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Tagesarchive: 12. April 2018

Straßenbahn in Mainz-Zahlbach entgleist – Update: Straßenbahnlinie 52 bis kommende Woche außer Betrieb

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Am Mittwochmorgen: Entgleiste Straßenbahn in Mainz-Zahlbach. - Foto: Feuerwehr Mainz

Schreck in der Morgenstunde: Gegen 7.30 Uhr, mitten im morgendlichen Berufsverkehr, entgleiste am Mittwoch im Mainzer Stadtteil Zahlbach eine Straßenbahn. Das Gefährt der Linie 52 sprang an einer Weiche auf der Unteren Zahlbacher Straße in Höhe der Lindenmühle aus den Gleisen und rutschte ins Gleisbett. Die dreiteilige Bahn stellte sich quer, blieb aber im Gleisbett. Durch das abrupte Abbremsen der Bahn wurden insgesamt 29 Passagiere leicht verletzt, darunter auch Schulkinder auf dem Weg zur Schule. Der Unfall legte für Stunden das Straßenbahnnetz lahm, die Bergung erfolgte erst am späten Nachmittag und dauert zur Stunde noch an. Der Straßenbahnverkehr auf der Strecke bleibt bis kommende Woche außer Betrieb, wie die Mainzer Mobilität am Donnerstag vorstellte. Der Grund: Strecke und Oberleitung sind stärker beschädigt als gedacht.

Entgleiste Straßenbahn in Mainz-Zahlbach am Mittwochmorgen. – Foto: Feuerwehr Mainz

Es war gegen 7.30 Uhr am Mittwochmorgen, als die Bahn an der Weiche von der einspurigen zur zweispurigen Strecke die Spur verlor. Das Fahrzeug stand fortan im Zickzack auf dem Gleisbett, „schräg, aber stabil“, wie die Mainzer Feuerwehr mitteilte. Die Untere Zahlbacher Straße war nicht blockiert, die Unfallstelle ungefähr einhundert Meter von der Grundschule „An den Römersteinen“ entfernt. Die Passagiere konnten sich noch vor Eintreffen der Feuerwehr selbst ins Freie retten.

Dennoch hatten einige Mitfahrende Verletzungen davon getragen: Insgesamt 29 Personen hätten sich beim abrupten Abbremsen der Straßenbahn verletzt, „als sie durch den Innenraum geschleudert wurden“, wie die Feuerwehr weiter schreibt. Einige Personen hätten Prellungen an Brust und Beinen davongetragen, einzelne andere mussten wegen blutender Platzwunden am Kopf behandelt werden. „Ein Großaufgebot von Rettungsdienstkräften fuhr die Einsatzstelle an und koordinierte die Erstversorgung vor Ort sowie den Abtransport der Verletzten in die umliegenden Krankenhäuser“, heißt es im Bericht weiter.

Drei große Kräne hoben am späten Nachmittag die Straßenbahn an, um sie anschließend auf einen Tieflader zu heben. – Foto: gik

Schwerverletzte seien aber nicht darunter gewesen, auch war kein Auto von dem Unfall betroffen. Warum die Straßenbahn entgleiste, konnte am späten Mittwochnachmittag auch die Mainzer Mobilität noch nicht beantworten: „Wir werden das jetzt untersuchen“, sagte Sprecher Michael Theurer auf Mainz&-Anfrage. Die oberste Priorität gelte jetzt erst einmal der Bergung der Bahn.

Die nämlich zog sich bis in den Abend hinein: Noch um 17.00 Uhr stand die Straßenbahn auf den Gleisen, drei große Riga-Kräne umringten das Gefährt. Die Bahn wurde mit Seilen angehoben und wartete dann auf ihr Transportgefährt: Ein großer Spezial-Tieflader sollte die Bahn aufnehmen und abtransportieren. Für die Bergung musste jedoch auch die Oberleitung abmontiert werden, damit bleibt der Straßenbahnverkehr noch für Stunden auf dieser Strecke unterbrochen.

„Heute Abend wird hier keine Bahn fahren und morgen früh auch nicht“, sagte Theurer. Im Laufe des Morgens werde die Mainzer Mobilität entscheiden, wie es weitergehe. Nach Angaben des Unternehmens könnte der Sachschaden bei rund einer Million Euro liegen. Der Unfall hatte erheblicher Auswirkungen auf das Straßenbahnnetz in Mainz, die Linie 52 wurde durch Busse ersetzt.

Update: Das wird auch noch bis kommende Woche so bleiben. Am Donnerstag teilte die Mainzer Mobilität mit, der Verkehr der Straßenbahnlinie 52 könne noch einige Tage nicht in Betrieb genommen werden. Offenbar sind die Gleise beschädigt, nach Überprüfung der Gleise hieß es, es müssten in den kommenden Tagen noch Instandsetzungsarbeiten durchgeführt werden. Auch an der Oberleitung seien die Wiederinbetriebnahmearbeiten noch nicht abgeschlossen und könnten frühestens Anfang kommender Woche beendet werden. Bis voraussichtlich kommenden Dienstag werden daher als Ersatz für die Straßenbahnlinie 52 weiter Busse in Zahlbach verkehren.

Es ist nicht das einzige Problem für den ÖPNV in Mainz: Auswirkungen hatte am Mittwoch schon ein Streik der Busfahrer in Wiesbaden. Für Freitag, den 13. April, hat die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di nun zu einem Warnstreik in Mainz aufgerufen – ab Betriebsbeginn werden deshalb in Mainz voraussichtlich keine Busse oder Straßenbahnen der Mainzer Mobilität unterwegs sein.

Info& auf Mainz&: Mehr Informationen zum Warnstreik am 13.4.2018 sowie zu den Störungen im Straßenbahnsystem durch die entgleiste Straßenbahn in Zahlbach findet Ihr auf der Homepage der Mainzer Mobilität und in diesem Mainz&-Artikel.

 

 

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Großer Warnstreik am 13. April in Mainz – Busse und Bahnen fallen aus – 33 Kitas zu – Müllabfuhr und Wertstoffhöfe betroffen

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Das wird ein heiterer Freitag, der 13.: Am kommenden Freitag lädt die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di erneut zum großen Warnstreik in Mainz. Als Ergebnis wird wohl ab Betriebsbeginn, also ab dem frühen Morgen, kein Bus und keine Straßenbahn fahren, so kündigt es die Mainzer Mobilität auf ihrer Internetseite an. Auch die Stadt Mainz ist erneut betroffen: Von den 53 städtischen Kitas werden 33 geschlossen, 18 sind teils eingeschränkt geöffnet. Auch Müllabfuhr und Straßenreinigung werden wohl bestreikt, die Recycling- und Wertstoffhöfe haben nur teilweise geöffnet.

Am Freitag wird wohl kaum ein Bus durch Mainz wollen: Es ist Warnstreik. – Foto: gik

Stadt und Mainzer Mobilität können derzeit die Ausfälle nicht genau beziffern – die Gewerkschaft legt ihre Streikpläne natürlich vorher nicht detailliert offen. Ver.di hat aber alle Arbeitnehmer, Auszubildende und Praktikanten bei der Stadtverwaltung Mainz zu einem ganztägigen Warnstreik am Freitag, 13. April 2018, aufgerufen. Der Grund: In der Tarifauseinandersetzung zwischen Kommunen und Arbeitgebern haben die Arbeitgeber bis heute nicht einmal ein Angebot vorgelegt.

Ver.di fordert für die rund 2,3 Millionen Tarifbeschäftigten des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens aber 200 Euro pro Monat. Darüber sollen Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte um 100 Euro pro Monat steigen, Auszubildende nach einem erfolgreichen Abschluss verpflichtend übernommen werden. Die nächste Verhandlungsrunde steht am Sonntag an, vorher will Ver.di noch einmal ordentlich Druck aufbauen. Am Dienstag traten bereits nach Angaben der Gewerkschaft 1.200 Beschäftigte in Wiesbaden in den Ausstand – mit erheblichen Folgen für den Nahverkehr.

Kindergartenkinder müssen am Freitag unter Umständen auch anderweitig betreut werden: Auch die städtischen Kitas werden bestreikt. – Foto: Bistum Mainz

In Mainz teilte die Stadt am Mittwoch mit wird sich wohl die Müllabfuhr in manchen Stadtteilen verzögern oder sie wird sogar ganz ausfallen. „Die Bürger werden gebeten, die Müllgefäße stets zugänglich zu halten, so dass eine Entleerung stattfinden kann“, heißt es von Seiten der Stadt. Die Abholung der Abfalltonnen könne am Freitag, Samstag oder im Laufe der Folgewoche stattfinden, genaue Abholtermine seien nicht benennbar. Auch die Recycling- und Wertstoffhöfe werden am Freitag nur teilweise geöffnet sein, seien am Samstag aber wieder regulär nutzbar.

Betroffen sind zudem wieder einmal in hohem Umfang die städtischen Kitas: Von den insgesamt 53 städtischen Kitas werden am Freitag 33 streikbedingt geschlossen. Zwei städtische Kitas haben „Teamtage“ und sind daher geplant geschlossen, teilte die Stadt mit. 18 städtische Kitas werden geöffnet sein, teilweise jedoch nur eingeschränkt. Von diesen 18 Kitas haben acht regulär – unterstützt von nicht-streikendem Personal aus anderen Kitas – geöffnet. Die anderen zehn Kitas müssen streikbedingt ihre Öffnungszeiten einschränken, bieten aber in dieser Zeit die übliche Betreuung für alle Plätze an, heißt es weiter.

Alle Eltern der vom Streik tangierten städtischen Kitas würden derzeit per Elternbrief darüber informiert, in welcher Weise ihre Kita vom Streik betroffen ist. Die Leitungen der Kindertagesstätten vermittelten zudem Kontakt unter den betroffenen Eltern, damit diese sich bei der Betreuung gegenseitig helfen können. Auch in städtischen Ämtern und bei Dienstleistungen der Stadt könne es allgemein zu Einschränkungen und längeren Wartezeiten kommen.

Info& auf Mainz&: Infos zum Warnstreik im Öffentlichen Dienst am Freitag, 13. April 2018, findet Ihr hier bei der Stadt Mainz, zu den Bussen und Bahnen informiert die Mainzer Mobilität hier im Internet.

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Neuer Bibelturm-Vorschlag aus Frankfurt: Frankfurter Altstadt-Forum unterstützt „Nein“ zum Mainzer Bibelturm und legt Gegenentwurf vor

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In Sachen Mainzer Bibelturm melden sich nun sogar Bürger und Architekten aus Frankfurt zu Wort: Das Frankfurter Altstadt-Forum, eine Bürgerinitiative, die sich 2004 gegen eine moderne Bebauung der Frankfurter Altstadt gründete, erklärte nun ihre Solidarität mit den Gegnern des in Mainz geplanten Bibelturms. Wenige Tage vor dem Bürgerentscheid am kommenden Sonntag appellierte das Forum „eindringlich an die Mainzer Stadtpolitik, auf eine Bebauung des Liebfrauenplatzes zu verzichten“ und betonte, man hoffe am kommenden Sonntag auf ein „Nein“ der Mainzer zum Bibelturm. „Es gilt nun auch für die Mainzer Bürger, sich gemeinsam gegen schlechte Architektur zu wehren“, sagte der Altstadt-Forum-Initiator J. Eberhard Aha. Das Forum legte zudem einen Alternativentwurf vor – für einen Turm am Gutenberg-Museum in historisierter Form.

Visualisierte Ansicht der neuen-alten Frankfurter Altstadt. – Quelle: DomRömer GmbH

„Der geplante Bibelturm ist weder ein Turm, noch hat er etwas Anmutiges und Würdiges an sich, um der zu präsentierenden Kostbarkeiten gerecht zu werden“, sagte Aha in einer schriftlichen Pressemitteilung am Mittwoch. Der Turm sei „ein völlig unförmiges Aluminium-Monster, das den benachbarten Renaissancebau überragt und regelrecht verhöhnt.“ Aha warf dem Architekten des Bibelturms ferner vor, „keinerlei Sensibilität und Feingefühl für urbanes Gestalten zu besitzen.“

Das sei keine Ausnahme, betonte Aha zugleich: „So ist schon seit mehreren Jahren zu beobachten, dass ganz offensichtlich weite Teile der deutschen Architektenschaft in einer tiefen Ästhetik-Krise stecken.“ Die Schuld sucht Aha bei der „verkorksten Ausbildung“ der Architekten. „Eigentlich noch nie in der Geschichte haben sich Bürger so oft über schlechte Architektur und Bausünden beschwert, wie in der Jetztzeit“, sagte Aha, „dies sollte der gesamten Architektenschaft und insbesondere den Architektenkammern und dem Bund Deutscher Architekten zu denken geben.“ Diese aber weigerten sich, die „selbst erzeugte Architekturkrise zu reflektieren“, kritisierte Aha: „Stattdessen verschanzt man sich im Elfenbeinturm der Ignoranz und beschimpft Bürger als ahnungslose ‚Laien‘.“

Frankfurter Gegenentwurf zum Mainzer Bibelturm: ein Turm in historisierter Optik. – Quelle: Frankfurter AltstadtForum, Aha

Aha fordert zudem mehr Engagement zu Bewahrung traditioneller Architektur und verweist dabei auf die erfolgreiche Rekonstruktion der historischen Frankfurter Altstadt, die in diesen Tagen fertig gestellt wird. Dort wurde der Siegerentwurf eines Architektenwettbewerbs aus dem Jahr 2005 für einen modernen Großbau an der Stelle des Technischen Rathauses nach massiver Kritik von Bürgern sowie der SPD gekippt, danach kippte auch die Stimmung in Stadt und Rat – zugunsten einer Rekonstruktion der historischen Bebauung. Im Herbst 2006 dann führte die Stadt Frankfurt eine Planungswerkstatt durch, um die Bürger zu beteiligen, die Ergebnisse der Arbeitsgruppen flossen in die daraufhin beschlossenen Eckpunkte für die Bebauung ein – ähnlich wie beim ECE-Center auf der Ludwigsstraße.

„Von der Frankfurter Altstadt-Rekonstruktion ging seit 2007 ein Signal in die ganze Republik“, betonte Aha nun, auch als „Ermutigung an die Bürger, sich in die Stadtplanung einzumischen und sich nicht weiter von ignoranten ‚Experten‘ bevormunden zu lassen.“ Seither machten in Dresden, Potsdam, Berlin und anderen Städten Deutschlands „traumhaft schöne Rekonstruktionsprojekte von sich reden.“ Egal, wie das Mainzer Referendum ausgehe, es solle „der Startschuss sein für mehr Bürgerengagement zur Bewahrung der traditionellen Architektur in Mainz“, forderte der Frankfurter: Sonst werde Mainz weiter durch modernistische Bausünden zerstört.

Frankfurter Gegenentwurf zum Mainzer Bibelturm von oben: ein Turm in historisierter Optik. – Quelle: Frankfurter AltstadtForum, Aha

Das Frankfurter Altstadt-Forum appelliert daher eindringlich an die Mainzer Stadtpolitik, auf eine Bebauung des Liebfrauenplatzes zu verzichten, heißt es in der Mitteilung weiter. Dem Planungsbüro DFZ schreibe man ins Stammbuch, „sich ihrer Verantwortung als Architekten endlich bewusst zu werden und in historischen Innenstädten künftig auch dem Stil im Sinne des „New Urbanism“ zu folgen, wie er sich derzeit weltweit entwickelt.“

Wie ein solches Gebäude hätte aussehen können, wolle man indes mit einem eigenen Entwurf belegen, den man mit Architekten des Altstadt-Forums erarbeitet habe: Ein Turm im historisierten Renaissance-Stil. Wir dokumentieren im Folgenden die mit dem Entwurf mitgelieferte Beschreibung im Wortlaut, damit Ihr Euch ein eigenes Bild machen könnt:

„Baubeschreibung zum beiliegenden Entwurf:

Der Erweiterungsbau nimmt die architektonischen Stilmerkmale des Hauptgebäudes auf und fügt sich somit harmonisch in den Platz. Die Zugehörigkeit zum „Römischen Kaiser“ wird aufgrund des übernommenen Renaissance-Stils deutlich. Dennoch hat das Gebäude seine Eigenständigkeit, was insbesondere durch den markanten Turm mit der Rundkappe und der darauf befindlichen Skulptur deutlich wird. Die Skulptur bildet Martin Luther ab, der mit entschlossener Handbewegung die Bibel emporhält. Ein klarer Fingerzeig, wofür das Gebäude steht.

Frankfurter Gegenentwurf zum Mainzer Bibelturm: ein Turm in der Optik des Römischen Kaisers. – Quelle: Frankfurter AltstadtForum, Aha

Die große Porta an der Frontseite des dreigeschossigen Gebäudes dient überwiegend der Gliederung der Front und soll nur für Ausstellungswechsel oder zu besonderen Anlässen wie „Tage der offenen Tür“, Museumsfeste oder Stadtfeste geöffnet werden. Ähnlich wie bei der Heiligen Pforte im Petersdom, die auch nur zu besonderen Anlässen geöffnet wird. 

Besonders reizvoll für alle Mainz-Besucher wird die begehbare Dachterrasse im 3. Stock sein, über die man einen prächtigen Blick über den Liebfrauenplatz und Mainz genießen könnte und die für besondere Events und insbesondere auch für Trauungen genutzt werden könnte. Dafür eignet sich auch insbesondere der als Pavillon ausgeprägte Turm.

Die nach oben leicht getreppte Silhouette wurde der Grundform des Turms von Alexandria entlehnt und verleiht dem Gebäude durch die Verjüngung eine Leichtigkeit, die dem derzeitigen modernistischen Entwurf völlig abgeht. Das Raumangebot wird je nach Planung trotz niedrigerer Höhe kaum geringer sein, da durch die niedrigeren Decken weniger Treppenraum erforderlich ist und auf unnütze Lufträume verzichtet wird.“

Der Entwurf, betonte Aha schließlich noch, diene „lediglich der Anschauung“ – die beste Lösung an dem Liebfrauenplatz sei „keine Bebauung und eine Sanierung des Museums.“

Info& auf Mainz&: Über die Rekonstruktion der Frankfurter historischen Altstadt hat Mainz& schon im April 2016 berichtet, den Artikel findet Ihr genau hier. Sehr ausführliche Informationen rund um die neue Frankfurter Mitte samt Fotos findet Ihr hier auf der offiziellen Homepage der DomRömer GmbH. Die Homepage des AlstadtForums Frankfurt gibt es hier. Der Gründer des Forums, der Designer J. Eberhard Aha, wird am Sonntag, den 15. April, abends auf der „Wahlparty“ der Bürgerinitiative Gutenberg Museum einen Vortrag über seine Vorstellungen halten. Ort Rathaus Mainz. Auch die Debatte um die Rolle von Architektur – moderner Gegenentwurf zur Vergangenheit oder historisierende Rekonstruktion – ist nicht neu, sie kam bereits vor zwei Jahren auf – was Ihr hier nachlesen könnt. Die Mainzer sind am 15. April aufgerufen, in einem Bürgerentscheid über den Bau des modernen Bibelturms als Erweiterung des Gutenberg Museums abzustimmen – hingehen!

 

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„Ein Schatzhaus, eine moderne Wunderkammer“ – Befürworter werben noch einmal für Bibelturm

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Mit einem Veranstaltungsmarathon aus Bibelturm-Slam, Radiodiskussion und einer großen Informationsveranstaltung heute Abend ziehen die Befürworter des  Bibelturms am Gutenberg-Museum in der Woche vor dem Bürgerentscheid am 15. April noch einmal alle Register für das Projekt. „Wir können einen wirklich großen Wurf schaffen“, warb Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) am Dienstagabend in einer Diskussion bei Radiosender SWR4: In dem Turm könnten die Gutenberg-Bibeln „endlich in einem Raum mit Aura“ ausgestellt werden, der Turm „zu einer neuen Kunst- und Wunderkammer werden, und das brauchen wir in Mainz.“

So könnte der geplante Bibelturm am Gutenberg-Museum aussehen. – Grafik: DFZ Architekten

Den Begriff der „Kunst- und Wunderkammer“ hatte Grosse von dem Mainzer Kunsthistorik-Professor Matthias Müller entlehnt, der ihn am Montagabend auf einem Bibelturm-Slam eingeführt hatte: „Ein Museum muss bereits von außen signalisieren, dass Sie ein Schatzhaus betreten, eine moderne Kunst- und Wunderkammer“, hatte Müller da in einem Vortrag gesagt. Der Bibelturm könne das Gutenberg-Museum „in eine solche Kunst- und Wunderkammer verwandeln, wir sollten diese Chance nutzen“, sagte Müller.

Der geplante Bibelturm, sagte Müller, könne dem Gutenberg-Museum jene Unverwechselbarkeit verschaffen, die heute im Wettbewerb der Städte benötigt werde. Die Form spiele mit dem Motiv des Hausgiebels, die bronzefarbene Außenhaut erzeuge „ein skulpturales Bild, das den Turm in ein Haus aus Schrift verwandelt.“ Damit gebe die Fassade dem national und international bedeutenden Museum „ein eigenständiges Gesicht, genau das vermag der Turm zu leisten“, sagte Müller weiter.

Düster-dräuende Optik, grauer Himmel – so sahen die ersten Visualisierungen des Turms am Gutenberg-Museum aus, hier allerdings auch noch mit den ursprünglich vorgesehenen Türen. – Grafik: DFZ

Gleichzeitig mahnte der Kunsthistoriker aber auch, die bronzefarbene Außenhaut müsse unbedingt verwirklicht werden: „Da darf nicht gespart werden, darauf darf nicht verzichtet werden“, mahnte Müller. Kritiker des Turmprojekts sehen hier allerdings ein Problem: Eine Fassade aus echter Bronze sei mit dem zur Verfügung stehenden Budget von knapp vier Millionen Euro netto nicht zu realisieren.

Kritik übte Müller allerdings an der „unglückliche Visualisierung des Objekts“ durch seine Architekten: „Angesichts ihrer düster-dräuenden Bedrohung beschlich auch mich der Verdacht, ob der Römische Kaiser dem Konflikt mit dem Turm gewachsen ist“, sagt Müller: Die computergenerierte Simulation „mag ja gerade ‚In‘ sein, sie hat aber die Akzeptanz eher erschwert als begünstigt.“ Verständnis äußerte Müller außerdem für die Rekonstruktionen von Altstadtbauten in Frankfurt und Dresden, das sei „in Grenzen legitim“.

Auch Mainz sei durch den Zweiten Weltkrieg „fürchterlich getroffen worden“, sagte Müller, dennoch sei die Situation nicht vergleichbar – schließlich habe Mainz seine südliche Altstadt ja noch. „Deshalb vermittelt Mainz nach wie vor die Atmosphäre einer alten, geschichtsträchtigen Stadt“, sagte Müller, der Turm könne diese Atmosphäre nicht zerstören. Vielmehr verbinde der moderne Bau ein „Bekenntnis zur Gegenwart“ mit der „dringend notwendigen Aufgabe, dem Museum ein einzigartiges, wiedererkennbares Äußeres zu verleihen.“

Werber für den Bibelturm: Museumsdirektorin Annette Ludwig, Kabarettist Lars Reichow, OB Michael Ebling und Baudezernentin Marianne Grosse (beide SPD) sowie der Architekt Stefan Kausch. – Foto: gik

Eindringliche Plädoyers für den Bibelturm kamen auch von Grosse sowie von Museumsdirektorin Annette Ludwig. Ohne den Bibelturm drohe dem Gutenberg- Museum auf Jahre hinaus Stillstand, warnten beide. „Ich hoffe sehr, dass die Mainzer noch einmal in sich gehen und diese große Chance ergreifen“, sagte Grosse in der SWR-Diskussion mit Blick auf die Abstimmung am kommenden Sonntag. Sollte der Bibelturm abgelehnt werden, „wird der Plan B sein, dass wir dann anfangen werden, die Sanierung im Schellbau für die verbleibenden Millionen anzugehen“, sagte die Dezernentin weiter und fügte hinzu: „Aber dann wird es keinen großen Wurf geben.“

„Wir müssen weg von einem provinziellen Umgang mit seinem Erfinder und Schöpfer“, sagte Kabarettist Lars Reichow beim Bibelturm Slam zum Erbe Gutenbergs, Mainz brauche „ein weltweit Aufsehen erregendes Museum“, dem man von außen auch seine Bedeutung ansehe. „Das, was zur Abstimmung steht, ist das, was finanziell möglich ist“, betonte Reichow, „der Turm ist die bestmögliche Lösung.“ Ein Museum von Rang sei der Schlüssel für ein goldenes Mainz, warb der Kabarettist, der vor sechs Jahren maßgeblich die Debatte um die Sanierung des Gutenberg Museums angestoßen hatte. „Wir sitzen auf einem der größten Schätze der Neuzeit, aber im Umgang mit den Schätzen sind wir Kreisklasse“, sagte Reichow: „Mainz schläft auf seinen Schätzen…“

Info& auf Mainz&: Alle sachlichen Informationen zum Bibelturm findet Ihr ausführlichst in diesem Mainz&-Artikel, die Argumente auch der Initiative „Mainz pro Gutenberg“ noch einmal in diesem Mainz&-Artikel. Alle ausführlichen Darstellungen des Architektenwettbewerbs, der Entwicklung vom Bücherturm zum Bibelturm sowie über das Konzept für ein Gutenberg-Museum 2020 findet Ihr unter der Rubrik Gutenberg& – insgesamt mehr als ein Dutzend Artikel. Dort lest Ihr auch, was die Kritiker gegen das Projekt vorbringen. Am kommenden Sonntag, den 15. April, findet der Bürgerentscheid zum Bibelturm statt, mit Eurer Stimme könnt Ihr dann entscheiden, ob der Turm gebaut werden soll oder nicht – hingehen!

 

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