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Tagesarchive: 14. Dezember 2017

Betrugsmasche: Falsche Polizeibeamte sind fiese Betrüger – Angebliche Berater der Bundeskanzlerin wollen Spenden von CEOs

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Die Maschen der Betrüger werden immer dreister und immer ausgefallener: Aktuell sind wieder zahlreiche falsche Polizeibeamte unterwegs, die vor allem bei älteren Menschen Schmuck und andere Wertsachen zu ergaunern versuchen. Die Betrüger geben sich am Telefon als Polizisten aus und spiegeln vor, die Wertsachen in Gewahrsam nehmen zu wollen – was natürlich eine glatte Lüge ist. „Falsche Polizeibeamte sind fiese Trickbetrüger, die an Ihr Geld wollen“, warnt das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz. Und selbst das Bundeskriminalamt (BKA) warnt inzwischen vor einer weiteren Betrugsmasche: Ein angeblicher Berater der Bundeskanzlerin meldet sich dabei bei CEOs großer Unternehmen, um angeblich Spenden für den Freikauf deutscher Geiseln zu sammeln. Das BKA stellt klar: „Es handelt sich immer um einen Betrugsversuch.“

Wenn der vermeintliche Polizeibeamte am Telefon klingelt… sollte man sofort auflegen! – Foto: Polizei Mainz

Da meldet sich per Email oder sogar am Telefon ein Herr „Uwe Becker“, bittet um ein vertrauliches Gespräch mit der Geschäftsleitung – und erläutert dann, dass er im Auftrag des sicherheitspolitischen Beraters der Bundeskanzlerin anrufe. Für den Freikauf deutscher Geiseln benötige die Bundesregierung zwei- bis dreistellige Millionenbeträge, man sei auf Spenden aus Industrie und Wirtschaft angewiesen. Etwa 40 Millionen Euro würden noch fehlen. Es ist die neueste Betrugsmasche im Bereich CEO-Betrug, vor der das Bundeskriminalamt am Donnerstag ausdrücklich warnte: Bei dem angeblichen Bundeskanzleramts-Berater handele es sich immer um einen Betrugsversuch.

„Der angebliche Mitarbeiter des Bundeskanzleramtes benutze den  Namen „Uwe Becker“ und gibt sich als persönlicher Referent eines Abteilungsleiters im Bundeskanzleramt aus“, informieren die Sicherheitsexperten und warnen: „Gehen Sie nicht auf Telefonate mit angeblichen Mitarbeitern  des Bundeskanzleramts ein, die Sie zu einer Spende auffordern. Lassen Sie sich nicht zu einer Zahlung überreden. Beenden Sie das Gespräch, legen Sie einfach auf – und erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.“

Ein guter Rat, der auch für eine weitere Betrugsmasche gilt, die derzeit gerade im Raum Mainz-Rheinhessen vermehrt kursiert: Trickbetrüger geben sich als  Polizeibeamte aus, um an Geld und Wertsachen ihrer Opfer zu kommen. Die Masche ist immer dieselbe: Die Täter rufen bei Senioren an, geben sich als Polizeibeamte aus – und durch eine technische Manipulation erscheint im Display des Angerufenen eine Telefonnummer, die auf 110 endet. Damit suggerieren die Betrüger, sie wären tatsächlich die Polizei, doch das ist Unsinn: Die richtige Polizei ruft niemals unter der Polizeinotruf-Nummer 110 an, und sie fragt niemals am Telefon nach Wertsachen oder Barvermögen.

Die Mainzer Polizei berät gerne in allen Sicherheitsfragen, immer wieder auch in der Mainzer Innenstadt wie hier in diesem Spätsommer. – Foto: Polizei Mainz

Vergangenen Samstag notierte die Mainzer Polizei wieder zahlreiche Anrufe von angeblichen Polizeibeamten in Mainz-Gonsenheim. Allein vier Senioren im Alter von 70 bis 90 Jahren aus der Klosterstraße wurden angerufen – offensichtlich wurden die Angerufenen anhand ihrer Vornamen aus dem Telefonbuch herausgesucht. Die vermeintlichen Polizeibeamten hätten angegeben, dass bei einer osteuropäischen Einbrecherbande ein Notizblock mit den Adressen der Angerufenen gefunden worden sei, teilte die Mainzer Polizei weiter mit. Die „Polizei“ befürchte nun, dass bei den Senioren eingebrochen werde, deshalb müsse man sich um die Wertsachen der Senioren kümmern.

Oft folge jetzt das Angebot vorbeizukommen, um die Wertsachen in Empfang zu nehmen und sicher aufzubewahren, solange die vermeintlichen Täter noch aktiv seien, warnt das Landeskriminalamt weiter. Wenig später erscheine dann ein Täter an der Wohnanschrift des Opfers, weise sich durch das Vorzeigen eines gefälschten Polizeiausweises aus und bitte darum, ihm jetzt das Bargeld und die Wertsachen auszuhändigen. Frage das Opfer kritisch nach, werde das Opfer unter Druck gesetzt, den Anforderungen unverzüglich nachzukommen und über das Geschehen stillzuschweigen, so dass angeblich laufende Ermittlungen nicht behindert würden.

Die Polizei warnt, auf gar keinen Fall auf solche Forderungen einzugehen und den Betrügern auch nur irgendwie entgegen zu kommen. Bei den Telefonaten handele es sich „offensichtlich um Vorbereitungshandlungen für einen tatsächlichen Einbruch oder aber für einen Betrug“, betont die Polizei. Die Täter versuchten zu erfahren, ob in den Häusern Wertsachen, Bargeld oder Schmuck, vorhanden seien. Angerufene sollten auf keinen Fall am Telefon persönliche Daten herausgeben oder über Finanzen oder Wertsachen Auskunft geben. „Seien Sie misstrauisch und legen Sie einfach auf!“, raten die Experten. Danach solle man unbedingt die richtige Polizei auf der 110 anrufen – aber auf keinen Fall mit der Wahlwiederholungstaste. Damit könne man wieder bei den Betrügern landen.

Auf gar keinen Fall solle man Fremden irgendwelche Wertsachen übergeben oder sie auf Grund einer Anweisung vor dem Haus oder der Wohnung deponieren. „Klären Sie ältere Familienangehörige, Nachbarn und Bekannte auf“, rät das Landeskriminalamt zudem – es sei wichtig, für die perfide Masche weiter zu sensibilisieren. Das LKA nämlich verzeichnet seit 2015 eine wachsende Tendenz zur Betrugsmasche via falsche Polizeibeamte. Im September 2017 habe man im Land Rheinland-Pfalz fast die dreifache Menge an Fällen im Vergleich zu 2016 gezählt, auch die Schadenssumme sei deutlich höher geworden. Also: Seid wachsam und misstrauisch!

Info& auf Mainz&: Informationen zu dem Thema gibt es bei jeder Polizeidienststelle oder auch bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, genau hier. Im Zweifelsfall solltet Ihr unverzüglich die 110 wählen, dort wird Euch auf jeden Fall mit Rat und Tat geholfen. Das Bundeskriminalamt widmet sich inzwischen speziell dem Bereich CEO-Fraud, über die Betrugsmasche durch den angeblichen Spendensammler des Bundeskanzleramtes informiert das BKA hier.

 

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Scharfe Kritik an Billigflieger-Strategie von Fraport im Landtag – Ryanair stellt Flugpläne wegen Verspätungen um

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Die Kritik an der neuen Billigflieger-Strategie des Frankfurter Flughafen-Betreibers Fraport hat jetzt auch den Mainzer Landtag erreicht. Der Flughafen dürfe seine Profite „nicht auf Kosten der Gesundheit und der Lebensqualität der Menschen in der Region machen“, sagte niemand geringeres als Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) am Donnerstag im Mainzer Landtag. Die Gebührenrabatte der Fraport zum Anlocken von Billigfluglinien nannte Wissing „fragwürdig“, das Bestreben um mehr Schutz vor Fluglärm der Bevölkerung werde „offensichtlich durch vorrangige wirtschaftliche Interessen der Fraport AG konterkariert.“ SPD und Grüne halten sogar den neuen Flugsteig für Billigflieger für nicht genehmigungsfähig und sprachen von „Murks“. Auch von der Fluglärmkommission kam Kritik und die Forderung nach mehr Ruhe in der Nacht. Derweil steuert der Billigflieger Ryanair um und will seine Flugpläne ändern, um die verspäteten Landungen nach 23.00 Uhr abzustellen.

Die Ryanair-Flieger sorgen für Ärger am Frankfurter Flughafen: Sie brechen überdurchschnittlich oft das Nachtflugverbot. Nun soll nachgesteuert werden. – Foto: gik

Mitte Oktober war durch Untersuchungen des Bunds für Umwelt und Naturschutz bekannt geworden, dass die irische Billigfluglinie Ryanair besonders häufig das Nachtflugverbot bricht: Von 105 Landungen nach 23.00 Uhr im September 2017 gingen allein 38 auf das Konto von Ryanair, Kritiker argwöhnten prompt, das sei kein Versehen, sondern „geplante Normalität.“ Im hessischen Verkehrsministerium reagierte man alarmiert und bestellte Ryanair zum Rapport – mit durchschlagendem Ergebnis: Ryanair habe angekündigt, „durch eine umfassende Änderung der Flugplangestaltung die 23.00-Uhr-Grenze am Frankfurter Flughafen künftig zuverlässig einhalten zu wollen“, teilte Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) mit.

Man sei gemeinsam mit Ryanair jede einzelne kritische Verbindung durchgegangen und habe klar gemacht, dass systematische Verspätungen nicht akzeptiert würden, betonte der Minister: „Das Nachtflugverbot in Frankfurt gilt für alle – auch für Ryanair.“ Die Fluglinie habe „konstruktiv reagiert und Maßnahmen ausgearbeitet“, betonte Regine Barth, Fluglärmschutzbeauftragte im hessischen Verkehrsministerium. So würden zwei Ersatzflugzeuge in Frankfurt stationiert, um mögliche Verspätungen aus vorherigen Umläufen abzufangen. Dazu sollen Ankunftszeiten deutlich vorverlegt werden, um mehr Puffer bei Verspätungen einzubauen.

Schon an diesem Montag sollen neue Ankunftszeiten gelten, Ryanair-Flüge werden bis spätestens 22.40 Uhr geplant. So wurde die Ankunftszeit der Flüge aus Madrid von 22.40 Uhr oder 23.25 Uhr auf den Zeitraum 20.40 bis 22.35 Uhr vorverlegt – bei den Madrid-Flügen waren permanent 50 Prozent der Flüge verspätet in Frankfurt angekommen, allein 16 Flieger setzten so seit Ende Oktober nach 23.00 Uhr auf. Aus Valencia kamen im gleichen Zeitraum ebenfalls 16 Flüge nach 23.00 Uhr an, das entsprach einer Quote von 47 Prozent. Diese Flüge sollen nun um bis zu eine Stunde vorverlegt werden.

Sorge um die Nachtruhe rund um den Frankfurter Flughafen macht sich die Fluglärmkommission. – Foto: gik

 

Verzögerungen in Betriebsabläufen auf Flughäfen seien seit Monaten besonders in Spanien zu beobachten, das könne aber nicht zu Lasten des Nachtflugverbots am Frankfurter Flughafen gehen, kritisierte am Mittwoch auch der Vorsitzende der Fluglärmkommission, Thomas Jühe. Hier müssten Fluggesellschaften mit Anpassungen ihrer Abläufe reagieren und könnten sich nicht blindlings regelmäßig auf fremdverursachte Störungen berufen, um eine Ausnahmelandung zu bekommen. „Eine solche vorausschauende Planung wird nicht nur im Geschäftsverkehr, sondern auch von jedem privat Reisenden erwartet, der andernfalls selbst die Konsequenzen trägt“, schimpfte Jühe.

Die Fluglärmkommission äußerte auf ihrer Sitzung insbesondere große Sorge um die Nachtruhe rund um den Frankfurter Flughafen: Die Zahl der Nachtflüge habe im Jahr 2017 insgesamt deutlich zugenommen, auch wenn die rechtlich zulässige Grenze von 133 Flügen in den beiden Nachtrandstunden am Abend und am frühen Morgen zusammen noch lange nicht erreicht sei. Der Trend zu mehr Flügen in diesen Nachtrandstunden habe sich seit September 2017 – der Aufnahme des Flugbetriebs durch Low-Cost-Carrier – noch einmal verstärkt, hieß es aus der Kommission weiter.  Auch habe es 2017 einen deutlichen Anstieg verspäteter Landungen nach 23.00 Uhr gegeben – im Durchschnitt seien es jetzt zwei Ausnahmelandungen pro Nacht.

Die Nacht müsse aber besonders im Fokus bei den Bemühungen um Fluglärmminderung stehen, mahnte die Kommission – und forderte das hessische Ministerium auf, „alles zu tun“, um die Zahl der Flugbewegungen in den Nachtrandstunden nicht bis auf 133 ansteigen zu lassen. Die Etablierung von Low-Cost-Carriern sei auch in der Sitzung der Fluglärmkommission scharf kritisiert worden, sagte Wissing am Donnerstag im Landtag. „Auch ein Flughafen braucht Akzeptanz“, sagte Wissing laut schriftlichem Redemanuskript, „diese wird durch den Einstieg in das Geschäft mit Billigfluglinien eher gefährdet als gestärkt.“ Die Bemühungen um mehr Lärmschutz für die Bevölkerung würden „offensichtlich durch vorrangige wirtschaftliche Interessen der Fraport AG konterkariert“, kritisierte Wissing scharf, das Vorgehen der Fraport „halte ich für kontraproduktiv.“

Dass das Terminal 3 „zum Himmel stinkt“, fanden ja schon die Fluglärmgegner beim Baustart mit dieser Karikatur. – Foto: Fluglärm Initiative Mainz/ Klaus Wilinski

Wissing verwies zudem darauf, dass die Notwendigkeit zum Flughafenausbau „seinerzeit mit der Sicherung und Stärkung seiner Drehkreuzfunktion begründet wurde“, genau diese aber sei für Low-Cost-Passagiere meist deutlich weniger wichtig. Das Terminal 3 am Frankfurter Flughafen sei „auf der Grundlage von völlig unrealistischen Fluggastprognosen geplant worden“, kritisierte auch der Mainzer SPD-Landtagsabgeordnete Johannes Klomann: „Die Planungen für das dritte Terminal waren von Anfang an Murks.“ Mehr noch: Der Strategiewechsel zu einem Billigflugsteig „entspricht in keiner Weise dem Planfeststellungsbeschluss“, betonte Klomann.

„Wir fühlen uns belogen“, sagte der Mainzer Grünen-Landtagsabgeordnete Daniel Köbler auf Mainz&-Anfrage. Fraport habe immer mit seiner Hub-Funktion für die Langstreckenflüge argumentiert, mit den Billigfliegern sei das jetzt „eine andere Nutzung, eine andere Strategie“, betonte Köbler. Damit entfalle aber auch die Argumentation der Fraport für den gigantischen Ausbau mitten in der Region. „Ich erwarte, dass die Stadt Frankfurt ernsthaft prüft, ob die Baugenehmigung erteilt werden kann“, forderte Köbler, „im Zweifelsfall darf sie die Baugenehmigung nicht erteilen.“ Bereits vor drei Wochen hatten die Flughafenanreiner-Kommunen betont, der beantragte Flugsteig für Billigflieger am Terminal 3 sei vom Planfeststellungsbeschluss nicht gedeckt, die Genehmigung müsse versagt werden.

Info& auf Mainz&: Mehr zur neuen Billigflieger-Strategie der Fraport lest Ihr hier bei Mainz&, die ausführliche gutachterliche Kritik der Kommunen an dem Billigflieger-Flugsteig genau hier. Und in diesem Mainz&-Artikel berichten wir vom häufigen Bruch des Nachtflugverbots durch Ryanair.

 

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