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Tagesarchive: 21. Juni 2018

50 Jahre Mainzer Johannisnacht: Mainz feiert mit Heldenherzen und Paella – Leidet Künstlermarkt unter Durchgangsverkehr zum Rheinvergnügen?

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Die Mainzer Johannisnacht wirft ihre Buden und Riesenräder und Weinstände voraus, am Freitag ist es so weit: Um 15.00 Uhr eröffnet die 51. Johannisnacht ihre Tore, bis Montagabend wird dann in der gesamten Mainzer Innenstadt vom Schillerplatz bis zum Rheinufer gefeiert. Es ist eine besondere Johannisnacht: Vor genau 50 Jahren wurde das große Stadtfest zu Ehren des Buchdruckerfinders Johannes Gutenberg ins Leben gerufen – übrigens vom damaligen Bürgermeister Karl Delorme (SPD). Das war zum 500. Todesjahr Gutenbergs, im 550. Todesjahr hat die Johannisnacht nichts von ihrer Frische und Bedeutung verloren: 500.000 Besucher werden erneut an den vier Festtagen erwartet, in diesem Jahr wird Mainz vom 22. bis 25. Juni zur Festmeile. Gefeiert wird mit Heldenherzen und Paella, mit spanischer Falla und Free Fall Tower. Bedenken gibt es jedoch am Künstlermarkt: Der Durchgangsverkehr zum Rummel, dem Rheinvergnügen, trübte vergangenes Jahr die Freude der stöbernden Marktkundschaft.

Es geht loooos! Mainzer Johannisnacht 2016 – Foto: gik

Die Johannisnacht ist Kult, das große Stadtfest ein echter Treffpunkt für die Mainzer und zugleich ein Publikumsmagnet für Auswärtige: Vom Schillerplatz bis zum Rheinufer und dort die Promenade entlang reicht die Festmeile in der Innenstadt, mit Künstlermarkt, Rummel, vier großen Bühnen und zwei Weindörfern rund um den Dom ist das Stadtfest so vielfältig wie kaum ein anderes Volksfest. Daran ist natürlich maßgeblich Johannes Gutenberg „Schuld“: Mit dem großen Büchermarkt am Ballplatz, dem Buchdrucker-Gautschen und zahlreichen anderen Aktionen verneigen sich die Mainzer jedes Jahr vor dem großen Sohn der Stadt – mehr dazu hier bei Mainz&.

Das Gutenberg-Museum öffnet seine Tore, die Stadt Mainz verleiht Gutenberg-Stipendien an junge Wissenschaftler und die Gutenberg-Stiftung zeichnet den aus Argentinien stammenden Schriftsteller Alberto Manguel mit dem Gutenberg-Preis 2018 aus. Am Freitag, bereits um 15.00 Uhr, wird im Gutenberg-Museum zudem Satire gelesen: Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) und der ehemalige Kulturdezernent Peter Krawietz (CDU) lesen aus „Das Narrenschiff“ (Sebastian Brant) und „Lob der Torheit“ (Erasmus von Rotterdam). Auch die aktuelle Mainzer Stadtschreiberin Katharina Hahn gibt sich die Ehre mit einer Lesung am Sonntagvormittag auf der Ballplatz-Bühne. Hier geben sich ansonsten Comedykünstler und Kabarettgrößen wie Christian Schier, Tina Teubner und Martina Brandl die Mikros in die Hand.

Spannend wird in diesem Jahr, wie der neue Platz der Vereine auf der Ludwigsstraße neben der Deutschen Bank ankommt: Die Vereine ziehen um vom Rathausplateau an die LU, der kleine Platz soll zu einer Rückzugs-Oase werden. Gleichzeitig will das ja immer noch umbaubedingt heimatlose KUZ unterwegs das Rathausplateau mit einer Bühne für junges Publikum neu gestalten. Das könnte eine gute Brücke zum Rummel am Rheinufer schaffen: Das Rheinvergnügen, vor zwei Jahren hinter die Theodor-Heuss-Brücke auf die Promenade vor dem Kurfürstlichen Schloss umgezogen, wartet dort inzwischen mit 80 Ständen auf, darunter zehn großen Fahrgeschäften und vier Kinder-Attraktionen.

Große Attraktion auf dem Rheinvergnügen 2018: Der 66 Meter hohe Free Fall Tower. – Foto: Power Tower

Natürlich ist das geliebte Kettenkarussell wieder dabei, der Autoscooter, der Chaos Airport und der Breakdancer sowie die Familienachterbahn, aber auch neue Highlights warten hier auf die Besucher: Die XXL Schaukel Konga wird die Besucher ordentlich durchrütteln, das 40 Meter hohe Fahrgeschäft ist eine der höchsten transportablen Schaukeln in Deutschland – und kommt erstmals nach Mainz. Auch der „Scheibenwischer“ ist etwas für Leute mit guten Mägen, die den Kick suchen, für diese Kunden wird aber vor allem der Free Fall Tower die große Attraktion werden: Der 66 Meter hohe Turm ist das höchste Freie-Fall-Erlebnis außerhalb eines Freizeitparks in Deutschland. Zehn Schwertransporter brachten das Fahrgeschäft nach Mainz, der Stromanschluss für den Tower allein ist so leistungsstark wie für eine Kleinstadt.

„Wir sind immer auf der Suche nach neuen Attraktionen, und wir wollten zum Jubiläum etwas Besonderes“, sagte der Sprecher der Interessengemeinschaft Mainzer Schausteller, Marco Sottile, Mainz&. 2016 zog das „Rheinvergnügen“ auf den neuen Standort der Promenade vor dem Mainzer Schloss um, der neue Standort habe sich bewährt, sagt Sottile. Im vergangenen Jahr richteten die Schausteller zudem eine Ruhezone mit vielen Sitzplätzen im Alm-Stil ein, hier können Besucher nun auch mit Blick auf den Rhein verweilen. Ein anderer wichtiger Teil des Festes aber hat mit dem Umzug Ruhe verloren: der Künstlermarkt.

Spanische Paella aus Valencia für Mainz: Am Montag könnt Ihr die Spezialität auf dem Rathausvorplatz genießen. – Foto: Paella Velarte

Seit der Künstlermarkt auf der Promenade vor dem Rathaus sowie am Fischorplatz steht, ist der Markt zum Laufweg für Besucher des Rheinvergnügens geworden. Eine wahre Karawane schiebe sich zu Zeiten an den Kunstständen vorbei, Menschen, die eigentlich Autoscooter und Fahrvergnügen wollen. „Ich habe von vielen Besuchern gehört, denen das nicht gefällt“, sagt Sottile, „viele sagen, man kann nicht in Ruhe gucken, wird ständig angerempelt.“ Ein „Bypass“ an der Rheinallee entlang, den die Stadt im vergangenen Jahr anlegte, sei von den Besuchern nicht angenommen worden. „Dabei bräuchte der Künstlermarkt mehr Ruhe“, sagt Sottile. Und er erneuert seinen Vorschlag von vor zwei Jahren: „Der Künstlermarkt solle auf die Promenade Richtung Hyatt umziehen, das wäre das schönere Ambiente für den Markt.“

Im Weindorf am Leichhof bei den Mainzer Winzern einen Wein schlürfen – ein Muss bei der Johannisnacht! – Foto: gik

Die Stadt hatte immerhin vergangenes Jahr am Flair des Künstlermarktes stark gefeilt, das soll auch in diesem Jahr wieder so sein. Auf dem Fischtorplatz wird es in diesem Jahr ein historisches Karussell geben: Auf dem mehr als 120 Jahre alten Gebilde spielen Live-Musiker auf der Plattform zwischen den Fahrenden, betrieben wird das Karussell rein mit Muskelkraft. Zum Jubiläum fährt zudem die spanische Partnerstadt Valencia am Montagnachmittag Paella in zwei großen Pfannen auf und hat eine spanische Falla gestiftet: Die traditionelle Papierfigur ist acht Meter hoch und auf einem Boot am Rheinufer zu sehen, vor dem großen Abschlussfeuerwerk am Montagabend soll sie pyrotechnisch in Flammen aufgehen.

Kurz zuvor werden in der Rheingoldhalle 50 „Heldenherzen“ versteigert: Die überdimensionalen Kunstwerke in Herzform wurden in den vergangenen Wochen von Künstlern wie Liesel Metten, Udo Lindenberg oder Michael Apitz gestaltet. 1,60 Meter hoch sind die Kunststoffherzen, aus ihnen wurden le Kunstwerke, die während der Johannisnacht in der ganzen Stadt, vor allem aber in der Rheingoldhalle zu sehen sind. Hier ist am Freitagnachmittag ab 18.00 Uhr Vernissage, am Montag um 18.00 Uhr werden einige der Herzen versteigert. Der Erlös geht an den Förderverein für Tumor- und Leukämiekranke Kinder in Mainz, der die „Heldenherzen“ ins Leben gerufen hat – mehr dazu hier im Internet.

Die 51. Mainzer Johannisnacht endet dann am Montagabend mit dem großen Abschlussfeuerwerk am Mainzer Rheinufer. Zu dem solltet Ihr in diesem Jahr etwas früher kommen: Am Montagabend wird die spanische „Falla“ auf einem Schiff auf dem Rhein ab 21.45 Uhr mit Pyrotechnik in Flammen aufgehen, bevor das große Abschlussfeuerwerk startet.

Info& auf Mainz&: Die 51. Mainzer Johannisnacht findet vom 22. bis 25. Juni 2018 statt, die offizielle Eröffnung ist am Freitagabend um 20.00 Uhr auf der großen Bühne am Schillerplatz. Ausführliche Informationen zum Programm findet Ihr hier bei Mainz&, das gesamte Programm könnt Ihr Euch hier bei der Stadt Mainz herunterladen. Mehr findet Ihr hier im Internet, auch die Öffnungszeiten der Ausstellung. Spanische Paella gibt es am Montag, 25. Juni, ab 15.00 Uhr auf dem Rathausplateau zum Preis von 5,- Euro pro Portion, der Erlös geht an die krebskranken Kinder. Und die „8 Dinge, die man an der Johannisnacht gemacht haben muss“ – die erzählen wir Euch hier.

 

 

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IHKs aus Rheinhessen und Wiesbaden fordern Zeitplan zum Ausbau der A643 – „Brauchen endlich belastbare Aussagen“

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Der Neubau der Schiersteiner Brücke schreitet voran, bis 2021 soll die neue sechsspurige Rheinquerung stehen – doch der Anschlussausbau der A643 auf rheinland-pfälzischer Seite kommt weiter nicht voran. Den Industrie- und Handelskammern (IHKs) aus Rheinhessen und Wiesbaden stößt das nun sauer auf: Sie forderten am Donnerstag, das Mainzer Verkehrsministerium müsse nun endlich einen Zeitplan für den Ausbau vorlegen. „Fünf Jahre nach der Anweisung des Bundesverkehrsministers zum sechsspurigen Ausbau des Teilstücks ist immer noch kein Ende der Planung absehbar“, kritisierte der Mainzer IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz. Es brauche jetzt endlich „belastbare Aussagen“ des Ministers in Sachen Ausbau. Die A643 drohe zu einem dauerhaften Nadelöhr für den Verkehr zu werden.

Die A643 wird auch nach dem Ausbau der Schiersteiner Brücke ein stauträchtiges Nadelöhr bleiben. – Foto: gik

Im Februar 2015 hatte der damalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) per Dekret einen vollen sechsspurigen Ausbau der Autobahn 643 zwischen der Schiersteiner Brücke und dem Autobahndreieck Mainz-Süd verfügt, sein Vorgänger Peter Ramsauer (CSU) schon einmal 2014 – beides gegen den Willen der damals rot-grünen Landesregierung. Die wollte das Autobahnteilstück nur mit einer 4+2-Lösung ausbauen, also vier Spuren plus einem variabel nutzbaren dritten Seitenstreifen, der in Stoßzeiten als dritte Fahrspur hätte geöffnet werden können. Die 4+2-Lösung war ein Kompromiss, den Land Rheinland-Pfalz und Stadt Mainz mit den Naturschutzverbänden ausgehandelt hatten – die A643 führt durch das europaweit einmalige Naturschutzgebiet Mainzer Sand.

Das Dekret des Bundesverkehrsministers ließ den vor Ort ausgehandelten Kompromiss platzen, nun wird fest mit Klagen von Umweltverbänden gegen den Ausbau gerechnet – die Umweltschützer sehen den Fortbestand der einmaligen Steppenlandschaft in Gefahr. Im Sommer 2017 wurde zudem angeblich eine äußerst seltene Wildbienenart im Mainzer Sand entdeckt, die Dünen-Steppenbiene war seit 150 Jahren nicht mehr dokumentiert worden. Im Mainzer Verkehrsministerium hieß es dazu im November 2017, man werde jetzt erst einmal überprüfen, ob die Biene tatsächlich im Mainzer Sand zu finden und wie selten sie sei – und ob sie von einem Ausbau überhaupt gestört würde. „Vielleicht ist sie ja weitergeflogen“, sagte ein Mitarbeiter.

Die A643 führt durch das Naturschutzgebiet Mainzer Sand, Umweltschützer wollen den Ausbau auf sechs Spuren deshalb verhindern, hatten aber einer 4+2-Lösung zugestimmt. – Foto: gik

Tatsache ist: das für den Ausbau notwendige Planfeststellungsverfahren ist noch immer nicht eingeleitet. 2015 hatte Landesminister Roger Lewentz (SPD), damals zuständig für das Verkehrsressort, noch den Start des Planfeststellungsverfahren für den Sommer 2016 angekündigt, sein Nachfolger Volker Wissing (FDP) versprach 2016 eine schnelle Einleitung des Bauvorhabens. Die Mainzer CDU-Opposition argwöhnte im Juni 2017, die rot-gelb-grüne Landesregierung verzögere das Bauvorhaben aus ideologischen Gründen, die Grünen blockierten offenbar weiter den sechsspurigen Ausbau.

Anfang Juni 2017 musste das Verkehrsministerium dann einräumen: der Start sei erst einmal verschoben. Zwar lägen inzwischen die Verkehrsuntersuchung sowie die vorgeschriebene Betrachtung von Alternativrouten vor, sagte eine Sprecherin damals Mainz&, auch die Kartierungen seltener Arten und Vegetation seien erfolgt. Doch neue Gerichtsurteile auf EU-Ebene hätten neue Gutachten erforderlich gemacht, EU-Gerichte hatten neue Auflagen zur Wasserrahmenrichtlinie sowie zu Untersuchungen von gefährlichen Unternehmen gemacht. Dazu müsse noch eine Stellungnahme der EU eingeholt werden.

Auf die wartet man im Verkehrsministerium offenbar noch immer: Der Landesbetrieb Mobilität sei derzeit dabei, „die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren zusammenzustellen“, sagte eine Sprecherin des Ministeriums auf Mainz&-Anfrage am Donnerstag, „dazu zählt auch das Einholen einer EU-Stellungnahme.“ Wann vollziehbares Baurecht vorliege, sei nur schwer abzuschätzen. Eine Aussage zum Start des Planfeststellungsverfahren machte die Sprecherin nicht, im Ministerium geht man zudem fest davon aus, dass Klagen von Umweltverbänden vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig landen – diese Verfahren dauern in der Regel mindestens Monate.

Auch nach der Fertigstellung der neuen Schiersteiner Brücke bleibt die A643 also unausgebaut, und das voraussichtlich noch auf Jahre hinaus. Damit sei auf rheinland-pfälzischer Seite täglich weiter Staugefahr gegeben, die vierspurige A643 drohe „ein Nadelöhr“ zu werden, klagte Jertz. Zahlen der Bundesanstalt für Straßenwesen zufolge nutzten pro Tag gut 60.000 Pkw sowie rund 5.000 Lkw und Busse die Strecke zwischen dem Autobahndreieck Mainz und der Anschlussstelle Mainz-Mombach. Für die Unternehmen im Rhein-Main-Gebiet bedeute das weiter Umwege, Zeitverlust, zusätzliche Kosten und einen Wettbewerbsnachteil, klagte der Wiesbadener IHK-Hauptgeschäftsführer Joachim Nolde: „Die Betriebe brauchen endlich Planungssicherheit.“

Info& auf Mainz&: Unsere beiden jüngsten Artikel zu den Verzögerungen beim Ausbau der A643 findet Ihr hier: Freigabe Schiersteiner Brücke und Entdeckung Wildbiene sowie hier: Ausbau A643 verzögert sich weiter. Eine Reportage über das Naturschutzgebiet Mainzer Sand vom März 2015 könnt Ihr hier bei Mainz& lesen.

 

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