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Tagesarchive: 12. März 2018

Trauer um Kardinal Lehmann: Papst Franziskus schickt Kondolenzschreiben per Telegramm – Details zur Aufbahrung Lehmanns

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Auch einen Tag nach dem Tod von Kardinal Karl Lehmann treffen in Mainz noch Kondolenzschreiben und Trauerbekundungen aus aller Welt ein. Die wichtigste: Auch Papst Franziskus würdigte den verstorbenen Altbischof von Mainz: „Mit Trauer habe ich die Nachricht vom Heimgang von Kardinal Karl Lehmann erhalten“, schrieb der Papst wörtlich in einem Telegramm an das Mainzer Bistum. Auch Bundespräsident Frank Walter Steinmeier, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Präsident der EU-Kommission Jean-Claude Juncker äußerten ihre Trauer, alle drei bereits am Sonntag. Am morgigen Dienstag beginnt die öffentliche Aufbahrung Lehmanns in der Augustinerkirche, der Seminarkirche des Priesterseminars. Gleich mehrere Kondolenzbücher stehen zum Eintrag bereit.

Kondolenzbuch für Kardinal Karl Lehmann im Mainzer Dom. – Foto: Bistum Mainz

„Ihnen und allen Gläubigen des Bistums Mainz“, schrieb Papst Franziskus am Montag in einem Telegramm an den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, „versichere ich meine tiefe Anteilnahme und mein Gebet für den Verstorbenen, den Gott, der Herr, nach schwerer Krankheit und Leiden zu sich gerufen hat.“ Das Telegramm, das Vatican News im Wortlaut dokumentiert, ist original auf Deutsch gehalten. Darin würdigt der Papst auch Lehmanns langjähriges Wirken als Theologe und Bischof wie auch als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz: Lehmann habe „das Leben von Kirche und Gesellschaft mitgeprägt“, schreibt der Papst: „Stets war es sein Anliegen, offen zu sein für die Fragen und Herausforderungen der Zeit und von der Botschaft Christi her Antwort und Orientierung zu geben, um die Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und über die Grenzen von Konfessionen, Überzeugungen und Ländern hinweg das Verbindende zu suchen. Jesus, der Gute Hirt, schenke seinem treuen Diener die Vollendung und Fülle des Lebens in seinem himmlischen Reich.“

Lehmann, 2001 von Papst Johannes Paul II. nach langem Warten zum Kardinal ernannt, hatte zwei Päpste mitgewählt: 2005 den deutschen Papst Benedikt XVI. und 2013 den heutigen Papst Franziskus. Besonders mit Letzterem verband ihn eine sehr ähnliche Einstellung zu einer Kirche, die sich unter die Menschen begibt und die Fenster aufreißt für frischen Wind und die Entwicklungen der Welt.

Lehmann habe zudem „stets in die Zukunft Europas investiert“, würdigte ihn EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker: „Die Nachricht vom Tode Kardinal Karl Lehmanns hat mich sehr betrübt. Er war Europa und mir ein treuer Freund.“ Zeit seines Lebens habe Lehmann „Brücken der Menschlichkeit und der Solidarität in und für Europa gebaut“, schrieb Juncker weiter. Viel habe er so dazu beigetragen, Ost und West zusammenzubringen, gerade auch im Dialog mit Polen.

„Als moralischer Kompass hat er uns den Weg gewiesen und an die Werte erinnert, die Europa zu etwas Besonderem machen“, sagte Juncker weiter: „Solidarität und Nächstenliebe waren für ihn immer mehr als nur theoretische Konzepte, sie waren ihm ein Handlungsauftrag.“ Der Kommissionspräsident erinnerte auch daran, dass Lehmann gerade in der Flüchtlingsfrage dazu aufrief, sich auf die europäische Kraft des Gemeinsamen zu besinnen und im Sinne der Menschlichkeit zu reagieren. „Seine oft klaren, aber gleichzeitig immer versöhnenden Worte bleiben uns Inspiration und Auftrag, für Europa und seine Werte einzutreten“, betonte Juncker.

Kardinal Karl Lehmann mit Mainz 05-Fanschal. – Foto: Mainz 05

„Ich bin sehr traurig über den Tod von Karl Kardinal Lehmann“, schrieb auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an Bischof Kohlgraf, Lehmann sei der „prägende Kopf“ der Katholischen Kirche in Deutschland gewesen, ein „begnadeter Vermittler“ zwischen den deutschen Katholiken und Rom, in der Ökumene aber genauso auch zwischen Gläubigen anderer Religionen. „Ich denke heute mit tiefer Dankbarkeit an unsere guten Gespräche und Begegnungen über viele Jahre“, sagte Merkel weiter: „Er hat mich mit seiner intellektuellen und theologischen Kraft begeistert und war dabei immer auch ein Mensch voll bodenständiger Lebensfreude. Ich verneige mich vor seinem Lebenswerk und werde ihn in dankbarer Erinnerung behalten.“

Persönlich reagierte auch Bundespräsident Frank Walter Steinmeier in seinem Kondolenzschreiben: „Jedes Gespräch mit ihm war eine Bereicherung, sein Rat für mich von besonderem Wert“, sagte Steinmeier. Lehmann sei „ein Mann klarer Worte“ gewesen, der bei aller Nachdenklichkeit und Konzilianz auch die politische Kontroverse nicht scheute, wenn es um zentrale Fragen des Zusammenlebens in Staat und Gesellschaft ging. Lehmann sei ein wichtiger Brückenbauer zwischen den Konfessionen und Religionen gewesen und habe dabei „auch mit der Gnade Gottes gerechnet, das merkten die Menschen, die ihm begegneten“, schrieb der Bundespräsident weiter: „Sie spürten es an der Zuversicht und auch an seinem ansteckenden Lachen, das aus der tiefen gläubigen Fröhlichkeit kam, die Karl Kardinal Lehmann ausstrahlte.“

In der Kirche des Priesterseminars in der Mainzer Augustinerstraße wird Kardinal Lehmann ab Dienstagnachmittag aufgebahrt. – Foto: gik

Auch Vertreter des Zentralkomitees der Juden, der Evangelischen Kirche und viele, viele Politiker aller Richtungen würdigten Lehmanns Wirken und gedachten des Brückenbauers und Menschenfreunds – zu viele, um sie alle aufzuführen. Auch der Fußballverein Mainz05 trauerte um sein Ehrenmitglied Lehmann – wo gibt es das sonst schon noch?

Unterdessen legten Bistum Mainz und die Stadt Mainz Kondolenzbücher für Lehmann aus: Bereits am Sonntag lag ein Kondolenzbuch des Bistums im Dom aus, viele Mainzer trugen dort bereits ihre Gedanken und ihre Anteilnahme ein. Auch die Stadt Mainz legte am Montag ein Kondolenzbuch im Mainzer Rathaus aus, ein weiteres wird ab morgen in der Seminarkirche in der Augustinerstraße ausgelegt: Ab Dienstag können dort, in der Kirche des Priesterseminars, die Mainzer persönlich von Kardinal Lehmann Abschied nehmen. Lehmann wird dann bis zum 21. März in der Kirche aufgebahrt. Die Totenwache beginnt um 17.00 Uhr mit einem Requiem, Einlass in die Kirche ist ab 16.30 Uhr.

Der Leichnam Lehmanns werde auf einem Katafalk aufgebahrt und bekleidet sein mit den sogenannten Pontifikalien, teilte das Bistum mit: Violettes Messgewand, Mitra, Bischofsstab, Bischofskreuz und Bischofsring. Für die Vorbereitungen bleibt die Kirche an diesem Tag bis 16.30 Uhr für die Öffentlichkeit geschlossen. Die Kirche ist an diesem Tag bis 19.00 Uhr geöffnet.

Auch im Internet nehmen die Menschen Abschied von Kardinal Karl Lehmann: Das Bistum richtete ein Online-Kondolenzbuch ein. „Danke, dass es Sie gab“, schrieb da ein anderer: „Menschen Ihrer Art und Größe müsste es mehr geben!“ Viele Menschen hinterließen Erinnerungen, persönliche Begegnungen, Segenswünsche. „Ich verneige mich vor einem großen Mann der Kirche“, schrieb ein Beileidsbekunder stellvertretend für viele, ein Berliner Paar: „Danke für Orientierung, Zeugnis und Stärkung!“ Und eine Mainzerin schrieb: „Merci Eminenz , danke Herr Lehmann. Sie waren einzigartig, ich wiederhole mich, wenn ich (zum letzten Mal) zu Ihnen sage „Mach’s gut“!“

Info& auf Mainz&: Die Aufbahrung von Kardinal Karl Lehmann in der Kirche des Priesterseminars in der Augustinerstraße zu Mainz beginnt am Dienstag, 13. März 2018, ab 17.00 Uhr mit einem Requiem, die Kirche ist ab 16.30 Uhr geöffnet. Die Aufbahrung dauert bis Mittwoch, 21. März 2018, wenn ab 14.00 Uhr die Feierlichkeiten zum Begräbnis Lehmanns mit anschließendem Trauerzug zum Dom beginnen – mehr dazu hier. Ab Mittwoch, 14. März, ist die Seminarkirche jeweils von von 9.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Bis zum Dienstag, 20. März, wird in der Seminarkirche täglich um 12.00 Uhr die Sext gebetet, täglich wird außerdem um 17.00 Uhr von den Mitgliedern des Domkapitels abwechselnd ein Requiem gefeiert. In der Seminarkirche liegt auch ein Kondolenzbuch aus, ein weiteres hat die Stadt Mainz im Rathaus ausgelegt, zugänglich zu den üblichen Öffnungszeiten. Zum Online-Kondolenzbuch des Bistums geht es hier.

 

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Schwebendes Labyrinth in der Christuskirche – Kunstwerk von Michael Wolff schwebt im Raum – Kuppel erstrahlt in blauem Licht

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Habt Ihr Euch schon gefragt, warum die Kuppel der Christuskirche in blauem Licht erstrahlt? Die Illumination ist Teil eines Kunstprojekts: ein schwebendes Labyrinth hängt seit dem 1. März im Inneren der Christuskirche zwischen Altar und Kuppel. Das lila-blau leuchtende Labyrinth misst sechs Meter im Durchmesser und schwebt in 20 Metern Höhe im Kirchenraum. Das Werk des Künstlers Michael Wolff ist bis zum 25. November zu sehen, die offizielle Vernissage findet am 7. März statt – und während der gesamten Aktion wird die Kuppel der Christuskirche in blaues Licht getaucht sein. Flankiert wird die Aktion mit zahlreichen Veranstaltungen.

Schwebendes Labyrinth in der Kuppel der Mainzer Christuskirche. – Foto: Loreen Fetthauer

„Mein Labyrinth ist nur mit den Augen begehbar“, sagt Wolff selbst dazu: Es schwebe als Lichterscheinung auf der Ebene des Kuppelkranzes und „teilt den Raum, wie ein Diaphragma, in ein Darunter und ein Darüber.“ Der offene Kreis im Mittelpunkt, zentral über dem Altar, verbinde die beiden Räume. Es ist nicht das erste Projekt Wolffs in Zusammenarbeit mit der Christuskirchengemeinde. „Das Labyrinth ist bereits meine vierte Installation in der Christuskirche“, berichtet Wolff: „Seit 13 Jahren bin ich mit dem Kirchenraum sehr vertraut. Diese Achse zwischen Altar und Kuppel fasziniert mich.“

Die 1896 bis 1903 erbaute Christuskirche ist eine Kuppelkirche, also ein Bau, in dem sich das Kirchenschiff unter der Kuppel befindet. In der Mainzer Christuskirche ordnet sich das Kirchen“schiff“ so rund um den Altar in der Mitte an, über den Köpfen entfaltet sich ein lichter Kirchenraum mit besonderer Atmosphäre. Genau in diesem Zwischenraum hängt nun Wolffs schwebendes Labyrinth. Das stehe von alters her für die Suche nach einem höheren Sinn und sei ein seit Ende des 4. Jahrhunderts im Christentum häufig verwendetes Symbol. „Es hat seine metaphorische Wirkung im Laufe der Zeit bis heute nicht eingebüßt“, sagt der Künstler. Die Idee für das Kunstwerk sei, Menschen durch dieses Jahrtausende alte und universell verbreitete Symbol „einzuladen, auch über ihr eigenes Leben, ihre Suche nach Lebenssinn und ihren Glaubensweg neu nachzudenken.“

Rasenlabyrinth in der Burgruine Reichenfels in Thüringen, ein solches Rasenlabyrinth findet sich auch auf dem Disibodenberg – solche Labyrinthe sind heute auch Treffpunkte für feministische Gruppen. – Foto: Wikimedia CTHOE

 

Labyrinthe sind ein uraltes Muster der Menschheit, erste Felsritzungen wurden etwa auf Sardinien aus der Zeit zwischen 3.500 und 2.500 vor Christus gefunden. Berühmt ist natürlich das Labyrinth des Palastes von Knossos, in dem der Legende nach Theseus den Minotaurus erlegte, und aus dem er Dank des Wollknäuels der Ariadne wieder herausfand. Die verschlungenen Wege des Labyrinths scheinen die Menschen schon immer fasziniert zu haben: Labyrinthe finden sich bei den Griechen, den Römern und später in den Fußböden zahlreicher mittelalterlicher Kirchen.

Da war das Labyrinth bereits zu einem Symbol der Spiritualität und vom Christentum übernommen geworden. Heute wird das Symbol des Labyrinths von feministischen Bewegungen als Zeichen für weibliche Fruchtbarkeit und Schönheit reklamiert. Entsprechende Rasenlabyrinthe werden für moderne Meditationen benutzt – eines findet Ihr etwa auf dem Disibodenberg an der Nahe.

Auch das Labyrinth in der Christuskirche soll zum Nachdenken und Meditieren anregen und Aufmerksamkeit wecken. „Wir möchten einladen, nachzudenken und ins Gespräch zu kommen“, sagte die Christuskirchen-Pfarrerin Bettina Klünemann. Das schwebende Labyrinth werde noch bis November in der Kuppel hängen, „und sicher viele Menschen zum Staunen und Nachdenken bringen.“ Schon der seit der Woche vor Fastnacht blau leuchtende Kirchturm habe viele Passanten „nachfragen lassen, was hier geschehe“, sagte Klünemann.

Künstler Michael Wolff beim Aufbau des schwebenden Labyrinths in der Christuskirche. – Foto: Loreen Fetthauer

Geschehen soll rund um das schwebende Kunstwerk noch so einiges: Neben Konzerten und Workshops mit Kindern und Jugendlichen soll es „blaue Stunden“ mit Musik und Texten aus Literatur und Wissenschaft, aber auch thematische Gottesdienste und Angebote über meditativen Tanz, Körpererfahrungen sowie zur Stille und Meditation geben. Die Vernissage findet am Mittwoch, 7. März, um 19.00 Uhr statt. Ab dann bis zum 25. November kann das Labyrinth in der täglich bis 18.00 Uhr geöffneten Christuskirche besichtigt werden. Die Kirchengemeinde plane aber auch Sonderöffnungszeiten am Abend, sagte Klünemann weiter.

Auch zur Nacht der offenen Kirchen am 7. September wird die Christuskirche geöffnet sein, um Interessierten die Möglichkeit zu geben, sich mit dem Kunstwerk auseinanderzusetzen: Schon bei der „Himmelsleiter“ von Michael Wolff im Jahr 2015 sei die Resonanz enorm gewesen, sagte Klünemann, das sei das Besondere an den Werken des Künstlers: „Dass sie Menschen in ihrem Fühlen und Denken über sich selbst hinausführen und sie ‚Neuland‘ für sich entdecken – außen und in ihrem Innern. Das hat für mich viel mit christlicher Freiheit zu tun.“

Info& auf Mainz&: Schwebendes Labyrinth in der Mainzer Christuskirche, Kunstwerk von Michael Wolff. Die Vernissage findet am Mittwoch, 7. März 2018, um 19.00 Uhr statt. Das Labyrinth kann dann bis zum 25. November täglich bis 18.00 Uhr besichtigt werden. Sonderöffnungszeiten an den Abenden sind geplant, checkt dafür mal die Homepage der Christuskirche – genau hier.

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