25. April 2024
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Monatsarchive: Mai 2018

Udo Lindenberg gegen Feindstaub: Künstler malt Bild über schädlichen Feinstaub – Erlös soll Forschung zugute kommen

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Das Mainzer Zentrum für Kardiologie steigt derzeit in die Forschung zur Gefährlichkeit von Feinstaub und ultrafeinen Partikel ein, nun hat sich der leitende Mainzer Kardiologe Professor Thomas Münzel dafür prominente Unterstützung geholt: Rocksänger Udo Lindenberg unterstützt die Forschung mit einem neuen Gemälde aus seiner Feder. „Feindstaub“ lautete der Titel des Werks, das Lindenberg im Kampf gegen die giftigen Partikel in der Luft zeigt – beschützt von seinen Musen. Das Bild soll versteigert werden, der Erlös der Stiftung Mainzer Herz und ganz konkret der Feinstaub-Forschung zugute kommen.

Udo gegen Feindstaub: Das neue Bild des Rockstars, das er am Mittwoch in Mainz präsentierte, gemeinsam mit dem Mainzer Kardiologen Professor Thomas Münzel (rechts). – Foto: Peter Pulkowski

Mitte Mai hatte Mainz& exklusiv berichtet, dass Münzel eine neue Studie starten will: „Wir haben ein Gerät angeschafft, dass Feinstaubpartikel generieren kann“, sagte Münzel Mainz&. Mit dem generierten Feinstaub solle an Tieren untersucht werden, welche Auswirkungen Feinstaub auf Gefäße und Gehirn habe, und zwar in Abhängigkeit von der Größe der Partikel. Konkret geht es um die Entzündungsprozesse, die die giftigen Partikel im Körper auslösen, und wie man diese bekämpfen kann.

Feinstaub sind feine Rußpartikel, die durch die Atemluft in den Körper gelangen und ins Lungengewebe und in die Bronchien eindringen und dort Entzündungsprozesse verursachen können. Ihre Gefährlichkeit ist schon länger bekannt, relativ neu sind aber Studien zu ultrafeinen Partikeln, winzigen Rußpartikeln, die noch 1.000-fach kleiner sind. Neuesten Forschungsstudien zufolge könnte der Ultrafeinstaub noch erheblich gefährlicher sein, weil Studien des Münchner Helmholtz-Instituts zufolge die winzigen Partikel auch die Schranken zu Gefäßen und Blutbahnen überwinden und so nicht nur in Lungen, sondern auch ins Blut und bis ins Gehirn gelangen.

Feinstaub und ultrafeine Partikel entstehen bei Verbrennungsprozessen in Industrie, aber auch in Motoren, bislang galt vor allem der Straßenverkehr als ein Hauptverursacher. Experten der Mainzer Initiative gegen Fluglärm warnten aber erst kürzlich erneut davor, dass Flugzeuge eine erhebliche Ursache sein könnten. Das legten eigene Messungen sowie die offiziellen Messwerte der Fluglärmstation in Raunheim nahe: Hier werden seit Ende 2016 regelmäßig 20.000 bis 100.000 Partikel pro Kubikzentimeter Luft gemessen – direkt in der Einflugschneise des Frankfurter Flughafens unter landenden Flugzeugen.

Die ultrafeinen Partikeln könnten, so die Münchner Forscher, das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle deutlich erhöhen, und das auch schon nach wenigen Minuten im Feinstaubnebel. Auch Münzel hält die ultrafeinen Partikel für „hochgefährlich“: Es gebe Untersuchungen bei Patienten mit koronaler Herzerkrankung, „die gezeigt haben, dass je kleiner die Partikel sind, umso schneller werden sie aufgenommen“, sagte Münzel. Der Feinstaub setze sich zudem in den Gefäßen fest, „dort sitzt er drin, den kriegen sie nicht mehr ‚raus.“

Wie gefährlich ist Ultrafeinstaub für die Gefäße – und wieviel davon stammt aus Flugzeugen in Einflugschneisen? Viel, sagen Experten der Mainzer Initiative gegen Fluglärm, und werten offizielle Messungen in Raunheim aus. – Grafik: Schwämmlein/Alt

Mit seiner neuen Studie will der Herzspezialist die Auswirkungen von Feinstaub auf die Gefäße bis hin zum Gehirn genauer erforschen. Das neue Gerät habe 300.000 Euro gekostet und könne alle Feinstaubgrößen von 10 Mikrogramm über 2,5 Mikrogramm bis hin zu Ultrafeinstaub der Größe 0.1 Mikrogramm produzieren, sagte Münzel am Mittwoch. Die Forschungsreihe sei weltweit neu und einzigartig, auch weil gleichzeitig die gesundheitlichen Auswirkungen auf die Kombination von Feinstaub und Lärm untersucht werden sollen.

„Wir haben neue Ergebnisse, die zeigen, dass Fluglärm die Radikalbildung im Gehirn sofort ankurbelt“, sagte Münzel im Mainz&-Gespräch. Das Interessante sei, dass die im Körper ausgelösten Mechanismen bei Fluglärm und durch Ultrafeinstaub „unheimlich parallel“ seien: „Wenn Feinstaub und Fluglärm im Körper aufeinandertreffen, geht in den Gefäßen die Post ab.“

Mit seinem neuesten Gemälde will Rockstar Udo Lindenberg genau diese Forschung unterstützen: Lindenberg ist Kuratoriumsmitglied der Stiftung Mainzer Herz und hat bereits zehn Bilder gemalt. Die zugunsten der Stiftung versteigert wurden. Mehr als 100.000 Euro kamen so bisher schon der Herzforschung in Mainz zugute. Die Stiftung engagiert sich seit zehn Jahren in der Forschungs- und Präventionsarbeit, nach ihren Angaben erleiden jedes Jahr in Deutschland etwa 300.000 Menschen einen Herzinfarkt. Ungefähr 50.000 Menschen sterben daran, die Experten rechnen jedoch bis 2050 mit einer Verdoppelung dieser Zahl. Ein neuer Grund dafür könnten Umwelteinflüsse sein.

Info& auf Mainz&: Wann genau das Udo Lindenberg-Bild „Feindstaub“ versteigert wird,. Wurde uns leider nicht mitgeteilt, wir sind aber ziemlich sicher, dass Ihr das beizeiten über die Internetseite der Stiftung erfahren könnt. Unser Interview mit Thomas Münzel mit noch viel mehr Details zur Feinstaub-Forschung lest Ihr hier noch einmal, unseren ausführlichen Bericht über die Ultrafeinstaub-Gefahr durch Flugzeuge genau hier: „Hier ist Gefahr im Verzug.“

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Weinstand der Mainzer Winzer: Neuer Ort vor dem Rathaus – Platz wird als weniger schön empfunden – Neue Toiletten sollen kommen

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Es war der neue Geheimtipp für Weinfreunde, gerade für diejenigen, denen das Marktfrühstück der Mainzer Winzer zu voll geworden war: der Weinstand der Mainzer Winzer am Rheinufer. Direkt am Ende des Fischtorplatzes und auf der Rheinpromenade gelegen, schmiegte sich der Stand mit seinen Sitzgelegenheiten in eine Nische unter Bäumen – wunderschön. Doch Anfang Mai gab die Stadt Mainz bekannt: der Weinausschank wird in dieser Saison vor das Rathaus verlegt. Nun steht der Stand auf offener Plattform, von der alten, idyllischen Atmosphäre mit dem Blick auf den Mainzer Dom ist nichts geblieben. Der alte Standort sei „nicht länger mit den Interessen der Anwohner nach Ruhe kompatibel“ gewesen, teilten Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) und Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP) mit. Anwohner störten sich vor allem auch an Wildpinklern in den Büschen.

Der neue Ort des Weinstands der Mainzer Winzer am Rheinufer: vor dem Rathaus. Hier am ersten Wochenende nach dem Umzug Anfang Mai. – Foto: gik

Ein Weinstand am Rheinufer war lange im Gespräch gewesen, 2016 durften die Mainzer Winzer dann nach langem Hin und Her mit Stadt und Anwohnern endlich starten. Der Erfolg war sofort da: Für Mainzer Weinliebhaber, aber auch für Touristen wurde der Stand ein Anziehungspunkt, er belebte die Rheinpromenade und sorgte für viel Flair in der Weinhauptstadt Mainz. Der Standort am Fischtorplatz sei „an dieser Stelle richtig gewesen“, betonte Wirtschaftsdezernent Sitte noch im Oktober 2017.

Anwohner rund um, den Fischtorplatz sahen das offenbar anders, eine Bürgerinitiative machte von Anfang an Druck gegen den Weinstand. „Wir haben nun nach den ersten Wochen der Weinstandsaison 2018 gelernt, dass der Standort Fischtor nicht länger mit den Interessen der Anwohner nach Ruhe kompatibel ist“, teilten Ebling und Sitte Anfang Mai mit, manchmal überrenne einen einfach der Erfolg, „und ein altes Konzept muss aktualisiert werden.“

Deshalb zog Anfang Mai der Weinstand vom Fischtorplatz vor das Rathaus um, im Einvernehmen mit den Mainzer Winzern, wie die Stadt betont. „Wir möchten mit unseren Nachbarn rund um den Weinstand in Frieden leben“, betonte Sigrid Lemb-Becker, Vorsitzende der Mainzer Winzer, schließlich wollten die Winzer „Weingenuss und nicht Weinverdruss anbieten.“ Die Winzer seien „sehr an einer Lösung interessiert, die für alle tragbarer ist“, betonte sie.

Und hier der alte Ort des Weinstands der Mainzer Winzer: am Fischtorplatz, mit Blick auf den Dom. – Foto: gik

Auch die SPD-Stadtratsfraktion begrüßte die Verlegung: Man habe von Anwohnern hatte die SPD-Stadtratsfraktion „von der zunehmenden Lärm- und Müllproblematik erfahren“, sagte SPD-Stadtratsmitglied Martin Kinzelbach, die Verlegung vor das Rathaus sei „der Optimale Kompromiss“, der im Übrigen von den Anwohner selbst vorgeschlagen worden sei. „Wir freuen uns über die Beibehaltung des Weinprobierstandes und gehen vom weiter anhaltenden Erfolg in nun nachbarschaftsfreundlicherer Umgebung aus“, sagte Kinzelbach. Es gelte, den Erfolg des Weinstands zu wahren, aber gleichzeitig in Einklang mit den Interessen der Anwohnerschaft zu bringen.

Technisch war der Umzug kein Problem, da Wasser und Strom auch am Rathaus-Standort vorhanden seien, versicherte die Stadt. Der Weg zu dem von den Winzern aufgestellten Toilettenwagen sei zudem noch erheblich kürzer. „Den Mainzern und den vielen passierenden Touristen wird der Wein auch im Schatten des Rathauses schmecken“, zeigten sich Ebling und Sitte sicher.

Drei Wochen nach dem Umzug ziehen die Winzer indes ein vorsichtigeres Fazit: „Unsere Weinliebhaber sind mit umgezogen“, sagte Lemb-Becker auf Mainz&-Anfrage, „wir haben aber schon die Rückmeldung, dass der Platz als weniger schön empfunden wird.“ Die Leute kämen „dem Winzer zuliebe“, die fehlende Atmosphäre werde aber immer wieder angemerkt. „Wir sind noch ein bisschen in der Testphase, wir stellen die Schirme noch mal um“, sagte Lemb-Becker. Ob der Umzug des Weinausschanks die Situation am Fischtorplatz grundlegend entschärfen werde, könne sie aber nicht einmal sagen: „Die Picknicker auf der Fischtorwiese, die Menschen auf den Treppen am Rhein, das sind Leute, die mit uns nichts zu tun haben“, betont sie. Und die Hoffnung sei groß, dass Jeder hofft, dass durch die lang ersehnte neue Toilettenanlage am Rheinufer, die zwischen den Häuschen der Schiffsgesellschaften gebaut werden solle, die Probleme mit den Wildpinklern abnähmen.

Rheinpromenade in Mainz in Höhe des neuen Standortes des Weinstands der Mainzer Winzer. Die Aufnahme wurde Anfang Mai gemacht, also vor in Kraft treten der Datenschutzgrundverordnung. – Foto: gik

Überhaupt habe der Weinstand am Fischtorplatz in der vergangenen Saison wenig Probleme verursacht, sagt die Winzerin. Nur vereinzelt seien Wochenende überlaufen gewesen, das sei vor allem zu Beginn der Saison der Fall gewesen. „Immer wenn die ersten Sonnenstrahlen da sind, und es noch wenig Außenveranstaltungen gibt, sind unsere Weinstände am Anfang sehr stark besucht“, sagte Lemb-Becker, das gelte ja auch für das Marktfrühstück. Inzwischen lasse der Druck auf die beiden Weingelegenheiten schon wieder stark nach, beim Marktfrühstück sei es zuletzt nur noch etwa die Hälfte des Ansturms gewesen. Auch habe sich in den vergangenen Jahren eine Picknickkultur entwickelt, die einfach überall dort stattfinde, wo etwas los sei.

„Wir machen ja keine Werbung“, betonte Lemb-Becker, die Draußen-Kultur mitsamt Weingenuss habe einfach eine enorme Eigendynamik entwickelt. Und die Vorsitzende der Mainzer Winzer wünscht sich dafür auch ein Stück mehr Verständnis: „Jetzt treffen sich da Jung und Alt, das gab es früher nicht“, betonte sie, „und das ist das, was Mainz über die Grenzen hinaus bekannt macht.“

Info& auf Mainz&: Mehr zur Vorgeschichte des Weinstands des Mainzer Winzer lest Ihr hier bei Mainz&, alle Winzer und alle Termine des Weinausschanks findet Ihr hier bei den Mainzer Winzern. Der Weinstand ist jeweils samstags von 11.00 bis 21.00 Uhr und sonntags von 13.00 bis 20.00 Uhr geöffnet. Uns interessiert: Was haltet Ihr vom neuen Standort? Findet Ihr die Verlegung gut oder fehlt das alte Flair? Was fehlt, was könnte besser sein? Wir freuen uns auf Rückmeldungen!

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Dutzende verspätete Starts und Landungen wegen Gewitter in Frankfurt – Mainzer stöhnen unter Fluglärm in der Nacht – 250. Montagsdemo am 11. Juni

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Die Gewitter der vergangenen Tage haben am Frankfurter Flughafen zu erheblichen Verspätungen und Verschiebungen geführt, für Mainz bedeutet das: Auch nach 23.00 Uhr dröhnten noch Flugzeuge über die Stadt. So wurden am Sonntagabend 28 Ausnahmegenehmigungen für verspätete Starts beantragt und 27 von der Luftaufsicht des Landes Hessen genehmigt, 24 davon wurden auch genutzt. Zudem gab es zehn Verspätungslandungen, die letzte um 23.57 Uhr durch die irische Fluglinie Ryanair. Zwei Maschinen konnten nicht mehr vor Mitternacht landen und wurden zum Flughafen Hahn umgeleitet, teilte das Hessische Verkehrsministerium mit. Derweil zeigt der steigende Druck auf Ryanair erste Konsequenzen: Die Iren kündigten an, zwei dauerhaft verspätete Flüge vorzuverlegen.

Mainz und die Region um den Flughafen stöhnen derzeit unter Fluglärm in der Nacht – Schuld ist die Gewitterlage. – Foto: gik

Die Mainzer zogen in den vergangenen Nächten genervt die Köpfe auch: Auch nach 213.00 Uhr, dem eigentlichen Beginn des Nachtflugverbots am Frankfurter Flughafen, dröhnten Maschinen über Mainz. „Startende Flugzeuge in einer Tour bis 24.00 Uhr, wurde das Nachtflugverbot abgeschafft???“, twitterte etwa die Rheingauer Anti-Fluglärm-Initiative Gegenwind. Es waren die heftigen Gewitter, die für eine Aufweichung des Flugverbots sorgten: „Aufgrund von Gewitterwarnungen im Raum Frankfurt mussten am Sonntagabend Maßnahmen der Flugverkehrskontrolle, so genannte Air-Traffic-Control-Maßnahmen (ATC), ergriffen werden“, teilte das hessische Verkehrsministerium mit: Aus Sicherheitsgründen seien dabei die Abstände zwischen den Flugzeugen sowohl bei den Anflügen als auch bei den Abflügen erhöht worden, dadurch sei es zu erheblichen Verzögerungen in den Abläufen gekommen.

Das Ergebnis: Die Fluglinien durften Ausnahmegenehmigungen für spätere Starts und Landungen beantragen. 28 Starts wurden beantragt, 27 genehmigt, „da die Verspätungsgründe ausschließlich wetterbedingt waren und damit außerhalb des Einflussbereichs der Luftfahrtunternehmen lagen“, wie es heißt. 24 Startgenehmigungen wurden in Anspruch genommen, der letzte Start erfolgte um 23.58 Uhr durch Air China nach Peking. Zehn Flieger durften verspätet landen, der letzte um 23.57 Uhr – wieder einmal war eine Ryanair-Maschine betroffen.

Ryanair steht derzeit massiv in der Kritik, die irische Fluglinie sorgt seit Monaten für Verspätungslandungen in Frankfurt und hält dabei Rekorde von bis zu 70 Prozent aller Verspätungslandungen – so etwa im Januar 2018. Das hessische Verkehrsministerium hatte deshalb im April ein Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen Bruch des Nachtflugverbots gegen Ryanair eingeleitet. Die Iren entschuldigen ihre Verspätungen regelmäßig mit Lotsenproblemen und Streiks an den Ausgangsflughäfen, Hessen wirft der Fluglinie dagegen vor, mit zu eng getaktete Flugplänen bewusst Verspätungen einzukalkulieren.

Ryanair-Maschine bei Nacht. – Foto: Ryanair

Nun zeigt der Druck offenbar Wirkung: Ryanair werde zwei häufig verspätete Flugverbindungen nach vorne verlegen, teilte der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) mit. Dabei handele es sich um zwei Verbindungen aus London-Stansted und aus dem spanischen Catania, die Flugzeiten sollten um zwanzig Minuten aus London bzw. um 1,15 Stunden aus Catania vorverlegt werden. „Das sind erste Ergebnisse eines erneuten sehr ernsthaften Gesprächs, das wir mit Ryanair geführt haben“, betonte der Minister: „Wir hoffen, dass sich die Situation damit bessert.“

Flugpläne seien ebenso einzuhalten wie das Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen: Das sei „keine freundliche Empfehlung, sondern geltendes Recht“, schimpfte der Minister und kündigte an: „Wir werden weiterhin jede Ryanair-Maschine aus Barcelona und Stansted anzeigen, die nach 23.00 Uhr in Frankfurt landet.“ Nur so könne man juristisch feststellen lassen, ob sich die Verspätungen aus den Flugplänen ergäben und damit ein Verstoß gegen die Nachtflugbestimmungen vorliege.

Bei schwere Wetterlagen gilt das allerdings nicht: Hier gilt Sicherheit vor Nachtruhe. „Wir konnten in den letzten Jahren sehen, dass sich die wetterbedingten Verspätungsstarts immer weiter vom Winter in die Sommermonate verschieben“, sagte Al-Wazir. Dies zeige erneut die Auswirkungen des Klimawandels. Im Winter dagegen habe sich die Situation deutlich verbessert – zuletzt gab es weniger Ausfälle wegen Schnee, Glätte und Einfrieren der Maschinen. Bei der anhaltenden Gewitterlage müssen die Mainzer aber wohl auch in den kommenden Nächten mit Fluglärm zumindest bis Mitternacht rechnen.

Info& auf Mainz&: Die Mainzer Initiative gegen Fluglärm kritisiert die verspäteten Landungen durch Ryanair ebenfalls scharf – und lädt alle Fluglärm-Geplagten zur Gegenwehr: Am Montag, den 11. Juni findet um 18.00 Uhr im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens die inzwischen 250. Montagsdemo gegen Fluglärm statt. Infos dazu gibt es hier im Internet.

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Gutenberg-Skulpturen für den Vorgarten – Künstler Ottmar Hörl entwarf Buchdruckerfinder für Installation in Eltville – Paten können Gutenberg kaufen

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Eine Meter groß, eindrucksvoll, wetterfest: Wie wäre es mit einem eigenen Gutenberg für den Vorgarten oder das eigene Büro? Zum 550. Todestags-Jubiläumsjahr von Johannes Gutenberg hat der bekannte Konzeptkünstler Ottmar Hörl Gutenberg-Statuetten aus Hartplastik entworfen. Hörl hat in der Vergangenheit schon den hessischen Löwen und den Philosophen Karl Marx in Figuren verwandelt und mit seinen Figuren-Installationen Städte bevölkert. Nun also widmet sich der Künstler, der unter anderem in Frankfurt lebt, dem Buchdruck-Erfinder aus Mainz. In Eltville werden vom 18. August bis 23. September 150 Gutenberg-Figuren im Rosengarten der Kurfürstlichen Burg zu sehen sein – und Ihr könnt eine davon für Euch erwerben.

Gutenberg on the Road! Drei Skulpturen des Künstlers Ottmar Hörl reisten vergangene Woche per Cabrio aus Eltville nach Mainz. Nun können sie hier besichtigt und sogar erworben werden. – Foto: Gutenberg-Stiftung

Anlass ist natürlich das kleine Gutenberg-Jubiläum zum 550. Todestag von Johannes Gutenberg. Der Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern hat zur Rheingau-Stadt Eltville ein besondere Beziehung: Gutenbergs Mutter stammte aus Eltville, sein Bruder Friele Gensfleisch lebte von 1434 bis zu seinem Tode 1447 in dem Rheingauort – und Gutenberg selbst verbrachte auch einige Jahre hier: Einen Teil seines Alters verbrachte Gutenberg in Eltville, es war die Zeit seines Mainzer Exils. Der Buchdrucker lebte eine Weile im Hof zum Bechtermünz – heute ist hier das Weingut Koegler. Sicher überliefert sei, dass hier 1467 das weltweit erste Wörterbuch gedruckt wurde: Das „Vocabularius Ex Quo“, schreibt das Weingut auf seiner Homepage.

1465 erhielt Johannes Gensfleisch zu Gutenberg in Eltville zudem eine hohe Ehrung: Hier, im Saal der Burg zu Eltville, wurde der Buchdrucker am 17. Januar 1465 mittels Urkunde zum Amtmann des Kurfürsten Adolf II. von Mainz erhoben, der Kurfürst billigte seinem neue Hofmann zudem eine Leibrente zu, bestehend aus Getreide, Wein und Kleidung. Im Burgturm erinnert deshalb heute der öffentlich zugängliche Grafensaal an die bahnbrechende Erfindung des Man of the Millenium. Natürlich wird in Eltville auch des 550. Todestags gedacht, Höhepunkt des Jubiläumsjahres ist hier die Installation von Hörls Gutenberg-Skulpturen: vom 18. August bis zum 23. September werden fünf Wochen lang rund 150 Gutenberg-Skulpturen den Rosengarten der Kurfürstlichen Burg bevölkern.

Die ein Meter hohen Figuren bestehen aus Kunstguss und werden in den Farben Schwarz, Rot und Gold erstellt. Es sind nicht die ersten Figuren des Professors für Bildende Künste: Bekannt wurde Hörl unter anderem durch seine Dürer-Hasen und seine Euro-Skulptur, durch seine Hessen-Löwen und zuletzt durch seine Marx-Statuen. In Eltville installierte er 2013 für das Stadtjubiläum 500 serielle rote Rosen, wie alle seine Skulptur-Installationen ein großer Erfolg.

Künstler Ottmar Hörl mit seinen Gutenberg-Skulpturen in Eltville. – Foto: Stadt Eltville/Ottmar Hörl

„Gutenberg ist eine Weltfigur“, zitiert die Mainzer Gutenberg-Stiftung den Künstler, der mit seinen Skulpturen keine Denkmäler, sondern kommunikative Anlässe schaffen will als Impuls zur Auseinandersetzung. „Johannes Gutenberg kann diesen Impuls brauchen“, betont die Gutenberg-Stiftung: Noch immer sei viel zu wenigen Menschen be­wusst, dass Gutenbergs Erfindung die Entwicklung der Menschheit so nachhaltig beeinflusst habe wie keine andere. „Als genialer Erfinder des Druckens mit beweglichen Lettern hat er eine Medienrevolution ausgelöst, die bis heute anhält“, heißt es von der Stiftung: „Wir sollten mehr über ihn sprechen – und schreiben!“ Tun wir doch gerne 😉

Drei der Gutenberg-Skulpturen traten derweil schon einmal eine Reise nach Mainz an – in einem offenen Cabrio und sehr zur Freude der anderen Verkehrsteilnehmer. „Sicher angeschnallt und aufgrund des robusten Materials kaum windzerzaust“ hätten die drei Gutenbergs vergangene Woche Mainz und die Gutenberg-Shops erreicht, teilte die Gutenberg-Stiftung mit. Dort seien sie ab sofort zu besichtigen: „Der goldene Johannes residiert bei uns derzeit im Gutenberg-Shop am Markt 17, der siegellackrote Gutenberg steht im Museumsshop und der schwarze Herr unterstützt die Gutenberg Stiftung bei der Büroarbeit und reist mit auf Messen und Veranstaltungen im Rahmen von Gutenberg2018.“

Das Besondere dabei: Ihr könnt selbst Pate eines Gutenbergs werden! Ab sofort kann man sich eine der 150 Figuren reservieren, mit dem Kauf unterstützt Ihr zum Einen den Erhalt der Burg in Eltville, zum anderen den Gutenberg-Shop und die Gutenberg-Stiftung. Nach Ende der Installation in Eltville könnt Ihr dann „Euren Gutenberg“ mit nach Hause nehmen und so zu Botschaftern von Johannes Gutenberg und seinem Erbe werden.

Info& auf Mainz&: Die Gutenberg-Skulpturen von Ottmar Hörl kosten 300,- Euro pro Stück, mit Signatur sogar 600,- Euro, ab dem Ende der Ausstellung am 24. September 2018 steigen die Preise auf 350,- Euro bzw. 700,- Euro für das signierte Stück. Die Skulpturen-Installation „Black Magic“ findet vom 18. August bis zum 23. September 2018 im Rosengarten der Burg von Eltville statt. Subskriptions-Urkunde, mit der Ihr eine Skulptur zum Subskriptionspreis reservieren könnt, gibt es in den Gutenberg-Shops, vermutlich irgendwann auch online unter www.gutenberg-shop.de oder als PDF zum Download unter www.eltville.de. Mehr zur Installation mit den Gutenberg-Skulpturen findet Ihr hier bei der Stadt Eltville.

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Neue Matrix für die Baustellenplanung – Dynamisches Baustellenmanagement soll bis Ende 2019 installiert werden

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Die Mainzer Baustellen waren ja ein Topthema der vergangenen Jahre, 2017 erlebte die Stadt den dritten Sommer in Folge mit einer von Baustellen nahezu lahm gelegten Innenstadt. Die Stadtspitze kündigte daraufhin im Sommer 2017 ein neues Baustellenmanagement an – nun legte sie die Ergebnisse dazu vor. Mit deutlich langfristigerer Planung, einer neuen Software, konkreten Grabungszeiträumen und deutlich mehr Mitarbeitern sollen die Baustellen in der Mainzer Innenstadt künftig deutlich besser koordiniert werden. Im Stadtplanungsamt soll dafür eine eigene Abteilung mit zwölf Mitarbeitern und einem Abteilungsleiter neu geschaffen werden, sieben neue Stellen soll es dafür geben. Die Kosten dafür will die Stadt mit höheren Grabungsgebühren für die Firmen wieder hereinholen.

Baustellen-Slalom 2017 in Mainz, hier auf der Alicenbrücke am Bahnhof – künftig soll es eine solche Häufung nicht mehr geben. – Foto: gik

„Dynamisches Baustellenmanagement“ heißt das Zauberwort, mit dem die Stadt künftig die Steuerung der Grabungsarbeiten in der Innenstadt verbessern will. „Wir brauchen die dynamische Steuerung, auch um Stadt und Infrastruktur am Laufen zu halten“, betonte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) bei der Vorstellung des Konzepts am Montag in Mainz – und dafür habe man „jetzt eine Matrix.“

Rund 4.000 Baustellen bevölkern inzwischen pro Jahr das Mainzer Stadtgebiet, etwa 2.000 davon sind allerdings Kleinbaustellen, bei denen etwa ein Hausanschluss erneuert oder eine Straßenlaterne ausgetauscht wird. Bleiben aber immer noch 2.000 größere Baustellen sowie 40 Großbaustellen – und deren Koordination ließ in den vergangenen Jahren zu wünschen übrig. Da legte das Bauprojekt am Binger Schlag die halbe Saarstraße lahm, während gleichzeitig auf der Pariser Straße und in der Rheinallee gebaut wurde – das Ergebnis: wochenlang ging fast nichts mehr. Fastnachter dichteten Lieder über das Baustellenchaos, sogar ein närrischer Motivwagen rollte im Rosenmontagszug – und Auswärtige aus dem Mainzer Umland trauten sich schon gar nicht mehr in die Stadt.

Die Stadt räumt inzwischen einen viel zu laxen Umgang mit den Bauträgern ein. So habe man bislang Grabungsgenehmigungen für ein ganzes Jahr erteilt, das Ergebnis: Subunternehmer führten die Arbeiten aus, wann es ihnen gerade passte. So standen auch die Mitarbeiter der Stadtverwaltung manches Mal überrascht vor plötzlich aufgerissenen Baugruben und machten sich auf die Suche nach dem Verursacher. Ein Problem auch: Durch die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes stieg die Zahl derjenigen, die Leitungen und Netze zu unterhalten haben, erheblich, und alle diese Firmen haben eine Grabungsanspruch. Dazu kam noch die deutlich gestiegene Bautätigkeit der Stadt selbst: Mainz investiere so viel in die Erneuerung seines Stadtgebietes, wie seit 40 Jahren nicht mehr, betonte Ebling am Montag noch einmal. Der Bau der Mainzelbahn, die Aufwertungen im Stadtgebiet – wegen niedriger Zinsen und erheblicher Fördersummen von Bund und Land passierte nun alles auf einmal.

Keine Durchfahrt – das erlebten Mainzer in den vergangenen Jahren zu häufig an zu vielen Stellen auf einmal. – Foto: gik

Im städtischen Planungsamt aber hatte man gerade noch zwei Mitarbeiter, um die Baustellen zu koordinieren. Schuld sei ein erheblicher Personalabbau in den frühen 2000er Jahren von einstmals acht Mitarbeitern, sagte Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne). Wie viele Städte hatte auch Mainz aus Spargründen Personal abgebaut, das traf auch die Baustellenüberwachung.

Mit all dem soll nun Schluss sein: Künftig wird die Stadt klare Richtlinien und Grabungsregeln aufstellen, Genehmigungen sollen nur noch für genau definierte Zeiträume und mit Auflagen vergeben werden. Kern der Lösung sei aber vor allem eine sehr frühzeitige Planung, sagte Hubert Preis vom Beratungsinstitut für Wirtschaft und Verwaltung (BWV) aus Darmstadt. Das BWV ist ein 1992 gegründetes Beratungsinstitut, spezialisiert auf technische Bereiche von Verwaltungsorganisation. Gut ein halbes Jahr nahm das Institut die Organisation in der Stadt Mainz nun unter die Lupe und entwickelte das neue Konzept. Kosten für die Stadt: rund 90.000 Euro.

„Baustellen werden auch in Zukunft nicht verschwinden, sondern eher mehr werden“, sagte Preis, deshalb sei ein koordiniertes Management unabdingbar. Bis Ende 2019 soll nun ein umfassendes „dynamisches Baustellenmanagement“ installiert werden, dessen Kern eine neue Software ist. Große Städte wie Frankfurt oder Köln setzten solche Programme bereits ein, für kleinere Städte sei das eher noch Neuland, sagte Preis. In Frankfurt arbeite man etwa mit einer Steuerungssoftware namens „Kommunalregie“, das alle Akteure vernetzt.

Mainz baut und baut und baut – Baukräne am Binger Schlag 2017. Inzwischen steht hier ein komplett neuer Gebäudekomplex. – Foto: gik

Das soll auch die Software in Mainz leisten: Grabungswillige sollen hier online ihre Wünsche einstellen und gleich mit allen Details füttern können. Mit der Software könne dann „der gesamte Baustellenlebenszyklus von der Planung bis zur Abnahme“ gesteuert werden, sagte Preis. Die Planungen sollen bereits mit einem Vorlauf von fünf bis zehn Jahren erfolgen, eine zentrale Auskunfts- und Genehmigungsstelle in der Verwaltung als direkter Ansprechpartner fungieren. Man habe zudem ein Regelwerk für die Grabungen erstellt, betonte Preis – die Unternehmen müssen künftig deutlich konkreteren Auflagen folgen.

Dazu soll die Einhaltung der Baustellenregeln auch schärfer kontrolliert werden. Im Stadtplanungsamt soll dafür eine neue Abteilung „Straßenverkehrsbehörde“ mit insgesamt dreizehn Stellen eingerichtet werden, sieben Stellen davon neu entstehen. „Alle Städte diskutieren derzeit neue Verkehrskonzepte, da müssen auch die organisatorischen Strukturen geschaffen werden“, betonte Preis. Die neuen Stellen muss der Stadtrat im Zuge des kommenden Doppelhaushalts beschließen. Ebling zeigte sich zudem überzeugt, dass die Aufsichtsbehörde ADD der Stadt die Mehrausgaben genehmigt. „Wir werden uns einen Großteil der Kosten wieder holen“, betonte er – durch eine deutliche Anhebung der Grabungsgebühren.

Und noch einen großen Vorteil soll die neue Software haben: die Baustellen-Daten können künftig online in Navigationsgeräte einfließen und auch über die sozialen Netzwerke verbreitet werden. Auch eine Vernetzung mit den großen digitalen Infowänden im Stadtgebiet ist geplant, Autofahrer könnten so gleich digital am Stau vorbeigeführt werden, sagte Ebling. Die Umsetzung wird allerdings bis Ende kommendes Jahr dauern, die Software müsse beschafft und auf Mainz angepasst werden, sagte Preis.

Info& auf Mainz&: Das Konzept „Dynamisches Baustellenmanagement“ soll am 6. Juni im Hauptausschuss der Stadt vorgestellt werden und am 13.6. Thema im Stadtrat sein. Mehr zum Baustellenchaos im Jahr 2017 könnt Ihr noch einmal hier nachlesen, für alle Baustellen-genervten haben wir hier noch einmal unser wunderbares Abhilfe-Gimmick: den Baustellen-Pin mit Narrenkappe.

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Gutenberg-Museum ins Sinn Leffers-Haus? – Gerster schlägt neuen Museumskomplex am Markt vor – BI lädt zum ersten Runden Tisch

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Die Arbeit an einem neuen Gutenberg-Museum nimmt nur sechs Wochen nach dem Bürgerentscheid zum Bibelturm bereits an Fahrt auf: An diesem Montag trifft sich erstmals auf Einladung der Bürgerinitiative Gutenberg-Museum ein Runder Tisch aus Vertretern der BI sowohl von Stadt, Land und Bund, wie die BI im Vorfeld mitteilte. Die BI fordert nichts weniger als ein grundlegende Neukonzept „Gutenberg im 21. Jahrhundert“ als zentrale Marke für die Stadt und legt in einem ersten Positionspapier Vorschläge dazu vor. Die wolle man am Montag mit Vertretern der Stadt, aber auch von Bund und Land diskutieren, heißt es in einem Statement der BI auf Facebook. Ideen für einen Neuanfang gibt es zahlreiche: Der Ex-Bundestagsabgeordete Johannes Gerster (CDU) schlägt im Interview mit Mainz& das Sinn Leffers-Haus als neuen Museumsstandort vor.

As dem „grauen“ Gutenberg-Museum soll ein echtes Weltmuseum der Druckkunst werden – die Arbeiten dazu beginnen gerade. – Foto: gik

Am 15. April hatten die Mainzer mit der überwältigenden Mehrheit von 77,3 Prozent den Neubau eines Bibelturms auf dem Liebfrauenplatz neben dem Gutenberg-Museum abgelehnt. „Wir verstehen das mehr als eindeutige Votum als Auftrag der Bürger an uns, den klaren Willen der großen Mehrheit auch nach der Abstimmung weiter zu verfolgen“, sagte BI-Gründer Thomas Mann. Daher wolle sich die BI auch weiter „aktiv in die dringend erforderliche Attraktivitätssteigerung und Modernisierung unseres Gutenberg-Museums einschalten.“ Es gebe „zahlreiche verfolgenswerte Ideen und gute Ansätze“ zur Erneuerung des Museums. „Wir bekommen E-Mails mit komplett ausgearbeiteten Konzepten für einen Neustart“, berichtet die Bürgerinitiative nun auf ihrer Facebook-Seite. Darunter seien Angebote von „fachlich versierten Mitbürgern“, sogar weit über die Stadtgrenze hinaus: „Wir sind sehr beeindruckt, welches Engagement hier nach wie vor besteht.“

Neues Museum am Ernst-Ludwig-Platz?

Auch Mainz& erreichten bereits Ideen und Vorschläge: „Ein völlig neues Museum war schon immer die ultima ratio“, schreibt Mainz&-Leser Heinz-Georg Diehl, früherer CDU-Stadtrat in Mainz. Das Museum brauche eine neue konzeptionelle Ausrichtung „von Gutenberg bis Bill Gates und die Auswirkungen der Kommunikationsentwicklung auf die Entwicklung der Menschheit.“ Nur so könne vielleicht das Interesse bei Bund und Land an einer Trägerschaft geweckt werden. Das neue Museum brauche zudem einen Neubau, das Rathaus könne dazu aus- und umgebaut werden, schreibt Diehl – allerdings wolle das die Stadtspitze und auch der Stadtrat nicht. Platz gebe es hingegen auf dem Ernst-Ludwigs-Platz an der Großen Bleiche, schlägt Diehl vor – gemeinsam mit dem Landesmuseum wäre das „fast eine Museumsmeile“.

„Ein neues Museum muss einen Einmaligkeitscharakter haben“, fordert auch Johannes Gerster im Gespräch mit Mainz&: „Wir brauchen ein Museum für Kommunikation von Gutenberg bis ins Digitale.“ Gerster ist noch immer davon überzeugt, dass dafür Millionen beim Bund zu holen seien. Das Römisch-Germanische Zentralmuseum, das Museum für Antike Schifffahrt, aber auch die Chagall-Fenster und Renovierungen der Quintinskirche, all das sei in der Vergangenheit mit Bundesmitteln gefördert worden – Dank des Einsatzes der Mainzer Bundestagsabgeordneten. „Das würde auch heute noch funktionieren“, betont Gerster. Er habe in einem Brief an Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) seine Hilfe bei der Geldbeschaffung aus Berliner Geldtöpfen angeboten. „Wir reden hier nicht über 20, sondern über 100 Millionen Euro“, betont er: „Das Gutenberg-Museum muss ein nationales Museum werden.“

Das Sinn Leffers-Haus direkt am Dom könnte vielleicht das neue Zuhause des Gutenberg-Museums werden – schlägt Johannes Gerster vor. – Foto: gik

Gerster schlägt Sinn Leffers-Haus vor

Ein großer Wurf, betont Gerster weiter, könne nicht in den alten Räumen geschehen, ein Neubau müsse her. Drei Varianten sehe er dafür, erklärt er im Mainz&-Gespräch: „Man könnte den Römischen Kaiser zum Ort der Wissenschaft machen und dort seltene Drucke unterbringen“, schlägt Gerster vor. Den Schellbau wiederum könne man abreißen und gemeinsam mit dem heutigen Innenhof neu bebauen, den Hof mit einer Glasdachkonstruktion. Variante zwei sei ein Neubau an der Ludwigsstraße, falls das Einkaufszentrum dort doch nicht komme. „Das hätte den Charme, dass der Eingang zum Gutenberg-Museum am Gutenbergplatz liegen könnte“, sagte Gerster.

Favorit des Ex-CDU-Chefs aber wäre Variante drei: Ein Gutenberg-Museum unter Einbeziehung des heutigen Sinn Leffers-Hauses. Seit Monaten halten sich Gerüchte, die Modekette wolle das Gebäude räumen, der Komplex sei so groß, dass sein Anlieferungshof bis zum Gutenberg-Museum reiche, sagte Gerster: „Lasst uns das Sinn Leffers-Haus mit dem heutigen Museum verbinden!“

BI fordert Konzept für „Gutenberg als Marke“ für Mainz

Am Montag sollen nun erste Vorstellungen ausgetauscht und das weitere Vorgehen festgezurrt werden. „Wir wollen unsere Ideen aus unserem Positionspapier vorbringen, mehr Bürgerbeteiligung bei der zukünftigen Arbeitswerkstatt einfordern und auf konstruktive Weise mit den Politikern über das Thema Gutenberg-Museum diskutieren“, schreibt die BI in einer Stellungnahme auf Facebook. Es sei doch völlig richtig, dass diejenigen, „die beim Bürgerentscheid fast 50.000 Stimmen gewinnen konnten“, jetzt eine Initialzündung für einen Neuanfang gäben. Natürlich sei „klar, dass die Stadt Mainz im Nachgang die Führung im Prozess übernimmt“, heißt es weiter, dafür werde ja die „Arbeitswerkstatt Gutenberg-Museum“ eingerichtet. „Keine Angst, keiner will Eure Arbeit übernehmen und das Stadtparlament in Frage stellen“, schreibt die BI weiter.

In die Neuaufstellung des Museums wolle man sich aber weiter aktiv einmischen, das sehe die BI einfach als ihre Verantwortung nach dem Bürgerentscheid, sagte BI-Gründer Thomas Mann: „Wir möchten gemeinsam den Blick nach vorne richten und die Zukunft des Gutenberg-Museums sowie der zukünftigen Bürgerbeteiligung besprechen.“ Es solle zunächst darum gehen, eine Bestandsaufnahme zu erstellen sowie neue Ideen und Konzepte zu sammeln, um einen konkreten Fahrplan für die nächsten Schritte aufzustellen.

In ihrem neuen Positionspapier schlägt die BI vor, ein großes Gutenberg-Museum der Zukunft als Aushängeschild für die Stadt zu entwickeln und fordert ein professionelles Spendenmanagement zu etablieren. Dazu müsse aber auch „die Bedeutung von Gutenberg als größten Sohn von Mainz, als zentrale Marke der Stadt, herausgearbeitet werden“, fordert die BI weiter – jetzt gebe es die Chance, eine echte „Marke Gutenberg“ für das 21. Jahrhundert zu etablieren, und das gemeinsam mit den Mainzern. „Diese Begeisterung für mehr Bürgerbeteiligung am Gutenberg-Museum“, heißt es von der BI, „werden wir in den ersten Runden Tisch tragen.“

Info& auf Mainz&: Das Ergebnis des Bürgerentscheids zum Bibelturm am 15. April könnt Ihr hier noch einmal bei Mainz& nachlesen, einen Artikel zum Neustart danach findet Ihr zum Beispiel hier.

 

 

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Radweg an der Goldgrube: CDU legt eigenen Vorschlag für Neuregelung vor – Kritik an geplanter Verengung der Fahrbahn auf 5 Meter

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Der Radweg an der Goldgrube in Mainz ist nun endgültig gesperrt, Radfahrer müssen auf der viel befahrenen Straße fahren. Im Juli 2016 hatte das Verkehrsdezernat hier eine Kette von Piktogrammen angebracht, die signalisieren: Radfahrer sollen hier die Straße benutzen. Doch als sichere Lösung erwies sich das nicht: Hohe Verkehrsdichte, viele Busse und Lastwagen bestimmen hier das Alltagsbild, Radfahrer werden da schnell an den Rand gedrängt. Die Stadt will den Radweg nun erneuern – und komplett auf die Fahrbahn verlegen. Das aber würde die Fahrbahn auf ganze fünf Meter verengen, Staus und gefährliche Begegnungen von Bussen seien da vorprogrammiert, kritisiert die CDU Mainz-Oberstadt und präsentiert einen eigenen Vorschlag: Einen zwei Meter breiten Radweg pro Seite, der trotzdem eine genügend breite Fahrbahn erhalte, auf der sich zwei Busse ohne Probleme begegnen können.

Architekt Gerd Schreiner (links, CDU) und CDU-Verkehrsexperte Thomas Gerster (rechts) mit ihrem Vorschlag für eine Neugestaltung des Radwegs in der Straße An der Goldgrube. – Foto: gik

Neun Meter breit sei die Straße „An der Goldgrube“ derzeit, sagte der Mainzer Architekt und CDU-Landtagsabgeordnete Gerd Schreiner am Freitag bei einem Termin vor Ort: „Die Stadt will die Fahrbahn aber auf fünf Meter Breite verengen.“ Dann aber könnten sich zwei Busse nicht mehr problemlos begegnen, kritisiert die CDU: „Ein Bus ist 2,55 Meter breit, zwei Busse brauchen demnach mindestens 5,10 Meter“, rechnete Schreiner vor.

Grund für die geplante Fahrbahnverengung: Der Radweg An der Goldgrube ist völlig veraltet, viel zu eng und durch Baumwurzeln erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Die Stadt will den Radweg nun erneuern und dafür auf der Fahrbahn Platz schaffen. Das städtische Konzept sehe aber eine Fahrbahnverengung auf ganze fünf Meter vor, so sei das vor einigen Wochen im Ortsbeirat Oberstadt vorgestellt worden. Die Straße werde dadurch viel zu eng, befürchten Anwohner. „Hier ist morgens ein sehr hektischer Berufsverkehr“, sagt Alexandra Geurts, CDU-Ortsbeiratsmitglied in der Oberstadt, „und gerade Stadtbusse fahren hier richtig übel.“ Für Radfahrer im Berufsverkehr oder gar Kinder auf dem Weg zur Schule sei die Situation hoch gefährlich. „Im Zweifel wird sich der Bus durchsetzen, weil die Fahrer ja auch unter hohem Zeitdruck stehen“, glaubt Geurts. Viele trauten sich nicht, die Straße mit dem Rad zu nutzen.

Planungsskizze für einen neuen Radweg in der Straße An der Goldgrube. – Skizze: CDU Mainz-Oberstadt/ Gerd Schreiner

„Hier ist morgens die Hölle los, es gibt richtig viele Radfahrer“, sagte auch Schreiner, der ebenfalls in der Oberstadt wohnt. Das Rad sei inzwischen eine attraktive Alternative zum Auto geworden, dafür brauche es aber auch eine passende Infrastruktur. „Wir wollen eine sichere Regelung ohne Stau“, betonte Schreiner. Das Problem müsse zudem schnell angegangen werden – der gesperrte Radweg zeige ja die Dringlichkeit. „Wir müssen schnell reagieren, bevor hier ein Kind unter dem Auto liegt“, fügte er hinzu.

Die Lösung aus Sicht der CDU: Der jetzige Radweg könne neu gemacht und auf zwei Meter verbreitert werden, aber an der jetzigen Stelle bleiben. Das werde die Wurzeln der Bäume nicht beschädigen, sagte Schreiner, eine klare Trennung zwischen Radweg und Fahrbahn sei aber notwendig, um den Radfahrern Sicherheit auf der viel befahrenen Straße zu verschaffen. Auch mit einem zwei Meter breiten Radweg auf jeder Seite bliebe dann immer noch eine Fahrbahnbreite von 7,50 Metern übrig – genug Platz, damit sich zwei Busse sicher begegnet könnten.

Der Radweg An der Goldgrube in der Mainzer Oberstadt ist inzwischen sogar gesperrt, Radfahrer müssen auf der Straße fahren. Viele fühlen sich damit aber sehr unwohl. – Foto: gik

Die Stadt wolle hingegen einen Radweg auf der Fahrbahn, der nur durch eine gestrichelte Linie abgetrennt werde – die dürften Busse und Autos dann aber überfahren. „Wir wollen ausdrücklich keine Baumwurzeln abfräsen“, betonte Schreiner zudem, die Verwaltung wolle hingegen zwischen den Bäumen entlang der Straße neue Parkplätze schaffen und den Boden versiegeln. Die CDU hält das für unnötig: Die Häuser in der Straße hätten praktisch alle eigene Stellplätze auf ihrem Grundstück, sagte Schreiner. Bei Veranstaltungen oder Gottesdiensten in der Kirche St. Alban sei beim CDU-Modell sogar genug Platz, um einseitiges Parken temporär auf der Fahrbahn zu ermöglichen. „Offenbar ist jetzt bei der Stadt das Geld da für die Umgestaltung der Straße“, sagte Schreiner, „dann sollten wir das jetzt auch richtig machen.“

Info& auf Mainz&: Die Pläne der Stadtverwaltung in Sachen Radweg An der Goldgrube werden voraussichtlich in einem der nächsten Verkehrsausschüsse des Mainzer Stadtrats vorgestellt, deshalb liegen sie uns derzeit noch nicht vor. Die nächste Sitzung des Verkehrsausschusses findet am 12. Juni statt. Die CDU will nun ihren Vorschlag in den Ortsbeirat Oberstadt und anschließend in den Stadtrat einbringen. Was die Einzelheiten angehe, sei die CDU sehr offen für Diskussionen, betonte Schreiner noch: „Das ist jetzt einfach mal ein Vorschlag.“ Mehr zum geplanten Ausbau der Radinfrastruktur in Mainz lest Ihr hier bei Mainz&.

 

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Mainz will erst 2020 über die Citybahn entscheiden – Umfangreiche Bürgerbeteiligung mit Infopoint am Schillerplatz – Streckennetz soll wachsen

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Die erste Bürgermesse zur Citybahn Ende April im Mainzer Schloss soll nicht der letzte Schritt der Bürgerbeteiligung in Mainz gewesen sein: „Die Messe im Schloss und der Online Dialog waren ein erster guter Anfang, aber wir wollen den Prozess verstetigen“, sagte Stadtwerke-Chef Daniel Gahr am Freitag in Mainz. Der Anspruch sei eine weitreichende Bürgerbeteiligung mit fortlaufender Information der Mainzer über das Projekt. Damit treten die Mainzer auch in Sachen Realisierung der neuen Straßenbahnlinie über den Rhein nach Wiesbaden ordentlich auf die Bremse: Frühestens im Frühjahr 2020 würden alle Fakten auf dem Tisch liegen, um über das Projekt entscheiden zu können, betonte Gahr. Das gelte auch für die Entscheidung der Mainzer Linienführung sowie den Grundsatzbeschluss, den der Stadtrat noch fassen soll.

So könnte die Citybahn vielleicht mal über die Große Bleiche rollen. – Foto: Citybahn GmbH

In Wiesbaden wird man das nicht gerne hören: Schon 2022 werde die Citybahn zwischen Mainz und Wiesbaden rollen, betont hier CityBahn-Geschäftsführer Hermann Zemlin gerne – und Baubeginn soll in Mainz sein. Die Wiesbadener Planer wollen die Citybahn unbedingt, um den öffentlichen Nahverkehr in Wiesbaden zu entlasten und ein umfassendes Verkehrserneuerungskonzept auch zur Luftreinhaltung umsetzen zu können. Mitte Mai hieß es in einer Pressemitteilung der Citybahn GmbH, die Unterlagen für den Planfeststellungsprozess sollten bereits Mitte 2019 erstellt werden. Danach werde eine neue Verkehrsbewertung „für die festgelegte und durchgeplante Linienvariante“ erfolgen.

„Sind nicht euphorisch“ – Endkosten für Mainzelbahn stehen noch nicht fest

Die Pressemitteilung der Citybahn GmbH unterschrieb auch die Geschäftsführerin der Mainzer Mobilität, Eva Kreienkamp, derweil bremst Stadtwerke-Chef Gahr die Erwartungen: „Wir sind aufgeschlossen, aber nicht euphorisch“, betonte Gahr. Das Projekt Citybahn sei komplex, die Mainzer Streckenvarianten müssten gründlich untersucht werden, um mögliche Hürden und K.O.-Kriterien schon im Vorfeld zu identifizieren. Auch müssten die Anforderungen für den Betriebshof geschärft werden – die Citybahn soll die Mainzer Infrastruktur des Betriebshofes mitnutzen. „Wir veranschlagen für den Prozess mindestens eine Dauer von zwei Jahren“, betonte Gahr, „die Devise lautet eindeutig: Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit.“

Citybahn-Planer auf der Infomesse im Schloss mit Visualisierungen einer möglichen Strecke über die Große Bleiche. – Foto: gik

Die zurückhaltende Haltung in Mainz dürfte viel damit zu tun haben, dass das Projekt Mainzelbahn noch immer nicht endgültig abgeschlossen ist. Noch immer ist nicht klar, wie viel der Bau der Ende 2016 eingeweihten Strecke auf den Lerchenberg am Ende gekostet hat: Die Endabrechnung soll erst Anfang 2019 vorliegen, die Stadt streitet derzeit offenbar mit mehreren Firmen über Abrechnungen. Auch mussten fehlerhafte Weichen ersetzt und an diversen Stellen Nachbesserungen vorgenommen werden. Kritiker befürchten ein böses Erwachen des bislang mit rund 90 Millionen Euro angesetzten Projektes. „Wir sind nicht euphorisch, weil wir gut in Erinnerung haben, wie steinig der Weg von der ersten Idee zur Realisierung sei der Mainzelbahn war“, sagte Gahr am Freitag.

Favorit Große Bleiche – vielleicht mit Kurve über Flachsmarkt

In Mainz müssen Stadt und Stadtrat vor allem noch über die Streckenführung entscheiden: Die neue Bahnstrecke könnte über Kaiserstraße, Große Bleiche oder Ludwigsstraße führen, alle drei Varianten sollen intensiv geprüft werden, sagte Gahr. Bei einer Bürgerbeteiligung vor einigen Wochen im Mainzer Schloss hatten Bürger zahlreiche Kritikpunkte an den drei Varianten geäußert. „Die Kaiserstraße geht hier nicht als Favorit raus“, bilanzierten Vertreter der Citybahn GmbH auf der Infomesse im Schloss: Die Route gilt als zu Cityfern.

„Die Wiesbadener wollen doch in erster Linie direkt in die Altstadt“, sagte ein Besucher aus Mainz-Drais auf der Infomesse, deshalb müsse die Bahn zum Höfchen führen. Auch müsse man überlegen, ob es nicht sinnvoll sei, den Flachsmarkt anzubinden. Tatsächlich gebe es eine Variante, nach der die Citybahn von der Großen Bleiche in die Flachsmarktstraße einbiegen und dort an St. Quintin vorbei zur Rheingoldhalle geführt werden könne, verriet ein Planer Mainz& auf der Infomesse – von den Kurvenradien her sei das möglich. Gegen eine Strecke über die Ludwigsstraße wiederum sprechen die häufigen Feste auf dem Mainzer Boulevard

Vorschlag für eine Streckenführung der Citybahn von der Großen Bleiche zum Hauptbahnhof. – Grafik: Citybahn GmbH

Die derzeit geplanten Linienführung seien aber vor allem unter dem Aspekt der schnellen Verbindung geplant worden, erfuhr Mainz& weiter – deshalb präferiere man eine Linie über die Große Bleiche direkt zum Rhein und zur Theodor-Heuss-Brücke. In Richtung Hauptbahnhof stellen sich die Planer derzeit eine Strecke in gerader Linie über die Binger Straße zur Alicenbrücke vor, Münsterplatz und Hauptbahnhof würden damit gar nicht angefahren. „Es ist eine Reihe von Mischlösungen aufgekommen“, sagte ein Planer, das werde man sich nun in Ruhe ansehen.

Erhebliche Bedenken der Mainzer in Sachen Theodor-Heuss-Brücke

Auf der Messe wurde aber auch deutlich: die Mainzer haben erhebliche Bedenken, was eine Citybahn auf der Theodor-Heuss-Brücke angeht. Die Aussagen „keine Citybahn über die Theodor-Heuss-Brücke“ und „Für die Citybahn eine neue Rheinbrücke“ bekam sehr viel Zustimmung. Konkret schlugen Mainzer Besucher auf der Citymesse eine zweite Rheinquerung neben der Kaiserbrücke mit direkter Anbindung an den Betriebshof der Mainzer Stadtwerke vor. In Mainz-Kastel wünschte man sich dazu eine direkte Anbindung an den dortigen Bahnhof – nach den derzeitigen Plänen soll die Citybahn aber noch vor dem Brückenkreisel aus Mainzer Richtung links auf die Wiesbadener Straße abbiegen.

Die Rückmeldungen haben offenbar auch die Verantwortlichen vorsichtig werden lassen: Bei der Citybahn sei „die breitest mögliche Beteiligung notwendig“, betonte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD): „Wir brauchen diesen Prozess, um am Ende ein positives Klima mitprägen zu können.“ Der Bürgerbeteiligung soll deshalb breiter Raum gegeben werden: Nach der Sommerpause soll am Mainzer Schillerplatz in dem früheren Energiekaufhaus der Stadtwerke eine Informations- und Anlaufstelle für die Citybahn auf Mainzer Seite entstehen. Eine Dauerausstellung solle über die Pläne informieren, regelmäßig Sprechstunden mit Politikern und Planern stattfinden, sagte Gahr.

Bürgerwünsche in Sachen Citybahn und Brücke auf der Infomesse im Schloss. Grüne Punkte signalisieren Zustimmung zu der jeweiligen Aussage, Rot Ablehnung. – Foto: gik

Infopoint am Schillerplatz, Workshops, fortlaufende Bürgerbeteiligung

Auch fortlaufende Treffen mit Anwohnern und Geschäftsleuten soll es geben, 25 bis 30 „Stakeholder“ regelmäßig in Planungsworkshops die Einbindung aller Betroffenen sicher stellen. An den Planungsworkshops sollten „die wesentlichen Gruppen“ beteiligt sein, sagte Gahr, und zählte als Beispiel auf: Rollstuhlfahrer, Einzelhandel, Gastronomie, Mainzer Netze, Anwohner und das Citymanagement. Auch die Fastnacht spiele eine wichtige Rolle, „wenn wir uns durch die Innenstadt bewegen.“ Ziel sei eine feste Gruppe, die sich über einen längeren Zeitraum hin in dem Planungsvorhaben engagiere.

Vorbild sei dabei das Beteiligungsverfahren im Vorfeld der Mainzelbahn, sagte Ebling: Damals habe es lediglich 53 Einwendungen und keine einzige Klage gegen die Mainzelbahn gegeben. Ein Bürgerentscheid sei in Mainz allerdings ausgeschlossen, betonte der OB: das rheinland-pfälzische Planungsrecht schreibe für den Straßenbahnbau ein Planfeststellungsverfahren vor, und dieses schließe ein Bürgerbegehren explizit aus. Tatsächlich heißt es in der Gemeindeordnung in Paragraph 17a, ein Bürgerentscheid sei nicht zulässig bei „Vorhaben, für deren Zulassung ein Planfeststellungsverfahren oder ein förmliches Verwaltungsverfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung erforderlich ist.“

Anders sieht das in Wiesbaden aus, in Hessen ist ein Bürgerbegehren nicht ausgeschlossen, die Wahrscheinlichkeit, dass Bürgerinitiativen ein Bürgerbegehren zur Citybahn durchsetzen, hoch. In Wiesbaden wird derzeit heftig über die Citybahn gestritten: Wiesbaden hatte in den 1950er Jahren seine Straßenbahnen abgeschafft, für die Citybahn muss hier die gesamte Infrastruktur samt Gleiskörpern und Oberleitungen neu geschaffen werden. Das stößt zum Teil auf heftige Kritik, weil dafür Bäume fallen und tiefgreifende Änderungen im Stadtbild nötig sind.

Ebling will Erweiterung des Straßenbahnnetzes – Strecke nach Ebersheim wird geprüft

Mögliche Strecke der Citybahn nach Wiesbaden. – Grafik: Citybahn GmbH

Mainz sei hingegen eine Straßenbahnstadt, das Thema historisch gewachsen, betonte Ebling: „Wir haben grundsätzlich eine gute Stimmung für eine Erweiterung“ – und die werde es in Zukunft auch unabhängig von der Citybahn geben. So werde es eine vertiefte Untersuchung einer Straßenbahnlinie nach Mainz-Ebersheim geben, sagte Ebling: „Das Umland lechze nach Verbindung.“ Das Thema Mobilität werde eines der großen Themen der nächsten Jahre, auch weil Mainz wachse. „Mobilitätsbedürfnisse steigen, Menschen bewegen sich mehr“, sagte Ebling, „wir müssen das intelligent verzahnen.“ Auch die Beziehungen zwischen Mainz und Wiesbaden vertieften sich ständig, dem müsse Politik Rechnung tragen.

„Mobilität heißt Mobilität für alle, wir müssen das gemeinsam denken“, sagte Ebling weiter, deshalb brauche es in Mainz Zeit für Diskussionen. „Die Mobilität der Zukunft muss umweltverträglich sein, innovativ und sozial, sowie auch in Zukunft erschwinglich“, betonte der OB: „Das zentrale Projekt dazu heißt Citybahn.“ Das alles aber müsse gründlich diskutiert werden, die Mainzer Pläne seien deshalb wahrscheinlich erst im Frühjahr 2020 für den Stadtrat entscheidungsreif, sagte Ebling, und räumte ein: Ja, es gebe da „ein Spannungsfeld“ zu dem sehr viel schnelleren Wiesbadener Zeitplan. „Aber jede Stadt muss da ihren eigenen Weg gehen“, betonte der Oberbürgermeister: „Wir haben immer gesagt, dass aus unserer Sicht der Zeitplan 2022 ambitioniert war.“

Info& auf Mainz&: Mehr zu den Plänen für die Citybahn findet Ihr in diesem Mainz&-Artikel, Details zur Kosten-Nutzen-Analyse hier. Mehr zur Mainzer Streckenführung genau hier. Die offizielle Internetseite zur Citybahn findet Ihr hier.

 

 

 

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Vierte Opernnacht am Dom am 17. Juni 2018 mit Carmen und Don Giovanni – Mozart trifft Salieri und Verdi

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Carmen und Don Giovanni, Freischütz und Fledermaus – die Opernnacht in Mainz zu Füßen des Doms ist bereits Kult. Am 17. Juni ist es wieder so weit: Zum vierten Mal erklingen dann mitten in der Stadt, auf dem Marktplatz und mit dem Dom als Kulisse, Arien und Ouvertüren aus Oper und Operette. Das Staatstheater Mainz lädt zur Opernnacht am Dom, unter der musikalischen Leitung von Generalmu­sikdirektor Hermann Bäumer spielt das Philharmo­nische Staatsorchester Mainz. Zu hören gibt es dann wieder beliebte Melodien von Wagner über Verdi bis hin zu Strauß.

Große Kulisse, tolle Stimmen und Melodien: Die Opernnacht am Dom in Mainz ist ein Klassiker und ein Publikumshit. – Foto: Bettina Müller

„Ein großartiges Konzert an einem bedeutenden Ort mit erstklassigen Musikerinnen und Musikern — das ist die Mainzer Opernnacht am Dom“, schwärmte die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) bei der Vorstellung des Programms. Tatsächlich erfreut sich der Klassikabend zu Füßen des wunderbaren Mainzer Doms hoher Beliebtheit. Sänger des Mainzer Staatstheaters singen bekannte und unbe­kanntere Melodien, jenseits des aktuellen Opernspiel­plans und präsentieren auch schon mal eigene Lieblingsstücke.

Da trifft Mozart auf seinen Rivalen Salieri, es gibt Arien aus der „Entführung aus dem Serail“ und „Don Giovanni“, und von Salieri die Ouvertüre aus dem „Rauchfangkehrer“. Natürlich darf Bizets „Carmen“ ebenso wenig fehlen wie Webers „Freischütz“ oder Isoldes Liebestod aus „Tristan und Isolde“. Daneben aber gibt es auch Arien aus Puccinis „Manon Lescaut“, eine Kostprobe aus Leoncavallos „Pagliacci“ und von Verdis „Simon Boccanegra“ zu hören, die in der kommenden Spielzeit Premiere im Staatstheater feiern wird.  Zum Schluss darf natürlich „Die Fledermaus“ von Johann Strauß nicht fehlen

„Dieses Open-Air-Konzert ist eine gute Gelegenheit, unser wunderbares Ensemble ganz pur zu erleben“, findet deshalb Staatstheater-Intendant Markus Müller, der persönlich durch den Abend führt. Mit ihrer besonderen Atmosphäre sei die Opernnacht am Dom auch für das Theater selbst „eine sehr schöne Bereicherung des Spielbetriebs.“ Die Sänger des Abends – Marie-Christine Haase, Linda Sommerhage, Nadja Stefanoff, Derrick Ballard, Peter Felix Bauer und Philippe Do – sind von zahlreichen großen Partien auf der Opernbühne bekannt.

Info& auf Mainz&: Opernnacht am Dom am Sonntag, 17. Juni 2018 um 19.30 Uhr auf dem Marktplatz am Dom. Karten kosten zwischen 28,50 Euro und 56,50 Euro und sind im Staatstheater Mainz, und an allen bekannten Vorverkaufsstellen-Stellen wie etwa im Tourist Service Center Mainz im Brückenturm erhältlich – oder online hier beim Staatstheater.

 

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Leitartikel: Neustart für die Stadtpolitik – wie der Bürgerentscheid Mainz verändern könnte

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Man reibt sich ja schon verwundert Augen und Ohren: Plötzlich reden die regierenden Ampel-Fraktionen im Mainzer Stadtrat von einer „großen Lösung“ für das Gutenberg-Museum, plötzlich reden sie ganz selbstverständlich von 50 Millionen Euro und mehr, plötzlich steht gar die Frage nach einem neuen Standort im Raum – und womöglich eine Suche nach einer ganz neuen Lage für ein Haus, das Johannes Gutenberg und seine geniale Erfindung ins rechte Licht rückt. Es ist nur sehr wenige Wochen her, da wurde einer in Mainz für genau diese Aussagen regelrecht an den Pranger gestellt: Johannes Gerster.

Neu Töne im Mainzer Stadtrat: die Politik zieht Konsequenzen aus dem Bürgerentscheid zum Bibelturm. – Foto: gik

Der Ex-CDU-Chef forderte genau das: groß denken, eine große Lösung suchen, viel Geld in die Hand nehmen für ein echtes Weltmuseum der Druckkunst – und das von Bund und Land holen. Gerster wurde beinahe schon niedergebrüllt, seine Vorstellungen für unrealistisch erklärt, für Spinnereien eines alternden Rentners. Scheitere der Bibelturm, werde es keine große Lösung geben, betonte Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) wieder und wieder – jetzt spinnen ihre eigenen Parteifreunde Ideen von genau so einem großen Wurf, und man fragt sich: Warum erst jetzt? Warum sind alle diese Sätze nicht vorher gefallen? Warum gab es vor dem Bürgerentscheid offenbar Denkverbote?

Warum fallen erst jetzt im Mainzer Stadtrat Sätze wie: Ein solches Großprojekt darf nicht entschieden werden, ohne die Bürger umfassend einzubeziehen? Warum hat man eben nicht die Bürger gleich zu Beginn, vor zwei Jahren, einbezogen? Und warum hat man glauben machen wollen, man könne mit 5,5 Millionen Euro einen kompletten Bibelturm samt Untergeschossen und Sanierung finanzieren? „Mit 5,5 Millionen Euro kann man kein Museum sanieren“, sagt nun SPD-Stadträtin Martina Kracht, und als Bürger dieser Stadt hätte man sich solche ehrlichen Sätze erheblich früher gewünscht.

Die Debatte zeigt: Es ist – mit Verlaub – im Vorfeld des Bürgerentscheids viel Unwahres einfach mal behauptet worden. Es ist noch mehr verschwiegen worden – und offenbar haben sehr viele Stadträte vor dem Bürgerentscheid mit ihrer Meinung sehr hinter dem Ofen gehalten. Das aber ist vom Volk gewählten Vertretern unwürdig: Stadträte sind gewählt, um das Volk zu vertreten, genau das aber haben sie in diesem Fall nicht getan. Stadträte, die eine kritische Meinung zum Bibelturm hatten, haben geschwiegen – wieso hatten sie offenbar das Gefühl, schweigen zu müssen?

Jetzt, einen Monat nach dem Bürgerentscheid, war es im Stadtrat auf einmal, als hätte jemand einen Deckel von einem Topf genommen: endlich, endlich wurde im Stadtparlament wieder diskutiert, wurden Ideen und Ansätze ausgetauscht – sachlich, nachdenklich, konstruktiv. Das Stadtparlament ist der Ort, Ideen für Mainz zu diskutieren, viel zu lange fand das so gut wie gar nicht statt. Das bleierne Abnicken im Stadtrat – es hat Mainz und seiner Debattenkultur massiv geschadet.

Frischer Wind für das Mainzer Rad – der Bürgerentscheid hat die Stadtpolitik belebt und aufgemischt. – Foto: gik

Es ist dem Bürgerentscheid und damit hoch engagierten Bürgern in der Stadt zu danken, dass nun frischer Wind durch die Stadtpolitik weht – und ein Stück Hoffnung: auf eine neue Politik, die Ideen für die Stadt entwickelt und ihre Bürger dabei ernst und mitnimmt. Auf frische Debatten im Rat der Stadt, auf den Austausch von Ideen, auf neues Zuhören und Hinhören – auf Bürger, Experten und gerne auch mal die Opposition. Denn auch die gängigen Instrumente der Bürgerbeteiligung sind doch längst zu Feigenblättern städtischer Verwaltungen geworden, und das ist kein Problem allein von Mainz: lieblose Informationsveranstaltungen nachmittags um, 16.00 Uhr, wenn kein Arbeitnehmer kommen kann, müssen dann herhalten für den Satz, die Bürger seien doch gefragt worden – und selbst Schuld, wer nicht da war.

Dieses Verhalten, diese Ignoranz dem Bürger gegenüber ist am 15. April explodiert, ebenso aber auch das Wegducken von Volksvertretern, die bloß nicht auffallen wollten mit einer abweichenden Meinung. Es wäre geradezu ein Traumergebnis, wenn der erste Bürgerentscheid von Mainz genau hier aufgerüttelt, zu einem Lerneffekt geführt hätte. Eine moderne Demokratie braucht engagierte Volksvertreter, die das Volk vertreten, braucht führende Stadtpolitiker, die Ideen und Pläne entwickeln – und einen politischen Rat, der das Ohr an den Bürgern hat und nicht an ihnen vorbei Politik macht.

Und das Gutenberg-Museum? Keine Angst, es ist wie wir prophezeit haben: die Energie aus der Debatte um den Bibelturm mündet gerade in eine Bewegung pro Erneuerung für das Museum. Und wir erinnern gerne an den Mainz&-Leser, der vor dem Bürgerentscheid meinte: „Vielleicht sollte man das Ganze lieber noch mal ganz neu denken!“ Man könne doch das Gutenberg-Museum „aus seinem (derzeitigen) Versteck herausholen und ihm einen wirklich würdigen und repräsentativen Platz in der Stadt geben“ – genau dieses Neu Denken hat gerade begonnen. Es straft all jene Lügen, die weismachen wollten, das Aus für den Bibelturm sei das Ende einer Museumserneuerung – das ist mitnichten der Fall. Da werden viele, viele Ideen geboren, viele neue Ansätze gedacht, darunter Hochprofessionelles – wir werden darüber berichten. Und wir freuen uns sehr darauf: hier passiert gerade etwas, das richtig gut werden kann für Mainz, für das politische Stadtklima – und für ein großartiges neues Weltmuseum der Druckkunst.

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