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Tagesarchive: 1. Dezember 2017

Taubertsbergbad wird wieder städtisch – Mainzer Stadtbad GmbH übernimmt zum 1. Januar 2018 – Schäden von bis zu 18 Millionen Euro

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Die gute Nachricht: Das Mainzer Taubertsbergbad wird wieder ein städtisches Schwimmbad, zum 1. Januar 2018 übernehmen die Mainzer Stadtwerke mit der Mainzer Stadtbad GmbH den Besitz und Betrieb des Innenstadtbades. Die schlechte Nachricht: Der insolvente Altbetreiber Uwe Deyle hinterlässt einen Scherbenhaufen von bis zu 18 Millionen Euro, so hoch summieren sich inzwischen die Schäden am Taubertsbergbad. Das geht inzwischen weit über abfallende Fliesen hinaus: Sauna und Erlebnisbad müssen völlig entkernt und neu gebaut werden, sogar das Dach des Gebäudes ist marode. Doch den Mainzern bleibt das Bad erhalten: Das Sportbad ist weiter geöffnet, auch Sauna und Erlebnisbad sollen wieder öffnen. Nur wann – das weiß derzeit niemand.

Das Sportbad des Mainzer Taubertsbergbads bleibt weiter offen, die Stadt übernimmt das Bad zum Januar 2018. – Foto: gik

Es ist ein Privatisierungsende mit Schrecken: Vier Millionen Euro wird die Sanierung der Technik kosten, zwölf Millionen Euro die Renovierung des Gebäudes, sagte Sport- und Finanzdezernent Günter Beck (Grüne) am Donnerstag. Dazu kommen noch Gelder für die allgemeine Wiederinstandsetzung des Schwimmbads – insgesamt beziffert die Stadt derzeit den Schaden am Taubertsbergbad auf bis zu 18 Millionen Euro. Ob das ausreicht, kann derzeit niemand sagen – Beck erzählte kürzlich vor Journalisten, wie er etwa unter dem Dach des Bads herumkriechend weitere Schäden in Augenschein nehmen musste…

2003 hatte die Stadt Mainz das Taubertsbergbad in die Hände des privaten Betreibers Uwe Deyle gegeben, der baute eine moderne Erlebnislandschaft und eine Sauna ein. Doch in die Instandhaltung investierte Deyle offenbar nur wenig, schon seit Jahren hatten sich die Mängel an dem einzigen Mainzer Innenstadtbad gehäuft: Da fielen Fliesen von den Wänden, Duschen waren marode, Spinde kaputt. Doch das waren nur die nach außen sichtbaren Probleme. Seit die Stadt Ende September wieder Einblick in das Bad bekam, traten immer neue Katastrophen zutage. Der gesamte Bereich des Sauna- und Erlebnisbads ist inzwischen still gelegt, die Einrichtungen müssen vollständig herausgerissen und erneuert werden.

Auf 18 Millionen Euro beläuft sich inzwischen die offizielle Schätzung der Schäden, die Stadt musste bereits 750.000 Euro in die Hand nehmen, um den Weiterbetrieb des Bads zu sichern. Am Mittwoch stellte der Stadtrat weitere 2,5 Millionen Euro bis zum Jahresende für die Sanierungen zur Verfügung – das Bad erweist sich derzeit als Fass ohne Boden. Betreiber Deyle sei offenbar jahrelang seinen Instandhaltungspflichten nicht nachgekommen, heißt es jetzt von der Stadt, wo man sich verteidigt: Man habe aufgrund der Verträge mit Deyle keine Einsichtsmöglichkeiten gehabt und erst Recht keine Handhabe. „Der Vertrag hatte seine Probleme, und die haben zu Schwierigkeiten geführt“, sagte Beck am Mittwoch im Stadtrat, er werde sich aber „nicht in die Debatte einmischen, wer ist schuld.“

Das Erlebnisbad und die Saunalandschaft im Taubertsbergbad bleiben allerdings bis auf Weiteres geschlossen – die Baumängel sind riesig. – Foto: gik

Bekanntlich streiten sich bereits seit Jahren Deyle und der damalige Bauunternehmer Dirk Gemünden über die Frage, wer die Mängel am Bau tragen muss. Beck sagte dazu nur, es habe damals nach der Fertigstellung des Neubaus eine Begehung gegeben, bei der Mängel festgestellt und in einem Protokoll festgehalten worden seien. Diese Mängel hätte aus Sicht der Stadt Deyle beheben müssen. Anfang September dann meldete Deyle Insolvenz mit dem Taubertsbergbad an – nachdem er monatelang einfach abgetaucht war. Nach der Insolvenz kam für die Stadt das böse Erwachen, die List der Schäden an Gebäude, Becken und Einrichtung wird immer länger.

Trotzdem beschlossen Stadtspitze und Stadtrat nun, das Taubertsbergbad künftig unter städtischer Ägide weiterzuführen, alle Versuche, einen neuen privaten Betreiber zu finden, zerschlugen sich. Er habe mit privaten Badbetreibern gesprochen, auch mit dem Schwimmverein Mombach, sagte Beck, selbst am Rande des Städtetags habe er mit Schwimmbad-Experten über die Bäderlandschaft in Deutschland diskutiert. Am Ende entschied sich die Stadt, das Schwimmbad zu rekommunalisieren – offenbar war dies die wirtschaftlichste Variante. Auch will man sich keinen neuen Probleminvestor in die Stadt holen. „Uns ist gelungen, dass dieses Bad trotz Insolvenz nicht geschlossen wurde“, betonte Beck, und Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) ergänzte: „Es war eine krisenhafte Situation, die Stadt hat sich schnell entscheiden müssen.“

So warb das Taubertsbergbad bis vor Kurzem für sein Erlebnisbad, der alte Besitzer Deyle aber hinterließ einen riesigen Sanierungsstau. – Foto: gik

Die Rekommunalisierung des Schwimmbads sei richtig, betonte Ebling, die Stadt hole sich damit ein Stück Steuerung zurück. Künftig nämlich wird der Mainzer Stadtrat wieder über Zuschuss und Finanzierung entscheiden. Der Besitz und der Betrieb des Bads gehen nun zum 1. Januar 2018 in die Hände der Mainzer Stadtwerke mit der neu gegründeten Tochter Mainzer Stadtbad GmbH. Ebling sprach dabei von dringender „Zukunftssicherung“: „Schwimmbäder erfüllen wichtige Funktionen in einer Stadt, früher hätte man von Volksgesundheit gesprochen“, sagte der OB. Und zwei Schwimmbäder seien nun auch wirklich kein Luxus für eine Stadt mit 210.000 Einwohnern – außer dem Taubertsbergbad gibt es auf Mainzer Gebiet nur noch das Mombacher Schwimmbad, das von einem Schwimmverein sehr erfolgreich betrieben wird.

Für die anstehende Sanierung muss die Mainzer Stadtbad GmbH nun Kredite zwischen 12,5 und 18 Millionen Euro aufnehmen, die Stadt Mainz schießt pro Jahr 1,3 Millionen Euro netto plus Umsatzsteuer hinzu – vorerst. Der Stadtrat erhöhte nun mittels eines Nachtragshaushalts den Zuschuss der Stadt für die Jahre 2018 bis 2020 auf 1,547 Millionen Euro pro Jahr, das ist der Bruttobetrag. „Sobald sich der Geschäftsbetrieb nach den ersten drei Jahren verstetigt hat, soll die Stadt Mainz das Defizit aus dem öffentlichen Badbetrieb ausgleichen“, heißt es weiter. Gutachten zufolge ist der Betrieb des Sportbades nämlich – wie schon immer – defizitär, Erlebnisbad und Saunalandschaft hingegen können rentabel betrieben werden.

Beck sagte deshalb auch, ja, über einen Abriss der maroden Badteile sei kurz nachgedacht, aber als unsinnig verworfen worden: „Es gab tatsächlich mal einen Punk, wo man überlegt hat abzureißen“, sagte Beck am Donnerstag, „betriebswirtschaftlich wäre das aber nicht sinnvoll – wir hätten dann ausgerechnet das Profitcenter abgerissen.“ Geld werde in Erlebnisbad und Sauna verdient, und vor allem die Renovierung der Sauna sei „auf gutem Weg“. Die Fertigstellung hänge allerdings von der Auftragslage der Handwerker ab – die Stadt hat derzeit, wie viele Bauherren, das Problem, dass Handwerker schlicht keine Zeit haben. Pläne und Absprachen seien zwar getroffen, sagte Beck, „aber wir wissen nicht, wann die Handwerker kommen – die strahlen alle nur und sagen, irgendwann.“ Zum Erlebnisbad hieß es hingegen erstmal nur, man werde sich im Januar zusammensetzen „und überlegen, wie es hier weiter geht.“

Schwimmbad vorerst gerettet – und zurück in den Händen der Stadt. – Foto: gik

Die Mainzer Stadtbad GmBH wird nun künftig die Geschäftsbereiche des Schwimmbads in zwei Sparten aufteilen: den öffentlichen Badbetrieb von Hallen- und Freibad und zum anderen den Freizeitbadbetrieb mit Therme, Sauna und Gastronomie. Die Profite aus Letzterem sollen für spätere Investitionen in die Gebäudesubstanz des Bads verwendet werden, heißt es weiter – die Stadt muss indes die Defizite aus dem Sportbadbereich tragen. Gewinne sollen aber zu je 50 Prozent zwischen Bad GmbH und Stadt geteilt werden.

Die rund 45 Mitarbeiter des Taubertsbergbads werden übernommen, die Stadtwerke holten sich zudem fürs Management die Gesellschaft für Entwicklung und Management für Freizeitbetriebe (GMF) aus Neuried ins Boot. Die Firma leitet bundesweit 19 Bäder und rettete schon ein Bad bei Augsburg nach einer Deyle-Insolvenz. Seit 30 Jahren sei die GMF auf den Betrieb von Freizeitanlagen und Bädern spezialisiert, sagte Reiner Pethran von der GMF, man habe pro Jahr rund sieben Millionen Besucher in den eigenen Anlagen. „Wir kennen den Markt und die Region hier sehr gut“, betonte Pethran, und man habe Erfahrung im Retten von Deyle-Bädern: Bei Augsburg habe die GMF ein Deyle-Objekt übernommen und betreibe es heute wirtschaftlich. „Und das sah noch schlimmer aus“, sagte Pethran.

Die GMF soll deshalb nun in Mainz für zwei Jahre die Funktion des Bädermanagers übernehmen. „Wir ergänzen die Erfahrung, die die Mainzer hier haben durch unsere Spezialisierung“, sagte Pethran. „Wir haben ein Bad angetroffen, in dem viele Sachen nicht dokumentiert sind“, seufzte die neue Schwimmbad-Geschäftsführerin Kerstin Stumpf, vielfach müssten Betriebshandbücher völlig neu erstellt werden. Die anstehenden Bauarbeiten würden aber auf jeden Fall „im Bestand“ ablaufen, das Schwimmbad solle unbedingt offen bleiben – das ist auch wichtig für den Schulsport. „Wir reden von einem eingeschränkten Betrieb, der Jahre dauern wird“, sagte Stumpf, auch für das Sportbad werde es „Revisionszeiten geben“. Die sollen aber nach Möglichkeit in den Sommer gelegt werden, wenn das Freibad offen hat. „Das ist eine Herkulesaufgabe“, räumte Stadtwerke-Chef Daniel Gahr ein, die Stadtwerke fühlten sich für die Aufgabe aber gut gerüstet.

Info& auf Mainz&: Wer das Zukunftskonzept für das Mainzer Taubertsbergbad im Detail nachlesen will, wird hier bei der Stadt Mainz in den Unterlagen des Mainzer Stadtrats fündig. Mainz& hatte natürlich über die Insolvenz sowie die Vorgeschichte des Investors Deyle berichtet – einen Bericht dazu findet Ihr unter anderem hier. Mehr zur Gesellschaft GMF findet man hier im Internet.

 

 

 

 

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43. Mainzer Weihnachtsmarkt 2017: Bewährter Genuss unterm Sternenhimmel – Glühweinpreis steigt auf drei Euro

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Er gilt als einer der schönsten Weihnachtsmärkte der Republik: Am 30. November öffnet im Schatten des Doms der 43. Mainzer Weihnachtsmarkt seine Pforten für Glühweinduft und Lichterglanz. Die 98 Stände rund um den ehrwürdigen Dom sind im Vergleich zum Vorjahr unverändert, das gilt leider auch weiter für die Öffnungszeiten: Noch immer schließt der Markt unter der Woche um 20.30 Uhr, am Wochenende um 21.00 Uhr. Veränderung hingegen gibt es bei den Glühweinpreisen: Der Preis pro Becher steigt auf drei Euro – die schlechte Weinernte ist Schuld. Bis zum 23. Dezember locken ab kommendem Donnerstag wieder Glühweinduft und Lichterglanz, zaubern Buden und Adventsaccessoires vorweihnachtliche Stimmung in die Innenstadt.

Wunderschöner Mainzer Weihnachtsmarkt – am 30. November 2017 öffnet der 42. Markt seine Tore! – Foto: gik

1975 wurde der Mainzer Weihnachtsmarkt von den Mainzer Schaustellern ins Leben gerufen, nun findet der Markt bereits zum 43. Mal im Schatten des Doms statt. 2015 hatte die Stadt die Standvergabe ja neu ausgeschrieben, es folgte ein Vergabechaos, das schließlich vor Gericht landete – am Ende stand eine behutsame Neuordnung des Angebots. Seitdem schafft der Weihnachtsmarkt die wunderbare Melange aus geliebten, alteingesessenen Ständen – wie dem Glühweinstand vor den Markthäusern oder dem Reibekuchenstand am Schuhhaus – und neuen Angeboten wie Naturseifen, Schutzengeln oder Backmischungen im Glas.

„Was gibt es Neues? Am besten nichts“, sagte denn auch Hans Peter Brümmendorf, Leiter des Wirtschaftsamtes der Stadt Mainz, am Freitag bei der Vorstellung des Programms für 2017: Der Mainzer Weihnachtsmarkt sei ein Traditions-Weihnachtsmarkt, der bewusst auf das generationenübergreifende Erleben der Weihnachtszeit mit allen Sinnen setze. Strahlende Kinderaugen vor der Krippe, der Glanz des Lichterhimmels, der Duft der Weihnachtsbäckerei – „von Charakter, Sortiment und Ausstattung ist es ein Weihnachtsmarkt, der diese Tradition bewahren will“, betonte Brümmendorf.

Vorfreude auf tolle Winzerglühweine auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt. – Foto: gik

„Wir wollen vorweihnachtliche Stimmung in die Innenstadt tragen“, sagte Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP), der Weihnachtsmarkt biete ein Erlebnis mit allen Sinnen: „Hören, schmecken, riechen, alles was dazu gehört.“ Dazu gehört natürlich auch das leibliche Wohl: 18 Essensstände sorgen für eine breite Versorgung mit Bratwurst und Kartoffelpuffern, Grünkohl, Raclette-Käse und diversesten Suppensorten. Von Crêpes über Flammkuchen bis hin zu den mittelalterlichen Dinele-Fladen reicht die Palette, es gibt Flammlachs, ungarisches Gulasch und Churros.  An gleich einem Dutzend Ständen wird Glühwein ausgeschenkt und beileibe nicht nur roter: Chardonnay und Riesling, Muskateller und Silvaner – auch weiße Glühweinsorten boomen regelrecht.

Die Mainzer Schausteller schenken ausschließlich Winzer-Glühwein aus, Mainz& hat das ja mehrfach beim großen Mainz&-Glühweintest nachgeprüft: Alle Glühweine stammen von Weingütern oder werden gleich selbst vom Winzer ausgeschenkt – die hohe Qualität sorgte in diesem Jahr allerdings für eine unangenehme Begleiterscheinung. Der Preis für einen Becher Glühwein steigt nämlich von 2,50 Euro auf 3,- Euro. Der Grund: die schlechte und vor allem geringe Ernte des Jahrgangs 2017. „Dadurch sind für uns die Einkaufspreise explodiert“, erklärt Schausteller-Sprecher Sascha Barth, „um die Qualität halten zu können, mussten die Preise um 50 Cent angehoben werden.“

Budenzauber unterm Lichterhimmel: der Mainzer Weihnachtsmarkt ist einer der schönsten der Republik. – Foto: gik

Zum Rundumerlebnis Weihnachtsmarkt gehört aber natürlich auch die Musik, zwei Bühnen – an der großen Weihnachtskrippe und auf dem Liebfrauenplatz – stehen für ein umfangreiches Programm zur Verfügung. Der Fokus liegt auf Familien mit Kindern und natürlich auf Weihnachtsliedern: Am 10. Dezember gibt es einen Kindernachmittag mit der Waldhexe Fabula, den ganzen Dezember über geben sich Posaunensembles, Musikgruppen und Chöre die Ehre. Am 7. Dezember kommt der Rostov-Kosakenchor, und am 8. Dezember gibt sich Maxine Howard zum Gospelkonzert die Ehre – auch eine Verbeugung vor den vielen ausländischen und amerikanischen Besuchern des Marktes.

„Wir wollen die Besucher nicht nur zum Konsumieren bringen, sondern die vorweihnachtliche Atmosphäre mit allen Sinnen zum Erlebnis machen“, sagte Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP). Im begehbaren Honigstand am Fahnencarree stellen Hobbykünstler ihre Werke aus, in der begehbaren Werkstatt kann man beim Entstehen von Schmuck, Mode, Dekoartikeln oder Grußkarten zusehen.

Und weil immer mehr Weihnachtsmarkt-Besucher Smartphones nutzen und gerne auf dem Markt ein, zwei Fotos schießen, hat die Stadt ihr Mobilfunkangebot verstärkt: Erstmals wird es kostenfreies Wlan auf dem gesamten Weihnachtsmarkt geben. Die sogenannten M-Hotspots, für die man sonst eine Anmeldung braucht, stehen den Besuchern dann für zwölf Stunden am Tag kostenlos und ohne lästige Anmeldung zur Verfügung. Einfach die AGBs bestätigen – und schon ist man drin. Das sei zeitgemäß und zudem von den Standbetreibern gewünscht worden, heißt es bei der Stadt.

Die Nizza-Poller im braunen Holzgewand schützten schon 2016 den Mainzer Weihnachtsmarkt. – Foto: gik

Auch die Sicherheit nimmt natürlich in diesem Jahr wieder großen Raum ein: Die Terrorgefahr sei weiter „abstrakt hoch“, eine Gefährdung grundsätzlich gegeben, heißt es beim Mainzer Innenministerium – konkrete Hinweise auf eine Anschlagsgefahr gebe es aber nicht. Seit Anfang 2015, als Terroristen das französische Satiremagazin Charlie Hebdo überfielen und Redaktionsmitglieder  ermordeten, herrscht im Grunde in den Polizeistationen die höchste Sicherheitsstufe. Seit dem Anschlag von Nizza, als ein Terrorist mit einem Lkw in eine Menschenmenge fuhr, rüstete sich Mainz bereits für ähnliche Szenarien.

So werden auch in diesem Jahr wieder die sogenannten „Nizza-Poller“ den Zugang zum Mainzer Weihnachtsmarkt vom Höfchen aus schützen – die Betonblockaden sind dezent mit Holz verkleidet und waren 2016 den meisten Besuchern gar nicht aufgefallen. Auch an den übrigens Zufahrtswegen werden Poller, Barrieren und große Einsatzfahrzeuge die direkte Zufahrt mit einem Fahrzeug blockieren – der Mainzer Weihnachtsmarkt liegt ja ohnehin zwischen Dom und Markthäusern sehr geschützt.

„Wir sichern die Weihnachtsmärkte schon seit einigen Jahren sehr gut“, sagt denn auch der Mainzer Polizeisprecher Rinaldo Roberto im Gespräch mit Mainz&, das gelte auch für die übrigen Weihnachtsmärkte auf dem Schillerplatz, am Neubrunnenplatz und am Hauptbahnhof. Die Polizei werde mit Streifen in Uniform wieder stark Präsenz zeigen, auch Kräfte in zivil seien auf dem Markt unterwegs. Dazu hat die Stadt Mainz in diesem Jahr einen zusätzlichen Sicherheitsdienst mit vier Personen engagiert, die Mitarbeiter sollen unter anderem dafür sorgen, dass Fluchtwege auch bei großem Gedränge frei bleiben. Eine flächendeckende Videoüberwachung des gesamten Marktes werde es dagegen nicht geben, betonte die Stadt. Videokameras gebe es lediglich im Bereich der Krippe und der großen Weihnachtspyramide – gegen Diebstahl.

Die Polizei wird auch 2017 auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt starke Präsenz zeigen – gegen Taschendiebe und andere Störer. – Foto: gik

Überhaupt betreffe die Menschen das Problem der Taschendiebstähle viel mehr, sagte Roberto. Auch 2016 kam es zu zahlreichen Diebstählen aus Jackentaschen und Handtaschen, besonders im Gedränge ist die Gefahr groß. Mainz& berichtete deshalb schon 2016 bei einem Gang mit der Polizei über den Mainzer Weihnachtsmarkt von Gefahrenstellen – das könnt Ihr hier nachlesen. Auch vor aggressiven Bettlern, Wechselgeldtricks und anderen Betrugsmaschen warnt die Polizei.

Die Beamten würden deshalb auch Gedrängestellen besonders im Auge behalten, sagte Roberto, und natürlich wieder Besucher über die Gefahr der offenen Handtaschen aufklären. Dazu werde über kriminalistische Aufklärung schon im Vorfeld nach Erkenntnissen auf eine Gefährdung hin gesucht, „das machen wir ja bei allen Veranstaltungen“, betonte Roberto.

„Ich glaube, die Menschen haben ein feines Gespür – sie wissen, dass eine – wenn auch abstrakte – Gefahr besteht“, sagte Innenminister Roger Lewentz (SPD) auf Mainz&-Anfrage. Gleichzeitig wollten die Menschen aber auch ihr gewohntes Leben leben. „Die Sicherheitsbehörden tun alles gemeinsam mit den Veranstaltern, um die größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten“, fügte Lewentz hinzu.

Und so steht einem entspannten Weihnachtsmarkt-Bummel in Mainz eigentlich nichts mehr im Wege – Dezernent Sitte hoffte dabei auch noch auf kaltes und trockenes Wetter. „Ich kann nur dazu aufrufen: genießen Sie ihn“, sagte Rolf Weiss, Sprecher der Marktbeschicker – es sei womöglich der letzte Weihnachtsmarkt in dieser Form. „Wenn der Bibelturm neben dem Gutenberg-Museum gebaut wird, wird sich doch einiges ändern“, sagte Weiss, dann müssten das Weihnachtsdorf und acht weitere Stände verlegt werden. Das allerdings sei überhaupt noch nicht spruchreif, betonte Sitte – schließlich werde erst einmal der Bürgerentscheid entscheiden müssen, ob der Turm überhaupt gebaut werde. „Wir machen uns dann Gedanken“, sagte Sitte, „wenn wir wissen, ob wir uns Gedanken machen müssen.“

Info& auf Mainz&: Der 43. Mainzer Weihnachtsmarkt ist vom 30. November bis 23. Dezember täglich von 11.000 Uhr bis 20.30 Uhr, freitags und samstags von 11.00 Uhr bis 21.00 Uhr geöffnet. Jeden Abend gibt es einen kleinen „Zapfenstreich“: Ein Gong kündigt dann an, dass in wenigen Minuten die Stände schließen. Die offizielle Eröffnung findet am Donnerstag, dem 30. November um 17.00 Uhr an der Bühne auf dem Liebfrauenplatz statt, am letzten Tag sind die Stände auch bis 21.00 Uhr geöffnet – der Abbau findet erst am 27. und 28. Dezember statt. Ab Freitag, den 29. Dezember, kehrt dann der Mainzer Wochenmarkt an den Dom zurück, während des Weihnachtsmarktes findet der vor dem Staatstheater statt. Informationen und das ausführliche Programm gibt es auch noch einmal hier bei der Stadt Mainz im Internet.

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