Der lange Abschied von Kardinal Karl Lehmann hat begonnen: Am Dienstagnachmittag wurde Lehmann in der Augustinerkirche, der Seminarkirche des Priesterseminars in Mainz, aufgebahrt. In seinen Bischofsgewändern, den Bischofsstab an der Seite, ruht Lehmann erhöht auf einer Bahre am Beginn des Altarraums. Eine Woche lang haben die Mainzer und ihre Besucher nun Zeit, sich an dem Leichnam des Kardinals und geliebten Altbischofs zu verabschieden. Gleich zu Beginn kamen einige hundert Menschen, um Lehmann ihren Respekt und ihre Trauer zu bekunden. Die Beisetzung Lehmanns findet am 21. März im Mainzer Dom statt.

Kardinal Karl Lehmann, aufgebahrt in der Augustinerkirche in Mainz. – Foto: gik

Schon vor Öffnung der Augustinerkirche am Dienstag standen die Trauerenden vor dem Portal, um 16.30 Uhr dann strömten die Menschen in die Barockkirche. Lange Schlangen bildeten sich vor dem Sarg. Gehüllt in seine Bischofsgewänder, die Mitra auf dem Kopf, den Bischofsstab an seiner Seite liegt Kardinal Karl Lehmann seit Dienstagnachmittag aufgebahrt in der Kirche. Bis zum 21. März können die Mainzer hier nun täglich Abschied nehmen.

Am Sonntag gegen 4.45 Uhr war Lehmann an den Folgen eines Schlaganfalls mit Hirnblutung gestorben. Seither liegt Trauer über der Stadt, Mainz nimmt Abschied von einem wahrhaft Großen. „Ich bin Protestantin und habe ihn ungeheuer geschätzt“, sagte etwa Ingrid Becker. Die Seniorin war eigens aus dem rheinhessischen Udenheim zum ersten Requiem für Lehmann angereist. Seine Bücher hat sie gelesen, ihn bei vielen Vorträgen gehört. „Es gibt nicht so viele Menschen wie ihn“, sagte sie, „ich möchte mich unbedingt von ihm verabschieden.“

- Werbung -
Werben auf Mainz&
Würdiger Abschied von einem geliebten Altbischof und großen Menschen: Aufbahrung Kardinal Lehmanns in der Augustinerkirche in Mainz. – Foto: gik

Es war das, was viele hier bewegte. Katholisch oder nicht-katholisch, gläubig oder weit weg von der Kirche, Lehmann hat die Menschen berührt, tiefer Respekt bewegt sie nun nach seinem Tod. Fast 33 Jahre lang hatte Lehmann das Bistum Mainz geleitet, erst zu seinem 80. Geburtstag im Mai 2016 war er in den Ruhestand getreten. Ein Jahr später, Ende August 2017, weihte er noch seinen Nachfolger Peter Kohlgraf zum Bischof von Mainz, kurz danach erlitt Lehmann einen Schlaganfall mit Hirnblutung, von dem er sich nicht wieder erholte.

„Er war der erste, der mir in Mainz begegnet ist“, sagte eine Mainzerin, die vor 15 Jahren hierher zog, „er war fantastisch.“ Seine Offenheit, seine Persönlichkeit habe ihn ausgemacht, sagte Gerd Stehling, der eigens aus dem hessischen Taunusstein nach Mainz gekommen ist: „Er hat ja auch einiges einstecken müssen.“ 21 Jahre lang lenkte Lehmann als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz die Geschicke der Katholischen Kirche in Deutschland.

Augustinerkirche in Mainz mti dem aufgebahrten Kardinal Karl Lehmann. – Foto: gik

Vielen ist sein Eintreten für eine liberale, menschliche Kirche fest in Erinnerung geblieben, besonders Lehmanns Kampf mit Rom um den Verbleib in der Schwangerenkonfliktberatung. Lehmann verlor den Kampf gegen das Dogma des Papstes, doch sein Einstehen für die Frauen bewegt bis heute. „Er war ein sympathischer Mensch und hat viel Gutes getan“, sagt eine Wolfsburgerin, „und gerade wegen seines Einsatzes für die Frauen war es mir wichtig, heute hier zu sein.“ Lehmanns Eintreten für Pro Familia damals habe ihm sehr gefallen, ergänzt ihr Lebensgefährte und bekennt, er sei damals wegen der Entscheidung des Papstes aus der katholischen Kirche ausgetreten. „Lehmann hat anders gedacht als die Sturmköpfe in Rom“, sagt er noch: „Ich hoffe, dass es noch viele Lehmänner gibt.“

„Glauben bezeugen, Gesellschaft gestalten, das war sein Leben“, sagte der Mainzer Domdekan Heinz Heckwolf zu Beginn des Requiems in der Augustinerkirche. Deshalb habe sich Lehmann immer wieder eingemischt in Politik und Gesellschaft. „Heute stehen wir an seiner Totenbahre, traurig und dankbar“, sagte Heckwolf: „Wir danken ihm, und wir danken Gott für das Leben dieses Menschen.“

Vor Öffnung der Kirche hatte schon der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Leichnam Lehmanns gemeinsam mit weiteren Würdenträgern des Bistums ein Gebet gehalten. „Für mich war er ein ganz außergewöhnlicher Lehrer und Mentor“, sagte danach der Mainzer Weihbischof Udo Bentz Mainz&: „Wir sind uns alle bewusst, dass er ein Erbe hinterlässt, dem wir uns alle verpflichtet fühlen.“ Um 17.00 Uhr begann dann eine Totenmesse mit Gesängen und Gebeten.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) beim Eintrag ins Kondolenzbuch für Kardinal Karl Lehmann in der Augustinerkirche. – Foto: gik

Gekommen zu diesem ersten Requiem für Kardinal Lehmann waren auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer und der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (beide SPD). Ebling und der Mainzer Stadtvorstand hatten sich bereits am Morgen in ein Kondolenzbuch im Mainzer Rathaus eingetragen, Dreyer tat es nun in der Augustinerkirche. „Rheinland-Pfalz verliert eine herausragende Persönlichkeit und einen großen Menschen“, schrieb die Ministerpräsidentin in das Kondolenzbuch in der Kirche: „Wir trauern – Kardinal Lehmann wird uns stets in Erinnerung bleiben.“

Info& auf Mainz&: Kardinal Lehmann ist noch die ganze Woche bis zum 21. März in der Augustinerkirche aufgebahrt, täglich wird hier um 12.00 Uhr die Sext gebetet und zudem um 17.00 Uhr ein Requiem gefeiert. Die Seminarkirche ist täglich von 9.00 bis 17.00 Uhr geöffnet, hier liegen auch mehrere Kondolenzbücher aus. Das Bistum Mainz hat zudem ein Online-Kondolenzbuch im Internet eingerichtet, zu finden genau hier. Kardinal Lehmann wird am Mittwoch, den 21. März, zu Grabe getragen. Seine letzte Ruhe findet der Kardinal in der Bischofsgruft des Mainzer Doms. Ab 14.00 Uhr wird Lehmann am 21. März verabschiedet, von der Seminarkirche wird ein Trauerzug zum Bischofsportal des Mainzer Doms führen. Dort findet um 15.00 Uhr die große Totenmesse für Lehmann statt.

 

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein