Der Mainzer OB trägt sie, der neue Mainzer Weihbischof trägt sie, Stimmungssänger Oliver Mager, das Komitee der Finther Freifrauen – Sylvia Kindlings Narrenkappen sind einfach auf allen Köpfen. Seit sechs, sieben Jahren bastelt die 49-Jährige Gonsenheimer nun schon Narrenkappen, die alles andere als langweilig sind: individuell, bunt, kreativ – und genau auf den Kopf des Trägers zugeschnitten. Der Weihbischof hat eine Kappe mit Dom, Mager mit Konfetti, ein Reiterhof bekommt Hufeisen – Kindlings Narrenkappen sind individuelle Kunstwerke. Mainz& hat die Macherin in ihrer Werkstatt in Mainz-Gonseheim besucht.

Starkapp - Sylvia Kindling mit ihren Kreationen - Foto Kirschstein
Sylvia Kindling mit ihren Kreationen: Individuellen Narrenkappen. Starkapps eben. – Foto: gik

Narrenkappen – das sind eigentlich Insignien von und für Garden und Komiteeter, erfunden in den 1820er Jahren von einem preußischen General in Köln, als Eintrittskarte für die dortigen Veranstaltungen. Seither wurden Narrenkappen eher steife Gebilde, Farben und Design vorgeschrieben von Vereinstraditionen. „Das ist für mich eine andere Welt“, sagt Silvia Kindling, „ich finde es schön, eine Brücke zu schlagen zwischen dem Traditionellen und dem Individuellen.“ Ihre Kappen kommen schon mal leuchtend-orange daher, mit pinkfarbenem Fell oder mit buntem Blumenmuster. Kindling weiß, dass sie damit polarisiert: „Die einen finden es ganz toll, die anderen halten sich mehr an die traditionellen Gardekappen.“

Die Neuinterpretation der Narrenkappe, sie kommt womöglich daher, dass Kindling keine gebürtige Mainzerin ist: Aus ihrer Heimatstadt Bremen zog Kindling vor 12 Jahren nach Mainz, ihr Mann hatte im Rhein-Main-Gebiet einen Job gefunden. Den Umzug bewältigten sie „ausgerechnet am 11.11.“, erzählt sie lachend – es muss ein Zeichen gewesen sein. Es war wieder ein 11.11., als ihr Mann zum Fußballspiel wollte, Kindling tackerte im Wohnzimmer spontan auf dem Fußboden eine Narrenkappe zusammen. „Die kam so gut an, dass noch mehr so eine Kappe wollten“, erzählt sie – es war der Beginn eines kleinen Unternehmens. „StarKapp Narrenkappen“ heißt das inzwischen, in einem kleinen Gartenhaus hat die Manufaktur ihre Räume.

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GCV Jubiläum - OB Ebling in der Bütt breit
OB Michael Ebling mit seiner Starkapp Narrenkappe auf dem Haupte in der Bütt beim GCV-Jubiläum – Foto: gik

„Für mich ist das Entspannung, eine kleine Flucht“, sagte die zweifache Mutter. Ihre Kappen werden alle von Hand gefertigt und mit der Nähmaschine genäht, mindestens drei Stunden dauert die Fertigung eines Stücks. Bis zu 25 verschiedene Einzelteile näht Kindling für eine Kappe schon mal zusammen: Als Unterstoff nimmt sie Material, das sonst für Taschen verwendet wird, das sei weicher im Tragekomfort als die eher harten Schabracken der klassischen Komiteeterkappen. „Der Tragekomfort ist so höher“, sagt Kindling, „die passen sich der Temperatur an und halten trotzdem ihre Form.“

Auf den Unterstoff kommen Überstoffe, Bänder, Hutband und Applikationen, an der Spitze sitzt immer ein individueller Anhänger: Mal ein bunte Kugel, eine Ente, ein Apfel oder eine kleine Flasche Jägermeister… „Da kommt jede Menge Fummelei zusammen“, sagt Kindling schmunzelnd. Die 49-Jährige „fummelt gerne“, kreativ, erzählt sie, sei sie schon immer gewesen. Wahrscheinlich liege es in der Familie, die Urgroßmutter war Näherin, die Urgroßeltern hatten ein Theater in Bremen. In die Fastnacht wurde sie durch ihre Kinder rund durch den neuen Wohnort hineingezogen. „Ich liebe die Mainzer Fastnacht“, eigentlich sei die ja auch „eine regionale Comedy-Art“, sagt Kindling. Gleichzeitig fühlt sie sich als nicht-gebürtige Mainzerin auch freier, „nicht so an die alten Zwänge gebunden.“

Starkapp Narrenkappen - Anprobe Finther Freifrau
Anprobe einer frisch geschneiderten Starkapp Narrenkappe von einer Finther Freifrau: passt! – Foto: gik

Gerade schneit eine Kundin vorbei, das Komitee der Finther Freifrauen brauchte Narrenkappen, die Damen wollten individuelle Stücke. 15 verschiedene Kappen schneiderte Kindling für die elf Frauen des Komitees, eine Kappe kostet von 62 Euro an aufwärts. Das Geschäft boomt, „rund 150 Narrenkappen werden es in dieser Saison bestimmt“, sagt Kindling.

Der Durchbruch kam vor drei Jahren mit Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD): „Es kam eine E-Mail aus seinem Büro, ob ich eine neutrale Kappe fertigen könnte“, berichtet Kindling. Ebling müsse als OB auf vielen verschiedenen Fastnachtsveranstaltungen präsent sein, da sei ein neutrale Kopfbedeckung nützlich. Kindling schneiderte ein Modell in Rot und Schwarz und mit Dom darauf, die trage Ebling jetzt seit drei Jahren – bei der Jubiläumssitzung 125 Jahre Gonsenheimer Carneval-Verein sogar in der Bütt. „Ich freue mich sehr, dass ich ihn dauernd mit der Kappe sehe“, sagt Kindling. Und wenn dann der Weihbischof für die Fernsehsitzung eine Kappe wolle, oder Stimmungssänger Oliver Mager auf einmal in der Werkstatt stehe, „dann ist dass schon eine Bestätigung.“

Info& auf Mainz&: Sylvia Kindling und ihre Starkapp Narrenkappen findet Ihr hier im Internet und mit vielen, vielen Fotos hier auf Facebook. Und weil uns die Kappen so gut gefallen, hier eine kleine Fotogalerei – vielen Dank für die Fotos, Sylvia!

 

 

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