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Start 2018 September

Monatsarchive: September 2018

Leitartikel&: Abgehobene Fahnenbahnen statt Treffpunkt und Kommunikation – Kunst am Mainzer Landtag haut den Mainzern die Demokratie um die Ohren

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Wir fragen uns: Warum diese Hektik? Warum diese Heimlichtuerei? Der Mainzer Landtag steht an prominenter Stelle in Mainz, das Deutschhaus ist ein elementarer Teil der Stadtgeschichte. Von seinem Balkon aus wurde die erste Republik auf deutschem Boden ausgerufen, hier rangen die Mainzer um Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Gemeinsam mit dem Kurfürstlichen Schloss bildet das Deutschhaus zudem ein großartiges Ensemble voller Geschichte und Symbolik, schon lange wird in Mainz um eine Aufwertung der Achse an der großen Bleiche gerungen. Und als ginge sie das alles nichts an, setzen mitten hinein die Verantwortlichen des Mainzer Landtags unter Ausschluss der Öffentlichkeit nun ein Kunstwerk: drei Metallstangen, neun Meter hoch, an jedem soll ein Stück Stoff flattern, Schwarz, Rot, Gold. Doch das Spiel mit den Nationalfarben wird in der Realität weder zum Nachdenken, noch zum Verweilen anregen: Abgehoben von der Bevölkerung, haut es den Bürgern ihre Nationalfarben schlicht um die Ohren. Was für ein Signal der Demokratie…

Der Siegerentwurf „Drei Farben“ für den neuen Mainzer Landtag: flatternde Bahnen in luftiger Höhe. – Foto: Landtag

Die „Kunst am Bau“ ist ein hehres Element der Bauvorgaben unserer Zeit, sie soll uns gemahnen, dass Funktionalität nicht alles und der Mensch mehr ist, als eine Maschine und die Gesellschaft mehr als ein Gebilde aus Beton. Gut so – wären da nicht die vielen Fälle, in denen Kunst am Bau bei den Bürgern im Nachhinein mehr Kopfschütteln verursacht, als Freude und Inspiration auslöst. Und so einen Fall bekommen wir gerade wieder beschert, in Mainz am neuen Mainzer Landtag.

Als „Kunst am Bau“ nämlich kürte eine laut Pressemitteilung „hochkarätige Jury“ unter dem Vorsitz einer Darmstädter Kunstexpertin ein Kunstwerk aus drei Metallrahmen mit einem Stück Stoff darin. Das ist die auf den ersten Blick sichtbare Essenz der „Drei Farben“, ein Kunstwerk, das mit den Nationalfarben Schwarz, Rot und Gold spielt und der Historie dieser drei Farben, die aus der Fahne des Hambacher Schlosses stammen – Einzelheiten dazu bitte hier nachlesen.

Doch wie Kunstwerke nun einmal so sind, erklären auch die „Drei Farben“ dem unbedarften Betrachter – nichts. Wer ihren Sinn erkennen will, braucht viel Hintergrundwissen, über die Demokratie, die Geschichte von Mainz, das Hambacher Fest in der Pfalz. Auf der Wiese neben dem Landtag wird das nicht zu finden sein. Doch die drei Metallrahmen, neun Meter hoch, werden die Wiese neben dem Landtag prägen, und das in einer Situation, in der in Mainz um die Neugestaltung genau dieses Areals intensiv gerungen wird.

Das Areal rechts und links der Großen Bleiche war schon Festivalgelände und Sportmeile, Public Viewing Area und einfach nur Wiese. Die Frage ist: was passiert damit in der Zukunft? – Foto: gik

Da wird mal von einem Schlosshotel geträumt, und mal von einem barocken Schlossgarten, der Ernst Ludwig-Platz könnte Festmeile werden und bedarf vor allem dringend der Aufwertung – die Mainzer brauchen dringend mehr und attraktivere Grünanlagen in ihrer Stadtmitte. Inzwischen ist das Schlosshotel – so besagt es die Gerüchteküche von Mainz – passé, die Aufwertung der Grünanlagen bekommt dadurch erst richtig neue Dynamik: Nun wäre der Platz da zum Gestalten, zum Schaffen von Verweiloasen, von Treffpunkten. Die Stadt wollte indes neben der Sanierung des Schlosses auch den Umbau des Landtags abwarten, schließlich entsteht zur Großen Bleiche hin ein neuer Anbau.

Da klatscht, wir sagen das jetzt mal so, der Landtag den Mainzern einfach ein Kunstwerk auf die Wiese, mit dem so richtig niemand etwas anfangen kann. Die „Drei Farben“ mögen hochsymbolisch und sehr künstlerisch mit der deutschen Nationalfahne spielen – einen attraktiven Raum, der zum Verweilen einlädt, schaffen sie zumindest auf den ersten Blick nicht. „Wäscheleine“ lautete ein erster, spontaner Spitzname für die Metallgestelle, die flatternden Fahnenbahnen sollen zudem extra verwittern und verblassen – was sollen die Mainzer damit anfangen? Dass die Fahnen zum Reflektieren über die Demokratie einladen sollen, klingt wie ein Witz, ein schlechter wird es, wenn man die Alternativen sieht: Ein Raum für Vielfalt, ein echter Treffpunkt, ein Ort zum Debattieren, ein Garten gar hätte hier entstehen können. Ein Kunstwerk, das die Menschen im Land spiegelt, die menschliche Vielfalt, die demokratischen Prozesse. Die flatternden Bahnen in luftiger Höhe sind nichts davon.

Einer der Alternativvorschläge: Ein begehbarer Garten in Form des Plenarrundes mit Min-Beeten statt Stühlen. – Foto: gik

Die Entscheidung fiel zudem hinter verschlossenen Türen, heimlich, in einer Jury unter Vorsitz von Nicht-Mainzern. 170 (!) Kunstwerke aus ganz Europa werden mit einem Strich vom Tisch gewischt, ohne dass die Öffentlichkeit auch nur von ihnen erfährt. Zehn Finalentwürfe mit Modellen, ganzen Präsentationstafeln und ausführlichen Konzepten werden genau eine Woche lang im Landtag ausgestellt – nachdem die Entscheidung schon gefallen ist. Offenbar will man jede Debatte über das Kunstwerk im Keim ersticken, anders ist diese Hektik und Heimlichtuerei nicht zu erklären.

Der Landtag stellt die Stadt vor vollendete Tatsachen, schlimmer noch: Er stellt die Bürger vor ein Kunstwerk, das ihnen Tuch um die Ohren haut, anstatt Raum für Debatten und Begegnung zu schaffen – genau den Bürgern, die im Landtagsrund vertreten werden sollen. Bei allem Respekt vor dem Kunstwerk: Das ist eines Parlaments voller Volksvertreter unwürdig, das hat niemand verdient. Mainz nicht, seine Bürger nicht, die Fahne nicht – und die Demokratie schon gar nicht.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Siegerentwurf „Drei Farben“ am neuen Mainzer Landtag lest Ihr hier auf Mainz&, mehr zu den anderen neun Finalisten könnt Ihr hier bei Mainz& lesen. Die Modelle der zehn Finalteilnehmer könnt Ihr sehen, wenn Ihr Euch sehr beeilt: Am Mittwoch schließt die Ausstellung in der Steinhalle des Landesmuseums schon wieder.

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„Garten der Welt“ oder „Plenairsaal“ – Wettbewerb „Kunst am Bau“ für neuen Landtag bot kreative Ideen für Raum an der Großen Bleiche

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Vergangene Woche stellte der Mainzer Landtag ja das Ergebnis des Wettbewerbs „Kunst am Bau“ für die Wiese am umgebauten Mainzer Deutschhaus vor, das Ergebnis: drei Metallrahmen, in denen je eine der drei Farben Schwarz, Rot und Gold als Stück Stoff flattern soll. Das Kunstwerk „Drei Farben“ des Berline Künstlers Michael Sailstorfer setzte sich gegen 170 weitere Wettbewerbsbeiträge durch, die Jury schwärmte in höchsten Tönen von dem Kunstwerk, dass die Geschichte der Hambacher Fahne aufgreife und die Nationalfahne „neu erlebbar“ mache. Mainz& hat interessiert: was waren eigentlich die anderen Entwürfe? Und siehe da, die hätten dem Platz zwischen Landtag und Großer Bleiche womöglich noch ganz andere Impulse gegeben: Andere Künstler nämlich entwarfen ein Plenarrund unter freiem Himmel, Plätze zum Sich-Treffen und Debattieren und sogar einen ganzen „Garten der Welt“ für Mainz.

Kunstwerk mit grünem Dach auf Säulen – ein Vorschlag im Wettbewerb „Kunst am Bau“ des Mainzer Landtags. – Foto: gik

228.000 Euro stehen am Landtag für das Thema „Kunst am Bau“ zur Verfügung, das ist gesetzlich vorgeschrieben. Seit Ende 2015 wird das altehrwürdige Deutschhaus, ein altes Barockpalais grundlegend entkernt, saniert und mit einem modernen Innenleben versehen, in Richtung Große Bleiche erhält das Haus einen neuen Anbau in Rottönen für Besuchergruppen und eine Kantine. Bis 2020 soll der neue Parlamentssitz fertig sein, mit der „Kunst am Bau“ will der Landtag „seiner Wertschätzung für die Bildende Kunst im öffentlichen Raum an prominenter Stelle sichtbar Ausdruck verleihen“, sagte Landtagspräsident Hendrik Hering.

Also schrieb der Landtag einen Wettbewerb aus, die Aufgabe lautete, den rheinland-pfälzischen Landtag als besondere Stätte der Demokratie künstlerisch darzustellen. Gewünscht war zudem, dass das Kunstwerk Anlaufstelle für die vielen Landtagsbesucher sein und sich sensibel in die städtebauliche Situation einfügen sollte. Der Zuspruch zum Wettbewerb war enorm, 171 Beiträge wurden von Künstlern aus ganz Europa eingeschickt. Zehn Künstler wurden in einer zweiten Stufe nach Sichtung durch ein Auswahlgremium eingeladen, ein Modell für ihr Kunstwerk zu entwerfen und zu präsentieren – diese zehn Modelle sind noch bis Mittwoch in der Lobby des derzeitigen Interimsplenarsaals im Landesmuseum zu sehen.

Unter den neun anderen Entwürfen sind klassische Skulpturen ebenso wie ein großer, transparenter Umriss eines Kopfes oder aber ein schiefes grünes Dach auf Stelzen. „En toute sérénité“, „in aller Ruhe“ hat der Künstler die Skulptur getauft und betont auf dem dabei liegenden Konzeptpapier: Die Stelzen nähmen die Bauform der Säulen aus dem Landtagsbau auf, das grüne Dach zitiere eine barocke Gartenanlage. Zu dem Kunstwerk sollten strahlenförmige Wege den Besucher in eine Mitte hinführen, wo man auf einem grauen Mäuerchen zum Verweilen unter den Stelzen eingeladen worden wäre.

Der „Plenairsaal“, ein nachgebildetes Plenarrund, hätte ebenfalls als „Kunst am Bau“ am Mainzer Landtag entstehen können. – Foto: gik

Überhaupt setzten die meisten Künstler in dieser Endauswahl auf Kunstwerke, die den Mainzern auch eine Gelegenheit zum Sitzen, Verweilen und gar debattieren gegeben hätten. Da war etwa eine Installation aus 51 podestartigen, runden Metallobjekten, die scheinbar zufällig auf der Wiese neben dem Landtag verstreut gelegen hätten. Die Besucher hätten sich zwischen den leicht spiegelnden Objekten bewegen oder sich auf ihnen niederlassen können, fand der Künstler, die 51 Podeste wiederum stünden stellvertretend für die 51 Wahlkreise im Land. Eine App hätte dazu die Hintergrundinformationen liefern können.

Einen Bezug zum Geschehen in dem Landtagsgebäude wollte auch das Werk der Künstlerin Lucia Dellefant herstellen: Ihre Skulptur „In der Vielfalt liegt unser Gelingen“ hätte genau diesen Schriftzug aus Buchstaben kreisförmig in einem Rund angeordnet, das genau das Rund des Plenarsaals abgebildet hätte. Die hellgrauen Buchstaben auf lavagrauem Basalt sollten die Bürger zu einem Forum des politischen Diskurses anregen, die Buchstabenwürfel wären mit Zitaten von Rheinland-Pfälzern versehen worden, die sich bereits für die Demokratie engagieren.

Dies ist der Siegerentwurf „Drei Farben“, in den drei neun Meter hohen Metallrahmen sollen Fahnen flattern. – Foto: Landtag/ Andreas Linsenmann

Alexander Laner wiederum hätte gleich den Plenarsaal in seiner Gänze als Modell auf die Wiese neben der Landtagskantine gestellt: ein formal vereinfachtes Parlamentsrund, angelehnt an den Mainzer Plenarsaal aus den 1980er Jahren, der damals bundesweit der erste Plenarsaal in Rundform war. „Durch die künstlerische Geste ins Freie versetzt, wird der Plenarsaal zum „Pleinairsaal“, zum Plenum unter freiem Himmel“, schreibt der Künstler dazu. Entstehen könne so eine Arena oder gar eine Art römisches Amphitheater in der freien Natur, ein Außenparlament, das zugleich Demokratie, Transparenz und Bürgernähe symbolisiere – und sogar für reale Sitzungen genutzt werden könnte.

So hätte der Parlamentsgarten am Mainzer Landtag aussehen können. – Foto: gik

Besonders gut aber gefiel uns der „Garten der Welt“, ein ebenfalls kreisrundes Gebilde, das maßstabsgetreu das Plenarrund im Landtagsgebäude nachgebildet hätte. An die Stelle der Sitze für die Parlamentarier aber wären Gartenparzellen getreten, 188 Minigärten – und diese hätten stellvertretend für die 188 verschiedenen Nationalitäten gestanden, die Ende 2017 in Rheinland-Pfalz lebten. „Jede Parzelle ist einem der Herkunftsländer gewidmet“ und werde mit Pflanzen aus dem jeweiligen Land bestückt, so der Künstler in seiner Beschreibung. So entstehe ein biologisch ausdifferenzierter „Weltgarten, ein Garten von und für Menschen aus aller Welt“, ein interkultureller Garten direkt vor dem Parlament.

In die Mitte hätte der Künstler schließlich noch einen großen, runden, vier Meter messenden Tisch gestellt, dessen Oberfläche mit einem Sattelitenbild von Rheinland-Pfalz versehen worden wäre – auf dem Tisch hätte man sitzen, picknicken oder spielen können: „Treffpunkt und praktisches, multifunktionales Zentrum des kleinen Parks und der Weltgärten“, wie der Künstler in seiner beiliegenden Beschreibung notiert. Direkt an der Großen Bleiche und in unmittelbarer Rheinnähe hätte so eine grüne Oase für die Mainzer entstehen können – für die einzelnen Parzellen hätte es Patenschaften geben sollen, so wäre eine World Community entstanden, ein Ort der Begegnung, aber auch des Handelns und der Kommunikation.

Visualisierung des künstlerischen Rundes „Vielfalt“ für den Mainzer Landtag. – Foto: gik

Die Jury hingegen entschied sich für die drei neun Meter hohen Metallrahmen mit den drei Farben Schwarz, Rot und Gold darin, und bergründete dies so: Die Form der drei Fahnen in drei separaten Metallrahmen stehe für Offenheit, durch die Trennung der drei Farben könne „die Fahne neu erlebt werden.“ Das Werk nehme „in herausragender Weise Bezug“ auf die Geschichte des Platzes und leiste eine „künstlerische Transformation“ des Themas der Hambacher Fahne, aus der die deutsche Nationalflagge wurde. „Drei Farben“ erinnere so auch an den Mut der damaligen Freiheitskämpfer, die ungeachtet aller Gefahren für ihr Leib und Leben die deutsche Einheit, Freiheit und Demokratie forderten.

Sailstorfer selbst hatte in seiner Bewerbung geschrieben, er wolle mit seinem Kunstwerk dazu beitragen, einen Ort zu entwickeln, an dem Demokratie aktiv erlebt und gestaltet wird. Der Besucher solle eingeladen werden, über den Ort und seine Bedeutung zu reflektieren. Die Jury meinte dazu, durch das Kunstwerk bleibe der Ort begehbar, nahbar und lade Passanten ein. Die Mainzer reagierten dagegen eher mit Kopfschütteln: die ersten Reaktionen von Mainz&-Lesern lauteten „drei Wäscheleinen“ oder schlicht „bescheuert“.

Info& auf Mainz&: Alle zehn Modelle der Finalrunde des Wettbewerbs „Kunst am Bau“ könnt Ihr im Mainzer Landesmuseum, in der Lobby des Plenarsaals, der alten Steinhalle, ansehen – allerdings nur noch bis diesen Mittwoch. Dann waren die Vorschläge, die vor der Bekanntgabe des Siegers weder mitgeteilt noch gezeigt wurden, genau eine Woche lang ausgestellt. Mehr zum Siegerentwurf „Drei Farben“ lest Ihr hier bei Mainz&, mehr zur Sanierung und Umbau des Deutschhauses genau hier. Zu den Vorschlägen und der Entscheidung in Sachen „Kunst am Bau“ am Mainzer Landtag lest Ihr hier unseren Leitartikel: „Abgehobene Fahnenbahnen statt Treffpunkt und Kommunikation – Die Kunst am Mainzer Landtag haut den Mainzern die Demokratie um die Ohren.“

 

 

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Cinelady am 12.09.2018: Jane Fonda und ein besonders erotischer BookClub – Frauenpower und Weinerlebnis im Weinhaus Michel

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Sex and the City und Fifty Shades of Grey in einem Film, dazu ein großartiges Frauen-Staraufgebot und ein sensibler Film über Liebe, Leben und Freundschaft – alles das könnt Ihr am Mittwochabend beim CineLady Glam Preview erleben. „Book Club“ heißt der Film bei der Ladies‘ Night im Cinestar Kino in Mainz, und dabei geht es um die großartige Freundschaft vier alternder Ladies, die gemeinsam durch dick und dünn gehen – und dabei die Liebe neu entdecken. Jane Fonda, Diane Keaton, Candice Bergen und Mary Steenburgen spielen die vier Freundinnen, und das Staraufgebot allein garantiert ja schon fast einen guten Film. Doch „Book Club“ ist noch viel mehr: eine witzige, romantische und manchmal sogar tiefsinnige Komödie. Und was gehört zu einem guten Buch? Natürlich ein gutes Glas Wein! Also verlosen wir am Mittwoch bei der CineLady Weinerlebnisse mit dem Weinhaus Michel!

Vivian (Jane Fonda), Diane (Diane Keaton), Sharon (Candice Bergen) und Carol (Mary Steenburgen) gehen schon ihr halbes Leben gemeinsam durch dick und dünn, ihr monatlicher „Book Club“ ist für alle ein Pflichttermin – und bei jeder Menge Wein reden die inzwischen gealterten Freundinnen über alles mögliche. Eines Tages aber präsentiert ihnen Vivian Mr. Grey – eben jenen Protagonisten aus Fifty Shades of Grey. Und mit dem Erotikroman und seinen Beschreibungen beginnen eine ganze Menge Verwicklungen, denn auf einmal entdecken die Ladies, dass sie für die Erotik überhaupt noch nicht zu alt sind, und auch nicht für die wahre Liebe…

Das alles könnte ja nun auch ziemlich platt daherkommen, doch nach allem, was wir vorab gesehen haben, tut es das keineswegs: „Book Club“ ist eine wirklich herrliche und manchmal auch durchaus anrührende, vor allem aber auch stilvolle Geschichte über vier Freundinnen, die lebhaft an die legendäre Serie „Sex and the City“ erinnert. Auch „Book Club“ ist voller Witz und Esprit, die vier Freundinnen stehen natürlich alle längst fest im Leben wie etwa die renommierte Richterin Sharon. Wenn sich die auf einmal in Online-Datingbörsen stürzt, ist das komisch und mutig zugleich, wenn Carol zunehmend verzweifelt versucht, ihren Ehemann wieder zu Sex zu bringen, ist das auch anrührend – oder wenn Vivian ihren früheren Liebhaber wiedertrifft -(gespielt von niemand Geringerem als Don Johnson), dann knistert die Luft.

Astrid Michel im Keller ihres Weinhauses Michel, hier gibt’s beim „Keller für Kenner“ Lesungen und Konzerte, Weinproben und Kabarett. – Foto: gik

Das großartige Damen-Star-Ensemble trägt den Film natürlich, und man würde dabei nie ahnen, dass Diane Keaton und Candice Bergen mittlerweile 72 Jahre alt sind – und Jane Fonda sage und schreibe 80 Jahre. Mit ihren 65 Jahren wirkt Mary Steenburgen da glatt wie ein Küken… Freut Euch auf Liebe, Lust, Freundschaft und vor allem geballte Frauenpower, die im Alter nur immer besser wird! Regisseur Bill Holderman fuhr mit „Book Club“ jedenfalls schon in den USA einen echten Überraschungserfolg ein, Ihr kennt ihn von „Die Lincoln Verschwörung“ oder „Picknick mit Bären“, wo Holderman schon erfolgreich mit den beiden Altstars Robert Redford und Nick Nolte die Männerfassung des Themas Freundschaft und Alter drehte. Der perfekte Film zum Leben – und zum Wein!

Frauenpower und Weingenuss geben sich indes auch in Mainz gerne ein Stelldichein: im Weinhaus Michel in der Mainzer Altstadt. Wirtin Astrid Michel krempelte vor 25 Jahren das gediegene Haus mit den Trockenblumen im Fenster gründlich um, heute ist das Weinhaus Michel ein moderner Genuss-Hotspot in der südlichen Altstadt. Heute hat Astrid Michel vier Söhne und schmeißt zusammen mit ihrem Mann Stefan Weinstube und das dazu gehörende Weingut – im Weinhaus Michel werden nur eigene Tropfen ausgeschenkt. Und die Weine haben hier Persönlichkeit: „Altstadtadel“ und „Amorettsche“ heißen hier die Weine, der Schnudedunker  ist ein Weißweincuvee, und der Riesling kommt als angeberischer Drummermajor daher, der „Owwermaschores“. Mainzer Lebensart meets Weinkultur und leckeres Essen – und längst auch Kultur.

2007 nämlich machten Michels aus dem etwas altbackenen Kellergewölbe einen modernen Erlebnisraum im Untergeschoss, seit ein paar Jahren finden die Gäste hier nicht nur Wein und Fastnachtsparties, sondern auch Kultur: Im „Keller für Kenner“ gibt es Lesungen und Konzerte, gespielte Krimis und Kabarett. Gerade erschien das Programm für das Winterhalbjahr, los geht’s am kommenden Samstag, den 15. September, mit der Herbstweinprobe mitsamt der Mainzer A-Cappella-Band Suna! Am 21. September kommt die geniale Frauenband Mafalda, im Oktober könnt Ihr hier Oliver Mager mit „Verliebt in eine Stadt“ erleben. Graf Dracula gibt sich an Halloween die Ehre, Ende November gibt’s Weihnachtsgeschichten mit Widerhaken – und natürlich dazu immer gute Weine. Und Karten für die Genüsse könnt Ihr exklusiv am Mittwoch bei der CineLady gewinnen!

Info& auf Mainz&: CineLady Glam Preview am Mittwoch, 12. September 2018 mit dem Film „Book Club“. Los Geht’s ab 19.15 Uhr im Cinestar-Foyer mit einem Prosecco und einer Maxi (so lange der Vorrat reicht). Karten gibt es an der Kinokasse, CineStarCARD-Besitzerinnen sparen 1,- Euro beim Ticketkauf. Infos und Karten gibt es hier im Internet. Mehr zum Weinhaus Michel in der Mainzer Altstadt lest Ihr hier bei Mainz&, das Weinhaus Michel und das gesamte Progeamm für den „Keller für Kenner“ findet Ihr hier im Internet.

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Tag des Offenen Denkmals am 9.9.2018 in Mainz: Alter Dom, Römisches Theater, Schulmuseum und Kasematten – Nacht der Offenen Kirchen heute

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Seit 25 Jahren gibt es nun schon den Tag des Offenen Denkmals, an jedem zweiten Sonntag im September öffnen dabei Denkmäler ihre Türen, die sonst nicht der Öffentlichkeit zugänglich sind. In diesem Jahr steht der Tag unter dem Motto „Entdecken, was uns verbindet“, das Thema bezieht sich auf das Europäische Kulturerbejahr und soll Europaweit auf das geteilte Erbe aufmerksam machen. In Mainz könnt Ihr an rund 15 Stationen einen tiefen Blick in die Mainzer Geschichte werfen: Da könnt Ihr tief in die Kasematten unter dem Fort Josef in der Oberstadt eintauchen, der Christuskirche auf den Turm steigen, das Schulmuseum in der alten Schillerschule besuchen oder im Römischen Bühnetheater am Südbahnhof ein „Lieblings-Liedermacher-Lieder“-Mitsingkonzert mit Christian Vahl erleben. Besonderes Highlight: In der Johanniskirche werden Modelle und ein Film zur Rekonstruktion der Kirche im Jahr 1906 gezeigt – das könnt Ihr auch schon heute Abend bei der Nacht der Offenen Kirchen erleben.

Das Römische Theater, einst das größte Bühnentheater nördlich der Alpen, könnt Ihr am Tag des Offenen Denkmals besichtigen. – Foto: gik

Der Denkmaltag war in den vergangenen Jahren ja in Mainz ein bisschen in den Hintergrund gerückt, in diesem Jahr aber gibt es gleich ein ganzes Festival spannender Themen und Orte. So öffnet das Mainzer Staatstheater ebenso seine Tore wie die alte jüdische Synagoge in Mainz-Weisenau oder das Ziegeleimuseum in Mainz-Bretzenheim. Die Seminarkirche in der Augustinerstraße und das angeschlossene Priesterseminar öffnen ihre Türen zu Führungen, auch das Seminar ist eine Tür, die sonst den Mainzer verschlossen bleibt. Rechts des Rheins lädt das Museum Castellum zur Führungen am römischen Germanicus-Bogen, einem der größten Ehrenmale zur Römerzeit nördlich der Alpen.

Apropos Römerzeit: Endlich ist wieder einmal das Römische Theater am Mainzer Südbahnhof am Tag des Offenen Denkmals für Besucher geöffnet. Die Initiative Römisches Mainz lädt zwischen 11.00 Uhr und 17.00 Uhr zu Führungen, es gibt Wein und Backwaren, und der Steinmetzbetrieb Sauer wird Steinbearbeitungstechniken vorführen und über die Konservierung römischen Mauerwerks informieren. Alle Infos mit Uhrzeiten dazu hier im Internet.

Drususstein und Zitadellenfest locken ebenfalls am Sonntag. – Foto: gik

Um 12.30 Uhr und um 14.30 Uhr gibt es zudem ein besonderes Highlight: Christian Vahl, im normalen Leben Herzchirurg, wird wieder einmal als Liedermacher auftreten. Vahl steht seit den 1970er Jahren als Liedermacher auf den Bühnen der Republik, am Sonntag lädt er im Rund des Römischen Bühnentheaters zum Lieblings- Liedermacher-Lieder-Mitsingkonzert mit Songs wie „Heute hier, morgen dort“,  „Über den Wolken“ oder „Blowing in the wind“ ein. Vahl ist seit dem Sommer Präsident des Mainzer Rotary Clubs und will seine Amtszeit nutzen, um für die dringend notwendige Konservierung des antiken Baus zu werben.

In enger Beziehung zum Römischen Theater steht natürlich der Drususstein, das Ehrenmal für den römischen Feldherrn Drusus auf der Mainzer Zitadelle gleich oberhalb. Auch dort finden am Sonntag Führungen statt, dabei könnt Ihr Euch auch gleich über die gerade begonnenen Restaurierungsarbeiten informieren. Auf der Zitadelle findet am Sonntag natürlich auch, wie immer am Tag des Offenen Denkmals, das Zitadellenfest statt – alle Informationen dazu hier im Internet.

Ein weiteres, sehr viel versteckteres Highlight findet Ihr nur wenige Meter weiter: Die alte Neutorschule könnt Ihr am Sonntag ebenfalls mit Führungen erkunden. Hier findet sich eines der ältesten Schulgebäude von Mainz aus dem Jahr 1905, dazu ein Schulmuseum, aber auch Exponate aus der Römer- und der Frankenzeit. Und noch eine Tür öffnet sich am Sonntag, die demnächst für lange Zeit verschlossen bleiben wird: Die Landesdenkmalpflege lädt zu Führungen durch den Erthaler Hof. Der alte Rokokobau an der Bauhofstraße beherbergt eine Sammlung historischer Baumaterialien und bietet bis heute Originalausstattung. Zudem wurde ein Teil des Erthaler Hofes jüngst verkauft, der beliebte Club 50 Grad musste deshalb bereits schließen. Höchste Zeit also, dem Erthaler Hof noch mal einen Besuch abzustatten. Führungen finden um 15.30 Uhr und um 16.30 Uhr statt, durchgeführt von Landesdenkmalpfleger Markus Fritz-von Preuschen – wobei wir nicht genau wissen, welche Teile des Gebäudes dabei genau besichtigt werden.

Die Ausgrabungen in der Johanniskirche förderten jede Menge Sensationen zutage. – Foto: gik

Ein besonderes Highlight findet sich zudem noch in der Innenstadt: die Johanniskirche öffnet zum Tag des Offenen Denkmals wieder ihre Tore. Die von außen unscheinbar wirkende evangelische Kirche gleich hinter dem Dom entpuppte sich ja durch umfangreiche Ausgrabungen als „Alter Dom von Mainz“, als eine der ältesten Kirchen Deutschlands und als archäologische Sensation.  Die Ausgrabungen im Kirchenschiff sind inzwischen abgeschlossen, geforscht wird weiter: Am Sonntag erwacht der „Alte Dom“ virtuell wieder zum Leben.

Gezeigt werden erstmals öffentlich Modelle und Zeichnungen des renommierten Glasmalers Otto Linnemann aus dem Jahr 1907, der Glasfenster und Wandmalereien im Jugendstil für Kirchen entwarf – auch vier Glasfenster für die Johanniskirche, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Auch tauchten bei den Forschungen zwei Jugendstil-Pfauen an der Langhauswand sowie Pfauenfedern im Gewölbe des Chors auf.

Auf der Grundlage neuester Forschung wurden so Modelle und Filmsequenzen zur Farbgestaltung der damaligen „Evangelischen Gemeindekirche“ im Jahr 1906 sowie Modelle und ein Film zur Baugeschichte der Kirche entwickelt, die nun erstmals zu sehen sind. Auch „die atemberaubende Kassettendecke“ können die Besucher nun künftig bei Gruppenführungen mithilfe von 3D-Cookies anschauen, sagt Pfarrer Gregor Ziorkewicz, zuständig für die Stadtkirchenarbeit an St. Johannis. Und wenn Ihr dafür am Sonntag keine Zeit habt: Heute Abend könnt Ihr die Ausstellung in der Johanniskirche bereits bei der Nacht der Offenen Kirchen zwischen 19.30 Uhr bis 24.00 Uhr erleben. Achtung: Für die Johanniskirche braucht Ihr wegen des großen Andrangs Eintrittskarten, die am Eingang ausgegeben werden. Der Eintritt kostet aber nichts – wie es geht steht hier.

Bei der Nacht der Offenen Kirchen laden knapp zwanzig Kirchen in der Mainzer Innenstadt zum meditativen Entdecken der Kirchenräume, zu Musik, Begegnung und dem Staunen über die wunderbaren Räume. Die zentrale Eröffnung ist um 19.30 Uhr in St. Quintin in der Altstadt, bis Mitternacht könnt Ihr durch die Kirchen der Innenstadt flanieren – das volle Programm dazu findet Ihr hier. Viele der Kirchen machen auch am Tag des Offenen Denkmals am Sonntag mit, so schließt sich der Kreis.

Info& auf Mainz&: 25 Jahre Tag des Offenen Denkmals am Sonntag, 9. September 2018. Die rund 15 Denkmäler in Mainz und Mainz-Kastel öffnen in Regel zwischen 11.00 Uhr und 17.00 Uhr, alle Einzelheiten zu Führungen und Öffnungszeiten findet Ihr hier auf der Internetseite zum Denkmalstag. Einfach „Mainz“ in die Suchmaske eingeben, dann führt Euch eine interaktive Karte zu allen Stationen. Dort kann man dann natürlich auch nachsehen, welche Denkmäler in Wiesbaden oder im rheinhessischen Umland ihre Tore öffnen. Das Programm im Römischen Bühnentheater findet Ihr außerdem genau hier, Informationen zur Johanniskirche auf dieser Internetseite. Alle Informationen zur Nacht der Offenen Kirchen gibt es hier im Internet. Informationen zum Zitadellenfest – hier entlang, bitte.

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Frankfurt muss Fahrverbote für alte Diesel einführen – Verwaltungsgericht Wiesbaden gibt Klage Recht – Ab Februar 2019 Verbote für Euro 4-Norm

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Paukenschlag in Wiesbaden: Die Stadt Frankfurt muss ab dem 1. Februar 2019 Diesel-Fahrverbote einführen. Das urteilte das Wiesbadener Verwaltungsgericht am späten Mittwochnachmittag. Schon ab dem 1. Februar 2019 muss die Stadt laut Gericht Fahrverbote für Dieselfahrzeuge der Klasse Euro 4 und älter einführen, ab dem 1. September 2019 auch für Diesel der Euro 5-Norm. Der Umfang der Fahrverbote ist unklar, das Gericht sprach aber von „zonenbezogenen Fahrverboten“ – damit scheiden Fahrverbote nur für einzelne Straßen wohl aus. Die Klage richtete sich formal gegen den Luftreinhalteplan des Landes Hessen, und da machte das Gericht klar: Die dort vorgesehenen Maßnahmen reichen nicht aus, die schädlichen Stickoxide in ausreichendem Maße zu senken. Die Entscheidung hat gravierende Folgen auch für Tausende von Pendlern aus Rheinland-Pfalz – und für weitere Fahrverbote etwa in Wiesbaden.

Älteren Dieselfahrzeugen drohen ab dem 1. Februar 2019 Fahrverbote in Frankfurt. – Foto: gik

Die Deutsche Umwelthilfe hatte im November 2015 Klage gegen das Land Hessen wegen anhaltender Überschreitung der Stickstoffdioxidwerte in der Stadt Frankfurt eingereicht. Ziel sei die schnellstmögliche Einhaltung des Grenzwertes, Diesel-Fahrverbote seien dafür die alleinige Möglichkeit und müssten deshalb in den Luftreinhalteplan des Landes Hessen aufgenommen werden, so die Klage der DUH. Der Umweltverband klagt derzeit gegen mehr als 20 Städte im Umweltgebiet in derselben Sache – auch gegen die Stadt Mainz. Bislang hat die DUH sämtliche Verfahren zu Dieselfahrverboten gewonnen, in Düsseldorf, Stuttgart und Hamburg ordneten Gerichte bereits Fahrverbote an. Die Mainzer Klage wird Mitte Oktober vor dem Mainzer Verwaltungsgericht verhandelt – auch hier droht ein Fahrverbot.

Denn in Mainz wie in Frankfurt, Wiesbaden und anderen Städten überschreiten die Stickoxidwerte seit Jahren den zulässigen Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Als Hauptverursacher gilt der Straßenverkehr und hier vor allem die Dieselfahrzeuge. Und so wurde gerade der Dieselskandal mit dem Betrug durch die Autohersteller für die Städte zum Problem: Weil die Diesel-Autos viel mehr Stickoxide ausstoßen, als erlaubt, sinken in den Städten auch die Werte nicht oder zumindest nicht in ausreichendem Maße. So lag der Jahresmittelwert in Frankfurt 2017 noch immer bei 47,2 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft und damit noch immer über dem Grenzwert.

Die Mainzer Narren wussten es schon im Februar 2018: Das Dieselproblem wird noch mal zur größeren Sache für den Bundesverkehrsminister. – Foto: gik

Dabei sinken die Werte seit Jahren: 2009 wurde in Frankfurt noch ein Jahresmittelwert von 64 Mikrogramm gemessen. 2010 ging der Jahresmittelwert bereits auf 56,2 Mikrogramm zurück und sank bis 2016 weiter auf 52,0 Mikrogramm. Vor allem seit die DUH klagte, unternahm Frankfurt wie andere Städte auch Maßnahmen, um den drohenden Fahrverboten zu entgehen – vergeblich: Die Wiesbadener Richter machten jetzt unmissverständlich klar, dass ihnen auch Nachbesserungen nicht reichen, solange der Grenzwert noch immer überschritten wird: Die Maßnahmen im Luftreinhalteplan des Landes Hessen für Frankfurt seien nicht ausreichend, um die Luft so weit zu verbessern, dass der Grenzwert eingehalten werden könne. Das gelte auch für „das kurz vor der mündlichen Verhandlung von dem Beklagten vorgelegte vorläufige Gesamtkonzept zur Fortschreibung des Luftreinhalteplans“, so die Richter.

Damit dürfte klar sein: Die Gerichte sind nicht bereit, sich mit kurzfristigen, eilig ergriffenen Maßnahmen beschwichtigen zu lassen. Und so gab das Gericht dem Land Hessen und der Stadt Frankfurt „drei unverzichtbare“ Maßnahmen auf: Die Einführung von Fahrverboten, eine Nachrüstung der Dieselbusflotte mit Filtern und eine bessere Parkraumbewirtschaftung, die zusätzliche Anreize für den Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr setzt. Konkret schlug das Gericht dabei vor, außerhalb der Kernzonen kostenlose Park & Ride-Parkplätze zu schaffen.

Zu den Fahrverboten sagte das Gericht laut Mitteilung dies: „Angesichts der hohen Grenzwertüberschreitung im Stadtgebiet Frankfurt hat das Gericht die Einführung eines zonenbezogenen Fahrverbots für notwendig erachtet.“ Die Gesundheitsgefährdung der Innenstadtbewohner, der Fahrradfahrer, der Fußgänger und Insassen der durchfahrenden Fahrzeuge sei nach wie vor hoch, deshalb verpflichtet die Kammer das Land Hessen, „dieses Fahrverbot für Fahrzeuge der Dieselfahrzeuge einschließlich der Klasse Euro 4 und Benziner der Klassen 1 und 2 bereits ab dem 1. Februar 2019 vorzusehen.“ Für die Dieselfahrzeuge der Klasse Euro 5 solle das Fahrverbot zum 1. September 2019 eingeführt werden. Ausnahmegenehmigungen seien zeitlich zu begrenzen und mit hohen Gebühren zu versehen, „um deutliche Anreize zur Um- oder Nachrüstung zu setzen.“

Grafik des Bundesumweltamtes zu den realen Abgasemissionen der Dieselfahrzeuge im Vergleich zu den Grenzwerten.

Das ist ein echter Schlag für alle Besitzer alter Dieselfahrzeuge sowie für Zehntausende von Pendlern, die jeden Tag nach Frankfurt zur Arbeit pendeln. Darunter sind auch Tausende Rheinland-Pfälzer – was auf sie zukommt, ist noch weitestgehend unklar. Die Stadt Frankfurt teilte am Abend mit, man erwarte nun vom Land Hessen in enger Abstimmung mit der Stadt festzulegen, wie umfangreich eine Fahrverbotszone sein müsse, „um den Maßstäben Wirksamkeit und Verhältnismäßigkeit zu genügen.“ Die Menschen müssten ein Fahrverbot auch „im Stadtraum begreifen, und wir müssen es kontrollieren können“, sagte der Frankfurter Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD).

Er bedauere, „dass die verstärkten Anstrengungen der Stadt, die Grenzwerte für die Stickoxid-Belastung zeitnah einzuhalten, vom Verwaltungsgericht nicht stärker gewürdigt wurden“, sagte Oesterling weiter. Fahrverbote für ältere Diesel-Fahrzeuge stellten „einen Einschnitt in das städtische Gesamtverkehrssystem in einem bisher nicht bekannten Ausmaß dar“ und träfen letztlich die Menschen, die im Vertrauen auf die Aussagen der Autohersteller eine vermeintlich umweltfreundliche Wahl getroffen hätten. Und dann schimpfte der Dezernent: „Wir bekommen als Kommune trotz all unserer Bemühungen die Quittung für zehn Jahre politischen Stillstand in Berlin, so lange schon weist der Städtetag auf die Stickoxidproblematik hin und fordert eine Blaue Plakette. Von den Mogeldieseln der deutschen Automobilindustrie will ich gar nicht anfangen.“

„Viel zu lange hat die Bundesregierung verbindliche europäische Richtlinien zum Schutz der Gesundheit regelrecht sabotiert. Dieser Rechtsbruch muss ein Ende haben“, forderte auch Frankfurts Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne) und schimpfte: „Die Bundesregierung hat – anstatt für saubere Luft zu sorgen – der betrügerischen Automobillobby den Steigbügel gehalten. Dies müssen die Städte und Verbraucherinnen und Verbraucher jetzt ausbaden.“

Oesterling nannte die Verhängung von Fahrverboten „bitter, aber nachvollziehbar.“ Frankfurt werde nun mit aller Kraft weiter die Maßnahmen für bessere Luft umsetzen. Dazu gehören dem Dezernenten zufolge Lückenschlüsse im Radwegenetz und die Modernisierung der Busflotte mit Elektrofahrzeugen. Im Dezember sollen die ersten fünf batterie-elektrischen Busse auf der Buslinie 75 eingesetzt werden, drei Wasserstoffbusse folgen. In den folgenden Jahren soll die Elektrobusflotte systematisch ausgebaut werden: Ab Dezember 2019 sollen zusätzlich insgesamt 18 Elektrobusse auf der Buslinie 36 verkehren, und ab Dezember 2020 sollen weitere Elektrobusse folgen. Allerdings, schränkte Oesterling auch ein, erfolgten diese Maßnahmen unter dem Vorbehalt der begrenzten Verfügbarkeit – bundesweit bestellen derzeit Städte Elektrobusse, die Hersteller kommen mit der Lieferung nicht hinterher.

Betrachten Dieselfahrer die Frankfurter City bald nur noch aus der Ferne? – Foto: gik

Dem Gericht seien alle diese Maßnahmen „aber nicht weitgehend genug gewesen, um Fahrverbote für Diesel vermeiden zu können“, sagte Oesterling weiter, „ich bedauere das außerordentlich.“ Nun müssen wir aber mit dem Land Hessen „gemeinsam einen Weg finden, wie wir damit umgehen.“ Vom Land hieß es, man habe sein Möglichstes getan, um die Schadstoffbelastung in Frankfurt zu reduzieren. „Saubere Luft ist uns wichtig“, sagten Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) in einer gemeinsamen Mitteilung. Das Land Hessen werde das Urteil nun sehr genau prüfen, das Gericht ließe Revision beim Verwaltungsgerichtshof in Kassel zu.

Vor allem aber forderten Bouffier und Hinz den Bund auf, „seiner Verantwortung nachzukommen und endlich eine rechtliche Grundlage für eine Hardware-Nachrüstung der betroffenen Fahrzeuge zu schaffen.“ Dies sei „die effektivste Methode, um die Luftqualität in unseren Städten zu verbessern und die EU-weiten Grenzwerte einzuhalten“, betonten die beiden Politiker. Nur so könne man das Problem relativ schnell in den Griff bekommen und die Gesundheit der Menschen schützen. Bezahlen müssten die Nachrüstungen indes die Autohersteller:  „Es darf nicht sein, dass wohlmeinende Verbraucher, die geglaubt haben, einen wenig emittierenden Diesel zu kaufen, am Ende die Dummen sind“, kritisierten Bouffier und Hinz. Auch müsse der Bund rasch dafür sorgen, dass umgerüstete Autos eine Fahrerlaubnis erhielten.

Damit wächst der Druck auf Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) deutlich, eine Lösung der Umrüstungsproblematik zu finden: Mit Bouffier fordert dies nun nicht nur ein CDU-Ministerpräsident, sondern auch ein Bundesvize ihrer Partei – und ein Ministerpräsident, der in acht Wochen eine Landtagswahl zu bestreiten hat. Ende Oktober wählen die Hessen einen neuen Landtag, eine Fortsetzung der schwarz-grünen Koalition ist laut Umfragen derzeit wohl nicht möglich, vor allem, weil die CDU schwächelt. Der Spitzenkandidat der Grünen, Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne), schrieb am Mittwoch auf Twitter, er setze sich seit zweieinhalb Jahren auf der Verkehrsministerkonferenz für eine Hardware-Nachrüstung auf Herstellerkosten ein – erst sei Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), dann sein Nachfolger Andreas Scheuer (CSU) dagegen gewesen. „Jetzt haben wir das Ergebnis“, kritisierte Al-Wazir.

Tausende pendeln jeden Tag von Rheinland-Pfalz nach Hessen zur Arbeit oder zum Einkaufen, viele auch nach Frankfurt. – Foto: gik

„Wir wollen keine Fahrverbote, sondern eine grundsätzliche Lösung des Problems“, betonten unterdessen Bouffier und Hinz. Die Stadt Frankfurt mahnte derweil, das Land Hessen müsse jetzt schnell klare Festlegungen zu Ausnahmegenehmigungen treffen und das „idealerweise in Absprache mit anderen Bundesländern, insbesondere Rheinland-Pfalz, um einen Flickenteppich verschiedener Regelungen zu vermeiden.“

Der Verkehrsexperte der FDP-Opposition, Jürgen Lenders, kritisierte hingegen, Autohersteller und Regierung schöben sich „seit Jahren die Verantwortung“ zu, Ministerin Hinz aber „eiert herum, das muss endlich ein Ende haben.“ Es sei „absolut nicht hinnehmbar, dass jetzt auch Hessens Autofahrer dafür bezahlen sollen, weil Regierung und Autohersteller keine Lösung für das Problem finden“, schimpfte Enders. Allein in Frankfurt seien knapp 74.000 Dieselfahrer vom Fahrverbot betroffen. Jeden Tag pendelten außerdem über 360.000 Menschen nach Frankfurt ein, viele davon mit einem Dieselauto. „Hessenweit erfüllen rund 70 Prozent der Dieselfahrzeuge nicht die Euro-6-Norm“, warnte Enders.

Die Landesregierung müsse nun zügig einen verbindlichen Plan vorlegen, wie die Umrüstung von Fahrzeugen finanziert werden solle, forderte der FDP-Politiker. Dazu müsse dringend mehr in den Ausbau des ÖPNV investiert und dessen Kapazitäten erhöht werden. Auch die Chefin der Linksfraktion im Hessischen Landtag, Janine Wissler, schimpfte, die Mobilitätswende habe viel zu lange auf sich warten lassen: „Jetzt erhalten Bürgerinnen und Bürger die Quittung für ein lange vorbereitetes Politikversagen.“

Info& auf Mainz&: Die ganze Pressemitteilung der Stadt Frankfurt könnt Ihr hier im Internet lesen, an den Auswirkungen auf Rheinland-Pfalz bleiben wir natürlich dran. Über die drohenden Dieselfahrverbote, auch für Mainz, haben wir seit zwei Jahren mehrfach ausführlich berichtet, einen Artikel findet Ihr etwa hier bei Mainz& und hier zur Leipziger Entscheidung und den Mainzer Stickoxidwerten.

 

 

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Drei Fahnen für den Landtag – Jury kürt aus 171 Bewerbungen Kunstwerk für Platz der Mainzer Republik am neuen Landtag

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Drei neun Meter hohe Fahnen in Messingrahmen sollen künftig vor dem Landtagsgebäude an der Großen Bleiche den Aspekt „Kunst am Bau“ abdecken und als Kunstwerk für die Demokratie werben. Die drei Fahnenbahnen in Schwarz, Rot und Gold sollen in lockerer Streuung auf der Wiese vor dem neuen Landtagsanbau stehen, der Landtag stellte die Kunstinstallation am Dienstag als Sieger des Wettbewerbs „Kunst am Bau“ vor. Durch das Kunstwerk des Berliner Künstlers Michaels Sailstorfer mache die Nationalfarben der deutschen Flagge „neu erlebbar“, der geschichtlich für Mainz und die deutsche Demokratie so bedeutsame Platz erfahre „durch das im Wind flatternde Tuch eine neue Leichtigkeit ohne die Historie zu verdrängen.“

Künstler Michael Sailstorfer mit seinem Kunstwerk „Drei Farben“ für den neuen Mainzer Landtag. – Foto Landtag Rheinland-Pfalz Andreas Linsenmann

Das alte Barockpalais Deutschhaus am Mainzer Rheinufer war 1793 Ort der Ausrufung der Mainzer Republik, der ersten demokratisch gewählten Volksvertretung auf deutschem Boden. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist das Haus Sitz des rheinland-pfälzischen Landtags, seit Ende 2015 wird das altehrwürdige Palais grundlegend saniert: Das Deutschhaus wurde komplett entkernt und enthält ein neues, modernes Innenleben, dazu einen Anbau in Richtung Große Bleiche. Bis 2020 soll der neue Parlamentssitz fertig sein, und bei solch öffentlichen Bauvorhaben ist auch ein Prozentteil für „Kunst am Bau“ vorgeschrieben.

171 Künstler aus ganz Europa bewarben sich auf den ausgeschriebenen Wettbewerb, das seien so viele wie noch nie bei einem solchen Verfahren in Rheinland-Pfalz. freute sich Landtagspräsident Hendrik Hering. Zehn Künstler wurden in einer zweiten Stufe nach Sichtung durch ein Auswahlgremium eingeladen, ein Modell für ihr Kunstwerk zu entwerfen und zu präsentieren. Daraus kürte eine „hochkarätig und breit aufgestellte“ Jury nun den Sieger.

„Mit dem Wettbewerb ‚Kunst am Bau‘ will der Landtag seiner Wertschätzung für die Bildende Kunst im öffentlichen Raum an prominenter Stelle sichtbar Ausdruck verleihen“, sagte Hering weiter. Die Aufgabe lautete, den rheinland-pfälzischen Landtag als besondere Stätte der Demokratie künstlerisch darzustellen. Gewünscht sei zudem gewesen, dass das Kunstwerk Anlaufstelle für die vielen Landtagsbesucher sei und sich sensibel in die städtebauliche Situation einfüge.

Am Dienstag nun präsentierte der Landtag den Gewinner der zweiten Runde: das Kunstwerk „Drei Farben“ des Berliner Künstlers Michaels Sailstorfer. Auf der Wiese vor dem Landtagsanbau sollen dann drei Fahnen mit je einer der Farben Schwarz, Rot und Gold eingebettet in neun Meter hohe Messingrahmen wehen. Die Form der drei Fahnen stehe für Offenheit, durch die Trennung der drei Farben könne „die Fahne neu erlebt werden“, begründete die Jury ihre Wahl. Der für Mainz und die deutsche Demokratie so bedeutsame Platz erfahre „durch das im Wind flatternde Tuch eine neue Leichtigkeit ohne die Historie zu verdrängen.“ Der Ort bleibe begehbar, nahbar und lade Passanten ein. Dazu habe der Künstler auch das Verblassen und Verschleißen des Tuches mitbedacht, heißt es weiter in der Begründung: „Wie die Demokratie selbst muss auch diese Fahne immer wieder erneuert werden.“

So sollen die drei Fahnen in Metallgestänge auf dem Platz am neuen Mainzer Landtag aussehen. – Foto: Landtag Rheinland-Pfalz/ Andreas Linsenmann

Der Gewinnerentwurf nehme so „in herausragender Weise Bezug auf die inhaltlichen und städtebaulichen Rahmenbedingungen am Platz der Mainzer Republik“, sagte die Vorsitzende des Preisgerichts, die Vorstandsvorsitzende der Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim, Beate Kemfert. Das Werk leiste eine „künstlerische Transformation“ des Themas der Hambacher Fahne, jener schwarz-rot-goldenen Tuches, das beim Marsch von Burschenschaftlern 1832 aufs Hambacher Schloss zum Symbol für eine deutsche Einheit in Demokratie und Freiheit wurde. Eine Originalfahne des Hambacher Festes hing bis zur Renovierung im Plenarsaal des Mainzer Landtags und soll auch nach der Sanierung wieder Platz im neuen Landtag finden.

Sailstorfers „gelungene künstlerische Entwurf erinnert insbesondere auch an den Mut der damaligen Freiheitskämpfer, die ungeachtet aller Gefahren für ihr Leib und Leben die deutsche Einheit, Freiheit und Demokratie forderten, wofür die schwarz-rot-goldene Fahne stand und steht“, sagte Landtagspräsident Hering. Für ihn stehe das Kunstwerk auch für eine offene und vielfältige Gesellschaft sowie für eine transparente Demokratie, für deren Erhalt und Weiterentwicklung es sich jeden Tag zu arbeiten lohne. Sailstorfer selbst hatte in seiner Bewerbung geschrieben, er wolle mit seinem Kunstwerk dazu beitragen, einen Ort zu entwickeln, an dem Demokratie aktiv erlebt und gestaltet wird. Der Besucher solle eingeladen werden, über den Ort und seine Bedeutung zu reflektieren. Für das Kunstwerk stehen 228.000 Euro zur Verfügung.

Info& auf Mainz&: Der Gewinnerentwurf sowie die übrigen neun Modelle der Finalrunde sind ab dem morgigen Mittwoch, dem 5. September, eine Woche lang – also bis zum 13. September – öffentlich in der Lobby des Interimslandtags im Mainzer Landesmuseum ausgestellt. Der Eintritt ist frei. Wir werden uns das mal ansehen und Euch dann berichten, welche Alternativen es zum Siegerentwurf gab. Mehr zum Umbau des Deutschhauses und seiner Geschichte lest Ihr hier bei Mainz&.

 

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Erneut 124 Verspätungslandungen am Frankfurter Flughafen allein im August – Al-Wazir: Zahlen sinken, werden nicht locker lassen

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Der Fluglärm über Mainz reißt nicht ab, und die unerlaubten Verspätungslandungen nach 23.00 Uhr gingen auch im August in hoher Zahl weiter: 124 verspätete Landungen nach 23.00 Uhr registrierte das Hessische Verkehrsministerium, dazu gab es 53 Starts zwischen 23.00 Uhr und 24.00 Uhr. Die Zahl der Verspätungslandungen sei damit im Vergleich zu den Vormonaten deutlich gesunken, betonte Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne): Im Juni waren es noch 203 Verspätungslandungen, im Juli 161. „Der Trend stimmt“, sagte Al-Wazir, zufrieden sei er damit aber noch nicht: „Wir werden nicht lockerlassen, bis ein akzeptables Niveau erreicht ist.“

Ryanair war im August wieder der größte Verursacher nächtlicher Verspätungslandungen nach 23.00 Uhr auf dem Frankfurter Flughafen. – Foto: Ryanair

Eigentlich gilt ab 23.00 Uhr am Frankfurter Flughafen ein Nachtflugverbot, Flugzeuge dürfen aber bis Mitternacht noch landen, sofern ihre Verspätung nicht vorhersehbar war. Landungen müssen nicht extra genehmigt werden, Starts hingegen schon. Die verspäteten Landungen nach 23.00 Uhr haben erheblich zugenommen, seit sich der Flughafen für Billigfluglinien geöffnet hat – sie halten den größten Anteil an Verspätungslandungen in der Nacht. Auch im August war das wieder so: Spitzenreiter war erneut die irische Fluglinie Ryanair mit 37 Verspätungslandungen, gefolgt von Condor mit 24 und der Lufthansa mit 20.

Besonders auffällig war zudem ein Flieger der Laudamotions: Der Flug aus Palma de Mallorca kam von 30 Landungen 15 Mal zu spät in Frankfurt an. Fünfmal musste die Maschine sogar zum Flughafen Hahn im Hunsrück umgeleitet werden. Das Ministerium wirft der Fluglinie vor, die Verspätung im Flugplan bewusst einzukalkulieren und leitete deshalb die Flüge zur Prüfung an das zuständige Regierungspräsidium Darmstadt zur Einleitung eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens weiter ein. Seit März wurden nach Angaben des Ministeriums über 130 Verspätungslandungen an das Regierungspräsidium Darmstadt gemeldet, das mittlerweile 65 Ordnungswidrigkeitsverfahren führt. Ein Ergebnis wurde noch nicht bekannt.

Al-Wazir forderte den Flughafen-Betreiber Fraport erneut auf, die nächtlichen Lärmentgelte noch stärker zu erhöhen. „Unpünktlichkeit darf sich nicht lohnen, erst recht nicht, wenn sie die Nachtruhe stört“, betonte er. Nicht jede Verspätungslandung nach 23.00 Uhr sei aber der Fluglinie anzulasten, sagte der Minister auch. Verspätungen hätten auch mit der Überlastung des europäischen Luftraums zu tun, hier müsse ebenfalls angesetzt werden.

Info& auf Mainz&: Angesichts des erheblich gestiegen Fluglärms über Mainz in diesem Sommer, ruft die Mainzer Initiative gegen Fluglärm dazu auf, wieder verstärkt zu den Montagsdemonstrationen im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens zu kommen. Jeden Montag um 18.00 Uhr tun dort Fluglärmgegner ihren Unmut kund. Am Montag, den 10. September soll eine besonders große Veranstaltung den Politikern Druck machen – zwei Tage später lädt der überfraktionelle Parlamentskreis Fluglärm im Bundestag zu einer Anhörung zum neuen Fluglärmgesetz. Mehr Informationen dazu hier bei Mainz& in unserem Artikel zur Bilanz Ein Jahr Lärmobergrenze.

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Römischer Drususstein soll wieder erlebbar werden – Grabmal des römischen Feldherrn Drusus wird teilrekonstruiert – Neuer Platz bis 2020

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Er ist das vielleicht älteste römische Steindenkmal Deutschlands, doch sein äußeres Erscheinungsbild ist alles andere als prachtvoll: Der Drususstein auf der Zitadelle in Mainz fristete lange eine Schattendasein. Erst in den vergangenen Jahren weckten die Archäologie und die Initiative Römisches Mainz neu das Bewusstsein für die Bedeutung des uralten Steindenkmals. Mit dem großen turmartigen Gebilde setzten einst römische Soldaten ihrem im Jahr 9 vor Christus verstorbenen Feldherrn Drusus ein Ehrenmal. Nun sollen der Turm und seine Umgebung aufgewertet werden: Am Montag starteten die Bauarbeiten, die den Drususstein aus der Böschung schälen, teilweise rekonstruieren und eine ansehnlichere Umgebung verleihen sollen.

Der Drususstein auf der Mainzer Zitadelle im Jahr 2013. – Foto: gik

Es war im Jahr 13 vor Christus, als Drusus, Stiefsohn des römischen Kaisers Augustus, an der Mainmündung am Rhein ein Kastell gründete – Mogontiacum, das heutige Mainz. Die Stadt und das Feldlager wurden schnell zu einer der bedeutendsten Siedlungen der Römer am Rhein, von hier aus startete der römische Feldherr zu Eroberungs- und Sicherungszügen auf die rechte Rheinseite. Im Jahr 9 vor Christus kam es dabei zu einem folgenschweren Unfall: Feldherr Drusus stürzte vom Pferd. Die Wunde, die er sich dabei zuzog, war so schwer, dass der Kaiserssohn wenige Tage später starb. Begraben werden musste das Mitglied der Kaiserfamilie in Rom – in Mainz aber wollten Drusus‘ Soldaten dem Verstorbenen ein Denkmal setzen: Irgendwann nach Drusus Tod begann man damit, ihm ein Ehrenmal zu errichten.

Etwa 20 Meter hoch ragt der Drussusstein heute am Rande der Mainzer Zitadelle empor, ein roh aussehender Turmbau mit einem flachen Dach und einer Türöffnung im oberen Drittel. Doch so roh sah der Drussusstein früher nicht aus: „Wir sehen hier die Innenmauer“, erklärt Landesarchäologin Marion Witteyer. Der heutige Turm war – da sind sich die Forscher sicher – einmal ummantelt von einer glatten Mauerfassade, die mit Zierabsätzen und anderem schmückenden Beiwerk versehen war. Der runde Oberbau des Turms hatte einen quadratischen Unterbau, auf seiner Spitze trug der Turm wohl eine kuppelartige Spitze, gekrönt vielleicht mit einem römischen Adler.

Seit Montag sieht der Drususstein so aus: Eingepackt in grüne Netze. – Foto: gik

30 Meter hoch soll der Drususstein einmal aufgeragt sein, an diesem Ehrengrabmal fanden alljährlich Gedenkfeiern zu Ehren des verstorbenen Feldherrn statt – begleitet von großen Staatsfeiern im benachbarten römischen Bühnentheater, dessen Rund man einst vom Drususstein aus aufragen sah. „Das Grabmal ragte einst wie ein Zeigefinger auf dem Hügel hier auf, schon von Weitem sichtbar“, sagt Hans Marg, Vorsitzender der Initiative Römisches Mainz. Marg ist überzeugt: Der Drususstein ist älter noch als die Ubiermauer in Köln – und mithin das älteste römische Steindenkmal in Deutschland.

Die Jahrhunderte spielten indes dem Denkmal nicht gut mit: Wohl im frühen Mittelalter wurde das Ehrenmal seiner Außenverkleidung, seines Daches und seiner Verzierungen beraubt – die glatt behauenen Römersteine stellten hervorragendes Baumaterial dar. Im 16. Jahhrundert begann dann der Bau der Mainzer Zitadelle, der Drususstsein verschwand im Laufe der Jahrhunderte hinter den dicken Festungsmauern. Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Drususstein zum Wachtturm umgebaut, eine Tür eingebaut und im Inneren eine Wendeltreppe aufs Dach, wo eine Aussichtsplattform eingerichtet wurde. Im 19. Jahrhundert begannen erste Forschungen zur Rekonstruktion, doch wiederhergestellt wurde das Ehrenmal nie.

So soll die Teilrekonstruktion des Drusussteins einmal aussehen. – Grafik: Stadt Mainz, Foto: gik

In moderner Zeit versank das Bauwerk wieder im Dornröschenschlaf, einmal im Jahr Kulisse fürs Open Ohr-Festival – ansonsten bröckelte der Turm vor sich hin. Von einer „langen Leidensgeschichte“ sprach Marg deshalb am Montag, der Kenotaph habe erst einmal „vom Steinklumpen zum Denkmal“ werden müssen. Es war der langjährige Mainzer Landesarchäologe Gerd Rupprecht, der 1996 die Erforschung und Wiedererweckung startete, im Zuge dessen wurde der Drususstein teilweise freigelegt und von meterhohen Büschen befreit. Doch noch immer steht der Drussusstein versteckt hinter den Zitadellengebäuden, für Besucher kaum zu finden, in seiner Bedeutung für Auswärtige kaum zu erkennen.

Das soll nun endlich anders werden: Der Weg zum Stein hin solle für die Besucher sichtbar gemacht werden, sagte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD): „Es soll ein Erlebnis werden, wenn man sich auf die Spurensuche des römischen Erbes begibt.“ Dafür wird nun zwei Jahre lang umgebaut, die Stadt lässt sich das rund 680.0000 Euro kosten, 200.000 Euro kommen von Land und Bund. Vor dem Drususstein soll ein kleiner Platz entstehen, die genaue Gestaltung müsse aber noch erarbeitet werden, sagte Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) am Montag. Entstehen soll aber ein Platz zum Verweilen, der auch Informationen über das römische Denkmal bereithält und den Eingang zu den unterirdischen Gängen der Bastion Drusus neu gestaltet.

Ungefähre Gestaltung des Vorplatzes am Drususstein nach Ende der Bauarbeiten, die genaue Gestaltung soll noch festgelegt werden. – Grafik: Stadt Mainz, Foto: gik

Sechs Bäume müssen dafür allerdings weichen, weil entweder ihre Wurzeln die Fundamente des Denkmals bedrohen oder ihre Baumkronen zu stark für Schatten und Wasser auf dem Stein sorgen. Die Böschung am Drususstein soll weiter entfernt werden, damit der Stein in seiner Imposanz besser sichtbar wird. Auch will die Stadt die Fundamente frei legen, 4,50 Meter will man in die Tiefe graben. Der Drususstein selbst soll zudem mit neuem Mörtel alter Machart gegen die Witterung verfugt und besser konserviert werden. Das Institut für Steinkonservierung entwickelt dafür eigens auf der Grundlage von Proben des alten Mörtels einen neuen.

An der vorderen linken Seite wird das Grabmal zudem in Teilen rekonstruiert, die eckigen Außenmauer soll ein Stück weit wieder entstehen. Die Teilrekonstruktion werde mit alten Kalksteinen aus einem alten Steinbruch geschehen, sagte Grosse. Auch die Bruchstücke der 1,5 Tonnen sollen dafür wieder verwendet werden, die vom Drususstein herabstürzten und ab 1996 geborgen wurden. Die Konservierung soll im kommenden Frühjahr beginnen, nachdem der Drususstein weiter von Böschung befreit wurde.

Von dem, was die Grabenden an den Fundamenten finden, hängt dann auch die Gestaltung des Vorplatzes ab – in zwei Jahren soll die Neugestaltung dann fertig sein. Der Drususstein solle dann wieder „den Wert sichtbar bekommen, den er hat“, sagte Archäologin Witteyer: Für Archäologen sei er schon heute „ein Monument von imperialer Bedeutung.“

Info& auf Mainz&: Ausführliche Informationen zum Drususstein und seiner Geschichte findet Ihr hier bei Wikipedia, dort gibt es auch Abbildungen der Rekonstruktionsversuche diverser Archäologen. Informationen gibt’s ferner hier bei der Initiative Zitadelle Mainz, zum Römischen Mainz geht es hier entlang

 

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Citybahn: Mainz startet Dialogworkshops mit Bürgern – Mainzer Streckenvarianten sollen breit diskutiert werden

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In Mainz starten am Dienstag die Dialogworkshops in Sachen Citybahn. In vier Workshops sollen in den kommenden Wochen Mainzer Bürger, Anwohner einer möglichen Citybahn sowie Vertreter bestimmter Interessengruppen über eine mögliche Strecke für die Citybahn nach Wiesbaden diskutieren. Am Ende soll eine konkrete Empfehlung stehen, wo die Citybahn durch Mainz rollen könnte. Die Mainzer sollen dabei auch online mitdiskutieren können. Geht es nach den Wiesbadener Planern, soll die neue Stadtbahn über den Rhein nach Wiesbaden bereits 2022 rollen – doch das ist fraglich: In Mainz will man erst Anfang 2022 überhaupt pro oder kontra Citybahn entscheiden. Und in Wiesbaden formiert sich Widerstand: Bei einer Versammlung der Industrie- und Handelskammer in Wiesbaden zeigte sich auch deutlicher Widerstand. Ein Bürgerbegehren wird immer wahrscheinlicher.

Über welche Strecke soll die Citybahn in Mainz rollen? Darüber beraten Bürger, Anwohner und Vertreter von Wirtschaft und Experten ab morgen in vier Workshops. – Fotomontage: Citybahn GmbH

Mitte August eröffnete die Mainzer Mobilität am Mainzer Schillerplatz die neue Dialog-Anlaufstelle am Schillerplatz. „Babbel Mit“ heißt die Anlaufstelle im ehemaligen Energiekaufhaus in der Mitte des Platzes, hier gibt es nun Informationen zum geplanten Citybahn-Projekt. Die Nachbarstadt Wiesbaden will mit der geplanten Straßenbahnlinie zwischen Wiesbaden und Mainz massive Probleme im öffentlichen Nahverkehr lösen und auch einen Beitrag zur Luftverbesserung erreichen. Im April stellte die Stadt Wiesbaden ihren Vorschlag für die Streckenführung vor: Demnach soll die Citybahn von der Hochschule Rhein-Main über den Wiesbadener Hauptbahnhof und weiter über Biebrich am Rhein entlang nach Mainz rollen.

Von Mainz-Kastel aus soll die neue Bahn über die Theodor-Heuss-Brücke fahren, in Mainz ist das umstritten: die CDU-Opposition hat sich für eine zweite Rheinbrücke ausgesprochen. Wo die Bahn danach durch die Mainzer Innenstadt rollt, ist bislang noch unklar: Drei Streckenvarianten gibt es derzeit, die Bahn könnte über die Kaiserstraße, die Große Bleiche oder die Ludwigsstraße führen. Genau darüber soll nun in vier Dialogworkshops diskutiert werden, der erste Workshop startet am 4. September. Bei den Workshops sollen Anwohner, aber auch Interessengruppen wie Wirtschaft oder Behinderte sowie Experten der Netze in Mainz über einen sinnvollen Streckenverkauf diskutieren.

Ziel sei, durch ein „konsensuales und kooperatives Vorgehen“ Lösungen zu finden, damit die direkt betroffenen Menschen und die breite Öffentlichkeit gut mit dem neuen Straßenbahn-Projekt, seiner späteren Umsetzung und dem Ergebnis leben könnten, betonte Eva Kreienkamp, Geschäftsführerin der Mainzer Mobilität und der Citybahn GmbH im Vorfeld der Workshops. Man wolle eine konstruktive Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Sichtweisen und Interessen. Für das Bürgerbeteiligungsverfahren wurde eigens die Agentur BCC engagiert, bei der hieß es, man hoffe „auf lebhafte Diskussionen und einen engagierten Austausch.“ Und BCC wolle sich „bemühen, dass alle Stimmen Gehör finden und der Dialog so transparent und fair wie möglich abläuft.“

Die drei Streckenvarianten für die Citybahn in Mainz: via Kaiserstraße, Große Bleiche oder Ludwigsstraße. – Grafik: Citybahn GmbH

Die vier Workshops finden allerdings nicht-öffentlich statt, zuletzt suchte die Agentur noch Bürger, die an allen vier Abenden kontinuierlich mitarbeiten wollen. Über die Ergebnisse solle aber „breit und transparent“ informiert werden, hieß es, auch könnten die Mainzer auf der Internetseite online die Zwischenergebnisse kommentieren: „Wir laden alle Mainzerinnen und Mainzer dazu ein, zu kommentieren und Fragen zu stellen“, betonte Kreienkamp. Diese Rückmeldungen sollten dann wieder in die Workshop-Arbeit eingebracht werden. Großprojekte, hieß es bei der Mainzer Mobilität noch, „kann man nicht über den Kopf der Bürgerinnen und Bürger hinweg durchsetzen.“

Das spüren auch die Verantwortlichen in Wiesbaden zunehmend: Auf einer Veranstaltung der Industrie- und Handelskammern Wiesbaden und Rheinhessen kam es Anfang August auch zu deutlicher Kritik an dem Projekt. Die IHK Wiesbaden hatte den Verkehrsbetriebswirt Ralf Jahncke eingeladen – und der bezeichnete die Citybahn als „gigantische anachronistische Fehlinvestition.“ Die Bahn sei durch ihre festen Strecken viel zu teuer, rechnete Jahncke vor, viel billiger seien E-Bus-Netze und die deutliche Stärkung des Fahrradverkehrs. Während die Citybahn pro Platz 15 Cent koste, fielen bei Busstrukturen nur 4,9 Cent pro Platz an – sogar bei teuren E-Bussen.

Jahncke schwärmte von selbst fahren E-Bus-Systemen in China, Airtaxis, eigenen Radschnellbahnen und intelligent vernetzter urbaner Logistik, und konstatierte: Es gebe Alternativen zu einer Schienen gebundenen Bahn. Der Verkehrsplaner befeuerte damit Kritiker der Citybahn, die sich auch in den Reihen der IHK selbst finden – in der Vergangenheit sprach sich die Interessenvertretung stets gegen eine Citybahn aus. Derzeit heißt es, man müsse die neuen Fakten neu bewerten. Derweil wird ein Bürgerbegehren über die Citybahn immer wahrscheinlicher: Oberbürgermeister Sven Gehrig (SPD) sagte gegenüber Mainz&, er sei dafür, ein solche Bürgerbegehren durchzuführen, entscheiden müsse dies aber die Stadtverordnetenversammlung. Eine Bürgerinitiative kündigte an, man werde ein Bürgerbegehren „notfalls erzwingen“.

Info& auf Mainz&: Mehr über die Veranstaltung der IHK Wiesbaden, bei der Befürworter wie Kritiker zu Wort kamen, könnt Ihr auf dieser Internetseite nachlesen und auch nachhören – die IHK hat dort die Vorträge im Video eingestellt. Mehr über die Citybahn und die geplante Streckenführung in Mainz und Wiesbaden lest Ihr hier bei Mainz&, unseren Bericht über die erste Infomesse in Mainz und die Bürgerbeteiligung lest Ihr genau hier. Auf der offiziellen Citybahn-Internetseite genau hier findet Ihr weitere Infos und Hinweise, wie Ihr Euch online an der Debatte beteiligen könnt. Über die Ergebnisse der Workshops soll detailliert informiert werden, wir halten Euch auf dem Laufenden.

 

 

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Brennendes Auto im Tunnel Hechtsheim auf der A60 löst Verkehrschaos im Berufsverkehr aus

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Ein brennendes Auto hat am Montagmorgen im Berufsverkehr um Mainz ein völliges Verkehrschaos ausgelöst: Ausgerechnet im Tunnel Hechtsheim blieb das Fahrzeug auf der A60 in Fahrtrichtung Darmstadt liegen und geriet in Brand. Als die Mainzer Feuerwehr eintraf, brannte der Wagen bereits lichterloh, warum, ist noch unklar. Die Polizei vermutet inzwischen einen technischen Defekt, der Fahrer des Wagens konnte sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Die Folge aber: Der Brand löste die Sicherheitseinrichtungen des Tunnels aus – der Tunnel machte dicht, beide Fahrtrichtungen wurden voll gesperrt. Im morgendlichen Berufsverkehr bildeten sich kilometerlange Staus, zumal es zuvor auf der A63 bei Saulheim noch einen weiteren Unfall mit zwei Lkws gegeben hatte.

Der ausgebrannte Pkw im Tunnel Hechtsheim auf der A60 am Montagmorgen. – Foto: Feuerwehr Mainz

Um 6.20 Uhr fuhr ein Lkw auf der A63 bei Saulheim auf einen vor ihm fahrenden zweiten Lkw auf, die beiden Fahrzeugen blockierten daraufhin eine Fahrspur komplett. So begann schon hier der Montagmorgen mit einem langen Rückstau, die Polizei gab als Umleitungsempfehlung eine Umfahrung über den Lerchenberg und den Mainzer Ring heraus. Nur dass dort 1,5 Stunden später das nächste Unglück passierte: Gegen 8.00 Uhr geriet dort ein Pkw in Brand. Der Fahrer hatte offenbar noch geschafft, das Fahrzeug auf dem Seitenstreifen abzustellen und sich in Sicherheit zu bringen. Trotzdem aktivierte der Brand aber sofort die Sicherheitsvorrichtungen des Tunnels: Die Schranken schlossen, der Tunnel war bis 9.30 Uhr komplett gesperrt.

Beim Eintreffen der Feuerwehr stand das Fahrzeug bereits im Vollbrand, durch die starke Rauchentwicklung waren sowohl die Tunnelröhre als auch die Auf- und Abfahrten komplett verraucht. heißt es im Bericht der Mainzer Feuerwehr. Die Rettungskräfte löschten den Brand mit zwei Trupps „unter umluftunabhängigem Atemschutz“, wie es weiter hieß. 18 Kräfte der Berufsfeuerwehr und sieben Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Hechtsheim waren im Einsatz, ebenso Rettungsdienst und Autobahnpolizei. Nach rund eineinhalb Stunden konnten beide Tunnelröhren wieder für den Verkehr freigegeben werden. Der Tunnel wurde anschließend sicherheitshalber von Experten auf mögliche Schäden untersucht, am Abend hieß es bei der Polizei: alles in Ordnung.

 

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