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Start 2018 Februar

Monatsarchive: Februar 2018

House of Drecksäck – Macht, Intrigen, (Bau-)Gruben und das verlorene Marktfrühstück – Meenzer Drecksäck 2018

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House of Drecksäck - die neue Kultserie im Haus der Jugend. - Foto: gik

„Demokratie wird sooo überschätzt“, sagte Peter Underwutz, jetzt brauche es dringend jemanden, der die Dinge in die Hand nimmt, „das Notwendige tut.“ Die Sau wurde schon überfahren, eine Journalistin stürzt vom Stadtwerke-Hochhaus – es geht um alles oder nichts in Mainz. „Die Macht in dieser Stadt liegt im Stadtwerketurm“, bekräftigt Underwutz, „und die Ruine des Rathauses ist Symbol seiner Machtlosigkeit.“ In ihrem 23. Jahr spielen die Meenzer Drecksäck 2018 „House of Drecksäck“ – und heraus kommen ein sensationeller Eröffnungsfilm, eine heiße Sitzung und tiefböse Anspielungen auf Intrigen, Politik, (Bau-)Gruben und das Mainzer Marktfrühstück. Keine Frage: Der Kampf um die Macht in der Stadt hat begonnen, und die Drecksäck gehören wahrlich nicht zu den Verlierern…

Sensationelle Filmreihe der Meenzer Drecksäck 2018: House of Drecksäck mit Günter Beck und Birgit Schütz. – Foto: gik

„House of Cards“ heißt die überaus erfolgreiche US-Serie rund um das Intrigenspiel der Macht im amerikanischen Washington, die Drecksäck machen daraus in ihrem 23. Jahr „House of Drecksäck“ – ein furioses Intrigenspiel um die Macht in Mainz. Und das kommt nicht nur stilgetreu als dreiteilige Serie daher, sondern auch unglaublich originalgetreu zur Vorlage: Stil, Farben, Dialoge, Settings, alles, wirklich alles spiegelt das US-Vorbild aufs feinste. Der Vorspann ahmt das große US-Vorbild detailgetreu nach, die Kameraeinstellungen folgen ganz dem Zuschnitt auf Gesichter und Settings, a „Asides“ dürfen natürlich nicht fehlen. Und selbst einen Kneipentreff gibt es – es ist natürlich die Mainzer Kultkneipe Andau.

Nur wer sich selbst zum Narren macht, feiert echte Fassenacht, hieß es mal… Isso: Günter Beck. – Foto: gik

Und so entfaltet sich vor den staunenden Augen der Zuschauer im Saal im Haus der Jugend ein wahnwitziges Panorama aus Intrigen, Machtsumpf und Politschach, das den Zuschauer gleichwohl fragen lässt, ob er nicht gerade einen tiefen Blick hinter die Fassaden der Meenzer Handkäsmafia wirft… In „House of Drecksäck“ jedenfalls mutieren Margit und Peter Becker zum Geschwisterpaar Underwutz, das die Macht in Mainz zu übernehmen versucht, obligatorische Affäre mit einer ehrgeizigen Journalistin inklusive. Und so kommt es zu Erpressung und Mord, und nach der Journalistin landet auch die Verkehrsdezernentin erschlagen in einer Baugrube – vor die Straßenbahn konnte sie Underwutz nicht werfen, denn es herrschte mal wieder Schienenersatzverkehr…

„House of Drecksäck“ spielt munter mit der Mainzer Stadtpolitik, es hagelt Anspielungen und Seitenhiebe auf Baustellen, die Mainzelbahn, das desolate Rathaus und das völlig marode Taubertsbergbad. Dessen Renovierung wird von Peter Underwutz feste sabotiert, und natürlich ist der Gag dabei, dass der im richtigen Leben grüner Bürgermeister und Sportdezernent von Mainz ist und gerade verzweifelt versucht, eben jenes Schwimmbad vor dem Zusammenbruch zu retten. Günter Beck liefert als Peter Underwutz sein Meisterstück als intriganter Strippenzieher, feste unterstützt von einer grandiosen Riege weiterer Laiendarsteller – und so mancher Figur aus dem wahren Mainzer Leben. Fastnacht ist eben, wenn Oberbürgermeister und Verkehrsdezernentin sich selbst spielen in Rollen, die sie gleichzeitig fleißig karikieren.

„Himmel, Arsch und Arne Jacobsen, ICH hab doch das Ding nicht verkommen lassen“, flucht da der OB alias Michael Ebling (SPD) haltlos über das Rathaus. Doppelbödig (mindestens), rasant und unglaublich gut gemacht, übertreffen sich die Drecksäck in ihrem 23. Jahr filmisch um Längen selbst. Überhaupt dreht sich in dieser Kampagne der Alternativfastnachter vieles um Macht, Politik und die Katastrophen in Deutschland und in der Welt – gut so! Die Drecksäck legen den Finger tief in die verschiedenen politischen Wunden – Anzüge spielen dabei erstaunlicherweise eine Hauptrolle – , und kehren damit auch ein Stück weit zu ihren Wurzeln zurück.

Rocken den Saal: die Junggesellinnen vom A-Cappella-Chor. – Foto: gik

Und politische Wunden gab es im vergangenen Jahr ja wahrlich genug: „Alle elf Minuten verliebt sich jemand in eine neue Koalition“, spottet der „Parteishipper“ Joachim Knapp – Deutschland hängt in einer Zeitschleife fest, Murmeltiertag in Berlin… Der Protokoller der Drecksäck kehrt nach einem Jahr Pause zurück und seziert mit feinen Wortspielen den GroKolores der Berliner Politik. Völlig zu Recht erhält er für seinen eher leisen Vortrag die erste Standing Ovation des Abends – und natürlich tanzt gleich mal die große rosa Sau ausgelassen über die Köpfe im Saal.

In der Drecksau-Kapsel zurück zur Erde: Die Laienspielgruppe mit tollen Einfällen und vielen Seitenhieben auf die Stadtpolitik. – Foto: gik

Für den ersten ausgelassenen Höhepunkt sorgt danach der A-Capella-Chor. Der Junggesellinnenabschied im gereiften Alter zieht urkomisch auf der Suche nach dem verschwundenen Marktfrühstück in Mainz und gibt dabei der Stadtpolitik kräftig einiges mit – vor allem in Sachen Luxuswohngebiet Zollhafen. „Es ist vorbei, bye, bye Nordmole“, singen die Damen (und der eine Herr): „Hier ist es nicht schee, Mainzer Szene adé.“ Auch das zum französischen Restaurant mutierte Weinhaus Bluhm kriegt sein Fett weg, die Junggesellinnen irren „schoppenlos durch die Nacht“. Ihr „eisgekühlter Rieslingschoppen“ aber verzückt den Saal so sehr, dass der minutenlang gar nicht mehr aufhören mag zu singen – die Menge tobt fast wie weiland bei Ernst Neger und seiner „Humba“…

Mit verschwundenem Riesling und einem fünf Millionen Liter Depot unter dem Weinhaus Bluhm kämpft auch die Crew der USS Drecksack, deren Weintank – von langer Reise aus den unendlichen Weiten des Alls zurückgekehrt – restlos leer ist. Die großartige Laienspieltruppe um Hermann Junglas landet erstmal in Nordkorea und dann auf Jamaika, bevor sie mit bitterbösen Anspielungen auf die Stadtpolitik gespickt die geschlossene Grenze zu Wiesbaden – Obergrenze: 200 Mann Tageskontingent – überwinden muss. Eine zutiefst närrische Reise in andere Dimensionen mit großartiger Schauspielerei – allen voran Birgit Schütz – und sogar einem tollen Rap zum Schluss.

Melia Pace liest wieder einmal ihrem Vater Günter Beck die Leviten – großartig! – Foto: gik

Apropos Schauspielerei: Zum heimlichen Star reift da gerade der jüngste Drecksack heran. Melia Pace brilliert nicht nur als Assistentin in „House of Drecksäck“, sondern hat auch wieder einmal ihren Vater Günter Beck voll im Griff: “ Du musst ein Arschloch sein, die bestimmen die Welt“, erklärt sie ganz unverblümt ihrem Herrn Vater: „Nichts tut dir leid, das Wort „Ehrlich“ streichst Du am besten komplett aus deinem Wortschatz – und genau das macht einen erfolgreichen Politiker aus.“ Ob die verzweifelte Suche nach einem Redetext beim Kaninchenzüchterverein die Leiden eines Bürgermeisters verarbeiten? „Das Schwein bestimmt das Bewusstsein“, sagt Beck so treffend in einer dieser herrlichen Zwischenmoderationen, in denen er und seine kongeniale Partnerin Birgit Schütz mal als Essig Essenz-Werbeduo, mal als Kleingartenvereinsvorsitzende im Vorbereitungsstress glänzen.

Schattenmann Markus Höffer-Mehlmer kämpft mit närrischen Verschwörungstheorien. – Foto: gik

Das ist großes Kleinkunstkino mit viel hintergründigem Humor, vor allem wenn die Drecksäck mal schnell eine Saalbefragung in Sachen Eintrittskarten starten und der Kommentar dazu lautet: „Ich hätte nicht geglaubt, dass das so ausfällt…“ In Mainz wird jetzt eben alles per Bürgerentscheid geklärt, während der OB das „Partymonster“ gibt, lästern die Drecksäck – Bibelturm und Rathaus lassen grüßen.

Die Steigerung von böse aber heißt auch in diesem Jahr wieder: Prediger. Peter Herbert Eisenhut nimmt wieder einmal kein Blatt vor den Mund und beerdigt mit tiefschwarzem Humor Starkoch Paul Bocuse, Ikea-Gründer Ingvar Kamprad, Playboy Hugh Hefner und Ex-Kanzler Helmut Kohl. Eisenhut redet Klartext über Trump und Co, besingt „das kranke Hirn vom Bosporus“, den „Verpisser“ von der FDP ebenso wie die versunkene SPD und die für den Endsieg kämpfende AfD… Da tobt der Saal und fordert – nein, nicht die Sau, sondern eine Zugabe. Die kommt mit der „Mainzelbahn nachts um halb eins“ daher, aber die Sau tobt danach natürlich trotzdem durch den Saal.

Bleibt noch der Mann für alle Verschwörungstheorien: Markus Höffer-Mehlmer konspiriert sich durch diabolische Dreiecke und die Vollmondnächte, in denen im alten Weinkeller im Rathaus Alt-OB Jockel Fuchs umgeht – großartig! Mixer Sirius macht auf Zuruf das Omelett, ist aber dummerweise auf Facebook mit dem EKD-Gerät des Hausarztes befreundet… Die rasante Schussfahrt durch verschwörerische Narretei absolviert auch Höffer-Mehlmer – genau – im grauen Anzug, „House of Drecksäck“ lebt ganz fraglos. Und so gebührt es auch dem Eulenspiegeligsten aller Drecksäcke, den wahrsten aller Sätze des Abends zu sagen: „Der größte Feind der Wahrheit ist doch unsere Faulheit.“

Geniale Hausband: Toni, Ernst und die Hämmerle. – Foto: gik

Der schwul-lesbische Chor macht schließlich noch als wunderbare Warnbaken Mainz unsicher, die Texte aber sind leider viel zu oft zu schlecht zu verstehen, sonst würden wir gerne mehr davon hier wiedergeben. In jedem Fall machen die „King of the Roads“ nicht nur ganz Mainz, sondern auch den Altstadt-Ortsvorsteher Brian Huck (Grüne) verrückt, bevor der Spuk zum Glück nach Wiesbaden entschwindet – da werden die Baken demnächst dringend für den Bau der Citybahn gebraucht…

Fast fünf Stunden lang feiern sich die Drecksäck und ihr Publikum so durch die Nacht, und wo andere Vereine musikalische Zwischennummern haben, sorgt hier die Drecksack-Band „Toni, Ernst und die Hämmerle“ rund um Sänger Hans „Ernst“ Becker für echtes Rock-Konzert-Feeling. Bei den fantastischen Musikern mit den umgedichteten Texten bekommt in diesem Jahr unter anderem Martin Schulz den Blues, die SPD geht „down, down, down“, doch die Sau tanzt und der Saal rockt zur Drecksack-Hymne und der ersten Fleischwurst. Und die Drecksäck sind weiter die einzigen in der Mainzer Fastnacht (so weit wir wissen), die ihre Helfer hinter und neben der Bühne mit einem eigenen Helferlied ehren – Hut ab.

Und apropos erste: Das Männerballett der Mainzer Prinzengarde sorgt zwar in diesem Jahr für Begeisterungsstürme im Saal, aber Jungs, wenn Ihr mal sehen wollt, wie Ihr einen Saal wirklich rockt – kommt bei der Männertanzgruppe der Drecksäck vorbei. Die fünf Herren liefern zwei volle Tanz-Choreographien ab, die nach zwanzig Jahren sogar fast synchron sind… eine absolute Kultnummer mit genialer Lightshow und viel sichtbaren Männermuskeln. Und apropos Lightshow: So toll waren die Meenzer Drecksäck lichttechnisch noch nie in Szene gesetzt.

Info& auf Mainz&: Am heutigen Rosenmontag rollen die Meenzer Drecksäck zudem erstmals mit einem Wagen im Rosenmontagszug mit – haltet mal unter Zugnummer 46 Ausschau nach der großen rosa Sau! Das Helferlied der Meenzer Drecksäck sowie das grandiose Männerballett könnt Ihr übrigens auf dem Mainz&-Youtubel-Kanal anschauen – bitte hier entlang. Viel Spaß! Und wie immer kommt hier noch unsere Fotogalerie. Seht es uns nach, dass wir nicht alle Akteure mit Namen nennen – wir wollen gleich noch zum Rosenmontagszug…

 

 

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67. Mainzer Rosenmontagszug 2018: Nur noch 8.800 Teilnehmer, drei Polizeipunkte an der LU und Drohnenverbot

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Der Rosenmontagszug 2014. In kleiner und auch fein gibt es das ganze bei den Straßenfastnachten der Ortsteile. - Foto: gik

Der Mainzer Rosenmontagszug 2o18 wirft seine Schatten voraus: Kommenden Montag ist es soweit, dann setzt sich pünktlich um 11.11 Uhr in der Mainzer Neustadt der 67. Mainzer Rosenmontagszug seit dem Zweiten Weltkrieg in Bewegung. Fünf Stunden lang ist dann die Mainzer Innenstadt fest in Narrenhand: 7,2 Kilometer lang führt der Zugweg kreuz und quer durch die Mainzer Innenstadt – dann geht in der Narrenhochburg nichts mehr, Mainz feiert den absoluten Höhepunkt des Jahres! Wir freuen uns schon riesig auf den närrischen Lindwurm, ist die Narrenparade doch wahrlich Treffpunkt und Staunen, Feiern und Wiedersehen zugleich – Ausgelassenheit pur! Wer es nie erlebt hat, sollte sich wirklich mal mitreißen lassen – Fassenacht in Mainz ist definitiv eine Reise Wert. Wir haben alle Infos und alle Tipps rund um einen der größten Rosenmontagszüge der Republik für Euch.

Mainzer Narren auf der Gass – am Rosenmontag macht das Spass! – Foto: gik

Der Mainzer Rosenmontagszug setzt sich traditionell um 11.11 Uhr an der Ecke Boppstraße/ Josefsstraße in der Mainzer Neustadt in Bewegung und windet sich dann auf 7,2 Kilometern kreuz und quer durch die gesamte Mainzer Innenstadt. Gegen 12.15 Uhr erreicht die Zugspitze die Ludwigsstraße und rollt an den Ehrentribünen und den Fernsehkameras vorbei in Richtung Dom – dann beginnt auch die Fernsehübertragung. Die Zugspitze erreicht gegen 13.30 Uhr den Münsterplatz, das Ende der Zugstrecke, die letzten Teilnehmer, treffen hier erst gegen 16.30 Uhr ein. Mehr zum Zugweg lest Ihr hier bei Mainz&.

Zug auf 8.800 Teilnehmer gekürzt – Keine Hexengruppen aus dem Alemannischen

Erstmals wird der närrische Lindwurm dabei deutlich kürzer werden als in den Vorjahren: 139 Zugnummern mit rund 8.800 Teilnehmern werden für kommenden Montag erwartet, das sind 15 Zugnummern und rund 800 Teilnehmer weniger als 2017. Im vergangenen Jahr hatte Zugmarschall Markus Perabo noch geseufzt ob der ewig ausufernden Gruppen im Zug – nun zog der ausrichtende Mainzer Carneval-Verein (MCV) die Reißleine. Man habe den Zug straffen wollen und zudem regionalen Gruppen den Vorzug gegeben, sagte Perabo am Dienstag. Absagen habe es deshalb vor allem für reine Party-Fußgruppen gegeben, aber auch Hexengruppen aus der alemannischen Fastnacht werden erstmals nicht dabei sein.

Schaaade! Wir werden sie vermissen, die Hexengruppen aus dem Süden der Republik. – Foto: gik

Es ist der insgesamt 116. Zug, seit der erste Fastnachtsumzug am 19. Januar 1838 durch die Straßen von Mainz zog. Wenn Ihr jetzt nachrechnet: Einige Mal fiel der Narrenumzug Kriegen oder anderen Katastrophen zum Opfer – zuletzt wegen des Beginns des Golfkrieges 1991 und vor zwei Jahren, als eine Sturmwarnung die Verantwortlichen zur Absage des Großereignisses zwang. In diesem Jahr steht der Zug übrigens unter dem Motto: „So wie der Mond die Nacht erhellt, strahlt Mainzer Fastnacht in die Welt.“ Das ist auch eine Hommage an den legendären Fastnachtshit „Am Rosenmontag bin ich geboren“ – seine Interpretin, Margit Sponheimer, feiert just an diesem 7. Februar 2018 ihren 75. Geburtstag.

Narrenmond und Schwellköppe

Rund 500.000 Zuschauer werden bei gutem Wetter zu dem närrischen Höhepunkt in Mainz erwartet, mehr als 450.000 Euro kostet der Zug den MCV jedes Jahr. Finanziert wird das durch Spenden, Einnahmen aus der Saalfastnacht sowie den Verkauf von Fastnachtsutensilien: Fastnachtsschals, Pins und Anstecker sowie natürlich die Zugplakettcher, die kleinen Umhängefiguren, die als Eintrittskarten zum Rosenmontagszug gelten. In diesem Jahr sind das Narrenmonde – und beim Verkauf wird einer schmerzlich vermisst: Im Oktober 2017 verstarb der Plaketten-Klaus, ein Urgestein der Mainzer Fastnachtsszene. 54 Jahre lang verkaufte Klaus Eigenbrodt, wie er im richtigen Leben hieß, Zugplakettcher, im Oktober verstarb er mit 72 Jahren in Mainz. Legendär geworden ist sein Plakettchereim, dem in dieser Kampagne viele Fastnachter huldigen: „Jedes Jahr die selbe Leier, es Geld is knapp, de Zuch is teier. Drum kaaft Plakettscher, diese schmucke, damit ihr könnt de Zuch ach gucke.“

Die geliebte Mainzer Schwellkopp-Parade. – Foto: gik

Den Zug eröffnen traditionell Fahnenschwenker und Schwellkoppträger, insgesamt 92 gibt es davon, ein zweiter Teil beschließt den Zug. Unter den 8.800 Teilnehmern sind 70 Musikgruppen mit 2.124 Musikern, 161 närrische Wagen rollen mit, gezogen von 113 Traktoren oder Zugmaschinen. Dazu kommen noch 33 Zugpferde, 107 Reiter wagen sich in den Zug, viele davon von der Mainzer Prinzengarde. Stars im Zug sind natürlich die 13 närrischen Motivwagen des MCV mit den großen Karikaturen: Baby Trump, ein wackelnder Bibelturm, Rohrkrepierer Schulz und Fossil Merkel – die rollenden närrischen Karikaturen sind so bissig und gelungen, wie selten. Ein Augenschmaus!

Für die Sicherheit der Narren wird viel Aufwand getrieben: Zwei Kilometer Sperrgitter werden jedes Jahr von der Stadt Mainz gestellt, die ersten früh morgens ab 7.00 Uhr – von da an gibt es wachsende Beeinträchtigungen im Verkehr. Bis 10.00 Uhr ist dann die Stadt von der Holzhofstraße bis Kaiser-Karl-Ring vollständig für den Individualverkehr gesperrt. Die Rheinstraße ist wegen des Aufbaus von Gittern zwischen der Theodor-Heuss-Brücke und der Salvatorstraße bereits um 8.15 Uhr geschlossen und wird voraussichtlich um 18.00 Uhr nach erfolgter Reinigung wieder geöffnet werden. 450 schwere Gitter (Gesamtlänge 1350 Meter) sowie 300 leichte Gitter (750 Meter) werden am „Tag der Tage“ gestellt, dazu werden rund 310 Halteverbotsschilder schon Tage vorher positioniert. Im Stadtkern folgen am Rosenmontag 110 Absperrungen sowie 150 weitere Verkehrszeichen.

LKW-Fahrverbot an Fastnachtssamstag und Rosenmontag für die Innenstadt

Zone für das Lkw-Fahrverbot am Rosenmontag 2018. – Grafik: Stadt Mainz

Dazu gilt 2018 zum zweiten Mal ein Lkw-Fahrverbot in der Innenstadt für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen am Rosenmontag und am Fastnachtssamstag während des Jugendmaskenzugs – das Fahrverbot wurde 2017 aus Angst vor Terroranschlägen installiert. Im vergangenen Jahr sicherten zusätzlich große Zugmaschinen Einfalls- und Zufahrtsstraßen zur Innenstadt und zum Zugweg, das wird auch dieses Jahr wieder so sein. Das Fahrverbot gilt am Samstag, 10.02.2018, von 12.00 Uhr bis 17.00 Uhr, und am Rosenmontag, dem 7. Februar 2018, von 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr.

Die Polizei wird auch in diesem Jahr wieder mit erheblichen Einsatzkräften die Umzüge sichern, im vergangenen Jahr waren allein an Rosenmontag rund 1.000 Beamte im Einsatz, um für die Sicherheit der Narren zu sorgen. Der neue Leiter der Polizeidirektion Mainz, Alban Ragg, betonte, auch in diesem Jahr werde die Polizei alles tun, damit die Narren ein friedliches Fest feiern können.

Dazu gehören vor allem mobile Einsatztruppen der Polizei, die im ganzen Innenstadtbereich unterwegs sein werden, aber auch eine frühzeitige Identifizierung und Ansprache von möglichen Krawallmachern. „Wir legen großen Wert drauf, Störer frühzeitig zu identifizieren“, sagte Ragg. Dabei sei auch die Bundespolizei ein ganz wichtiger Partner: Die Kollegen haben nämlich schon vor dem Umzug die Bahnhöfe im Umkreis von Mainz im Auge und geben den Mainzer Kollegen Hinweise, ob sich Störergruppen auf den Weg nach Mainz machen. „Wir ziehen die dann aus dem Verkehr“, versprach Ragg.

Das gilt auch für alkoholisierte Jugendliche oder Minderjährige, bei denen hochprozentiger Alkohol gefunden wird: Wie schon seit Jahren werden sich auch in diesem Jahr kombinierte Gruppen von Polizei und Jugendsachbearbeitung der Stadt Mainz im Vorfeld des Zuges in der Stadt umsehen, Jugendgruppen gezielt ansprechen und auf Alkohol kontrollieren. Werden etwa bei Minderjährigen hochprozentige Substanzen gefunden, landen die gnadenlos im Ausguss.

Glasverbot erneut rund um Schillerplatz und LU

Glasverbotszone am Rosenmontag, den 12.2.2018 in Mainz. – Grafik: Stadt Mainz

Apropos Ausguss: Das Glasverbot rund um die Ludwigsstraße gilt auch wieder im Jahr 201. 2017 war das Glasverbot ja vom Schillerplatz auf die gesamte Ludwigsstraße ausgeweitet worden – die Folge war unter anderem eine ziemlich leere LU während des Rosenmontagszuges…. Die Narren feierten lieber außerhalb der Verbotszone, denn die wird durch fünf Sicherheitsschleusen und 16 Glaskontrollstellen rund um LU und Schillerplatz in Kraft gehalten – dort werden Glasflaschen abgenommen und entsorgt. Nicht jeder Narr mochte sich dem 2017 aussetzen. Auch 2018 gilt: Kein Glas „von Narrenturm zu Narrenturm“ – das sind die hohen Brücken, vor denen nach dem Zug die Party abgeht. Das Glasverbot gilt an Weiberfastnacht, also Donnerstag, dem 8. Februar von 8.00 bis 17.30 Uhr, und an Rosenmontag von 8.00 Uhr bis Fastnachtsdienstag 8.00 Uhr früh.

Der Mainzer Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP) verteidigte indes das Glasverbot als richtige und erfolgreiche Maßnahme: „Wir appellieren, insgesamt auf Glas zu verzichten“, sagte Sitte nun: „Jedes Glas, das nicht auf der Straße landet, ist ein gutes Glas.“ 2017 sei rund ein Fünftel weniger Glas erfasst worden als in 2016.

Inzwischen ist zudem eine umfassende Videoüberwachung in der Innenstadt installiert – der Sicherheit zuliebe. Konkrete Hinweise auf irgendwelche Anschläge oder Störungen gibt es keine, im Gegensatz zu 2017 ist die Nervosität der Sicherheitsleute erheblich abgeflacht. Doch an den Sicherheitsmaßnahmen gebe es keine Abstriche, betonten Stadt, MCV und Polizei gleichermaßen: „Das Sicherheitskonzept war so erfolgreich“, sagte MCV-Sprecher Michael Bonewitz, „warum sollten wir dann etwas ändern?“

Polizeianlaufstellen auf der LU und Frauennotruf im Einsatz

Müllwerker nach dem Rosenmontagsumzug in Mainz – ein Helau auf die fleißigen Helfer! – Foto: gik

Neu sind in diesem Jahr allerdings drei Polizeianlaufstellen im innersten Kernbereich an der LU, die Ihr durch kleine Fahnen erkennt: Solltet Ihr Hilfe benötigen, hier findet Ihr immer Polizeibeamte vor. Ragg betonte zudem: Jeder Polizist auf der Straße sei ein ansprechbarer Helfer, wer Probleme habe, solle sich ruhig trauen, auf die Beamten zuzugehen. Für Frauen ist übrigens erstmals der Frauennotruf in Bereitschaft, eine Kontaktadresse haben wir dazu leider nicht bekommen, liefern wir aber natürlich noch nach.

Nicht zuletzt sorgt der Mainzer Rosenmontagszug auch für erhebliche Mengen an Müll: Vier Arbeitsgruppen der Mainzer Müllabfuhr rücken unmittelbar nach dem Umzug mit insgesamt 113 Kräften den Müllbergen zu Leibe. Zu entsorgen gilt es schätzungsweise erneut um die 75-80 Tonnen in der ersten Reinigung und von um die 85-90 Tonnen insgesamt.

Für die persönlichen Bedürfnisse gibt es erneut ein Großaufgebot an mobilen Toilettenanlagen: 32 Toilettenwagen der Stadt Mainz an 17 Standorten entlang der Zugstrecke (sechs davon barrierefrei), dazu acht Urinale an sieben Standorten, flankiert von 18 Dixie-Toilettenkabinen für Frauen. Von der Kaiserstraße bis einschließlich Weißliliengasse sind insgesamt 11 Dixie-Toilettenkabinen und 14 Stehurinale verteilt, dazu stellt der MCV entlang des Zuges fast 90 weitere Dixie-Klos und fünf Toiletten-Container auf. Das Rechts- und Ordnungsamt der Stadt wird wieder einmal versuchen, dem wilden Pinkeln mit Kontrollen Einhalt zu gebieten – wird jemand bei wildem Pinkeln angetroffen, kann es teuer werden: Es drohen Bußgelder von 50 Euro zuzüglich Verwaltungsgebühren, mithin 75 Euro…

Drohnen-Flugverbot an allen Fastnachtstagen

Von Weiberfastnacht bis Fastnachtsdienstag gilt übrigens ein Drohnenflugverbot in Mainz – und ganz allgemein ein Verbot des „Betriebs von unbemannten Luftfahrtsystemen und Flugmodellen über und in einem seitlichen Abstand von 100 Metern von Menschenansammlungen, Unglücksorten, Katastrophengebieten und anderen Einsatzorten von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“, wie es offiziell von Seiten der Stadt Mainz heißt. Das gelte für alle Arten von Flugmodellen und UAS, unabhängig davon, ob eine Aufstiegserlaubnis erforderlich wäre oder nicht. Verstöße können mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 Euro geahndet werden, warnt die Stadt, auch müsse damit gerechnet werden, dass der Verursacher selbst die Kosten für Polizeieinsätze zahlen müsse.

Das Ende des Rosenmontagszuges wird traditionell von der Zugente markiert, die Ente ist echt Kult. – Foto: gik

Verlustig gegangene Kinder werden wie in jedem Jahr in der Polizeiinspektion I in der Weißliliengasse „gesammelt“, dort organisiert das Jugendamt gemeinsam mit der Polizei bis 17.00 Uhr einen Raum, wo sich die Kids bis zur Abholung durch die Eltern aufhalten können. Sollte sich die Abholung verzögern, werden die Kinder ab 17.00 Uhr in der Kindernotaufnahmestelle Juvente (früheres städtisches Kinderheim), Gleiwitzer Straße 1, untergebracht und betreut. Die Polizeiinspektion ist telefonisch unter 06131 – 65 41 75 und 65 41 69 erreichbar, die Kindernotaufnahmestelle Juvente unter Telefon 90 60 982.

Die Stadt bittet zudem eindringlich darum, bei der Anreise auf das Auto zu verzichten und Busse und Bahnen zu nutzen – die Mainzer Verkehrsgesellschaft, die umliegenden Verkehrsverbünde und auch die Bahn haben ihre Fahrten verstärkt. Alle Infos dazu bei www.mvg-mainz.de. Weil die Mainzer Neustadt zum Großteil Aufstellgebiet für den Umzug ist, bittet die Stadt wie in jedem Jahr unbedingt die Halteverbotsschilder zu beachten – die sind nämlich ernst gemeint!! Die Schilder markieren auch Rettungswege, also bitte haltet Euch daran. Und: spätestens ab 6.30 Uhr am Rosenmontag wird abgeschleppt!

Info& auf Mainz&: Der 67. Mainzer Rosenmontagszug am 12. Februar 2018 setzt sich um 11.11 Uhr in Bewegung. Mehr zum Zugweg und seiner Historie lest Ihr hier bei Mainz&. Alle Infos zu Sicherheit und Absperrungen rund um den Mainzer Rosenmontagszug findet Ihr auch auf den Internetseiten der Stadt Mainz, etwa hier zum Lkw-Fahrverbot und hier zum Glasverbot.

 

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4.500 Superhelden, Bienchen und süße Hundewelpen – 61. Jugendmaskenzug besticht mit wunderschönen Kostümen

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... Supermännern... - Foto: gik

Was für eine Maskenparade: Tausende von Superhelden, Micky Mäusen, Weltenrettern und Alltagshelden zogen am Samstag durch die Straßen von Mainz, auch süße Bienen und herzallerliebste Dalmatinerhunde waren darunter. Der 61. Jugendmaskenzug bestach – wieder einmal – durch tolle Kostüme. Rund 4.500 Kinder und Jugendliche zogen nach Angaben der Polizei durch die Straßen, es war einer der größten Jugendmaskenumzüge in Mainz überhaupt – das große Finale, bevor im kommenden Jahr der Umzug verlegt werden muss. Auch das machten die kleinen Narren zum Thema. In 53 Zugnummern aufgeteilt beteiligten sich mehr als zehn Schulen, 13 Kitas und allerlei andere Gruppen an dem Umzug – es war ein großes Fest der kleinen Narren. Auch das Wetter hielt sich an die Narrenregeln, aus dem bedeckten Himmel kam zwischendurch sogar die Sonne heraus.

Die spinnen, die Ferienplaner, meinten die Gallier von der IGS. – Foto: gik

Der größte Kinder- und Jugendmaskenzug Europas hatte sich um 14.11 Uhr in der Mainzer Neustadt in Bewegung gesetzt und zog von dort gut 2,5 Kilometer weit durch die Innenstadt zum Dom. Der Umzug stand unter dem Motto „Schlümpfe, Obelix, der kleine Nick,/ Super-, Batman, Schweinchen Dick,/ die Comic-Welt trifft Mainz am Rhein/ zum Superhelden-Stelldichein.“ Und genau so war es: Tausende kleiner Superhelden und Comicfiguren zogen durch die Menge, dazu Biene Majas, Dalmatiner, Gallier, einfach alles, was die Comicwelt hergab. Besonders beliebt waren Weltenretter und Superhelden, aber auch Alltagshelden wie Polizei und Post wurden gefeiert. Mit dabei auch die neuen Kinder-Schwellköppe des Mainzer Carnevals-Vereins (MCV): Die kleinen Kinderkopffiguren wurden vielfach bestaunt und gefeiert.

Es ist das vorerst letzte Mal, das der Jugendmaskenzug am Fastnachtssamstag stattfindet: Weil Rheinland-Pfalz im kommenden Jahr erstmals Winterferien hat, muss der Umzug zwei Wochen früher stattfinden. Auch das machten die Narren zum Thema: „Die spinnen, die Ferienplaner“, erboste sich eine Gruppe. Aber natürlich verlief der Umzug selbst friedlich und sehr fröhlich – im Gegensatz zu den Zuschauern in der Zeit danach: „Es gibt ganz viele unnötige Schubsereien und Auseinandersetzungen in der Stadt“, stöhnte ein Polizeisprecher auf Mainz&-Anfrage am Abend: „Es gibt keine Ruhe, nirgends.“ Viele Feierwütige wüssten einfach nicht, wann sie genug Alkohol hätten, die Polizei musste vielfach helfen, Streitereien zu schlichten. Größere Vorfälle aber gab es bis zum frühen Abend keine – rund 55.555 Narren waren als Zuschauer zum Zug gekommen und feierten weitgehend friedlich in die Nacht hinein.

Info& auf Mainz&: Mehr zur Verlegung des Jugendmaskenzuges 2019 sowie zur Straßenfastnacht in Mainz 2018 lest Ihr hier bei Mainz&. Viel Spaß noch, Ihr Super-Narren-Helden! Und hier noch das beste zum Jugendmaskenzug – die Fotogalerie!

 

 

 

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Rote Röcke, Pferde und eine schneeweiße Uniform – Jeanette von Opel ist Kommandeurin der Mainzer Prinzengarde

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Wenn jetzt die Fastnachtsumzüge durch die Straßen toben, dann führt sie das größte Reiterregiment der Mainzer Garden an: Jeanette von Opel. Seit drei Jahren ist die 35-Jährige Kommandeurin der Mainzer Prinzengarde. Und Jeanette tritt dabei in große Fußstapfen: Ihre Großmutter war Irmgard von Opel, eine berühmte Springreiterin, Unternehmerin aus der Opel-Dynastie und ebenfalls Kommandeuse der alteingesessenen Mainzer Garde. Mainz& hat die junge Kommandeurin besucht, die mit ihrer schneeweißen Uniform aus den roten Männern heraussticht – und sie gefragt, wie das so ist als Frau unter 350 Männern…

Jeanette von Opel, Kommandeurin der Prinzengarde, im Kreise der Männer. – Foto: gik

„Mein Vater Carlo von Opel war Fastnachtsprinz, 1962“, erzählt Jeanette von Opel. Die junge Dame trägt einen großen Namen, ihre Familie kennt man eher als Autobauer und Unternehmer und als Weingutsbesitzer von Schloss Westerhaus bei Ingelheim. Doch in Mainz kennt man die Opels noch anders: Jeanette von Opel ist seit dem 1. Januar 2015 Kommandeurin der Mainzer Prinzengarde. Als einzige Frau unter 350 Männern. Es ist eine Familientradition: Oma Irmgard von Opel war ebenfalls Kommandeuse der Mainzer Prinzengarde, von 1938 bis zum Jahr 1986. Die Enkelin des Firmengründers Adam Opel war in den 1930er Jahren die wohl beste Springreiterin der Welt, 1934 gewann sie als erste Frau überhaupt das deutsche Springderby.

Im Weinhaus Wilhelmi, dem Hauptquartier der Mainzer Prinzengarde, hängen sie einträchtig nebeneinander: Irmgard von Opel und Enkelin Jeanette (rechts), beide in der Uniform der Kommandeurin. – Foto: gik

Wie ihre ganze Familie, so war Irmgard von Opel aber auch Unternehmerin, 1934 übernahm sie das Hofgut Petersau bei Frankenthal in der Pfalz. Hier gründete ihr Sohn Carlo von Opel 1962 die Firma Chio Chips – zur Verwertung der familieneigenen Kartoffelernte. Die Chipsfabrik wurde später an die Konkurrenz verkauft, das Hofgut aber blieb in den Händen der Familie. Hier auf der Petersau wuchs auch Enkelin Jeanette auf – geboren aber ist sie in Mainz, ausgerechnet an einem 11.11…

Die Eltern lernten sich in der Fastnacht kennen, Vater Carlo heiratete die bürgerliche Mainzerin Marion Schöntag 1978 – vier Jahre zuvor war Mutter Marion ebenfalls Fastnachtsprinzessin in Mainz gewesen. Klar, dass Tochter Jeanette, geboren 1982, mit der Fastnacht aufwuchs: Der Vater war seit seinem 14. Lebensjahr Mitglied der Mainzer Prinzengarde, einer der ältesten Fastnachtsgarden von Mainz. Sein Bruder Heinz von Opel, Jeanettes Onkel, gewann gar 1966 beim Kostümspringen des Hamburger Derby Turniers den Sonderpreis – Heinz von Opel ritt in der Uniform der Mainzer Prinzengarde.

Der Prinzengardist und seine Kommandeurin Jeanette von Opel bei der Fastnight im Mainzer Schloss. – Foto: gik

Jeanette selbst wurde früh Mitglied der Mainzer Füsiliergarde in Gonsenheim, ist die Prinzengarde doch eine reine Männergarde – nicht einmal die Kommandeuse darf Mitglied der Männertruppe sein. Jeanette wurde auf der Petersau zur Pferdenärrin, machte eine Ausbildung zur Pferdewirtin und übernahm im Jahr 2000 die Leitung des Hofguts. „65 Pferde stehen hier, davon 25 eigene“, erzählt Jeanette, „es ist eine Mischung aus Zucht, Sport und Ausbildung.“ 15 Mitarbeiter hat das große Hofgut. „Die Mitarbeiterführung, das ist eigentlich das anstrengendste“, sagt Jeanette. Die Belohnung: „Ein tolles Team!“

Die Fastnacht aber findet weiter in Mainz statt, rund zehn Einsätze hat die Kommandeurin in der Fastnachtskampagne, das Amt ist vor allem repräsentativ. „Es ist ein riesengroßer Kreis, der ein Hobby teilt“, erklärt sie, „und ob einer Handwerker ist oder Rechtsanwalt, das spielt keine Rolle.“ Und während die Männer rote Uniformen tragen, trägt die Kommandeurin leuchtendes weiß. Das sei Tradition, erklärt Jeanette, auch die Großmutter hatte eine solche herausstechende Uniform. 350 Mitglieder hat die Mainzer Prinzengarde, ausschließlich Männer, wie bändigt man die? „Ach“, lacht Jeanette, „da wird man auf Händen getragen.“

Tatsächlich setzen auch die jungen RotRockRapper in ihrem neuesten Video „Ich hab Uniform“ ihrer Kommandeurin ein musikalisches Denkmal: „Prinzengard‘ hat Kommandeuse, Prinzengard‘ hat Präsident“, heißt es da stolz. Die Fastnachtsgarden entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts als Parodie aufs preußische Militär. Mainz war im 19. Jahrhundert Festungs- und Garnisonsstadt, das Militär allgegenwärtig – vor allem die Preußen wurden zum Spottobjekt der Fastnachter. Garde, die Ranzengarde, entstand bewusst als Parodie auf die „Langen Kerls“ des preußischen Königs, im Gegensatz zu den extra-großen Preußen schrieb die Ranzengarde einen Mindestbauchumpfang vor.

Jeanette von Opel bei der Fastnight im Mainzer Schloss. – Foto: gik

 

Heute sind die Garden Grundpfeiler der Mainzer Fastnacht, neben Trommler- und Musikkorps wird hier auch viel soziale Arbeit geleistet. In der 1884 gegründeten Prinzengarde gibt es daneben auch ein Reiterkorps, „deshalb ist es bei uns ganz wichtig, dass die Kommandeurin reitet“, erklärt Jeanette. Zweimal rückt sie an Fastnacht mit dem Reitercorps zum Umzug aus, einmal an Fastnachtssonntag zum Gardeumzug samt anschließender närrischer Rekrutenvereidigung, und dann natürlich am Rosenmontag.

„Es ist wunderschön, im Umzug mitzureiten“, schwärmt Jeanette, „man ist ein bisschen höher, sieht viel, ist trotzdem nah dabei.“ Anspruchsvoll ist der Ritt durch die wogende Menge aber auch: „Da erschrickt schon mal ein Pferd“, weiß Jeanette, das gefährlichste aber sei das rutschige Kopfsteinpflaster in der Altstadt. Doch auch in diesem Jahr wird die Prinzengarde das sicher wieder meistern – auch Dank ihrer Kommandeurin.

Info& auf Mainz&: Mehr zum coolen Video „Ich hab Uniform“ der RotRockRapper, DEM Hit der Kampagne 2018, lest Ihr hier bei Mainz&.

 

 

 

 

 

 

 

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Hochamt der Fassenacht – Wie ein Meenzer zum ersten Mal live die Fernsehfastnacht „Mainz bleibt Mainz“ erlebt

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Eine Karte für die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“? Der Traum jedes eingefleischten Mainzer Fastnachtsfans. Doch Karten für die Sitzung im Schloss sind rar und teuer obendrein, da machte es Mainz& eine ganz besondere Freude, einen Mainz&-Leser der ersten Stunde mit einer ebensolchen zu beglücken. Marco Silbernagel ist Wahl-Mainzer und wohnt lange genug im goldigen Mainz, um als Määnzer durchzugehen (und nicht mehr bloß als Mainzer). Bisher kannte er die Fernsehsitzung nur als Zuschauer auf der Fernsehcouch, am Mittwoch tauschte er die ein gegen einen Zuschauerstuhl in der ersten Reihe des Kurfürstlichen Schlosses zu Mainz. Die Sitzung live, wenn auch „nur“ bei der Generalprobe, jedoch in voller Länge, Farbe und Lautstärke – ein besonderes Erlebnis. Seine Eindrücke hat er für uns verarbeitet – wir teilen sie natürlich gerne mit Euch. Ein dreifach donnerndes…. H E L A U !!!

Marco Silbernagel als Mainz&-Gast bei „Mainz bleibt Mainz“ in vorderster Reihe. – Foto: gik

Nicht nur, aber insbesondere für Mainzer, Määnzer und vor allem Meenzer, ist „die Fernsehsitzung“ das Hochamt der Fassenacht. Der Höhepunkt der Kampagne. Dein Heimatgefühl im Fünf-Jahreszeitenturnus. Auch für mich. Für den Rest: Irgendwas zwischen reaktionärem „Lachen auf Knopfdruck“, Klischees und „Kann das weg?“. Macht nix. Mucker und Philister! Schnudetunker, Schobbepetzer, Scheierborzeler: Wer hier auf den Duden hofft, der kennt die Mainzer (Saal-)Fassenacht allein vom Hörensagen. Keine andere Institution hat Mainzer Lebensfreude und rheingelegenen Humor im deutschsprachigen Raum besser transportiert und attraktiv gemacht als die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“. Außer einer anderen Institution vielleicht, doch dazu später mehr.

Wo die Mehrheit der Glotze-Guckenden sich an Kinder-Samstage im Wohnzimmer, frisch gebadet und schon im Schlafanzug, zweck Guckens der Hitparade mit Dieter Thomas Heck entsinnen kann, gesellt sich bei Zeitgenossen wie mir eine zweite, prägende TV-Erinnerung hinzu: Die „Fernsehsitzung“. Und wer dazu mit fassenachts-verücktem Elternhaus gesegnet, bei den Rosenmontagszügen im Dorf mitgelaufen und gar schon selbst als Aktiver auf der närrischen Rostra gewirkt, der ist dem Virus unheilbar verfallen. Gläubig oder nicht: Vor der Fastenzeit, da steht die Fastnacht. Carne vale – Steakliebhaber und Veganer fröhlich feiernd vereint. Auch für mich.

Die „Fernsehsitzung“ kulminiert und komprimiert – mal weniger, zumeist perfekt – die Lebensart, den geradlinigen Herz-Humor und die (politische) Freiheitsliebe derer, die im Einflussbereich Mogontiacums leben. Einst aus „Mainz wie es singt und lacht“ (ARD/SWF) und „Mainz bleibt Mainz“ (ZDF) fusioniert, ist’s vor allem eins: Ein Querschnitt aus der Mainzer Saalfassenacht – mit kindischem Kokolores und feinziseliertem Florett. Lokales Best-Of auf Bundesliga-Niveau. Jeder Aktive, der ab Sommer schon mit Vortragsideen schwanger ging, das Schreiben und Reimen als Qual und Labsal zugleich empfand und die lampenfiebrige, eigene „Performance“ auf der Narrenbühne detailgenau erinnert, der weiß: Herzblut ist das Elixier – ein Tusch und der Applaus das Endorphin der aktiv Vortragenden. Auch für mich.

Einmarsch! Narhallamarsch! Start der Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ im Saal. – Foto: gik

Fast forward ins Jahr 2018: Kurfürstliches Schloss. Die Meenzer „Gut’ Stubb“, die schon so viel gesehen hat (und erzählen könnte), ist vom Gebührenzahler aufgebretzelt (Wortspiel!). Nichts weniger als Inthronisierung, Papstweihe und Justin Bieber-Konzert in einem stehen an. Vorfreudig-vorglühendes Gewimmel im Treppenhaus. Bekannte Gesichter und normale Leit. Flintrieme und goldische Schätzjer allerorten. Alle(s) kostümiert. Bescherung für brave Narrenkinder. Film ab: Die Kamerafahrt hinein in den Saal, das bist Du selbst: Vierfarbbuntes Leben in HD. Script-Girls und Kamera-Männer im Gang, Honorationen und de Günther aus Finthe auf dem gleichen Level. Prost!

Und kaum hast du Bretzel, Spundekäs’ und Schobbe probiert erklingt schon der Narhallamarsch: Weckruf ans Sitzfleisch für die Eingefleischten. Einzug der Garden. Nur im Stehen. Mimosen fangen die ihnen zugedachten, gleichnamigen Sträußchen. Sitzungspräsident und Fastnachts-Furioso Andreas Schmitt schellen-schwingend in seinem Element. Und Rolf Braun lächelt auf seiner Wolke – stolz ob des Anblicks seines würdigen Enkels. Präsident und Redner: Traditions-Personalunion auf meenzerisch. Oliver Mager, die alternativlose „Helene Fischer“ der Saalfassenacht, ist Eisbrecher und Hochleistungs-Heizer. Wir sind (alle) Mainzer. Die ersten Nasen werden rot.

Die Perspektive von unten aus dem Narren-Graben: Jürgen Wiesmann alias Ernst Lustig in Aktion. – Foto: Silbernagel

 

Der schönste Tag, der Bundestag, der kündigt’s an – jetzt wird’s ernst. Fassenacht ist kein Spaß – schon gar nicht hinter den Kulissen. Friedrich Hofmann hält der Politik den Spiegel vor. Florett statt Schwert, Redefreiheit statt Zensur – heute wie (vor-)gestern. Stehender Applaus für den Till. Mit was? Mit Recht.

Und „Zack“, die 180 Grad-Wende im Programmablauf: Zeitlebens Zeichen Mainzer Dramaturgen, gekonnt zelebriert. Dort, wo früher Norbert Roth handschuhbewehrt wetterte, kokolort Alexander Leber sich als Polizist durch die Altstadt. Statt plumper Dummheit regiert beim Humor in Mainz die Absicht. Nichtsdestowenigertrotz, „Mainz bleibt Mainz“ ist schon auch ein bisschen Merkel: Gemächlichkeit ist das Gegenteil von Revolution. Doch wenn das Neue, Frische, Junge (Wortspiel!) aufblitzt, dann merkst du es sofort. So wie bei „Handkäs un sei Mussig“. Funken springen über – musikalische Tradition und moderne Töne in einem Song.

Bedienung kommt! „Das war dann der Riesling und zwei Mal Spundekäs“ trällert es in deinem Ohr und du meinst, du zahlst jetzt die Südseekreuzfahrt, so hoch ist der Preis. Definitiv Außenkabine. Handkäsmafia und Hottwollée haben ihren Preis. Auch für mich.

Tempo, Tempo! Television verzeiht keine Hänger. Markenzeichen Mundwinkel (hängend): Merkel kann Dr. Florian Sitte. Stellenweise besser als die Vorlage. Auch die Altrheinstromer sind „Echte Meenzer“. Wie wir alle. Nur halt mit Quetschkommod, Gitarre und Kontrabass. Trotzdem Respekt: Weil Text und Musik ist eben auch doppelt Arbeit. Und da ist es – das erste Wiesbaden-Bashing des Abends! Durch Sabine Pelz als Chefhostess vom Rathaus: „Mir habbe nix gege Wiesbadener – jedenfalls nix, was hilft“. Konstanten im Fastnachtsleben. Finther und die „hässlichen“ Nachbarn aus der anderen Landeshauptstadt. Köln gegen Düsseldorf, Schalke gegen Dortmund. Ohne das wär’s halb so schön. Andersrum: Bretzel mit Spundekäs! Auch für mich. Normalerweise wär’ jetzt X Mal 11 Minuten Pause. Halte mer’s halt ein und rauchen später. Bedienung! „Jo, bring noch e Flasch“. Da fragt man sich: Hab’ ich genug Geld dabei?

Wenn der Narr den Narrenbrettern zu Füßen liegt… Mainz bleibt Mainz aus der Fußvolk-Perspektive. Links grinst die Mainz&-Schreiberin in ihre Tasten. – Foto: Silbernagel.
Margit im Mond: La Sponheimer bringt den Saal zum Beben. – Foto: Silbernagel

Schnorreswackeln, die Disziplin seit Jahrzehnten, kommt im modernen Gewand daher. Stehender Applaus für den Gesangsvortrag? Das musst du dir erarbeiten. Nach Detlev Schönauer mit in die Jahre gekommenem Bio-Lehrer Hut ab für Hutträger Jürgen Wiesmann. Auch hier: Konstanz ist die hohe Kunst der ernst-lustigen Figuren. Wein im Glas, Klos im Hals: Margit Sponheimer ist mit 75 Jährchen (endlich) Ehrenbürgerin, doch kein bisschen leise. Sie hat viel gemein mit der Fernsehsitzung, die sich gegenseitig so viel gegeben haben: Institution wird Ikone.

Lars Reichow, als geborener Finther nach Gonsenheim „aufgestiegen“, liefert ab: Inhaltlich, pointiert und über die Jahre im Fastnachts-Journal konstant. Profis in der Fassenacht? Egal, solange es Lars Reichow ist. Und doch (Achtung, Reim!)

Nach diesem Vortrag

da wird schmerzlich klar,

Jürgen Dietz fehlt allen hier,

und das nun schon im vierten Jahr.

Ballett: Muss sein. Synchrone Augenweide für den Bischof (der im Saal sitzt), goldische Böppcher für den Rest. Wer jetzt noch zweifelt: Martin Heininger und Christian Schier schaffen den Spagat. Seit Jahren. Kräftiger Kokolores auf höchstem Niveau, ansteckende Anarcho-Fassenacht. Danach wird die Mess’ gelese: Urgestein Andreas Schmitt, der Präsident aller Präsidenten, als Obermessdiener. Nicht nur wer vorne sitzt spürt seine Wucht. Und wer jemals in lauschiger Nacht auf einer Fastnachtsbühne stand, fühlt mit: „Die Kampagne, sie tobt, die Tage werrn länger, nur die Scheiß Bütte, werrn alle Jahr’ enger“. Da ist sie, die ur-mainzerische Art: Gottesfürchtig ohne bigott zu sein, das Wahre von Herzen auszusprechen.

Finale! Hofsänger! So ein Tag! – Foto: Silbernagel

Was bleibt: Ein Stück aus der Fastnacht wie „So ein Tag“ zu deutschem Liedgut werden zu lassen, das haben nur die Hofsänger geschafft. In stürmischer See, aber der Kapitän immer an Deck. Stimmgewaltig, ob Chor oder im Solo sind sie der Fixpunkt und du weißt seit Kindesbeinen: Finale! „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ – verändert hat sich das in all den Jahren nur bedächtig, meist nur zum Guten. Doch eines, das ist seit deiner Kindheit immer noch da: Wenn du nach der Fernsehsitzung – aus dem Saal oder vom Sofa kommend – ins Bett gehst, dann freust du dich auf den Rosenmontag. Am besten in Mainz.

Info& auf Mainz&: Marco Silbernagel (@m_silbernagel) ist Wahl-Mainzer, wohnt lange genug im Stadtgebiet, um als Määnzer durchzugehen (und nicht mehr bloß als Mainzer). Zum Berufseinstieg im Journalismus gesellten sich ein Mal 11 Jahre als aktiver Redner und Sitzungspräsident. Mittlerweile hat es ihn ins Marketing für Technologieunternehmen geführt, den aktiven Part auf der Bühne hat er mit dem Stuhl im Publikum der Saalfastnacht getauscht. Und wenn er nicht gerade neue Softwareprodukte zu Markte trägt, arbeitet er an seiner Rückkehr auf die närrische Rostra. Den Bericht der Mainz&-Schreiberin (das war die mit dem Eulenspiegel-Hut) über Mainz bleibt Mainz 2018 findet Ihr genau hier.

 

 

 

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„Mainz bleibt Mainz“ 2018: Großer Gänsehaut-Moment mit Margit, fantastische Polit-Redner und ganz viel Meenzer Kokolores

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Was für ein Auftritt: Margit Sponheimer verzaubert die Zuschauer bei „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“, die Mainzer Fastnachtsikone legte am Mittwochabend bei der närrischen Generalprobe im Mainzer Schloss einen umjubelten Auftritt hin und rührte ganz stark ans Herz. „Wenn Margit singt“, fürwahr, dann herrscht Ausnahmezustand. Die Mutter aller Fernsehsitzungen feiert damit das „Margittsche“ zu seinem 75. Geburtstag, es ist der emotionale Höhepunkt einer Sitzung, die reich an Highlights ist: Das ZDF legt in diesem Jahr eine durchaus rasante Sitzung auf die Fernsehbretter. Vier Stunden lang geben sich politische Redner und Kokolores-Spitzen das Mikro in die Hand, allen voran Florian Sitte als „Angela Merkel“. Manchmal allerdings werden arg viele Zoten unter der Gürtellinie gerissen – und der Ablauf sorgte am Donnerstag für eine Umstellung.

Grandios: Florian Sitte als Angela Merkel. – Foto: gik

„Meine Erfahrung ist ja die“, sagte die Kanzlerin, „dass Rückgrat in der Politik oft stört.“ Angela Merkel ist frisch aus Berlin gekommen und berichtet gewohnt nüchtern von der abgeschlossenen „Paartherapie“ mit SPD-Chef Martin Schulz und verspricht: „Ich lege jetzt nicht die Raute in den Schoß.“ Mit großartiger Mimik, Gestik und Maske parodiert in diesem Jahr der Mainzer Zahnarzt Florian Sitte die CDU-Kanzlerin – und wird damit zum großen Abräumer bei der Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht.“ Sitte brilliert nicht nur mit verblüffender Optik, sondern trifft auch in Mimik und in der Tonlage beinahe haargenau den Duktus der ewigen Kanzlerin, heruntergezogene Mundwinkel natürlich inklusive.

Sitte legt aber auch einen inhaltlich starken Auftritt hin, der ihn geradewegs in die erste Riege der politischen Redner katapultiert. Kleine Kostprobe (Achtung Spoiler!): „Ich habe nichts gegen Gefühle“, sagt Mutti, „ich hatte erst letzte Woche selbst eins, und ich war sehr zufrieden damit.“ Doch Sitte glossiert auch durchaus politische Inhalte, seziert GroKo und Merkels Politik inhaltlich und lässt die Kanzlerin seufzen: „Ihr habt den Bibelturm, ich habe Horst Seehofer – beide sind groß, beide sind hohl und man weiß nicht so recht wohin damit.“

Das ist großes Narrenkino, weil Sitte nach tiefster Narrentradition Politik und Gesellschaft gleichermaßen den Spiegel vorhält. Und der Newcomer auf der Fernsehbühne wird dazu ganz zu Recht vom Saal frenetisch gefeiert – auch bei der Generalprobe im Mainzer Schloss am Mittwochabend. Sitte allerdings war nach seiner Premiere gar nicht zufrieden. „Ich war nicht richtig locker“, sagte er Mainz&, da gehe noch deutlich mehr. Das steigert indes unsere Vorfreude auf den Freitagabend nur 😉

Zurück auf der Reichstagskuppel bei „Mainz bleibt Mainz“: Friedrich Hofmann als „Till“ mit Spitzenvortrag. – Foto: gik

Sitte ist der unbestrittene Höhepunkt einer an Highlights ohnehin nicht armen Sendung: Gleich zu Beginn rockt Friedrich Hofmann als „Till“ den Saal mit einem seiner besten Vorträge ever. Im vergangenen Jahr gab der SWR ja noch Protokoller Erhard Grom den Vorzug, die Pause hat dem „Till“ offenbar gut getan: Mit geschliffenen Reimen gibt der Eulenspiegel von der Reichstagskuppel den Politikern saftige Kritik mit und seziert höchst aktuell die GroKo-Verhandlungen. Da kommt Merkel als schwarze Witwe daher, die ihre Partner nach dem Beischlaf frisst, Schulz rettet sich als Flüchtling ins Außenamt, und Bayerns Löwe Horst Seehofer endet als Schmusekater auf Muttis Schoß.

Die Symbolfigur vom MCC ist bissig und spritzig wie lange nicht und redet in geschliffenen Reimen Klartext. In Sachen AfD schreibt der Narr den Protestwählern ins Stammbuch: „Demokratisch gewählt – das war auch Hitler anno 33“, erinnert der „Till“ und warnt vor dem „abgestandenen braunen Mief“ der neuen „Volksverhetzer“ von rechts. Wie schon im Vorjahr, so wird auch anno 2018 die Demokratie aus der Narrenbütt verteidigt: „Unser wichtigstes Gut, vergesst das nie, das sind Freiheit und Demokratie“, mahnt „Obermessdiener“ Andreas Schmitt am Ende.

Der Beginn der Sendung gehört aber natürlich dem Einmarsch der Garden, danach bringt Oliver Mager in Windeseile mit seinen Fastnachtshits den Saal auf Narrentemperatur – ein fetziger Beginn der Sitzung. Auf den Till folgt dann Alexander Leber als „Mainzer Polizist“, sein Vortrag ist solider Meenzer Kokolores, super dargeboten. Leber bedient die Sparte traditioneller Kokolores – und wird dann gefolgt von einem völlig modernen Element: Die junge Band „Handkäs und sei Musigg“ um Frontmann Oliver Wiesmann gibt mit einer Swing-angehauchten Rosenmontags-Hommage ihren Einstand auf der großen Fernsehbühne. Die Jungs in den Karo-Anzügen lassen aufblitzen, was die Mainzer Fastnachtsszene inzwischen an innovativen jungen Gesichtern zu bieten hat – gut so! Doch die Fernsehsitzung springt so zwischen modernen Elementen und alten Klassikern recht wild hin und her, nicht immer klappt das.

Verschwand fast hinter einem völlig überdimensionierten Rednerpult: Sabine Pelz rettete sich mit einem fantastischen Vortrag. – Foto: gik

Das größte Problem hatte damit am Mittwoch ausgerechnet die einzige Frau: Sabine Pelz hatte hörbar Mühe, den Saal nach dem furiosen Beitrag von Florian Sitte wieder einzufangen. Die „Chefhostess“ meisterte die Herausforderung bravourös, ihr toller Vortrag über die Depressionsjahre des Mainzer Rathauses brauchte aber erstaunlich lange, um im Saal zu zünden. Das ZDF zog daraus am Donnerstag Konsequenzen: Pelz und Sitte werden am Freitag die Plätze tauschen, teilte der Sender auf Mainz&-Anfrage mit – eine gute Entscheidung, wie wir finden.

Nun folgt Pelz auf „Handkäs und sei Musigg“, nach ihr dürfen die Altrheinstromer einen Mini-Auftritt einstreuen, bevor Sitte den Saal zum Kochen bringt. Die Stimmung dürfen dann die Schnorreswackler weiter in die Höhe schrauben: Mit ihrem tollen „Närrischen Bundestag“ passen sie perfekt zum Thema Merkel und rocken als Zugabe auch noch mit ihrem genialen Cupsong das Schloss.

Der gelernte Mainzer Saalfastnachter erwartet danach unwillkürlich eine Pause, stattdessen steuert die Fernsehsitzung dann in einen Kokolores-Block mit Detlev Schönauer als Bio-Lehrer“ und Jürgen Wiesmann als „Ernst Lustig“. Da ist dann viel von Nostalgie und der guten alten Zeit mit analogen Telefonen und Facebook-Skepsis die Rede. Und manch Witz geht ausgerechnet in Zeiten der Metoo-Debatte gehörig unter die Gürtellinie – braucht man wirklich noch Witze über wuchernde weibliche Achselhaare?

Kam, sang und verzauberte: Margit Sponheimer, umjubelt, sorgte für einen großen Gänsehaut-Moment. – Foto: gik

Wiesmann brennt als „Best Ager Opa wider Willen“ ein Feuerwerk urkomischer Pointen aus dem Alltag ab und nimmt sich dabei auch wieder gehörig selbst auf die Schippe, das ist großer Mainzer Kokolores in Reinkultur. Danach geht die Sitzung in eine furiose zweite Halbzeit. Auf der Bühne steht der Narrenmond des MCV – und auf ihm sitzt niemand Geringeres als Margit Sponheimer.

Im weißen Marketenderinnenkostüm singt „Es Margittsche“ ein Medley ihrer drei größten Hits und beweist binnen Sekunden, warum sie die Grande Dame der Mainzer Fastnacht ist: Der Saal bebt, die Bühne glüht – Margit singt, und der Saal steht Kopf. Und er verneigt sich vor der gerade 75 Jahre alt gewordenen, frisch gebackenen Ehrenbürgerin von Mainz in aller Form. Dann singt „Es Margittsche“ auch noch als Zugabe das Lied, das ihr Toni Hämmerle einst auf den Leib schrieb, und das „Meenzer Mädche“ kommt überhaupt nicht altbacken, sondern frisch und beinahe schon wieder hochaktuell daher. Da wird so manches Aug‘ im Saal feucht, und die Gänsehaut kriecht über den Rücken – ein wirklich großer, historischer Gänsehaut-Moment bei „Mainz bleibt Mainz“ 2018.

Brillanter Kokolores-Nonsens: Martin Heininger und Christian Schier. – Foto: gik

So einen Moment auffangen kann nur einer: Lars Reichow. Der Kabarettist legt einen klasse Parforce-Ritt durch die Polit-Landschaft hin, glossiert Trump, Putin, Brexit und gleich auch noch die Metoo-Debatte – und zwar auf höchst elegante Fastnachtsart. Reichows Vortrag ist ein echtes Novum, hatte der Kabarettprofi doch in der Kampagne nicht alle Termine bei seinem Heimatverein GCV wahrgenommen und dann auch noch einen anderen Vortrag gehalten… Dennoch beweist der Profi seine Sonderklasse: „Wir müssen die Welt retten, eigentlich sofort“, seufzt Reichow und schließt eine rasante Liste eigentlich dringend fälliger politischer Themen an. Gut, dass am Freitag viel Politprominenz im Saal sitzt.

Die Fernsehsitzung ist dann mit Hochgeschwindigkeit auf der Zielgeraden: Nach dem Gardeballett der Füsiliergarde folgen Martin Heininger und Christian Schier mit ihrem fast schon dadaistischen Nonsens-Vortrag – die zwei sind einfach eine Sonderklasse. Direkt darauf setzt das ZDF den „Obermessdiener“, und Andreas Schmitt teilt stimmgewaltig und so rasant aus in Richtung Fußball und Politik, dass der Zuschauer kaum hinterher kommt.

Im Publikum saß am Mittwoch übrigens auch Schmitts Chef, der neue Mainzer Bischof Peter Kohlgraf – entspannt und gut gelaunt lauschte er dem Helaulujah aus der Bütt‘. “ Kohlgraf ist schließlich als gebürtiger Kölner gelernter Fastnachter und vertraute den Journalisten an seinem Tisch gerne an, dass er die Fastnacht schätze, weil sie die ganze Bandbreite des menschlichen Lebens feiere. „Es gibt sehr ernste Katholiken, da denke ich immer, wie feiern die Ostern“, meinte der Bischof voller Inbrunst.

Finale Grande mit den Mainzer Hofsängern. – Foto: gik

Auf der Bühne erzählte sein „Obermessdiener“ unterdessen, wie er als „Survival Trainer“ dem Neuen auf dem Bischofsstuhl hilft. „Es traf uns wohlwollend der göttliche Wind und schickte uns ein Kölner Kind“, reimt Schmitt, um dann der Politik ihre Versäumnisse um die Ohren zu hauen – von „Blindschleich“ Dobrindt bis hin zur „Hauptstadt-Schickeria“. Schmitt stellt sich tief in die Tradition von Carl Zuckmayers „Adel vom Rhein“ und nimmt noch einmal kein Blatt vor den Mund in Richtung AfD: „Zum Aufstieg des Bösen reicht es schon, wenn das Gute nichts tut“, mahnt der „Obermessdiener“: Ihr könnt weiter anrufen und Drohbriefe schreiben“, die Narren ließen sich den Mund auch weiter nicht verbieten. „Viele haben das Hakenkreuz im Stempel“, wettert Schmitt, „und dieses Bagage jagen wir aus dem Tempel!“

Danach bleibt nur noch eines zu tun: Die politischen Texte der Mainzer Hofsänger zu enträtseln und das große Finale zu feiern. Vielleicht bekommt das ZDF bis Freitagabend ja auch noch die Akkustik im Saal in den Griff. „Meenz bleibt Meenz“ und die Fernsehsitzung, die beste aller Fernsehsitzungen.

Info& auf Mainz&: „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ 2018 könnt Ihr am Fastnachtsfreitag, den 8. Februar, live ab 20.15 Uhr im ZDF sehen.

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61. Jugendmaskenzug rollt zum vorerst letzten Mal am Fastnachtssamstag – 2019 Verlegung – Straßenfastnacht startet

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Jugendmaskenzug 2016 - Foto: gik

Es ist der Bruch mit einer langen historischen Tradition: In diesem Jahr zieht der Mainzer Jugendmaskenzug zum vorerst letzten Mal am Fastnachtssamstag durch die Straßen der Narrenhochburg. 2019 werde der Umzug zwei Wochen nach vorne verlegt werden müssen, sagte Organisator Jürgen Schmitt vom Mainzer Carneval-Verein (MCV). Der Grund: Rheinland-Pfalz bekommt 2019 erstmals Winterferien – und die liegen ausgerechnet genau in der Fastnachtszeit. Nun muss der Jugendmaskenzug verlegt werden, denn getragen wird der vor allem von den Schulen und Kitas der Stadt. Wie das Experiment im kommenden Jahr ausgeht, kann derzeit niemand sagen – ob die Atmosphäre zwei Wochen vor Fastnacht wohl genau so ist? Es gilt also: Am Samstag ab auf die Gas, und noch einmal den 61. Jugendmaskenzug am Fastnachtssamstag genießen!

Der Kinderprinz führt die kleinen Narren traditionell auf der Lok in die närrische Schlacht. – Foto: gik

Leidtragender ist der Umzug immerhin tausender kleiner Nachwuchsnarren, der nach Angaben des MCV größte Kinder- und Maskenumzug in Europa. Zehn Schulen, 13 Kitas und neun Jugendorganisationen stellen den Großteil der diesjährigen 3.200 Teilnehmer, schon Monate vorher wird in den Einrichtungen an Themen und Kostümen gewerkelt. Große Wagen gibt es kaum, nur drei Gefährte rollen im Zug mit – auch aus Sicherheitsgründen, aber vor allem, weil der Fokus des Zuges auf den großartigen kreativen Kostümen liegt. Die werden jedes Jahr in einem großen Kostümwettbewerb prämiert, in diesem Jahr stehen dafür Preisgelder in Höhe von 12.000 Euro bereit. Das Motto lautet diesmal: „Schlümpfe, Obelix, der kleine Nick,/ Super-, Batman, Schweinchen Dick,/ die Comic-Welt trifft Mainz am Rhein/ zum Superhelden-Stelldichein.“

61. Mainzer Jugendmaskenzug läutet Fastnachtsendspurt ein

„Der Jugendmaskenzug ist Lebensfreude pur“, betonte Schmitt, die Tradition des Umzugs will der MCV unbedingt am Leben erhalten. Wie das allerdings im kommenden Jahr wird, ist völlig unklar: Traditionell ist der Jugendmaskenzug ein Herzstück der Mainzer Straßenfastnacht, die an Weiberfastnacht beginnt. Die Verlegung des Umzugs sei „total schade“, sagte Schmitt, der MCV habe noch versucht, im Mainzer Bildungsministerium zu intervenieren – allerdings vergeblich. Nun sehe er die Verlegung auch als Chance, sagte Schmitt, bei einer Abfrage der Schulen sei das Ergebnis eindeutig gewesen: „Die sind erfreut, dass sie einerseits Fastnacht feiern und dann aber auch Skifahren gehen können“, berichtet der Organisator. So wird der 61. Jugendmaskenzug also zum letzten Mal die heiße Phase des Fastnachtswochenendes einläuten.

Die kleinen Narren mit ihren tollen Kostümen sind die Stars beim Mainzer Jugendmaskenzug. – Foto: gik

Pünktlich um 14.11 Uhr setzt sich der Jugendzug am Samstag in der Mainzer Neustadt in Bewegung, 2,5 Kilometer weit führt die Zugstrecke dann durch die Innenstadt bis zur Auflösung am Mainzer Dom. Um die kleinen Narren zu schützen gilt auch in diesem Jahr wieder ein Lkw-Fahrverbot für die Mainzer Innenstadt, am Samstag von 12.00 Uhr bis 17.00 Uhr, die Innenstadt ist für den Individualverkehr rund um den Zug ebenfalls gesperrt. 50 Zugnummern erwarten die Zuschauer. Größte teilnehmende Schule ist die Münchfeldschule mit 371 Teilnehmern, zweitgrößte mit 200 Teilnehmern die IGS Anna Seghers. Rund 800 kleine Narren kommen von den 13 Kindergärten und –tagesstätten, etwa 300 Teilnehmer von Jugendorganisationen. 650 Musiker sorgen für Schwun, und Kinderprinz Benjamin I. führt die Mainzer Kinder und Jugendlichen in den Kampf gegen Mucker und Philister.

Tanz auf der LU und Guggemusikfestival, GCV-Ball und Prinzengardeball

Wenn den Narren die Straßen gehören, dann ist Fassenacht in Meenz! – Foto: gik

Nach dem Zug geht es auf der Mainzer Ludwigsstraße mit der Vereinigung der Rekruten der närrischen Garden sowie einer Parade der Mainzer Schwellköppe am Nachmittag weiter – präsentiert werden dabei auch die neuen Kinder-Schwellköppe des MCV. Die kleinen Figuren sind allerdings umstritten: Manchen Beobachter erinnern die Köpfe eher an Horrorfilme. Mit dem Jugendmaskenzug ist dann auch die heiße Phase der Mainzer Straßenfastnacht eröffnet: Bis Dienstagabend herrscht Ausnahmezustand in der Mainzer City, auf den Domplätzen findet die Fastnachtsmesse der Mainzer Schausteller statt. Auch rund um das Theater und auf der LU gibt’s allerlei Attraktionen, dabei auch wieder das große Narrenzelt. Und am Abend toben natürlich auch noch einmal Sitzungen, der große Ball des Gonsenheimer Carneval-Vereins (GCV) in der Turnhalle in Gonsenheim sowie der Prinzengardeball in der Rheingoldhalle.

Am Fastnachtssonntag präsentieren sich dann ab 11.11 Uhr die Garden bei ihrer großen Narrenparade auf der LU, im Anschluss können die Besucher ausgiebig die 13 politischen Motivwagen des MCV auf der LU bewundern. Ab 13.11 Uhr startet rund um den Fastnachtsbrunnen am Schillerplatz der „Tanz auf der LU“, hier treten unter anderem die Humbas und Oliver Mager, aber auch die RotRockRapper der Mainzer Prinzengarde mit ihrem Hit „Ich hab Uniform“ auf (ab 14.15 Uhr).

Am Fastnachtssonntag bebt beim Guggemusik-Festival die Innenstadt. – Foto: gik

Nach 17.00 Uhr ziehen dann beim 5. Guggemusik-Festival verschiedene Guggemusik-Gruppen im 30-Minuten-Takt durch die Mainzer Altstadt und präsentieren auf vier Plätzen ihre mitreißenden Rhythmen. Mit dabei sind die „Loubeschränzer“ aus der Schweiz, die Mainzer „Kaktusstreichler“, „Nodequetscher“ und „Huxelpetzer“ sowie die Forster „Stobbelhobblae“. Los geht’s jeweils am Narrenzelt auf der LU, dann geht’s weiter auf Liebfrauenplatz, Markt und Tritonplatz. Nach dem Rosenmontagszug laden die Narren dann zur Rosenmondnacht auf der Ludwigsstraße, dort heizen zwei „Narrentürme“ bei der großen Freiluftparty ein.

Fastnachtsumzüge in den Stadtteilen

Das ist aber beileibe nicht alles in Sachen Straßenfastnacht: Auch in den Mainzer Stadtteilen toben die Narren auf den Straßen. Bereits am Freitag zieht um 10.11 Uhr der Hechtsheimer Kinder- und Jugendmaskenzug durch den alten Ortskern des Vorortes, das Motto lautet: „Hexemer Kinner uff de Gass, ei was macht des fer en Spass!“ Am Fastnachtssamstag ist dann in Gonsenheim ab 14.11 Uhr Rathauserstürmung mit anschließendem Umzug ab 14.44 Uhr. Am Sonntag, dem 11. Februar, geht es dann um 14.11 Uhr mit dem Finther Zug der Lebensfreude weiter, einem der größten Stadtteil-Umzüge von Mainz mit mehreren Zehntausend Besuchern. Zeitgleich setzt sich auch in Mainz-Bretzenheim der Fastnachtsumzug ab 14.11 Uhr in Bewegung, ein echtes Familienfest mit viel Bonbons, Narretei und Helau.

Schwellkoppparade am Dom – mehr Mainzer Fastnacht geht nicht! – Foto: gik

Der Rosenmontag gehört dann natürlich dem großen Umzug, aber am Fastnachtsdienstag hat Mainz noch zwei Fastnachtsumzüge zu bieten: In Drais setzt sich um 14.11 Uhr der kleinste der Mainzer Umzüge in Bewegung. Kult ist für viele Narren aber auch der große Schismellezug in Mombach, der um 14.33 Uhr startet. In der Innenstadt endet derweil am Fastnachtsdienstag mit der Kappenfahrt, einem Autocorso, ab 15.11 Uhr die Straßenfastnacht – hier werden aus den Cabrios der Mainzer Vereine noch einmal Unmengen übrig gebliebener Bonbons und Süßigkeiten unters Narrenvolk gebracht.

Info& auf Mainz&: Alle Informationen zu den Fastnachtsumzügen in den Mainzer Stadtteilen findet Ihr auf dieser Internetseite der Stadt Mainz, leider stellen die Vereine weiterhin nur sehr rudimentäre Infos dort zur Verfügung. Ist leider alles, was im Internet zu haben ist – auf der neuen Internetseite „Mainzer Fastnacht“ kommen die Stadtteilumzüge noch gar nicht vor… Aber dafür habt Ihr ja uns 😉 Viele Infos zum Jugendmaskenzug gibt’s auf dieser Internetseite, einen Überblick zur Straßenfastnacht mit allen Parties hier beim MCV.

 

 

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Baby Trump, wackelnder Bibelturm, Fossil Merkel und Rohrkrepierer Schulz – Bissige Motivwagen 2018 nehmen Politik aufs Korn

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Zugnummer 42: Becks Spaßbad. - "Die Stadt war einst besonders schlau,/ verpachtete den Schwimmbad-Bau./ Der Pächter, ein gewiefter Hase,/ sparte sich ne goldne Nase./ Der ist nun weg und voller Schreck/ macht den Dreck weg Günter Beck!" - Foto: gik

Sie sind die Aushängeschilder des Mainzer Rosenmontagszugs: die Motivwagen des Mainzer Carneval-Vereins (MCV). Und die sind in diesem Jahr hochgradig aktuell und satirisch-bissig – und nehmen vor allem die hohe (Welt-)Politik aufs Korn. Da wird SPD-Chef Martin Schulz zum Rohrkrepierer und Angela Merkel zum Schildkrötenfossil im Jahr 2111, Alexander Dobrindt muss mit eigenem Harnstoff den Diesel betanken und US-Präsident Donald Trump trifft sich zum Raketen-Vergleich im Sandkasten mit Kim Jong Un, derweil der türkische Präsident Erdogan zum Urlaub im Kittchen einlädt. Großes Narrenkino ist das, was die Mainzer da auf ihre Motivwagen 2018 heben.

Wenn zwei im Sandkasten ihre Raketengrößen vergleichen…. kommt ein Motivwagen dabei heraus: Donald Trump und Kim Jong Un. – Foto: gik

13 dreidimensionale politische Karikaturen schicken die Mainzer Narren in diesem Jahr auf die Reise, die Vorlagen zeichnete erstmals der Rheingauer Spätlese-Reiter-Erfinder Michael Apitz. Aus der neuen Kooperation entstanden beißende, hochaktuelle und sehr internationale Motive: Da schlägt US-Präsident Donald Trump mit dem Golfschläger die Weltkugel vom Pariser Eifelturm, „Hohl in One“ nennen die Mainzer Narren die Aufkündigung des Weltklimaabkommens durch den amerikanischen Golf-Fanatiker.

Auf einem zweiten Wagen kommt Trump gar in der Unterhose daher: Mit seinem Gegenüber, Nordkoreas Diktator Kim Jong Un, vergleicht er, wem die größere Rakete aus der Unterwäsche schaut. „Wer hat die größte?“ heißt der Titel des Motivwagens – der Narren Reim auf die Twittermanie und Angeberei des Herrn aus den USA. Der kommt gleich noch ein zweites Mal zu Narren-Ehren: Mit dem Golfschläger schlägt der Golf-Fanatiker aus den USA die Weltkugel vom Pariser Eifelturm ins Nirwana, das ist der Narren Kommentar zu Trumps Aufkündigung des Pariser Klimaabkommens. Frankreichs junger Präsident Emanuel Macron rattert hingegen im Napoleonkostüm auf einer baufälligen „Ente“ einher. „In Frankreich heißt es nun „En Marche“!/ Doch vieles dort ist noch im A….“, lästern dazu die Narren: „Kann der Garcon noch mehr als Pose?“

MCV-Wagenbauer Dieter Wenger mit seinem Mainzer Top-Motiv in diesem Jahr: dem maroden Taubertsbergbad und Bürgermeister Günter Beck. – Foto: gik

„Wir haben querbeet versucht, die politischen Themen aufs Korn zu nehmen, die die Leute bewegt haben“, sagte Dieter Wenger, Wagenbauer des Mainzer Carneval-Vereins (MCV), bei der Vorstellung der Motive, und betonte: Es sei „die Pflicht des Narren, den Finger in die Wunde zu legen.“ So lädt auf einem Motivwagen der türkische Präsident Erdogan scheinbar freundlich lächelnd den deutschen Touristen zum „Urlaub bei Freunden“ ein – und hält ihm in Wahrheit doch die Tür zu einer Gefängniszelle auf. „All inclusive, seid dabei, im Urlaubsparadies Türkei“, reimen die Narren bitterböse dazu.

Seit dem 7. November werkeln Wenger und sein Team an den dreidimensionalen Karikaturen, es wird wie immer ein Wettlauf gegen die Zeit. Mindestens 900 Blöcke Styropor wurden in diesem Jahr verarbeitet, allein einhundert Bloecke Styropor gingen für den russischen Bären drauf – aus dem großen braunen Ungetüm ragt nun am Hintern Ex-Kanzler Gerhard Schröder heraus, reich mit Geld bedacht von Freund Wladimir beim Gasriesen Rosneft. Die Mengen an verarbeiteten Farbeimern kann Wenger hingegen schon gar nicht mehr zählen, „es werden täglich mehr“, sagte er nur, „und heute ging uns auf einmal die schwarze Farbe aus…“

Schwarz verkohlt ist noch immer die Ruine der abgebrannten Halle unmittelbar neben der MCV-Wagenhalle im Mombacher Industriegebiet. – Foto: gik

In diesem Jahr kam noch ein besonderes Hindernis dazu: Am Nikolausabend 2017 bedrohte ein Großbrand in einer Nachbarhalle die MCV-Wagenhalle, nur dem intensiven Einsatz der Mainzer Feuerwehr ist  es zu danken, dass die Wagenhalle und die närrischen Motive gerettet wurden. „Das war ein Inferno, wie ich es noch nie erlebt habe“, erzählte Wenger noch am Dienstag geschockt. Und es sei nur einem glücklichen Zufall zu danken gewesen, dass das Feuer überhaupt rechtzeitig entdeckt worden sei: Nur weil ein Wagenmotiv erst verspätet abgeholt werden konnte, waren Helfer um die entscheidende Uhrzeit an der Wagenhalle – und schlugen gerade noch rechtzeitig Alarm.

„Das Wasser stand zentimeterhoch in der Halle, der Teer tropfte aus dem Dach und beschädigte die Wagen“, berichtete Wenger – es war richtig knapp. Mit vereinten Kräften schaffte das Team aus Experten, darunter auch Bildhauer, Bühnenmaler und Schlosser, die Fertigstellung der Wagen, bis zum Rosenmontag kommt nun der letzte Schliff. Noch fehlt etwa der kleine Narrenhund, der Liebling der Narren, der jedes Jahr an einem anderen Gebäude das Beinchen hebt. Er verlor beim Wasserschaden nach dem Brand  seine Nase. „Der Hund kommt natürlich“, versprach Wenger am Dienstag, aber auf welchem Wagen, das wollte er noch nicht verraten.

Apropos Harnstoff: Alexander Dobrindt (CSU), Ex-Verkehrsminister, betankt nun die Diesel-PKW ganz persönlich mit Harnstoff. Nebenan ragt aus einem geborstenen Kanonenrohr SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz als „Rohrkrepierer“. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist als ewige Kanzlerin im Jahr 2011 zum Schildkröten-Fossil mutiert und probiert auf einem zweiten Wagen vor einem Spiegel neue Kleider an – doch weder der gelbe noch der grüne Blazer will recht passen. So muss Angela noch einmal die abgewetzte rote Jacke auftragen, derweil das weiß-blaue Mieder darunter arg einschnürt… der Narren Kommentar zur schleppenden Regierungsbildung. Sollte die große Koalition in den kommenden Tagen doch noch platzen, „können wir noch reagieren“, sagte Wenger gelassen: „Dann wird aus der roten Jacke schnell eine weiße – mit der Aufschrift Neuwahlen.“

Dürfte für erhebliches Gelächter sorgen: Ex-Verkehrsminister Dobrindt als „Einspritzer“ in Sachen Diesel. – Foto: gik

Die Landespolitik kommt in diesem Jahr nicht zum Zuge, bei den Landesspitzen habe sich ja nicht wirklich viel getan, sagte Wenger Mainz&. Dafür bekommt die AfD erneut ihr Fett weg: Auf dem Wagen versinkt Herr Gauland in einem braunen Sumpf und hält ein Schild hoch: „Wollt Ihr den totalen Zwerg?“ Der Schriftzug sei die original Tannenberg-Nazi-Schrift, betonen die Narren eigens – die Zwergenschar davor schreit derweil fleißig „Ja“…

Drei Motivwagen widmen sich der Mainzer Lokalpolitik: Bürgermeister Beck muss etwa mit dem Hintern das Loch in der Badewanne schließen und gleichzeitig mit dem Pümpel die Fliesen an der Wand festhalten – das völlig marode Mainzer Schwimmbad inspiriert die Narren zu einer ganzen Menge Spott. „Die Stadt war einst besonders schlau, verpachtete den Schwimmbad-Bau“, reimen die Macher vom MCV dazu: „Der Pächter, ein gewiefter Hase, sparte sich ’ne goldne Nase./ Der ist nun weg und voller Schreck, macht den Dreck weg Günter Beck!“ Wer den Schaden hat, bekommt bekanntlich in der Fastnacht den Spott gleich kübelweise dazu…

Der trifft auch den Finther Kardinal Gerhard Ludwig Müller: Mit einem Grinsen schießt ihn Papst Franziskus per Rakete aus dem Vatikan zurück nach Mainz, war doch der Präfekt der Glaubenskongregation dem neuen Papst viel zu reaktionär. Baudezernentin Grosse wiederum hätte gerne den Erweiterungsbau am Mainzer Gutenbergmuseum – bekannt als „Bibelturm“ –ohne Aufsehen realisiert. Doch stapelweise Unterschriften für ein Bürgerbegehren drohen nun den Turm zu kippen, auf die wackelnde Dezernentin…

Info& auf Mainz&: Zu sehen sind die närrischen Motivwagen am 12. Februar ab 11.11 Uhr im Mainzer Rosenmontagszug und am Fastnachtssonntag beim „Tanz auf der LU“ – die ideale Gelegenheit, die dreidimensionalen Karikaturen in Ruhe und im Detail zu studieren. Und hier kommt unsere Fotogalerie zu den 13 närrischen Motivwagen des MCV:

 

 

 

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Landungsbrücke am Winterhafen wird am 7. Februar abmontiert – Zehn-Tonnen-Koloss geht in Wartung

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Das sieht man auch nicht alle Tage: Am heutigen Mittwoch, dem 7.2.2018, könnt Ihr am Mainzer Winterhafen eine Landungsbrücke auf Reisen gehen sehen. Das ist kein alltägliches Schauspiel, immerhin wird dabei eine der zwanzig Meter langen Verbindungsbrücken zwischen Rheinufer und Rheinschiffen abmontiert. Zehn Tonnen schwer ist der Stahlkoloss, die Brücke müsse zu Revisionszwecken zu einer Spezialfirma gebracht werden. Genau das soll nun am Mittwoch ab 13.00 Uhr geschehen – sofern das Wetter mitspielt. Derzeit geht der Wirtschaftsbetrieb allerdings davon aus, dass die Aktion stattfindet.

Landungsbrücke des Wirtschaftsbetriebs Mainz an der Theodor-Heuss-Brücke. So ein Steiger wird am Mittwoch am Winterhafen abmontiert. – Foto: Wirtschaftsbetrieb Mainz

Die Landungsbrücken sind das, was man gemeinhin als „Stege“ kennt, wobei diese Bezeichnung reichlich unzutreffend ist: Die auf Pontons im Wasser ruhenden Konstrukte sind Schwergewichte aus Stahl, einer dieser Steiger – so die Fachbezeichnung – wiegt allein zehn Tonnen. Rund 15 dieser Schiffsanlegestege für große Rhein-Personenschiffe gibt es entlang des Mainzer Rheinufers zwischen Winterhafen und Kaisertor, vier davon gehören dem Mainzer Wirtschaftsbetrieb. Und diese vier werden derzeit ertüchtigt und fit gemacht für größere Schiffe.

Der Hintergrund: Kreuzfahrten mit Ziel oder Zwischenstopp Mainz boomen, das hätten die Besucherzahlen der vergangenen Jahre gezeigt, heißt es beim WBM. Deshalb lässt der Wirtschaftsbetrieb seine Anlegestellen nun nach und nach umrüsten, damit auch größere Schiffe dort landen können. „Das heißt: Brücken und Pontons werden entsprechend aufgerüstet und die Fundamente vor Ort verstärkt“, teilte der Betrieb weiter mit.

Geprüft und bearbei­tet werde solch ein Stahl-Koloss aber nicht vor Ort, sondern bei einer Spezialfirma – und dafür muss der Steiger eben dorthin gebracht werden. Und das sei alles andere als ein Routinejob, heißt es weiter: Die Landungsbrücke am Winterhafen werde dazu per Lastkran auf einen Schwertranspor­ter gehoben, der dazugehörige Pon­ton über den Wasserweg abtransportiert. Wann der Steiger zurück an seinen Bestimmungsort kehrt, sagten die Wirtschaftsbetriebe nicht – aber wahrscheinlich zur kommenden Freiluft- und Schifffahrtssaison.

Die übrigen Landungsbrücken entlang des Rheinufers gehören übrigens Schifffahrtsgesellschaften wie der Köln Düsseldorfer, den Viking Rhein Cruises, der Gutenberg Schifffahrt oder der Primus Linie. Solltet Ihr übrigens mal eine der Landungsbrücken mieten wollen: Pro angefangene Stunde kostet die Miete beim Wirtschaftsbetrieb Mainz für Schiffe unter 100 Meter 230,- Euro, für Schiffe darüber 260,- Euro. Haben wir im Internet gefunden – Infos dazu gibt es hier.

Info& auf Mainz&: Das Schauspiel des Abbaus und Abtransports einer Landungsbrücke am Mainzer Winterhafen könnt Ihr am Mittwoch, 7. Februar 2018, ab 13.00 Uhr am Winterhafen verfolgen. Der Wirtschaftsbetrieb weist eigens darauf hin, dass sich der Termin auch kurzfristig verschieben kann – die Arbeiten seien äußerst kompliziert und von den Witterungsbedin­gungen und den aktuellen Gegebenheiten vor Ort abhängig.

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Florian Sitte als Merkel, Sabine Pelz als Hostess und „Es Margittsche“ – Programm für „Mainz bleibt Mainz“ 2018 steht

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Foto: gik

Das war ja klar: Die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ 2018 wird eine Hommage an die großartige Margit Sponheimer. Die Fastnachtsikone feiert just am 7. Februar, dem Tag der Generalprobe, ihren 75. Geburtstag und wird auch noch Ehrenbürgerin von Mainz – klar, dass „Es Margittsche“ bei „Mainz bleibt Mainz“ zwei Tage später nicht fehlen darf. Doch ansonsten präsentieren die Macher, die in diesem Jahr vom ZDF kommen, auch einiges Überraschendes: Florian Sitte wird mit seinem grandiosen Angela Merkel-Vortrag seinen Einstand auf der großen Fernsehbühne feiern, auch Oliver Wiesmann feiert mit „Handkäs und sei Musigg“ Premiere. Was uns besonders freut: Mit Sabine Pelz darf als grandiose „Chefhostess“ endlich mal wieder eine Frau mit einem richtig guten Vortrag in die Bütt. Ansonsten gibt es ein Wiedersehen mit vielen bekannten Gesichtern: Jürgen Wiesmann, Alexander Leber, die Mainzer Hofsänger – und der „Till“ kehrt zurück auf die Reichstagskuppel.

Der Till kehrt zurück auf die Reichstagskuppel bei „Mainz bleibt Mainz“ 2018. – Foto: gik

Nach einem höchst politischen Jahr 2017 setzen die Macher vom Lerchenberg 2018 eher auf die Verbindung aus Kokolores und Politik. In dem Programm, das das ZDF am Sonntag bekannt gab, stehen nur zwei echte Politiknummern im alten Mainz bleibt Mainz-Stil: Der Till, der im Vorjahr dem grandiosen Protokoller Erhard Grom weichen musste, kehrt zurück und wird von der Reichstagskuppel in gewohnt literarischer Form eine Rückschau auf die Politik halten. Einen Protokoller gibt es dafür in diesem Jahr konsequenterweise nicht, als zweiter reiner Politikvortrag kommt Kabarettist Lars Reichow mit seinem „Fastnachtsjournal“ zu später Stunde. Man darf gespannt sein auf seinen Vortrag – gehört haben den bislang nämlich nur wenige. Beim Gonsenheimer GCV trat Reichow zuletzt noch als „Kardinal“ auf, seine Fastnachtsthemen waren wohl noch nicht ganz fertig.

Den Abgang von Hans-Peter Betz als „Guddi Gutenberg“ kompensieren die ZDF-Macher nicht, dabei hätte es unter den Mainzer Rednern einiges an Auswahl gegeben: Werner Renkes seziert aus seiner „Cantina del Populo“ in diesem Jahr sehr gekonnt und mit scharfem Messer die hohe Politik, Bernhard Knab schlägt als „Deutscher Michel“ groß auf und hätte sicher auch dem bundesweiten Publikum bei Trump, Erdogan und GroKo-Wirren aus dem Herzen gesprochen. Und auch Rüdiger Schlesinger hätte als politischer Red-Akteur längst das Zeug für die große Fernsehbühne.

Dafür holen die Macher vom ZDF in diesem Jahr einen auf die große Fernsehbühne, der in den Mainzer Sitzungssälen gewaltig abräumt: Florian Sitte, Zahnarzt aus Mainz, feiert mit seiner umjubelten „Angela Merkel“ seinen Einstand auf der großen Fernsehbühne. Freuen darf sich auch die Familie Wiesmann: Mit seiner jungen Band „Handkäs un sei Musigg“ darf Wiesmann junior, Oliver mit Vornamen, erstmals zu „Mainz bleibt Mainz“. Die junge Combo heizte mit modern angehauchten Klängen unter anderem bei der „Fastnight“ der Mainzer Prinzengarde dem Saal ein und wird bei „Mainz bleibt Mainz“ mit dem Song „Am Rosenmontag hab ich Dir mein Herz geschenkt“ dabei sein.

Schade, dass sich die Fernsehmacher diesen furiosen närrischen Höhepunkt entgehen lassen: Markus Weber als „Fräulein Baumann“ beim KCK. – Foto: gik

Bei so viel Prinzengarde-Schwung hätten die Macher ja auch gleich noch die furiosen RotRockRapper mit ihrem Sensationshit „Ich hab Uniform“ mitnehmen können, aber das wäre für das Publikum des ZDF dann wohl doch zu modern gewesen 😉 Schade, dass dem bundesweiten Fernsehpublikum so stets entgeht, wie innovativ und peppig gerade die junge Mainzer Fastnachts-Musikszene inzwischen geworden ist und was in der Kampagne in Mainz aktuell ist…

Stattdessen dürfen erneut die „Altrheinstromer“ aufspielen, obwohl die in diesem Jahr in ihren Fräcken eher bieder daherkommen und weder so grandios kostümiert noch so peppig wie in den Vorjahren sind. Immerhin: Nach dem Einmarsch der Garden soll Oliver Mager, zurück aus der Fastnachtspause, den Saal in Schwung bringen. Überraschend aber: Thomas Neger ist ebenso wenig bei „Mainz bleibt Mainz“ dabei wie Andy Ost mit seinem Klavier oder Thorsten Ranzenberger, der im vergangenen  Jahr mit seinem Schwellkoppträgerlied auf der Bühne stand. Dabei rockt Neger mit „Wenn Margit singt“ eine echte Ode an die Sponheimer über die Bühne, und Andy Ost huldigt mit dem grandiosen „Born on Rosenmonday“ ebenfalls dem Geburtstagskind des Jahres. Schade. Dafür dürften die grandiosen Schnorreswackler mit ihrem „Närrischen Bundestag“ für Ovationen sorgen (hier geht’s zum Video auf Youtube), ob es als Zugabe den Becher-Song gibt, verrieten die ZDF-Programmmacher am Sonntag noch nicht.

Mit Sabine Pelz als grandioser „Chefhostess“ darf endlich wieder mal eine Frau bei „Mainz bleibt Mainz“ in die Bütt. – Foto: gik

Nach Friedrich Hofmann als „Till“ soll dann zu Beginn Alexander Leber als „Mainzer Polizist“ den Saal auf Betriebstemperatur bringen, Jürgen Wiesmann wird deutlich später als sonst als „Opa Ernst Lustig“ die Zuschauer von „Mainz bleibt Mainz“ erfreuen. Nicht dabei hingegen: Hans-Joachim Greb als „Hoppes“, dessen Rom-Fahrt zwar närrisch begeistert, allerdings auch nicht die ganz große Klasse vergangener Jahre hat. Dafür darf erneut Detlev Schönauer den „Bio-Lehrer“ geben, obwohl sein Vortrag in diesem Jahr weitaus weniger zündet und ziemlich viele bekannte Elemente enthielt. Schade, dass sich das Fernsehen die Chance entgehen lässt, neue Spitzen-Vorträge auf die Fernsehbühne zu heben – allen voran Markus Weber als grandioses „Fräulein Baumann“. Die pfiffige alte Dame mit ihren 113 Jahren wäre doch für die ZDF-Zuschauer genau richtig gewesen 😉

Dafür steht endlich, endlich wieder eine echte Frau in der Narren-Bütt: Sabine Pelz durfte schon einmal vor mehr als zehn Jahren in die wichtigste Fastnachtssitzung der Nation, damals als „Notfall-Ich-AG“, nun feiert sie ein Comeback. Völlig zu Recht: In einem großartigen Vortrag nimmt die „Chefhostess“ ihre Besucher mit in die „Schicksalsjahre“ des völlig maroden Mainzer Rathauses und zieht dabei die Lokalpolitik höchst gekonnt durch die Rheinbrühe, die im Keller steht… Das ist großes Narrenkino, das gleichwohl in eher traditioneller Form daher kommt.

„Mainz bleibt Mainz“ dürfte in diesem Jahr zur Hommage an „Margittsche“ Margit Sponheimer werden. – Foto: gik

Für das Unkonventionelle sind zwei andere zuständig: Martin Heininger und Christian Schier haben als Blödel-Duo längst Kultstatus auch bei „Mainz bleibt Mainz“ und dürfen auch mit ihrer unglaublichen „Mir habbe nix“-Nummer den Saal zu später Uhrzeit rocken. Überraschend: Als einziges Ballett entschieden sich die ZDF-Macher ausgerechnet für die Gonsenheimer Füsilier-Garde, damit kommen weder die peppige Disco-Nummer des GCV-Ballets noch die wunderschöne Zauber-Nummer der Tanzgruppe „Fantasy“ zum Zuge – vor allem für Letztere überrascht das doch sehr.

Den furiosen Schlusspunkt wird wieder einmal Andreas Schmitt setzen: Der „Obermessdiener“ kommt in diesem Jahr noch pointierter und politischer daher (falls das überhaupt möglich ist…) und liefert einen der rundesten und mitreißendsten Beiträge seiner Karriere ab – mit kräftigem Seitenhieb auf alle rechten Hetzer und solche, die Fastnachtsredner bedrohen. Schmitt bleibt natürlich auch Sitzungspräsident von „Mainz bleibt Mainz“, das garantiert gute Laune an der Schelle.

Vor dem Finale dann präsentieren natürlich die Mainzer Hofsänger ihr höchst politisches Potpourri, bevor sie das Finale gestalten – was wäre „Mainz bleibt Mainz“ ohne sie? Den emotionalen Höhepunkt der Sendung aber dürfte es kurz nach der Hälfte geben: Dann gibt sich niemand geringeres als die Grande Dame der Mainzer Fastnacht die Ehre. Margit Sponheimer wird am Tag der Generalprobe von „Mainz bleibt Mainz“ 75 Jahre alt und zudem zur Ehrenbürgerin von Mainz gemacht, klar dass die Fernsehsitzung zur Hommage ans „Margittsche“ ausholt.

Info& auf Mainz&: Die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ wird am Fastnachtsfreitag ab 20.15 Uhr live (!) aus dem Kurfürstlichen Schloss in Mainz übertragen. Am Mittwoch davor findet traditionell die Närrische Generalprobe statt – Mainz& ist da natürlich schon mal dabei und erzählt Euch davon dann am Fastnachtsdonnerstag. „Mainz bleibt Mainz“ ist die älteste Fastnachtssitzung im bundesdeutschen Fernsehen und steigt 2018 zum 63. Mal. Die Fernsehsitzung wird im Wechsel von SWR und ZDF organisiert, wie es der SWR 2017 machte, könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen. Wir haben übrigens eine ganze Reihe Fastnachtsvideos für Euch –  hier auf unserem Mainz&-Youtube-Kanal.

Und so sieht das Programm von „Mainz bleibt Mainz“ 2018 aus.

  1. Einmarsch und Eröffnung mit den Mainzer Garden
  2. Oliver Mager
  3. Friedrich Hofmann: „Till“
  4. Alexander Leber: „Ein Mainzer Polizist“
  5. Handkäs un sei Musigg: „Am Rosenmontag hab ich Dir mein Herz geschenkt“
  6. Dr. Florian Sitte „Angela Merkel“
  7. Altrheinstromer: „Echte Meenzer“
  8. Sabine Pelz: „Chefhostess der Stadt Mainz“
  9. Schnorreswackler
  10. Detlev Schönauer: „Bio-Lehrer“
  11. Jürgen Wiesmann: „Ernst Lustig – Opa wider Willen“
  12. Margit Sponheimer
  13. Lars Reichow: „Fastnachtsjournal“
  14. Ballett der Füsilier-Garde Mainz-Gonsenheim
  15. Martin Heininger und Christian Schier: „En brandaktuelle Vortrag“
  16. Andreas Schmitt: „Obermessdiener am Hohen Dom zu Mainz“
  17. Die Mainzer Hofsänger
  18. Finale mit den Mainzer Hofsängern und allen Mitwirkenden

 

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