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Start 2017 Dezember

Monatsarchive: Dezember 2017

Citybahn zwischen Mainz und Wiesbaden: Positive Kosten-Nutzen-Analyse, Theodor-Heuss-Brücke laut Gutachter tragfähig

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Die Citybahn zwischen Mainz und Wiesbaden steht in den Startlöchern: Am Dienstag stellte der Wiesbadener Oberbürgermeister Sven Gerich (SPD) die lange erwartete Kosten-Nutzen-Analyse vor. Das Ergebnis fiel – wie nicht anders zu erwarten – positiv aus: Mit einem Quotienten von 1,5 schneide die Bahn hervorragend ab und liege im förderfähigen Bereich, schwärmte Gerich: „Mit der Citybahn bauen wir für die Landeshauptstadt eine neue Lebensader.“ Gutachten hätten zudem ergeben, dass die Theodor-Heuss-Brücke tragfähig genug sei, allerdings muss die denkmalgeschützte Brücke ertüchtigt werden. Die Strecke soll nun von Kastel aus über Amöneburg und Biebrich in die Wiesbadener Innenstadt führen. Und die Wiesbadener bestätigten, was Mainz& schon im Juni schrieb: Gebaut werden würde von Mainz aus.

Vorschlag für die Linienführung der Citybahn zwischen Mainz und Wiesbaden, die blaue Linie ist jetzt die präferierte Strecke. – Grafik: Wiesbaden

Bis Ende 2019 soll das neue Straßenbahn-Großprojekt reif für den Bau sein, die ersten Bahnen schon 2022 über die Theodor-Heuss-Brücke Richtung Wiesbaden rollen. Dabei wurden die Pläne den Mainzer Kommunalpolitikern erst an diesem Dienstag bei einer gemeinsamen Sitzung der Verkehrsausschüsse beider Städte vorgestellt. Der Stadtrat von Mainz solle sich im Februar 2018 mit der Citybahn befassen, sagte der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), die endgültigen Beschlüsse könnten Ende 2019 fallen.

Auf der hessischen Seite ist das Vorhaben weit voran geschritten: Hessen hat das Vorhaben Citybahn bereits vollumfänglich in seine Planungen sowie in seinen Luftreinhalteplan aufgenommen, das Land Hessen der Stadt Wiesbaden bereits 27,5 Prozent Förderung zugesagt. Vom Bund wären 60 Prozent förderfähig, die  Gesamtkosten werden auf 305 Millionen Euro geschätzt. Dafür soll die Citybahn vom Mainzer Hauptbahnhof über die Theodor-Heuss-Brücke bis nach Wiesbaden und weiter nach Bad Schwalbach rollen. Ein erster Streckenabschnitt würde für rund die Hälfte der Kosten bis zur Hochschule Rhein-Main im Wiesbadener Osten verwirklicht, von einem neuen „Rückgrat“ für den Öffentlichen Nahverkehr im westlichen Rhein-Main-Gebiet schwärmte Gerich am Dienstag. Für die Stadt Wiesbaden bliebe ein Eigenanteil von 19 Millionen Euro.

Wiesbaden legte zudem eine neue Streckenführung vor: Die Citybahn würde demnach vom Kasteler Brückenkopf aus nach Amöneburg und von dort über Biebrich in die Wiesbadener Innenstadt rollen. Mit der neuen Bahnstrecke könnten rund 200.000 Einwohner plus zahlreiche Arbeitsplätze angebunden, mehr als 20.000 neue Fahrgäste für den ÖPNV geworben und rund 17.000 Personenfahrten im Pkw vermieden werden, sagte Gerich.

Ergebnisse der Studie zur Tragfähigkeit der Theodor-Heuss-Brücke. – Grafik: Wiesbaden

„Wir werden etwas schneller, zuverlässiger und auch komfortabler als der Bus“, sagte Petra Strauß vom zuständigen Karlsruher Büro PTV Transport Consult GmbH. Die Citybahn könne die Zentren der beiden Städte statt bisher in 30 Minuten mit dem Bus in ungefähr 22 Minuten anbinden, von der Hochschule Mainz bis zur Hochschule in Wiesbaden würde die Fahrzeit laut der vorläufigen Berechnungen von 60 Minuten auf 40 Minuten sinken. Rund 100.000 Fahrgäste könnten die Citybahn pro Werktag nutzen, so die Analyse der Planer. Das höchste Fahrgastaufkommen wäre allerdings in der Wiesbadener Innenstadt zu verzeichnen, Wiesbaden will mit der Citybahn seine großen Probleme mit dem Busverkehr in der Innenstadt lösen und zugleich die Emissionen wie Stickoxide deutlich senken.

„Wenn wir Fahrverbote verhindern, zukünftig Mobilität und Lebensqualität erhalten und weiter wachsen und neue Potenziale für die Wirtschaft erschließen wollen, dann ist die Citybahn die richtige Antwort“, betonte denn auch Gerich. Wiesbaden wachse derzeit ebenso stark wie Mainz, „das alles geht einher mit Staus, Lärm und hoher Luftverschmutzung, wir müssen handeln“, betonte der OB. Wiesbaden drohen ebenso Diesel-Fahrverbote wie Mainz, beide Städte werden derzeit von der Deutschen Umwelthilfe verklagt.

Entscheidend für die Förderung durch den Bund ist der sogenannte Nutzen-Kosten-Quotient, der in einem standardisierten Verfahren bei allen öffentlichen Verkehrsprojekten ermittelt wird. Der Quotient rechnet Reisezeitgewinne und Pkw-Betriebskosten ebenso ein wie Unfallfolgekosten, Schadstoffemissionen sowie Betriebskosten für den ÖPNV, insgesamt kam so eine Nutzen-Summe von 14,4 Millionen Euro heraus, der Kosten von 9,3 Millionen Euro gegenüberstanden. Damit zeige die Analyse klar, dass sich die Citybahn rechne, betonte Gerich. Der Nutzen-Kosten-Quotient liege sogar bei hervorragenden 1,5, das sei „deutlich höher als erwartet“ und klar im förderfähigen Bereich, der über 1,0 beginnt, betonte Gerich.

Rollt über die Theodor-Heuss-Brücke bald die Citybahn? – Foto: gik

Schon in der Machbarkeitsstudie waren die Planer auf einen Quotienten von 1,2 gekommen, für die Nutzen-Kosten-Untersuchung wurden dann drei verschiedene Streckenvarianten durchgerechnet: Die Variante A1 über den Petersweg, die Variante A2 über Wiesbaden-Ost und die neue Variante über Biebrich. A1 kam auf einen Quotienten von 1,15, A2 nur auf 1,1 – die Variante über Biebrich hingegen auf einen Wert von 1,35. Auf unsere Frage, wie denn der aktuelle Wert von 1,5 zustande komme, sagte Planerin Strauß, man habe „die Vorschlagsvariante Biebrich weiter bearbeitet“ und die technischen Planungen vertieft, „so dass wir jetzt ein aktuelles Ergebnis von 1,5 haben.“

Für Mainz gibt es hingegen noch keinen offiziellen Streckenführungsvorschlag, intern wird offenbar eine Variante durch die Große Bleiche bevorzugt, alternativ käme wohl die Kaiserstraße infrage. „Was wir gar nicht abschließend sagen können und wollen ist, wo genau auf Mainzer Seite wird die Citybahn fahren“, wehrte Ebling am Dienstag ab. Die rund sechs Kilometer lange Strecke vom Hauptbahnhof zur Theodor-Heuss-Brücke würde geschätzt rund 34 Millionen Euro kosten. Auch hier würde der Bund 60 Prozent fördern, wieviel vom Land Rheinland-Pfalz käme, ist noch unklar. Man sei „etwas später in die Planungen eingetreten als Wiesbaden“, sagte der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), „wir nehmen jetzt die erste wichtige Hürde, um zu sagen: wir stoßen das an.“

Ein Engpass für die neue Bahn wird allerdings die denkmalgeschützte Theodor-Heuss-Brücke: Gutachten hätten ergeben, dass die Tragfähigkeit der Brücke gegeben sei, versicherte Ebling am Dienstag. Die Bahn lasse sich in den Verkehr integrieren, alle vier Pkw-Spuren könnten erhalten bleiben. Allerdings muss die Brücke ertüchtigt, Tragstäbe, Bögen und Anschlüsse verstärkt werden, um das Gewicht der Bahnen tragen zu können. Auch brauche es zusätzliche Nieten, Schrauben und Schweißnähte. Eine alternative Streckenführung über die Eisenbahnbrücke bei Amöneburg sei nicht geprüft worden, erfuhr Mainz& am Rande der Pressekonferenz aus den Reihen der Planer: Über diese Variante sei nie geredet worden. Ein Brückenneubau hingegen war offenbar durchaus Teil der Planungsüberlegungen, für eine schnelle Realisierung der Citybahn sei das aber nichts.

Zeitablauf für die Bürgerbeteiligung.

Tatsächlich drückt Wiesbaden enorm aufs Tempo: Bereits am Mittwoch startet ein Online-Beteiligungsverfahren, alle Anregungen würden ernst genommen und in die Planungen einbezogen, versicherte OB Gerich mit Nachdruck. Vier große Informationsmessen sollen zudem entlang der geplanten Strecke der Citybahn stattfinden und die Anwohner informieren, die erste Messe soll bereits am 18. Januar am Wiesbadener Schlachthof stattfinden. Am 23. Januar soll dann das Westend folgen, Biebrich am 25. Januar und Kastel und Amöneburg am 30. Januar 2018. Die Ergebnisse aus dem Bürgerdialog würden im Februar auf der Citybahn-Webseite vorgestellt, sagte Gerich, es folge eine Akteurskonferenz im Frühling 2018. „Danach beginnen die konkreten Vorbereitungen für den Planfeststellungsantrag“, sagte Gerich.

Für Mainz hieß es lediglich, eine Bürgerbeteiligung sei „im Frühjahr 2018“ vorgesehen. Überhaupt dürften hier auf die Stadtverantwortlichen einiges an Diskussionen zukommen: Die Mainzer fürchten um den Fortbestand ihrer Brücke und um zusätzliche Belastungen der jetzt schon stark Staugeplagten Rheinquerung. Den Verkehr auf der Brücke sollen künftig Ampeln regeln, die der Straßenbahn eine freie Zufahrt auf die Brücke ermöglichen sollen. Damit würden Ampelanlagen sowohl auf den Rampen auf Mainzer Seite, als auch im Kasteler Brückenkreisel und auf den dortigen Zufahrtsrampen installiert werden müssen. Bei „intelligenter Steuerung und Abwicklung des Verkehrs“ lasse sich die Citybahn „harmonisch in den Verkehrsablauf über die Brücke einbinden“, heißt es im Gutachten der Planer, „sie schwimmt im Verkehr mit.“

Info& auf Mainz&: Mehr zur Citybahn und ihren Planungen findet Ihr auf dieser Internetseite, im Bereich Presse könnt Ihr Euch auch die Kosten-Nutzen-Analyse sowie die Gutachten zur Theodor-Heuss-Brücke herunterladen. Unser ausführliches Interview mit Citybahn-Manager Hermann Zemlin könnt Ihr hier noch einmal nachlesen.

 

 

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Polizei warnt vor Taschendieben auf dem Weihnachtsmarkt – Taschen verschließen, Geldbörse nah an den Körper

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Weihnachtsmarktzeit ist leider auch Taschendiebzeit: Wieder einmal warnt die Mainzer Polizei vor eifrigen Langfingern, die von der Enge im Gedränge zwischen den Weihnachtsmarktbuden magisch angezogen werden. Derzeit gingen vermehrt Anzeigen wegen Taschendiebstahl ein, teilte die Mainzer Polizei am Freitag mit und warnte: Viele Besucher machten es den Dieben zu leicht. Da werden Taschen einfach offen an der Seite baumelnd getragen, ragt das Portemonnaie lose aus der Seitentasche. Auch wissen viele Weihnachtsmarktbesucher nicht, dass Anrempeln eine beliebte Methode von Dieben ist, schnell und unbemerkt an Eure Wertsachen zu kommen. Dabei gibt es ein paar einfache Tipps, wie man sich schützen kann.

Polizeistreifen beraten Besucher auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt in Sachen Taschendiebe. – Foto: gik

Alle Jahre wieder locken Weihnachtsmärkte die Besucher, doch leider eben auch Diebe und Betrüger. „Die Enge zwischen den Menschenschlangen und den Ständen ist verlockend für Taschendiebe, der Griff in die Tasche, in den Rucksack, ist schnell und unbemerkt möglich“, warnt die Mainzer Polizei. Wie in jedem Jahr  sind die Beamten auch in diesem Jahr auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs, um ein wachsames Auge auf Diebe und Betrüger zu halten und um Besucher aufzuklären. Denn die sind oft viel zu leichtsinnig: Da wird die Handtasche mit  offenem Reißverschluss lässig an der Seite getragen oder baumelt hinten auf dem Rücken, während man mit den Freunden einen Glühwein schlürft – ideal für Diebe.

„Ich wollte doch nur mal eben….“, sagen viele dann, und es sei doch helllichter Tag – und genau das macht es den Dieben dann leicht. So wurde auf dem diesjährigen Weihnachtsmarkt einer 25-jährigen Frau bereits die Geldbörse mit über 500 Euro aus der Jackentasche, einem 25-jährigen jungen Mann der Geldbeutel aus der Gesäßtasche entwendet. In der Börse befanden sich neben dem Bargeld auch der Führerschein und eine EC-Karte. Auch ein 79-jähriger Mainzer und eine 80-jährige Seniorin aus Rüsselsheim vermissten nach dem Besuch des Weihnachtsmarkts ihre Geldbörsen mit Bargeld, EC-Karten und persönlichen Papieren.

Die Polizei rät deshalb eindringlich, Taschen nicht offen zu lassen und nur so viel Bargeld mitzunehmen wie nötig.  Geld, Papiere, Bank- und Kreditkarten sollten getrennt voneinander aufbewahrt werden und dicht am Körper getragen werden – etwa in verschlossenen Innentaschen, Brust- oder Gürteltaschen. „Lassen Sie Ihre Wertsachen,  Taschen und  Gepäck nie unbeaufsichtigt“, betonten die Ordnungshüter, „tragen Sie Hand- und Umhängetaschen verschlossen, möglichst körpernah oder klemmen Sie sich diese unter den Arm.“ Die Verschlussseite der Tasche sollte immer zum Körper getragen werden und am besten vorne vor dem Körper.

Mit offenen Augen über den Weihnachtsmarkt: Das gilt für Polizei wie für Besucher. – Foto: gik

Und noch ein Tipp: Viele Besucher verstauen den Geldbeutel tief unten im Rucksack in der Annahme, dass er da besonders sicher ist. Das aber ist ein Trugschluss: Langfinger schlitzen auch gerne mal von unten den Rucksack auf – der Geldbeutel fällt ihnen dann ganz von alleine in die Hand. Generell solltet Ihr deshalb also auf dem Weihnachtsmarkt sehr misstrauisch sein – vor allem, wenn Ihr angerempelt werdet: Es könnte sich um einen Ablenkungstrick von Dieben handeln.

Vorsicht ist auch bei aggressiven Bettlern angesagt, wie sie vergangenes Jahr vermehrt auf dem Weihnachtsmarkt auftauchten: Da wurden dann vermeintliche Obdachlosenzeitungen angeboten, die gar keine waren, oder für angebliche Behinderte, Taubstumme und Kinder die Trommel gerührt. Dahinter stecke aber meistens keineswegs eine soziale Organisation, warnte Jörn Grünhagen von der Mainzer Polizei vergangenes Jahr im Mainz&-Gespräch, leider gehe es hier nur darum, den Menschen mit einer Mitleidsmasche das Geld aus der Tasche zu ziehen. Die aggressiv auftretenden Bettler seien oft Teil einer organisierten Diebesbande, warnte Grünhagen: Im Hintergrund stehe dann ein Zweiter, der genau hinschaue, wo das Portemonnaie sitze – dann werde im Gedränge zugeschlagen. Also, seid vorsichtig, damit der Weihnachtsmarktbesuch ein unbeschwertes Vergnügen bleibt!

Info& auf Mainz&: Mehr über die Tricks von Taschendieben und Betrügern lest Ihr in unserer Mainz&-Reportage vom vergangenen Jahr. Die Aufsichts- und Dienstleistungsbehörde ADD hat eine ganze Reihe von Sammelorganisationen verboten, die in betrügerischer Absicht unterwegs sind, welche genau, könnt Ihr hier bei der ADD nachlesen. So leid es uns tut: Bitte nicht aus mitleidigem Herzen heraus einfach irgendwem spenden! Gebt lieber Euer Geld einer lokalen Organisation etwa in Mainz, die Ihr persönlich kennt und wo Ihr wisst, wie Euer Geld verwendet wird. Seid wachsam!

 

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Der große Mainz&-Glühweintest 2017: Herausragende Genüsse bei weißem Glühwein – Silvaner, Scheurebe und ein genialer Morio-Muskat

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Glühwein ist Rotwein, oder? Der mit weihnachtlichen Gewürzen versetzte rote Rebensaft gehört einfach zu jedem Weihnachtsmarkt und dem Genuss der Vorweihnachtszeit. Doch schon im vergangenen Jahr hatten wir beim großen Mainz&-Glühweintest festgestellt: Die Vielfalt der weißen Glühweine nimmt immer mehr zu – da warten spannende Entdeckungen. In diesem Jahr haben wir uns deshalb genau dieser Entdeckungsreise gewidmet: Beim großen Mainz&-Glühweintest 2017 haben wir erstmals die weißen Glühweine auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt getestet. Und da gab es ein paar handfeste Überraschungen: Die weißen Glühweine gefielen uns nämlich oft sogar besser als die roten – sie waren vielfach frischer, vielfältiger, weiniger, eine echte Entdeckungsreise in Riesling, Silvaner, Bacchus und sogar Scheurebe. Und die Meinungen gingen – wieder einmal – weit auseinander über Geschmäcker, Gewürze und die allgemeine Frage, wie ein Weihnachtsmarkt-Glühwein zu schmecken habe. Gut waren sie eindeutig alle, einer aber ragte am Ende heraus: Der weiße Morio-Muskat-Glühwein vom Weingut Kissel.

Was macht einen guten Glühwein aus? Heiße Diskussionen in der Mainz&-Glühweintest-Jury im Angesicht des Römischen Kaisers. Von links: Ernst Büscher, Deutsches Weininstitut, Katja Apelt, VDP und Axel Dielmann, Weinkenner. – Foto: gik

Was macht einen guten Glühwein aus? Es ist die Gretchenfrage, doch beim großen Mainz&-Glühweintest 2017 vergangenen Samstag auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt stellte sich wieder einmal heraus: Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Oder anders gesagt: Diese Frage beantwortet jede und jeder für sich anders – Glühwein ist so sehr Geschmackssache wie kaum ein anderes Getränk. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass kaum ein anderes Getränk in Deutschland so viel mit Emotionen besetzt ist wie eben Glühwein: Adventszeit, Vorfreude auf Weihnachten, heimelige Stimmung, Lichterglanz – all das verbinden wir mit Glühwein. Schon das Wort allein weckt Assoziationen von Nelke, Zimt, Orange – Weihnachtsaromen pur.

Zwölf Glühweinstände gibt es auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt, und wieder haben wir uns aufgemacht, bei allen die Glühweine des Jahres zu testen. Das war in diesem Jahr eine Herkulesaufgabe, denn wir haben jeweils einen roten Grundglühwein und einen weißen Glühwein probiert – und die Doppelung hat uns fast das Genick gebrochen. Nicht etwa, weil wir völlig alkohol-torkelnd über den Weihnachtsmarkt gefallen wären, oh nein: Bei jedem Glühwein gab es nur ein-zwei kleine Probeschlucke, so dass wir Geruch, Aromen und Weinsorte gut einschätzen konnten. Doch wir müssen offen gestehen: Wir haben uns mit der Zeit verkalkuliert – auch, weil wir an jedem Stand mit unglaublicher Offenheit und Freundlichkeit empfangen und ausführlich mit Informationen versorgt wurden. Ein dickes Dankeschön geht deshalb an alle Glühwein-Standbetreiber, die uns mit großer Selbstverständlichkeit mit Probeschlucken und viel Hilfestellung versorgten – einfach großartig.

Die Jury des großen Mainz&-Glühweintests 2017 (von links): Thomas Reinmuth, Ernst Büscher, Katja Apelt, Tobias Boll (hinten), Sylvia Lenski und Axel Dielmann. Das Foto machte Jury-Mitglied Nummer 7: gik

Und um es gleich zu sagen: Wieder einmal haben wir an allen, wirklich allen Ständen ausschließlich echte Winzerglühweine gefunden – das ist ein herausragendes Alleinstellungsmerkmal des Mainzer Weihnachtsmarkts. „Das Niveau insgesamt auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt ist sehr hoch“, lautete denn auch das Fazit eines Jurymitgliedes: Ernst Büscher, Pressesprecher des Deutschen Weininstituts, war in diesem Jahr einer von insgesamt sieben Mainz&-Glühwein-Testern – und der Weinexperte zeigte sich beeindruckt von Qualität und Vielfalt der Glühweine auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt.

Auch mit dabei in der mit Experten besetzten Mainz&-Glühweinjury: Katja Apelt vom Verband der Spitzenweingüter VDP, Axel Dielmann, Verleger aus Frankfurt sowie die passionierten Mainzer Wein-Laien Thomas Reinmuth, Sylvia Lenski und Tobias Boll. Dazu natürlich Mainz&-Chefin Gisela Kirschstein, seit zwanzig Jahren Weinjournalistin und Mitglied in Weinjurys wie dem EcoWinner, dem Weinpreis des Bioverbands Ecovin.

Gute Laune gibt’s bei der Glühwürmchenhütte von Rico Becker und seinem Team kostenlos dazu. – Foto: gik

Keiner der Jurymitglieder – außer natürlich Mainz& – war bei den früheren Glühweintests mit dabei, entsprechend groß war die Spannung. „Ich bin total überrascht“, lautete sehr schnell ein erstes Fazit bei Sylvia: „Normal probiert man vielleicht ein, zwei Glühweine, aber nie so viele gleichzeitig – und die sind ja alle unterschiedlich!“ In der Tat: Die Bandbreite der Glühweine auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt ist womöglich noch größer geworden als in den Vorjahren. Selbst wenn die Grundweine dieselben waren, jeder Glühweinstand legt Wert auf seine eigenen Gewürze und Geschmacksrichtungen.

„Wir stimmen uns vor dem Weihnachtsmarkt intensiv mit unseren Kunden ab“, erzählte uns Christian Pitthan, einer der größten Glühweinproduzenten in der Region Rheinhessen, den wir per Zufall auf dem Weihnachtsmarkt trafen. Jeder Glühweinverkäufer habe einen anderen Stand, jeder Stand seine eigene Kundschaft – und die wieder ihren eigenen Geschmack. Pitthans Glühwein wird zum Beispiel bei Wingenders an der Krippe ausgeschenkt und das jetzt schon im 11. oder 12. Jahr, erzählte uns Martina Wingender-Barth: „Mein Eltern haben damals auf dem Weihnachtsmarkt in Wiesbaden damit begonnen“, erinnerte sie sich, „wie haben richtig viel experimentiert damals.“ Über die Jahre wurde es so eine Dornfelder-Portugieser-Cuvee – ein weihnachtlicher Glühwein mit viel Süße und Weihnachtsaromen.

„Zu süß“, befanden Axel und Tobias, „genau richtig“, rief es von den Kunden vor der Theke – reine Geschmackssache eben. Der weiße Glühwein war hier ein Cuvee aus Müller-Thurgau und Kerner, rund, süffig und ebenfalls von der eher süßen Sorte. Eher süß und mit dominantem Zimtgeschmack wird auch der Glühwein im Hüttendorf ausgeschenkt: Hier werden die Weine in Tonbechern serviert, die Weine kommen wechselweise aus Hochheim oder Kirchheim-Bolanden. Ein paar Schritte weiter, an der Glühwürmchenhütte von Rico Becker, werden Glühweine der Hechtsheimer Winzerfamilie Peter Dhom ausgeschenkt, das finden wir natürlich klasse. In der Great Wine Capital Mainz sollten auch die Glühweine die Vielfalt der Mainzer und rheinhessischen Weine spiegeln – und wir können nur sagen: das gelingt in vollem Umfang.

Wir haben übrigens in diesem Jahr den Weihnachtsmarkt zur Abwechslung mal von unten her aufgerollt – auch der Gerechtigkeit wegen. So haben wir uns vom Gutenberg-Museum aus zum Dom und von dort über den Markt nach oben vorgearbeitet, Einfluss auf die Bewertung hatte das indes nicht. Bewertet haben wir – wie in den Vorjahren auch – nach Geruch und Geschmack, Temperatur, Süße und den Glühweinaromen. Die Temperatur war übrigens überall sehr gut, alle Glühweine wurden wunderbar heiß serviert, manchmal sogar zu heiß – dann drohen die Aromen unterzugehen.

Einen genialen weißen Glühwein schenken die Mainzer Winzer an der Spieluhr aus – und für Allergiker gibt es eine voll-transparente Kennzeichnung, das verdient ein Sonderlob! – Foto: gik

„Genau richtig“, lautete der erste begeisterte Ausruf an der Glühwürmchenhütte, „schön“ fand auch Ernst das Rotweincuvee, „ganz bisschen zu süß“, befand Mainz&-Chefin Gisela. „Erinnert ein bisschen an Keksteig mit Spekulatius im Abgang“, fasste Tobias den Roten gut zusammen. Ganz anders der weiße Glühwein: frisch und zitronig kam das Weißweincuvee daher, „es fehlen ein bisschen die typischen Glühweingewürze“, fand Sylvia.

Um die Ecke, an der Spieluhr, schenken die Mainzer Winzer ihre Glühweine aus, der Rotwein ist hier ein Cuvee aus Dornfelder, Portugieser und einem Schuss Spätburgunder. „Rauchig“ lautete Katjas Urteil, „die Tanine sind wenig gepuffert.“ Ein Glühwein mit Ecken und Kanten also, mit viel Orange im Geschmack.

Dann aber stand das Weißweincuvee vor uns – und da bekamen die Tester große Augen. „Sehr schön cremig“, staunte Axel, „viel, viel weihnachtlicher“, befand Mainz&-Chefin Gisela. „Toll ausgewogen“, lautete das Urteil von Tobias: „Das ist White Christmas pur!“  In der Tat: Das Cuvee aus Müller-Thurgau, Scheurebe und Silvaner begeisterte die komplette Jury. „Das ist ein eleganter Glühwein, die Gewürze dezent eingebunden – super.“ Gewürzt wurde der weiße Glühwein übrigens mit Nelken, Zimtstangen und Sternanis – am Ende landete das großartige Cuvee glatt auf Platz zwei unserer Jury.

An der Bühne auf dem Liebfrauenplatz gibt es Glühweine aus der Dohlmühle in Flonheim – darunter einen sensationellen Accolon. – Foto: gik

„Der weiße Glühwein ist etwas für die Anspruchsvollen“, erklärte uns nebenan Alexander Eil, dessen Glühweinstand direkt an der kleinen Bühne auf dem Liebfrauenplatz steht. Bei ihm gebe es immer einen roten Grundglühwein, der kommt aus der Dohlmühle in Flonheim. „Ich wohne direkt gegenüber“, erzählte uns Eil, „wir schmecken den Wein jedes Jahr dort extra für uns ab.“ Und da zeigte sich wieder einmal, wie unterschiedlich die Geschmäcker sind: „Ganz charmant, verspielt-aromatisch“, fand Weinexpertin Katja den roten Glühwein, während Experte Ernst sich mehr an Gummibärchen erinnert fühlte.

„Nur natürliche Aromen kommen in den Glühwein“, betonte Eil – das galt natürlich auch für den feinen Silvaner-Glühwein, der mit fein dosiertem Zimtaroma aufwartete. „Oh wie fein, das ist echt weihnachtlich“, freute sich Sylvia, auch Kardamom und Nelke kamen hier ins Spiel. Ganz außer der Reihe haben wir noch schnell den Accolon-Glühwein probiert: ein echter Hammer-Glühwein für Weinkenner!

Bei Rudolf Barth wiederum kommt zum Dornfelder beim roten Glühwein noch St. Laurent ins Cuvee, auch hier lautete das Urteil der Jury: Ein echter Weihnachtsmarkt-Glühwein mit viel Nelke und Süße im Glase. Intensiv und spannend kam hier der weiße Glühwein daher, gemacht aus einem Bacchus mit viel Zimt und vielleicht einem Hauch zu viel Nelke – hier zeigten sich in aller Deutlichkeit die zwei Schulen des Glühwein-Genusses: Schule Nummer eins ist der klassische Weihnachtsmarkt-Glühwein, bei dem die Gewürze im Vordergrund stehen und der gerne ein bisschen süßer sein darf. Das Ideal dafür gibt es bei Barths, aber ebenso beim In-Glühweinstand der Familie Sottile vor den Markthäusern – ein runder, weihnachtlicher, roter Glühwein.

Glühwein für Wein-Puristen gibt’s beim Weingut Geisinger, das Foto ist aus 2016. – Foto: gik

Und dann ist da noch die Gruppe derer, die einen Glühwein suchen, bei dem der Weingeschmack und die Rebsorte im Vordergrund stehen. Das Tolle: Auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt finden beide Gruppen eine Vielzahl für ihre Bedürfnisse, die himmlische Genüsse bescheren. Die Weinpuristen kommen ganz klar beim Weinstand des Weinguts Geisinger auf ihre Kosten. Direkt am Sinn-Leffers in der hinteren Reihe liegt der Stand des kleinen Bioweinguts. „Sehr wein-ig“, staunte hier die Jury über das angenehm-herbe Rotweincuvee aus Dornfelder und Spätburgunder des Jahrgangs 2016, dezent gewürzt mit Zimt, Nelke, Kardamom und ein wenig Muskat.

Beim weißen Glühwein haben wir einen Riesling im Glas, der uns mit toller Frische, aber gleichzeitig dezenten Gewürzen überrascht. Manch einem in der Jury fehlt da das Weihnachtliche, andere sind hin und weg: „Mein Favorit“, schwärmt Katja, und Sylvia bringt es auf den Punkt: „Das ist DER Glühwein für Wein-Puristen.“ Gut gefällt uns hier außerdem, dass Orangenstücke und Zucker zum Selber-Nachwürzen auf der Theke stehen, dazu sind hier alle Weine bio und vegan.

In diesem Jahr die ausdrucksstärksten Glühweine: Winzerehepaar Kissel mit dem roten und dem weißen Glühwein beim Mainz&-Glühweintest ganz vorne. – Foto: gik

Nur wenige Schritte weiter steht das ebenfalls biologisch arbeitende Weingut Huf aus Ingelheim, dessen Glühweine in den vergangenen Jahren zu den absoluten Spitzenreitern im Mainz&-Glühweintest gehörten: Gleich zweimal räumten die Ingelheimer Platz 1 ab. In diesem Jahr die Überraschung: Uns fehlt die ausgleichende Säure und damit die Frische in den Glühweinen. Sehr intensiv gewürzt kommen der rote Spätburgunder und der weiße Silvaner daher, daran scheiden sich plötzlich die Jury-Geister: „Der perfekte Weihnachtsmarkt-Glühwein“, staunt Sylvia, „zu poppig“, befindet hingegen Tobias.

Der weiße Silvaner ist spannend mit Zimt, Anis, Piment und Pfeffer gewürzt, eine besondere Note verleiht ihm der Fenchel – sicher einer der ungewöhnlichsten Glühweine auf dem gesamten Weihnachtsmarkt. Doch fünf von sieben Jurymitgliedern war der weiße Glühwein zu süß, so reichte es beim weißen dieses Mal nicht für die vorderen Plätze – beim roten Glühwein lag das Weingut Huf hingegen wieder einmal auf Platz zwei, gemeinsam mit Nachbar Geisinger übrigens.

Der Spitzenreiter in diesem Jahr aber war sowohl beim roten als auch beim weißen Glühwein wieder einmal das Weingut Kissel aus Saulheim. Der kleine Stand in Richtung Brand brachte mit seinem 2016er Regent die Jury zum Schwärmen: Würzig, vanillig, mit weichen Taninen, „viel Kirsche im Geschmack, tolle, weiche Gewürze“, befand Ernst – gewürzt wird hier mit Zimt und Sternanis. Ein Glühwein, bei dem der Wein im Vordergrund steht und die Gewürze den Geschmack unterstützen. „Das ist mehr als Wein, aber immer noch Wein“, brachte Tobias es auf den Punkt, gleich dreimal zückten die Jurymitglieder hier die Höchstnote 5.

Direkt an der Marktsäule gibt es bei Sascha Barth’s Feuerzauber fantastische Glühweine in weiß und rot. – Foto: gik

Übertroffen wurde das nur vom weißen Glühwein aus dem Hause Kissel: Gleich viermal fiel hier die Note 5 für den Morio-Muskat-Glühwein. „Ich liebe es, wie ehrlich dieser Glühwein ist“, schwärmte Tobias, die Würze komme hier schlicht vom Grundwein, lobte Katja: „An dem Morio-Muskat merkt man, wie gut sich aromatische Rebsorten für Glühwein eignen“, betonte die Weinexpertin. „Wow“, staunte auch Thomas, „ich war immer skeptisch bei weißem Glühwein, aber da wusste ich auch noch nicht, dass es so tolle gibt.“ Und Sylvia bilanzierte: „Der ist einfach unfassbar gut.“

Doch das war nicht das Ende der Probe: Gleich um die Ecke, an der Säule steht Sascha Barth mit seinem „Feuerzauber“, und sein Dornfelder Glühwein vom Weingut Möhn schob sich noch ganz knapp vor die Weingüter Huf und Geisinger auf einen ersten zweiten Platz – ein wirklicher Top-Glühwein mit ausgewogenen Gewürzen und rund-weihnachtlichem Geschmack. Noch besser gefiel der Jury aber sogar der weiße Glühwein, ein Müller-Thurgau des Weinguts Pitthan: „Von der Süße her genau richtig, lecker, das passt!“, befand Sylvia. „Schön ausgewogen und balanciert mit Säure und Gewürzen“, lautete auch das Urteil von Weinexpertin Katja, „sehr rund, würzig, sehr lecker“, ergänzte Ernst – das war am Ende gemeinsam mit dem weißen Glühwein der Mainzer Winzer ein klarer 2. Platz.

Und das Fazit am Ende? „Das Niveau der Glühweine auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt ist insgesamt sehr hoch“, bilanzierte Ernst Büscher. „Mich hat die Vielfalt überrascht, das finde ich super“, sagte Thomas Reinmuth – das war überhaupt das Grundfazit der Jury beim großen Mainz&-Glühweintest 2017: Die Vielfalt der Glühweine ist womöglich noch größer geworden als im Vorjahr, viele Spezial-Glühweine von Merlot bis Spätburgunder, Chardonnay bis Grauburgunder warten darauf, entdeckt zu werden. „Es gibt Glühweine für den romantischen Weihnachtsmarktbesuch, und es gibt Glühweine für den Weinkenner“, bilanzierte Katja Apelt. Und in diesem Jahr war sich die Jury in noch einem einig: „Die weißen Glühweine waren im Schnitt sogar spannender“, befand Katja Apelt – es lohnt sich, die zu entdecken!

Intensive Gespräche, viel Recherche, tolle Begegnungen beim Mainz&-Glühweintest. – Foto: Mainz&

Info& auf Mainz&: Um es noch einmal deutlich zu sagen: „Den besten“ Glühwein gibt es objektiv nicht – Glühwein ist immer, immer Geschmackssache und von Person, Situation und dem jeweiligen Tagesgefühl abhängig. Ein ganz herzliches Dankeschön geht deshalb neben den Glühweinständen an die Teilnehmer der Jury beim großen Mainz&-Glühweintest 2017, die sich mit großem Ernst, Eifer und Fachwissen durch 24 bis 30 Glühweine gekostet haben und am Ende immer noch klar urteilen konnten – das war echte Arbeit!

Wir waren mit einer Jury von sieben Personen unterwegs, ganz vorne landeten bei uns Glühweine, die den Wein in den Vordergrund stellen und mit ausgewogenen Gewürzen flankieren – das kann bei Euch aber ganz anders sein. Deshalb: Gehet hin und probieret selbst! Unsere Favoriten waren bei den Weißen Glühweinen: 1. Morio Muskat 2017 vom Weinhaus Kissel, 2. Cuvee aus Müller-Thurgau, Scheurebe und Silvaner der Mainzer Winzer an der Spieluhr und Müller-Thurgau vom Weingut Pitthan bei Sascha Barth. Bei den roten Glühweinen: 1. Regent 2016 des Weinhauses Kissel, 2. Spätburgunder vom Weingut Huf, das Cuvee aus Dornfelder und Spätburgunder vom Weingut Geisinger und der Dornfelder bei Sascha Barth und seinem Feuerzauber. Herausragend zudem der Accolon-Glühwein bei Alexander Eil an der Bühne auf dem Liebfrauenplatz.

Wo die zwölf Glühweinstände stehen, könnt Ihr auf dem Plan des Mainzer Weihnachtsmarkts sehen, den Ihr hier bei der Stadt Mainz findet. Der 43. Mainzer Weihnachtsmarkt geht noch bis Samstag, 23. Dezember 2017, täglich von 11.00 Uhr bis 20.30 Uhr, freitags und samstags von 11.00 Uhr bis 21.00 Uhr. Die Mainz&-Glühweintests der vergangenen Jahre könnt Ihr natürlich auch nachlesen: Hier der Mainz&-Glühweintest 2016, der Mainz&-Glühweintest 2015 und hier der Mainz&-Glühweintest 2014.

Entschuldigung& auf Mainz&: Bei zwei Ständen müssen wir uns in diesem Jahr allerdings entschuldigen: Bei Rainer Bodtke vorne an der Pyramide und bei der Familie Sottile. Beim In-Stand an den Markthäusern schafften wir es nicht, den weißen Glühwein zu testen, und bis zum Stand vorne an der Pyramide sind wir gleich gar nicht mehr vorgedrungen – da schlug das Ausschank-Ende unerbitterlich zu. Obwohl wir dreieinhalb Stunden unterwegs waren, reichte die Zeit am Ende dennoch nicht – zwei Glühweine gleichzeitig zu testen, erwies sich einfach als zuviel. Das tut uns von Herzen Leid, wir können aber so viel sagen: Beide Stände bieten hervorragende Glühweine, die bei Rainer Bodtke eher eigenwillig ausfallen und immer komplett ungesüßt daher kommen. Bitte geht bei beiden Ständen vorbei und macht Euch ein eigenes Bild – wir können sie uneingeschränkt empfehlen. Es war nur leider nicht möglich, die komplette Jury für einen zweiten Termin zusammen zu bekommen. Und nächstes Jahr fangen wir bei den beiden an, versprochen…

 

 

 

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Preis für Zivilcourage: Zwei Mainzer Lebensretter geehrt – Elisa Steuler und Martin Schwind halfen statt wegzusehen

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Eine Mann sinkt bewusstlos zu Boden, er hat einen Herzinfarkt – aber die Umstehenden sagen: Ach, lass doch, Mädchen, der atmet doch noch. Ein anderer Mann wird brutal zusammengeschlagen, gewürgt, bis er beinahe stirbt – aber eine Schlange voller Leute in einem Schnellrestaurant schaut einfach zu. Zwei Mainzer haben nicht weggeschaut: Elisa Steuler rettete im Dezember 2016 dem Mann mit dem Herzinfarkt durch Wiederbelebungsmaßnahmen das Leben. Und Martin Schwind stoppte den Angreifer im Schnellimbiss und rettete den beinahe erwürgten Mann. Beide wurden dafür am Dienstag mit dem Preis für Zivilcourage des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.

Die beiden Mainzer Lebensretter: Elisa Steuler und Martin Schwind halfen Menschen in Not und retteten so Leben. – Foto: gik

Es war im Dezember 2016, und Elisa Steuler war auf dem Weg zum Mainzer Weihnachtsmarkt, als ihr an der Bushaltestelle am Höfchen ein Mann auffiel. Der ältere Herr war zusammengesackt, lag bereits am Boden. „Er war bläulich im Gesicht, Augen und Mund waren offen und man sah, dass er nicht mehr atmete“, erzählte Elisa Steuler. Die Psychologiestudentin zögerte nicht lange, sie begann mit Wiederbelebungsmaßnahmen, und sie hielt sie durch, obwohl Umstehende ihr ständig davon abrieten. „Es war wirklich nicht schwierig“, sagte sie bei der Preisverleihung am Dienstag im Gespräch mit Mainz& bescheiden, „in dem Moment ist man so aufgeregt, da denkt man gar nicht groß drüber nach.“

Elisa Steuler rettete dem 65 Jahre alten Mann mit ihrem beherzten Eingreifen das Leben, für „den Mut, die Gleichgültigkeit und das Nichtstun zu überwinden und zu handeln“ wurde sie am Dienstag mit dem Preis für Zivilcourage des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. „Viele Menschen trauen sich eine so schnelle und professionelle Hilfe nicht zu“, sagte Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer bei der Preisverleihung in Mainz, „aber in so einem Moment ist nur eines falsch: Nichtstun.“

Sieben Rheinland-Pfälzer wurden am Dienstag mit dem Preis für Zivilcourage geehrt, weil sie im entscheidenden Moment eben nicht wegsahen, sondern handelten und halfen. Da beschützten Paul Kneiffel und Uwe Schneider aus Kaiserslautern eine Frau vor ihrem Ex-Freund, der sie zusammenschlug. Till Völcker und Max Helf aus Kaiserslautern wiederum beobachteten auf dem Parkplatz einer Gaststätte, wie ein Mann beim Ausparken ein anderes Auto beschädigte. Die zwei Jugendlichen fotografierten mit einem Handy Auto und Kennzeichen des Fliehenden, so konnte der Täter ermittelt und der Unfall aufgeklärt werden.

Die sieben Preisträger des Preises für Zivilcourage 2017 mit Innenminister Roger Lewentz (Mitte). – Foto: gik

„Unsere Jugendpreisträger sind auch in diesem Jahr wieder gute Vorbilder für viele Erwachsene“, sagte Innenminister Roger Lewentz (SPD): „Ihr beide seid Helfer, die auch die nicht allein lassen, die in Not sind.“ Leider würden zu wenige Menschen aktiv, „wenn sie Zeugen einer Straftat oder eine Unglücks werden“, sagte Lewentz. Durch tatenloses Zusehen lasse man aber die Opfer nicht nur im Stich, in vielen Fällen schade man ihnen sogar.

Das erlebte auch Martin Schwind: Der Chirurg aus Mainz hatte den ganzen Tag im Operationssaal in der Uniklinik gestanden, abends um 23.00 Uhr wollte er dann noch etwas in einem Schnellrestaurant am Mainzer Hauptbahnhof essen. In dem Restaurant wurde Schwind Zeuge eines heftigen Streits zwischen zwei Männern, „sogar von Abstechen war da die Rede“, berichtete er. Vor der Tür des Restaurants dann eskalierte der Streit, der eine Mann ging zu Boden und lief blau an. Für Schwind war da eine Schwelle überschritten, „ich sagte dann so in den Raum, da muss was passieren – aber keiner sagte was“, erzählte er Mainz&. Die Szene spielte sich direkt vor der großen Glasfront ab, doch die Umstehenden schauten nur zu.

Schwind aber handelte, er rannte vor die Tür, zog den Angreifer weg, sagte „Du bringst den ja um!“ Ja, er habe „große Angst“ gehabt, der Angreifer sei sehr aggressiv gewesen, berichtete der 50-Jährige, er sei ja auch „kein Hüne“. Doch das Bedürfnis zu helfen sei einfach stärker gewesen. „Es gibt einen Punkt, da ist man selbst in der Verantwortung, dann muss man etwas tun“, sagte Schwind. Der Angreifer hatte den am Boden liegenden Mann mit dessen Schal und Krawatte beinahe stranguliert, nur mit Mühe gelang es Schwind, den Knoten zu lösen – als der Angreifer zurück kam. Zwei Männer, die in dem Moment auftauchten, holte sich der Arzt zu Hilfe, die hielten den Täter fest – „und dann kam schon die Polizei“, erzählte Schwind erleichtert. Es kam zum Prozess, am Ende wurde der mehrfach vorbestrafte Mann zu einer Haftstrafe verurteilt.

Ehre wem Ehre gebührt: Martin Schwind und Elisa Steuler mit ihren Urkunden des Preises für Zivilcourage. – Foto: gik

Zivilcourage zeigen, Eingreifen, selbst wenn die Situation für einen selbst bedrohlich ist – Experten raten, sich in solchen Fällen Hilfe von Umstehenden zu holen. Schwind machte alles richtig, aktivierte weitere Passanten, seine Lebensgefährtin half, sich um den Verletzten zu kümmern. „Ich habe instinktiv reagiert und gar nicht so viel gedacht“, erzählte auch Elisa Steuler, das Schwierigste sei gewesen, die Umstehenden mit ihren Bemerkungen zu ignorieren. Von irgendwoher holte jemand einen Defibrillator, Steuler setzte auch den ein. „Das Gerät redet mit einem und sagt genau, was man machen muss“, erklärte sie, „da kann man gar nicht so viel falsch machen.“ Knapp einen Monat vorher hatte sie noch einmal einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht, „ich habe mich einfach an die Schemata gehalten“, sagte die 23-Jährige. Herzmassage, Mund-zu-Mund-Beatmung, sie tat es einfach und rettete so ein Leben.

„Wir alle gestalten mit unserem Verhalten das Leben in unserer Gesellschaft“, sagte Lewentz: „Wir sollten aufeinander achtgeben und uns darauf verlassen können, Hilfe zu bekommen, wenn wir sie benötigen.“ Das hatte vor allem einer der Preisträger beherzigt: Klaus Becker aus Pirmasens rettete an einem Tag nicht nur einem Menschen, sondern gleich dreien das Leben. Im Sommer 2016 fuhr Becker gemeinsam mit einem Kollegen eine Papiertonne aus, als sie in einem Pirmasenser Vorort eine Frau um Hilfe rufen hörten: Ihre beiden zweijährigen Kinder hatten die Frau aus Versehen im Badezimmer eingeschlossen. Klaus Becker und sein Kollege brachen die Wohnungstür auf, befreiten die Frau und konnten Schlimmeres verhindern, denn in der Wohnung stand das Essen auf dem Herd und durch den angeschalteten Herd bestand akute Brandgefahr.

Doch das war noch nicht alles: Zuhause angekommen entdeckte Becker seinen 74-jährigen Nachbarn bewusstlos in dessen Auto. Sofort alarmierte er den Notarzt – und rettete dem Nachbarn so das Leben. Als er am gleichen Nachmittag mit seinem Hund spazieren ging, sah er auf einmal hinter einem Gebüsch zwei Beine heraus ragen – sie gehörten einer am Boden liegenden, blutüberströmten Frau, die sich die Pulsadern aufgeschnitten hatte. Becker gelang es, die Blutung zu stillen, dann benachrichtigte er den Rettungsdienst. An einem Tag drei Leben zu retten, „das ist dreimal dem Schicksal begegnen, ich ziehe meinen Hut vor Ihnen“, würdigte Lewentz den Sonderpreisträger: „Es ist eine Ehre, das Sie heute hier sind.“

Info& auf Mainz&: Zivilcourage kann man übrigens lernen, wer mehr dazu wissen will, wird bei der Kampagne der rheinland-pfälzischen Polizei „Wer nichts tut, macht mit“ fündig. Und wie sagte Elisa Steuler so schön: „Vielleicht macht der eine oder andere jetzt einfach mal wieder einen Erste-Hilfe-Kurs.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Weltstar Sting kommt im Juli 2018 nach Mainz – Simple Minds, Clueso und La Brass Banda bei Summer in the City 2018

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Vorfreude auf den Festival-Sommer 2018: Zur Mainzer Konzertreihe „Summer in the City“ haben sich endlich mal wieder richtige Stars angesagt. Am Dienstag wurde bekannt: Sting zieht es wieder einmal nach Mainz! Der absolute Superstar wird am 8. Juli 2018 im Mainzer Volkspark zu Gast sein, zuletzt hatte Sting 2013 auf der großartigen Bühne auf der Nordmole in Mainz gastiert. Sting komme mit seinem neuesten Studio-Solo-Album 57TH & 9TH, aber auch mit altbekannten Klassikern im Gepäck, teilte die Mainzplus Citymarketing mit. Er ist nicht der einzige Star bei Summer in the City 2018: Zu Gast sind ebenfalls Simple Minds, Clueso, Konstantin Wecker und die coolen und barfüßigen Jungs von La Brass Banda.

Sting kommt 2018 wieder zum Konzert nach Mainz! – Foto: gik

1997 wurde die Konzertreihe „Summer in the City“ vom Frankfurter Hof ins Leben gerufen, ursprünglich als Zeltfestival, dann aber auf wechselnden Locations in Mainz. Highlights waren fraglos die Konzerte auf der Nordmole im Zollhafen, wo sich die Fantastischen Vier, Mark Knopfler, Neil Young und eben Sting die Ehre gaben. Seit auf der Normole gebaut wird, finden die Konzerte vorwiegend im Volkspark und auf der Zitadelle statt und damit in  kleinerem Rahmen, 2017 kamen deshalb deutlich weniger Zuschauer als in früheren Jahren.

Nun aber ist es den Machern gelungen, wieder einen absoluten Weltstar nach Mainz zu holen: Nachdem er zuletzt vor dem Bowling Green des Wiesbadener Kurhauses aufgetreten war, gibt sich nun Sting endlich wieder die Ehre in Mainz. Der Komponist, Singer/Songwriter, Schauspieler, Autor und Aktivist, geboren im englischen Newcastle, wurde mit der britischen Band Police ab 1977 weltbekannt. Nach deren Ende startete Sting eine Solokarriere, die ihn noch bekannter machte – seine Hits von „English Man in New York“ über Roxanne bis hin zu „Message in a Bottle“ würden alleine reichen, einen ganzen Abend zu füllen. Zehn Grammys hat der Rockstar im Laufe seiner Solokarriere bekommen, dazu zwei Brits-Awards, einen Golden Globe und einen Emmy, viermal war er gar für den Oscar nominiert.

Doch Sting ist nicht nur Musiker und Aktivist für Menschenrechte, etwa bei Amnesty International oder Live Aid – der Mann ist auch Winzer. Im März stellte er auf der Internationalen Weinmesse ProWein in Düsseldorf sein Weingut Il Palagio vor, das Anwesen in der Toskana liegt nur 35 Kilometer südlich von Florenz. Seit 1999 gehört das 900-Hektar-Gut mit Olivenhainen und Weinbergen Sting und seiner Frau, der Filmproduzentin Trudy Styler. 2007 habe es den ersten „echten“ Jahrgang gegeben, erzählte Trudy bei der Pressekonferenz auf der ProWein, und ja, Weinmachen sei eine enorme Herausforderung. Sting selbst berichtete, er gehe gerne zum Gitarrespielen in den Weinkeller, und natürlich heißt einer seiner Weine „Message in a Bottle“. Nun, in der Great Wine Capital Mainz ist Sting jedenfalls genau richtig.

Auf der ProWein stellte Sting im März 2017 sein Weingut Il Palagio vor – und gesungen hat er natürlich auch. Mainz& war live dabei. – Foto: gik

 

Aber auch abseits des Weltstars lockt Summer in the City 2018 wieder mit tollen Bands: Am 14. Juli ist Dieter Thomas Kuhn zu Gast, der Schlagerstar ist ja inzwischen Dauergast bei Summer in the City. Als Kontrastprogramm sozusagen kommt ein anderer deutscher Kultmusiker ebenfalls nach Mainz: Am 29. Juli gibt sich der Rockbarde Konstantin Wecker die Ehre, ein echtes Urgestein der Liedermacherszene und bis heute eine Urgewalt am Piano und auf der Bühne. Politisch engagiert, kritisch und voller Poesie sind seine Lieder über Liebe, Sehnsucht und Ungerechtigkeiten, Wecker ist ein Wachrüttler par excellence.

 

Wecker erhebt seine Stimmen für die Schwachen und die Gestrandeten am Rande der Gesellschaft, für die „Liebenden und Verrückten, sie seitlich Umgeknickten“, wie es in einem seiner Texte heißt – und er singt an gegen neue und alte braune Tendenzen, neue und alte Nazis. „Poesie und Widerstand“ heißt denn auch passenderweise seine große Jubiläumstour zu seinem 70. Geburtstag – und seinem 40. Bühnenjubiläum.

LaBrassBanda werden 2018 die Zitadelle zum Beben bringen . – Foto: LaBrassBanda

Aber damit nicht genug: Nummer drei in der Riege der deutschen Musikstars ist Clueso, der am 18. August 2018 auf der Zitadelle zu Gast sein wird. Der Deutschpop-Sänger feierte zuletzt mit seinem Album „Neuanfang“ große Erfolge, das wird auf der Zitadelle sicher ein zauberhafter Sommerabend. Gut vier Wochen zuvor wird aber schon eine ganz besondere Gruppe die Zitadelle zum Beben bringen: LaBrassBanda kommen nach Mainz! Die coole Combo, die stets barfuß auftritt, hätte Deutschland um eine Haar beim Eurovision Song Contest 2013 vertreten, es wäre garantiert besser ausgegangen, als mit Cascada damals…

 

Die Blasmusik-Gruppe aus dem bayrischen Chiemsee ist eine absolute Naturgewalt, die Konzerte sind „pure Energie“, der Sound aus bayrischer Volksmusik gemischt mit Ska-Punk, Techno, Reggae und Brass lässt keinen Zuschauer kalt. Längst treten die Jungs mit Trompete, Posaune und Tuba auf großen Festivals aus, füllen Hallen und sammeln Chart-Platzierungen ein. 2017 reisten die Musiker mal eben mit ihrer Tournee um die Welt, nun sind sie mit ihrer Bierzelt-Tournee wieder in der Heimat angekommen – und am 22. Juli 2018 zu Gast in Mainz.

Nur fünf Tage später geben sich dann noch ein paar Altstars die Ehre: die schottischen Musiker von Simple Minds gastieren am 27. Juli auf der Zitadelle. Die 1978 in Glasgow gegründete Band hatte ihre Hochzeit in den 1980er Jahren, als sie mit dem Lied „Don’t You (Forget about Me)“ den internationalen Durchbruch feierte. Am 2. Februar 2018 werden Simple Minds seit 2014 erstmals wieder eine neue Platte veröffentlichen, „Walk between the Worlds“ erscheint tatsächlich als Vinyl-Schallplatte mit vier Songs pro Seite. Es wird ein Album voller Nostalgie, Simple Minds werden darauf offenbar einen Streifzug durch ihre eigene, 40 Jahre währende Musikgeschichte machen von New-Wave-Groove bis großem Orchestra-Sound. Bei ihrem Auftritten will Simple Minds das neue, 42 Minuten lange Album komplett spielen – und dann zu seinen alten Hits übergehen. Wow.

Info& auf Mainz&: Ausführliche Informationen zu den Bands und ihren Künstlern sowie natürlich zu den Tickets gibt es auf der Homepage des Frankfurter Hofs, genau hier. Der Vorverkauf für den Auftritt von Sting am Sonntag, 8. Juli 2018 um 19.00 Uhr im Mainzer Volkspark beginnt am 8. Dezember 2017, zu den Preisen ist noch nichts bekannt – 2017 musste man aber mindestens 75,- Euro dafür auf den Tisch legen. Tickets gibt es bei Mainzplus Citymarketing unter Telefon 06131 und dann 242-888, per E-Mail unter Tourist(at)mainzplus.com oder beim Frankfurter Hof hier im Internet.

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Großbrand an der Industriestraße in Mainz-Mombach: MCV-Wagenhalle von Flammen bedroht – Fastnachtswagen gerettet

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Schock am Nikolausabend in Mombach: In der Industriestraße geriet am Abend ein Komplex mit zwei Lagerhallen in Brand – und das Feuer drohte auf die benachbarte Wagenhalle des Mainzer Carneval-Vereins (MCV) überzugreifen. Neun Mitarbeiter in der MCV-Wagenhalle mussten in Sicherheit gebracht werden, nur mit einem massiven Aufgebot an Feuerwehrleuten und Wassermaßen konnten die Rettungskräfte das Übergreifen auf die MCV-Halle verhindern. Die beiden benachbarten Lagerhallen brannten allerdings bei dem Großbrand vollständig nieder, hier war unter anderem Zubehör für Wasserpfeifen einer Shisha-Bar gelagert samt größerer Mengen Holzkohle. Zur Brandursache konnte die Feuerwehr nichts sagen, der Schaden dürfte allerdings enorm sein.

Flammeninferno in zwei Lagerhallen an der Industriestraße in Mainz-Mombach – gleich neben der MCV-Wagenhalle brannten zwei Lagerhallen nieder. – Foto: Feuerwehr Mainz

Eine Anwohnerin hatte am frühen Abend Rauch im Dachbereich des Hallenkomplexes bemerkt und um 18.15 Uhr die Feuerwehr alarmiert. Die rückte auch sofort an, doch vor Ort stand bereits der 70 mal 25 Meter große Komplex mit zwei Hallen komplett in Brand. Kurz nach Eintreffen der Feuerwehr stürzte bereits die Dachkonstruktion der vorderen Halle in sich zusammen. Berichte, in den Hallen würden Autoteile lagern, konnte die Feuerwehr nicht bestätigen. Bei den Hallen handele es sich um ein Hochregallager und eine Flachdachhalle, hieß es von Seiten der Feuerwehr, hier hätten „größere Mengen Zubehör für Wasserpfeifen, insbesondere mehrere Tonnen Holzkohle“ gelagert – vor allem letztere befeuerten den Brand erheblich.

Das große Problem aber: Direkt angrenzend an die brennenden Hallen befindet sich die Wagenhalle des MCV, hier werden ab Herbst die Motivwagen für den Rosenmontagszug gefertigt – und hier lagern große Mengen Styropor sowie zahllose Figuren, Komiteewagen und auch die Zugente. Die Feuerwehr baute sofort eine sogenannte „Riegelstellung“ zum Schutz der MCV-Halle auf, also eine Wasserwand, um die Flammen am Überspringen zu hindern.

Der Brand war im Dachstuhl einer der beiden Hallen ausgebrochen. – Foto: Feuerwehr Mainz

Neun Personen arbeiteten zu dem Zeitpunkt in der Wagenhalle, sie wurden von der Feuerwehr gewarnt und rechtzeitig evakuiert. Drei Personen wurden allerdings mit Verdacht auf Rauchvergiftung vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht. Laut dem Notarzt vor Ort gehe es den Personen „den Umständen entsprechend gut“, teilte die Feuerwehr am Abend mit, sie blieben aber zur weiteren Beobachtung bis zum Morgen im Krankenhaus.

Die Feuerwehr stemmte sich derweil mit allen Kräften gegen die Ausbreitung des Feuers: Bis Mitternacht waren rund 160 Einsatzkräfte vor Ort, darunter mehr als 130 Feuerwehrkräfte. Auch halfen Rettungsdienst, Polizei, Technisches Hilfswerk und Katastrophenschutz der Stadt Mainz an der Brandstelle mit, zwei Großtanklöschfahrzeuge der Berufsfeuerwehr Wiesbaden waren ebenfalls in Bereitstellung. Alle elf freiwilligen Feuerwehren in der Stadt sowie dienstfreies Personal wurden aktiviert, auch um die leergefegten Feuerwachen zu besetzen.

Mit einer Wasserwand gelang es der Feuerwehr, die MCV-Wagenhalle zu retten, für die beiden anderen Lagerhallen kam jede Hilfe zu spät. – Foto: Feuerwehr Mainz

Durch den Großbrand entstand eine starke Rauchentwicklung mit einer Rauchsäule, die weit über Mainz hinaus zu sehen war. Da die Rettungskräfte zunächst nicht wussten, was genau in den beiden Hallen brannte, wurde vorsorglich eine Warnmeldung über die Smartphone-App NINA herausgegeben: Die Bevölkerung in Mainz und im Umkreis wurde so vor der starken Rauchentwicklung gewarnt und gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Die Feuerwehr sei mit mehreren Messfahrzeugen vor Ort gewesen, giftige Stoffe habe man aber nicht feststellen können, sagte ein Sprecher der Mainzer Feuerwehr Mainz&: „Es besteht keine Gefahr für die Bevölkerung, aber es muss mit Sichtbehinderung und mit Geruchsbelästigung gerechnet werden – es stinkt einfach noch.“

Das könne auch noch bis in den frühen Morgen hinein anhalten, teilte die Feuerwehr später mit – die Nachlöscharbeiten zögen sich hin, da die Glutnester durch Trümmerteile verdeckt seien und mit schwerem Gerät durch das THW geräumt werden müssten. Erst ungefähr eine Stunde vor Mitternacht war der Großbrand in den beiden Lagerhallen komplett unter Kontrolle, konnte die Feuerwehr Entwarnung geben: die MCV-Wagenhalle ist gerettet. Nur rund zehn Wochen vor Rosenmontag wäre ein Brand hier eine Katastrophe und womöglich eine Bedrohung für den Rosenmontagszug gewesen. Inwiefern die Halle und ihr Inhalt durch Löschwasser Schaden genommen haben, stand in der Nacht noch nicht fest. Zur Brandursache könne man noch keine Angaben machen, hieß es weiter, die Polizei nahm die Ermittlungen auf.

UPDATE: Beim MCV herrschte am Donnerstag große Erleichterung: „Die Feuerwehr hat einen Riesenjob gemacht“, sagte MCV-Sprecher Michael Bonewitz Mainz&. Dass die Einsatzkräfte es geschafft hätten, die MCV-Wagenhalle zu retten, sei „sensationell, das war ein kleines Meisterstück, was die vollbracht haben. „Das Wichtigste sei für den MCV aber, dass die neun Personen, die in der Halle arbeiteten, in Sicherheit seien und dass es ihnen so weit gut gehe. Zwei der drei Verletzten, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden, könnten heute wohl schon wieder entlassen werden.

In der Halle selbst hielten sich die Schäden in Grenzen, sagte Bonewitz nach einer Besichtigung am Donnerstagmorgen: „Wir haben zwei Löcher in der Decke“, die werde man nun erst einmal flicken, damit es nicht reinregne. „Es war unglaublich viel Löschwasser in der Halle, auch weil die eine Wand gekühlt wurde“, berichtet der MCV-Sprecher weiter. So gebe es kleinere Schäden an Styroporteilen, die Schäden hielten sich aber in Grenzen. „Wagenbauer Dieter Wenger hat mir versichert, dass wir das aufholern können“, sagte Bonewitz – die Motivwagen für den Rosenmontagszug seien nicht gefährdet. „Am Freitag werden die ersten weiter arbeiten können, am Montag werden wir wohl schon wieder Normalzustand haben“, sagte Bonewitz, „wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen.“

 

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Historische Korridorstraße oder Boulevard mit Bäumen? – Architekturprofessor Hädler stellt Konzepte für die LU infrage

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Die Ludwigsstraße Ecke Große Langgasse in Mainz: viel Beton, wenig Grün - Foto: gik

Welche Funktion hat die Ludwigsstraße im öffentlichen Raum? Es war die Gretchenfrage, die der Mainzer Architekturprofessor Emil Hädler da vergangene Woche im Mainzer Rathaus mal eben so in den Raum stellte. Hädler stellte die Grundsatzfrage: Wie wollen die Mainzer ihren wichtigsten Boulevard im Herzen der Stadt nutzen? Die Straße, wo Fastnacht, Feste wie die Johannisnacht und Großevents wie der Tag der Deutschen Einheit stattfinden. Der Haken nämlich: Durch die derzeitigen Planungen der Stadt und der Investoren an der LU würde ein neues Einkaufszentrum bis zur Vorderkante der Pavillons rücken. Damit stelle sich aber die Frage: „Will man die Korridorstraße – oder einen grünen Boulevard wie jetzt?“, betonte Hädler, und stellte gleich auch klar: „Beides wird man nicht haben können.“

Die Ludwigsstraße Ecke Große Langgasse in Mainz: viel Beton, wenig Grün - Foto: gik
Domblick adé? Ein Neubau mit vorgezogener Front würde diesen Blick zunichte machen, warnt Architekturprofessor Emil Hädler. – Foto: gik

Die Bürgerinitiative Ludwigsstraße hatte zu einer Diskussion unter dem Motto „Wie sieht die Zukunft der Ludwigsstraße aus“ geladen, gekommen war auch die halbe Stadtspitze: Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP) und Bauderzenentin Marianne Grosse (SPD) stellten sich den Fragen der rund 70 Besucher – viel Neues gab es dabei aber nicht: Die Stadt sei derzeit dabei, mit dem neuen Investor und Eigentümer, der Baugesellschaft Dirk Gemünden, „einen groben Rahmen abzustecken“, sagte Oberbürgermeister Ebling und betonte: „Wir verhandeln noch nicht.“

Stadt wartet auf Vorstellungen des Investors, eigene städtebauliche Forderungen unklar

„Wir brauchen noch Vorstellungen des Investors“, sagte Baudezernentin Grosse, auch müsse die Stadt „schauen, was wir an städtebaulichen Forderungen haben.“ Die Stadt könne relativ schnell in ein Bebauungsplanverfahren einsteigen, alles, was darin nicht geregelt werden könne, könne ein städtebaulicher Vertrag festlegen – Grosse nannte dabei explizit die Größe der Verkaufsfläche, den Anteil der Gastronomie, aber auch „wer da reinkommt.“ Einer im Saal dürfte da genau seine Ohren gespitzt haben: Seniorchef Dirk Gemünden höchstpersönlich saß während der Veranstaltung im Saal und hörte interessiert zu.

Er hörte auch, wie Ebling sagte: „Investoren sind alle gleich.“ Zwar sei der Herr Gemünden „persönlich viel netter, aber in der Struktur nicht viel anders“ als der vorherige Investor Otto, Eigentümer der Firma ECE, die bekanntlich an der Ludwigsstraße eine große Shoppingmall bauen wollte. Im Gegensatz zu ECE habe Gemünden „ein Interesse daran, dass in Mainz etwas passiert“, sagte Ebling, „ob das auch einfacher ist in den Verhandlungen, werden wir noch sehen.“

So sieht der vorläufige Plan des neuen Investors Gemünden an der LU aus. – Foto: gik

Grosse betonte ferner, der Stadt sei die städtebauliche Aufwertung der Ludwigsstraße als dritter Pol des Einzelhandelskonzeptes neben Römerpassage und Brand wichtig, „wir haben die Chance, städtebaulich weiter zu kommen.“ Wie das allerdings passieren soll, darüber scheint in der Stadtspitze keine genaue Vorstellung zu herrschen. Die bisher im Rahmen der Verhandlungen mit ECE verabschiedeten Konzepte sehen allerdings ein Vorziehen des Gebäudekomplexes bis zur Ludwigsstraße und eine Aufstockung der vorderen Gebäudeteile auf 12,50 Meter vor, die Pavillons würden ebenso verschwinden wie die Plätze dazwischen.

Hädler: Neubau würde Domblick vom Schillerplatz aus verschwinden lassen

Ein solcher Neubau „würde den Domblick vom Schillerplatz aus verschwinden lassen“, machte Architekt Hädler klar, der freie Blick auf den Dom vom Fastnachtsbrunnen aus, sei einst von Mainzer Stadtplanern so konzipiert und umgesetzt worden. „Wie viel Inszenierung des Domblicks wünscht man sich eigentlich vom Schillerplatz aus?“, fragte Hädler und forderte: „Da ist eine Entscheidung notwendig.“ Überhaupt mahnte der Professor für Altbaugestaltung und Baukonstruktionsgeschichte explizit an, sich die gestalterischen Linien der Ludwigsstraße bewusst zu machen – und plädierte eindringlich für ein „Gesamtkunstwerk“ aus einem Guss.

Geschaffen worden nämlich sei die Ludwigsstraße einst von Napoleon als Korridorstraße: Eine „brutal durch die Stadt geschlagene Schneise“ nach dem Vorbild vieler französischer Boulevards, ein „axialer Durchbruch durch ein Stadtquartier“, erklärte Hädler. Ein Baumbestand sei in diesem Konzept nicht vorgesehen, „historisch steht da nie ein Baum“, betonte der Experte. Würde die Raumkante des neuen Einkaufszentrums bis an die Straße vorgezogen, entstehe genau eine solche Korridorstraße mit einer vergleichsweise engen Straßenflucht und ohne Bäume – ganz nach historischem, französischem Vorbild.

Konzept luftiger Boulevard mit Pavillons würde durch Korridorstraße aufgegeben

Blick vom Schillerplatz in die Ludwigsstraße im März 1965: Die Umsetzung des Pavillon-Konzepte. – Foto: Hans Armster

Nach dem zweiten Weltkrieg hingegen habe die Stadt Mainz ein anderes Konzept verfolgt: Das eines luftigen Boulevards mit Bäumen und einer Platzstruktur, hergestellt durch die Pavillons. „Die asymmetrische Gestaltung der Gebäude gab erstmals einen Blick auf den Dom frei“, sagte Hädler. Und dieser „Konsens des Boulevards mit Pavillons“ sei „über die Jahrzehnte hinweg immer wieder bestätigt worden.“ Städtebauliche Wettbewerbe in den Jahren 1991 und 1996 hätten etwa wieder mit der Pavillonstruktur gearbeitet, „das wird erst in Frage gestellt durch das Projekt ECE“, betonte der Architekt: „Zum ersten Mal sprechen wir davon, die Gebäudekante wieder nach vorne zu rücken zum Korridorkonzept.“

Gleichzeitig wolle man aber diese Rückkehr zu dem französischen Konzept nur für einen begrenzten Bereich zwischen der Weißliliengasse und dem Gutenbergplatz umsetzen, kritisierte Hädler – der Bereich zwischen Weißliliengasse und Schillerplatz solle hingegen bleiben, wie er sei. Das aber werde ein Mischmassch aus architektonischen Konzepten entstehen lassen, warnte Hädler – städtebaulich sei das nicht zu empfehlen. Die LU sei aber stets auf den Schillerplatz ausgerichtet gewesen mit Palais „Bassenheimer Hof“ als Endpunkt – „so war das konzeptioniert.“

Fastnacht, Johannisnacht, große Events – in einer Korridorstraße?

Doch eine Diskussion über Städtebau finde in Mainz gar nicht statt, klagte der Architekturprofessor: „Wir reden nicht über irgendein Grundstück – wir reden über die LU!“ Die sei eigentlich eine städtebauliche zusammenhänge Figur als Gesamtkunstwerk, zudem müsse sich die Stadt überlegen, welche Funktion der Boulevard in Zukunft erfüllen solle: „Wie kann man sich die Feste in einer Korridorstraße vorstellen: Fastnacht, Tag der Deutschen Einheit, die Johannisnacht?“, fragte Hädler: „Welche Funktion hat die LU im öffentlichen Raum? Wird es mit den Bäumen nicht zu eng?“

Feuerwehr und Polizei hatten bereits vor Jahren gewarnt, die LU als Korridorstraße werde etwa am Rosenmontag viel zu eng für die Menschenmassen, es würden Fluchtwege fehlen. Derzeit seien die Wege hinter den Pavillons für die Rettungskräfte unverzichtbar, fielen die weg, drohe der LU gar eine Einschränkung der Besucherzahlen – der Rosenmontagszug auf der LU ohne Publikum?

Pavillons, Bäume? Oder zurück zur ursprünglichen Boulevardform der Franzosen? – Foto: gik

BI LU kritisiert: Stadt will Plätze auf der LU ohne Ausgleich verkaufen

Hädlers Vortrag sei „ein Augenöffner“, sagte denn auch der Sprecher der Bürgerinitiative, Hartwig Daniels. Gemünden als Investor sei ein positives Signal, doch auch von dem erwarte die BI, „dass er sich an der historischen Bedeutung des Ortes orientiert.“ Hauptkritikpunkt der Bürgerinitiative ist weiterhin, dass auch mit den neuen Planungen an der Ludwigsstraße ein großer Klotz entstehen würde – und dass die Stadt die Plätze zwischen den derzeitigen Pavillons ohne Ausgleich verkaufen will. „Diese Plätze sind Gold Wert, hier geht kostbarer öffentlicher Raum verloren“, kritisierte Daniels.

Dass die Plätze derzeit unattraktiv seien, das habe doch die Stadt als Eigentümerin zu verantworten, „es sind Plätze der Stadt, die hätten instand gehalten werden müssen“, kritisierte Daniels. In den Leitlinien sei zudem damals festgelegt worden, dass die Plätze nur gegen Ausgleich an anderer Stelle weggegeben würden, von diesem Ausgleich sei nun aber nichts mehr in Sicht.  „Die Plätze sind ein unermesslicher Wert für die Bürger“, betonte Daniels, „wenn uns das einfach weggezogen wird, dann fühlen wir uns auch nicht mehr gebunden, einem Verkauf der Plätze zuzustimmen.“

„Mainz kann sich hier vor Touristen und Stadtplanern blamieren“

Rosenmontag auf der LU – künftig im Korridor? – Foto: gik

„Die Plätze sind doch die Morgengabe für den Investor“, kritisierte auch Gerhard Heck von der Bürgerinitiative, der Ausgleich solle in Plätze gesteckt werden, die es schon gebe – und nicht, wie ursprünglich versprochen, in neue Flächen innerhalb des Bauquartiers. Tatsächlich hatten OB und Dezernenten genau das zuvor bestätigt. Wirtschaftsdezernent Christophher Sitte (FDP) sagte zudem, die Stadt wolle die Plätze „ganz klassisch verkaufen“, weil ein Gegenwert durch Sachleistungen „immer ein Geschmäckle“ haben könne. Der Gutachterausschuss der Stadt solle in einem Gutachten den Wert der Plätze festlegen, „den wir nicht in einem großen Maße unterschreiten dürfen.“ Zudem sei die Stadt gehalten, jedes Jahr zwei Millionen Euro an Grundstücksverkäufen zu erzielen, um Schulden zu tilgen.

Architekt Hädler schlug denn auch am Ende einen Realisierung- und Ideenwettbewerb für die LU vor, das stieß bei der BI sehr auf Zustimmung. „Ich habe nie verstanden, warum woanders Wettbewerbe selbstverständlich stattfinden, aber hier, im Herzen von Mainz, soll nicht mehr diskutiert werden“, sagte Daniels. Dezernentin Grosse habe damals selbst gesagt, man habe mit den Leitlinien etwas in der Hand, um mit Investoren Tacheles zu reden, „davon ist nichts übriggeblieben.“ Die Gestaltung der LU aber sei eine Entscheidung für Generationen, „etwas wo sich die Stadt Mainz vor Touristen und Stadtplanern blamieren kann“, betonte Daniels noch, und fügte hinzu: „Ich vertraue auf Herrn Gemünden, Sie werden sich hier ein Denkmal setzen – so oder so.“

Info& auf Mainz&: Am 6. Dezember 2017 trifft sich die Bürgerinitiative Ludwigsstraße zu ihrem Jahresabschluss, dabei wird Architekturprofessor Emil Hädler seinen Vortrag über die Geschichte und Konzeption der Ludwigsstraße in voller Länge halten. Um 19.00 Uhr im Valencia-Zimmer des Rathauses. Mehr über die Vorstellung des neuen Investors Gemünden lest Ihr hier bei Mainz&.

 

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Taubertsbergbad wird wieder städtisch – Mainzer Stadtbad GmbH übernimmt zum 1. Januar 2018 – Schäden von bis zu 18 Millionen Euro

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Die gute Nachricht: Das Mainzer Taubertsbergbad wird wieder ein städtisches Schwimmbad, zum 1. Januar 2018 übernehmen die Mainzer Stadtwerke mit der Mainzer Stadtbad GmbH den Besitz und Betrieb des Innenstadtbades. Die schlechte Nachricht: Der insolvente Altbetreiber Uwe Deyle hinterlässt einen Scherbenhaufen von bis zu 18 Millionen Euro, so hoch summieren sich inzwischen die Schäden am Taubertsbergbad. Das geht inzwischen weit über abfallende Fliesen hinaus: Sauna und Erlebnisbad müssen völlig entkernt und neu gebaut werden, sogar das Dach des Gebäudes ist marode. Doch den Mainzern bleibt das Bad erhalten: Das Sportbad ist weiter geöffnet, auch Sauna und Erlebnisbad sollen wieder öffnen. Nur wann – das weiß derzeit niemand.

Das Sportbad des Mainzer Taubertsbergbads bleibt weiter offen, die Stadt übernimmt das Bad zum Januar 2018. – Foto: gik

Es ist ein Privatisierungsende mit Schrecken: Vier Millionen Euro wird die Sanierung der Technik kosten, zwölf Millionen Euro die Renovierung des Gebäudes, sagte Sport- und Finanzdezernent Günter Beck (Grüne) am Donnerstag. Dazu kommen noch Gelder für die allgemeine Wiederinstandsetzung des Schwimmbads – insgesamt beziffert die Stadt derzeit den Schaden am Taubertsbergbad auf bis zu 18 Millionen Euro. Ob das ausreicht, kann derzeit niemand sagen – Beck erzählte kürzlich vor Journalisten, wie er etwa unter dem Dach des Bads herumkriechend weitere Schäden in Augenschein nehmen musste…

2003 hatte die Stadt Mainz das Taubertsbergbad in die Hände des privaten Betreibers Uwe Deyle gegeben, der baute eine moderne Erlebnislandschaft und eine Sauna ein. Doch in die Instandhaltung investierte Deyle offenbar nur wenig, schon seit Jahren hatten sich die Mängel an dem einzigen Mainzer Innenstadtbad gehäuft: Da fielen Fliesen von den Wänden, Duschen waren marode, Spinde kaputt. Doch das waren nur die nach außen sichtbaren Probleme. Seit die Stadt Ende September wieder Einblick in das Bad bekam, traten immer neue Katastrophen zutage. Der gesamte Bereich des Sauna- und Erlebnisbads ist inzwischen still gelegt, die Einrichtungen müssen vollständig herausgerissen und erneuert werden.

Auf 18 Millionen Euro beläuft sich inzwischen die offizielle Schätzung der Schäden, die Stadt musste bereits 750.000 Euro in die Hand nehmen, um den Weiterbetrieb des Bads zu sichern. Am Mittwoch stellte der Stadtrat weitere 2,5 Millionen Euro bis zum Jahresende für die Sanierungen zur Verfügung – das Bad erweist sich derzeit als Fass ohne Boden. Betreiber Deyle sei offenbar jahrelang seinen Instandhaltungspflichten nicht nachgekommen, heißt es jetzt von der Stadt, wo man sich verteidigt: Man habe aufgrund der Verträge mit Deyle keine Einsichtsmöglichkeiten gehabt und erst Recht keine Handhabe. „Der Vertrag hatte seine Probleme, und die haben zu Schwierigkeiten geführt“, sagte Beck am Mittwoch im Stadtrat, er werde sich aber „nicht in die Debatte einmischen, wer ist schuld.“

Das Erlebnisbad und die Saunalandschaft im Taubertsbergbad bleiben allerdings bis auf Weiteres geschlossen – die Baumängel sind riesig. – Foto: gik

Bekanntlich streiten sich bereits seit Jahren Deyle und der damalige Bauunternehmer Dirk Gemünden über die Frage, wer die Mängel am Bau tragen muss. Beck sagte dazu nur, es habe damals nach der Fertigstellung des Neubaus eine Begehung gegeben, bei der Mängel festgestellt und in einem Protokoll festgehalten worden seien. Diese Mängel hätte aus Sicht der Stadt Deyle beheben müssen. Anfang September dann meldete Deyle Insolvenz mit dem Taubertsbergbad an – nachdem er monatelang einfach abgetaucht war. Nach der Insolvenz kam für die Stadt das böse Erwachen, die List der Schäden an Gebäude, Becken und Einrichtung wird immer länger.

Trotzdem beschlossen Stadtspitze und Stadtrat nun, das Taubertsbergbad künftig unter städtischer Ägide weiterzuführen, alle Versuche, einen neuen privaten Betreiber zu finden, zerschlugen sich. Er habe mit privaten Badbetreibern gesprochen, auch mit dem Schwimmverein Mombach, sagte Beck, selbst am Rande des Städtetags habe er mit Schwimmbad-Experten über die Bäderlandschaft in Deutschland diskutiert. Am Ende entschied sich die Stadt, das Schwimmbad zu rekommunalisieren – offenbar war dies die wirtschaftlichste Variante. Auch will man sich keinen neuen Probleminvestor in die Stadt holen. „Uns ist gelungen, dass dieses Bad trotz Insolvenz nicht geschlossen wurde“, betonte Beck, und Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) ergänzte: „Es war eine krisenhafte Situation, die Stadt hat sich schnell entscheiden müssen.“

So warb das Taubertsbergbad bis vor Kurzem für sein Erlebnisbad, der alte Besitzer Deyle aber hinterließ einen riesigen Sanierungsstau. – Foto: gik

Die Rekommunalisierung des Schwimmbads sei richtig, betonte Ebling, die Stadt hole sich damit ein Stück Steuerung zurück. Künftig nämlich wird der Mainzer Stadtrat wieder über Zuschuss und Finanzierung entscheiden. Der Besitz und der Betrieb des Bads gehen nun zum 1. Januar 2018 in die Hände der Mainzer Stadtwerke mit der neu gegründeten Tochter Mainzer Stadtbad GmbH. Ebling sprach dabei von dringender „Zukunftssicherung“: „Schwimmbäder erfüllen wichtige Funktionen in einer Stadt, früher hätte man von Volksgesundheit gesprochen“, sagte der OB. Und zwei Schwimmbäder seien nun auch wirklich kein Luxus für eine Stadt mit 210.000 Einwohnern – außer dem Taubertsbergbad gibt es auf Mainzer Gebiet nur noch das Mombacher Schwimmbad, das von einem Schwimmverein sehr erfolgreich betrieben wird.

Für die anstehende Sanierung muss die Mainzer Stadtbad GmbH nun Kredite zwischen 12,5 und 18 Millionen Euro aufnehmen, die Stadt Mainz schießt pro Jahr 1,3 Millionen Euro netto plus Umsatzsteuer hinzu – vorerst. Der Stadtrat erhöhte nun mittels eines Nachtragshaushalts den Zuschuss der Stadt für die Jahre 2018 bis 2020 auf 1,547 Millionen Euro pro Jahr, das ist der Bruttobetrag. „Sobald sich der Geschäftsbetrieb nach den ersten drei Jahren verstetigt hat, soll die Stadt Mainz das Defizit aus dem öffentlichen Badbetrieb ausgleichen“, heißt es weiter. Gutachten zufolge ist der Betrieb des Sportbades nämlich – wie schon immer – defizitär, Erlebnisbad und Saunalandschaft hingegen können rentabel betrieben werden.

Beck sagte deshalb auch, ja, über einen Abriss der maroden Badteile sei kurz nachgedacht, aber als unsinnig verworfen worden: „Es gab tatsächlich mal einen Punk, wo man überlegt hat abzureißen“, sagte Beck am Donnerstag, „betriebswirtschaftlich wäre das aber nicht sinnvoll – wir hätten dann ausgerechnet das Profitcenter abgerissen.“ Geld werde in Erlebnisbad und Sauna verdient, und vor allem die Renovierung der Sauna sei „auf gutem Weg“. Die Fertigstellung hänge allerdings von der Auftragslage der Handwerker ab – die Stadt hat derzeit, wie viele Bauherren, das Problem, dass Handwerker schlicht keine Zeit haben. Pläne und Absprachen seien zwar getroffen, sagte Beck, „aber wir wissen nicht, wann die Handwerker kommen – die strahlen alle nur und sagen, irgendwann.“ Zum Erlebnisbad hieß es hingegen erstmal nur, man werde sich im Januar zusammensetzen „und überlegen, wie es hier weiter geht.“

Schwimmbad vorerst gerettet – und zurück in den Händen der Stadt. – Foto: gik

Die Mainzer Stadtbad GmBH wird nun künftig die Geschäftsbereiche des Schwimmbads in zwei Sparten aufteilen: den öffentlichen Badbetrieb von Hallen- und Freibad und zum anderen den Freizeitbadbetrieb mit Therme, Sauna und Gastronomie. Die Profite aus Letzterem sollen für spätere Investitionen in die Gebäudesubstanz des Bads verwendet werden, heißt es weiter – die Stadt muss indes die Defizite aus dem Sportbadbereich tragen. Gewinne sollen aber zu je 50 Prozent zwischen Bad GmbH und Stadt geteilt werden.

Die rund 45 Mitarbeiter des Taubertsbergbads werden übernommen, die Stadtwerke holten sich zudem fürs Management die Gesellschaft für Entwicklung und Management für Freizeitbetriebe (GMF) aus Neuried ins Boot. Die Firma leitet bundesweit 19 Bäder und rettete schon ein Bad bei Augsburg nach einer Deyle-Insolvenz. Seit 30 Jahren sei die GMF auf den Betrieb von Freizeitanlagen und Bädern spezialisiert, sagte Reiner Pethran von der GMF, man habe pro Jahr rund sieben Millionen Besucher in den eigenen Anlagen. „Wir kennen den Markt und die Region hier sehr gut“, betonte Pethran, und man habe Erfahrung im Retten von Deyle-Bädern: Bei Augsburg habe die GMF ein Deyle-Objekt übernommen und betreibe es heute wirtschaftlich. „Und das sah noch schlimmer aus“, sagte Pethran.

Die GMF soll deshalb nun in Mainz für zwei Jahre die Funktion des Bädermanagers übernehmen. „Wir ergänzen die Erfahrung, die die Mainzer hier haben durch unsere Spezialisierung“, sagte Pethran. „Wir haben ein Bad angetroffen, in dem viele Sachen nicht dokumentiert sind“, seufzte die neue Schwimmbad-Geschäftsführerin Kerstin Stumpf, vielfach müssten Betriebshandbücher völlig neu erstellt werden. Die anstehenden Bauarbeiten würden aber auf jeden Fall „im Bestand“ ablaufen, das Schwimmbad solle unbedingt offen bleiben – das ist auch wichtig für den Schulsport. „Wir reden von einem eingeschränkten Betrieb, der Jahre dauern wird“, sagte Stumpf, auch für das Sportbad werde es „Revisionszeiten geben“. Die sollen aber nach Möglichkeit in den Sommer gelegt werden, wenn das Freibad offen hat. „Das ist eine Herkulesaufgabe“, räumte Stadtwerke-Chef Daniel Gahr ein, die Stadtwerke fühlten sich für die Aufgabe aber gut gerüstet.

Info& auf Mainz&: Wer das Zukunftskonzept für das Mainzer Taubertsbergbad im Detail nachlesen will, wird hier bei der Stadt Mainz in den Unterlagen des Mainzer Stadtrats fündig. Mainz& hatte natürlich über die Insolvenz sowie die Vorgeschichte des Investors Deyle berichtet – einen Bericht dazu findet Ihr unter anderem hier. Mehr zur Gesellschaft GMF findet man hier im Internet.

 

 

 

 

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43. Mainzer Weihnachtsmarkt 2017: Bewährter Genuss unterm Sternenhimmel – Glühweinpreis steigt auf drei Euro

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Er gilt als einer der schönsten Weihnachtsmärkte der Republik: Am 30. November öffnet im Schatten des Doms der 43. Mainzer Weihnachtsmarkt seine Pforten für Glühweinduft und Lichterglanz. Die 98 Stände rund um den ehrwürdigen Dom sind im Vergleich zum Vorjahr unverändert, das gilt leider auch weiter für die Öffnungszeiten: Noch immer schließt der Markt unter der Woche um 20.30 Uhr, am Wochenende um 21.00 Uhr. Veränderung hingegen gibt es bei den Glühweinpreisen: Der Preis pro Becher steigt auf drei Euro – die schlechte Weinernte ist Schuld. Bis zum 23. Dezember locken ab kommendem Donnerstag wieder Glühweinduft und Lichterglanz, zaubern Buden und Adventsaccessoires vorweihnachtliche Stimmung in die Innenstadt.

Wunderschöner Mainzer Weihnachtsmarkt – am 30. November 2017 öffnet der 42. Markt seine Tore! – Foto: gik

1975 wurde der Mainzer Weihnachtsmarkt von den Mainzer Schaustellern ins Leben gerufen, nun findet der Markt bereits zum 43. Mal im Schatten des Doms statt. 2015 hatte die Stadt die Standvergabe ja neu ausgeschrieben, es folgte ein Vergabechaos, das schließlich vor Gericht landete – am Ende stand eine behutsame Neuordnung des Angebots. Seitdem schafft der Weihnachtsmarkt die wunderbare Melange aus geliebten, alteingesessenen Ständen – wie dem Glühweinstand vor den Markthäusern oder dem Reibekuchenstand am Schuhhaus – und neuen Angeboten wie Naturseifen, Schutzengeln oder Backmischungen im Glas.

„Was gibt es Neues? Am besten nichts“, sagte denn auch Hans Peter Brümmendorf, Leiter des Wirtschaftsamtes der Stadt Mainz, am Freitag bei der Vorstellung des Programms für 2017: Der Mainzer Weihnachtsmarkt sei ein Traditions-Weihnachtsmarkt, der bewusst auf das generationenübergreifende Erleben der Weihnachtszeit mit allen Sinnen setze. Strahlende Kinderaugen vor der Krippe, der Glanz des Lichterhimmels, der Duft der Weihnachtsbäckerei – „von Charakter, Sortiment und Ausstattung ist es ein Weihnachtsmarkt, der diese Tradition bewahren will“, betonte Brümmendorf.

Vorfreude auf tolle Winzerglühweine auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt. – Foto: gik

„Wir wollen vorweihnachtliche Stimmung in die Innenstadt tragen“, sagte Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP), der Weihnachtsmarkt biete ein Erlebnis mit allen Sinnen: „Hören, schmecken, riechen, alles was dazu gehört.“ Dazu gehört natürlich auch das leibliche Wohl: 18 Essensstände sorgen für eine breite Versorgung mit Bratwurst und Kartoffelpuffern, Grünkohl, Raclette-Käse und diversesten Suppensorten. Von Crêpes über Flammkuchen bis hin zu den mittelalterlichen Dinele-Fladen reicht die Palette, es gibt Flammlachs, ungarisches Gulasch und Churros.  An gleich einem Dutzend Ständen wird Glühwein ausgeschenkt und beileibe nicht nur roter: Chardonnay und Riesling, Muskateller und Silvaner – auch weiße Glühweinsorten boomen regelrecht.

Die Mainzer Schausteller schenken ausschließlich Winzer-Glühwein aus, Mainz& hat das ja mehrfach beim großen Mainz&-Glühweintest nachgeprüft: Alle Glühweine stammen von Weingütern oder werden gleich selbst vom Winzer ausgeschenkt – die hohe Qualität sorgte in diesem Jahr allerdings für eine unangenehme Begleiterscheinung. Der Preis für einen Becher Glühwein steigt nämlich von 2,50 Euro auf 3,- Euro. Der Grund: die schlechte und vor allem geringe Ernte des Jahrgangs 2017. „Dadurch sind für uns die Einkaufspreise explodiert“, erklärt Schausteller-Sprecher Sascha Barth, „um die Qualität halten zu können, mussten die Preise um 50 Cent angehoben werden.“

Budenzauber unterm Lichterhimmel: der Mainzer Weihnachtsmarkt ist einer der schönsten der Republik. – Foto: gik

Zum Rundumerlebnis Weihnachtsmarkt gehört aber natürlich auch die Musik, zwei Bühnen – an der großen Weihnachtskrippe und auf dem Liebfrauenplatz – stehen für ein umfangreiches Programm zur Verfügung. Der Fokus liegt auf Familien mit Kindern und natürlich auf Weihnachtsliedern: Am 10. Dezember gibt es einen Kindernachmittag mit der Waldhexe Fabula, den ganzen Dezember über geben sich Posaunensembles, Musikgruppen und Chöre die Ehre. Am 7. Dezember kommt der Rostov-Kosakenchor, und am 8. Dezember gibt sich Maxine Howard zum Gospelkonzert die Ehre – auch eine Verbeugung vor den vielen ausländischen und amerikanischen Besuchern des Marktes.

„Wir wollen die Besucher nicht nur zum Konsumieren bringen, sondern die vorweihnachtliche Atmosphäre mit allen Sinnen zum Erlebnis machen“, sagte Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP). Im begehbaren Honigstand am Fahnencarree stellen Hobbykünstler ihre Werke aus, in der begehbaren Werkstatt kann man beim Entstehen von Schmuck, Mode, Dekoartikeln oder Grußkarten zusehen.

Und weil immer mehr Weihnachtsmarkt-Besucher Smartphones nutzen und gerne auf dem Markt ein, zwei Fotos schießen, hat die Stadt ihr Mobilfunkangebot verstärkt: Erstmals wird es kostenfreies Wlan auf dem gesamten Weihnachtsmarkt geben. Die sogenannten M-Hotspots, für die man sonst eine Anmeldung braucht, stehen den Besuchern dann für zwölf Stunden am Tag kostenlos und ohne lästige Anmeldung zur Verfügung. Einfach die AGBs bestätigen – und schon ist man drin. Das sei zeitgemäß und zudem von den Standbetreibern gewünscht worden, heißt es bei der Stadt.

Die Nizza-Poller im braunen Holzgewand schützten schon 2016 den Mainzer Weihnachtsmarkt. – Foto: gik

Auch die Sicherheit nimmt natürlich in diesem Jahr wieder großen Raum ein: Die Terrorgefahr sei weiter „abstrakt hoch“, eine Gefährdung grundsätzlich gegeben, heißt es beim Mainzer Innenministerium – konkrete Hinweise auf eine Anschlagsgefahr gebe es aber nicht. Seit Anfang 2015, als Terroristen das französische Satiremagazin Charlie Hebdo überfielen und Redaktionsmitglieder  ermordeten, herrscht im Grunde in den Polizeistationen die höchste Sicherheitsstufe. Seit dem Anschlag von Nizza, als ein Terrorist mit einem Lkw in eine Menschenmenge fuhr, rüstete sich Mainz bereits für ähnliche Szenarien.

So werden auch in diesem Jahr wieder die sogenannten „Nizza-Poller“ den Zugang zum Mainzer Weihnachtsmarkt vom Höfchen aus schützen – die Betonblockaden sind dezent mit Holz verkleidet und waren 2016 den meisten Besuchern gar nicht aufgefallen. Auch an den übrigens Zufahrtswegen werden Poller, Barrieren und große Einsatzfahrzeuge die direkte Zufahrt mit einem Fahrzeug blockieren – der Mainzer Weihnachtsmarkt liegt ja ohnehin zwischen Dom und Markthäusern sehr geschützt.

„Wir sichern die Weihnachtsmärkte schon seit einigen Jahren sehr gut“, sagt denn auch der Mainzer Polizeisprecher Rinaldo Roberto im Gespräch mit Mainz&, das gelte auch für die übrigen Weihnachtsmärkte auf dem Schillerplatz, am Neubrunnenplatz und am Hauptbahnhof. Die Polizei werde mit Streifen in Uniform wieder stark Präsenz zeigen, auch Kräfte in zivil seien auf dem Markt unterwegs. Dazu hat die Stadt Mainz in diesem Jahr einen zusätzlichen Sicherheitsdienst mit vier Personen engagiert, die Mitarbeiter sollen unter anderem dafür sorgen, dass Fluchtwege auch bei großem Gedränge frei bleiben. Eine flächendeckende Videoüberwachung des gesamten Marktes werde es dagegen nicht geben, betonte die Stadt. Videokameras gebe es lediglich im Bereich der Krippe und der großen Weihnachtspyramide – gegen Diebstahl.

Die Polizei wird auch 2017 auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt starke Präsenz zeigen – gegen Taschendiebe und andere Störer. – Foto: gik

Überhaupt betreffe die Menschen das Problem der Taschendiebstähle viel mehr, sagte Roberto. Auch 2016 kam es zu zahlreichen Diebstählen aus Jackentaschen und Handtaschen, besonders im Gedränge ist die Gefahr groß. Mainz& berichtete deshalb schon 2016 bei einem Gang mit der Polizei über den Mainzer Weihnachtsmarkt von Gefahrenstellen – das könnt Ihr hier nachlesen. Auch vor aggressiven Bettlern, Wechselgeldtricks und anderen Betrugsmaschen warnt die Polizei.

Die Beamten würden deshalb auch Gedrängestellen besonders im Auge behalten, sagte Roberto, und natürlich wieder Besucher über die Gefahr der offenen Handtaschen aufklären. Dazu werde über kriminalistische Aufklärung schon im Vorfeld nach Erkenntnissen auf eine Gefährdung hin gesucht, „das machen wir ja bei allen Veranstaltungen“, betonte Roberto.

„Ich glaube, die Menschen haben ein feines Gespür – sie wissen, dass eine – wenn auch abstrakte – Gefahr besteht“, sagte Innenminister Roger Lewentz (SPD) auf Mainz&-Anfrage. Gleichzeitig wollten die Menschen aber auch ihr gewohntes Leben leben. „Die Sicherheitsbehörden tun alles gemeinsam mit den Veranstaltern, um die größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten“, fügte Lewentz hinzu.

Und so steht einem entspannten Weihnachtsmarkt-Bummel in Mainz eigentlich nichts mehr im Wege – Dezernent Sitte hoffte dabei auch noch auf kaltes und trockenes Wetter. „Ich kann nur dazu aufrufen: genießen Sie ihn“, sagte Rolf Weiss, Sprecher der Marktbeschicker – es sei womöglich der letzte Weihnachtsmarkt in dieser Form. „Wenn der Bibelturm neben dem Gutenberg-Museum gebaut wird, wird sich doch einiges ändern“, sagte Weiss, dann müssten das Weihnachtsdorf und acht weitere Stände verlegt werden. Das allerdings sei überhaupt noch nicht spruchreif, betonte Sitte – schließlich werde erst einmal der Bürgerentscheid entscheiden müssen, ob der Turm überhaupt gebaut werde. „Wir machen uns dann Gedanken“, sagte Sitte, „wenn wir wissen, ob wir uns Gedanken machen müssen.“

Info& auf Mainz&: Der 43. Mainzer Weihnachtsmarkt ist vom 30. November bis 23. Dezember täglich von 11.000 Uhr bis 20.30 Uhr, freitags und samstags von 11.00 Uhr bis 21.00 Uhr geöffnet. Jeden Abend gibt es einen kleinen „Zapfenstreich“: Ein Gong kündigt dann an, dass in wenigen Minuten die Stände schließen. Die offizielle Eröffnung findet am Donnerstag, dem 30. November um 17.00 Uhr an der Bühne auf dem Liebfrauenplatz statt, am letzten Tag sind die Stände auch bis 21.00 Uhr geöffnet – der Abbau findet erst am 27. und 28. Dezember statt. Ab Freitag, den 29. Dezember, kehrt dann der Mainzer Wochenmarkt an den Dom zurück, während des Weihnachtsmarktes findet der vor dem Staatstheater statt. Informationen und das ausführliche Programm gibt es auch noch einmal hier bei der Stadt Mainz im Internet.

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