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Start 2018 Februar

Monatsarchive: Februar 2018

Verneigung vor einem Genie: Mit „Gutenberg und das Geheimnis der Sibylle“ ist ein spannender Gutenberg-Comic erschienen

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Zum 550. Todesjahr von Johannes Gutenberg wird der berühmte Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern nun mit einem besonderen Druckerzeugnis geehrt: Am Mittwoch wurde in Mainz ein Gutenberg-Comic vorgestellt. „Gutenberg und das Geheimnis der Sibylle“ ist eine liebevoll gezeichnete Hommage an den Buchdrucker und das Ringen um seine Erfindung – und ein spannender Mittelalter-Thriller. Angesiedelt ist der Comic allerdings in Straßburg: Dort lebte Gutenberg zwischen 1434 und 1444, Forscher vermuten heute, dass der Buchdrucker in der Stadt im Elsass die ersten Schritte in Richtung seiner Erfindung machte. Seine ersten erfolgreichen Druckversuche soll Gutenberg 1440 in Straßburg gemacht haben, auch wenn er seine berühmte Bibel erst um 1451 druckte – da lebte Gutenberg bereits wieder in Mainz.

„Gutenberg und das Geheimnis der Sibylle“ – der Gutenberg- Comic ist auf Deutsch und auf Französisch erschienen. – Foto: gik

Am Mittwoch präsentierten denn auch die Oberbürgermeister von beiden Städten gemeinsam den Gutenberg- Comic: „Gutenberg ist unser gemeinsames Gut“, betonte der Straßburger Oberbürgermeister Roland Ries und berichtete, dass auch in Straßburg ein Gutenberg-Jahr zum kleinen Todestags-Jubiläum begangen werde. „Wir haben eine gemeinsame Geschichte zu erzählen, die die Welt verändert hat“, sagte der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD). Der Comic sei „ein Stück Verneigung vor dem Genie“, das gemeinsame Gutenberg-Erbe „ein Privileg für unsere beiden Städte.“

Die Geschichte beginnt im Jahr 1438 in Florenz, Papst Eugen ist erzürnt: In Straßburg kursieren Bücher mit alten Prophezeiungen der Sibylle, die die Rückkehr von Kaiser Friedrich Barbarossa anpreisen – und alle Exemplare sind höchst identisch! Die Verbreitung der heidnischen Schrift muss gestoppt werden, befindet der Papst und beauftragt die gerissene Bankerfamilie Medici, Nachforschungen anzustellen….

Aus diesem Start entwickelt sich ein rasanter Thriller um den Buchdrucker Johannes Gutenberg. Da gibt es Spione und Räuber, Mitarbeiter werden ermordet und sogar eine verführerische italienische Agentin umgarnt den Meister – Gutenberg droht, in mehr als eine Falle zu geraten. Die Geschichte basiert auf den wenigen Fakten, die über Gutenbergs Biographie bekannt sind: Dass er erste Texte in Straßburg wie Pilgerspiegel druckte, ist bekannt, auch die sibyllinischen Texte sind belegt – ein einziges Teilblatt des Sibyllenbuches wurde Ende des 19. Jahrhunderts in Mainz entdeckt. Heute kann man es im Tresorraum mit den Gutenberg-Bibeln bewundern, als eines der ersten Druckerzeugnisse aus Gutenbergs Werkstatt.

Liebevolle Zeichnung, spannender Thriller: der Gutenberg- Comic. – Foto: gik

„Den Auszug der Sibylle vorhin im Tresor zu sehen, war für mich ein großer Moment“, sagte denn auch Roger Seiter bewegt. Seiter hat den Gutenberg-Comic getextet, es ist beileibe nicht der erste Comic aus seiner Feder: Seit 25 Jahren arbeitet er an den „Graphic Novels“, mehr als einhundert solcher Werke hat Seiter bereits gefertigt, viele in Zusammenarbeit mit dem Verlag Editions du Signe. Der Straßburger Buchverlag hat sich unter anderem auf historische Comics spezialisiert, rund 150 habe man bereits herausgegeben, sagte Verlagsleiter Christian Riehl nun in Mainz. Viele drehen sich um das historische Straßburg und seien sehr beliebt.

Comics gehören in Frankreich fest zum Kanon großer Kultur, Zeichner und Texter wie einst die Asterix-Erfinder René Goscinny und Albert Uderzo werden verehrt wie Helden. „Es war geradezu unsere Pflicht, einen Band über die weltberühmte Figur Johannes Gutenberg herauszugeben“, sagte Riehl. Ziel des Comics sei es, „Gutenbergs abenteuerliches und geheimnisvolles Leben auf unterhaltsame Weise darzustellen.“ Der Comic sei zudem die beste Art, Jung und Alt für das Thema zu interessieren. Je 150 Exemplare sollen deshalb nun auch an französische und deutsche Schulen verteilt werden – der Comic ist sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch erschienen, die Auflage beträgt 1.500 Stück.

Präsentation des neuen Gutenberg-Comics mit den Akteuren, von links nach rechts: Zeichner Vincent Wagner, Autor Roger Seiter, der Straßburger OB Roland Ries, der Mainzer OB Michael Ebling und Verleger Christian Riehl. – Foto: gik

Ein Jahr harte Arbeit stecke in dem Comic, berichtete Riehl. Gezeichnet wurde das gut 50 Seiten lange Werk von dem Zeichner Vincent Wagner, die Farben sind bewusst an das Thema angelehnt: Brauntöne mischen sich mit Schwarz und Rot, es sind Farben alter Bücher – und des Buchdrucks selbst. Liebevoll entsteht dabei das alte Straßburg vor den Augen des Betrachters, die Figuren hingegen erscheinen eher modern – manchmal vielleicht gar zu modern. Es ist wohl der Geschichte geschuldet: Der Thriller dreht sich nicht nur um die Frage, was Gutenberg erfand, sondern auch um das Ringen mit den Folgen dieser Wissens-Revolution. Denn während die Kirche die unkontrollierte Ausbreitung von Wissen zu verhindern sucht, sind andere geradezu elektrisiert von den Möglichkeiten, Wissen günstig und breit zu streuen.

Vier bis fünf Monate Forschungsarbeit habe er in das Werk investiert, berichtete Seiter. „Das Abenteuer hat vor einem Jahr begonnen – mit einem Anruf“, erzählte er. Ob er einen Gutenberg-Comic schreiben wolle? Seiter wollte. Nach der Forschung habe er das Szenario geschrieben, dann fange der Illustrator an, der noch einmal fünf bis sieben Monate benötige. Auch Zeichner Vincent Wagner berichtete, er sei viel zwischen Mainz und Straßburg gereist, habe Gebäude studiert und Umgebungen. Für Mainzer ist es ein bisschen schade, dass lediglich der Epilog in Mainz spielt, immerhin zeigen die sechs Seiten Gutenbergs Werkstatt, sein Meisterwerk – und die Auflösung des Thrillers.

Der neue Gutenberg Comic. – Foto: gik

Der Comic beweise denn auch, dass „an vielen Stellen der Welt daran erinnert wird, wie sehr Gutenberg diese Welt verändert hat“, sagte Ebling. Und er zeige, dass schon Gutenberg und seine Medienrevolution dieselben wichtigen Fragen stellte, die auch uns heute bewege: „Was richtet so ein gedrucktes Buch an? Was eine Information, die jeder Mann und jede Frau bekommt?“, sagte Ebling. Und wie verändere es die Welt, wenn Informationen in Echtzeit auf das Handy kämen? „Die Fragen, die hier gestellt werden, sind sehr aktuelle Fragen nach Chancen und Risiken“, fügte er hinzu.

Diese „erste Revolution der Wissensverbreitung“ habe aber auch dazu beigetragen, Kultur und Werte des Humanismus entlang des Rheins zu verbreiten, betonte der Straßburger Bürgermeister Ries. Diese humanistischen Werte wie Toleranz und eine ausgewogene Gesellschaft seien noch immer aktuell: „Sie sind auch heute auf der Tagesordnung, und es gilt, sie weiter zu verbreiten“, fügte er hinzu.

Info& auf Mainz&: Der Comic „Gutenberg und das Geheimnis der Sibylle“ ist im Straßburger Editions du Signe-Verlag erschienen, und zwar auf Deutsch und auf Französisch. Die Comic-Geschichte wird flankiert von Hintergrundtexten auf wissenschaftlicher Basis über Gutenberg, sein Leben und seine Erfindung. Der Band kostet 16,90 Euro und ist im Shop des Gutenberg-Museums, bei der Touristik-Information und auch in Mainzer Buchhandlungen zu bekommen. Mit den neuesten Forschungen über Johannes Gutenberg, gerade auch in seiner Straßburger Zeit, beschäftigte sich auch jüngst ein Gutenberg-Film – mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&.  Einen Link zum französischen Verlag gibt es hier.

 

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Bundesverwaltungsgericht Leipzig erlaubt Fahrverbote für Diesel – Stadt Mainz erwartet Urteil im Sommer – Busnachrüstung bis Ende 2018

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Stau auf der Brücke von Kastel nach Mainz - Foto: Sigi
Die Folge: Stau auf der Brücke von Kastel nach Mainznach Mainz - Foto: S.Babst

Es war der erwartete Paukenschlag: Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat am Dienstag Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in bundesdeutschen Städten für rechtmäßig erklärt. Die Kommunen dürften sehr wohl Fahrverbote verhängen, mehr noch: Die Städte hätten sogar Fahrverbote ernsthaft zu berücksichtigen, wenn anders die Grenzwerte bei den als schädlich geltenden  Stickoxiden nicht einzuhalten wären. Damit wiesen die Leipziger Richter den Einspruch der Städte Stuttgart und Düsseldorf zurück – und gaben der Deutschen Umwelthilfe weitgehend Recht. Deren Geschäftsführer Jürgen Resch sagte, damit habe die DUH Fahrverbote für dreckige Diesel durchgesetzt. Nun wächst in Mainz die Sorge, dass das hiesige Verwaltungsgericht den Leipziger Richtern folgen könnte: Mit dem Urteil für Mainz werde im Sommer gerechnet, sagte Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne). Mainz will nun seinen Luftreinhalteplan erneut überarbeiten und bis Ende 2018 seine gesamte Busflotte auf Euro-Norm 6 bringen.

Heißt es bald: Dreckige Diesel müssen aus Mainz draußen bleiben? – Foto: gik

Die Deutsche Umwelthilfe hat aktuell bundesweit 16 Städte wegen der Nichteinhaltung der Stockoxid-Grenzwerte verklagt, auch Mainz ist darunter. Das Mainzer Gericht hatte seine Entscheidung aufgeschoben, um das Leipziger Urteil abzuwarten, nun geben die obersten Verwaltungsrichter Deutschlands die Richtung vor: Fahrverbote sind grundsätzlich zulässig, sie müssen aber „verhältnismäßig“ sein. „Das Leipziger Urteil war deutlich, ich habe da schon geschluckt“, sagte Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne). „In manchen Teilen der Republik wird jetzt sehr schnell ein Fahrverbot kommen“, sagte auch der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD).

„Für uns steht eines unstrittig vorweg: Es gibt den klaren Auftrag, unsere Luft sauberer zu machen, und dafür darf es keine Denkverbote geben“, sagte Ebling am Dienstag nach Verkündung des Leipziger Urteils. Das Gericht habe aber auch klar gemacht, „dass es einen breiten Werkzeugkasten gibt“ und dass die Instrumente verhältnismäßig sein müssten – und dieser Punkt sei wichtig: Fahrverbote würden „dem kommunalen Leben den Stecker ziehen“, es drohe ein „Einbruch in unsere Mobilität, der für Wirtschaft und Wertschöpfung gravierende Folgen hätte“, warnte Ebling. Zukünftige Regelungen müssten deshalb lebensnah sein.

Schon bis Ende 2018 will Mainz jetzt alle seine Dieselbusse auf Euro 6-Norm bringen. – Foto: gik

Ebling forderte deshalb eine abgestimmte Förderkulisse von Bund und Land für die Kommunen – und er forderte vom Land Rheinland-Pfalz ein neues Förderprogramm für die Busbeschaffung in den Kommunen. Die Wiedereinführung der 2001 abgeschafften Busförderung sei jetzt dringend notwendig, sagte Ebling, die Ampel-Koalition müsse ihrer Absichtserklärung aus dem Koalitionsvertrag von 2016 Taten folgen lassen. „Ich hoffe, dass mit so einem Urteil jetzt auch die Fahrzeugförderung wieder in die Umsetzung kommt“, betonte er. Rheinland-Pfalz sei gemeinsam mit Schleswig-Holstein das einzige Bundesland, das kein Förderprogramm für die Busbeschaffung habe, sagte Eder, deshalb fahre im Land die älteste Busflotte bundesweit herum.

Das Land hatte Ende 2017 angekündigt, den drei von Fahrverboten betroffenen Kommunen Mainz, Koblenz und Ludwigshafen jeweils eine Million Euro für Maßnahmen zur Verfügung zu stellen, Mainz will damit seine Dieselbusse nachrüsten. Mainz wolle nun bereits bis Ende 2018 alle Busse der Landeshauptstadt auf Euro 6-Norm bringen, kündigte Eder an. Die Stadt werde zudem diese Woche in die vorgezogene Neuanschaffung einsteigen. Eine Umstellung der Busflotte allein werde aber nicht reichen, warnte Eder. Die Stadt werde  nun gemeinsam mit einem externen Beratungsbüro den sogenannten Masterplan Green City aufstellen, der Voraussetzung für die Beantragung der Mittel auf Bundesebene sei. Die Abwicklung des Bundesförderprogramms sei allerdings völlig chaotisch, klagte Eder: „Was da derzeit in Berlin läuft, ist ein Hühnerhaufen.“ Zum Teil seien Antragskonditionen völlig unklar, die Städte wüssten nicht, ob sie auch Personalkosten berücksichtigen dürften, das sei aber dringend nötig.

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) setzt auf das Sofortprogramm des Landes. – Foto: gik

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte hingegen, zusammen mit den Maßnahmen aus dem Förderprogramm des Bundes „wird es unseren Städten möglich sein, die Grenzwerte für NO2 künftig einzuhalten.“ Er gehe davon aus, „dass wir Fahrverbote in Rheinland-Pfalz vermeiden können.“ In Mainz ist man da wesentlich skeptischer: Zwar seien die Stickoxidwerte in der Parcusstraße im vergangenen Jahr gefallen, mit 48 Mykrogramm liegen sie aber immer noch weit über dem Grenzwert von 40 Mykrogramm. Noch stehe die Analyse des Landesamtes für Umwelt aus, warum die Werte gesunken seien, sagte Eder. Mögliche Ursachen seien die Baustelle in der Bahnhofstraße, die Mainzelbahn – oder das Wetter.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Rheinland-Pfalz begrüßte das Urteil. „Luftreinhaltung und Gesundheitsschutz haben endlich Vorrang vor Autointeressen“, sagte BUND-Landeschef Egbert Bialk. Nun dürfe in den betroffenen Kommunen „nicht länger auf Zeit gespielt werden“, die bislang wenig erfolgreichen Luftreinhaltemaßnahmen müssten geschärft werden. Auch der Verband der Lungenärzte begrüßte das Urteil und forderte die Städte auf, Fahrverbote in hoch betroffenen Regionen auch umzusetzen. Studien zeigten längst, wie schädlich Stickoxide seien.

Das Problem der Städte: „Wie sollen wir denn Fahrverbote überhaupt kontrollieren?“, fragte Eder. In der Stadt sei ja schon gewitzelt worden, die Stadt habe die Schilder schon gedruckt, „das ist natürlich Unsinn“, betonte sie. Für die Kontrolle des rollenden Verkehrs sei die Polizei zuständig, „sollen die auf der Saarstraße bei jedem Auto den Fahrzeugschein kontrollieren?“, fragte Eder. Ebling forderte klare bundesgesetzliche Regelungen, wie Fahrverbote eingeführt und kontrolliert werden könnten. „Ein Flickenteppich führt uns in die Irre“, warnte er.

Zudem kritisierte Ebling, dass „wirkliche Konsequenzen“ für die Autohersteller in Sachen Dieselnachrüstung ausblieben: „Die Käufer von Dieselfahrzeugen tragen keinerlei Schuld daran, dass die Autos die angegebenen Grenzwerte nicht einhalten“, betonte Ebling. Auch die Automobilindustrie stehe mit dem Urteil „vor dem Last Call“, sie müsse nun endlich auch die modernen Technologien gerade bei den Busflotten liefern. So habe die Ausschreibung für die Wasserstoffbusse im Rhein-Main-Gebiet zurückgezogen und erneuert werden müssen, weil sich kein einziger Autohersteller beworben habe. Nun laufe die Ausschreibung erneut, doch die wenigen Hersteller, die sich überhaupt gemeldet hätten, hätten eine klare Botschaft: Vor Ende 2019 seien die Fahrzeuge nicht lieferbar.

Info& auf Mainz&: Wir haben noch viel, viel mehr Reaktionen zu dem Leipziger Urteil in Sachen Diesel-Fahrverbote, wir müssen Sie Euch später nachliefern. Auch einen Link zu der Ausgangs-Pressemitteilung können wir Euch gerade nicht bieten – die Internetseite des Verwaltungsgerichts Leipzig war heute Nachmittag nicht erreichbar.

 

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Abriss Schiersteiner Brücke: 120 Meter langes und 1.100 Tonnen schweres Teilstück wird abgerissen und über den Rhein abtransportiert

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Wenn Ihr Zeit habt, solltet Ihr heute Abend mal einen Abstecher zum Rheinufer an der Schiersteiner Brücke machen: Dort wird seit Montagfrüh ein 120 Meter langes Teilstück der alten Schiersteiner Brücke abgerissen. Das 1.100 Tonnen schwere Stahlstück werde aus der alten Brücke herausgebrannt und auf ein Pontonschiff abgelassen, erklärte Veit Göbel, Sprecher von Hessen Mobil, am Montag Mainz&. Das Pontonschiff bringe das 120 Meter lange Teilstück dann erst einmal ans Rheinufer und lagere es entlang des Ufers. Am Mittwoch soll das Teilstück unter der neuen Schiersteiner Brücke hindurch zur Lagerstelle rheinabwärts gebracht werden, wo die alte Brücke zerlegt wird.

Dieses Teilstück der alten Schiersteiner Brücke zwischen den beiden Gerüsten wird bis Mittwochabend herausgebrannt und über den Rhein abtransportiert, das Pontonschiff steht schon unten drunter. – Foto: gik

Die Aktion sei schon seit mehreren Wochen geplant gewesen, sagte Göbel weiter, aber erst jetzt sei der Rheinpegel für den Transport geeignet gewesen. Es ist eine der spektakulären Teile der Abbrucharbeiten: Mitten über dem Rhein wird ein 120 Meter langes Teilstück der Brücke herausgebrochen. Das entspreche einem Zehntel der 1,2 Kilometer langen Brücke, sagte Göbel weiter, mehr als ein Fußballfeld lang. Das herausgebrochene Teilstück lagert dann auf einem Ponton unter der Brücke, der den Stahl langsam nach unten fährt und anschließend ans Ufer bringt. „Der Ponton fährt erst einmal ans Rheinufer, so kann der Rhein für die Schifffahrt wieder freigegeben werden“, sagte Göbel. Die Schifffahrt auf dem Schiersteiner Rheinarm war wegen der Aktion seit Montagfrüh 7.00 Uhr für 24 Stunden gesperrt, auch am Mittwoch werde es noch einmal Sperrungen geben, sagte der Sprecher.

Abbruchstelle an der Schiersteiner Brücke, hier wird der Schnitt für das 120 Meter lange Teilstück gesetzt. – Foto: gik

Seit September 2013 baut das Land Hessen eine neue Autobahnbrücke bei Wiesbaden-Schierstein über den Rhein, die alte Rheinbrücke aus dem Jahr 1962 ist marode und für die heutige Verkehrsbelastung gar nicht ausgelegt. Im November 2017 wurde die erste der künftigen beiden Brücken eingeweiht, seither läuft der Verkehr über die neue Rheinbrücke. Direkt danach begann der Abriss der alten Schiersteiner Brücke, bisher seien alle Aufbauten, Geländer und die Fahrbahn auf der Seite abgerissen worden. „Die Brücke ist derzeit so leicht wie niemals zuvor“, sagte Göbel.

Nun geht es dem Korpus der Brücke an den Kragen, der Abriss des Teilstücks ist eine von zwei spektakulären Aktionen: In den kommenden Wochen werde noch ein zweites, ebenso langes Teilstück über dem Mombacher Rheinarm abgerissen und auf dem Fluss abtransportiert, sagte Göbel. Insgesamt besteht der Abriss aus elf verschiedenen Abschnitten und soll bis zum Herbst 2018 beendet sein. Stehen bleiben sollen die Pfeiler der alten Brücke im Rhein, auf ihnen soll – verbreitert und ertüchtigt – die künftige neue Schiersteiner Brücke ruhen. 2016 und 2017 hatte Hessen Mobil bereits in zwei spektakulären Aktionen zwei Brückenteile der neuen Rheinquerung über den Rhein eingeschwommen, „nun machen wir quasi denselben Vorgang umgekehrt mit der alten Brücke“, sagte Göbel. Der Abtransport des 120-Meter-Brückenteils auf dem Rhein sollte am Montagabend gegen 20.00 Uhr unter Flutlicht erfolgen, also geht ruhig mal trotz der Eiseskälte spazieren 😉

Info& auf Mainz&: Mehr zum Neubau der Schiersteiner Brücke findet Ihr natürlich in zahlreichen Artikeln auf Mainz& – zuletzt hatten wir im November 2017 über die Einweihung der neuen Rheinbrücke berichtet. In dem Text findet Ihr auch Informationen zum weiteren Ausbau der A643 durch den Mombacher Sand, Wildbienen und Planungsstand inklusive. Alle offiziellen Infos zur Schiersteiner Brücke findet Ihr auf dieser Webseite von Hessen Mobil. Zumindest normalerweise: Am Montagabend konnten wir die Seite zumindest zeitweise nicht aufrufen…

 

 

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Kleines Gutenbergjahr 2018: Mainz gedenkt des 550. Todesjahrs von Johannes Gutenberg – Gründete er die Uni mit?

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Er war Revolutionär, Man of the Millenium und größter Sohn von Mainz, in diesen Tagen ist es genau 550 Jahre her, dass er starb: Johannes Gutenberg. Der Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern fasziniert die Mainzer immer mehr, da kommt das kleine Jubiläum gerade recht: Zum 550. Todesjahr hat die Stadt ein „Gutenbergjahr 2018“ ausgerufen und feiert den Erfinder mit Tagungen, Führungen, Science-Schoppe und vielem mehr. Seit Anfang Februar werben zudem neue Autobahnschilder für den „Man of the Millenium“ und Mainz als Gutenbergstadt, sie ersetzen die alten „Stadt der Wissenschaft“-Schilder an den Einfallstraßen. Und just an diesem Wochenende geht es auf einer großen Historikertagung um neue Erkenntnisse zu Gutenbergs Leben und Wirken.

Gutenberg und seine Welt – Screenshot aus der virtuellen Zeitreise der Stadt Mainz zum Gutenbergjahr 2018. – Foto: gik

Es war um das Jahr 1450, als Gutenberg in Mainz seine ersten Bibeln mit der neuen Druckmaschine herstellte: Bewegliche Druckbuchstaben, Lettern genannt, ermöglichten eine erheblich schnellere Herstellung von Druckerzeugnissen – und machten so Bücher und Flugblätter für die Allgemeinheit erschwinglich. Martin Luthers Kirchenrevolution, ohne Gutenbergs Erfindung wäre sie kaum weit gekommen.

1468, wohl in den ersten Februartagen, starb Johannes Gutenberg in Mainz, der genaue Todestag ist unbekannt, der bisher immer genannte 3. Februar gilt bei Experten inzwischen als umstritten. Klar ist: Gutenberg muss vor dem 26. Februar 1468 gestorben sein, das belegen Regelungen seines Nachlasses. Lange glaubte die Wissenschaft zudem, Gutenberg sei infolge des verlorenen Prozesses gegen seinen Konkurrenten Heinrich Fust als verarmter Mann gestorben, den nur eine Zuwendung des Erzbischofs am Leben hielt, nun aber zeichnet der Mainzer Mittelalter-Professor Michael Matheus ein anderes Bild: Gutenberg sei geachtet, solvent und sogar aktiv in die Gründung der Mainzer Universität eingebunden gewesen.

Die neuen Hinweisschilder zu Johannes Gutenberg und der Gutenberg-Stadt Mainz. – Foto: Stadt Mainz

 

Gutenberg habe „auf der Grundlage einer Geschäftsbeziehung zu dem bedeutenden Mainzer Intellektuellen und promovierten Juristen Konrad Humery bis zu seinem Tode eine Druckerei betrieben“, sagt Matheus, seine wirtschaftliche Grundlage sei gesichert gewesen. Zum erzbischöflichen Hofmann sei er 1465 angesichts seiner Verdienste ernannt worden, ja, Erzbischof Adolf von Nassau habe die Zusammenarbeit mit Gutenberg und Humery gesucht: Gutenbergs Werkstatt habe als Universitätsdruckerei dienen sollen und habe sich möglicherweise in eben jenem Hofkomplex „Zum Algesheimer“ befunden, in dem Gutenberg bis zu seinem Tode lebte.

Der im erzbischöflichen Besitz befindliche Hof wurde nach der Eröffnung der Universität im Jahre 1477 tatsächlich Teil der neuen Hochschule. Gutenberg sei in deren Vorbereitungen einbezogen gewesen, glaubt Matheus, und deshalb Teil eines revolutionären Bildungsaufbruchs. – und dieser Bildungsaufbruch habe maßgeblich mit zur Entstehung und Verbreitung der Reformation beigetragen.

Die Forschungen des Mainzer Historikers, der lange Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Rom war, sind Teil einer an diesem Wochenende stattfindenden Historiker-Tagung im Gutenberg-Museum: „Reviewing Gutenberg“ geht am 23. und am 24. Februar neuen Perspektiven zu Gutenberg und seinem Umfeld nach. Da geht es um Einkommensmöglichkeiten für Gutenberg in seiner Zeit und die Frage, wo der Buchdrucker wohnte, aber auch um den Bildungsaufbruch am Mittelrhein sowie Gutenberg-Rezeptionen im Wandel der Zeiten.

Mainz zu Zeiten Gutenbergs, seine Erfindung verbreitete sich rasant. – Screenshot aus der virtuellen Zeitreise der Stadt Mainz, Foto: gik

Nur eine Woche später widmet sich die Tagung „Wahrheit – Geschwindigkeit – Pluralität“ der Akademie der Wissenschaften in Mainz vom 1. bis 3. März den Folgen der Buchdruck-Erfindung im Zeitalter der Reformation. Da geht es um Flugblätter und Flugschriftenfehden, um die Bedeutung gedruckter Predigten und des gedruckten Liedes als Propagandainstrument, den Aufstieg der Volkssprachen und das Aufkommen einer „öffentlichen Meinung“ ebenso wie von Zensur und Toleranz.

Es sind natürlich nicht die einzigen Veranstaltungen im kleinen Gutenbergjahr 2018, sämtliche Veranstaltungen könnt Ihr auf dieser Internetseite der Stadt Mainz nachschauen. Dort gibt es auch die Termine für das erste Quartal 2018 als Broschüre zum Download. Kommende Woche, am 28. Februar, dreht sich beim Meenzer Science-Schoppe natürlich auch alles um Johannes Gutenberg: Gutenberg-Experte Professor Stephan Füssel stellt dann unter dem Titel „Von Mainz in alle Welt“ die rasante Ausbreitung der Gutenbergischen Medienrevolution in lockerer Gesprächsrunde vor – bei einem Glas Wein im Weinhaus Michel.

Aber Ihr könnt auch ganz real auf den Spuren Gutenbergs durch Mainz wandeln: Der Verein „Geographie für alle“ bietet fortlaufend Kostümführungen unter dem Motto „Ein erstaunlicher Mann und seine heilige Kunst“ an, die Rundgänge führen zu Orten, an den Gutenberg lebte und arbeitete, und lassen natürlich auch das Gutenberg-Museum nicht aus. Auch allein könnt Ihr Gutenberg nachforschen: Mit Hilfe des „Gutenberg-Pfads“, einer Broschüre, die beim Tourist Service Center der Stadt im Brückenturm erhältlich ist.

Info& auf Mainz&: Alle Veranstaltungen zum Kleinen Gutenbergjahr 2018 findet Ihr auf der Internetseite gutenberg.de – unter dem Unterpunkt „Gutenberg und seine Zeit“ findet sich auch eine schön gemachte virtuelle Zeitreise in die Welt des Buchdruckers. Mehr zur Historikertagung „Reviewing Gutenberg“ am kommenden Wochenende im Gutenberg-Museum findet Ihr hier, die Tagung ist auch für interessierte Laien offen.

 

 

 

 

 

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Umbau Große Langgasse gestartet – Einbahnverkehr sorgt für Staus und Irritationen – Metallteile im Boden lokalisiert

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Seit Donnerstag ist es so weit: Die Stadt Mainz hat den Umbau der Großen Langgasse gestartet. Einen Tag nach Aschermittwoch wurde die wichtige Quertangente zwischen Bleichenviertel und Altstadt zur Einbahnstraße, in der kommenden Woche beginnen die ersten Tiefbauarbeiten. Es wird ein Mammutprojekt, das den Mainzern erneut viel Geduld abverlangen wird: Bis Ende 2020 wird der Umbau der Großen Langgasse zu einer deutlich verschönerten Einkaufsstraße dauern. Die Stadt verspricht, dass Geschäfte und Parkhäuser durchgehend erreichbar sein werden. In den ersten Tagen aber sorgte die neue Einbahnregelung für erhebliche Irritationen und auch schon die ersten Großstaus.

So sollen die Große Langgasse und der Parkplatz an der Gymnasiumstraße nach dem Umbau aussehen. – Grafik: Schüßler-Plan/Stadt Mainz

„Die Absperrung ist kein Fake! Bitte die Umleitung beachten“, schrieb die Mainzer Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne) am Freitag auf Facebook – „nicht wenige“ Autofahrer versuchten nach Angaben der Stadt, die neue Einbahnstraßenregelung für die Große Langgasse zu umzugehen. Keine Chance: Von der Weißliliengasse ist seit drei Tagen die Durchfahrt nur noch bis zum Karstadt-Parkhaus erlaubt, ab der Ludwigsstraße ist Richtung Hauptbahnhof Schluss. Die Große Langgasse ist von der Großen Bleiche aus Einbahnstraße – und wird es bis November 2019 bleiben. Bis Juli 2020 soll aus der Großen Langgasse eine moderne Einkaufsstraße mit Plätzen, breiteren Fußwegen und einem ansprechenderen Erscheinungsbild werden.

Nötig ist der Umbau fraglos: Die Straße war bislang stark geprägt von Nachkriegsbauten, eine durchgehende Gestaltung war nicht erkennbar, die Stadt selbst spricht von einem „Schandfleck“ der Innenstadtgestaltung. Das soll sich nun gründlich ändern: Fußgängerfreundliche Gehwege sollen „zukünftig Lust auf einen Spaziergang vom Hauptbahnhof in die Einkaufs-Innenstadt“ machen, verspricht die Stadt. Allerdings werden dafür aus den derzeit zwei Fahrspuren in Zukunft nur noch eine pro Richtung, bis zu einhundert Kurzzeitparkplätze werden wegfallen.

So sieht die Verkehrsregelung in der Großen Langgasse während des Umbaus im Detail aus. – Grafik: Stadt Mainz

Die Geschäftswelt in Mainz begrüßt zwar die dringend nötige Aufwertung, sieht aber den Wegfall der oberirdischen Parkplätze sehr skeptisch – ebenso die geplanten zwei Verkehrskreisel an der Ecke zur Kleinen Langgasse sowie an der Ecke Emmeranstraße. Und das, obwohl in der Großen Langgasse auch große Lkw und Busse fahren. Eine Computersimulation im Vorfeld zeigte größere Stauwirkungen in Stoßzeiten, die Stadt änderte die Planungen dennoch nicht. Die CDU-Opposition hatte Testvorläufe gefordert, konnte sich damit aber ebenso wenig durchsetzen wie mit der Forderung, die Bauarbeiten zu verschieben, um den Mainzern Zeit zum Durchschnaufen zu geben: Die Stadt habe mal ein Jahr ohne Baustellenchaos verdient. Die Stadt argumentierte hingegen, man müsse die Fördergelder des Landes jetzt abrufen.

Die großräumige Umleitungsstrecke für die Große Langgasse zeigt auch, wie wichtig die Durchfahrttangente für Mainz ist. – Grafik: Stadt Mainz

Nun geht es also los, der erste Bauabschnitt soll bis August den Bereich zwischen Ludwigsstraße und Gymnasiumstraße umgestalten. Aus dem kleinen Parkplatz an der Gymnasiumstrasse soll künftig ein „Insel-Garten“ werden mit großen Bäumen, Beeten mit Blumenstauden und Gräsern, gemütlichen Sitzgelegenheiten sowie Spielgeräten. Ein neuer Terrassenbereich für Außenbewirtung soll entstehen, auf der anderen Straßenseite in Richtung Schillerplatz Aufenthaltsräume – angeblich mit Blick auf das Schillerdenkmal.

Ein Großteil der Bauarbeiten aber wird sich unterirdisch abspielen: die Stadt muss sämtliche Leitungen im Boden erneuern. Kommende Woche soll deshalb an der Ecke zur Großen Bleiche sowie an der Ecke Ludwigsstraße mit Kanalarbeiten begonnen werden. Bereits vor Fastnacht hatte die Stadt deshalb umfangreiche Bodensondierungen durchführen lassen – im Boden könnten durchaus noch Bombenreste aus dem Zweiten Weltkrieg lauern, schließlich war die Mainzer Innenstadt durch ganze Bombenteppiche stark zerstört worden.

Bei den Sondierungen seien tatsächlich diverse „Anomalien“ festgestellt worden, sagte Stadtsprecher Ralf Peterhanwahr am Freitag Mainz&. „Das heißt nicht, dass da eine Bombe liegt, aber auch nicht, dass keine da liegt“, sagte Peterhanwahr. Im Untergrund seien metallische Gegenstände festgestellt worden, das könnten aber auch alte Leitungen oder sogar entsorgte Fahrräder sein. An den entsprechenden Fundstellen werde in jedem Fall sehr vorsichtig gegraben, versicherte die Stadt.

Zu- und Abfahrten zu den Parkhäusern entlang der Großen Langgasse. – Grafik: Stadt Mainz

Die Stadt verspricht zudem, dass alle Geschäfte über die gesamte Dauer erreichbar bleiben, auch die Zufahrten zu den Parkhäusern unter dem Theater und am Kronberger Hof seien gewährleistet. Die genaue Verkehrsführung dazu seht Ihr auf dem Bild anbei. Im Internet wurden auf www.mainz.de umfangreiche Informationen und Baupläne zur Verfügung gestellt, dort sieht man auch die Verkehrsumleitungen während der Bauphase. Man habe aus den Wirrungen um den Umbau der Schillerstraße gelernt, versichert die Stadt.

Dazu verteilte die Stadt am Freitag nach eigenen Angaben im gesamten Baugebiet an Geschäfte, Praxen und Briefkästen eine ausführliche Infobroschüre. Diese gibt es außerdem ab dem 19. Februar im Rathaus, im Stadthaus sowie in den Ortsverwaltungen, aber natürlich auch im Internet zum Download, genau hier. Auf der Infoseite im Internet findet Ihr aber auch eine ganze Reihe Ansprechpartner der Stadt für den Umbau mit Telefonnummern.

Info& auf Mainz&: Zum Umbau der Großen Langgasse bis Juli 2020 findet Ihr umfangreiches Infomaterial mit Plänen, Zeichnungen, Erläuterungen sowie Ansprechpartnern hier im Internet. Immer dienstags werden zudem zwischen 13.00 Uhr und 14.00 Uhr im Umweltinformationsladen in der Dominikanerstraße Infosprechstunden zum Umbau angeboten. In Zusammenarbeit mit dem Verein „Geographie für alle“ werden sogar Baustellenführungen unter dem Titel „Zurück in die Zukunft“ angeboten – die erste soll am Samstag, den 24. März, um 15.00 Uhr stattfinden. Die weiteren Termine: Freitag, 25. Mai 2018, um 17.30 Uhr und Samstag, 18. August 2018, um 15.00 Uhr.

 

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Keine vierte IGS für Mombach? – Bildungsministerium widerspricht: Entscheidung noch nicht gefallen

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Ist der Plan für eine vierte IGS, also eine Integrierte Gesamtschule, in Mainz-Mombach geplatzt? Ein entsprechender Pressebericht sorgte am Donnerstag für Wirbel in Mainz, SPD und FDP reagierten empört auf das vermeintliche Aus – doch das Mainzer Bildungsministerium widerspricht: „Eine Entscheidung zum Standort einer vierten IGS ist nicht gefallen“, betonte Bildungsstaatssekretär Hans Beckmann. Die Arbeitsgruppe zur Schulentwicklung tage weiter, ein Antrag der Stadt Mainz liege dem Ministerium ohnehin noch nicht vor. Man sehe die große Herausforderung der Stadt angesichts rasant wachsender Schülerzahlen. Es müsse „geprüft werden, ob auch in Zukunft der Bedarf für vier Realschulen plus gegeben ist“, sagte der Staatssekretär weiter: Erst wenn „gesicherte und belastbare Zahlen vorliegen“, werde „die Standortfrage für die weiteren benötigten Schulen seitens der Stadt zu klären sein.“

Die Schullandschaft in Mainz ist eine große Baustelle – na gut: das hier ist die ehemalige Neutorschule mit den Grabungen am Südbahnhof im Vordergrund,. Wir fanden das Bild trotzdem passend 😉 – Foto: gik

Die Stadt Mainz plant bereits seit mehr als einem Jahr die Einrichtung zweier weiterführender Schulen, der Bedarf ist enorm: Mainz erlebt einen Boom, die Stadt ist gerade bei jungen Familien sehr beliebt – und das hat Folgen. Hatte es 2016 an den Mainzer Grundschulen noch 6.996 Schüler gegeben, werden für das Schuljahr 2023/24 schon 8.436 Schüler vorausgesagt. Und die brauchen ein paar Jahre später die nächsten Schulen: „Wir brauchen ab 2020 zwei neue weiterführende Schulen“, sagte Schuldezernent Eckart Lensch (SPD) bereits im November 2017, „wir werden um die zehn Züge mehr brauchen, das entspricht zwei Schulen.“

Der Stadtrat hat schon lange ein neues Gymnasium und eine weitere IGS beschlossen, es wäre die vierte Integrierte Gesamtschule nach Bretzenheim, der Berliner Siedlung und in Hechtsheim. Standort sollte der Norden von Mainz sein: Die Lennebergschule in Mainz-Mombach, die auch einen Standort im benachbarten Budenheim hat, sollte von einer Realschule plus in eine IGS umgewandelt werden.

Am Donnerstag dann meldete die „Allgemeine Zeitung“, eine IGS Mom­bach-Bu­den­heim werde es nicht ge­ben, Schuldezernent Lensch habe eine entsprechende Absage aus dem Bildungsministerium erhalten. „Nahezu fassungslos“ reagierten darauf FDP-Kreischef David Dietz und der Mombacher FDP-Chef Michael Ziegler. Die Umwandlung der Lennebergschule wäre ein sinnvoller Schritt gewesen, nun müsse „aller Voraussicht nach neu gebaut werden.“

„Der große Charme für den Stadtteil Mombach bestand in der Möglichkeit, künftig dort auch das Abitur ablegen zu können. Diese Attraktivitätssteigerung gerade für Familien hätte Mombach gut getan“, sagte Dietz. Budenheim und Mombach hätten von einer Kooperation profitieren, beide Standorte sich ergänzen und Synergieeffekte nutzen können. Seit Jahren würden den Mombachern „Lasten aufgedrückt, aber wenn es darum geht, attraktive Angebote für uns auf den Weg zu bringen, schauen wir mal wieder in die Röhre“, schimpfte Ziegler, „das muss ein Ende haben.“ Nach all den Vorbereitungen und bereits gefällten Entscheidungen sei das „ein schwerer Schlag.“

Die Zahlen für Kinder in Mainz steigen erheblich – der Stadt fehlen Schulen. – Foto: gik

Das Bildungsministerium hingegen widersprach am Donnerstag vehement: Eine Entscheidung zum Standort einer vierten IGS sei bisher überhaupt nicht gefallen, betonte Bildungsstaatssekretär Hand Beckmann. Man sehe sehr genau, dass die Schülerzahlen in Mainz erheblich stiegen. „Die Stadt Mainz steht vor großen Herausforderungen“, betonte Beckmann. Genau deshalb sei auch eine gemeinsame Arbeitsgruppe aus Stadt Mainz, Gemeinde Budenheim, der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) sowie des Bildungsministeriums eingesetzt worden. Dort wolle man „praktikable, wirtschaftliche und zeitnah umsetzbare Lösungen“ aufzeigen und deren Realisierung vorbereiten.

Grundlage für eine Entscheidung seien aber „gesicherte und belastbare Zahlen“, und die lägen noch nicht vor. „Derzeit ermittelt die Stadt Mainz ihren Bedarf an Schulen, im Anschluss wird sie einen Antrag auf Errichtung von Schulen an die Schulaufsicht stellen“, sagte Beckmann: „Es gibt im Moment also weder einen Antrag der Stadt noch eine Entscheidung des Bildungsministeriums.“ Eine Entscheidung zum Standort einer vierten IGS sei nicht gefallen, auch müsse „geprüft werden, ob auch in Zukunft der Bedarf für vier Realschulen plus gegeben ist.“ In der nächsten Sitzung der Arbeitsgruppe sollten die aktualisierten Schülerzahlen vorliegen, sagte Beckmann weiter: „Erst wenn gesicherte und belastbare Zahlen vorliegen, wird die Standortfrage für die weiteren benötigten Schulen seitens der Stadt zu klären sein.“

Die CDU-Opposition hatte übrigens bereits vor einem Jahr eine vierte IGS als skeptisch beurteilt: „Wir haben in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder darauf hingewiesen, dass die formalen Voraussetzungen für die Neuerrichtung einer IGS in Mainz einfach nicht gegeben sind“, sagte CDU-Schulexperte Norbert Solbach bereits im Mai 2017. Dass die regierende Ampelkoalition und die Verwaltung „dennoch eine weitere IGS errichten wollen, können wir angesichts der Fakten nicht nachvollziehen.“ Mainz brauche fraglos zwei neue weiterführend Schulen, bislang könne die Stadt aber die Auflage für eine vierte IGS nicht erfüllen, nach der mindestens 30 Prozent der angemeldeten Schüler aus der Leistungsgruppe 1 kommen müssten. Die Ampel bevorzuge einseitig die IGSen, die Verteilung auf zwei Standorte in Mombach und Budenheim sei nicht sinnvoll. Schließlich habe die Verwaltung bei Schulprojekten eindeutig eine Konzentration auf nur einen Standort präferiert, es drohe eine Ablehnung durch die Aufsichtsbehörden, warnte die CDU.

Bei der SPD-Stadtratsfraktion betonte man, die SPD stehe weiter zu einer vierten IGS. Dennoch finde man „die dargestellte Planung akzeptabel“ und verstehe, dass die Realschulen Plus erhalten bleiben müssten, sagte die Schulexpertin Christina Zimmer. Es müsse jetzt schnell nach einem geeigneten Schulstandort für eine vierte IGS gesucht werden, auch eine Weiterentwicklung des Standorts Mombach zu einem Schulzentrum sei dabei denkbar. „Die SPD-Stadtratsfraktion hofft, in einen schnellen Dialog mit der Verwaltung und Schuldezernent Eckart Lensch eintreten zu können“, fügte Zimmer hinzu.

Info& auf Mainz&: Mehr zu den Plänen des Mainzer Schuldezernenten Eckard Lensch (SPD) lest Ihr in diesem Mainz&-Artikel zu seiner 111-Tage-Bilanz.

 

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Kostenfreier ÖPNV – Utopie oder realisierbar? – Politik diskutiert über Berliner Vorschlag

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Kurz vor der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig, wartet die Politik in Berlin mit neuen Vorschlägen zur Entlastung der Städte von Autoverkehr auf. Auslöser in diesem Fall: Die Androhung der Europäischen Union, Deutschland wegen permanenter Überschreitung der Stickoxidwerte zu verklagen. Daraufhin legte die Bundespolitik den Vorschlag vor, den ÖPNV in den Städten kostenlos zu machen. Was folgte, war ein Aufschrei vor allem von Kommunalpolitikern: Unrealistisch, unfinanzierbar und unsinnig, lauteten die Äußerungen. Auch der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) äußerte sich skeptisch. Doch es gibt auch andere Stimmen: Die Landes-Grünen sprechen von „einer wichtigen Stellschraube für saubere Mobilität“ – und in Frankfurt fordert die Linken-Kandidatin bei der Oberbürgermeisterwahl, Janine Wissler, schon geraume Zeit kostenlose Busse und Bahnen.

Kostenlose Busse und Bahnen in der Stadt – ein Traum vieler Fahrgäste. Ob es auch realisierbar ist, darüber streitet nun die Politik. – Foto: gik

Am Dienstag hatten Medien über einen Brief der geschäftsführenden Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), dem kommissarischen Verkehrsminister Christian Schmidt (CSU) und Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) an die EU bekannt gemacht, in dem die Bundesregierung vorschlägt, einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr zur Reduzierung von schlechter Luft in den Städten einzuführen. „Zusammen mit den Ländern und der kommunalen Ebene erwägen wir, den öffentlichen Nahverkehr gratis anzubieten, um die Zahl der Privatfahrzeuge zu reduzieren“, heißt es in dem Brief, wie das Magazin Politico berichtete.

Eine neue Regierung werde „sofort einen neuen gesetzlichen Rahmen vorschlagen mit dem Zweck, Bundesländer und Städte zu ermächtigen, bindende Anforderungen und Emissionsgrenzwerte für Busse und Taxis zu erlassen“, heißt es in dem Brief laut Politico weiter. Dies solle „so bald wie möglich, spätestens zum Jahresende in Kraft treten.“ Ein kostenloser Nahverkehr wiederum solle zunächst in fünf Städten erprobt werden, so der Vorschlag des Bundes weiter: in Bonn, Essen, Herrenberg, Reutlingen und Mannheim.

Einfach in den Bus hüpfen und fahren – schee wär’s. – Foto: gik

Experten äußerten sich umgehend kritisch: Ein kostenloser öffentlicher Nahverkehr sei nicht finanzierbar, zudem würden dann Busse und Bahnen von Fahrgästen geradezu überrannt – Pendlern drohten dann völlig verstopfte Busse und Bahnen. Auch der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) äußerte sich skeptisch. „So einfach ist das nicht“, sagte Ebling, es stelle sich die Frage, wie das in der Praxis umgesetzt werden solle. Bei der Vermeidung von drohenden Fahrverboten für Diesel-Pkws in den Städten dürfe es „keine Denkverbote geben“, sagt Ebling, deshalb sei jeder Vorschlag überlegenswert, um die Luft sauberer zu machen. „Kostenloser Nahverkehr ist eine visionäre Vorstellung, die auf jeden Fall mehrere Testballons braucht“, betonte Ebling.

„Mehr Menschen mit dem ÖPNV zu befördern heißt neue Busse und/oder Straßenbahnen zu kaufen und an die infrastrukturellen Gegebenheiten und Zeitpläne anzupassen“, sagte Ebling: „Kurzfristig lässt sich so etwas nicht umsetzen.“ Rund 60 Millionen Euro kostet der öffentliche Nahverkehr in Mainz pro Jahr derzeit, davon würden derzeit 45 Millionen Euro durch Einnahmen aus den Fahrscheinverkäufen finanziert, teilte die Stadt auf Mainz&-Anfrage am Mittwoch mit. Das Defizit von 15 Millionen Euro wird von den Stadtwerken getragen, und Mainzer Mobilität-Geschäftsführer Jochen Erlhof klagte schon vor Monaten, daran lasse sich nicht rütteln.

Auch S-Bahnen im Rhein-Main-Gebiet könnten in einem modernen Nahverkehr zu deutlich reduzierten Kosten nutzbar sein. – Foto: gik

Die Mainzer CDU-Chefin Sabine Flegel sagte am Mittwoch gegenüber Mainz&, sie finde den Vorstoß „hochspannend“, „die Idee hat Charme“. Ein kostenloser Nahverkehr könne „ein guter Beitrag sein, die Leute in den ÖPNV zu bringen“, sagte Flegel: „Wenn mehr Leute das Auto stehen lassen, ist das ein Beitrag die Luft zu verbessern, das sollte man ergebnisoffen prüfen.“ Ja, ein kostenloser Nahverkehr sei „ein finanzieller Spagat für die Kommunen“, ein solches Konzept solle aus ihrer Sicht aber „zumindest mal durchgerechnet werden.“ Flegel forderte, die Idee des Bundes „ernsthaft zu prüfen“

Mainz brauche „einen verlässlichen ÖPNV, gut getaktet und ausgebaut, pünktlich und zuverlässig, dass es sich rentiert, das Auto abzugeben“, sagte Flegel weiter. „Wenn man ernsthaft für bessere Luft kämpfen und mehr Leute in den ÖPNV holen will“, müsse auch über solche Ansätze nachgedacht werden. „Das würde womöglich viele Probleme in unserer Stadt lösen“, sagte Flegel weiter. Dann würden sich auch Probleme wie der Vier-Kilometer-Radius bei der Schülerbeförderung erledigen. Zur Finanzierung sagte Flegel, es könne etwa geprüft werden, ob man eine ÖPNV-Abgabe einführen könne, eine Art Studiticket für alle. Generell gelte aber: „Wenn der Bund so etwas vorschlägt, muss er auch das Geld liefern – das ist ja genau die Chance“, betonte Flegel.

In Hessen denken die Grünen bereits in dieselbe Richtung: 2017 führte das schwarz-grün regierte Nachbarland ein Schülerticket ein, seither können dort Schüler für 365 Euro pro Jahr den Nahverkehr in ganz Hessen nutzen. In ihrem Verkehrskonzept für die Landtagswahl im Oktober dieses Jahres schlagen die Grünen unter anderem Flatrate-Tickets für den Nahverkehr und einen deutlichen Ausbau als Ziel vor.

Im australischen Melbourne sind seit etwa drei Jahren Straßenbahnen in einem Innenstadtbereich kostenlos, in den Außenbereichen muss man noch zahlen. – Foto: gik

Auch die rheinland-pfälzischen Grünen betonten, ein „ticketloser ÖPNV“ sei „eine wichtige Stellschraube für saubere Mobilität und die Verkehrswende“ – wobei ticketlos nicht dasselbe wie kostenlos ist. Offenbar meinten die Grünen aber den kostenfreien Nahverkehr und begrüßten den Vorstoß der Bundesregierung. Zugleich kritisierten sie, der Vorschlag sei offenbar „aus der Not geboren“, es stehe zu befürchten „dass es sich hier um ein Ablenkungsmanöver vom Groko-Chaos handele, nicht um einen durchdachten Plan.“ Es brauche eine Investitionsoffensive aus Bundesmitteln, um eine echte Verkehrswende mit einem Bündel von Maßnahmen hinzubekommen.

In Frankfurt twitterte die OB-Kandidatin der Linken, die Fraktionschefin im Hessischen Landtag Janine Wissler, sarkastisch, sie werde seit Wochen für ihren Vorschlag gescholten, den öffentlichen Nahverkehr in Frankfurt kostenfrei zu machen. „Damit zeigt sich wieder einmal: Was ‚realistisch‘ ist und was nicht, ist eine Frage des politischen Willens“, sagte Wissler. Ein kostenloser Nahverkehr wäre ein wichtiger Beitrag zu einer echten Verkehrswende, könnte die Menschen vor Autoverkehr schützen und helfen, „die Klimaziele überhaupt noch annähernd einhalten zu können.“ Zudem wäre die kostenfreie Nutzung von Bus und Bahn „auch ein wichtiger Beitrag zu Mobilität und sozialer Teilhabe für alle, unabhängig vom Geldbeutel“, fügte sie hinzu.

Skeptisch äußerte sich hingegen die ÖDP: Der Vorschlag sei zwar „verlockend“, aber wer die immensen Kosten tragen solle, und ob die Maßnahme wirklich zu sauberere Luft beitrage, „ist aktuell völlig unklar“, sagte ÖDP-Generalsekretär Claudius Moseler. Erforderlich sei hingegen eine Verdoppelung des Angebotes bei gleichzeitiger Halbierung der Preise, wie es der Verkehrsclub Deutschland vorschlage. „Weg mit Subventionen beim Individualverkehr und mehr Linien und eine höhere Taktung“, nannte Moseler als notwendige Maßnahmen – auch Bügertickets oder eine Nahverkehrsabgabe nannte er als sinnvolle Überlegungen.

Tatsächlich gibt es wenige Vorbilder für einen kostenfreien Nahverkehr – als Beispiel wird meist die estnische Stadt Talinn genannt. Die führte laut Internetlexikon Wikipedia 2013 nach einer Volksabstimmung einen Gratis-Nahverkehr für die Bewohner ein, das Angebot sei mittlerweile auf Regionalzüge ausgedehnt worden, sagt Wikipedia. Aber auch in Australien gibt es Modelle: So machte die Stadt Melbourne vor drei Jahren die Nutzung ihrer Straßenbahnen im Innenstadtbereich kostenfrei, nur wer in die Außenbereiche will, muss noch zahlen.

Im deutschen Templin, einer Stadt mit 16.000 Einwohnern, habe es von 1998 bis 2003 einen kostenfreien Nahverkehr gegeben, die Passagierzahlen sei dabei von 41.000 auf 350.000 gestiegen, sagt Wikipedia weiter. 2003 sei das Systen deshalb in ein freiwilliges Bürgerticket-System umgewandelt worden, das über Kurgäste kofinanziert werde.

Im SWR-Fernsehen sagte der Verkehrsexperte Heiner Monheim, die Idee sei „ein Schritt in die richtige Richtung. Der Bund müsse zwölf Milliarden zur Verfügung stellen an Ausgleich für wegfallende Einnahmen, sowie vielleicht noch einmal so viel für Investitionen in den Ausbau des Nahverkehrs. „Ja, wir können uns das leisten“, sagte Monheim, einsparen lasse sich vieles bei Diesel-Subventionen und auch beim Straßenbau. „Wir können eine Lawine in Gang setzen, die das Verkehrsverhalten der Deutschen endlich weg vom massenhaften Autoverkehr zu einer regelmäßigen Nutzen des öffentlichen Nahverkehrs bringt“, sagte Monheim (Link liefern wir nach).

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[Sponsored Post] Schrille Graffiti-Action trifft auf 18 crazy Minigolfbahnen – 3D-Minigolf bei den Schwarzlichthelden

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... das ist die Erfindung von Tim Schieferstein und seinen Compagnons. Hier steht Tim an der Minigolf-Bahn, die unter die Decke geht. - Foto: gik

[Anzeige] Üblicherweise spielt man ja Minigolf im Sommer mit der Familie oder Freunden im Freien. Dass man es auch in den kalten und grauen Wintermonaten mit viel Spaß und viel bunter Neonfarbe völlig neuartig erleben kann, beweisen die Schwarzlichthelden: Seit einem Jahr laden die Mainzer Schwarzlichthelden zu einem ganz neuen Minigolf-Erlebnis. Unter Schwarzlicht und umgeben von einer faszinierenden neonfarbenen 3D-Landschaft spielt Ihr mitten in der Mainzer Altstadt Minigolf in einem ehemaligen Drogeriemarkt. Allein die 18 kreativen und einzigartigen Bahnen, die ihr so garantiert noch nie gesehen habt, sind einen Besuch wert.

Minigolf zwischen Superhelden-Action und unter Schwarzlicht – ein einmaliges Erlebnis! – Foto: Schwarzlichthelden

„Wir wollten ein völlig neuartiges Freizeiterlebnis in die quirlige Landeshauptstadt bringen“, sagt Daniel Kayser, Geschäftsführer der Schwarzlichthelden: „Das begeisterte Feedback der Besucher bestätigt unser Ziel Mainz um eine besondere Attraktion bereichert zu haben.“  Denn seit der Eröffnung des ersten Schwarzlicht Minigolfs im Rhein-Main-Gebiet haben bereits 70.000 begeisterte Spieler bei den Schwarzlichthelden „eingelocht“. Der Reiz der Anlage besteht zum einen in den kreativen Bahnen: Kreuz und quer durch den ehemaligen Drogeriemarkt verlaufen die Bahnen, manch eine überwindet dabei Treppen, und zwei Bahnen verlaufen nicht ebenerdig sondern befördern den Ball sogar nach oben. Bevor der Ball den Weg ins Loch Nummer 12 findet, schwebt er parallel zur Decke….

Besondere Spraytechnik kreiert faszinierende 3D-Effekte

Die besondere Atmosphäre entsteht zudem durch 3D-Effekte: Aufgesprühte Hindernisse sind physisch gar nicht vorhanden und mit dem Auge nicht sichtbar. Erst wenn man beim Spielen die spezielle 3D-Brille aufsetzt, eröffnet sich eine neue, phantastische Welt: Da greifen Actionhelden aus der Wand in den Raum, schweben die Bälle in der Luft und tummeln sich Ratten und andere Geister mitten auf der Minigolfbahn. Unglaublich. Das menschliche Auge wird beim Betrachten und Spielen bewusst in die Irre geführt – zusätzlicher Spielspaß garantiert.

Heldenepos und Bahnen unter die Decke, das ist die Erfindung von Tim Schieferstein und seinen Compagnons. – Foto: gik

 

Möglich macht das eine ganz besondere Spraytechnik des 3D-Graffitikünstlers Costwo: Der international tätige Spraydosenkünstler hat sich auf wirklichkeitsnahe Graffiti spezialisiert und kreierte in über 1.000 Stunden Arbeit und mit 1.756 Farbdosen ein ganzes Epos mit Superhelden rund um den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse an den Wänden. Auch für Costwo war es eine Herausforderung,  „unter 128 Schwarzlichtlampen die verschiedenen Neonfarben so anzubringen, dass nicht erkennbar ist, ob ein Motiv auf der Wand oder erst am Boden endet, und der gewünschte 3D-Effekt entsteht“, erzählt Kayser weiter. Und so werden die Spieler beim Minigolfspielen Teil der Schwarzlichthelden im Kampf gegen mutierte Hyänen und das Giftlabor von Dr. Evil. Von Bahn zu Bahn gewinnt das Gute wieder die Überhand und der Minigolfer die Erkenntnis, dass er solche Ballverläufe noch nie zuvor bespielt hat.

Für alle Altersgruppen geeignet

Schwarzlicht Minigolf kann jeder spielen: Vom quirligen Schulkind über den sportlichen Athleten mit Waschbrett bis hin zu Opa Ernst mit dem kuscheligen Waschbärbauch und dem Enkel – und genau all diese unterschiedlichen Spieler werdet ihr vor Ort antreffen: Frisch verliebtes Paar, die Familie mit Kindern, die Studentenclique oder aber auch das Rentnerpaar, das vor Jahrzehnten das letzte Mal – den Minigolfball natürlich – eingelocht hat. Das Schwarzlicht-Minigolf ist für alle Altersgruppen geeignet und gerade auch für Kindergeburtstage, Erwachsenentreffs oder auch mal als besonderes Business-Event sehr beliebt.

Weltweit erste mobile Schwarzlicht-Minigolfbahn auf vier Rädern

Das coole Schwarzlichthelden-Mobil kommt zu jeder Eurer Feiern! – Foto: Schwarzlichthelden

Und das ist noch nicht alles: Seit Juni 2017 besitzen die Schwarzlichthelden zudem die weltweit erste mobile Schwarzlicht-Minigolf-Bahn auf vier Rädern! In einem Transporter wurde der Laderaum in eine neonfarbene Erlebniswelt mit ganz besonderen 3D-Effekten umgestaltet. Im Zentrum befindet sich natürlich eine Minigolf-Bahn, hier könnt Ihr in der ungewöhnlichsten Umgebung einlochen, die Ihr je hattet.

Denn in dem Transporter leuchtet nicht nur der Ball, auch die Innenwände strahlen in Neonfarben unter Schwarzlicht, während aus den Boxen Partymusik die Spielfläche beschallt. Die orangenen Riesententakel einer bedrohlichen Krake drohen, sich währenddessen um den Spieler zu legen… Parallel treten detailgetreu gesprayte  Schwarzlichthelden gegen mutierte Übeltäter, wie eine Zähne fletschende Hyäne, zum Kampf an. Die Graffitis gestaltete erneut Costwo, und auch von außen zieren den Transporter von allen Seiten große, farbintensive Fotos.

„Mit dem Schwarzlichthelden-Mobil wollen wir quer durch das Rhein-Main-Gebiet touren und bei den Menschen die Faszination für das weltweit erste Schwarzlicht Minigolf auf vier Rädern wecken“, sagt Daniel Kayser. Auf Volksfesten, aber auch „privaten“ Feierlichkeiten wie Hochzeiten, Vereinsfeiern oder Schulfesten könnt Ihr die erste mobile Schwarzlicht Minigolfbahn der Welt sehen – oder sie selbst engagieren. „Raus zu den Fans“ – das ist das Motto.

Info& auf Mainz&: Die erste 3D-Schwarzlicht-Minigolfbahn findet Ihr in der Holzstraße 24 in Mainz. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 14.00 Uhr bis 22.00 Uhr, in der Ferienzeit 10.00 Uhr bis 22.00 Uhr. Freitags 14.00 Uhr bis 24.00 Uhr, samstags 10.00 Uhr bis 24.00 Uhr und sonntags 10.00 Uhr bis 22.00 Uhr. Eintritt: 9,50 Euro kostet der normale Eintritt ab 15 Jahren, Studenten zahlen 8,50 Euro, Kinder von 6 bis 14 Jahren 7,50 Euro. Kinder bis fünf Jahre haben freien Eintritt, aufgrund des starken Andrangs ist es sehr empfehlenswert unter www.schwarzlichthelden.de online zu reservieren! Auf der Homepage www.schwarzlichthelden.de findet Ihr alle Infos rund um die Mainzer Schwarzlichthelden und ihre mobile Anlage.

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Phantastischer Rosenmontag in Mainz – Mehr als 500.000 feiern friedlich große Narrenparty, Rosenmontagszug rollt störungsfrei

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Rosenmontag 2018 in Mainz - der Zug rollt! - Foto: gik

Was für ein Rosenmontag: Mehr als 500.000 Menschen haben in Mainz friedlich und fröhlich Rosenmontag gefeiert, den großen Narrenumzug bejubelt und Stimmung und Narretei genossen – und das bei Sonnenschein. Petrus muss einfach ein Mainzer sein: Trotz Schnee und Eis in vielen Teilen des Landes lachte in Mainz doch tatsächlich die Sonne vom Himmel. Hunderttausende feierten friedlich und fröhlich die große Narrenparty zum Abschluss der Meenzer Fastnacht, bunt kostümiert. Der Mainzer Rosenmontagszug, einer der größten Deutschlands, rollte weitgehend flüssig und störungsfrei. Der Mainzer Carneval-Verein (MCV) gab am Abend die Zahl der Narren mit mehr als 500.000 Narren an. Am Morgen waren es noch weniger gewesen, doch am späten Nachmittag füllte sich die Stadt. Die meisten feierten nach Angaben der Polizei friedlich und fröhlich den Höhepunkt der Fastnachtskampagne. Zu größeren Zwischenfällen kam es bis 18.00 Uhr nicht, allerdings waren viele stark alkoholisierte Narren unterwegs.

Pünktlich um 11.11 Uhr setzte sich am Morgen der 67. Mainzer Rosenmontagszug seit dem Zweiten Weltkrieg in Bewegung, 7,2 Kilometer lang zog der närrische Lindwurm kreuz und quer durch die Innenstadt. Die Sicherheitsvorkehrungen waren hoch, große Zugmaschinen blockierten Zufahrtsstraßen, es galt ein Lkw-Fahrverbot in der gesamten Innenstadt. Die Polizei zeigte mit zahlreichen Einsatztruppen Präsenz entlang des Zugweges, bis 17.00 Uhr wurden bereits mehr als 300 Personen kontrolliert, darunter 265 Kinder und Jugendliche.

„113 wirkten alkoholisiert, brauchten aber keine medizinische Hilfe“, sagte ein Polizeisprecher zu dieser Zeitung, weit über 60 Liter Spirituosen wurden sicher gestellt. Bei 40 Personen wurden die Personalien aufgenommen „und sie auf ein anständiges Verhalten hingewiesen“, wie es weiter hieß. Insgesamt gebe es zwar „mehr Kontrollierte, aber weniger Straftaten und Widerstände“, betonte die Polizei.

Der große Narrenzug verlief störungsfrei: 161 Narrenschiffe und Komitteewagen zogen durch die Straßen, auf ihnen auch viele Aktive aus den Fastnachtssitzungen. 113 Traktoren und Zugmaschinen zogen die Gefährte, auch 33 Zugpferde kmen zum Einsatz, dazu zwei Ochsen. Zu Zwischenfällen kam es im Gegensatz zum Umzug in Köln nicht, auch die insgesamt 107 Reiter kamen unfallfrei ins Ziel. „Die Vereine haben sich eigens eine eigene Reiterordnung gegeben“, sagte Zugmarschall Markus Perabo. Die Tiere seien übrigens keineswegs ruhig gestellt – die Pferde werden vielmehr im Vorfeld eigens mit Musik für den Umzug trainiert.

Mehr als 8.800 Teilnehmer nahmen am Rosenmontagszug teil, das waren rund 800 weniger als im Vorjahr. Der MCV hatte sich entschieden, einer immer größeren Ausdehnung der Narrenparade einen Riegel vorzuschieben. „Wir sind einfach an der Kapazitätsgrenze, gerade auch was den Bereich der Aufstellung angeht“, sagte Perabo dieser Zeitung: „Ein langer Zug ist schön, aber irgendwann ist es auch mal gut.“ Auch für die Zuschauer sei die Aufnahmekapazität irgendwann begrenzt.

Fünf Stunden lang dauerte der Umzug auch so schon, in der ganzen Innenstadt wurden die bunten Kostüme und die Narrenwagen bejubelt. Das Helau donnerte, Bonbons, Bälle und Süßigkeiten regneten nur so auf die Narren am Wegesrand hernieder. Für besonders viel Gelächter sorgten die 13 politischen Motivwagen des MCV: Da ragte SPD-Chef Martin Schulz als „Rohrkrepierer“ aus der rauchenden SPD-Kanone, stemmte sich die Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) verzweifelt gegen den Bibelturm am Gutenberg-Museum, den eine Bürgerinitiative zu Fall bringt. Aus dem braunen Sumpf ragte unterdessen AfD-Chef Alexander Gauland, der eine Horde Zwerge fragt: „Wollt Ihr den totalen Zwerg?“

Die närrischen Motivwagen sorgten für echte Hingucker im Rosenmontagszug. – Foto: gik

„Wir sind sehr, sehr zufrieden mit dem Verlauf des Zuges“, sagte Perabo. Zwar gab es zwischendurch immer mal wieder Lücken im Zugablauf, aber am Ende rollte alles, wie es sollte – sogar die Zugente. Die hatte ja in den vergangenen Jahren schon einmal schlapp gemacht, nach dem Zug 2017 habe sich dann ein Spezialist für Käfermotoren beim MCV gemeldet, verriet Perabo. Nun rollte das Entchen fit wie selten durch den Zug, und hatte es so eilig, dass wir nur noch einen schnellen Schnappschuss schießen konnten.

Ein Problem bescherten den Narren aber die neuen französischen Eigentümer des Autobauers Opel: Der stellte in den vergangenen Jahren mehr als 80 Opel-Cabrios für die Kappenfahrt zur Verfügung, die traditionell am Fastnachtsdienstag das Ende der Straßenfastnacht markiert. In diesem Jahr habe Opel die Fahrzeuge nicht ausgeliehen, sagte Perabo, „die haben den Rotstift angesetzt.“ Der Kappenfahrt drohte das Aus, die Komitteeter behalfen sich schließlich anders: Neben Privatwagen wurden Winzertraktoren organisiert – und 15 Elektrocaddies eines Golfclubs.

Update: Die Mainzer Polizei zog am Dienstag Bilanz der Feiern, und die fiel ähnlich aus wie am Mittag: Viel aggressives Verhalten, sehr viel sicher gestellter Alkohol, viele Einsätze am Abend, aber weniger Platzverweise und deutlich weniger Straftaten als 2017. Das Einsatzkonzept sei aufgegangen, bilanzierte die Polizei zufrieden. So wurden etwa im Vorfeld des Rosenmontags gegen 21 Personen (2017:19) ein Aufenthalts- und Betretungsverbot erwirkt. Bei diesen wurde aufgrund ihres Verhaltens aus dem Vorjahr prognostiziert, dass sie auch in diesem Jahr durch aggressives Verhalten auffallen würden. Verstöße dagegen wurden keine festgestellt. Trotz des schönes Wetters und der tollen Stimmung kam es in den Abend- und Nachtstunden zu vielen Einsätzen der Polizei wegen Streitigkeiten und Körperverletzungen, teilte die Polizei weiter mit.

Weitgehend friedlich feierten Zehntausende noch nach Ende des Rosenmontagszuges weiter, so die Polizei. – Foto: gik

Kontrolliert wurden 758 Personen (2017: 522), davon 190 alkoholisiert wirkende Jugendliche. 75 Liter Alkohol wurden vernichtet (2017: 10), es gab 53 Platzverweise (2017: 112) und 25 Gewahrsamnahmen bei Nichtbefolgung (2017: 26). Sicherstellung erfolgten 27 Mal (2017: 28), davon 9 Anscheinswaffen, die echten Waffen zum Verwechseln ähnlich sehen, wie Pistolen, Revolver, Maschinenpistole, und ein Schwert. Herausragende Fälle: Eine alkoholisierte Person erlitt bei einer Körperverletzung eine Gehirnerschütterung und musste durch den Rettungsdienst versorgt werden.

113 Straftaten zählte die Polizei zudem (2017: 137) davon 73 Körperverletzungen (2017: 60), 9 Diebstahlsdelikte (2017: 57), 15 Widerstandshandlungen gegen Einsatzkräfte (2017: 2), und eine Beleidigung (2017: 9). Drei Einsatzkräfte erlitten leichte Verletzungen. Der Kameramann eines Fernsehteams, welches die Polizei begleitete, wurde durch einen alkoholisierten Feiernden geschlagen und beschimpft. Eine gute Nachricht hingegen: sexuelle Nötigungen wurden in keinem einzigen Fall angezeigt, 2017 hatte es fünf solcher Vorfälle gegeben.

Die Polizei Mainz hatte in diesem Jahr am Schillerplatz und in der Dagobertstraße sichtbare Polizeipunkte als Anlaufstelle für Hilfesuchende aller Art angeboten. Diese seien moderat angenommen worden, hieß es weiter. Das Vermittlungsangebot der Polizei Mainz für Beratungsgespräche durch den Frauennotruf wurde nicht in Anspruch genommen.

Bei kaltem, aber trockenem Wetter feierten mehrere zehntausend Menschen friedlich und bei guter Stimmung noch stundenlang nach Ende des Rosenmontagszuges zwischen Schillerplatz und Markt, hieß es im Polizeibericht weiter: Erst gegen 01:00 Uhr am frühen Dienstagmorgen leerte sich der Schillerplatz und die Letzten gingen nach Hause. Im Gegensatz zu dem Jahr 2017, als unmittelbar nach Ende des Rosenmontagszuges ein kalter Starkregen einsetzte, der viele Feiernde früh nach Hause trieb. Gefeiert aber wurde in diesem Jahr in Kneipen und Kellern, in den Hauptquartieren der närrischen Vereine, und einfach überall – eine große, fröhliche Narrenparty!

Info& auf Mainz&: was noch fehlt? Genau: Unsere Fotogalerie! Bitteschön:

 

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Profis in der Fernsehfastnacht: Reichow löst Debatte aus – KCK und CCW präsentieren in Gemeinschaftssitzung tolle Redner und großes Fastnachtskaleidoskop

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Die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ erlebte einen ungewöhnlichen Moment: Ausgerechnet bei Profi-Kabarettist Lars Reichow fiel vergangenen Freitag die Stimmung im Saal in den Keller. Das war nicht nur an den Fernsehbildschirmen deutlich wahrzunehmen, gleich mehrere Zuschauer, die live im Saal dabei waren, bestätigten dies: „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte einer. Auch zuvor schon hatte Detlev Schönauer mit seinem Bio-Lehrer deutlich weniger punkten können als in den Jahren zuvor – die Auftritte der beiden Profis lösten umgehend eine Debatte in Mainz aus: Braucht die Fernsehfastnacht Profis?

Fiel am Freitag bei der Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ im Saal beim Publikum durch: Kabarett-Profi Lars Reichow. – Foto: gik

Es ist eine Debatte, die so alt ist wie die Mainzer Fastnacht: Soll man Profis auf der Fastnachtsbühne, gar der heiligen Fernsehbühne „Mainz bleibt Mainz“ zulassen – oder zugunsten sogenannter „Laien-Redner“ verbannen? Nur: Die Grenzen zwischen Profitum und Laienauftritt waren in der Mainzer Fastnacht schon immer fließend. Tobias Mann, Ramon Chormann, auch Margit Sponheimer selbst und nicht zuletzt Herbert Bonewitz – nicht wenige Kabarettisten oder Comedians begannen ihre Laufbahn auf der Mainzer Fastnachtsbühne und schafften von dort den Sprung in die Kleinkunstsäle der Republik.

Für Ärger aber sorgt, wenn Profis von außen scheinbar Laien vorgezogen werden – so wird es in diesem Jahr mit Schönauer und Reichow diskutiert. Beide hatten offenbar Wildcards für die Fernsehsitzung – und das ging nach hinten los. „Der hat mir nicht gefallen“, schrieben Zuschauer etwa auf Twitter, „Wolle mer’n eroilosse?“ Den Bio-Lehrer? Kann man den auch wieder rauslasse?“, twitterte eine Anna. Schönauer war bereits während der Kampagne in manchen Sälen weitaus weniger angekommen als in den Vorjahren, seinem Bio-Lehrer fehlte das neue, zündende Element.

Auch Detlev Schönauer blieb als Bio-Lehrer in diesem Jahr eher farblos und sorgte für einen Stimmungsabfall in der Fernsehsitzung. – Foto: gik

Reichow hingegen löste mit seinem Auftritt bei „Mainz bleibt Mainz“ fast schon einen Shitstorm aus, da fielen Worte wie „peinlich“, „unterirdisch“ und „Tiefpunkt“ – der Kabarettist fiel zum Großteil bei den Zuschauern durch. „Stimmung fällt bei Reichow in den Keller“, schrieb gar die Mainzer CDU-Chefin Sabine Flegel auf Facebook. Dabei hatte die Mutter aller Fernsehsitzungen einmal einen einfachen Anspruch: Das beste abzubilden, was die Mainzer Fastnacht in den Sälen der Saison zu bieten hat. Doch davon entfernt sich die Fernsehsitzung zunehmend – Beispiel gefällig?

 

Da trafen sich am 28. Januar die Fastnachtsvereine Karneval Club Kastel (KCK) und Carneval Club Weisenau (CCW) zur großen Gemeinschaftssitzung in der Mainzer Rheingoldhalle. Sechseinhalb Stunden lang entfaltete sich da ein Best of der beiden Vereine – wie schon eine Woche zuvor bei GCV und Eiskalten Brüdern wurde es ein Feuerwerk hervorragender Narretei. Da servierten die Eisbären eine bunte Musik-Revue von Elvis bis Elton John, brachte Thorsten Ranzenberger als trauriger Narr den Saal zum Schmelzen und zeigte Gunther Raubach eine durch den Kamprad-Tod unversehens höchst aktuelle Ikea-Shopping-Nummer – und kam dabei ganz ohne peinlich anrührende Witze aus.

„Hoppes“ Hansi Greb reiste närrisch in diesem Jahr nach Rom, herrlich das Humba nachts um halb drei vor dem Vatikan. Greb ist natürlich ein alter Stammgast der Fernsehbühne, sein Vortrag kam womöglich nicht ganz an vorige Jahre heran – ein Garant für gute Stimmung ist er aber immer.

Fantastischer Auftritt als Red-Akteur bei der Gemeinschaftssitzung von KCK und CCW: Rüdiger Schlesinger. – Foto: gik

 

Vor allem aber zeigten, KCK und CCW, dass die Mainzer Narrenszene längst viel mehr politische Redner zu bieten hat, die in hohem Maße das Rüstzeug für die Fernsehbühne mitbrächten. Da sezierte Rüdiger Schlesinger als Red-Akteur souverän, mit spitzer Feder und höchst gekonnten Reimen, die Politschwätzer des Jahres und legte sogar eins ums andere Mal eine Gesangseinlage ein: „Er kann in drei Sekunden fünf mal lügen, kann Mauern bauen bis zum Firmament“, besang Schlesinger da etwa US-Präsident Donald Trump und hängt gleich noch ein eindringliches Plädoyer für die Demokratie an – der „Guddi Gutenberg“ hätte es kaum besser gekonnt. Phantastisch noch die Roboter-Einlage: Wer die Bundespolitik so treffsicher glossieren und dabei auch noch rappen und das Publikum mitnehmen kann – der gehört schlicht und ergreifend auf die Fernsehbühne.

Auch Bernhard Knab brillierte in diesem Jahr mit einem ganz starken Vortrag. Der „Deutsche Michel“ sprach Klartext über GroKo und KaKa, AfD, Erdogan, Trump und den G20-Gipfel, Knab schaute wahrhaft „dem Volk aufs Maul“, wie es in der Mainzer Fastnacht gute alte Narrentradition ist und sparte auch nicht mit Rat: „Zeigt Geschlossenheit im Land, das Hin und Her nicht imposant“, mahnte der „Michel“ – ein starker Vortrag der alten Polit-Narrenschule und eine Identifikationsfigur auch für Zuschauer bundesweit.

Große Maske, tolle Rolle, hervorragend gespielt, frenetisch gefeiert: Markus Weber als „Fräulein Baumann“. – Foto: gik

Auch Sänger Andy Ost wurde mit seinem „Humortrainer“ politisch, was seiner Nummer ausgesprochen gut bekam. Sein fantastisches „Born on Rosenmonday“ aber hätte im Jubiläumsjahr von Fastnachtsikone Margit Sponheimer ganz klar ein Anwärter für die Fernsehsitzung sein müssen – Ost aber kam ebenso wenig zum Zuge, wie etwa Thomas Neger mit seiner Hommage „Wenn Margit singt…“

 

Stattdessen durften die Altrheinstromer einen Ultra-Kurz-Auftritt in der Fernsehsitzung absolvieren, der weder dem Potenzial der Gesangstruppe gerecht wurde, noch den Zuschauern – die Schnellnummer trog eher zum Eindruck der Gehetztheit bei „Mainz bleibt Mainz“ bei, den viele Zuschauer in sozialen Netzwerken äußerten.

Bei KCK und CCW tummelt sich auch Woody Feldmann, die Comedian brachte wieder einmal mit ihrer unverwechselbaren Art, mit ihrer grandiosen Stimme und einer Ode an den Thermomix den Saal zum Beben. Auch Feldmann ist ein Profi-Comedian, einen Anspruch auf die Fernsehsitzung erhebt die Hessin deswegen aber noch lange nicht – sie würde auch kaum als typisch meenzerischer Fastnachtsvortrag durchgehen.

Hervorragend als „Deutscher Michel“ unterwegs: Bernhard Knab bei KCK und CCW. – Foto: gik

Doch ein anderer Halbprofi schafft genau das: Markus Weber, Apotheker von der Bergstraße, hat mit seinem „Fräulein Baumann“ ein große Narrenfigur geschaffen. Weber spielt die 113 Jahre alte Lady mit sensationeller Maske, Mimik und Stimmfärbung, vom letzten Detail des Kostüms bis hin zu Bewegungen und Sprachmelodie stimmt da alles. Und wenn „Fräulein Baumann“ die Asche aus der Urne des Verstorbenen zum Streuen gegen Glatteis nimmt, bleibt im Saal kein Auge trocken. Er habe sein „Fräulein Baumann“ eigens für die Fastnacht geschaffen und greife damit die alte Mainzer Fastnachtstradition des Mannes in Frauenkleidern auf, erzählt Weber im Gespräch mit Mainz& – die aber ist seit den legendären Putzfrauen Fraa Babbisch und Fraa Struwwelich verwaist.

Die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ verzeichnete in diesem Jahr einen besonders hohen Zulauf junger Zuschauer: 850.000 Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren, 9,6 Prozent Marktanteil in dieser Zielgruppe – so viele junge wie lange nicht mehr schalteten die ehrwürdige Mutter aller Fastnachtssitzungen ein. Zum Abräumer des Abends wurde denn auch einer der jüngsten Teilnehmer: Florian Sitte markierte mit seiner „Angela Merkel“ das absolute Highlight der Sitzung, dicht gefolgt von den Schnorreswacklern.

Insgesamt schalteten 6,42 Millionen Menschen die Mainzer Sitzung ein, etwas weniger als ein Jahr zuvor beim SWR – die Sendung rockten nun schon zum zweiten Mal nach den „Tramps vun de Palz“ junge, innovative Nicht-Profis. Auch in den übrigen Vereinen hat die Mainzer Fastnacht eine Fülle kreativer Aktiver zu bieten – wir sagen nur RotRockRapper, Bockius Brothers und und und. Zeit, dass „Mainz bleibt Mainz“ wieder abbildet, was die Mainzer Fastnacht zu bieten hat. Und das war jetzt der Kommentar-Satz zur Analyse.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Programm der Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ 2018 lest Ihr hier auf Mainz&, und hier unseren Bericht von der Generalprobe der Fernsehsitzung am Mittwoch vor Fastnacht. Lust auf mehr innovative, hochkarätige Fastnacht? Dann schaut mal hier beim GCV vorbei.

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