hat nun ihr Gutachten der Stadt Frankfurt zugeleitet – „mit der Bitte um objektive Wertung dieser Argumente.“

 

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Neue Schiersteiner Brücke: Verkehr rollt, offizielle Freigabe erfolgt – Weiterbau A643 verzögert sich weiter – Wildbiene entdeckt

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Und er rollt eben doch: Seit Montagfrüh ist die neue Schiersteiner Brücke für den Verkehr frei gegeben, seither stehen wieder zwei Fahrspuren pro Richtung über den Rhein zur Verfügung – für den Pendelverkehr zwischen Mainz und Wiesbaden eine enorme Erleichterung. Mehr als 90.000 Fahrzeuge passieren pro Tag die Rheinquerung, die alte Rheinbrücke aus dem Jahr 1962 wird deshalb seit 2013 durch einen Neubau gleich zweier Brücken ersetzt. Die erste Brückenhälfte wurde nun offiziell eingeweiht, die zweite soll bis 2021 entstehen. Das Ende aller Probleme ist das jedoch nicht: Der sechsspurige Ausbau der A643 wird weiter auf sich warten lassen. 2018 soll das Planfestellungsverfahren starten, mit Klagen von Naturschützern  wird fest gerechnet. Auch weil vor einigen Wochen eine äußerst seltene Wildbiene im Mainzer Sand gefunden wurde.

Alte und neue Schiersteiner Brücke von unten, die alte ist links. – Foto: gik

Der Blick des Ministers ging erst mal in die Höhe. „Und wie lange hält das jetzt – 50 Jahre?“, fragte Tarek Al-Wazir, hessischer Verkehrsminister (Grüne) aus Wiesbaden. Ziemlich genau 55 Jahre hatte die alte Schiersteiner Brücke zwischen Wiesbaden und Mainz gehalten, am Dienstag wurde ihr Nachfolgebau offiziell eröffnet – zumindest die erste Hälfte. Am 13. September 2013 war Spatenstich für den Bau der neuen Schiersteiner Rheinbrücke, statt einem Bauwerk entstehen hier seither zwei neue Brücken.

1.280 Meter Länge pro Brücke und 54.000 Quadratmeter Fläche, am Ende werden 30.000 Tonnen Stahl verbaut sein. Der erste der beiden Kolosse wurde nun fertig, seit Montagfrüh rollt der Verkehr über die neue Brücke – sehr zur Erleichterung Tausender von Pendlern. Mehr als 90.000 Fahrzeuge passieren die Autobahnbrücke zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz pro Tag – für 20.000 Fahrzeuge war die Brücke einst zwischen 1959 und 1962 gebaut worden. „Für das, was sie heute tragen muss, war die Brücke nie gemacht“, sagte Al-Wazir bei der symbolischen Freigabe am Dienstag, besonders der Schwerlastverkehr setzte dem Brückenbauwerk zu. 2003 wurden deshalb die Weichen für einen Neubau gestellt, 216 Millionen Euro nimmt die Bundesregierung als Eigentümerin dafür in die Hand.

Glückliche Minister unter fertiger Schiersteiner Brücke. – Foto: gik

Die Schiersteiner sei nur eine von 39.500 Brücken in der Baulast des Bundes, sagte Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium. Allein 54 Brücken führten heute auf deutschem Gebiet über den Rhein. Und der Verkehr auf ihnen werde zunehmen: Um 11 Prozent soll der Individualverkehr bis zum Jahr 2030 wachsen, der Güterverkehr gar um 38 Prozent. „Wir müssen unsere Infrastruktur fit machen“, betonte Bomba: „Wie wichtig, aber auch wie verletzlich unsere Infrastruktur ist, das hat die Schiersteiner Brücke gezeigt.“

In der Tat: Es war in der Nacht zum 11. Februar 2015, als von jetzt auf gleich nichts mehr ging. Bei Gründungsarbeiten für einen Brückenpfeiler pumpten die Bauarbeiter viel zu viel Beton in den Untergrund, es bildeten sich Lufttaschen – in der Folge sackte ein Brückenpfeiler ab. Die Schiersteiner hing schief und musste für Wochen komplett gesperrt werden. Von dem folgenden Verkehrschaos „erzählt man noch heute“, sagte Al-Wazir und zitierte den gern gebrauchten Fastnachtsspruch: „Was Gott durch einen Fluss getrennt hat, soll der Mensch nicht durch Brücken verbinden“. Nein, widersprach der Minister jedoch auch gleich: „Auch zwischen dem 11.11. und Aschermittwoch sind wir der Meinung, dass Mainz und Wiesbaden verbunden gehören.“

Eine wichtige Lebensader sei die Schiersteiner für die westliche Rhein-Main-Region, betonten denn auch alle Redner des Tages. „Die Brücke leistet eine Beitrag für Lebensqualität und Wohlstand in der Region“, befand auch Volker Wissing (FDP), Verkehrsminister in Rheinland-Pfalz, die neue Brücke werde einen zusätzlichen Schub für Logistik und Gütertransport geben: „Wir kommen voran.“ Allerdings nicht so schnell wie ursprünglich geplant: 1,5 Jahre Verzögerung entstanden auch durch Bauprobleme in Hessen, Niedrigwasser auf dem Rhein und das Wetter stieß manchen Zeitplan um. „Es war wie mit Murphys Gesetz“, seufzte Al-Wazir, „was schief gehen konnte, ging schief.“

Es rollt! Zwei Fahrspuren pro Richtung stehen nun wieder auf der Schiersteiner Brücke zur Verfügung. – Foto: gik

Und auch mit der Einweihung des ersten Brückenabschnitts sind die Probleme für die Pendler nicht vorbei: Auf der Verbindung zur Vorlandbrücke auf Mainzer Seite herrscht weiter Tempo 40, von der neuen Brücke führt eine enge Verschwenkung auf die alte Vorlandbrücke. Am Übergang ist zudem eine Schwelle entstanden, die Autofahrer zum Langsam-Fahren zwingt. Dazu ist die Auffahrt von Mainz-Mombach aus nun für mindestens zwei Jahre gesperrt – wegen des Bauunfalls muss nun auch das Herzstück, die marode alte Vorlandbrücke, ebenfalls erneuert werden.

Dazu kommt: der dreispurige Ausbau der A643 im Anschluss ist noch nicht einmal beantragt. Man arbeite an den Unterlagen, der Planfeststellungsbeschluss solle noch 2018 beantragt werden, heißt es aus dem Mainzer Verkehrsministerium. Doch noch seien nicht alle Unterlagen beisammen, Gutachten müssten noch aktualisiert werden, dazu bei der EU eine Stellungnahme zum Naturschutz eingeholt werden. Denn die A643 führt durch das Naturschutzgebiet Mainzer Sand, und das hat einen hohen Schutzstatus. Im Ministerium geht man denn auch fest davon aus, dass es zu Klagen gegen den Ausbau kommen wird – erst recht, weil der damalige Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) Ende 2014 mit einer strikten Weisung für den sechsspurigen Ausbau einen Kompromiss zwischen Politik und Umweltschützern zunichte machte. Anfang 2015 hieß es daraufhin, man werde jetzt Planungsrecht schaffen – bis heute ist der Antrag nicht gestellt.

Die Dünen-Steppenbiene, die nun im Mainzer Sand gefunden wurde. – Foto: Gerd Reder

Dazu wurde angeblich im Sommer eine äußerst seltene Wildbiene im Mainzer Sand entdeckt: Nach über 150 Jahren habe eine Naturschützerin die Dünen-Steppenbiene (Nomioides minutissimus) im Mainzer Sand gefunden, teilte die Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie (GNOR) mit. „Der letzte Nachweis dieser sehr seltenen und streng geschützten Art in diesem Gebiet datiert aus dem Jahre 1861“, heißt es in einer Pressemitteilung, die Ihr hier findet. Das sehr kleine und nur drei bis fünf Millimeter große Insekt sei an gleich fünf Stellen gefunden worden. Die Fundstellen lägen auf beiden Seiten der A 643, also in beiden Teilen des Mainzer Sandes, die Art sei von einem ausgewiesenen Wildbienen-Experten der GNOR bestätigt worden.

Die Steppenbiene komme in Deutschland lediglich in den südlich gelegenen Bundesländern vor, ihr Lebensraum befinde sich fast ausschließlich auf Binnendünen und sonstigen Sandgebieten. Der Fund sei „eine kleine Sensation“ und belege „einmal mehr die hohe ökologische Wertigkeit und Dynamik des Mainzer Sandes“, sagte der GNOR-Vorsitzende Heinz Hesping. Die GNOR forderte die zuständigen Naturschutzbehörden auf, nunmehr eine umfassende Bestandsaufnahme der Dünen-Steppenbiene im Mainzer Sand zu veranlassen. In jedem Fall sei eine Erweiterung der Lebensräume „anstatt einer fortschreitenden Reduzierung zwingend geboten“, fügte er hinzu.

Experten rechnen denn auch damit, dass die Planungen für den Autobahnausbau mit Sicherheit vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig landen – das wird dauern. Im Ministerium heißt es dazu auf Anfrage von Mainz& vorsichtig, man werde jetzt erst einmal nachprüfen, ob die Dünen-Steppenbiene auch tatsächlich im Mainzer Sand zu finden sei. „Vielleicht ist sie ja schon weiter geflogen“, sagte ein Mitarbeiter. Auch müsse geprüft werden, wie selten die Biene wirklich ist- und ob sie denn überhaupt vom Ausbau gestört werde.

Die Auseinandersetzungen werde  also noch dauern, bis dahin wird die zweite Rheinbrücke längst stehen: Die alte Brücke soll nun sukzessive von oben herunter abgerissen, auf den alten Pfeilern bis 2021 die neue Brücke errichtet werden. „Ein solches Brückenprojekt ist eine Herkulesaufgabe“, sagte der Präsident von Hessen Mobil, Burkhard Vieth, „die Probleme sind hoffentlich überwunden.“

Info& auf Mainz&: Alle offiziellen Infos zur Schiersteiner Brücke findet Ihr auf dieser Webseite von Hessen Mobil.

 

 

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Pauken & Propheten, Comedy und Science Slam – Halle 45 mit wahrem Programm-Feuerwerk – Alle Farben kommt

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Mit einem wahren Feuerwerk an Veranstaltungen geht die Halle 45 – die ehemalige Phoenixhalle – in das Jahresende 2017. Am Mittwoch startet eine neue Veranstaltungsreihe: Mit „Pauken & Propheten“ präsentieren Halle 45 und die Künstleragentur Musikmaschine eine Veranstaltungsreihe unter dem Label „Großraumkultur“, zum Auftakt kommt niemand geringeres als Alle Farben – gemeinsam mit vier weiteren Elektro-Acts. Nur einen Tag später, am 23. November, lockt der große Science-Slam, und am Freitag findet die 1. Mainzer Comedy-Nacht statt, unter anderem mit Sven Hieronimus und Woody Feldmann. Samstag folgt dann das 2. Mainzer Taschenlampenkonzert, bevor Anfang Dezember Bülent Ceylan vor der Tür steht – es brummt in der Halle 45.

Berliner Duo Younotus kommt in die Halle 45. – Foto by Nick Wagner

Erst im August 2015 hatten die neuen Betreiber die alte Phoenixhalle vor der Schließung gerettet, grundlegend umgebaut und unter dem neuen Namen Halle 45 wieder eröffnet. Damals war unklar, ob die neue alte Halle Erfolg haben würde – nun brummt es in dem Gebäude mit dem rustikalen Industriecharme. Die neue Öffnung der Halle ermöglicht neue Veranstaltungsformen wie die Craft Beer Messe oder Sportevents, das hat das Portfolio geweitet.

Nun starten die Macher gemeinsam mit der Musikmaschine eine neue Veranstaltungsreihe: „Pauken & Propheten“ heißt das Format, unter dem es Konzerte, Liveshows und andere „Großraum“-Veranstaltungen stattfinden sollen – und zwar mit namhaften Künstlern. Den Anfang macht ein Elektro-Abend mit DJ Frans Zimmer alias „Alle Farben“ als Topact. Mit dabei an diesem Mittwoch außerdem: DJ Stimming, das Duo Younotus, die Partyband TripAdLib und DJ Lukas Flieger. Herzschlag, Rhythmen und fette Tanzbeats sind da garantiert.

Info& auf Mainz&: Mit „Pauken & Propheten“ am Mittwoch, 22. November 2017 mit Alle Farben als Headliner in der Halle 45, Einlass 19.00 Uhr, Beginn 19.30 Uhr. Eintritt: 12,50 Euro im Vorverkauf (plus Gebühren), 17,50 Euro an der Abendkasse. Tickets unter www.love-your-artist.de/musikmaschine

Headliner Alle Farben am Mittwoch. – Foto by Markus Justus Schoeler

Grand Science Slam am Donnerstag, 23. November 2017

Am Donnerstag dann kommen die besten Science-Slammer Deutschlands nach Mainz und sorgen für frischen Wind in den Köpfen. Beim Science Slam „wird Wissenschaft aus den Laboren und Bibliotheken heraus ins wahre Leben geholt“, heißt es in der Ankündigung – was das genau heißt, wurde uns leider nicht verraten. Auch welche Dozenten da auf der Bühne stehen – keine Angaben. So dünn waren die Infos, dass wir ernsthaft überlegt haben, die Ankündigung wieder zu streichen – das hier entspricht einfach nicht dem Niveau, das Ihr von Mainz& zurecht gewöhnt seid.

Gerettet hat den Artikel die Stadt Wiesbaden, von dort erreichte uns eine etwas inhaltsreichere Ankündigung, in der es heißt: „Beim Slammen verwandeln sich ganz normale Wissenschaftler in gefeierte Bühnenstars. Innerhalb von zehn Minuten müssen sie ihre Forschung so unterhaltsam wie möglich präsentieren, denn sie treten gegen eine starke Konkurrenz an. An Hilfsmitteln ist alles erlaubt, wichtig ist nur, dass es dem Publikum gefällt. Denn zum Schluss bestimmt der Applaus, wer gewonnen hat.“ Geht doch 😉 Mehr Infos wären zwar noch schöner gewesen, aber Ihr müsst Euch dann einfach überraschen lassen. „Zum größten Science Slam, den Mainz bisher erlebt hat, werden mehr als 1.300 Zuschauer erwartet“, heißt es weiter.

Info& auf Mainz&: Donnerstag 23. November 2017, Grand Science Slam in der Halle 45, 20.00 Uhr – 23.00 Uhr, Einlass: 19.00 Uhr. Tickets: 10,- Euro.

1. Mainzer Comedy-Nacht am Freitag, 24. November 2017

Am Freitag dann lockt die Halle 45 zur 1. Mainzer Comedy-Nacht mit gleich vier Stars der Szene: Lokalmatador Sven Hieronymus und Kult-Comedian Woody Feldmann treffen dann aufeinander, jeder wird 30 Minuten aus seinem aktuellen Soloprogramm präsentieren. Aus Köln kommen noch die Künstler Mirja Regensburg und Johnny Armstrong. Regensburg war schon Mitglied der Improtruppe Springmäuse und zieht seit 2015 mit ihrem ersten Soloprogramm „Mädelsabend – Jetzt auch für Männer“ durch die Republik. Armstrong ist ein britisch-deutscher Standup-Comedian, der Mann mit dem markanten roten Vollbart startete 2016 sein Soloprogramm „Gnadenlos“.  Na dann – viel Spaß!

Woody Feldmann, Comedian bekannt aus der Fastnacht, rockt die Halle 45 bei der Mainzer Comedy-Nacht. – Foto: gik

Musikalisch ergänzt wird der Abend durch die Band „Windstärke 12“ aus Mainz, die Lieder aus den 1980ern zu Charts von heute covert – Garantie für gute Unterhaltung, versprechen die Organisatoren. Eröffnet wird der Abend von der Showtanzgruppe „Ballancura“ aus Hunstetten-Beuerbach, die praktisch Dauergast bei Deutschen Meisterschaften sind.

Info& auf Mainz&: 1. Mainzer Comedy-Nacht am Freitag, 24. November 2017, 20.00 Uhr, in der Halle 45. Tickets: 34,- Euro an der Abendkasse, Tickets hier.

Taschenlampenkonzert, Bülent Ceylan und mehr

Am Samstag dann lädt die Halle 45 zum 2. Taschenlampenkonzert mit der Berliner Band Rumpelstil. Beim Taschenlampenkonzert wiegen Hunderte Kids ihre Lampen zur Musik, da ist Gänsehaut vorprogrammiert. Es darf laut mitgesungen, wild getanzt und leidenschaftlich herumgefunzelt werden. Die Berliner Band Rumpelstil rockt und swingt, ihre Texte sind „frech und sympathisch, nachdenklich und witzig – mal umwerfend, mal aufbauend“, heißt es in der Ankündigung. Mit über 250 Taschenlampenkonzerten sei man bundesweit bekannt geworden. Bereits ab 15.00 Uhr gibt’s Hüpfburg und Kinderschminken, Jonglieren, Verkleiden und Einradfahren. Das Konzert selbst geht um 17.00 Uhr los, der Eintritt kostet 10,- Euro für Kinder und 15,- Euro für Erwachsene. Mehr Infos dazu hier im Internet. Am 2. und 3. Dezember meldet sich dann Comedian Bülent Ceylan zurück in Mainz, Ende Dezember wartet dann noch die Mallorca-Party auf Besucher.

Info& auf Mainz&: Infos und Tickets zu allen Events findet Ihr hier bei der Halle 45 im Internet.

 

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Zukunft der Ludwigsstraße in Mainz – Bürgerinitiative lädt zur Infoveranstaltung am Dienstag – Stadtspitze berichtet

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Wie sieht die Zukunft der Ludwigsstraße in Mainz aus? Der Frage geht die Bürgerinitiative Ludwigsstraße morgen auf einer Diskussionsveranstaltung im Mainzer Rathaus nach – und daran nehmen niemand geringeres als Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) und Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP) teil. Anfang September hatte die Stadtspitze stolz die Ingelheimer Baugesellschaft Dirk Gemünden als neuen Eigentümer des Karstadt-Gebäudes an der LU präsentiert, nun will die BI wissen: Welche Ziele verfolgen die Investoren? Was sind die städtebaulichen Zielsetzungen der Stadt? Und wie geht es nun konkret mit dem Einkaufszentrum an der Ludwigsstraße weiter?

Karstadthaus mit Pavillons an der Ludwigsstraße – hier soll ein neues Einkaufszentrum entstehen. – Foto: gik

Die Investoren, ein Firmengeflecht rund um die Firma des Bauunternehmers Dirk Gemünden, verkündeten im September, das lange geplante Einkaufszentrum an der LU verwirklichen zu wollen, allerdings weitgehend im Bestand der existierenden Häuser. Das Karstadt-Haus soll saniert und umgebaut werden, ebenso das Gebäude der Deutschen Bank – allerdings haben bislang noch beide Nutzer langfristige Mietverträge. Zusätzlicher Raum soll durch einen an die Ludwigsstraße vorgezogenen Baukörper entstehen, die derzeitigen Pavillons, aber auch die Freiflächen dazwischen würden verschwinden. 12,50 Meter hoch soll der neue Vorbau werden – wie sehr das die Sicht auf den Dom einschränken würde, ist unklar.

Entstehen soll insgesamt ein Einkaufszentrum von 17.000 Quadratmetern Fläche, die Stadtspitze betont, das sei eine sehr verträgliche Größe, die die umliegenden Mainzer Einkaufszonen nicht austrocknen werde. Die Stadt will nun ein Bebauungsplanverfahren für den Bereich zwischen Weißliliengasse und Gutenbergplatz anstrengen, auch solle die Öffentlichkeit „in geeigneter Form“ einbezogen werden – was das heißt, ist unklar. Alle Details von der Vorstellung des Vorhabens lest Ihr hier.

Die Bürgerinitiative Ludwigsstraße befürchtet weiter einen Großklotz an der LU. – Foto: gik

 

Die BI Ludwigsstraße hatte denn auch kurz danach scharfe Kritik geübt: An der LU drohe weiter ein Großklotz, die Stadt gebe jeglichen Gestaltungsspielraum aus der Hand, und es würden viel zu wenig Wohnungen entstehen, lautete die Kernkritik. Nun hakt die Bürgerinitiative nach: „Wir erwarten uns zu brennenden Fragen Stellungnahmen aus dem Stadtvorstand“, heißt es in der Einladung für eine Veranstaltung am Dienstag, den 21. November 2017. Die BI wolle wissen, welche Pläne die neuen Investoren genau verfolgten und was die städtebaulichen Zielsetzungen der Stadt seien.

„Was wird aus den öffentlichen Plätzen – wird es im Falle eines Verkaufs einen Ausgleich an gleichwertigem öffentlichen Raum geben, so wie es der Stadtrat den Mainzern in mehreren früheren Beschlüssen zugesichert hat?“, fragt die BI weiter: „Welche Sekundär-Auswirkungen hätte eine Privatisierung und Bebauung der öffentlichen Plätze, insbesondere im Hinblick auf das Kleinklima und auf öffentliche Veranstaltungen?“ Und schließlich wolle man wissen, welche Form die Beteiligung der Bürgerschaft haben werde. Als Experten für Städtebau, Denkmalpflege und Stadtentwicklung hat die BI zudem den Mainzer Architekturprofessor Emil Hädler eingeladen, der an dem gemeinsamen Podium mit der Stadtspitze teilnehmen wird. Die Moderation hat der Ortsvorsteher der Mainzer-Altstadt, Brian Huck (Grüne).

Info& auf Mainz&: Dienstag, 21. November 2017, 20.00 Uhr Informationsveranstaltung und Diskussion der Bürgerinitiative Ludwigsstraße zum Thema „Zukunft der Ludwigsstraße – Die Stadt berichtet und stellt sich der Diskussion“ mit Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) und Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP). Ort: Mainzer Rathaus, Valencia Zimmer. Unseren Bericht über die Vorstellung der Investorengruppe rund um Dirk Gemünden findet Ihr hier, die Kritik der BI lest Ihr hier.

 

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Mainzer Weinstuben: Weinhaus Michel – Wo der Wein Persönlichkeit hat – In 25 Jahren zur Kult-Location

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Sie ist heute eine der Kult-Weinstuben in Mainz: Das Weinhaus Michel in der Mainzer Altstadt. Vor 25 Jahren gab es hier noch Trockenblumen in den Fenstern und altbackene Gemütlichkeit, heute ist aus der Weinstube ein Restaurant mit gehobenen Winzergenüssen und ein cooler Kultur-Keller geworden. Die Verwandlung trägt maßgeblich einen Namen: Astrid Michel, Wirtin im Weinhaus Michel, Sommeliere und gebürtige Bonnerin. Eigentlich wollte Astrid Michel Floristin werden – doch dann verliebte sie sich erst in Winzer und Weinhauschef Stefan Michel und dann in den rheinhessischen Dialekt. Heraus kamen Weine mit rheinhessischen Persönlichkeiten, vom Schnudedunker bis zum Owwermaschores. Mainz& hat die Herrschaften und ihre Chefin getroffen – wir starten damit eine Mainz&-Serie in loser Folge über Mainzer Weinstuben.

Wein servieren, Aromen erklären, Gäste beraten – Astrid Michel in ihrer Weinstube im Weinhaus Michel. – Foto: gik

„Irgendetwas Abgefahrenes“ wollte Astrid Michel als junge Frau eigentlich machen, etwas mit Blumen, mit Inneneinrichtung. Gastronomie? „Davon hatte ich keine Ahnung“, sagt die 48-Jährige und muss lachen. Kein Wunder: Heute leitet Astrid Michel gemeinsam mit ihrem Mann Stefan eine der bekanntesten Weinstuben in Mainz, das Weinhaus Michel, dazu ein Weingut in Weinolsheim – und schmeißt die Familie mit vier Söhnen. Und dann sind da ja noch der Schnudedunker und die Amorettsche, der Altstadtadel und der Owwermaschores, Michels Weinpersönlichkeiten.

 

Vor 25 Jahren hatte Astrid Michel mit dem Meenzerischen noch überhaupt nichts am Hut. „Ich bin hier ausgesetzt worden und war geschockt vom Dialekt“, sagt die dynamische Wirtin – geboren und aufgewachsen ist sie nämlich in Bonn. Grafikdesign wollte sie eigentlich studieren, doch nur am Bildschirm sitzen, das war nichts. Michel lernte Floristin, nach Mainz kam sie, weil hier einer der Stars der Floristen-Szene saß, Michael Reuschenbach. In Mainz-Kostheim bezog sie eine kleine Wohnung.

Sie war kaum einen Monat in Mainz, da lernte sie schon ihren späteren Mann kennen: „Stefan kam immer zum Blumenkaufen in den Laden“, erinnert sie sich, der 1,98 Meter große Mann tat es ihr an – und entführte sie in eine völlig fremde Welt. Winzer waren die Michels von alters her, seit 1756 gibt es das Familienweingut im rheinhessischen Weinolsheim, 26 Kilometer entfernt von Mainz. 700 Einwohner gibt es dort und 14 Weingüter. Ein großes Weingut besaßen die Michels hier einst, durch Familienteilung blieben Stefan Michel vier Hektar – genug für eine breite rheinhessische Palette mit elf Rebsorten, von Riesling über Weißburgunder bis hin zu Dornfelder, Spätburgunder und Merlot.

Wenn aus der Einfahrt eine coole Weinlounge wird… dann ist man im Weinhaus Michel zu Gast. – Foto: gik

 

„Mein Schwiegervater hatte den Gedanken, sich nach Absatz in der Stadt umzusehen“, erzählt Astrid Michel, „damals wurde er belächelt, das war ungewöhnlich für die Zeit.“ Der Schwiegervater kaufte ein Haus in der Mainzer Altstadt und baute es zur Weinstube um, rustikal, wie es damals Mode war. 1978 war das, fünf Jahre später übernahm Sohn Stefan, inzwischen gelernter Hotelfachmann, die Weinstube. „Wir waren lange die einzigen, die direkt selbst ihren eigenen Wein vermarkteten“, sagt er.

1995 heirateten Astrid und Stefan Michel, und mit der jungen Rheinländerin kam frischer Wind ins Haus. „Damals gab’s noch die Plastikreben und Trockenblumen in den Fenstern“, erinnert sich Astrid Michel schaudernd, „für mich als Floristin war das hart.“ Vorsichtig begann sie, den Betrieb umzukrempeln. In Koblenz machte sie ihren Food & Beverages Manager, ein Ausbilder bemerkte ihre feine Nase: „Sie müssen Sommelier werden“, sagte er.

„Man braucht eigentlich drei Jahre Erfahrung in der Spitzengastronomie“, sagt Astrid Michel lachend, die hatte sie ebenso wenig wie die anderen Kollegen. „Ich saß da als kleines, verschrecktes Küken“, erinnert sich Michel. Doch die große Welt der Wein-Gerüche, der Kombination aus Essen und Wein, all das faszinierte sie. „Ein Gericht, 40 Weine offen – das war geil“, sagt sie.

Binnen eines Jahres machte sie ihren Wein-Sommelier, moderiert heute Weinproben und Wein-Dinner, berät die Gäste in der Weinstube. „Frauen sind als Gäste komplizierter“, sagt sie schmunzelnd. Die verschiedenen Persönlichkeiten, die Mischung zwischen Alt und Jung, dazu die Vielfalt der rheinhessischen Weinsorten brachten sie auf eine Idee: „Ich habe mir die Weine angesehen und überlegt, was wäre die Rebsorte für ein Mensch und was für ein Rhoihesse.“

Altstadtadel an der Wand und im Glas: Astrid Michel, Chefin des Weinhauses Michel. – Foto: gik

Mittlerweile nämlich hatte sich Astrid Michel mit dem Winzer auch in den rheinhessischen Dialekt verliebt. Vor acht Jahren entstanden so das flirtende „Amorettsche“ (ein Portugieser Weißherbst), der Schnudedunker (Weißweincuvee), der dem Wein so gerne zuspricht, und der „Owwermaschores“, der Drummermajor, der gerne als Angeber daher kommt – ein Riesling. Der wunderbare „Altstadtadel“ ist ein Rotweincuvee  aus Dornfelder, Cabernet Mitos und Cabernet Dorio, gereift in eckigen (!) Barriquefässern. Astrid Michel kreierte Namen und Etiketten, doch dabei blieb es nicht: Die Mainzer Mundartdichterin Hilde Bachmann schrieb kleine Geschichten zu jedem Wein, so flirtet nun das süße „Teschtelmeschtel“ uff höherem Niveau und der Merlot kommt als „Könischin der Nacht“ daher, erotisch und sinnlich.

 

Eine „Riesenspielidee sei das gewesen, sagen die Michels heute schmunzelnd, aber durchaus eine mit Hintergedanken: „Ich möchte, dass den Leuten ein Bild aufgeht“, sagt Astrid Michel, „die Leute sollen eine Idee von dem Wein bekommen.“ 16 Weinpersönlichkeiten kreierte Astrid Michel, damals eine echte Revolution. „Wir waren da schon Vorreiter“, sagt sie, „wir haben damals eine Weinissage gemacht.“

Vier Kinder stellten sich ein, alles Söhne. Der Älteste ist heute 19 Jahre, der jüngste gerade acht Jahre alt. „Das mit dem vielen Testosteron war so nicht geplant“, sagt Astrid Michel und lacht – das Zusammenspiel mit den Männern sei wunderbar. Auch in der Küche des Weinhauses arbeiten nur Männer, 25 Mitarbeiter haben sie heute. Aus der verträumten Weinstube ist längst ein boomendes Restaurant geworden mit anspruchsvoller Rheinhessenküche. Die Einfahrt wurde inzwischen zur coolen Weinlounge mit Palettenmöbeln und Weinkisten der Marke „Meenzer Buwe, Meenzer Mädsche“ – auch das eine Eigenkreation von Astrid Michel. „Weinstube ist heute total Trend, gerade auch bei Jungen“, sagt Stefan Michel: „Wir haben es geschafft, dass die die Alten es großartig finden und die Jungen hip.“

Astrid Michel im neu gestalteten Weinkeller, der Schoppestecher ist natürlich auch immer mit dabei… – Foto: gik

 

Der Preis: Eine Sieben-Tage-Woche, dazu die Familie, „das ist schon die Quadratur des Kreises“, sagt Astrid Michel nachdenklich. Seit einigen Jahren wohnt die Familie oben im Haus über der Weinstube, das hilft. „Im Grunde konnte ich das mit der Familie toll verbinden“, sagt Michel, „Kinder kriegen, arbeiten, ich konnte alles gleichzeitig.“ – „Man geht an sein Limit, und wenn man es liebt, tut man das automatisch – nur so kann man besser werden“, sagt Stefan Michel: „Wenn wir nicht lieben, was wir tun, sind wir nur ein Fragment dessen, was möglich ist.“

2007 beschlossen die Michels dann, den Keller umzubauen. „Wir hatten mal die schlimmsten Toiletten von Mainz“, sagt sie lachend. In dem Keller wurde Fastnacht gefeiert und viel Wein getrunken, doch die hölzernen Paneele, die ganze Ausstattung mit Wagenrad an der Decke, das war nicht mehr zeitgemäß. Ein befreundeter Architekt entwickelte das neue Konzept., beleuchtete Glaswand mit den Weinflaschen inklusive. „Wir können die abgefahrene Party machen, aber auch Fastnacht, Firmenevents oder runde Geburtstage“, sagt Astrid Michel. Und sie entwickelten den „Keller für Kenner“ mit Lesungen, Konzerten und Weinproben. Michel macht dazu die Grafik für die Broschüren selbst und arrangiert natürlich die Blumengestecke und die Deko. „Ich kann hier heute alles umsetzen, was ich immer schon machen wollte“, sagt sie glücklich: „Mainz ist heute die Stadt, wo der Wein fließt.“

Info& auf Mainz&: Das Weinhaus Michel findet Ihr in der Jakobsbergstraße 8, geöffnet hat es täglich ab 16.00 Uhr, das Ende richtet sich nach den Gästen, gegen Mitternacht ist meist Schluss. Der nächste Kulturtermin im Weinkeller ist am Mittwoch, den 29. November 2017, um 19.30 Uhr gibt es hier Weihnachtsgeschichten mit Widerhaken unter dem Titel „Und leise pieselt das Reh“, es lesen und spielen: Hartmut Volle (TATORT-Team Saarbrücken) und Almut Schwab, Hackbrett und Akkordeon. Eintritt: 16,- Euro. Alle Infos und Kontaktmöglichkeiten findet Ihr hier im Internet.

 

 

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Mainzer Marktfrühstück bleibt 2018 auf dem Liebfrauenplatz – Ausschank zieht vor Römischen Kaiser

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Gute Nachrichten für alle Fans des Mainzer Marktfrühstücks: Der beliebte Weintreff auf dem Mainzer Wochenmarkt bleibt auch 2018 auf dem Liebfrauenplatz am unteren Ende des Marktes. Darauf einigten sich die Stadt Mainz und Mainzer Winzer, die den Ausschank bereits seit 18 Jahren betreiben. Der Ausschank selbst soll allerdings von der engen Apsis vor den Römischen Kaiser umziehen, so soll mehr Platz für Tische und Bänke gewonnen und die Besucherströme entzerrt werden. Das werde vom Platz her auch dann reichen, wenn der Bibelturm neben dem Gutenberg-Museum gebaut werde, versicherte Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) – auf genau der künftigen Baustelle versammeln sich derzeit viele Besucher des Marktfrühstücks. „Es wird keine relevanten Beeinträchtigungen geben“, versicherte Grosse. Das Marktfrühstück soll zudem etwas später im Jahr beginnen und mit dem Weinstand der Mainzer Winzer gleichzeitig öffnen.

Das rappelvolle Mainzer Martkfrühstück soll 2018 entzerrt werden. – Foto: gik

Seit April 1999 gibt es den Weinausschank der Mainzer Winzer an Samstagen auf dem Mainzer Markt, was einst als lockerer Treffpunkt startete ist inzwischen zum absoluten Kult-Event geworden: Im Frühjahr 2017 kamen teilweise mehrere Hundert Besucher zum Weingenuss auf den Markt, das Marktfrühstück mit seiner einmaligen Atmosphäre lockt längst auch schon Besucher aus der ganzen Region an. Im Frühjahr führte das zu teils chaotischen Zuständen, auf dem Markt war kein Durchkommen mehr, die Besucher standen zwischen Weinstand und Römischem Kaiser dicht gedrängt. Damit musste sich auch der Abfahrtsverkehr des Wochenmarktes durch die Besuchermassen quälen – das Marktfrühstück drohte an seinem eigenen Erfolg zu ersticken.

„Das Marktfrühstück wird zum Teil so gut angenommen, dass wir ein paar Probleme gekriegt haben“, sagte denn auch Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP) am Freitag: „Zu Saisonbeginn war es an ein paar Tagen so voll, dass wir uns Gedanken über die Sicherheit machen mussten.“ Stadt und Mainzer Winzer installierten Ordner, die für den Abfluss des Verkehrs sorgten. Doch die Menschenmassen waren nicht Jedermanns Sache: Es gebe doch einige ehemalige Besucher, „die sagen, die Aufenthaltsqualität hat gelitten, wir gehen da nicht mehr hin“, räumte Sitte ein. Dabei sei das Marktfrühstück „ein großer Erfolg für unsere Stadt, es liegt uns allen sehr am Herzen“, betonte der Dezernent. Mainz vermarkte sich damit auch sehr erfolgreich als Great Wine Capital.

Vor dem Römischen Kaiser (rechts) soll künftig der Ausschank des Mainzer Marktfrühstücks stehen, wo die Bäume stehen, könnte 2018 die Baustelle für den Bibelturm entstehen. – Foto: gik

Nun also soll der Umzug des Ausschanks die Besucherströme entzerren: Von der Apsis soll der Stand der Mainzer Winzer vor den Römischen Kaiser umziehen. Möglich wird das, weil Ende des Jahres die Infovinothek Cuvee im Gutenberg-Museum schließt, die bislang vor dem Römischen Kaiser eine Außenbestuhlung betrieb. Falle die weg, könne an der Stelle der Weinstand stehen, dazu werde es auch Stehtische für die Besucher und insgesamt mehr Platz geben. „Die Sitzgelegenheiten auf der Apsis bleiben, und wir können dort sogar ein paar Tische stellen“, sagte Sitte, „man steht nicht mehr so gedrängt und hat bessere Chance, einen Sitzplatz zu bekommen.“ Damit würden die Besucherströme entzerrt, die Aufenthaltsqualität werde sich erhöhen.

„Wir hoffen, dass wir die verlorenen Besucher dadurch zurückgewinnen“, sagte Sitte weiter. Auch der Wochenmarkt werde profitieren, die Situation vor allem beim Abbau durch die Fahrzeuge werde sich entschärfen, glaubt der Dezernent. Allerdings droht dem unteren Markt eine deutliche Einengung im kommenden Jahr, falls neben dem Gutenberg-Museum der Bibelturm als Erweiterungsbau gebaut werden sollte – die Entscheidung fällt im kommenden Jahr voraussichtlich durch einen Bürgerentscheid. Durch die Baustelle würde auf dem Liebfrauenplatz eine erhebliche Engstelle entstehen, die Stadt beauftragte deshalb einen Experten, die Besucherströme genauer zu untersuchen.

Karte vom Liebfrauenplatz in Mainz. – Foto: gik

An drei Samstagen wurden die Besucher des Marktfrühstücks deshalb per Video gefilmt, allerdings aus größerer Entfernung, versichert die Stadt. Die Baustelle habe sicherheitstechnisch keine Auswirkungen, aber wegen des hohen Andrangs brauche es eine Verlagerung, betonte Baudezernentin Grosse: „Der Bau des Bibelturms wird zu keiner negativen Beeinträchtigung des Marktfrühstücks führen.“ Für die derzeit rund um das Blumenbeet stehenden Besucher sei „locker“ Platz vor dem Römischen Kaiser. Das sei ein gutes Ergebnis, weil derzeit in der Debatte um den Bibelturm der Eindruck entstehe, das Marktfrühstück werde unter der Baustelle leiden. „Kunst und Kultur und Mainzer Lebensfreude müssen vereinbar sein und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden“, betonte Grosse, die offen einräumte, man erhoffe sich von dem Ergebnis auch mehr Akzeptanz für den Bau des Bibelturms.

Auch die Vorsitzende der Mainzer Winzer, Sigrid Lemb-Becker, sprach von „einer guten Lösung für alle.“ Es sei schon lange mit der Stadt über die Frage geredet worden, wie man die Situation rund um das Marktfrühstück entzerren könne, auch über eine Verlagerung auf einen Platz wurde dabei diskutiert. Dem stellten sich die Winzer aber entgegen: „Ein Marktfrühstück ist für uns etwas, wo Metzger und Bäcker in der Nähe sind“, betonte Lemb-Becker, das bleibe jetzt gewährleistet. „Unser Anliegen war es immer, den Mainzern den Wein nahe zu bringen, das ist uns gelungen“, sagte die Hechtsheimer Winzerin, „wir hoffen auch 2018 auf viele zufriedene Gäste.“

Neuer Standort für den Ausschank der Mainzer Winzer beim Marktfrühstück: Vor dem Römischen Kaiser. – Foto: gik

Sitte sprach von „einer Lösung, die nur Gewinner hat“, die Attraktivität des Marktfrühstücks werde wieder gewinnen. „Die Besucher erleben ihr altes Marktfrühstück mit neuer Aufenthaltserlaubnis“, versprach der Dezernent. Um den Besuch des Marktfrühstücks zu entspannen, soll das beliebte Event zudem im kommenden Jahr ein bisschen später starten als in diesem Jahr.

Der große Andrang Anfang 2017 sei auch entstanden, weil zu dem Zeitpunkt weder der Weinstand am Fischtorplatz noch andere Außenlokalitäten geöffnet gewesen seien, sagte Sitte – das Marktfrühstück sei bei tollem Frühlingswetter das einzige Angebot gewesen. Im kommenden Jahr soll deshalb der Beginn des Ausschanks am Weinstand und das Marktfrühstück synchronisiert werden, wann genau die Freiluft-Weinsaison dann losgeht, stehe aber noch nicht fest. Eine Verlagerung des Marktfrühstücks auf den Fischtorplatz sei aber „nie ein Thema gewesen“, betonte Sitte noch.

Der Weinstand am Fischtorplatz soll im kommenden Jahr zudem endlich eine fest installierte Toilettenanlage bekommen, die werde aber etwas entfernt in Richtung Rathaus errichtet, sagte Sitte. „Wir haben am Rheinufer einen Bedarf für öffentliche Toiletten überhaupt“, sagte er, „der Druck am Rheinufer an schönen Sommertagen ist hoch.“ Derzeit stehe noch eine Genehmigung wegen des Überflutungsgebietes aus, der Auftrag für den Bau sei aber schon an die Wirtschaftsbetriebe der Stadt erteilt.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Besucheransturm aufs Mainzer Marktfrühstück lest Ihr hier bei Mainz&, die ganze Geschichte des Kult-Events erzählen wir Euch hier. Was es mit der Baustelle und dem Streit um den Bibelturm auf sich hat, lest Ihr hier.

 

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Rathaussanierung: Mindestens 60 Millionen Euro für Sanierung – Ebling: Alternative wäre WestLB – Bürgerentscheid kommt

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Paukenschlag im Mainzer Rathaus: Der von Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) vor zwei Jahren verkündete Deckel für die Rathaussanierung in Höhe von 50 Millionen Euro ist nicht zu halten. Ebling räumte am Dienstag ein, eine Sanierung werde mindestens 60 Millionen Euro kosten, das hätten die Gutachten des Generalsanierers ergeben. Der OB präsentierte deshalb zwei Varianten: Eine umfangreiche Sanierung des Arne Jacobsen-Baus samt Verbesserungen an Mensa, Foyer und Dach – oder eine Verlegung des Rathauses. Das Gebäude der Westdeutschen Immobilienbank in der Großen Bleiche wird der Stadt aktuell angeboten, Kosten: unter 25 Millionen Euro, dafür ohne Ratssaal oder Tagungsräume – die müssten ebenso extern angemietet werden wie zusätzliche Büroräume. Über all das sollen nun der Stadtrat, aber auch die Mainzer entscheiden: Ebling kündigte einen Bürgerentscheid an: „Wir entscheiden jetzt über die Zukunft des Rathauses.“

Das Mainzer Rathaus ist komplett marode, erste Bauzäune sichern die Passanten vor herunterfallenden Steinen der Fassade. – Foto: gik

 

Es war im Oktober 2015, als Ebling mit großer Entschiedenheit verkündete: Es werde einen Deckel für die Rathaussanierung geben, mehr als 50 Millionen Euro werde die Überholung des 43 Jahre alten Baus nicht kosten. Der Ideenwettbewerb für das Rathaus habe zu einem „Wunschkatalog“ geführt, das habe „falsche Erwartungen geweckt“, sagte Ebling damals, nun werde man abspecken – und auf Dinge wie Arbeiten an der Außenfassade oder eine Öffnung zum Rhein hin eben verzichten. Zumindest ersteres erwies sich aber als Wunschdenken: Der im Juli 2016 eingesetzte Generalplaner sollte das Rathaus gründlich unter die Lupe nehmen – nun legte Architekt Stefan Nixdorf vom Büro agn die Ergebnisse vor.

Und die sind verheerend: Das Rathaus ist offenbar noch viel maroder als bislang schon bekannt. Wasser im Keller, Schimmel in den Wänden und ein undichtes Dach – das wussten die Mainzer bereits. Nun aber fanden Nixdorf und die Gutachter Schadstoffe wie PCB, PAK und Glaswolle in Decken und Wänden. „Hier sind alle Dinge verbaut worden, die man nicht haben will“, sagte Nixdorf. Das sei zwar nicht akut gesundheitsschädlich, betonte Nixdorf, in dem Moment aber, wo man Decken und Wände aufmache, müssten die Stoffe entsorgt werden. Und das wird teuer: Mehrkosten in Höhe von drei Millionen Euro verursacht allein dieser Posten.

Dazu drohen inzwischen die Natursteinplatten von der Fassade zu stürzen, auch die Verankerung der Gitter vor den Fenstern sind völlig marode. „Leider Gottes hat man sich für einen Stein entschieden, der die 40 Jahre nicht überlebt hat“, sagte Nixdorf – die Fassadensteine kommen aus dem hohen Norden. Der Beton darunter sei zudem aufgrund eindringenden Wassers korrodiert, deshalb seien alle Fenster-Verankerungen marode. Das eigentliche Skelett des Gebäudes, der Beton, sei zwar in einem vergleichsweise guten Zustand, an einer Sanierung führe aber kein Weg vorbei. „Der Stein muss angepackt, der Beton saniert werden“, betonte Nixdorf, Mehrkosten: 3,9 Millionen Euro für den Austausch der Natursteinfassade, 3,3 Millionen Euro für die Sanierung der Gitterfassade.

Ratssaal der Stadt Mainz, ebenfalls designed von Arne Jacobsen – Foto: Carsten_Costard

Dazu muss die gesamte Haustechnik ausgetauscht werden, die sei nämlich nicht mehr sanierungsfähig, sagte der Architekt weiter. Dazu werden sämtliche Fenster des Hauses ausgetauscht, damit die künftig für die Mitarbeiter zu öffnen sind – derzeit werden alle Räume über eine Klimaanlage betrieben, die aber kurz vor dem Kollaps steht. „Das sind alles Dinge, die man heute nicht mehr so macht und nicht machen sollte“, sagte Nixdorf, dazu gehöre auch die Situation mit den Eingängen, und dass das Gebäude keinerlei Bezug zum Rhein habe. „Wir holen das Rathaus in die Jetztzeit“, kündigte Nixdorf an – die Sanierung biete auch die Chance für Verbesserungen. So soll es tatsächlich ein „Bürgerdach“ geben, also ein begehbares Dach mit Terrasse samt Rheinblick.

Die fünfte Etage soll zu Büroraum umgebaut werden, um mehr Platz zum Arbeiten zu schaffen. Die hier gelegene Kantine wiederum soll in den Keller wandern, dorthin wo derzeit noch der alte Weinkeller aus den 1970er Jahren ist, der schon länger nicht mehr benutzt wird. Die Kantine soll sich aber nicht auf diesen einen Raum beschränken, sondern größer werden – und sich zur Rheinpromenade hin öffnen. So soll nach Vorstellung des Architekten auch ein neuer Zugang zum Rathaus entstehen, samt einer neuen Seitentreppe hinauf zum Rathausplateau. Durch den neuen Eingang könne auch ein direkterer Zugang zum Ratssaal gebaut werden, schwärmte Nixdorf: „Wir haben heute ja einen Eingang, der kein richtiger ist, und den Weg in den Ratssaal findet man ja gar nicht.“

Idee des Architekturbüros agn für ein neues Bürgerforum im Rathaus.

 

Überrascht zeigte sich der Architekt nämlich von der Situation im Rathausfoyer: Das sei ja sehr dunkel und regelrecht drückend, „ich hätte erwartet, dass dort sehr viel mehr Mitte ist“, sagte Nixdorf. Das Rathaus sei doch „das Wohnzimmer“ der Mainzer Bürger, hier müsse Raum sein, um sich zu treffen und Veranstaltungen sowie Ausstellungen abhalten zu können. „Da unten sind 1.000 Quadratmeter Fläche“, sagte Nixdorf, wahrnehmbar als Raum seien die aber nicht. Die Idee sei deshalb, ein neues Bürgerforum entstehen zu lassen, und zwar zweigeschossig, mit Luft nach oben, und einer Galerie.

Dafür müsste die Decke des darüber liegenden Innenhofs lediglich angehoben werden, sagte Nixdorf weiter – die sei sowieso sanierungsbedürftig. Von der neuen Foyer-Galerie wiederum könne ein neuer und weitaus besserer sowie barrierefreier Zugang zum Ratssaal geschaffen werden, rund um die Galerie bürgernahe Dienstleistungen angeordnet werden – ein echtes Bürgerforum eben. Das übrigens sei ganz im Sinne des Erbauers Arne Jacobsen, betonte Nixdorf: „Wir sind in den Keller gegangen und haben alle Pläne raufgeholt, zum Teil waren die sehr verstaubt“, berichtete er. Gefunden hätten sie darin, dass Jacobsen selbst so ein Bürgerfoyer vorgesehen habe. Gleichzeitig schwärmte Nixdorf auch, das Rathaus sei Spiegel des Selbstverständnisses der Bürger: „Wenn wir von moderner Demokratie sprechen, dann vertritt dieses Gebäude die moderne Demokratie.“

Skizze agn für eine neue Mensa am Rheinufer mit neuem Aufgang.

Drei Varianten einer Rathaussanierung entwickelte der Generalplaner am Ende: Eine Bestandssanierung, eine Vorzugssanierung – und eine Konsensvariante. Alle drei unterschieden sich „nicht wesentlich in den Kosten“, sagte Nixdorf. Das Fazit laute aber in jedem Fall: „Die Sanierung dieses Gebäudes ist immer noch als wirtschaftlicher zu betrachten als ein Neubau“, sagte Nixdorf, „der Patient ist überlebensfähig, und es ist eine lohnenswerte Sache.“

Klar ist damit aber auch: Der von Ebling versprochene Kostendeckel von 50 Millionen Euro ist nicht zu halten. „Das geplante Budget kann nicht eingehalten werden“, räumte Ebling ein. Der Generalplaner habe „einen Bombenjob“ gemacht, „die fundierte, genau Grundlage, die wir wollten, haben wir bekommen.“ Nun aber stelle sich die Frage, wie es weiter gehe – und dafür präsentierte der Oberbürgermeister eine überraschende Alternative: Neben der Rathaussanierung wäre auch eine Aufgabe des Baus am Rhein und ein Umzug denkbar. Zur Verfügung stehe dafür die Immobilie der Westdeutschen Immobilienbank an der Großen Bleiche, verkündete Ebling: Das Gebäude werde der Stadt gerade „für unter 25 Millionen Euro angeboten.“

Die Westdeutsche Immobilienbank an der Großen Bleiche steht zum Verkauf – zieht hier das Mainzer Rathaus ein? – Foto: Stadt Mainz

Allerdings reichten die Büroräume an der Großen Bleiche nicht aus, dort könnten nur rund 72 Prozent der Büroflächen aus dem Rathaus untergebracht werden, sagte Ebling weiter. Notwendig sei deshalb, weitere Büroflächen anzumieten, das werde die Stadt rund 500.000 Euro pro Jahr kosten. Weiterer Haken: Die West LB müsste ebenfalls noch umgebaut werden, ein Ratssaal oder Veranstaltungsräume stehen hier auch nicht zur Verfügung. Immerhin: Es bestehe eventuell die Möglichkeit, den derzeitigen Interims-Plenarsaal des Landtags zu nutzen – und der liegt gerade auf der anderen Straßenseite im Landesmuseum. Ob der Saal dauerhaft in der dortigen Steinhalle verbleibe, sei noch nicht entschieden, sagte Ebling. Zudem könnten die sanierten Bürgerhäuser oder das Schloss weitere Flächen bieten.

„Ich sehe mich in der Notwendigkeit, über eine Alternative zu reden“, betonte Ebling, „sollte sich keine Mehrheit für eine Sanierung finden, könnte man eine Alternative organisieren.“ Denn er wisse genau, wie kontrovers der Arne Jacobsen-Bau in der Öffentlichkeit diskutiert werde, betonte Ebling. Tatsächlich gehen die Meinungen zwischen Gegnern und Befürworters weit auseinander: Während die einen den Bau als Architekturdenkmal von besonderer Qualität rühmen, kritisieren andere die menschenfeindliche Ästhetik mit Gittern vor den Fenstern, winzigen Eingängen und einer Abschottung nach außen. Bereits 2012 hatte deshalb eine Initiative rund um Junge Union und FDP-Jugend einen Bürgerentscheid zur Rathaussanierung gefordert, damals war das strikt abgelehnt worden.

Zumindest gibt’s bei der Westdeutschen Immobilienbank an der Großen Bleiche schon schöne Innenhöfe… – Foto: Stadt Mainz

Nun kündigte Ebling einen Bürgerentscheid zur Rathaussanierung für das kommende Jahr an: „Wir entscheiden über die Zukunft des Rathauses“, betonte er, und das sei keine leichte Entscheidung. Denn erstmals habe Mainz 1974 mit dem Arne Jacobsen-Bau in seiner 2000-jährigen Geschichte ein Rathaus bekommen, und das am schönsten Standort der Stadt und mit „dem schönsten Ratssaal der Welt.“ Doch die Entscheidung für oder gegen eine Rathaussanierung müsse sorgfältig diskutiert werden, „und wir brauchen eine breite Mehrheit“, betonte Ebling: „Mainz kann sich die 60 Millionen Euro leisten, ohne dass andere Baumaßnahmen hinten anstehen.“ Denn 60 Prozent der Sanierungskosten werde das Land aus Hauptstadtmitteln tragen.

Eines machten die Gutachten aber auch unmissverständlich klar: „Das jetzige Gebäude bröselt uns unter den Händen weg“, sagte Ebling, „wir steuern immer schneller auf den Tag X zu – im Hintergrund läuft die Uhr in einer brutalen Art und Weise.“ Was Mainz deshalb jetzt nicht gebrauchen könne, sei eine lange Debatte, „ich dränge auf eine schnelle Entscheidung Anfang 2018.“  Keine Alternative sei hingegen ein Rathaus-Neubau: Der würde 15 Millionen Euro teurer werden, sagte Ebling, ein Neubau wird von den Experten derzeit mit rund 75 Millionen Euro veranschlagt. Und dann stelle sich noch das Problem des Standorts: In Mainz stehe in der Innenstadt schlicht keine Fläche für 10.000 Quadratmeter Bürofläche zur Verfügung – von den Kosten ganz abgesehen.

Das Problem der Mainzer ist nämlich: der Arne Jacobsen-Bau wurde vor wenigen Jahren flugs unter Denkmalschutz gestellt, obwohl man von seinem maroden Zustand wusste. Ein Abriss wäre deshalb äußerst schwierig, eine weitere Verwendung ausgesprochen unklar – die CDU hatte 2015 vorgeschlagen, das Rathaus an einen Investor zu verkaufen, der es sanieren und etwa zum Hotel machen könne. Allerdings müsste im Fall einer Rathaussanierung die gesamte Verwaltung in ein Ausweichquartier umziehen, eine Sanierung im Bestand sei nicht möglich, machte der städtische Rathausbeauftragte Ferdinand Graffé klar. Eine Sanierungszeit veranschlagte eher auf mindestens zwei, eher drei Jahre – und wegen des Planungsvorlaufs könne damit ohnehin nicht vor Ende 2019 begonnen werden.

Oder eben so: Den Arne Jacobsen-Bau am Rhein sanieren – für 60 Millionen Euro und mehr. – Foto: Stadt Mainz

Mit den Jahren würden aber auch die Kosten für die Sanierung steigen, warnte Graffé: Für fünf Jahre müsse man weitere 6 bis 8 Millionen Euro oben drauflegen, und da seien „Risiken wie zusätzliche Schäden oder der Denkmalschutz nicht eingerechnet.“ Deshalb sei schon jetzt klar: „Die 60 Millionen Euro werden nicht reichen.“

Deshalb komme für ihn auch ein Rathausneubau auf keinen Fall in Frage, sagte Ebling: „Wir würden dann die Diskussion um ein Rathaus auf einen Nullpunkt stellen: was wollen wir denn bauen? “ Es wäre nicht weniger als „der neu gebaute Stolz der Stadt Mainz im 21. Jahrhundert zu definieren“, es würde um „den modernen Arne Jacobsen unserer Zeit reden“, – und über internationale Architekturwettbewerbe. Das wäre weder erfolgversprechender noch schneller, und schon gar nicht billiger, betonte Ebling: „Ich will eine Klammer um dieses Projekt haben, die heißt: wir entscheiden jetzt.“

Die CDU spricht derweil von einer „Bankrotterklärung“ des Stadtchefs: „Jetzt steht fest, was wir von Anfang an gesagt haben: die von der Verwaltung und der Ampelkoalition durchgesetzte Kostendeckelung einer Sanierung des Arne Jacobsen-Baus auf maximal 50 Millionen Euro kann nicht eingehalten werden“, sagten CDU-Fraktionschef Hannsgeorg Schönig und die CDU-Kreisvorsitzende Sabine Flegel: „Dieser Deckel war nichts anderes als eine reine Mogelpackung.“ Ebling selbst, aber auch die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP hätten „den Menschen in unserer Stadt bewusst Sand in die Augen gestreut und ihnen vorgegaukelt, dass mit diesem Betrag eine Sanierung des Rathauses möglich sei.“ Jetzt plötzlich einen Bürgerentscheid zu fordern, sei „ein Taschenspielertrick und ein plumper Versuch, vom eigenen Versagen abzulenken“, kritisieren die beiden Politiker.

Info& auf Mainz&: Wir haben natürlich schon mehrfach über die Rathaussanierung berichtet, unter anderem über den Ideenwettbewerb im Januar 2015. Den Kostendeckel von 50 Millionen Euro findet Ihr hier. Unseren Text zum Start des Generalplaners findet Ihr hier, aber Achtung: Aus technischen Gründen fehlen in dem Artikel leider ganze Textpassagen, die hat das System einfach geschluckt. Wir suchen noch nach den fehlenden Stellen, also habt bitte Nachsicht mit uns in dem Fall. Praktisch alle Studien, Bildmaterial und Informationen zur Rathaussanierung findet Ihr zudem hier bei der Stadt Mainz im Internet.

 

 

 

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Autobahnkreuz Mainz-Süd wird für drei Jahre zur Baustelle – Rampen im südlichen Teil dauerhaft gesperrt

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Das Autobahnkreuz Mainz-Süd ist zum nächsten Sorgenkind für Autofahrer geworden: Seit Mitte Juli haben dort die Bauarbeiten für die Erneuerung zweier Brücken in der Konstruktion begonnen. Seither ist das Kreuz bereits zum Staugaranten für Pendler geworden – seit den Sommerferien hat sich das noch einmal verschärft. Bis zum 15. November werden nämlich im Bereich des Autobahnkreuzes „Bauarbeiten zur Einrichtung der Verkehrssicherung“ durchgeführt, wie der Landesbetrieb Mobilität das nennt – es handelt sich um Umbau der Schutzeinrichtungen und Markierungen für neue Maßnahmen. Während der Arbeiten steht immer nur eine Fahrspur pro Richtung zur Verfügung, was derzeit nahezu für Dauerstaus sorgt. Dazu finden gerade zwischen den Auffahrten Mainz-Hechtsheim West und Mainz-Weisenau tagsüber zwischen 9.00 Uhr und 15.00 Uhr Mängelsanierungsarbeiten statt, auch das sorgt für Staus. Haltet durch…

Das sind die maroden Brücken: Beide Brücken der A60 (oben) über die A63 im Autobahnkreuz Mainz-Süd müssen neu gebaut werden. Foto: Landesbetrieb Mobilität Worms

Das Autobahnkreuz Mainz-Süd ist seit Juli 2017 Baustelle, weil die Brücken der A60 über die A63 aus dem Jahr 1965 zu marode sind, um noch saniert werden zu können. Nun heißt es Neubau – 2020 will der Landesbetrieb Mobilität, Abteilung Worms, fertig sein. Damit wird das für Pendler zwischen Rheinhessen und dem Rhein-Main-Gebiet so wichtige Autobahnkreuz für die kommenden drei Jahre zur Engstelle und zum Nadelöhr – und für die Mainzer ein wesentlicher Teil der Mainzer Rings.

Die Brücken über die A63 sollten ursprünglich „nur“ saniert werden, doch dann stellte sich heraus: die Schäden an den typischen 1960er-Jahre-Bauwerken sind zu groß. Die Brücken hätten zu starke Bauwerksschäden, eine Sanierung sei unwirtschaftlich, teilte der Landesbetrieb Mobilität mit.

Gravierende Schäden an den Brückenbauwerken aus dem Jahr 1965 machen Erneuerung im Autobahnkreuz Mainz-Süd nötig. – Fotos: LBM Worms

In der Tat: Rost, Abplatzungen des Betons und sogar Fahrbahnabsenkungen sprechen eine klare Sprache, dazu gibt es Wasserstau und durchfeuchtete Überbauten, das Böschungspflaster ist ebenfalls abgesackt. Bei der Brückenprüfung 2015 kam die Konstruktion nur noch auf eine schlechte 3,0, das ist ein „nicht ausreichender Zustand“, der bereits eine Brücke bezeichnet, deren Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet ist. Nun müssen mitten im Autobahnkreuz Mainz-Süd beide parallel liegenden Straßenbrücken komplett erneuert werden – ein 15 Millionen Euro-Projekt.

Die Arbeiten sollen nun in zwei Phasen erfolgen: In der ersten Phase wird die südliche Autobahnbrücke in Fahrtrichtung Bingen-Frankfurt abgerissen und von Grund auf neu gebaut, diese Phase soll bis Jahresende 2017 dauern. In der zweiten Phase, die 2018 nach Ende der Frostperiode starten soll, wird dann das nördliche Bauwerk in Fahrtrichtung Frankfurt-Bingen abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Dabei werden die Brückenbauwerke auf 32 Meter erweitert und auf 95,5 Meter verlängert, die neuen Stützweiten haben laut LBM statische Gründe. Die Stahlbetonstützen werden auf 1,20 Meter dicke Bohrpfähle gegründet, die 25 Meter tief in den Boden getrieben werden – na, hoffentlich geht dabei nicht wieder was schief wie bei der Schiersteiner Brücke…

Der Bauauftrag wurde im Mai an die Mannheimer Firma Schleith GmbH vergeben, im Februar wurden bereits in allen vier Anschlussstellen-Ohren des Autobahnkreuzes die Rodungsarbeiten für das notwendige Baufeld durchgeführt. Im ersten Schritt wurde dann eine Behelfsbrücke gebaut. Der Verkehr wird dann auf den nördlichen Überbau umgelegt, die südliche Brücke abgerissen und neu gebaut und danach umgekehrt für den nördlichen Brückenteil. Geplant sei bei optimalem Bauablauf eine Bauzeit von rund drei Jahren, teilte der Landesbetrieb mit.

Das Problem dabei: Es handelt sich um zwei hoch frequentierte Strecken – auf der A60, dem Mainzer Ring, passieren die Stelle pro Tag rund 100.000 Fahrzeuge, auf der darunter liegenden A63 sind es rund 80.000 Fahrzeuge pro Tag. Den Autofahrern steht damit eine echte Durststrecke bevor: Die Autobahn wird nicht nur einspurig mit Tempo 60, aus bautechnischen Gründen wird es auch zu mehreren Vollsperrungen an Wochenenden kommen.

Der ultimative Pin zum Mainzer Baustellen-Chaos: der Baustellen-Pin mit Narrenkapp‘. Zu haben hier bei Mainz&. – Foto: gik

Derzeit werden noch bis zum 15.11.2017 im Bereich des Autobahnkreuzes Mainz-Süd die Fahrbahnen immer mal wieder auf eine Fahrspur verengt, das geschieht während der sogenannten verkehrsschwachen Zeiten: also tagsüber zwischen 9.00 bis 15.00 Uhr sowie nachts zwischen 21.00 und 05.00 Uhr. Am kommenden Wochenende ist noch einmal Sonder-Ausnahmezustand: Vom 10. November, 21.00 Uhr, bis 11. November 2017, 24.00 Uhr, wird eine Mittelstreifenüberfahrt erstellt. Während der gesamten Zeit steht in Richtung Bingen und Frankfurt jeweils durchgängig nur eine Fahrspur zur Verfügung. Am Samstag, den 10. November, wird außerdem noch die Ausfahrt und die Auffahrt Hechtsheim-Ost in Fahrtrichtung Mainz- Darmstadt und Bingen- Mainz komplett gesperrt.

Bereits im August waren immer mal wieder Auffahrts- oder Abfahrts-Rampen gesperrt, das setzt sich auch derzeit fort. Die Sperrungen würden, so es geht, bewusst auf die Abendstunden gelegt, um den Verkehr möglichst wenig zu beeinträchtigen, betont der LBM. In der ersten Bauphase sollte zudem die A 60-Abfahrtsrampe von Finthen/Lerchenberg kommend in Richtung Innenstadt – also auf die Pariser Straße – für 18 (!) Monate komplett gesperrt werden, ebenso die Auffahrt aus der Innenstadt in Richtung Weisenau / Frankfurt. Beides sei „unvermeidbar“, wie es beim LBM weiter heißt: „Die Projektgruppe Mainzer Ring des LBM Worms bittet die Verkehrsteilnehmer um Verständnis für die notwendige Baumaßnahme.“

Info& auf Mainz&: Die Infos vom Landesbetrieb Mobilität, Abteilung Worms, zum Neubau der Brückenbauwerke im Autobahnkreuz Mainz-Süd findet Ihr hier im Internet, den ersten Mainz&-Artikel dazu genau hier. Und wer gar nicht mehr kann vor Stau – dem empfehlen wir den ultimativen Pin zur Aufheiterung: den großartigen Baustellen-Pin mit Narrenkappe könnt Ihr hier direkt bestellen.

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Großer Stromausfall am Morgen in Mainz und Wiesbaden – Ampeln schwarz, Amokalarm an Hochschule

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Blackout in Mainz und Wiesbaden: Um 7.21 Uhr fiel am Donnerstagmorgen in der gesamten Region der Strom aus. Ursache waren Wartungsarbeiten in einem Umspannwerk in Wiesbaden-Biebrich, und das löste vor allem auf der anderen Rheinseite ein Chaos aus. In Mainz wurden Ampeln schwarz und mehrere Alarmanlagen durch den Stromausfall ausgelöst, an der Hochschule Mainz löste der Stromausfall einen Amokalarm aus – im Hauptgebäude verriegelten sich dadurch die meisten Türen, die Polizei rückte mit einem Großaufgebot an. Unfälle oder Verletzte gab es in Mainz aber keine. In Wiesbaden blieben diverse Aufzüge stecken, an einer Trafostation kam es durch einen Kurzschluss zu einem Brand. Betroffen waren von dem Blackout weite Teile von Wiesbaden und Mainz sowie die Region bis nach Ingelheim – rund 500.000 Menschen dürften betroffen gewesen sein.

Zahlreiche Ampeln fielen am Morgen in Mainz im Berufsverkehr aus – Schuld war ein Stromausfall, verursacht in Wiesbaden-Biebrich. – Foto: gik

Den einen erwischte es vor dem Spiegel, den anderen beim Kaffeekochen, viele auf dem Weg zur Arbeit: Der Stromausfall legte am Morgen weite Teile von Mainz und Wiesbaden lahm. Der Blackout sorgte für zahlreiche Reaktionen in den sozialen Netzwerken, doch in Mainz blieb es zumeist bei Spott und Häme: „Wir waren selbst verwundert, es gab keinen Unfall“, sagte ein Polizeisprecher am Nachmittag Mainz&. Dabei fielen mitten im Berufsverkehr in weiten Teilen des Stadtgebiets die Ampeln aus, die Autofahrer hätten aber „besonnen und rücksichtsvoll“ reagiert. Behinderungen und Verzögerungen über die täglichen Einschränkungen im Berufsverkehr hinaus seien kaum feststellbar gewesen, hieß es weiter.

Der Stromausfall löste allerdings mehrere Alarmanlagen im Stadtgebiet aus, insbesondere bei zwei Banken kam es daraufhin zu Einbruchsalarm. Die Polizei rückte an, konnte die Ursache aber sehr schnell klären. Anders an der Hochschule Mainz, der früheren Fachhochschule: Im Hauptgebäude der Hochschule löste der Stromausfall Amokalarm aus, die Alarmanlage verriegelte daraufhin alle Türen. Mehrere Studenten und Mitarbeiter, die bereits in Hörsälen und ihren Büros waren, wurden eingeschlossen und mussten auf eine Befreiung durch die Polizei warten.

Polizei-Großaufgebot an der Hochschule Mainz: Der Stromausfall löste Amokalarm aus. Diese Damen und Herren waren allerdings beim Tag der Deutschen Einheit im Einsatz. – Foto: gik

Die Polizei rückte mit einem martialisch gerüsteten Großaufgebot mit Maschinenpistolen, Körperschutz und Helmen an. „Wir müssen in so einem Fall standardmäßig vorgehen“, erklärte Polizeisprecher Rinaldo Roberto, „es könnte sich ja jemand hinter einem Stromausfall verstecken, deshalb müssen wir jeden Alarm ernst nehmen.“

Die Polizei durchsuchte deshalb jede Etage des Gebäudes und überprüfte jeden Raum, zwei Stunden dauerte es, bis alle Eingeschlossenen befreit waren und der Hochschulbetrieb weiter gehen konnte. Die Vorlesungen an der Hochschule Mainz begannen daraufhin erst gegen 11.15 Uhr. Der Stromausfall legte zudem im ganzen Stadtgebiet Computer lahm – und sorgte im Netz trotz Strommangels für viel Spott: „Elektrizität hat seinen Beziehungsstatus gegenüber #Wiesbaden auf ‚Es ist kompliziert‘ geändert“, schrieb etwa ein User namens Captn. Pancakes auf Twitter.

„Ob in Wiesbaden und Mainz wohl gerade Menschen miteinander reden (müssen)?“ fragte Stephan Staiger auf Twitter. Andere wiesen auf die Gefahren von Blackouts hin und darauf, wie abhängig unsere moderne Gesellschaft von Elektrizität ist. Und YoYoYo Hotzenplotz dichtete gar: „Auch die Ampeln gingen nicht mehr, die Polizei regelt den Verkehr, ausgerechnet die Deutsche Bahn, ist heute pünktlich abgefahren.“

Ernstere Folgen hatte der Stromausfall allerdings beim Spezialglashersteller Schott in Mainz: Laut Südwestrundfunk richtete der 20-minütige Stromausfall einen Schaden in Millionenhöhe an. Auch bei Boehringer Ingelheim fiel der Strom auf dem Werksgelände aus, es kam wohl auch hier zu Produktionsausfällen, allerdings in kleinerem Maße.

 

 

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Neue Schiersteiner Brücke: Verkehr rollt am 20.11. über neue Brücke – Vollsperrung ab Freitag – Sperrung am Kreisel

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Es ist endlich so weit: Die neue Schiersteiner Brücke wird am 20. November für den Verkehr freigegeben. Damit ist die erste Hälfte des Großbauprojekts geschafft – aber eben nur die erste Hälfte. Die gute Nachricht: Damit wird endlich die Engstelle bei Mainz-Mombach verschwinden, künftig stehen wieder zwei Fahrspuren in Richtung Wiesbaden zur Verfügung. Und: Radweg und Fußweg auf die Brücke sind neu und schöner. Die schlechte Nachricht: Die Schiersteiner Brücke muss dafür drei Tage lang voll gesperrt werden, und zwar vom 17. November, 21.00 Uhr, bis zum 20. November, 5.00 Uhr – dem Moment der Freigabe. Doch danach wird die Auffahrt Mombach für zwei bis zweieinhalb Jahre dicht gemacht, denn die Bauarbeiten gehen weiter. Die Verkehrsprobleme für Mainz sind damit noch lange nicht passé. Und vom 14. bis 16. November gibt’s dazu Behinderungen am Gonsenheimer Kreisel.

Ab dem 20. November ist die Engstelle auf der Schiersteiner Brücke endlich passé. – Foto: gik

Derzeit kostet die Passage von Gonsenheim Richtung Wiesbaden die Pendler noch erhebliche Nerven: Täglich bilden sich hier lange Staus, da die Autobahn auf eine Spur verengt wird, um das Einfädeln der auffahrenden Fahrzeuge aus Mainz zu ermöglichen. Grund für die Engstelle ist noch immer der Brückenunfall vom Februar 2015: Bei Bauarbeiten im Untergrund war in der Nacht zum Fastnachtsfreitag ein Brückenpfeiler weggesackt, die Brücke selbst bekam erhebliche Risse – und musste für zwei Monate voll gesperrt werden. Für Lkw wurde die wichtige Rheinquerung zwischen Mainz und Wiesbaden gar erst nach 270 Tagen wieder frei gegeben.

Seit 2013 wurde von hessischer Seite aus die erste von insgesamt zwei neuen Rheinbrücken gebaut, die bis 2023 das marode Bauwerk aus dem Jahr 1959 ersetzen soll. Die neue Brücke entstand auf Wiesbadener Gelände und wurde in zwei Teilen bei spektakulären Aktionen über den Rhein eingeschwommen. Zuletzt wurde im November 2016 ein 2000 Tonnen schweres und 120 Meter langes Teilstück per Rheinpontons an seinen Bestimmungsort gebracht, seither laufen die Arbeiten im Inneren und oben auf der Brücke.

Eines der beiden neuen Brückenteile, die über den Rhein eingeschwommen wurden. – Foto: gik

Eigentlich hatte die komplette neue Brückenhälfte bereits im Sommer 2017 fertig sein sollen, das verzögerte sich aber mehrfach. Ungünstige Witterungsbedingungen in 2016 mit heftigem Regen und großer Hitze verzögerten das Aufbringen des Korrosionsschutzes auf den Stahl, das wiederum habe die Betonier- und Abdichtungsarbeiten verzögert, heißt es bei Hessen Mobil. Dann verzögerte Niedrigwasser im Rhein im Herbst 2016 das Einschwimmen des zweiten Teilstücks und schließlich habe es noch „allgemeine Verzögerung“ bei den abschließenden Arbeiten gegeben.

Nun aber ist es so weit: Am 20. November, morgens um 5.00 Uhr, wird die neue Brücke für den verkehr freigegeben. Für die Autofahrer bedeutet das erst einmal neues Chaos: Drei Tage vor der Freigabe nämlich, ab Freitag, dem 17. November, 21.00 Uhr, bis zum 20. November, 5.00 Uhr, muss die Brücke für abschließende Arbeiten sowie die Umlegung des Verkehrs komplett gesperrt werden. Betroffen ist der gesamte Abschnitt der A 643 zwischen den Anschlussstellen Wiesbaden-Äppelallee und Mainz-Mombach.

Für die Mainzer Seite bedeutet zudem die Freigabe neuen Ärger: Mit der neuen Brücke wird zwar nach fast drei Jahren die Abfahrt Mainz-Mombach wieder frei gegeben, dafür aber die Auffahrt von Mainz-Mombach aus in Richtung Wiesbaden gesperrt – und das für voraussichtlich zwei bis zweieinhalb Jahre. Damit muss der gesamte Verkehr von der Mainzer Innenstadt über den Mainzer Autobahnring oder über die Auffahrt Gonsenheim – der Vorort befürchtet Extremstaus und völliges Verkehrschaos.

Blick vom Mainzer Sand auf die Schiersteiner Brücke. – Foto: gik

Dazu bleibt an der Brückenauffahrt eine Verschwenkung der Fahrstreifen auf die neue Brücke, Temporeduzierung inklusive. Denn nach dem Bau ist vor dem Bau: Ab Fertigstellung der neuen Brücke wird mit dem Abriss der alten Schiersteiner und dem Bau der zweiten neuen Brückenhälfte begonnen. Und wegen des Bauunfalls muss auf Mainzer Seite auch die beschädigte Vorlandbrücke abgerissen und neu erstellt werden – das führt zu der sehr langen Vollsperrung der Mombacher Auffahrt. Dafür können Fußgänger und Radler hier über eine neue Rampe barrierefrei auf die Brücke rollen und gehen, der alte Treppenturm wird endgültig abgerissen.

Wie es mit dem anschließenden Ausbau der A643 auf rheinland-pfälzischer Seite weiter geht, ist ohnehin unklar: Ein Planfeststellungsbeschluss für den dreispurigen Ausbau ist noch immer nicht auf den Weg gebracht. Man arbeite „mit Hochdruck an rechtssicheren Unterlagen“ für den Planfeststellungsbeschluss, heißt es dazu auf Mainz&-Anfrage aus dem Mainzer Verkehrsministerium. Es müsse „alles getan werden“, damit mögliche Klagen gegen einen späteren Planfeststellungsbeschluss nicht wegen fehlerhafter Unterlagen Erfolg haben könnten und schneller Baurecht erlangt werde.

Nachdem der Mainzer Kompromiss für eine Ausbauvariante mit vier Fahrspuren plus Standstreifen (4+2) zum Schutz des Naturschutzgebietes Mainzer Sand gescheitert ist – vor allem an dem CSU-geführten Verkehrsministerium -, drohen nun Klagen von Umweltschützern gegen den sechsspurigen Ausbau. Und offenbar sind die Planungen des Landes inzwischen auch veraltet: Man müsse Gutachten aktualisieren, sagte das Verkehrsministerium, und zwar auf der Grundlage aktualisierter Verkehrsuntersuchungen.

Auch müsse man eine „EU-Stellungnahme bezüglich Ausgleichsmaßnahmen aufgrund von Naturschutzbelangen“ einholen, teilte das Ministerium auf unsere Anfrage weiter mit. Es sei aber schwer abschätzbar, wie lange es dauere, bis diese vorliege. Einen konkreten Zeitpunkt für die Einleitung eines Planfeststellungsverfahrens für den sechsstreifigen Ausbau der A 643 könne deshalb „derzeit noch nicht genannt werden.“

Info& auf Mainz&: Die neue Schiersteiner Brücke wird am 20.11.2017 um 5.00 Uhr für den Verkehr frei gegeben. Vorher Vollsperrung zwischen Wiesbaden-Äppellallee und Mainz-Mombach vom 17.11.2017 ab 21.00 Uhr bis 20.11.2017, 5.00 Uhr. Die Auffahrt in Mombach kann in der Zeit noch genutzt werden, wird danach aber für die Dauer von zwei oder 2,5 Jahren gesperrt. Die Umleitung erfolgt über die Auffahrt Gonsenheim.

Der Gonsenheimer Kreisel wiederum wird in den kommenden Tagen fit gemacht für die neue Belastung: Weil dort „Zuflussregelungsanlagen“ eingebaut werden müssen – auf gut deutsch: Ampeln – wird von Dienstag, 14. November 2017, 9.00 Uhr, bis Donnerstag, 16. November 2017, 15.00 Uhr, die Auffahrtsrampe (Bypass) von Gonsenheim kommend in Fahrtrichtung A 643 nach Wiesbaden und die Fahrspur am Kreisel nach Wiesbaden im Wechsel – je nach Baufortschritt – voll gesperrt. Der LBm weist ausdrücklich darauf hin, dass immer eine Zufahrt aus Gonsenheim Richtung A643 Wiesbaden offen ist. Der Verkehr werde großräumig umgeleitet.

Alles zur Schiersteiner Brücke, dem Bauunfall sowie zu den Hintergründen der verfehlten Planungen auf rheinland-pfälzischer Seite findet Ihr natürlich auf Mainz& – einfach in der Suchmaske mal das Wort „Schiersteiner“ eingeben… Die offizielle Homepage zum Neubau der Schiersteiner Brücke findet Ihr hier im Internet.

 

 

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