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Start 2018 August

Monatsarchive: August 2018

„meinRad“ rollt jetzt auch in Wiesbaden – 100 Räder zum Start in Hessen geklaut – Im September Tausch mit Mainz

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Das Mainzer Mietradelsystem wird voraussichtlich im September eine enorme Erweiterung erfahren: Seit Mitte Juli rollt „meinRad“ auch in der hessischen Nachbarstadt Wiesbaden. Noch stecken die Kollegen in Wiesbaden in der Einführungsphase, doch auch rechts des Rheins wird das System mit den Leihrädern gut angenommen. Die Hessen hatten sich bewusst entschieden, sich dem erfolgreichen Mainzer System anzuschließen, setzen dabei aber auf modernere Technik: das Wiesbadener Leihsystem funktioniert mit einer modernen App, die Räder sollen so auch neben den Stationen abgestellt werden können. Noch können allerdings die Mainzer und Wiesbadener Fahrräder nicht gegenseitig ausgetauscht werden, doch das soll sich ändern: Im Laufe des Septembers sollen beide Systeme kompatibel werden, Fahrräder dann in Mainz ausgeliehen und in Wiesbaden abgegeben werden können – und umgekehrt.

So sehen die Leihräder von meinRad Wiesbaden aus. – Foto: ESWE Verkehr

Damit wachsen die beiden Landeshauptstädte nun auch in Fahrraddingen eng zusammen, eine logische Entwicklung: Viele Verkehrsteilnehmer, die nach Wiesbaden oder Mainz pendeln, nutzen schon jetzt das Fahrrad. Und bislang war es reichlich hinderlich, die Leihfahrräder nur in einem sehr begrenzten Radius in Mainz-Kastel und Mainz-Kostheim abgeben zu können. Das ändert sich nun: Mitte Juli startete in Wiesbaden das Leihfahrradsystem „meinRad“. Mainz hatte sein System bereits 2012 eingeführt, seither wurden bereits 2,3 Millionen Fahrten mit den gelben Rädern getätigt – Mainz hat damit eines der erfolgsreichsten Fahrradmietsysteme der Republik.

Im Frühjahr dann stellte Wiesbaden die letzten Weichen für die Einführung des Radmietsystems auch auf hessischer Seite, Ende Mai trafen dort die ersten 70 Mieträder ein. Die Wiesbadener Räder werden vom gleichen Hersteller gefertigt wie die Mainzer Bikes, nur kommen die Hessen in einem dunkleren Orange daher als ihre Mainzer Kollegen. 500 Räder werden es auf hessischer Seite werden, 49 Stationen werden in Wiesbaden quer über das Stadtgebiet verteilt. Das Ausleihen indes funktioniert in Wiesbaden anders als in Mainz mit hochmoderner Smartphone-Technik: Die Räder in Wiesbaden werden mithilfe einer Smartphone-App ausgeliehen und auch zurückgegeben, das Hantieren an einem Display wie in Mainz entfällt. Die Wiesbadener Stationen bestehen lediglich aus dunkelgraumetallic lackierten Halterungen und einer Infostele.

500 Fahrräder montierten die Mitarbeiter in der neuen ESWE Fahrradwerkstatt. – Foto: ESWE Verkehr

Über die App bekommt man einen Code, mit dem die speziellen Schlösser an den Rädern ent- oder verriegelt werden können. Das bringt mehrere Vorteile mit sich, stellte sich doch die Mainzer Technik an den Ausleihstationen immer wieder als recht störanfällig heraus. Auch muss man in Wiesbaden die Räder nicht fest in eine Station einklinken wie in Mainz, sondern kann sie auch neben Führungsschiene und Bügel der Abstellstation abstellen – äußerst praktisch, wenn die Station überfüllt ist. Dennoch haben auch die Wiesbadener Räder die Vorrichtung für die in den Mainzer Stationen notwendige Verankerung. Einen Gepäckträger hinten gibt es nicht, ausgestattet sind die Räder nur mit einer eher kleinen Frontablage.

Für das neue Fahrradsystem bauten die Wiesbadener eine eigene Werkstatt auf dem Betriebshof der Wiesbadener ESWE Verkehr auf. Hier montierten Mitarbeiter auch alle 500 neu angelieferten Fahrräder, hier finden auch Reparatur und Wartung der Velos statt. Die Wiesbadener bekamen dabei Starthilfe von den Mainzer Kollegen, so stellten die Mainzer etwa eines ihrer Spezialfahrzeuge für die Verteilung der Räder zur Verfügung – im Herbst soll die ESWE ihr spezielles Elektro-Fahrzeug bekommen. Auch will man künftig gemeinsame Materialbestellungen durchführen.

Am 13. Juli startete meinRad in Wiesbaden, und das Mietsystem wurde gleich gut angenommen: Mehr als 3000 Kunden und bis zu 260 registrierte Fahrten am Tag meldete ESWE Verkehr nach nur drei Wochen. Es habe viel Zuspruch zum neuen System gegeben, sagte Projektleiterin Sandra Beege. Vor allem die robusten Räder inklusive stufenloser Schaltung und die Vielzahl der Standorte, die weiter ausgebaut würden, seien immer wieder gelobt worden.

Stationen von meinRad in Wiesbaden, auch am Biebricher Rheinufer und in Mainz-Amöneburg gibt es je eine Station. – Screenshot: gik

Startschwierigkeiten gab es aber auch: „Wir lernen täglich dazu, haben die Prozesse verdeutlicht, das Finetuning verbessert und die App aktualisiert“, sagte Beege. Alle bisherigen Nutzer würden nun eine E-Mail erhalten mit dem Text: „Sorry, wenn`s noch holpert. Wir strampeln uns ab für eine Lösung!“ Dazu hat die ESWE als Dankeschön für die Pionier-Nutzer beschlossen, alle Fahrten im Juli dieses Jahres für Radler im Nachhinein kostenfrei zu stellen.

Dazu gebe es offenbar doch auch eine ganze Reihe Nutzer mit „krimineller Energie“, musste die ESWE Verkehr an diesem Donnerstag einräumen: Unter den inzwischen rund 8000 Kunden-Registrierungen seien nach derzeitigem Stand „einige unrechtmäßige Kunden-Accounts angelegt worden“, teilte das Unternehmen mit. Mit falschen Kunden-Daten seien dabei Accounts eingerichtet und Räder gemietet, aber nicht zurückgegeben worden. Durch diese missbräuchliche Nutzung seien aktuell rund 100 von insgesamt 500 Rädern an den 50 Wiesbadener Stationen entweder entwendet oder als ramponierte Räder zurückgegeben worden. Eine Vielzahl dieser Räder werde aktuell im gesamten Stadtgebiet wieder zurückgeholt.

„Leider gibt es neben den vielen korrekten Kunden, die sehr sorgsam mit unseren Rädern umgehen, auch einige mit krimineller Energie“, sagte ESWE-Geschäftsführer Jörg Gerhard. Jeder Diebstahl und jede Sachbeschädigung würden konsequent angezeigt, warnte er. Als Konsequenz ändert die ESWE Verkehr nun das Registrierungssystem für die Mieträder: Nutzer können sich zwar weiter über die App registrieren, müssen dann aber zur Verifizierung ihrer persönlichen Daten mit einer EC-oder Kreditkarte sowie einem Lichtbildausweis persönlich in der Mobilitätszentrale der ESWE im Luisenforum vorsprechen. Dort werde der Kunden-Account dann freigeschaltet, ausweisen könne man sich dabei neben dem Personalausweis auch mit einem Studentenausweis oder der Gesundheitskarte. Für bereits registrierte Kunden ändere sich nichts, heißt es weiter.

So sehen die neuen Mainzer Mieträder von MVGmeinRad aus. – Foto: Mainzer Mobilität

Und noch funktioniert zudem ein zentrales Element des Systems nicht: Bisher können die Wiesbadener Räder nur in Wiesbaden und die Mainzer Räder nur in Mainz genutzt werden. Doch das soll sich ändern: Im Laufe des Septembers sollen beide Systeme kompatibel werden – die Mainzer müssen dafür allerdings erst noch die neue Handy-App einführen. Seit dem Sommer laufen auch hier die Vorbereitungen für die Systemausweitung, so wurden auch nach Mainz 500 neue Mieträder geliefert – dieselben wie die nun in Wiesbaden eingesetzten.

Bei den neuen Rädern handele es sich um Spezialkonstruktionen der Firma eflow aus Fürth, teilte die Mainzer Mobilität mit. Die Räder verfügten über einen neuen Aluminium-Rahmen mit tiefem Einstieg und tiefem Schwerpunkt, eine neuartige Lenker- und Gabel-Konstruktion, witterungsunabhängige große Rollenbremsen, einen Frontkorb mit geschütztem Frontscheinwerfer, einen Nabendynamo sowie praktische Einhängebügel für Packtaschen. Die 500 neuen Räder sollten Gefährte ersetzen, die bereits seit 2012 auf den Mainzer Straßen im Einsatz seien, sagte „MVGmeinRad“-Projektleiterin Tina Smolders.

Dazu soll im Laufe des Septembers die Handy-App für „meinRad Wiesbaden“ auch in Mainz eingeführt werden. Dann werden die „meinRad“-Räder auf beiden Rheinseiten nutzbar sein und können an jeder beliebigen Station in Mainz und Wiesbaden entnommen und zurückgegeben werden, verspricht die Mainzer Mobilität. Voraussetzung: die Kunden müssen die Handy-App nutzen. Denn in Mainz werden die bereits vorhandenen rund 120 festen Stationen im Mainzer Stadtgebiet, in Budenheim, Kastel, Kostheim sowie in Ingelheim weiter in Betrieb sein. Die Mainzer können also künftig wählen, ob sie Räder an den Stationen per App mieten möchten oder weiterhin per Chipkarte, die aber nur an den Mainzer Stationen funktioniert. Auch dieser Vorgang soll in den kommenden Wochen vereinfacht und beschleunigt werden.

Künftig soll aber das System der freien Mietstationen auch in Mainz etabliert werden, verspricht MVGmeinRad weiter: „Diese Lösung bietet uns in Mainz die Chance, das Fahrradvermietsystem kostengünstig zu ergänzen und in bisher nicht berücksichtigten Stadtteilen und Gebieten das vorhandene Netz schrittweise auszuweiten“, verspricht Smolders. Ab Herbst sollen deshalb auch die Mainzer Räder das neue Schloss haben, das sich per App auf- und zuschließen lässt.

Info& auf Mainz&: Infos zu meinRad Wiesbaden, den Stationen und dem Anmeldeverfahren findet Ihr hier auf dieser Internetseite bei der ESWE Verkehr. Ein Fahrrad in Wiesbaden kostet derzeit in der ersten Stunde noch 0,50 Euro und 0,50 Euro für jede weitere 30 Minuten, ab Ende September werden es dann 1,50 Euro im Basistarif und 1,50 Euro jede weitere 30 Minuten sein. Infos zu MVGmeinRad wie immer hier bei der Mainzer Mobilität.

 

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Ein Jahr Lärmobergrenze am Frankfurter Flughafen: Grenze eingehalten, Lärm steigt – BI ruft zu Montagsdemo am 10. September auf

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Vor einem Jahr, im November 2017, installierte der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) stolz die Lärmobergrenze am Frankfurter Flughafen, nun zog das Ministerium erstmals Bilanz. Ergebnis: Die Lärmobergrenze wird eingehalten. Eine Überraschung ist das nicht: Die Lärmobergrenze erlaubt eine deutliche Zunahme des Fluglärms. Tatsächlich sank die Fläche der verlärmten Gebiete 2017 im Vergleich etwa zu 2015 ein wenig. Eine Entwarnung ist das nicht: 2018 ist die Fläche der stark verlärmten Gebiete deutlich gestiegen – und laut Monitoringbericht wird sich daran auch nichts ändern. Die Linken-Opposition in Hessen spricht deshalb weiter von einer Mogelpackung, die Mainzer Initiative gegen Fluglärm ruft zu Protest auf: Am 120,. September soll die Montagsdemo am Frankfurter Flughafen zu einem starken Zeichen des Protestes gegen den gestiegenen Lärm werden.

Der Fluglärm über den Häusern in Mainz und Rheinhessen ist 2018 stark gestiegen, die Fluglärmobergrenze wird aber eingehalten. – Foto: gik

Anfang November 2017 unterzeichnete Al-Wazir die Vereinbarung mit Vertretern von Fluglinien sowie des Flughafenbetreibers Fraport, mit dem die Lärmobergrenze installiert wurde. Doch die Vereinbarung ist lediglich freiwillig, dazu erlaubt sie ein weiteres Anwachsen der stark verlärmten Flächen rund um den Frankfurter Flughafen. Am Donnerstag veröffentlichte das hessische Verkehrsministerium nun den ersten Bericht zur Lärmobergrenze, das wenig überraschende Ergebnis: Die Lärmobergrenze wird eingehalten. Die Maßnahme sei „ein klares Signal“ für den Schutz der Bevölkerung und stelle sicher, dass die Lärmbelastung in der Region nicht immer weiter steige, sagte Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne). Gleichzeitig zeigten die Auswertungen aber auch: „Wenn die Fluggesellschaften künftig mehr fliegen wollen, müssen sie beim Lärmschutz weitere Fortschritte machen“, betonte er.

Der Monitoringbericht stellt nämlich zugleich fest: Für 2018 und die Jahre danach bis 2020 werde es eine deutliche Zunahme der lärmbelasteten Flächen geben. In Mainz und Rheinhessen können die Anwohner das bestätigen: Sie litten in diesem Sommer stark unter Fluglärm, weil der warme Sommer besonders viele Ostwetterlagen mit sich brachte. Die Linken-Opposition in Hessen spottete deshalb, der Minister feiere die Einhaltung einer Grenze, mit der es noch lauter werden dürfe als es heute ohnehin schon sei. „Vergleichbar wäre die Einführung eines generellen Tempolimits von 300 km/h auf Autobahnen – und der Jubel über dessen rückhaltlose Durchsetzung“, sagte Linksfraktionschefin Janine Wissler.

So soll die Lärmobergrenze wirken: Die äußere Linie stellt die Fläche des Planfeststellungsbeschlusses dar, die mittlere rote Linie die erlaubte Fläche der Lärmobergrenze. Die innerste Linie ist die mit 55 Dezibel und mehr verlärmte Fläche im Jahr 2015.

Laut Monitoringbericht sank die stark belastete Fläche um den Flughafen herum 2017 ein wenig: In das „hochbetroffene Gebiet“ mit einem ein Tagesdauerschallpegel von 55 Dezibel oder mehr fielen 2015 noch 18.917 Hektar Fläche rund um den Frankfurter Flughafen, 2017 waren es laut Bericht 16.955 Hektar. Unter das „höchstbetroffenen Gebiet“ mit Lärm von 60 Dezibel und mehr fielen demnach 6.910 Hektar. Gleichzeitig erlaubt die im November 2017 eingeführte Lärmobergrenze eine Fläche von 8.815 Hektar, die mit 60 Dezibel und mehr verlärmt wird, und von 22.193 Hektar für den Bereich von 55 Dezibel und mehr.

Die Einhaltung der Lärmobergrenze sei keine Überraschung, sondern beweise lediglich „die Wirkungslosigkeit dieser Maßnahme“, kritisierte Wissler deshalb: „Eine Lärmobergrenze, mit der es lauter werden darf, die freiwillig ist und jederzeit ausgesetzt werden kann, sobald es Fraport passt, ist und bleibt ein Placebo.“ Notwendig sei vielmehr eine stetige Absenkung der Lärmobergrenze nach unten, eine Deckelung der Flugbewegungen auf 380.000 im Jahr und ein echtes Nachtflugverbot. „Es muss deutlich leiser werden, als es heute ist“, forderte Wissler.

Al-Wazir argumentiert hingegen, mit der Lärmobergrenze werde erstmals überhaupt die Lärmentwicklung am Frankfurter Flughafen gedeckelt. Der Planfeststellungsbeschluss für den Ausbau des Flughafens erlaube wesentlich höhere Steigerungen, die Lärmobergrenze senke im Vergleich dazu die Zunahme von Lärm um 70 Prozent. Damit dürfe aber der Fluglärm immer noch weiter wachsen, kritisierten Bürgerinitiativen schon vor einem Jahr, von Lärmminderung oder wirksamen Sanktionen könne keine Rede sein.

Aufruf der Mainzer Initiative gegen Fluglärm zur Montagsdemo am 10. September 2018. – Grafik: Initiative gegen Fluglärm

Und der Monitoringbericht prognostiziert bereits ab 2018 eine deutliche Steigerung: die mit 55 Dezibel und mehr verlärmte Fläche werde demnach auf 18.238 Hektar steigen, die Fläche mit 60 Dezibel und mehr auf 7.434 Hektar. Schon jetzt habe der warme Sommer Mainz und Umgebung Dauerlärm von morgens 5.00 Uhr bis abends nach 23.00 Uhr beschert, ein Schlafen mit geöffnetem Fenster oder eine Erholung im Freien seien kaum mehr möglich gewesen, klagt die Mainzer Initiative gegen Fluglärm.

Und das sei nur der Anfang: Das Terminal 3 sei im Bau, Ryanair und weitere Billigfluglinien eroberten den Frankfurter Flughafen. „Die Flugbewegungen werden zunehmen, das Nachtflugverbot wird zunehmend durchlöchert“, warnt die Bürgerinitiative, und kritisiert: „Die Ohnmacht der Bürger verstärkt sich durch das Gefühl, dass die Politik vor Ort machtlos ist und die Flughafen-Lobby die Bundespolitik fest im Griff hat.“

Die Bürgerinitiative ruft deshalb dazu auf, wieder verstärkt bei den Montagsdemonstrationen am Frankfurter Flughafen gegen den Fluglärm aufzustehen. Am Montag, den 10. September, wolle man ein besonders starkes Zeichen setzen: Am 12. September finde in Berlin eine Anhörung zur anstehenden Novelle des Fluglärmgesetzes statt, die vom „Interfraktionellen Arbeitskreis Fluglärm“ organisiert werde. Bei der Anhörung des Arbeitskreises solle „aus Betroffenensicht dargestellt werden, welche Änderungen im Fluglärmgesetz notwendig sind, um das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit durchzusetzen“, erklärte die BI.

Bei der Überarbeitung des „völlig unzureichendes“ Gesetzes drohten aber erneut „Fraport und die Luftverkehrslobby“ das Gesetz „zu diktieren.“ Deshalb gelte es jetzt, ein klares Zeichen zu setzen: Nur eine „machtvolle Demonstration“ der betroffenen Bürger vor Ort könne „auf unsere Nöte aufmerksam machen und ein Signal nach Berlin senden.“

Info& auf Mainz&: Mehr zur Einführung der Lärmobergrenze am Frankfurter Flughafen im November 2017 lest Ihr hier bei Mainz&. Die offizielle Kurzfassung des Monitoringberichts zur Lärmobergrenze am Frankfurter Flughafen findet Ihr hier im Internet, die Langfassung könnt Ihr Euch hier als pdf herunterladen. Den Aufruf zur Montagsdemo am 10. September sowie weitere Informationen zur Mainzer BI gegen Fluglärm findet Ihr hier im Internet.

 

 

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Blitzeinschlag in Stromleitung im Bereich Budenheim oder Ingelheim löst kurzen Stromausfall in Mainz aus

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Ein kurzes, aber heftiges Gewitter hat am Mittwochnachmittag in Mainz und Umgebung kurz zu einem Stromausfall in vielen Haushalten geführt. Gegen 17.00 Uhr flackerte in diversen Stadteilen auf einmal das Licht, Rechner stürzten ab – der Strom war kurz weg. Aus Mombach meldete ein Mainz&-Leser gar einen Stromausfall von anderthalb Stunden. Die Ursache: Offenbar ein Blitzeinschlag. Der führte zu einem Spannungsabfall im Leitungsnetz der Mainzer Stadtwerke, was wiederum die Stromunterbrechungen zur Folge hatte. Über größere Schäden konnten die Stadtwerke am Mittwoch zunächst keine Angaben machen, Mainz&-Leser berichteten aber von Stromausfällen in Laubenheim, Zahlbach, Finthen und Mainz-Kostheim.

Ein Blitzeinschlag in eine Stromleitung im Bereich Budenheim/Ingelheim hat am Mittwochnachmittag für einen kurzen Stromausfall in weiten teilen des Mainzer Stadtgebiets geführt. Diese Strommasten hier waren es allerdings nicht – die stehen in Nordhessen. – Foto: gik

„Kurz vor 17.00 Uhr hat es vermutlich einen Blitzschlag in eine Stromleitung im Bereich Budenheim und Ingelheim gegeben“, sagte ein Sprecher der Mainzer Stadtwerke am Abend auf Mainz&-Anfrage. Das habe zu einem Spannungseinbruch im Stromnetz geführt, der sich aber nur im Millisekundenbereich bewegt habe. Einen echten Stromausfall im Netz habe es nicht gegeben, betonte der Sprecher. Wie sich das vor Ort ausgewirkt habe, könne er nicht sagen. Den Stadtwerken selbst seien aber Stromausfälle aus dem Möbelhaus Martin in Mainz-Hechtsheim und vom Gelände der Uniklinik gemeldet worden.

Wie Mainz&-Leser berichteten, führte der Spannungsabfall in weiten Teilen des Mainzer Stadtgebiets zu meist kurzen Stromausfällen: Bei uns in Mainz-Zahlbach flackerte das Licht kurz und der Computer stürzte ab. Auch aus Finthen und Laubenheim meldeten Mainz&-Leser kurze Stromunterbrechungen. In Mainz-Kostheim ging in einem Supermarkt das Licht ebenfalls kurz aus – und wieder an. „14 Sekunden in der Innenstadt“, meldete ein Mainz&-Follower auf Twitter. Länger erwischte es die Alte Waggonfabrik in Mainz-Mombach: hier dauerte es 1,5 Stunden, bis der Strom wieder in die Büros zurückkehrte, wie ein Mainz&-Leser berichtete.

 

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Erdogan-Statue in Wiesbaden in der Nacht abgebaut – Kunstaktion sorgte für Empörung und Irritationen – Stadt sah nun doch Gefahr

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Da rieben sich nicht nur die Wiesbadener verwundert die Augen: Am Montagabend stand auf einmal mitten in der Wiesbadener Innenstadt eine goldene Statue des türkischen Machthabers Recep Tayyip Erdogan. Mehr als mannshoch, vergoldet und in typischer Haltung eines verehrten Herrschers mit hoch erhobenem Arm präsentierte sich auf einmal der türkische Staatspräsident auf dem Platz der Deutschen Einheit. Im Netz kochte daraufhin sofort Empörung hoch: Wer Menschenrechte und Demokratie abschaffe und Kurden verfolge und töte, gehöre nicht auf einen goldenen Sockel, kommentierten viele Nutzer in den sozialen Netzwerken. Die Stadt Wiesbaden zeigte sich erst überrascht, am Mittag beschloss der Magistrat: Die Statue ist Kunst und darf bis zum Ende der Wiesbadener Biennale bleiben. Am Abend dann die Kehrtwende: die Erdogan-Statue wurde noch am späten Abend abgebaut. Man habe die Sicherheit nicht mehr gewährleisten können.

Vier Meter hoch, vergoldet – und provozierend: die Erdogan-Statue auf dem Platz der Deutschen Einheit in Wiesbaden. – Foto: Hessisches Staatstheater Wiesbaden

Der goldene Erdogan war Teil der „Wiesbaden Biennale“, einer Kunstwoche, mit der das Hessische Staatstheater seine neue Spielzeit eröffnet. Vom 23. August bis 2. September wollen mehr als 30 internationale Künstler sowie die Kollektive Wiesbaden die hessische Landeshauptstadt elf Tage lang „in ein pulsierendes Herz zeitgenössischer Kunst“ verwandeln, wie es bei der Biennale auf der Homepage heißt. Pulsierend, das war aber am Dienstag eher der Puls vieler Kritiker des türkischen Staatspräsidenten: Die verherrlichende, vergoldete Erdogan-Statue erregte auf Anhieb die Gemüter. „Das kann doch nicht wahr sein“, kommentierten User in den sozialen Netzwerken den überlebensgroßen Herrscher, „Wiesbaden, geht’s noch?“ fragten andere.

Die Statue sei ein „Schandmal“, das kurdischen Familien signalisiere, dass man den Völkermord an den Kurden unterstütze, wetterte der gebürtige Mainzer Journalist und Kurden-Aktivist Tobias Huch auf Facebook. Gegen solch ein „Werben für Faschismus“ müsse man sich wehren, der Wiesbadener Oberbürgermeister Sven Gerich (SPD) die Statue sofort entfernen lassen, forderte Huch. „Das Ding muss weg, sonst gibt es deswegen noch Mord und Totschlag“, befürchtete auch ein weiterer Kommentator. Auch die Landespolitik in Hessen war nicht amüsiert: „Staatspräsident Erdogan schafft gerade Demokratie und Menschenrechte in der Türkei ab. Zigtausende sitzen ohne Prozess in türkischen Gefängnissen“, reagierte die hessische Europaministerin Lucia Puttrich (CDU): „Dieser Mann gehört nicht auf einen Sockel, und schon gar nicht in Gold.“

Screenshot: gik

Bei der Stadt Wiesbaden zeigte man sich zunächst sich überrascht: Er habe von der Erdogan-Statue nichts gewusst, sagte Gerich am Morgen auf Facebook. Am Mittag teilte die Stadtverwaltung mit, die Aufstellung sei in der Tat genehmigt worden, allerdings habe man nur von einem Container und einer „menschenähnlichen Statue“ gewusst. Dass es sich dabei um eine Erdogan-Statue handeln würde, sei nicht klar gewesen, betonte die Stadt.

Am Vormittag war sogar der Magistrat der Stadt zusammengetreten, „nach ausführlicher Diskussion“ beschloss man, die Statue dürfe bleiben: Man bekenne sich zur im Grundgesetz verankerten Kunstfreiheit und sehe „weder eine rechtliche Grundlage noch einen derzeitigen Handlungsbedarf solange von der Kunstinstallation keine konkrete Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung ausgeht“, hieß es da noch.

Screenshot: gik

Von Anfang an sei klar gewesen, dass die Biennale unter dem Motto „Bad News“ provozieren werde und sehr diskussionswürdige Aktionen plane, so die Stadt in einer Mitteilung. Die Stadtpolizei plane gemeinsam mit der Landespolizei die Situation vor Ort. Bei konkreter Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung im Zusammenhang mit der Kunstinstallation würden die Ordnungsbehörden einschreiten.

Die Wiesbadener Biennale verteidigte unterdessen die Aktion: „Die Kunst ist dazu da, zu zeigen, wie es ist“, sagte der Wiesbadener Staatstheater-Intendant Uwe Eric Laufenberg gegenüber diversen Medien. „Wir sind uns bewusst, dass die am Wiesbadener Platz der Deutschen Einheit aufgestellte Statue kontroverse Reaktionen und Debatten auslöst“, reagierte die Biennale-Leitung in einer offiziellen Stellungnahme. Die aber seien, „so glauben wir, für eine offene und starke Zivilgesellschaft unerlässlich und gerade in diesen Zeiten absolut wichtig.“ Und man freue sich sehr, „dass die Landeshauptstadt Wiesbaden sich dazu entschlossen hat ein starkes Zeichen für die Kunstfreiheit zu setzen.“ Wer der Künstler der Statue sei, sagte die Biennale indes nicht, auch über die näheren Motive der Aktion gab es keine weiteren Angaben. Man sei aber „selbstverständlich zu einem konstruktiven Dialog“ bereit, betonten die Macher.

Screenshot: gik

Am Abend dann die Wende: Gegen 23.00 Uhr teilte die Stadt Wiesbaden auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit, OB Gerich sowie der Wiesbadener Ordnungsdezernent Oliver Franz (CDU) hätten in Abstimmung mit der Landespolizei entschieden, die Statue abbauen zu lassen. „Die Sicherheit kann nicht mehr weiter gewährleistet werden“, heiß es nun. Wie der Wiesbadener Kurier berichtete, hatten sich zu dem Zeitpunkt rund um die Erdogan-Statue mehr als 300 Menschen versammelt, auf dem Platz standen sich Erdogan-Anhänger mit Gegnern – darunter vielen Kurden – gegenüber. Die Stimmung sei zunehmend aggressiver und angespannter geworden, deshalb habe die Polizei den Abbau der Statue empfohlen. Schon am Vormittag hatten allerdings Medien wie etwa das ZDF-Studio in Wiesbaden von heftigen Auseinandersetzungen vor allem zwischen Türken und Kurden rund um den goldenen Erdogan berichtet.

Um 23.00 Uhr meldete das Polizeipräsidium Westhessen via Twitter, der Platz der Deutschen Einheit sei nun geräumt, mit dem Abbau der Erdogan-Statue werde nun begonnen. Das übernahm die Feuerwehr Wiesbaden: Mit Hilfe eines großen Krans wurde der vier Meter hohe Erdogan gestürzt und abtransportiert. Der Einsatz sie friedlich verlaufen, meldete die Polizei – der Platz der Deutschen Einheit war durch ein großes Polizeiaufgebot abgeriegelt worden. Die Wiesbadener Polizei hatte dafür eigens Verstärkung angefordert und erhalten.

Info& auf Mainz&: Mehr zur Wiesbadener Biennale und ihren Kunstaktionen findet Ihr auf dieser Internetseite.

 

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Heiraten im Osteiner Hof ab November möglich – Trauungen in edlem Flair und mit Blick auf den Fastnachtsbrunnen

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So steht er da: Der Fastnachtsbrunnen vor dem Osteiner Hof auf dem Schillerplatz - Foto: gik

Er ist das Haus Nummer eins am Schillerplatz, hier schlägt das Herz der Mainzer Fastnacht, hier ist die Kulisse für Fastnachtsproklamation und Rosemondparty: der Osteiner Hof gehört zu den schönsten und beliebtesten Gebäuden der Mainzer Innenstadt. Nun stellt sich das alte Adelspalais ais dem 18. Jahrhundert tief in den Dienst der Liebe: Ab November kann man im Osteiner Hof auch heiraten. Die Stadt Mainz unterzeichnete nun mit dem Besitzer und Betreiber der entsprechenden Etage im Osteiner Hof, der Kommunikations Manufaktur BEL ÉTAGE GmbH, einen entsprechenden Vertrag. Ab dem 9. November kann nun im Osteiner Hof geheiratet werden – Nutzung von Balkon und Garten inklusive.

Im schönsten Adelspalais von Mainz kann nun auch geheiratet werden: im Osteiner Hof am Schillerplatz. – Foto: gik

Der Osteiner Hof war nach langer Hängepartie im Frühjahr 2014 an eine Entwicklungsgesellschaft verkauft worden, hinter der vor allem die Deuwa, die Deutsche Wohn- und Anlagengesellschaft Wiesbaden, steht. Die neuen Besitzer betonten von Anfang an, man wolle das beliebte Palais den Mainzer wieder zugänglich machen. Das war es lange nicht: die Bundeswehr hatte im Osteiner Hof über Jahrzehnte hinweg ihr Heereskommando, zum 31. März 2014 zog man aus – und hinterließ einen erheblichen Sanierungsstau.

Weder die Stadt Mainz noch das Land Rheinland-Pfalz wollten das barocke Gebäude haben, zu teuer die Sanierungen. Die DEUWA erwies sich als Retter in der Not, erwarb das Palais und baute es zu Luxuswohnungen um. Bedingung der Stadt allerdings: Der Festsaal mit dem Balkon zum Schillerplatz muss für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben. Es wäre sonst eine Katastrophe gewesen: Von hier aus proklamieren die Fastnachter seit jeher am 11.11. das närrische Grundgesetz und geben den Startschuss für die närrische Zeit. Vor der Tür sprudelt der Fastnachtsbrunnen mit seinen rund 200 Figuren aus der Narrenwelt, hier tanzt an Rosenmontag Mainz bei der Rosenmondnacht.

So einen Blick kann man vom Balkon des Osteiner Hofs genießen – an der Rosenmondnacht… – Foto: gik

Ein öffentliches Gebäude war der Osteiner Hof schon lange: Das 1750 fertig gestellte Palais wurde für die Familie des Mainzer Kurfürsten Johann Friedrich Karl von Ostein erbaut, doch die hatte nur knapp 50 Jahre Freude daran. Als 1792 die Franzosen in Mainz einzogen, verjagten sie den Kurfürsten und enteigneten ihn, der Osteiner Hof ging – wie viele andere Gebäude – in öffentlichen Besitz über.

Der Osteiner Hof wurde Sitz der französischen Gouvernement-Regierung, im 19. Jahrhundert befand sich hier die Militärverwaltung der Preußen und Österreicher. 1933 schenkte die Stadt das Gebäude Adolf Hitler, die NSDAP zog ein, blieb aber nicht lange: 1937 zog die Wehrmacht hier ein, der Osteiner Hof blieb in Militärhand – auch nach dem Zweiten Weltkrieg: Nun zog die Bundeswehr hier ein. Mit der Umwandlung in Wohnungen erlebt der Osteiner Hof also zum ersten Mal seit mehr als 200 Jahren eine zivile Nutzung.

Nun zieht auch die Romantik ein: Ab November können hier immer am ersten Freitag im Monat Trauungen stattfinden, der Osteiner Hof wird offizielle Außenstelle des städtischen Standesamtes – neben dem Kurfürstlichen Schloss, dem Fort Malakoff und dem Gewölbekeller Burg Weisenau. Drei Trauungen im Stundentakt zwischen 13.00 und 16.00 Uhr sind künftig im Osteiner Hof möglich, maximal sind 36 Trauungen pro Jahr erlaubt. Doch um sich trauen lassen zu können, benötigt es zunächst den richtigen Partner. Besonders im Alter ändern sich auch die Ansprüche. Die Partnersuche ab 50 ist daher nicht mehr ganz so einfach, aber gewiss auch nicht unmöglich.

Neben dem Trauzimmer „Schillerplatz“ und dem Balkon steht den Hochzeitspaaren auch der Garten für ein Hochzeitsfoto und ein Parkplatz im Innenhof während der Trauung zur Verfügung. Ganz billig ist das Vergnügen nicht: Neben den Trauungskosten von 44,- Euro und den Außer-Haus-Gebühren von 150,- Euro müssen die Paare noch 300,-Euro an die Kommunikations-Agentur zahlen. Anmeldungen nimmt ab sofort das Mainzer Standesamt entgegen.

Info& auf Mainz&: Informationen und Anmeldungen zu Trauungen im Osteiner Hof findet Ihr hier bei der Stadt Mainz.

 

 

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Großes Interesse an EMMA – Autonom fahrender E-Bus rollt noch diese Woche durch den Mainzer Winterhafen – Projekt sammelt Daten für autonomen ÖPNV

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Die Zukunft des selbst fahrenden ÖPNV können die Mainzer noch in dieser Woche erleben: EMMA heißt der elektronische Minibus, der seit dem 6. August durch den Mainzer Winterhafen rollt. Der Kleinbus mit gerade einmal acht Sitzen ist ein Versuchsfahrzeug, die Mainzer Mobilität erprobt damit gemeinsam mit der R+V Versicherung die Zukunft autonom fahrender Busse. Noch bis zum 31. August einschließlich soll EMMA dafür viele Daten sammeln: Was können die autonomen System, und was nicht? Wie reagieren andere Verkehrsteilnehmer, wie die Passagiere? Und was müssen die Operator leisten? Klar ist: autonom fahrende Busse sind die Zukunft im ÖPNV. Das Projekt zeigt aber auch: selbst fahrende Busse auf der Rheinallee sind noch Zukunftsmusik.

EMMA, der erste autonom fahrende Minibus der Mainzer Stadtwerke mit ihrem Operator Markus Weingärtner am Startplatz auf der Malakoff Terrasse. – Foto: gik

EMMA ruckelt und stoppt abrupt, fast meint man, ein empörtes Pfeifen zu hören. „Wenn da jemand in den Weg kommt, das mag die EMMA gar nicht“, sagt Markus Weingärtner. EMMA steht für „Elektromobilität Mainz autonom“ und ist der erste selbst fahrende Minibus, den die Mainzer Stadtwerke seit drei Wochen im Einsatz testen, als erstes kommunales Verkehrsunternehmen deutschlandweit. Der Test soll zeigen, wie gut die Technik des autonomen Fahrens bereits funktioniert, und wie Fußgänger und Radfahrer reagieren.

Mit maximal elf Stundenkilometern zuckelt der 4,75 Meter kurze Minibus langsam die Promenade am Mainzer Winterhafen entlang. 500 Meter misst die Strecke gerade einmal, viel Verkehr ist hier nicht. Trotzdem stoppt EMMA oft, an einer kleinen Kreuzung hält sie vorsichtshalber ganz an, am Ende der Strecke wendet sie ganz eigenständig. „Ist alles Programmierungssache“, sagt Weingärtner. Seit 30 Jahren fährt er Busse und Straßenbahnen bei der „Mainzer Mobilität“, nun überwacht er als Operator, ob EMMA auch alles richtig macht.

Seit dem 6. August können die Mainzer mit dem selbst fahrenden Elektrobus die Zukunft der Mobilität erleben. Die Resonanz sei riesig, heißt es bei der Mainzer Mobilität, mehr als 2.000 Fahrgäste nutzten bereits die Gelegenheit. „Die Leute sind neugierig“, sagt Weingärtner, große Ängste gebe es nicht. Fragen prasseln auf den Operator ein: Was kann EMMA, was kann sie nicht, wie schnell fährt sie? „Ist halt die Zukunft“, sagt ein Gast, und zuckt mit den Schultern.

Operator Markus Weingärtner, im normalen Leben Busfahrer der Mainzer Mobilität, überwacht, dass EMMA alles richtig macht. – Foto: gik

Erkenntnisse über die Potenziale des autonomen Fahrens im öffentlichen Verkehr sammeln, das ist das Ziel des Projektes der Mainzer Mobilität. Die Probephase wird wissenschaftlich begleitet, das Psychologische Institut der Uni Mainz will auch die Gefühle der Passagiere beim Mitfahren erforschen: Wie kommt die neue Technik an, weckt sie Ängste? Zunächst einmal weckt EMMA vor allem Staunen und ein begeisterndes Pioniergefühl. „Das ist doch eine Touristenattraktion“, freut sich eine Mainzerin, endlich könne sie ihren Bekannten in Wiesbaden mit deren Nerobergbahn mal etwas entgegen setzen.

EMMA soll denn auch viele Daten über die Potenziale des autonomen Fahrens sammeln: Was kann die neue Technik, was kann sie nicht? Wie reagieren Fußgänger und Radfahrer, und welche betriebliche und technische Aufgaben kommen auf die Operator zu? Die Vision vom vollautonomen Fahren für alle sei noch Zukunftsmusik, man wolle mit dem Projekt aber „wertvolle neue Erkenntnisse“ sammeln, sagt der Direktor Kfz-Betrieb bei der R+V Versicherung, Jan Dirk Dallmer. Die R+V ist Projektpartner und Geldgeber des Projektes, das Unternehmen will sich als Versicherer für autonome Fahrzeuge etablieren.

Kein Fahrer, kein Lenkrad – EMMA fährt autonom die kurze Strecke über die Promenade am Mainzer Winterhafen. – Foto: gik

Nicht zuletzt ist EMMA aber auch Teil der Mainzer Mobilitätsstrategie: Das Kleinbus fährt rein elektrisch mit einem 15 Kilowatt-Elektromotor, der von einem Akku gespeist wird. gefüttert wird EMMA mit Ökostrom, voll geladen kann der Shuttlebus rund neun Stunden auf Achse sein.  „Wir werfen damit einen Blick in die Mobilität der Zukunft“, sagte der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) beim Start des Testbetriebs. Die Landeshauptstadt kämpft seit Jahren mit hoher Luftverschmutzung, ein Grund dafür: die Dieselbusflotte der Mainzer Mobilität. Die Deutsche Umwelthilfe verklagt Mainz deshalb, noch in diesem Herbst drohen Dieselfahrverbote vor Gericht.

„Wir sind uns sicher, dass das autonome Fahren die Mobilität der Menschen und damit auch die Nahverkehrsbranche verändern wird“, sagt Eva Kreienkamp, Geschäftsführerin der Mainzer Mobilität. Mit dem Betrieb in den ersten drei Wochen sei man hochzufrieden, EMMA sei sehr zuverlässig unterwegs gewesen. „Wir arbeiten intern schon an Überlegungen, wie es künftig mit Projekten rund um das Autonome Fahren weitergehen kann“, verriet Kreienkamp – EMMA soll ein Auftakt für weitere Aktivitäten in diesem Bereich sein. Man wolle auch Erkenntnisse sammeln, wie und wo autonom fahrende elektrische Kleinbusse zur flexiblen Versorgung von Randgebieten eingesetzt werden könnten, heißt es bei der Mainzer Mobilität.

Noch bis zum 31. August rollt EMMA durch den Winterhafen in Mainz. Mitfahren erbeten! – Foto: gik

Neue Formen der Mobilität würden künftig gerade auch für ÖPNV-Strecken eine bedeutende Rolle spielen, die sich heute nicht wirtschaftlich betrieben ließen, glaubt auch der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Volker Wissing (FDP). Solche Strecken könnten „perspektivisch wieder neu erschlossen werden“, der ÖPNV insgesamt „individueller, flexibler und wirtschaftlicher“ gestaltet werden. Wissing ist deshalb auch Schirmherr des Projektes, der FDP-Mann will Rheinland-Pfalz als Vorreiterland für Elektromobilität und innovative Technologien etablieren. EMMA liefere wichtige Informationen auch für andere Akteure, bekräftigte Wissing.

Doch bei aller Begeisterung: so schnell wird wohl kein autonomer Bus durch die Mainzer Innenstadt rollen. Für EMMAS Probebetrieb war eine mehrwöchige Vorbereitungsphase notwendig, der Minibus musste seine Strecke erst einmal genauestens lernen. „Es funktioniert schon so weit“, sagt Operator Weingärtner, doch das gelte erst einmal nur für die sehr wenig befahrene Rheinpromenade. Auch auf einem geschützten Gelände mit wenig Verkehr wie etwa dem Mainzer Unicampus könnte sich Weingärtner einen solchen autonom fahrenden Minibus vorstellen. Auf einer viel befahrenen Straße wie der Mainzer Rheinallee aber habe EMMA keine Chance, sagt Weingärtner, denn noch kann EMMA kein Hindernis autonom umfahren. „Die EMMA ist einerseits schlau – und doof wie ein Esel“, sagt der Operator: „In den nächsten zehn Jahren muss ich um meinen Job als Busfahrer sicher nicht bangen.“

Info& auf Mainz&: EMMA, der autonom fahrende Minibus, rollt noch bis einschließlich Freitag, den 31. August jeden Tag von 10.00 bis 13.00 Uhr und von 14.00 bis 17.00 Uhr zwischen der Malakoff-Terrasse und dem Bootshaus im Mainzer Winterhafen. Die Mitfahrt ist kostenlos, weil der Bus nur acht Sitzplätze hat, kann es zu Wartezeiten kommen. Das macht aber nichts: für die kurze Strecke benötigt EMMA nur wenige Minuten. Mehr zu EMMA mit allen technischen Details zum  Fahrzeug findet Ihr hier bei der Mainzer Mobilität.

 

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Mainzer Weinmarkt 2018: Mehr Klanginseln, Mainzer Szenefood und Weine aus Valpolicella – Rund 50 Winzer vom 23.-26. August und 30.8.-2.9.2018

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Wenn der Sommer so langsam in den Herbst übergeht, ist Weinmarktzeit in Mainz: Zum 84. Mal öffnet das Traditionsweinfest im Mainzer Stadtpark an diesem Donnerstag seine Tore. Zwei Wochenenden lang wird dann unter uralten Bäumen gefeiert und geschlemmt, Weine verkostet und auf Wiesen und an Tischen und Bänken gechillt – der Mainzer Weinmarkt ist fraglos eines der Weinfeste mit der ganz besonderen Atmosphäre. Und die soll in diesem Jahr noch mehr zum gemütlichen Chillen einladen: Die Klanginseln, die kleinen Musikerbühnen auf den Wiesen vom vergangenen Jahr, werden 2018 bis Samstagabend ausgedehnt, dazu gibt es mehr Mainzer Szenefood. Und die Great Wine Capital Mainz feiert zehnjähriges Jubiläum, Partnerweingut ist in diesem Jahr das Weingut Zeni aus Verona – mit Bardolino und Valpolicella im Gepäck.

Weinfest unter uralten Bäumen und mit romantischer Atmosphäre im Park – das ist der Mainzer Weinmarkt im Stadtpark. – Foto: gik

„Das schönste Weinfest Deutschlands“, nennt es der Mainzer Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP): Vom 23. bis 26. August und vom 30. August bis zum 2. September findet in diesem Jahr der Mainzer Weinmarkt statt. Damit interpretiert das Fest seinen Termin vom letzten August- und ersten Septemberwochenende zwar großzügig nach vorne, aber was macht das schon: drei Wochen nach Ferienende braucht Mainz dringend mal wieder ein Fest 😉

Fraglos eignet sich der Mainzer Weinmarkt dazu besonders gut: Unter uralten Bäumen, auf schattigen Wegen, neben sprudelnden Brunnen, auf weiten Wiesen – nirgends chillt und genießt es sich so romantisch wie auf dem Mainzer Weinmarkt. Gut einhundert Stände verteilen sich mit teils großem Abstand auf den Wegen, 49 Winzer schenken ihre Tropfen aus – darunter sind auch neun Weingüter aus dem Rheingau und einer von der Nahe. Neue Weingüter sind nicht dabei, man sei aber jederzeit offen für neue Bewerbungen, betonte Mainzplus-Geschäftsführer Uwe Leitermann auf Mainz&-Nachfrage. „Die Mainzer lieben den Weinmarkt so, wie er ist, deshalb ist es uns wichtig, den Charakter zu erhalten“, sagte Sitte. Das Ambiente im Stadtpark mache den Weinmarkt aus, „das ist für mich eine einmalige Atmosphäre, den Charakter wollen wir unbedingt weiterbehalten“, sagte der Dezernent. Deshalb wolle man den Weinmarkt auch nicht mit Ständen überfrachten.

Neu dabei waren im vergangenen Jahr die Weinbar Laurenz, das Neustadtfood und die Weinraumwohnung, nach der gelungene  Premiere soll dieser Bereich ausgeweitet werden: Die Organisatoren von Mainzplus Citymarketing holen noch mehr coole Szene-Food-Läden auf den Weinmarkt. So stoßen in diesem Jahr das „Hinz & Kunz“, das Le BonBon, das in der Mainzer Innenstadt vor allem auf gehobene Steak-Küche setzt, sowie das ostafrikanische Restaurant „Im Herzen Afrikas“, das Spezialitäten aus Eritrea anbietet, zur Weinmarkt-Crew. Der Weinmarkt wird damit noch Mainzerischer, beim Sektfest im Rosengarten könnt Ihr die Kreationen der noch neuen Mainzer Sektmanufaktur Flik verkosten – hingehen!

Das Great Wine Capital Weindorf wird sich in diesem Jahr in neuem Look präsentieren, so wie hier sah es die vergangenen Jahre aus. – Foto: gik

Im Great Wine Capital Weindorf unterhalb des Rosengartens findet Ihr natürlich auch wieder die Mainzer Winzer an mehreren Ständen, Mainz feiert zudem in diesem Jahr seine Zehnjährige Mitgliedschaft in dem weltweiten Netzwerk der Weinhauptstädte. Zum Jubiläum präsentiert sich das Great Wein Capital Weindorf auf dem Weinmarkt unterhalb des Rosengartens in neuem Look, ein neues Zelt lädt zum gemütlichen Verweilen. „Wir lernen sehr viel voneinander, etwa was Touristisches und Weinmarketing angeht“, sagte Sitte zum zehnjährigen GWC-Jubiläum. Es gebe viele Impulse zwischen den Winzern, etwa eine jüngst gestartete Ausbildungsbörse.

Partnerweingut ist in diesem Jahr Frederica Zeni aus Verona, die Winzerin aus der legendären Region des Bardolino hat auch Weine aus ihrem Zweitweingut in Valpolicella im Gepäck. An den Sonntagen kann man die bei einer spannenden Blindverkostung zwischen 13.00 Uhr und 16.00 Uhr mit deutschen Weinen vergleichen, am ersten Sonntag ist Zeni persönlich anwesend. Dazu gibt’s landestypische Spezialitäten aus Italien. Ansonsten laden acht Winzer wieder zur Schlenderweinprobe quer über den Weinmarkt, am besten genießt man die im offiziellen Weinmarkt-Weinglas.

Die Klanginseln auf dem Mainzer Weinmarkt kamen 2017 so super an, dass sie jetzt donnerstags bis samstags stattfinden und entspannte Musik bieten. – Foto: gik

340.000 Besucher zählte der Mainzer Weinmarkt im vergangenen Jahr an den beiden Wochenenden, das Fest sei zunehmend auch bei überregionalen Besuchern beliebt, sagte Sitte. Dazu trägt auch der Künstlermarkt bei: 60 Stände drängen sich inzwischen auf den schmalen Wegen des Rosengartens, die Citymarketing beschloss deshalb, das Drängen der Besucher etwas zu entzerren: Einige Stände werden deshalb in diesem Jahr schon auf der Zugangspromenade hinunter in den Park ihren Platz finden.

Unter den alten Bäumen und auf die großen Wiesen platzierte die Mainzplus im vergangenen Jahr erstmals sogenannte Klanginseln: Kleine Bühnen, auf denen junge Musiker meist mit Singer-Songwriter-Ausrichtung entspannte Musik zum Chillen spielten. Und von dem coolen Loungeerlebnis soll es dieses Jahr mehr geben:  „Das wurde so super angenommen, dass die in diesem Jahr von Donnerstag bis Samstag stattfinden“, sagte Leitermann. Die Besucher können dafür eigens auch Picknickdecken ausleihen oder zum Preis von 15,- Euro auch gleich behalten.

Mainzer Weinmarkt 2018 – Grafik: Mainzplus

Für die kleinen Besucher gibt es ein Kinderprogramm mit Schmökerzelt. Und auch die Partyfans kommen auf ihre Kosten: Auf der großen Bühne an der Favorite spielen Bands Beliebtes zum Abfeiern, im Rosengarten gibt es Rock & Blues unter anderem von der beliebten  Band Jammin‘ Cool. Am Samstag, den 25. August, feiert zudem die traditionelle Oldtimer-Rundfahrt „Mainzer Automobil-Classic“ ab 17.00 Uhr die Ankunft ihrer Teilnehmer im Stadtpark an der Favorite. Und wer wissen will, wie das Hotel zu seinem Namen kam: An den Wochenenden findet jeweils um 15.00 Uhr der Kulturspaziergang vom Mainzer Holzturm zum Stadtpark statt, Thema: „Vom schaurigen Schinderhannes zur schönen Favorite.“ Für Studis führt der Great Wine Capital-Weinexpress quer über den Weinmarkt – nicht verpassen!

Info& auf Mainz&: 84. Mainzer Weinmarkt vom 23. bis 26. August und vom 30. August bis zum 2. September 2018. Die offizielle Eröffnung findet am Donnerstag, den 23. August 2018 um 18.30 Uhr auf der Wiese am Mainzer Platz statt, dabei laden die Alt-Mainzer Stadtsoldaten zum feierlichen Eröffnungsböllern. Gefeiert wird dann donnerstags und sonntags bis 23.00 Uhr, samstags und sonntags bis 1.00 Uhr nachts – offiziell zumindest. Der Künstlermarkt öffnet samstags von 15.00 Uhr bis 22.00 Uhr und sonntags von 13.00 Uhr bis 20.00 Uhr.

Tickets für die Schlenderweinprobe zu 13,- Euro erhaltet Ihr direkt bei den teilnehmenden Winzern vor Ort sowie im Infostand am Flamingoteich, dort gibt es auch die Picknickdecken zum Preis von 15,- Euro. Blindverkostung mit italienischen Weinen im GWC-Weindorf jeden Sonntag zwischen 13.00 Uhr und 16.00 Uhr, der Kulturspaziergang findet immer samstags und sonntags um 15.00 Uhr statt, Treffpunkt ist der Holzturm in der Rheinstraße, Kosten: 7,- Euro pro Person. Empfohlen wird dringend die Anreise mit dem ÖPNV, die Mainzer Mobilität bietet Sonderbusse vom Hauptbahnhof zum Weinmarkt sowie ein verbilligtes Veranstaltungsticket an. Infos zum Mainzer Weinmarkt findet Ihr natürlich auch hier im Internet, das komplette Programm samt Lageplan könnt Ihr Euch hier herunterladen.

 

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Quantensprung für das RGZM – Neues Archäologisches Zentrum am Südbahnhof feierte Richtfest – Eröffnung 2020 geplant

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Es war ein großes Fest, und viele Mainzer kamen neugierig, um zu schauen: Seit 15 Monaten entsteht am südlichen Ausgang der Mainzer Altstadt ein völlig neuer Gebäudekomplex. Zwischen Museum für Antike Schifffahrt und Rheinstraße zogen Bauarbeiter ein gut hundert Meter langes Gebäude mit vier Stockwerken hoch – am Freitag feierte das neue Archäologische Zentrum Richtfest. Und dabei wurde klar: Hier entsteht ein imposantes neues Zentrum für die archäologische Forschung, aber auch ein neues Museum mit ganz besonderen und neuen Aus- und Einblicken – in die Menschheitsgeschichte ebenso wie für Mainz. 2020 ist die Eröffnung geplant – Mainz kann sich auf ein spannendes neues Museum mit Exponaten aus 2,6 Millionen Jahren Menschheitsgeschichte freuen, aber auch auf einen neuen Platz am Südrand der Altstadt.

Richtfest am Neubau des Archäologischen Zentrums im Süden der Mainzer Altstadt. – Foto: gik

95 Meter misst die Baukante entlang der Mainzer Rheinallee, 9.700 Quadratmeter Fläche soll einmal der Neubau des neuen Archäologischen Zentrums bieten. „Wir bauen hier etwas Besonderes, und wir bauen für eine besondere Einrichtung“, sagte Bauministerin Doris Ahnen (SPD) beim Richtfest am Freitag, „es war höchste Zeit, der Institution und dem Ruf der Stadt gerecht zu werden.“ In dem neuen Zentrum am Südbahnhof wird 2020 das Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM) einziehen, das derzeit im Mainzer Schloss residiert.

Das Museum und vor allem seine Forschungswerkstätten genießen weltweit einen herausragenden Ruf: Hier wurde die Ausrüstung des Gletschermannes „Ötzi“ restauriert, werden wertvolle Schätze aufgearbeitet, und hier wurden die Mainzer Römerschiffe gesichert und im Museum für Antike Schifffahrt präsentiert. Doch in Mainz führte das Museum bisher eher ein Schattendasein, das aber wird sich nun grundlegend ändern: das neue Archäologische Zentrum will ein Zentrum für Wissensvermittlung und für Ausstellungen sein.

So soll das Archäologische Zentrum einmal von außen aussehen. – Visualisierung: Bernhardt und Partner Architekten Darmstadt

Der große Neubau unterteilt sich denn auch in öffentliche Flächen und Forschungsbereiche, ein großzügiges Treppenhaus, das Forum, verbindet den Bereich Forschung auf der linken Seite mit dem Museum zur Rechten.  Die Forscher freuen sich auf moderne Werkstätten und Büros, neue Flächen für die Goldschmiedewerkstätte, Zeichenräume und Restauratorenwerkstätten, für Tagungsräume und eine Forschungsbibliothek auf 9.000 Regalmetern, die zudem 80 moderne und helle Arbeitsplätze bekommt.

Im 2. Obergeschoss sind weitere Flächen für die Bibliothek geplant sowie Räume für die Museumspädagogik. Die Werkstätten und Labore sollen im Untergeschoss, im Erdgeschoss und im 1. Stock eine neue Heimat finden – auf der Betonplatte, auf der derzeit noch der große Baukran steht, soll in Zukunft der Computertomograph einen sicheren Standort finden.

So soll einmal das neue Forum mit großem Treppenhaus des Archäologisches Zentrums aussehen. – Visualisierung: Bernhardt und Partner Architekten Darmstadt

Im Erdgeschoss entsteht zudem eine Fläche für Sonderausstellungen, hier finden Besucher künftig auch ein Café und einen Museumshop. Über eine imposante Treppe geht es dann nach rechts in den Museumsbereich. Auf drei Stockwerken und 3.000 Quadratmetern Fläche wird hier eine völlig neu konzipierte Dauerausstellung mit Exponaten aus 2,6 Millionen Jahren Menschheitsgeschichte entstehen. Riesige Fenster gewähren ganz besondere Ausblicke auf die Rheinallee und in Richtung Mainzer Innenstadt. Nach außen soll der Bau aus Stahlbeton eine vorgehängte Ziegelfassade erhalten, antike römische Ziegel wurden dafür als Vorbild genommen. Der Rotton der Fassade soll dem Museum für Antike Schifffahrt angepasst werden, damit ein harmonisches Ensemble entsteht. Das große Flachdach soll teilweise begrünt werden, der Platz vor dem neuen Zentrum ein attraktiver Raum zum Verweilen und für Feste werden.

Der Neubau sei denn auch „ein Stück Stadtreparatur“, sagte Ahnen, der aber auch „hervorragenden Städtebau“ verwirkliche. „Wir verbinden große Hoffnungen damit“, sagte der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), Mainz gewinne „ein Stück Qualität im öffentlichen Raum“ und „ein kulturpolitisches Element, das prägend sein wird.“ Der Neubau stärke Rheinland-Pfalz als Wissenschaftsstandort und werde zu einer neuen Wahrnehmung des Museums weit über den Standort Mainz hinaus führen, sagte Wissenschaftsminister Konrad Wolf (SPD). „In Zeiten wie diesen“ sei es ganz neu notwendig, darum zu werben, dass wissenschaftliche Ergebnisse die Grundlage echten Wissens seien, mahnte Wolf zugleich: „Die Vermittlung von Wissenschaft, warum deren Ergebnisse glaubhaft sind und nicht einfach abgetan werden oder alternativen Fakten gegenübergestellt werden können“, sagte Wolf, „dieses Werben spielt heute eine große Rolle.“

Zurzeit sieht das Treppenhaus im Rohbau noch so aus. Die großzügige Treppe soll einmal zum Verweilen einladen. – Foto: gik

Der Minister erinnerte auch an die „lange Willensbildung“, die der Realisierung voraus ging – ursprünglich sollte das Archäologische Zentrum bereits in diesem Jahr seine Tore öffnen. Tatsächlich verzögerte sich die Fertigstellung immer wieder, seit dem Spatenstich vor 15 Monaten unter anderem wegen aufwändiger Gründungsarbeiten: 380 Gründungspfähle mussten den Bau in Rheinnähe sichern, die gesamte Entwässerung des Baufeldes erneuert werden. Dazu gruben die Archäologen unter ihrem neuen Heim monatelang spannende Grabungsfunde aus, darunter zahlreiche Festungsmauern, mittelalterliche Steinkugeln und das barocke Neutor.

„Ich bin sicher, dass der Neubau die Zukunft der wissenschaftlichen Einrichtung und des Museusm in positiver Weise prägen wird“, sagte Wolf – die alten Räume des RGZM seien nicht gerade eine optimale Umgebung für Forschung und Ausstellungen. Der Neubau werde zu einer Aufbruchstimmug führen im Institut selbst, und zu einer neuen Wahrnehmung seiner Arbeit in Mainz und weit darüber hinaus. 51,4 Millionen Euro lässt sich das Land Rheinland-Pfalz den Neubau kosten, das RGZM ist zudem eines von acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gesellschaft und wird künftig das Leibniz-Forschungszentrum für Archäologie werden. Das Mainzer Haus stehe im besonderen Maße für den Dreiklang der Forschung, Sammlung und Vermittlung, sagte die Vize-Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft, Katrin Böhning-Gaese, und schwärmte: „Zu sehen, wie das RGZM jetzt konkrete Formen annimmt, ist wunderbar.“

Die neuen Räume für die neue Dauerausstellung des Archäologischen Zentrums, hier das 1. OG. – Foto: gik

Das dürfte vor allem besonders für eine an diesem Tag gelten: Der Neubau sei „ein Quantensprung“ für das RGZM, schwärmte Direktorin Alexandra Busch. Der Neubau biete die Chance, das RGZM völlig neu zu positionieren, sowohl in der Forschung, als auch bei der Wissensvermittlung. 1852 wurde das RGZM; in Mainz gegründet, 220.000 Objekte umfassen seine wissenschaftlichen Sammlungen – die Exponate reichen vom Beginn der Menschheitsgeschichte bis ins hohe Mittelalter. „Ziel unserer Forschung ist es, menschliches Verhalten und Handeln sowie die Entwicklung und Veränderung von Gesellschaften zu verstehen“, sagte Busch. Dabei untersuche man grundlegende Fragen der Menschheitsgeschichte, von der Evolution unseres Verhaltens bis hin zu komplexen gesellschaftlichen Systemen und Mensch-Umwelt-Beziehungen.

Und genau diese Forschungsarbeit will das RGZM künftig in dem neuen Zentrum deutlich besser sichtbar machen,. Eine umfassendes Gesamtkonzeption wurde entwickelt, das Archäologische Zentrum zum außerschulischen Lernort für alle Altersgruppen werden. „In der neuen Dauerausstellung wird es um menschliches Handeln gehen“, sagte Busch: Menschliches Handeln solle im Spannungsfeld zwischen Individuum und Gesellschaft, zwischen personaler und sozialer Identität, zwischen Autonomie, individuellen Bedürfnissen und gesellschaftlichen Rahmensetzungen beleuchtet werden. So sollen auch gesellschaftliche Veränderungen deutlich werden und den Besuchern Erfahrungsräume geboten werden, „die es ermöglichen, kulturelles Erbe und die daraus abgeleitete Forschung als Ressource für ihr Leben in der Gegenwart zu begreifen“, sagte Busch.

Neue Perspektiven und neue Einsichten und Ausblicke – genau das will das neue RGZM künftig vermitteln. – Foto: gik

Bis zu Einzug und Eröffnung gebe es allerdings noch viel zu tun, sagte Busch weiter, „ich kann Ihnen aber versichern: wir können es kaum erwarten!“ Ein erster großer Schritt dorthin wurde mit dem Richtfest gemacht – der Polier wünschte dem Bau und seinen Menschen Gottes Segen und zerschmetterte nach altem Brauch Weinglas und Weinflasche am Fuß des neuen Baus. Dass es sich dabei um einen fränkischen Bocksbeutel handelte, die Mainzer werden es verschmerzen.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz findet Ihr auf der Internetseite des Museums genau hier. Schon jetzt öffnet sich das RGZM zunehmend den Besuchern: Bei den noch neuen After-Work-Abenden im RGZM im Schloss und im Museum für Antike Schifffahrt könnt Ihr hinter die Kulissen der Forschungsarbeit gucken und zum Feierabend natürlich ein gutes Glas Wein genießen.

Der nächste After-Work-Abend ist am Donnerstag, den 13. September 2018, von 18.00 bis 21.00 Uhr im Museum für Antike Schifffahrt, Thema ist dann Holzkonservierung. Zudem sind Interessierte eingeladen, beim #AfterWorkSketching Objekte im Museum zu zeichnen. Und vom 10. bis 16. September und vom 5.-11. November 2018 gibt es im RGZM Veranstaltungen rund um das Thema Restaurierung: In Vorträgen, Werkstattführungen, After Work-Veranstaltungen im Museum für Antike Schiffahrt und Familiensonntagen wird gezeigt, welche Rolle die Restaurierung bei der Erschließung von Objekten als historische Quelle spielt. Alle Termine rund um die Frage „Was erzählt uns Kulturgut“, findet Ihr hier auf der Seite des RGZM.

 

 

 

 

 

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Rundflugtag für leukämiekranke Kinder: „Charity Event“ am 19. August bietet Rundflüge über Mainz für einen guten Zweck

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Es ist ein Sommerfest der besonderen Art: Am kommenden Sonntag, den 19. August, findet auf dem Flugplatz Finthen ein ganz besonderes „Charity Event“ statt. Die Flugschule Rhein-Main veranstaltet gemeinsam mit Cityboost einen Rundflugtag zugunsten leukämiekranker Kinder. Dabei dürfen 60 Kinder und ihre Angehörigen am Morgen zunächst selbst ein ganz besonderes Erlebnis genießen: Rundflüge über Mainz, und das kostenlos. Und ab 13.00 Uhr könnt Ihr selbst dann in die kleinen Propellermaschinen und Leichtflugzeuge steigen und den unglaublichen Rausch des schwerelosen Fliegens erleben: Für nur 99,- Euro gibt es Rundflüge über Mainz, das Geld kommt aber nicht etwa den Fliegern zugute, sondern dem Förderverein für Tumor- und Leukämiekranke Kinder in Mainz. Am Boden findet derweil ein Sommerfest mit vielen Genüssen und Aktionen statt – die Mainzer Schausteller machen es möglich.

Die Aktion finden wir so gut, dass Mainz& spontan gesagt hat: das unterstützen wir. Der Förderverein für Tumor- und Leukämiekranke Kinder in Mainz unterstütz die Kinderkrebsklinik in einem Maße, das weit über normale Vereinsarbeit hinausgeht. Seit 1984 werden hier  an Krebs erkrankte Kinder und Jugendliche und deren Familien betreut, aber auch medizinische Instrumente und sogar Stellen für Pflegepersonal und Psychologen finanziert. Es gibt einen Sozialfonds und ein Elternhaus, psychologische Betreuung und Hilfen bei der Wiedereingliederung im Schulalltag nach der Krebstherapie.

Nun lädt die Flugschule Rhein-Main für den Verein zum Sommerfest auf das Finther Airfield, gemeinsam mit der Firma Cityboost und den Mainzer Schauspielern. Als besonderes Highlight dürfen 60 betroffene Kinder und ihre Angehörige kostenlos Rundflüge in Ultraleichtflugzeugen oder Tragschraubern abheben. So kämen auch Kinder, die oftmals aufgrund ihrer Erkrankung nicht mit der konventionellen Luftfahrt verreisen dürfen, in den unbeschreiblichen Genuss, einmal frei wie ein Vogel zu sein, heißt es in der Ankündigung. Bis 13.00 Uhr gehört das Airfield Mainz-Finthen ganz den Kindern und ihren Angehörigen, danach aber wird das Sommerfest für alle geöffnet.

Und so könnt auch Ihr am Sonntag über Mainz abheben: Ab 13.00 Uhr werden Rundflüge über Mainz angeboten, 30 Minuten gibt es zum Spezialpreis von 99,- Euro. Verschiedene Tragscharuber und Ultraleichtflugzeuge stehen dafür bereit, natürlich inklusive Piloten. Das ist in der Tat ein ganz besonderes Erlebnis: In den Kleinflugzeugen sitzt der Fluggast fast wie direkt in der Luft, man schwebt tatsächlich und erlebt das Fliegen hautnah – Luftlöcher und Rütteln inklusive. Als Highlight steht eine Mustang P51 für Fotografen parat, das Fluggerät aus dem 2.Weltkrieg ist ein Original und flog tatsächlich im Krieg über Mainz.

Am Boden findet derweil das Sommerfest statt, mit Softeis und Crêpes, Frozen Getränke vom Heringsbrunnen – und es gibt eine große Tombola mit vielen attraktiven Preisen. Dazu gibt es eine Autoausstellung und eine Live Zumba Tanzshow, die Therapiehundeführerin Katrin Konz stellt Euch ihre beiden Therapiehunde vor. Die Quadstaffel 112 fährt die Kids zu den Flugzeugen und informiert über ihre Arbeit. Viel zu sehen und viel zu tun also – alles voran natürlich die tollen Rundflüge… Das Besondere an dem Flugtag: Die Erlöse gehen komplett an den Förderverein für leukämiekranke Kinder.

Info& auf Mainz&: Charity Event Sommerfest und Rundflugtag am Sonntag, 19. August 2018 auf dem Flugplatz Mainz-Finthen rund um die Flugschule Rhein-Main. Von 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr geschlossene Veranstaltung für den Förderverein für Tumor- und Leukämiekranke Kinder, ab 13.00 Uhr bis 20.00 Uhr Rundflugtag und Sommerfest für alle, der Eintritt ist frei. Sonderangebot: 30 Minuten Rundflug inkl. Start und Landegebühr zum Sonderpreis von 99,- Euro. Alle Erlöse gehen an den Förderverein für Tumor- und Leukämiekranke Kinder Mainz, den Ihr hier im Internet findet. Mehr zum Charity Event findet Ihr hier auf Facebook.

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Billigflieger-Flugsteig G am Frankfurter Flughafen genehmigt – Fraport: Flugsteig am Terminal 3 soll im Sommer 2021 starten – Update Reaktionen

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Der Billigflieger-Flugsteig G am Frankfurter Flughafen darf gebaut werden. Das Bauamt der Stadt Frankfurt habe für den Erweiterungs-Flugsteig am neuen Terminal 3 die Baugenehmigung erteilt, teilte der Flughafenbetreiber Fraport am Donnerstag mit. Der Bau des Flugsteigs G ist ein Teil des neuen 3. Terminals am Frankfurter Flughafen, hier sollen speziell Billigflieger abgefertigt werden. Der Flugsteig soll vier bis fünf Millionen Passagiere abfertigen können und ein „vollwertiges und modernes Abfertigungsgebäude“ sein, wie die Fraport betont. Baustart für den Flugsteig soll nun 2019 sein, Flugsteig G voraussichtlich zum Sommerflugplan 2021 in Betrieb gehen. Kritik an den Plänen kommt von Fluglärminitiativen und Ausbaugegnern. Die hessische Linke sprach von einem „schwarzen Tag für die Region.“ Update: Kritik kam am Freitag dann auch aus Mainz: Der neue „Fastfood-Schalter der Fliegerei“ werde ab 2021 für „noch mehr Luft- und Lärmemissionen, noch enger getaktete Flugpläne und noch weniger Nachtruhe“ sorgen, kritisierte die Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner (Grüne).

So soll der neue Flugsteig G am terminal 3 in Frankfurt nach Darstellung der Fraport aussehen – es ist der Flugsteig ganz rechts. – Foto: Fraport

Seit die Fraport 2017 ihre Geschäftsstrategie änderte und den Frankfurter Flughafen für Billigairlines öffnete, boomt das Geschäft mit den Billigflügen auch am größten deutschen Airport. Ryanair, Easyjet und Co melden seither enorme Zuwächse, die Zahl der in Frankfurt stationierten Maschinen und angebotenen Strecken stieg explosionsartig. Gleichzeitig stieg aber auch ein anderer Wert: Mit den Billigfliegern stieg zeitgleich auch die Anzahl der Maschinen stark an, die das Nachtflugverbot nach 23.00 Uhr verletzen. Kritiker wie die Vorsitzende der Linksfraktion im hessischen Landtag, Janine Wissler, werfen vor allem der irischen Linie Ryanair deshalb vor, sich nicht um Spielregeln und Anwohner zu scheren und gesetzliche Spielräume „gnadenlos auszunutzen.“ Noch im Januar 2018 forderte Wissler, die Stadt Frankfurt müsse diese Praxiserfahrungen in das laufende Baugenehmigungsverfahren für den neuen Billigfliegerflugsteig G am Terminal 3 in Frankfurt einfließen lassen und das Verfahren gegebenenfalls stoppen. „Noch kann das ganz große Geschäft mit Billigfliegern verhindert werden“, sagte Wissler.

Doch die Stadt Frankfurt genehmigte den umstrittenen Flugsteig nun: „Wir freuen uns über die Baugenehmigung für Flugsteig G“, sagte ein Fraport-Sprecher, man reagiere mit dem Bau des eigenen Abfertigungssteigs auf das Passagierwachstum in diesem Bereich. Man wolle möglichst bald zusätzliche moderne Abfertigungskapazitäten anbieten können, um die Terminals 1 und 2 zu entlasten. Die lange Genehmigungsdauer durch die Stadt Frankfurt führe jetzt allerdings zu Verzögerungen, bedauerte die Fraport – ursprünglich wollte der Flughafenbetreiber noch in diesem Jahr mit dem Bau beginnen. Nun sei geplant, den Bauauftrag bis Anfang 2019 an einen Generalunternehmer zu vergeben, sagte der Sprecher weiter. Flugsteig G könne dann voraussichtlich zum Sommerflugplan 2021 in Betrieb gehen, zunächst mit einer Kapazität von vier bis fünf Millionen Passagieren.

Das im Bau befindliche neue Terminal 3 am Frankfurter Flughafen. – Foto: Fraport

Der neue Flugsteig ist Teil des neuen Terminals 3 am Frankfurter Flughafen, sein Bau wird allerdings vorgezogen, um den Billigfliegern möglichst bald eine Heimat bieten zu können. Der neue Flugsteig soll eine Größe von 59.000 Quadratmetern haben und wird ein vollwertiges Abfertigungsgebäude sein, das speziell auf die Bedürfnisse der Billigflieger ausgerichtet wird. So wird der Flugsteig G keine Lounges haben und möglichst direkte Wege bieten. 9 Gebäudepositionen 13 Gates, 11 Check-in-Schalter und drei Gepäckbänder sind zunächst geplant, in der ersten Ausbaustufe sollen vier bis fünf Millionen Passagiere abgefertigt werden können. Doch das ist nicht alles: In der erweiterten Ausbaustufe sind 14 Gebäudepositionen für Flugzeuge plus zwei in der Nähe, 24 Gates, 19 Check-in-Schalter und 5 Gepäckbänder vorgesehen – dann könnte der Flugsteig G sogar sechs bis sieben Millionen Passagiere abfertigen.

Der rund 200 Millionen Euro teure Flugsteig G wäre damit der erste Bauanschnitt des neuen Terminals 3, der fertig würde. Bis 2022 wollte die Fraport im Süden des Flughafen-Geländes das dritte Terminal ursprünglich fertigstellen, Spatenstich für das drei Milliarden Euro-Projekt war im Oktober 2015. Mit der Öffnung für die Billigflieger 2017 beschloss die Fraport, das Terminal um den Flugsteig G zu erweitern, der „perspektivisch in das neue Premium-Produkt Terminal 3 integriert werden soll“, heißt es von der Fraport.

Kritiker befürchten, dass mit dem Ausbau des Billigflieger-Geschäfts in Frankfurt auch Fluglärm und Umweltbelastungen erheblich steigen. – Foto Ryanair

Kritiker, darunter auch die Stadt Mainz, hielten den neuen Flugsteig aber genau wegen seiner nachträglich hinzugefügten Planung nicht für genehmigungsfähig – die Änderung verstoße gegen den Planfeststellungsbeschluss, wetterten sie 2017. Das hessische Wirtschaftsministerium sah das anders, der Flugsteig G sei Teil der bereits genehmigten Baumaßnahmen, hieß es. Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) betonte damals jedoch ausdrücklich, die Stadt Frankfurt könne „zu einer gegenläufigen Einschätzung kommen.“

Am Donnerstag sprach die Linke deshalb von einem „schwarzen Tag für die Region“: „Mit der Genehmigung des Billig-Flugsteigs wird der Frankfurter Flughafen zu einem Job-Motor der ungewollten Art werden“, kritisierte Wissler. Die Billigflieger förderten schlechtere Arbeitsbedingungen, reguläre Arbeitsplätze würden „zunehmend in schlecht bezahlte und unsichere Jobs umgewandelt.“ Wirtschaftsminister Al-Wazir habe „dieser fatalen Entwicklung mit der Genehmigung der Fraport-Rabatte für Billigairlines den Weg bereitet“, schimpfte Wissler. Nun mache „auch die Stadt Frankfurt mit, wie die Genehmigung des Billig-Flugsteigs ‚G‘ traurigerweise belegt.“ In Hessen sind am 28. Oktober Landtagswahlen.

Am Freitag kritisierte die Mainzer Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner (Grüne) die Genehmigung: Der Flugsteig für die Billig-Airlines sei „quasi ein Fastfood-Schalter der Fliegerei“ und werde ab 2021 für „noch mehr Luft- und Lärmemissionen, noch enger getaktete Flugpläne und noch weniger Nachtruhe“, sorgen, kritisierte Rößner: „Dabei hat all das schon jetzt ein unerträgliches und unzumutbares Ausmaß angenommen.“  Die Versprechen aus der Vergangenheit, es werde keinen weiteren Ausbau geben, „verhöhnen aus heutiger Sicht die Menschen einer ganzen Region“, betonte die Mainzerin.

Anstatt dass die Fraport, „den Deckel drauf“ mache, freue man sich beim Flughafen-Betreiber, „eine Nachfrage decken zu können, die man mit dem Ausbau selbst erst schafft und weiter befeuert“, sagte Rößner weiter. Nun sei auch klar, warum Fraport-Chef Stefan Schulte kürzlich mehr Luftstraßen gefordert habe: „mit einem zusätzlichen Passagieraufkommen von fünf Millionen und damit einem massiven Anstieg der Starts und Landungen kann das Nachtflugverbot nicht mehr eingehalten werden“, prophezeite die Politikerin. Schon jetzt klappe das „immer weniger, aber man will sie unbedingt, Ryanair und Co“, kritisierte sie. Das Nachtflugverbot und die vom Fluglärm betroffenen Menschen spielten in diesen wirtschaftlichen Überlegungen keine Rolle – genauso wenig wie der fortschreitende Klimawandel, der durch den klimaschädlichen Flugverkehr noch weiter angeheizt werde.

Info& auf Mainz&: Reaktionen von Fluglärm-Initiativen haben wir leider noch keine. Auch die Stadt Frankfurt haben wir für eine Reaktion angefragt – wir liefern das natürlich nach, sobald es kommt. Mehr zu dem Streit um die Genehmigung des Billigflieger-Flugsteigs G am Terminal 3 lest Ihr hier bei Mainz&.

 

 

 

 

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