28. März 2024
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Start 2018 Juli

Monatsarchive: Juli 2018

66 Flakpatronen im Rhein gefunden – Fundstücke werden am 1. August 2018 unter Wasser gesprengt – Winterhafen und Mole gesperrt

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Die Yachten am Winterhafen kommen in Fahrt - Foto: gik

Die große Hitze senkt auch den Pegel des Rheins – und damit gibt der Strom mal wieder allerlei Altlasten frei. Vor wenigen Tagen wurden deshalb am Rheinufer am Mainzer Winterhafen insgesamt 66 Flakpatronen aus dem zweiten Weltkrieg gefunden. Die Patronen des Kalibers 3,7 sind 30 Zentimeter lang und stark korrodiert – sie werden deshalb am morgigen Mittwoch, den 1. August 2018, kontrolliert und in drei Teilen gesprengt. Das erfolgt unter Wasser im Rhein, Yachthafen und Landzunge am Winzerhafen werden deshalb in der Zeit zwischen 12.00 Uhr bis etwa 18.30 Uhr komplett gesperrt. Verkehrsstraßen seien nicht betroffen, die Anwohner seien informiert worden, teilte die Stadt Mainz weiter mit.

Der Winterhafen wird am 1. August 2018 von 12.00 Uhr bis 18.30 Uhr voll gesperrt – im Rhein werden 66 Flakpatronen gesprengt. – Foto: gik

Gefunden wurden die Flakpatronen in Höhe der Mole am Yachthafen, nach den ersten Funden untersuchten Taucher des Kampfmittelräumdienstes das Umfeld und stellten weitere Patronen sicher. Weil die Patronen stark korrodiert sind, entschieden die Experten des Kampfmittelräumdienstes, von einem Transport an Land abzusehen und die Patronen stattdessen unterhalb der Wasserlinie unschädlich zu machen. Die 66 Patronen wurden deshalb zunächst am Boden des Rheins in einer Tiefe von zwei Metern weitab vom Ufer sicher in Kisten abgelegt.

Am Mittwoch sollen die Fundstücke nun unter Wasser gesprengt werden – und zwar in drei Paketen zu jeweils 22 Stück. Die Sprengungen werden in der Zeit von ca. 12.00 Uhr bis etwa 18.30 Uhr durchgeführt, davor werden zunächst die vorbereitenden Tätigkeiten erfolgen. Der Winterhafen sowie die Landzunge und die Mole werden in dieser Zeit komplett gesperrt sein, die Drehbrücke wird bereits ab 9.00 Uhr nicht passierbar sein. Der Rad-/Fußweg am Rheinufer wird ab dem Bootshaus des Mainzer Ruder-Verein bis zum Ende der Maßnahme gegen 19.00 Uhr gesperrt sein. Auch der Trainingsbetrieb für die Ruderer und Kanuten muss am Mittwoch in diesem Bereich des Stromes ruhen.

Sperrbereich rund um den Mainzer Winterhafen am Mittwoch, 1. August 2018 zwischen 12.00 Uhr und 18.30 Uhr. – Grafik: Stadt Mainz

Passanten in dem Areal seien „dringlich gebeten, die Sperrungen in diesem Bereich zu beachten und den Anweisungen von Polizei und Rechts- und Ordnungsamt Folge zu leisten“, betont die Stadt weiter: Die Sprengungen könnten nur dann erfolgen, wenn mit Sicherheit feststehe, dass sich in dem betroffenen Gebiet keine Personen mehr aufhalten. Die genauen Ausmaße seht Ihr auf der beistehenden Grafik. Größere Straßen seien aber nicht betroffen, die Anwohner am Winterhafen seien informiert, hieß es weiter. Eine Evakuierung von Personen und Anwohnern sei aber nicht notwendig.

Der Schiffsverkehr auf dem Rhein werde aufgrund der Nähe der Sprengungsstellen zum Rheinufer keine Komplettsperrung der Wasserstraße erfahren. Die Wasserschutzpolizei werde bis zu einem Uferabstand von rund 100 Metern auf dem Wasser Sperren setzen und mit Booten überwachen, damit keine Privatboote die Sprengungsstellen passieren. Die Berufsschifffahrt erfährt via Funkkontakt Hinweise auf die jeweilige Einzelsprengung – die Schiffe passieren in der Regel in einem Mindestabstand von rund 200 Metern den Ort des Geschehens. Sprengungen erfolgen stets in verkehrsfreien Slots ohne Schiffsverkehr an diesem Rheinkilometer, heißt es weiter.

 

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Früheste Weinlese aller Zeiten erwartet – Federweißerlese startet offiziell am 6. August 2018 – Weinjahrgang 2018 könnte spitze werden

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Das gab es noch nie: Schon am 6. August starten die Winzer in Deutschland ganz offiziell in die Weinlese des Jahres 2018. Den Beginn machen wie immer die ersten Trauben für den Federweißen, der junge Wein eilt der regulären Weinlese immer etwa drei Wochen voraus. In den vergangenen Jahren schon rückte der Start in die Weinernte immer weiter nach vorne, doch so früh war es noch nie. „Es ist tatsächlich die früheste Weinlese aller Zeiten“, sagte Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut (DWI) in Bodenheim gegenüber Mainz&. Und während die Landwirte über die viel zu hohe Trockenheit klagen, gibt es bei den Winzern bisher zufriedene Gesichter: „Den Reben geht es gut“, sagt Büscher, die Voraussetzungen für einen Spitzenjahrgang seien durchaus vorhanden.

Die Weinlese 2018 startet so früh wie nie. – Foto: DWI

Im rheinhessischen Lörzweiler werden am kommenden Montag ganz offiziell die ersten Federweißer-Trauben gelesen – das ist der 6. August. Die Weinlese 2018 setzt damit schon jetzt einen Rekord, und zwar den der frühesten Weinernte aller Zeiten. 2017 starteten die Winzer Mitte August in die Lese, das galt schon als früh – am Ende wurde es nach einem turbulenten Wetterjahr die kleinste Ernte aller Zeiten. Doch Anfang August? 2014, 2011 und 2007 seien die Winzer zuletzt so früh in die Weinlese gestartet, sagt Büscher, das früheste Datum bisher war aber der 8. August. Dass die Lese so früh beginnt, sei dem sonnigen und hochsommerlichen Wetter geschuldet, sagt Büscher: Alle 13 Weinanbauregionen von Saale-Unstrut bis Baden meldeten einen enorm frühen Reifestand der Trauben.

Eingeleitet wurde die Entwicklung bereits durch den wärmsten April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, schon da hatte das warme Wetter zu einer sehr frühen Rebblüte geführt. „Hohe Temperaturen und eine lange Sonnenscheindauer im Sommer haben die weitere Reife zusätzlich beschleunigt“, sagt Büscher, der Entwicklungsstand der Reben liefe zum Teil drei Wochen vor dem langjährigen Mittel.

Schon die Rebblüte war so früh dran wie nie zuvor, hier Rebblüten im Weingut Braunewell Ende Mai 2018. – Foto: gik

Und das beste daran: den Reben und ihren Trauben geht es gut. „Der Ertrag sieht gut aus, der Behang ist gut“, sagt Büscher, und den älteren Reben mache die anhaltende Trockenheit ohnehin nicht zu schaffen: Mit ihren bis zu zwölf Meter tiefen Wurzeln erreichen sie meist noch Wasserreserven im Boden. Jüngere Pflanzen müssten allerdings inzwischen bewässert werden. „Ein bisschen Regen wäre jetzt gut, um die Wasserspeicher aufzufüllen“, sagt der Weinexperte, das wäre auch gut, damit die Trauben selbst noch Flüssigkeit aufnehmen können – sonst droht eine geringe Saftausbeute bei der Ernte.

Denn Mostgewichte und Zuckergehalt in den Trauben sind bereits sehr hoch, nur die Größe der Trauben hält sich ein bisschen in Grenzen. Zu nass darf es jetzt allerdings auch nicht werden – sonst drohen die Trauben zu platzen, die Ernte müsste im Eilverfahren eingeholt werden. Ob 2018 ein Spitzenjahrgang oder ein Jahrhundertjahrgang wird, da will sich Büscher deshalb nicht festlegen. „Bis zum Ende der Lese kann noch viel passieren“, betont er. Die Hauptlese beginnt nämlich erst in etwa drei Wochen, der Riesling wird frühestens Mitte September gelesen – die gesamte Lese wird wohl erst Ende September rum sein, auch das ein Früherekord. „Wir hatten schon sehr verregnete Augustmonate“, bremst Büscher die Erwartungen, „bei einer Woche Dauerregen kann sich die Situation sehr schnell ändern.“

Montag geht’s los: Freut Euch auf den ersten Federweißen! – Foto: DWI

Bislang soll es aber heiß und trocken bleiben, die Herausforderung für die Winzer lautet deshalb zurzeit eher, die Alkoholgehalte niedrig zu halten und die Frische vor allem bei den Weißweinen zu bewahren. Im Jahrhundertsommer 2003 mit seiner großen Hitze erwies sich das als das Hauptproblem: aus dem anvisierten Jahrhundertjahrgang wurde am Ende nur ein mittelguter, weil den Weinen mit der Säure auch die Stabilität fehlte. „Damals gab es Kabinettsweine mit 15 Prozent Alkoholgehalt, da waren die Winzer selbst von überrascht“, sagt Büscher – doch die Weinmacher hätten daraus auch gelernt. „Gewinner dürften in diesem Jahr die Rotweine sein, weil die die Hitze besser vertragen“, sagt Büscher. Die roten Trauben seien schon jetzt stark durchgefärbt und teilweise sehr farbintensiv.

Einen Vorteil erhoffen sich die Winzer auch beim Federweißer: Erstmals haben die deutschen Winzer die Chance, zeitgleich mit der Konkurrenz aus dem Süden auf den Markt zu kommen. Von den rund 10 bis 11 Millionen Litern Federweißer, die jedes Jahr über den Handel vertrieben würden, stammten in der Vergangenheit nämlich nur rund die Hälfte aus Deutschland. Den Start in die Saison machten italienische Federweißerproduzenten unter sich aus, weil es schlicht so früh noch keinen deutschen Federweißer gab. Das ist in diesem Jahr anders, „da können wir jetzt vielleicht ein paar Marktanteile gewinnen“, sagt Büscher.

Hauptgrund für die frühe Lese aber ist der Reifestand der Trauben: Die Mostgewichte seien jetzt schon so hoch, dass die Lese einfach anstehe. „Man will beim Federweißen ja keine 80, 90 Grad Oechsle haben, das gäbe viel zu viel Alkohol“, sagt Büscher: „Dass so früh gelesen wird, das ist keine Show – sondern schlicht notwendig.“

Info& auf Mainz&: Mehr zu dem Minijahrgang 2017 und den Hoffnungen der Winzer für den Jahrgang 2018 lest Ihr hier auf Mainz&.

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Samstag große Pool-Party im Freibad Maaraue – Riesige Wasserbälle, Aquamatten, Seifenblasen-Stationen und Spiele an Land

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Das Freibad Maaraue - Foto: Mattiaqua

Zum Abschluss der Sommerferien lädt das Freibad auf der Maaraue bei Mainz am Samstag noch einmal zu einer großen Pool-Party. Passend zu den glühend heißen Sommertemperaturen verwandelt sich das Freibad mit Blick auf den Mainzer Dom in eine riesige Spiel- und Partyzone. Im Wasser laden riesige Bälle und aufblasbare Tiere zum Toben, an Land gibt es Torwand und Rasen-Ski, dazu Seifenblasen-Stationen und Musikuntermalung mit DJ. Für normale Schwimmbadbesucher ist das sicher eher nix, alle anderen aber erwartet ein heißes Wasservergnügen.

Das Freibad Maaraue in Mainz-Kostheim, hier ein älteres Foto, wird am Samstag Ort einer großen Pool-Party. – Foto: Mattiaqua

Schon allein die großen Schwimmbecken sind bei diesen Temperaturen ein wahrer Besuchermagnet, am Samstag verwandelt sich das Bad von 14.00 Uhr bis 18.00 Uhr noch zusätzlich in eine Freiluft-Attraktion: Auf dem Wasser laden dann Seeungeheuer und Wasserschildkröten, Riesenkraken oder Party-Löwen zum Toben, dazu gibt es Aqua-Laufmatten, zahllose Bälle und Entchen und andere Geräte, die ihre Nutzer teils wortwörtlich Kopf stehen lassen, verspricht der Wiesbadener Bäder-Betrieb Mattiaqua. Dazu gehören etwa auch die spektakulären Water-Globes, riesige Bälle, mit denen man auf dem Wasser laufen kann.

Das Konzept kommt from Zephyrus-Discoteam, und die haben auch allerlei Attrajtionen an Land dabei: Da gibt es Torwand und Dribbel-Parcours für Fußballfreunde, Kriechtunnel, Springseile, Rasen-Ski, Pedalos und Stelzen bis hin zu Balancierbalken und Hüpfsäcken. Die spektakulären Seifenblasen-Station aus dem Hause Zephyrus sind auch dabei, dazu gibt es die passende Musikuntermalung, für die auf der großen Pool-Party ein eigener DJ zuständig ist.

Der werde im Plattenkoffer die beliebtesten Songs aus den aktuellen Charts sowie zahlreiche zeitlose Sommer-Hits haben und sei somit für fast jeden Liedwunsch seiner Gäste vorbereitet, versprechen die Macher. Zudem führt ein Moderator durch die Veranstaltung. Erwartet wird eine erhebliche Anzahl von Gästen, „wir freuen uns riesig, dass endlich mal das Wetter so richtig mitspielt“, heißt es beim Bäderbetrieb Mattiaqua. Platz genug ist auf der Maaraue: Das Bad kann locker 5.000 Gäste aufnehmen.

Info& auf Mainz&: Große Pool-Party im Freibad Maaraua in Mainz-Kostheim am Samstag, 4. August 2018 von 14.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Eintritt zu normalen Preisen. Infos im Internet findet ihr hier.

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Letzte Wünsche für todkranke Kinder – Barbara Ritter hilft mit ihrer „Initiative Wunschtraum“ seit zehn Jahren unbürokratisch kranken Kindern

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Es sind oft die kleinen Dinge, die große Wünsche sind: Einmal noch eine Pizza essen. Eine schicke Jacke. Ein Fotoshooting. Ein Besuch in einem Freizeitpark. Es sind solche Wünsche todkranker Kinder, die Barbara Ritter wahr macht. Vor zehn Jahren gründete die Wiesbadenerin ihre „Initiative Wunschtraum“, gemeinsam mit ihrer Freundin Noretta Labriola hat sie seither unzählige Träume wahr gemacht – unbürokratisch, schnell, diskret. Es begann in der Kinderkrebsstation der Mainzer Universitätsklinik, doch der „Wunschtraum“ ist längst auch in Sterbehospizen und Kliniken beidseitig des Rheins tätig. Mainz& hat die agile 74 Jahre alte Helferin mit der markanten rauchigen Stimme in ihrer Wohnung in Wiesbaden getroffen.

Barbara Ritter an dem Schreibtisch, an dem sie Wünsche todkranker Kinder erfüllt. – Foto: gik

Es begann alles vor zehn Jahren mit einem Achtzehnjährigen, der unbedingt ins Musical „König der Löwen“ wollte. Das Problem des jungen Mannes: „Er hatte nicht mehr lange zu leben“, erinnert sich Barbara Ritter, der junge Mann in der Mainzer Uniklinik hatte Krebs. Natürlich gibt es Vereine, die Wünsche von sterbenskranken Kindern erfüllen, doch meist dauert das länger, so wie in diesem Fall. „Die wollten erst eine Versammlung machen und sagten dann: der ist zu alt“, sagte Ritter, und man merkt, dass sie das noch immer fassunglos macht.

„Ich ruf mal ein paar Leute an“, sagte die agile Wiesbadenerin mit der markanten rauchigen Stimme, nach ein paar Stunden hatte sie das Geld für den Musicalbesuch zusammen. Einen kleinen Löwen kauften sie auch noch – doch es war zu spät: Der junge Mann bekam noch die Nachricht, aber zwei, drei Tage später war er tot. „Da habe ich gesagt, du kannst so etwas nicht mit Vereinsstrukturen stemmen, es muss viel schneller gehen“, erzählt Ritter – es war die Geburtststunde der „Initiative Wunschtraum“.

Seit zehn Jahren erfüllen Barbara Ritter und ihre Freundin Noretta Labriola nun schon Wünsche für todkranke Kinder, kürzlich wurden sie dafür vom Land Hessen als „Menschen des Respekts“ ausgezeichnet. Binnen einer halben Stunde kann sie helfen, wenn nötig – unbürokratisch, mit Hilfe von Spendern. Einen Verein haben sie nie gegründet, Spendenquittungen stellen sie nicht aus – „wer wirklich kranken Kindern helfen will, hilft“, sagt Ritter: „Wir kümmern uns sofort. Ein Computer, die Idee, ein paar Kontakte – das war’s.“

Es war auch der Tod ihres geliebten Neffen, der junge Mann auf dem Gemälde, der Ritter zu ihrer Initiative Wunschtraum inspirierte. – Foto: gik

Aus ihrer Wohnung am Wiesbadener Neroberg heraus managt Barbara Ritter die Erfüllung der Wünsche, die oft die letzten der Kinder sind. Ihre Freundin Labiola steuert die Verwaltung per Computer, Ritters wichtigstes Instrument ist das Telefon, damit erreicht sie ihr Netzwerk aus Spendern. Die Wünsche haben meist einen Wert von bis zu ein paar hundert Euro, oft auch weniger.

„Einer wollte Ballon fliegen, ein anderer an einen Flugsimulator, da kannte ich einen, also haben wir ihn hingebracht“, erzählt Ritter. Die Wünsche können auch Kleidung betreffen, eine schicke Jacke, oder mal einfach nur Pizza essen gehen. „Die meisten Kinder kommen aus sozial schwachen Verhältnissen“, sagt Ritter, die Eltern hätten oft wenig Geld. Auch den Geschwisterkindern helfe der Wunschtraum oft, „die leiden nämlich auch“, sagt Ritter.

Die 74-Jährige weiß, wie es ist, jemanden zu verlieren. 1988 war es, als ihr Neffe starb, mit nur 22 Jahren, bis heute hängt das Bild des großen, blonden jungen Mannes an einem Ehrenplatz in ihrer Wohnung. Wie ein eigener Sohn sei er gewesen, binnen eines halben Jahres war er tot, am Krebs, erzählt sie. Die Arbeit der Initiative Wunschtraum – es ist auch ein Stück das Vermächtnis des jungen Mannes.

Auch Ritters Vater Karl Wehnert starb an Krebs, 1959 war das. Wehnert hatte einen Textilgroßhandel, der Bruder übernahm mit 17 Jahren die Firma. „Mein Elternhaus steht gegenüber der Dienstvilla des Ministerpräsidenten“, sagte sie lachend. Ritter selbst lernte in Internaten in Garmisch-Partenkirchen und in England, absolvierte die höhere Handelsschule, machte auch mal eine Ausbildung als Kosmetikerin, arbeitete ein Jahr in einer Parfümerie. Als die Pleite ging, eröffnete Ritter gemeinsam mit dem Bruder einen Kinderladen, 1966 war das.

1970 heiratete sie, einen Bauingenieur, das untätige Eheleben hielt sie nicht lange aus: „Das Pferd von meinem Mann bekam Bronchitis, da haben wir einen Hof gemietet im Taunus“, erinnert sich Ritter, „da war noch Platz, da haben wir noch ein paar Pferde reingeknäuelt.“ Zehn Pferde standen zu Hochzeiten dort, dazu vier Ziegen, Hund und Katze. Zehn Jahre lang betrieb sie den Pferdehof, arbeitete danach im Möbelgroßhandel, verkaufte auch mal Küchen. Schließlich engagierte sie sich ehrenamtlich bei Bärenherz, so kam es auch zum Kontakt mit den todkranken Kindern.

Der erste junge Mann hatte in der Mainzer Uniklinik gelegen, „das sprach sich da so rum, und wir haben das auch rumerzählt“, sagt Ritter, „und dann kamen die Anrufe.“ Meist melden sich Kliniken oder Sterbehospize, Ärzte oder Betreuer aus dem Mainz-Wiesbadener Raum beim Wunschtraum, oft laute der Wunsch ein Besuch in einem Freizeitpark, bei Mädels sei es oft ein Fotoshooting. Einer Mutter bezahlen sie die Fahrtkosten zu ihrem schwerkranken Kind, einem Jungen, der ständig mit dem Rollstuhl herumfetzt, die Brille. „Es gibt so viel Hilfsbereitschaft“, sagt Ritter, „man wird da sehr dankbar.“

Wie viele Wünsche sie in den zehn Jahren erfüllt hat? „Unmengen“, sagt Ritter, „Tausende.“ Und wie lange will sie noch Wünsche erfüllen? „Wir machen das, so lange wir stabil sind“, sagt Ritter, „Ich bin doch fit – und man kann doch nicht einfach rumsitzen, wenn so viel Hilfe überall gebraucht wird.“

Info& auf Mainz&: Die Initiative Wunschtraum findet Ihr hier im Internet.

 

 

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Mainzer Forscher finden Fluglärm-Enzym – Möglicher Ansatz für Fluglärm-Medikament – Nächtlicher Fluglärm noch schädlicher als gedacht

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Nachtfluglärm ist womöglich noch schädlicher als bislang gedacht: Nach einer neuen Studie der Kardiologen an der Mainzer Universitätsmedizin ist es vor allem der Fluglärm in der Nacht, der beim Menschen schädliche Gefäßschäden auslöst. Mehr noch: den Mainzer Wissenschaftlern gelang es, ein Enzym zu identifizieren, das für die Gefäßschäden durch Fluglärm verantwortlich ist. Die Forscher sprechen von einem Durchbruch – und sehen sogar Möglichkeiten, mit Hilfe der neuen Erkenntnisse Medikamente gegen die negativen Folgen des Fluglärms zu entwickeln. Gleichzeitig fordern sie angesichts der neuen Erkenntnisse, die Nacht dringend vor Lärm zu schützen – es brauche dringend eine echte Nachtruhe von 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr morgens.

Wie Fluglärm zu Gefäßschäden beim Menschen führt, zeigten die Mainzer Kardiologen um Professor Münzel schon 2017 in einer Studie, zusammengefasst damals in dieser Grafik. – Grafik: Mainzer Universitätsmedizin

Bereits 2013 gelang es dem Team um den Mainzer Chef der Kardiologie, Professor Thomas Münzel, nachzuweisen, dass simulierter Nachtfluglärm das Stresshormon Adrenalin erhöht, die Schlafqualität vermindert und Gefäßschäden auslöst. Die Forscher entwickelten daraufhin ein neues Tiermodell und beschallten Mäuse gezielt mit dem Fluglärm-typischen an- und abschwellenden Lärmpegel in Höhe von 85 Dezibel.

Die Ergebnisse, vorgelegt im Februar 2017, waren erschreckend: Schon nach einem Tag kam es bei den Mäusen zu Gefäßfunktionsstörungen. Die Forscher stellten eine deutliche Erhöhung der Stresshormone, erhöhten oxidativen Stress und Entzündungsprozesse in den Gefäßen sowie eine deutliche Änderung der Expression von Genen in der Gefäßwand fest. Fluglärm, so das Fazit der Forscher, ist ein signifikanter Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und sogar Herzinfarkte. Im Mai 2018 vorgelegte Ergebnisse zeigten zudem, dass mit steigender Lärmbelastung auch das Risiko für Herzflimmern stark zunimmt – das galt besonders für nächtlichen Fluglärm.

Bei den Untersuchungen rückte vor allem ein Enzym in den Blick der Forscher: das Enzym „phagozytische NADPH Oxidase“, das hauptsächlich in Entzündungszellen vorkommt. Bei einer neuen Studie zeigte sich nun, dass ein Ausschalten dieses Enzyms „Fluglärm-induzierte negative Auswirkungen an Gefäßen und Gehirn komplett verhindert“, bilanzieren Münzel und der Leiter der molekularen Kardiologie in Mainz, Professor Andreas Daiber: „Die aktuellen Untersuchungen liefern den Beweis, dass die negativen Fluglärmeffekte über dieses Enzym vermittelt werden.“

Mit der neuen, Mitte Juni vorgestellten Studie habe zudem erstmals nachgewiesen werden können, dass vor allem Nachtfluglärm für Gefäßfunktionsstörungen verantwortlich sei – und nicht der Lärm während der Wachphase der Mäuse, sagen die Forscher weiter. Das bestätigt die subjektive Wahrnehmung vieler Anwohner des Frankfurter Flughafens: das nächtliche Dröhnen der Flieger wird zumeist erheblich störender empfunden als der Lärm am Tag.

Nächtlicher Fluglärm ist offenbar noch viel schädlicher als angenommen, sagen die Mainzer herzforscher. – Foto: gik

Gleichzeitig untersuchten die Wissenschaftler auch die Auswirkungen von Fluglärm auf das Gehirn. Dabei stand die neuronale Stickstoffmonoxid (NO)-Synthase im Blickfeld, ein wichtiges Enzym in unserem Gehirn, das für die Bereiche Lernen und Gedächtnis verantwortlich ist. Dieses Enzym, so die neuen Ergebnisse, wird durch Fluglärm herunterreguliert und so in seiner Funktion beeinträchtigt. „Dieser neue Befund erklärt möglicherweise die beschriebenen kognitiven Entwicklungsstörungen bei Kindern nach Fluglärmexposition“, betonen Münzel und Daiber. Die Norah-Fluglärmstudie hatte 2014 festgestellt, dass Fluglärm bei Grundschulkindern zu schlechteren Leseleistungen und einem Rückstand beim Lernen führt: Ein um 20 Dezibel höherer Dauerschallpegel hatte einen Rückstand beim Lesenlernen von rund zwei Monaten zur Folge. Die Wirkung könnte nun durch die neuen Ergebnisse erklärt werden.

Durch umfangreiche genetische Analysen stellten die Forscher zudem fest, dass das Protein FoxO3 eine zentrale Rolle für die Lärm-induzierten Gefäß- und Gehirnschäden spielt: Die Fehlregulation dieses Faktors durch nächtlichen Fluglärm führte zu Störungen eines Mechanismus, der zelluläre Vorgänge in Abhängigkeit der Tageszeiten steuert. Kam dieser Schlaf-Wach-Rhythmus durch Fluglärm aus dem Takt, kann das zu Schlafstörungen und in der Folge zu psychischen Erkrankungen oder solchen des Herz-Kreislaufsystems führen. Als die Forscher eine Behandlung mit dem FoxO3-Aktivator Bepridil testeten, konnten die Gefäßschäden hingegen verhindert werden.

Die neue Studie liefert deshalb nicht nur den Beleg, dass nächtlicher Fluglärm eine besonders schädliche Wirkung hat – sie liefert auch Ansatzpunkte für Therapien: „Der Befund, dass die Ausschaltung des Enzyms „phagozytische NADPH Oxidase“ Gefäßschäden komplett verhindert“, sagen Münzel und Daiber, „versetzt uns möglicherweise in die Lage, medikamentöse Strategien zu entwickeln, um die negativen Effekte von Fluglärm auf den Körper zu neutralisieren.“ Eine Pille gegen Fluglärmschäden scheint also nicht mehr wie Science Fiction zu klingen….

Info& auf Mainz&: Einen ausführlichen Bericht über die Studie zu Gefäßschäden durch Fluglärm der Mainzer Kardiologie findet Ihr hier bei Mainz&. Mehr zur Norah-Kinderstudie findet Ihr in Kurzform in diesem Mainz&-Artikel. Die neue Studie der Mainzer Kardiologie über das Fluglärm-Enzym wird nach Angaben der Universitätsmedizin noch im European Heart Journal publiziert, der weltweit renommiertesten kardiologischen Fachzeitschrift.

 

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Prothese für Pluto – Mainzer Künstler Dawied verarztet Disney-Figur vor Rathaus – „Wunden in der Stadt heilen“

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Pluto fehlt(e) das ganze vordere rechte Bein, Unbekannte haben der Figur auf dem Plateau vor dem Mainzer Rathaus einfach das orangefarbene Bein geklaut. Doch am Freitag nahte endlich Hilfe für das überlebensgroße Plastiktier, das seit Wochen für die große Disney-Ausstellung im Mainzer Landesmuseum wirbt: Ein Mediziner in weißer Kleidung und Mundschutz prüft erst mit dem Stethoskop Plutos Zustand – und verpasst Pluto dann eine fachgerecht angelegte Prothese. Dawied nennt sich der gebürtige Mainzer, der seinen richtigen Namen nicht verraten will. Dawied ist Graffiti-Künstler, hat schon – ganz legal – diverse Stromkästen in Mainz verschönert. Plutos Wunde konnte er einfach nicht auf sich beruhen lassen – Dawied verarztet gerne offene Wunden der Stadt. Und davon, erzählte er Mainz& exklusiv im Gespräch, gibt es so einige…

Dawied verarztet den armen Pluto – mit Prothese und Herzcheck. – Foto: gik

„Es geht um offenen Wunden in der Stadt, und das hier ist eine“, sagt Dawied, der Mann mit dem Medizineroutfit. Der Mainzer ist Künstler, sprayte früher viel Graffitis und verziert inzwischen damit im ganz offiziellen Auftrag hässliche Stromkästen in der Stadt. An der Frauenlobstraße findet man etwa so einen Dawied-Kasten, auch beim Meeting of Styles machte er schon mit. Am Freitag machte sich Dawied auf, Plutos offene Wunde zu verarzten. Das fehlende Bein der Figur, der freigelegte Metallstab, wo einmal das Bein war, „das ist einfach hässlich“, sagt Dawied.

Jeden Tag gehe er an Pluto vorbei zur Arbeit, dass der Figur seit etwa zwei Wochen das Vorderbein fehlt, tat ihm weh. „Und nicht nur mir“, sagt Dawied, „gestern habe ich hier ein Kind gesehen, das war todtraurig wegen Plutos Wunde.“ Die wenigsten Erwachsenen aber, glaubt der Künstler, nähmen die Wunde des Kinderhelden bewusst wahr – oder machten sich auf, etwas dagegen zu tun.

Der arme Pluto vorher: ohne rechtes Vorderbein. – Foto: gik

Dawied will das nicht akzeptieren, der gebürtige Mainzer begreift sich schon seit seiner Teenagerzeit als Künstler. Dawied, wie er sich selbst nennt, wurde Graffiti-Künstler, malte und zeichnete, wo er ging und stand. „Ich bin nie ohne Stifte und Block aus dem Haus gegangen“, erzählt Dawied dieser Zeitung, „ich habe auf den Plätzen gesessen und Menschen gezeichnet.“ Beruflich entschied sich Dawied, auf anderen Pfaden zu wandeln, machte erst einen Doktor in Volkswirtschaft, studierte dann noch Medizin. Ende des Jahres will der 36-Jährige sein Medizinstudium mit dem zweiten Doktor abgeschlossen haben. Als Künstler sieht er sich weiter, Ästhetik treibt ihn um, Schönheit – und Wunden in der Stadt.

„Warum ist die Fassade nicht grün?“, fragt Dawied und zeigt auf die kahlen Betonfassaden um das Rathausplateau herum: „Warum wachsen an dieser Mauer keine Pflanzen, warum auf dem Dachgarten kein Urwald?“ Gerade bei Bauten unserer Zeit werde in erster Linie funktional gedacht, das vorherrschende Material sei Beton. „Moderne Architektur ist oft wenig ästhetisch auf den ersten Blick“, sagt Dawied, „ein Stadtbild sollte aber doch als erstes schön anzusehen sein, oder nicht?“

Grüne Mauer, begrünte Dachgärten, sie würden auch dem Klima in der Stadt helfen, sagt der Mediziner: „Es wäre schöner, aber auch besser für unser Klima. Die Stressrate geht herunter, die Luft wird besser.“ So sei es bei vielen Dingen in der Gesellschaft: Unbemerkte Gesundheitsrisiken wie Alkohol, Ernährung, Nikotin würden einfach schulterzuckend akzeptiert, Abwasser an Kliniken einfach nicht von Medikamentenrückständen gereinigt. „Oder warum machen wir es nicht wie einige der nordischen Länder, die biologisch abbaubare Medikamente fördern und einsetzen“, fragt Dawied. Dieselgate, Umwelt, Gesundheit – wir alle, findet der Künstler, könnten viel mehr zum Schutz von Mensch und Umwelt tun.

„Wir wissen, dass wir uns mitten im Klimawandel befinden, aber wir haben keine Strategien dagegen“, nennt Dawied ein weiteres Beispiel und fordert: „Es müsste sich viel ändern, damit es eine neue Lebensfreundlichkeit gibt.“ Genau dazu will der Künstler mit seinen Aktionen beitragen, sein Markenzeichen – der lächelnde Smiley. „Ich will“, sagt Dawied zum Abschied noch, „ein Lächeln in die Stadt bringen.“

Finissage der Disney-Ausstellung am 29. Juli mit Versteigerung eines Original Donald Duck

Vor vier Wochen verarzteten bereits Schüler eines Sommercamps im Landesmuseum die verletzte Mickey Maus-Figur auf der Großen Bleiche. – Foto: Mainzplus Citymarketing

Disney& auf Mainz&: Pluto ist nicht der erste Versehrte in Sachen Disney: Vor vier Wochen wurde bereits die Mickey Maus-Figur in der Großen Bleiche von Vandalen beschädigt, auch dieser Figur fehlte danach der rechte Fuß. Mitte Juni verarzteten deshalb Schüler eines Kunstcamps im Landesmuseum die große Micky Maus-Figur in der Großen Bleiche: Mit einer Drahtkonstruktion bauten die Kinder den etwa 60 Zentimeter großen Mäusefuß nach und verhüllten ihn mit rund 30 Gipsbinden. Micky und Pluto warben für die große Disney-Ausstellung im Mainzer Landesmuseum, und die strebt nun ihrem Ende entgegen: am 29. Juli ist Schluss.

138 Tage stand das Landesmuseum Mainz ganz im Zeichen von Enten, Mäusen und Panzerknackern, der bekanntesten und beliebtesten Comichelden der Welt. Seit dem 14. März zog die Sonderausstellung „Walt Disney – Mickey, Donald & Friends“ die Besucher an, bei der Finissage am 29. Juli von 10.00 bis 17.00 Uhr könnt Ihr die Schau noch einmal erleben. Ein besonderes Highlight ist die Versteigerung eines Unikats, das der Walt-Disney-Zeichner Ulrich Schröder vor den Augen zahlreicher staunender Besucher in den Arkaden des Landesmuseums live gezeichnet hat: ein Donald Duck, dem Wutausbruch nahe. Erworben hat es der „Verein der Freunde des Landesmuseums Mainz“, am 29. Juli wird das Original im Rahmen der Finissage ab 14:30 Uhr versteigert. Die öffentliche Versteigerung wird moderiert von Thorsten AbraXas Ophaus, der die Zuschauerinnen und Zuschauer mit seiner InSzeneMagie zusätzlich verzaubern wird.

Info& auf Mainz&: Finissage Sonderausstellung „Walt Disney – Mickey, Donald & Friends“ am 29. Juli von 10.00 bis 17.00 Uhr. Zwischen 11.00 und 16.00 Uhr werden stündlich Kurzführungen für Familien angeboten. Mehr zur Disney-Ausstellung lest Ihr hier bei Mainz&, das Mainzer Landesmuseum findet Ihr hier. Und mehr zu Graffiti-Künstler Dawied findet Ihr auf dieser, seiner persönlichen Internetseite.

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Hohe Brandgefahr auch in Mainz – Gefährdet Wälder, aber auch Wiesen und Felder – Brände durch Glasflaschen, Zigaretten oder Katalysatoren

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Im Norden und Osten der Republik brennen bereits seit Woche immer wieder Wälder und Felder, nun warnt die Mainzer Feuerwehr auch bei uns vor erheblich erhöhter Brandgefahr: Es bestehe derzeit eine erheblich erhöhte Waldbrand- und Flächenbrandgefahr, warnte die Feuerwehr am Dienstag in Mainz. Grund ist die trockene und warme Witterung, seit Wochen hat es nicht mehr ausreichend geregnet. Betroffen sind aber nicht nur Wälder, auch auf Feldern, Wiesen und sogar innerstädtischen Grünflächen bestehe erhöhte Brandgefahr. Die Feuerwehr bittet eindringlich, Brände nicht fahrlässig selbst zu verursachen und entstehende Brände oder verdächtige Rauchentwicklungen sofort zu melden. Auf der anderen Rheinseite brannte es diese Woche gleich zweimal: Die Freiwillige Feuerwehr Kostheim musste zu gleich zwei brennenden Feldern ausrücken.

Gleich zweimal musste die Freiwillige Feuerwehr Mainz-Kostheim binnen einer Woche zu Ackerbränden ausrücken – die Trockenheit lässt die Brandgefahr drastisch steigen. – Foto: Freiwillige Feuerwehr Mainz-Kostheim

Das anhaltende trockene und warme Wetter beschert der Natur zunehmend knockentrockene Böden – und uns allen eine erhöhte Brandgefahr. Am Dienstag stieg der Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes (DWI) in der Region Mainz auf Stufe 3, der Graslandfeuerindex sogar auf die Stufe 4 – auf einer Skala, die nur fünf Stufen umfasst. Die Feuerwehr Mainz rief daraufhin zu erhöhter Wachsamkeit auf: Fast die Hälfte aller Waldbrände in Deutschland seien 2016 durch Brandstiftung oder leichtsinniges Verhalten und Fahrlässigkeit entstanden. Und in den vergangenen 30 Tagen sei die Leitstelle der Feuerwehr – zuständig für Mainz und die Landkreise Mainz-Bingen und Alzey-Worms – bereits zu fast 40 Meldungen von Flächenbränden oder Rauchentwicklungen im Freien gerufen worden.

Die Gefahr ist also auch bei uns real, denn ein Brand ist schnell entfacht: Eine achtlos aus dem Auto geworfene Zigarette genügt, aber auch der Funken eines Grillfeuers oder sogar eine weggeworfene Glasscherbe: Letztere können durch den Brennglaseffekt schon im Sonnenlicht einen Brand auslösen. Brände in Wald und Flur bedrohten nicht nur die dort lebende Pflanzen und Tiere, sie könnten auch Ernten der Landwirte vernichten und Menschen gefährden – entweder durch den Brandrauch oder auch tödlich durch sich schnell ausbreitendes Feuer. Auch kann der Brandrauch zu Sichtbehinderung und Verkehrsbeeinträchtigung auf nahegelegenen Straßen führen – und schlicht zu Rauchvergiftungen.

Die Feuerwehr bittet deshalb eindringlich:

  • Keine brennenden Gegenstände und auch keine brennenden Zigaretten wegwerfen!
  • Kein Glas oder Glasreste liegen lassen, achtlos entsorgte Flaschen oder Glasscherben können durch den Brennglaseffekt in Wald und Flur Brände entfachen.
  • Nicht mit dem Fahrzeug über entzündlichem Untergrund parken. Der Katalysator eines Kraftfahrzeugs erhitzt sich stark und kann einen Brand auslösen. Bitte nur ausgewiesene Parkflächen nutzen!
  • Nur auf ausgewiesenen Plätzen grillen, sichere Feuerstellen nutzen und ausreichend Abstand zu brandgefährdeten Bereichen halten.
  • Grillfeuer nie unbeaufsichtigt lassen und Wasser parat halten!
  • Grillfeuer vor Verlassen des Grillplatzes vollständig ablöschen.
  • Große Vorsicht bei Lagerfeuern: Nie unbeaufsichtigt lassen, vor Verlassen vollständig ablöschen – und derzeit bitte im Wald einfach ganz sein lassen.
  • Bitte respektiert Verbote und achtet auf entsprechende Aushänge und Hinweise vor Ort!
Brennender Acker Anfang Juli in Mainz-Kostheim. Derzeit herrscht hohe Brandgefahr in der Natur. – Foto: Freiwillige Feuerwehr Mainz-Kostheim

Die Feuerwehr Mainz ruft außerdem die Bürger auf, in der Natur besonders aufmerksam zu sein und sofort zu reagieren, wenn der Ansatz eines Brandes entdeckt wird. Bei Brandverdacht oder einer verdächtigen Rauchentwicklung alarmiert bitte die Feuerwehr sofort über den kostenfreien Notruf 112. Hilfreich sind dabei möglichst genaue Ortsangaben – die Feuerwehrleitstelle fragt dann nach präzisen Angaben zu Ort und Umfang des Brandes und sendet entsprechend Einsatzkräfte. Bei abgelegenen Einsatzstellen ist es dabei für die Einsatzkräfte hilfreich, wenn Anrufer vor Ort auf die Feuerwehr warten, sich bemerkbar machen und den Fahrzeugen die Anfahrtsmöglichkeiten zeigen.

Bereits Mitte Juni lag die Waldbrandgefahr in Rheinland-Pfalz auf Stufe 4, zeitweise wurde sogar Stufe 5 erreicht. Forstministerin Ulrike Höfken (Grüne) warnte da bereits vor möglichen Bränden. Die Ministerin wies zudem darauf hin, dass im Wald absolutes Rauchverbot gilt, auch das Entzünden von Feuer und offenem Licht oder das Wegwerfen brennender oder glimmender Gegenstände sind im Wald sowie in einer Entfernung von bis zu 100 Metern vom Waldrand verboten.

Die Feuerwehr bittet auch darum, verdächtige Rauchfahnen sofort zu melden – es herrscht hohe Brandgefahr. – Foto: Freiwillige Feuerwehr Mainz-Kostheim

Im Bereich Mainz-Kostheim kam es binnen einer Woche gleich zweimal zu einem Ackerbrand: Am 4. Juli ging in der Gemarkung des Fähnchenkreuzes ein bereits abgeerntetes Feld in Flammen auf, rund 10.000 Quadratmeter Fläche brannten ab, dazu ein Grünstreifen und ein darauf stehender Hochsitz. Ursache sei möglicherweise ein unachtsamer Gartenbesitzer gewesen, sagte der Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Mainz-Kostheim, Michael Stark, gegenüber Mainz&: Zeugenaussagen zufolge habe der Mann unachtsam mit Feuer hantiert, ein Teil seines Gartens ging daraufhin in Flammen auf – und die griffen auf das angrenzende Feld über.

Das Abbrennen von Gartenabfällen sei in Wiesbaden eigentlich zwischen Mai und August verboten, betont Stark, Ursachen für Feuer könnten zurzeit aber auch einfach liegen gebliebene Glasflaschen oder sogar eine Plastikfolie sein. Am Montagnachmittag brannten so im Bereich der Deponiestraße in Richtung Wiesbaden-Biebrich etwa 100 Quadratmeter Gras und Gehölz. Also: Passt auf Euch und auf die Feuer auf!

Info& auf Mainz&: Den aktuellen Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes findet ihr jeden Tag aktualisiert auf einer Deutschlandkarte hier im Internet. Und auf dieser Karte seht Ihr den Graslandfeuerindex – der ist für Mainz und Umgebung sogar noch wichtiger. Mehr zum Ackerbrand in Mainz-Kostheim lest Ihr hier auf der Internetseite der Freiwilligen Feuerwehr Mainz-Kostheim – von Ihnen haben wir auch die sehr anschaulichen Fotos zu diesem Artikel erhalten, vielen Dank!

 

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Ab ins Wasser: Die Mainzer Strände (2018)

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Da Ihr gerade so eifrig unseren Beitrag über die Mainzer Strände nachfragt – bitteschön, heben wir ihn doch einfach auf die Startseite! Denn der der Sommer hat auf einmal den Turbo eingeschaltet: Morgens noch knapp 20 Grad, nachmittags plötzlich 30 – da muss man erst mal hinterher kommen… Und damit Euch das gut gelingt, hat sich Mainz& bei den Mainzer Stränden umgesehen. Richtig korrekt gibt es davon eigentlich nur einen: den Mainzer Rheinstrand an der Theodor-Heuss-Brücke. Aber weil wir natürlich Kastel auch zu Mainz zählen, gemeinden wir den Strand an der Reduit mit ein. Und dann gibt’s da noch den Lieblingsstrand am Main… aber davon später mehr 😉

Hängematten am Mainz Strand
Abhängen am Mainz-Strand – Foto: gik

Der Mainzer Rheinstrand

Hochoffiziell beginnen wir natürlich mit DEM Mainzer Rheinstrand: dem Mainz-Strand, einem mehrere hundert Meter langen künstlichen Strand an der Rheinpromenade südlich der Theodor-Heuss-Brücke. Den gibt es schon seit vielen Jahren, doch jedes Jahr scheint er größer, professioneller und karibischer zu werden: Der Hit sind eindeutig die großen Hängematten in leuchtenden Farben, genau das Richtige, um heute am Ende der Arbeitswoche mal so richtig abzuhängen.

Dazu bietet der Strand inzwischen Loungebereich und Sitzzonen am Rheinufer, mehrere Buden mit Essen und Getränken, und eine lange Reihe Tische und Stühle, die sich insbesondere entlang der großen Treppe zum Rhein hinunter verteilen. Das ist nicht nur bequem, sondern auch klug, hindert es doch die Besucher daran, sich allzu nah ans Wasser zu begeben. Denn eines muss man gleich dazu sagen: Im Rhein schwimmen ist hier striktest verboten und sowieso keine gute Idee.

Karibik Feeling am Mainz Strand
Karibik Feeling an der Theodor-Heuss-Brücke – Foto: gik

Der Rhein ist groß, und er ist eine Wasserstraße, das mag Euch jetzt banal vorkommen. Aber leider unterschätzen jedes Jahr viele Schwimmer den gewaltigen Sog sowie die Strudel im Rhein – und das kann lebensgefährlich sein! Leider ertrinken denn auch jedes Jahr mehrere Menschen in der Umgebung von Mainz beim Schwimmen im Rhein, deshalb sei hier an dieser Stelle deutlich gesagt: BITTE, seid sehr VORSICHTIG und unterschätzt den Rhein nicht!

Mainz Strand mit Blick auf Kastel - Foto: gik
Mainz Strand mit Blick auf Kastel – Foto: gik

Damit Ihr nämlich wirklich das Bad entspannt genießen könnt 😉 Und habt vielleicht auch ein Auge auf Kinder in Eurer Umgebung… Der Mainz-Strand hat denn auch an seinen Eingängen Schilder aufgestellt, auf denen explizit das Bad in den Rheinfluten verboten ist, und auf die oft rutschigen Stufen hingewiesen wird – sehr gut!

Im Übrigen hat sich der Strand stark dem Bereich Party verschrieben, wer ruhige Entspannung in der Natur sucht, ist hier sicher falsch. Für alle anderen gibt es den Mittwochs Studi-Tag, den Latin-Donnerstag (inklusive Tanzkurs), die Ü30-Parties, und das beliebte Beachvolleyballfeld, Motto: Chill- und Partyzone. Dazu gibt’s natürlich Cocktails und Palmen, Sonnenschirme und ganz viel coole Atmosphäre.

Rheinstrand Kastel mit Blick auf Mainz
Rheinstrand Kastel mit Blick auf Mainz – Foto: gik

Der Strand an der Kasteler Reduit

Weißer Sand in einer kleinen natürlichen „Bucht“ lockt die Besucher am Strand von Kastel, die Liegestühle sind oft schon nachmittags voll belegt. Denn das schönste an dem Strand – sorry Besitzer 😉 – ist natürlich der Blick auf Mainz! Das aber ist tatsächlich das große Plus: Auf der Sonnenseite gelegen, bietet der Strand einen wunderschönen Blick auf den Dom und die Stadt, lange Sonne und besonders bei Sonnenuntergang und danach Romantik pur. Da kommt man wirklich ins Schwärmen!

Rheinstrand Kastel mit Brücke - Foto: gik
Rheinstrand Kastel mit Brücke – Foto: gik

Daneben ist der Strand jedes Jahr mehr in Richtung Restaurant Bastion gewachsen, zu dem der Strand ja auch gehört. Zwei große Getränkewagen bieten alles rund um Bier, Wein , Hugo & Co, was das Herz begehrt, es gibt Lounge-Ecken, und auf dem Rasen oberhalb des Strandes warten Biergarnituren mit tollem Blick auf den Rhein auf Euch. Aber beeilt Euch, hier sind die Plätze abends schwer begehrt. Auch hier gilt im Übrigen: Baden verboten!

Verträumter Strand am Main bei Kostheim

Wer ohnehin mehr Träumen oder in der Natur entspannen möchte, der muss nur ein paar Kilometer weiter fahren… Am Main bei Kostheim gibt es einen wunderschönen, flachen Strand mit weißem Sand, flacher Bucht und schattigen Bäumen… Da kommt Urlaubsfeeling ganz von alleine auf! Hier trifft sich an schönen Tagen ganz Kostheim und halb Mainz, aber seid ein bisschen vorsichtig, wenn Ihr ins wirklich flache Wasser hüpft: Die Fahrrinnen mit den großen Schiffen ist auch ganz nah.

Strand am Main bei Kostheim - Foto: gik
Idylle pur am Main bei Kostheim – Foto: gik

Einfach die Brücke von Kostheim nach Gustavsburg suchen, direkt nach der Brücke rechts abbiegen und unter der Brücke parken. Nur ein paar Schritte weiter, oberhalb der Brücke, liegt ein wirklich verwunschenes Eck am Main. Zumindest, solange der Grillnachbar nicht die ganze Bucht einräuchert…

Mombacher Rheinstrände – Paradies mit Müllproblem

Mombeach: Strand am Rhein mitten im Mombacher Naturschutzgebiet. Eigentlich sind hier Liegen und Baden verboten. Eigentlich.... - Foto: gik
Mombeach: Strand am Rhein mitten im Mombacher Naturschutzgebiet. Eigentlich sind hier Liegen und Baden verboten. Eigentlich…. – Foto: gik

Bleibt noch der idyllischste Flecken von Mainz am Rhein: das Mombacher Unterfeld. Das Naturschutzgebiet hinter der Schiersteiner Brücke am Rheinufer ist einer der schönsten Ausweichflecken von Mainz am Rhein, und das ist so beliebt, dass die Stadt vergangenes Jahr Alarm schlug: viel zu viel Müll, zu viele Autos und – ähem – auch zu viele Menschen machten die Mombacher Rheinstrände mehr zu Müllhalden als zum geschützten Naturgebiet.

Die Stadt wird dieses Jahr deshalb sicher wieder verstärkt kontrollieren und durchaus auch Bußgelder ausstellen 30 Euro kostet es, mit dem Auto ins Naturschutzgebiet zu fahren… Bitte beachtet also die Schilder und achtet die Natur! Nehmt Euren Müll unbedingt wieder mit! Übrigens sind hier Picknicken und vor allem auch Feuer machen verboten! Dass es eigentlich sogar verboten ist, eine Decke auszubreiten und sich hinzulegen – es gibt in der Tat auch absurde Regeln… Und so sehr das Wasser des Rheins auch locken mag: Direkt oberhalb kommen die Abwässer der Mainzer Kläranlage in den Rhein… Keine gute Idee, hier abzutauchen. Die ganze Geschichte zum Mombacher Unterfeld lest Ihr hier bei Mainz&.

Karte Rettbergsaue
Lage der Rettbergsaue im Rhein mit Abfahrtspunkt der Fähre Tamara – Foto: gik

Mit der „Tamara“ auf die Rettbergsaue

Direkt auf gleicher Höhe im Rhein liegt dann ja auch noch die Rettbergsaue – das Freizeitgelände der Rheininsel ist schon seit April wieder geöffnet. Seit die Schiersteiner Brücke Baustelle ist, und so lange sie das bleibt, ist die Rheininsel ausschließlich von Wiesbaden-Biebrich aus zu erreichen, mit der Personenfähren Tamara. Auch der Verbindungsweg zwischen den beiden Rettbergsauen ist gesperrt, Ihr müsst Euch also vor Fahrtantritt der Fähre entscheiden, auf welche Ihr wollt.

Und verpasst bloß nicht die letzte Fähre gegen 18.00 Uhr – sonst müsst Ihr nämlich auf der Insel übernachten. Das könnt Ihr übrigens kostenlos tun – die Stadt Wiesbaden hat die Gebühren wegen zu hohen Aufwands gestrichen. Wer hier übernachten möchte, muss sich aber mindestens drei Tage vorher telefonisch unter 0611 – 24511 oder 24508 anmelden. Infos zur Rettbergsaue gibt es hier, einen aktuellen Fahrplan für Tamara auf der Internetseite www.tamara-wiesbaden.de.

Zwei Schwimmbäder im Rhein gibt es übrigens auch – das eine ist das Strandbad Ingelheim bei Heidesheim – Infos hier – und das Strandbad in Oppenheim. Aber bitte: Passt auf Euch auf beim Baden im Rhein und respektiert die Natur! Ihr wollt lieber richtig in einem Schwimmbad schwimmen gehen? Kein Problem: Unsere Übersicht der Mainzer Schwimmbäder findet Ihr hier bei Mainz&. Einen eigenen Artikel zum Taubertsbergbad in Mainz mit seinem inzwischen wieder schönen Außengelände findet Ihr hier.

Info& auf Mainz&: Alle Infos rund um den Mainz-Strand gibt’s s im Internet unter www.mainzstrand.de. An beiden Stränden, in Mainz wie in Kastel, ist der Eintritt frei, das Mitbringen von Essen oder Trinken aber nicht gestattet. Alles rund um den Kasteler Strand findet Ihr hier.

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Wieder 200 nächtliche Verspätungen am Flughafen Frankfurt im Juni – Ordnungswidrigkeitsverfahren nun auch gegen Condor

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Die Serie der nächtlichen Verspätungen am Flughafen Frankfurt nach 23.00 Uhr geht weiter – und das Land Hessen bekommt sie nicht in den Griff: Im Juni registrierte die hessische Luftaufsicht erneut 203 Landungen zwischen dem Beginn der Nachtfluggrenze von 23.00 Uhr und Mitternacht. Das seien sogar noch mehr Verspätungslandungen gewesen als im Mai, teilte das Hessische Verkehrsministerium nun mit. Bisher war der Mai mit 183 Verspätungslandungen nach Beginn der Nachtfluggrenze um 23.00 Uhr der Rekordmonat gewesen, nun wird das noch getoppt. Hauptverursacher ist zudem nicht mehr nur die irische Fluglinie Ryanair: Auch bei Lufthansa und TuiFly steigen die Verspätungen. Im Juni war erstmals der größte Verursacher die Fluglinie Condor. Die SPD-Opposition in Hessen kritisiert die mangelnde Autorität des Landes gegenüber den Fluglinien, mainzer Bundestagsabgeordnete fordern deutlich höhere Strafgelder.

Die Nacht wird in Frankfurt und um den Flughafen herum immer mehr mit Fluglärm beschallt. – Foto: gik

Bisher hatte vor allem die irische Billigfluglinie Ryanair für die meisten Verspätungslandungen gesorgt. Deren Anteil ging nach Angaben des Ministeriums von 63 Prozent der Verspätungsflieger in der ersten Woche des Sommerflugplans im März auf inzwischen 25 Prozent im Juni zurück. „Ryanair hat auf unseren Druck hin einige verspätungsanfällige Verbindungen vorverlegt, seit 1. Juli auch den besonders oft verspäteten Flug aus Barcelona“, sagte der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne): „Unser Vorgehen wirkt also.“

Doch offenbar ist inzwischen die Hemmschwelle bei anderen Fluglinien, die Nachtfluggrenze zu ignorieren, spürbar gesunken: Im Juni hatte nun Condor den höchsten Anteil an verspäteten Nachtflügen. Die hessische SPD-Opposition kritisierte deshalb, offenbar habe sich bei den Fluggesellschaften die Haltung durchgesetzt: „Was Ryanair straflos darf, machen wir auch.“ Al-Wazir sei „für die Airlines ein zahnloser Tiger, der nicht die nötige Autorität besitzt, dem bestehenden Recht Geltung zu verschaffen“, schimpfte SPD-Flughafenexperte Marius Weiß. Die Fluglinien ignorierten den „allzu freundlichen Minister“ offenbar. So habe Ryanair zwar einen Flug mit ständigen Verspätungen nach vorne, gleichzeitig aber einen anderen nach hinten verlegt, der jetzt wieder alle Chancen auf Verletzung der 23-Uhr-Grenze habe, sagte Weiß. Wer sich so etwas gefallen lasse, „muss sich nicht wundern, wenn er in der Branche nicht mehr ernst genommen wird“, kritisierte er.

In Frankfurt dürfen nach 23.00 Uhr eigentlich keine geplanten Flüge mehr landen, gerade viele Billigfluglinien – so der Vorwurf – gestalten ihre Flugpläne aber so eng, dass sie eine Ankunft in Frankfurt nach 23.00 Uhr zumindest billigend in Kauf nehmen. Eine Einzelgenehmigung für eine Verspätungslandung brauchen die Fluglinien im Gegensatz zur Starterlaubnis nach 23.00 Uhr aber nicht. Kritiker hatten deshalb frühzeitig gewarnt, eine Öffnung Frankfurts für die Billigairlines werde zu mehr Fluglärm in genau dieser Nachtrandstunde führen.

Auch Lufthansa, Condor und TuiFly brechen das Nachtflugverbot offenbar immer häufiger. – Foto: gik

„Ein beträchtlicher Anteil der verspäteten Flugbewegungen entfällt auf bestimmte chronisch verspätete Flüge und wenige Airlines“, räumte Al-Wazir ein. Dazu gehören neben Ryanair und Condor auch Tuifly. Das Land Hessen baue „einen hohen Kontrolldruck auf“ und prüfe die vorgebrachten Gründe für die Verspätung sehr genau, betonte der Minister. Erhärte sich der Verdacht, dass sich die Verspätung aus der Flugplangestaltung ergebe, werde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.

49 solcher Fälle liegen inzwischen beim Regierungspräsidium Darmstadt, darunter seien auch vier Juni-Landungen des chronisch verspäteten Condor-Flugs DE1505 aus Palma de Mallorca, teilte der Minister weiter mit. Weitere Verspätungslandungen dieses Fluges würden nun ebenfalls an das Regierungspräsidium abgegeben. „Ein Verbot spezifischer Landungen oder bestimmter Airlines kann das Ministerium hingegen nicht aussprechen“, heißt es weiter. Auch TUIfly habe inzwischen zugesagt, den Flug TUI2187 aus Lanzarote ab Juli um eine Stunde vorzuverlegen.

Al-Wazir forderte zudem, „die Flughafenbetreiber“ müssten Start- und Landeentgelte noch stärker „so gestalten, dass Unpünktlichkeit sich nicht lohnt.“ In Frankfurt werde bereits jetzt das pro Landung zu zahlende Lärmentgelt für die Zeit 22.00 und 23.00 Uhr um 50 Prozent erhöht, bei Verspätungslandungen nach 23.00 Uhr sogar um 200 Prozent. „Offensichtlich hat das noch keine ausreichende Lenkungswirkung“, kritisierte Al-Wazir.

Gerade in Mainz und Rheinhessen stöhnen viele Menschen in der Einflugschneise unter den Verspätungsfliegern – seit Wochen herrscht Ostwind. – Foto: gik

Eine deutliche Erhöhung der Strafen forderten indes die Mainzer Bundestagsabgeordneten Ursula Groden-Kranich (CDU) und Tabea Rössner (Grüne). „Dass die Lärmentgelte für Flugbewegungen nach 23.00 Uhr nur um wenige hundert Euro erhöht werden, ist wohl kaum abschreckend und reicht uns nicht aus“, kritisierten die beiden Abgeordneten, die den Parlamentskreis „Fluglärm“ im Bundestag gegründet haben. Nur mit deutlich höheren Strafen könne die Einhaltung des Nachtflugverbots gewährleistet werden. „Hier werden wir auch mit der hessischen Landesregierung erneut das Gespräch suchen“, fügten Groden-Kranich und Rößner hinzu.

Minister Al-Wazir macht unterdessen auch den überfüllten Flugraum über Europa für die Misere mitverantwortlich: Europaweit hätten in diesem Sommer die Verspätungen stark zugenommen, auch tagsüber, sagte Al-Wazir: „Unsere Analyse zeigt, dass der deutsche und der europäische Luftraum der europaweit starken Zunahme des Luftverkehrs und den zunehmenden wetterbedingten Ausnahmesituationen nicht gewachsen sind.“ Schuld seien auch Personalmangel sowie Streiks bei Flugsicherungen und die nationale Gliederung des Luftraums. Diese Zustände träten nicht allein in Frankfurt auf und ließen sich keiner einzelnen Fluglinie zur Last legen. Auch andere Flughäfen stellten einen außergewöhnlichen Anstieg von Verspätungen in der Kernzeit der Nacht fest.

„Die Luftverkehrswirtschaft muss ihre strukturellen Probleme lösen“, forderte Al-Wazir. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) und ihre Partnerorganisationen in der EU müssten die entsprechenden Personalkapazitäten schaffen, damit Verspätungen sich nicht aus fehlenden Kapazitäten ergäben. Auch das Bundesverkehrsministerium müsse aktiver dafür eintreten, dass der europäische Luftraum so geordnet werde, dass der Luftverkehr effizienter abgewickelt werden könne. Er habe entsprechende Briefe an die Fraport, den Bundesverkehrsminister sowie die DFS geschrieben.  „Es kann nicht sein, dass die Anwohner der Flughäfen darunter leiden, dass Fluggesellschaften und Flugsicherungen nicht in der Lage sind, den Verkehr im europäischen Luftraum pünktlich und effizient abzuwickeln“, fügte Al-Wazir hinzu.

Info& auf Mainz&: Mehr zu dem Problem mit den nächtlichen Verspätungslandungen am Frankfurter Flughafen lest Ihr natürlich bei Mainz& – zum Beispiel hier.

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Obstdiebe plündern Plantagen rund um Mainz – Polizei und Landwirte gehen mit neuem Konzept dagegen vor – Auch kleine Mengen sind Diebstahl

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Sie räumen 30 Kilogramm Kirschen oder 50 Kilogramm Aprikosen ab, fahren mit den Autos direkt in die Plantagen und fallen über die Bäume her – Obstdiebe plündern seit ein paar Wochen hemmungslos die Obstplantagen in Mainz-Finthen, Drais und dem angrenzenden Umland. „80 Kilo, 100 Kilo oder gar 120 Kilo sind keine Seltenheit“, sagt Thomas Sinner, Dienststellenleiter auf dem Lerchenberg, der zuständigen Polizeidienststelle in Mainz. Rund 20 Anzeigen hat die Polizei allein in den vergangenen sechs Wochen zur Anzeige gebracht. Das gilt auch für kleine Diebstahlmengen: Obstklau, warnt die Polizei, ist kein Kavaliersdelikt. Den Landwirten entstünden dabei Schäden in fünfstelliger Höhe über die Saison gerechnet. Mit einem neuen Konzept gehen Polizei und Landwirte deshalb nun gegen den Obstklau vor.

Die Mainzer Polizei geht derzeit verstärkt gegen Obstdiebe vor und warnt: Obstklau ist kein Kavaliersdelikt, – Foto: Polizei Mainz

Es war im Sommer 2017, als einem Obstbauern auf der Polizeiwache auf dem Lerchenberg der Kragen platzte: Einen Diebstahl von 50 Kilo Obst zeigte der Mann an – und schimpfte dabei gleichzeitig, dass den Landwirten niemand helfe. Bei der Polizei war das Erstaunen groß: „Uns war gar nicht klar, dass das eine Lage war“, sagt Sinner – schließlich waren zuvor über das ganze Jahr hinweg ganze drei Anzeigen wegen Obstdiebstahls eingegangen.

Also setzte sich die Polizei mit den Landwirten zusammen, und fand schnell heraus: „Pro Saison entsteht denen ein Schaden im niedrigen fünfstelligen Bereich“, erzählt Sinner. Auf einmal bekam das Problem Obstdiebstahl eine völlig neue Dimension, und die Polizei reagierte: ein Konzept wurde gemeinsam mit den Landwirten erstellt. „Wir haben die Obstplantagen kartographiert und in Sektoren eingeteilt, bestimmte Treffpunkte ausgemacht“, erklärt Sinner: „Dadurch ist es uns leichter möglich, uns zurecht zu finden und Treffer zu erzielen.“ Die Landwirte meldeten der Polizei jetzt, wo erntereifes Obst hänge, dort werde gezielt Streife gefahren.

Um Tatzeiten und Tatorte besser identifizieren zu können, bat die Polizei zudem die Landwirte um mehr Anzeigen – und stellte fest, dass denen das Verfahren zu bürokratisch war. Also wurde ein abgespecktes Formular gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft entwickelt, ein Formular für Massenkriminalität kommt jetzt zur Anwendung. „Jeder Landwirt in Finthen hat dieses Formular, es ist in fünf Minuten ausgefüllt und an die Polizei abgeschickt“, erläutert Markus Hochhaus, Vorsitzender des Bauernvereins Mainz-Finthen. Diese schriftliche Kurzvernehmung sei wesentlich unbürokratischer und daher eine schnelle Hilfe für die Landwirte. Das Ergebnis: Binnen weniger Tage stieg die Zahl der Anzeigen wegen Obstdiebstahls sprunghaft an, seit Mitte Juni erstellte die Polizei bereits 20 Strafanzeigen.

Auch Erdbeeren werden gerne von den Feldern gestohlen, derzeit stehen vor allem Kirschen und Aprikosen im Fokus der Diebe. – Foto: gik

„Es geht uns darum, diejenigen zu erwischen, die über die berühmte Handvoll Obst hinweg abräumen“, betont Sinner. Es gebe nämlich ganze Gruppen, „die fahren mit ein bis zwei Pkw in die Plantagen, bringen Helfer mit und räumen im Hundert-Kilo-Bereich ab“, schildert Sinner die Situation. So räumten Diebe in der Nacht vom 2. auf den 3. Juli in Essenheim rund 30 Kilo Süßkirschen ab, am 1. Juli pflückte eine Gruppe aus Männern, Frauen und Kindern rund 14 Kilo Aprikosen in einer Plantage in Mainz-Finthen. In den mitgeführten Tüten und Tragetaschen stellte die Polizei zudem 18 Kilo Kirschen fest, die von einer Plantage im Bereich des Layenhofs stammten.

„Das sind ja Mengen, die kriege ich im privaten Bereich gar nicht verarbeitet“, sagt Sinner, ein solcher Diebstahl habe gewerbliche Züge. Was die Obstdiebe mit dem Diebesgut genau anstellten, sei noch unklar, sagte der Erste Polizeihauptkommissar, die Vermutung ist aber, dass das Obst an Straßenverkaufsständen weiterverkauft werde. Dazu passt wohl auch, dass viele der Autos nicht aus Mainz kämen, zum Teil seien die Fahrzeuge mit hessischen Kennzeichen versehen. Das neue Konzept sei da sehr hilfreich, Dank der neuen Sektoreneinteilung „haben wir recht gute Reaktionszeiten und können die Täter in der Regel noch antreffen“, sagt Sinner.

Doch da sind auch noch zwei andere Tätergruppe in Sachen Obstdiebstahl: So wurde am Sonntag ein Paar in den Feldern zwischen Finthen und Wackernheim angetroffen, die in einer Plastiktüte und einer Tupperdose ein paar Kilo Kirschen und Pflaumen mit sich führten. Das Paar gab an, die Früchte nur vom Boden aufgehoben zu haben – auch das aber sei ein Diebstahl, betont Sinner: „Die Bauern verwerten auch, was auf dem Boden liegt, und es liegt ja auch auf ihrem Grund und Boden.“ Und schließlich gibt es die Spaziergänger, die einfach mal ein paar Früchte pflücken, auch das aber geht nicht.

Diebstahl sei kein Kavaliersdelikt, warnen Polizei und auch die Stadt Mainz: „Die Mainzer Landwirte sind zu Recht nicht mehr länger bereit, stillschweigend den Diebstahl ihres Eigentums von den Feldern hinzunehmen“, betont der Mainzer Ordnungsdezernent Christopher Sitte (FDP). Wer als Spaziergänger einen Obstdieb auf frischer Tat ertappe, solle deshalb die Polizei oder das Ordnungsamt anzurufen oder einen Landwirt im Ort informieren.

„Es geht nicht darum, den Spaziergänger zu kriminalisieren, der sich drei Kirschen abpflückt“, betont Polizeichef Sinner, allerdings ärgere die Bauern auch dieser Mini-Diebstahl: Mal ein paar Kirschen seien zwar zu verkraften, aber jeden Tag eine Tüte, „das ist jedes Mal ein Griff ins Portemonnaie der Landwirte“, sagt Sinner. So solle mit der jetzigen Kampagne auch Bewusstsein dafür geweckt werden, dass auch der harmlose Spaziergänger, der sich ein bisschen Obst greife, die Bauern schädige. Deshalb werde die Polizei auch in den kommenden Wochen wachsam bleiben und jeden Diebstahl zur Anzeige bringen, sagte Sinner: „Wir machen das, bis der letzte Apfel geerntet ist.“

Info& auf Mainz&: Hinweise zu möglichen Diebstählen von Obst könnt Ihr bei der Polizeiinspektion 3 auf dem Mainzer Lerchenberg unter der Rufnummer 06131 und dann 65-4310 loswerden, oder auch per E-Mail unter pimainz3(at)polizei.rlp.de.

 

 

 

 

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