Überraschung am Freitagabend: Die 70. Deutsche Weinkönigin heißt Carolin Klöckner und kommt aus Württemberg. Eine 70-köpfige Jury aus Politik, Medien und Weinwirtschaft kürte in der Wahlgala in Neustadt an der Weinstraße die 23 Jahre alte Studentin der Agrarwissenschaften aus Vaihingen an der Enz zur neuen Deutschen Weinkönigin. Es war ein überraschendes Ergebnis einer spannenden Wahl: Tatjana Schmidt aus dem Rheingau, eigentlich eine der Favoritinnen, kam trotz hervorragenden Auftritts nicht einmal unter die letzten drei. Auch für Pauline Baumgarten von der Nahe reichte es nicht, auch sie legte einen fehlerfreien Auftritt hin. Damit setzten sich am Ende nicht die modernen Kandidatinnen durch, sondern die eher konventionellen. Deutsche Weinprinzessinnen wurden Inga Storck aus der Pfalz und Klara Zehnder aus Franken.

Sensationelles Kleid, starker Auftritt, viel Persönlichkeit: Trotzdem reichte es für Pauline Baumberger von der Nahe nicht. – Foto: gik

Es war von Anfang an eine sehr enge Konkurrenz gewesen: Schon in der Fachbefragung eine Woche zuvor hatten sich alle sechs Finalistinnen als hervorragende Weinfachfrauen mit fundiertem Wissen präsentiert und gleichzeitig sicheres Auftreten auf der Bühne bewiesen. Die Jury würde es nicht leicht haben, so viel war da schon klar. Am Freitagabend dann galt es in der live vom Südwest-Fernsehen übertragenen Wahlgala aus dem Saalbau in Neustadt auf großer Bühne vor großem Publikum zu bestehen. Die sechs Kandidatinnen mussten zunächst jede in einer Blindverkostung einen Wein erkennen, dann eine Begrüßungsrede auf der Grünen Woche halten und dabei finnische Wörter einbauen. Schließlich galt es bei Ratespielen, Weinwissen mit Spontanität und souveränem Auftreten zu verbinden.

Pauline Baumberger legte dabei einen starken und sicheren Auftritt aufs Parkett: In einem beeindruckenden Kleid präsentierte sich die 25 Jahre alte Marketingfachfrau aus Mandel an der Nahe gleichzeitig elegant und natürlich, bestach mit Fachwissen und Charme. Man spürte: Hier steht eine besondere Persönlichkeit auf der Bühne. In der Blindverkostung beschrieb sie nicht nur den Wein im Glas gekonnt, sondern erkannte auch richtig, dass es ein Riesling von der Mosel war – das gelang nicht jeder an diesem Abend.

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Die neuen deutschen Weinmajestätinnen von links: Klara Zehnder aus Franken, Deutsche Weinkönigin Carolin Klöckner aus Württemberg und Inga Storck aus der Pfalz. – Foto: gik

„Ich bin nicht enttäuscht“, sagte Baumberger am Ende selbst: „Es wäre ein tolles, spannendes Jahr gewesen, aber ich freue mich jetzt auch riesig auf mein normales Leben.“ Ihren Auftritt habe sie selbst sehr genossen. „Ich hatte Spaß auf der Bühne und habe auf die Bühne gebracht, was ich wollte“, sagte Pauline: „Wir alle werden ein Leben lang an diesen Abend zurückdenken.“ Carolin Klöckner sei aber in jedem Fall die richtige Weinkönigin: „Sie verkörpert das Amt so sehr, sie wird es hervorragend ausfüllen“, fügte Baumgarten hinzu. „Ihr Auftritt war toll und ihr Kleid einfach wow“, sagte Nahewein-Geschäftsführerin Nadine Poss nach der Gala Mainz& über den Auftritt Paulines: „Sie war für mich (vorne) dabei, aber das Feld war einfach zu stark.“

Das galt dann plötzlich auch für Tatjana Schmidt aus dem Rheingau: Die Weinkönigin aus dem Rheingau legte erneut einen sehr starken Auftritt mit viel Lebendigkeit und Fachwissen hin. Schmidt glänzte mit enormer Ausstrahlung, war pfiffig, witzig und präsentierte eine lockere Rede, in die sie aber gleich noch neben den geforderten finnischen Fachwörtern die Sehenswürdigkeiten Berlins anpries – besser geht eigentlich nicht. Dass die 25 Jahre alte Winzerin und Weinbaustudentin aus Walluf am Ende nicht unter die letzten drei kam, war die große Überraschung des Abends. Viele im Publikum und in der Jury sahen Schmidt ganz weit vorne, ihr Ausscheiden kurz vor dem letzten Finale wurde von vielen mit ungläubigem Kopfschütteln quittiert. Doch eine Mehrheit in der Jury entschied sich am Ende für die eher traditionelleren Vertreterinnen.

Die alten und die neuen Weinmajestätinnen (von links): Charlotte Freiberger, Klara Zehnder, Ex-Weinkönigin Katharina Staab, Carolin Klöckner, Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, Inga Storck und Laura Lahm., – Foto: gik

Klara Zehnder aus Franken hatte eine Woche zuvor einen starken Auftritt bei der Fachbefragung hingelegt, am Freitagabend präsentierte sie sich mit einem eher soliden Auftritt und in einem nicht ganz vorteilhaften Kleid. Die 22 Jahre alte Romanistikstudentin aus Randersacker bei Würzburg punktete vor allem mit pfiffigen Fragen beim Ratespiel. Inga Storck aus der Pfalz verhaspelte sich viel, trotzdem punktete die 24 Jahre alte Winzerin aus Einselthum mit Frische und Natürlichkeit. Beide werden nun ein Jahr lang als Deutsche Weinprinzessinnen rund 100 Termine wahrnehmen.

Carolin Klöckner war auf der Bühne sogar eher zurückhaltend, der Agrarwissenschaftsstudentin gelang es nicht, ihren Wein in der Blindprobe zu erkennen, ihre Rede kam solide, aber wenig inspiriert daher. Am Ende fiel die Entscheidung in einer kleinen Rede zum Thema Glück und Lebenseinstellung. „Meine Weisheit ist, Glück ist kostenlos und dennoch unbezahlbar“, sagte Klara Zehnder da. Inga Storck setzte auf das Lied „Egal was kommt, es wird gut, sowieso“ und unterstrich Genuss und Optimismus als ihre Lebenseinstellung. Carolin Klöckner hingegen setzte auf einen alten Schlager: „Was sagt die Biene zum Stachelschwein? Schön ist es auf der Welt zu sein“, das sei ihr Motto, sagte Klöckner, und konnte damit offenbar bei vielen in der Jury punkten.

Foto des Abends: die doppelte Klöckner. Links die frisch gekürte 70. Deutsche Weinkönigin Carolin Klöckner aus Württemberg, rechts die Deutsche Weinkönigin von 1995, Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. – Foto: gik

Um 22.20 Uhr war die Überraschung dann perfekt, Carolin Klöckner die 70. Deutsche Weinkönigin. „War das gerade wirklich mein Name?“ schoss es der frisch gekürten als erstes durch den Kopf. Sie wolle nun den Stellenwert deutscher Weine herausstreichen und die Leidenschaft seiner Winzer transportieren, sagte sie Mainz& danach. Ein Jahr lang wird sie nun die deutschen Winzer und ihre Weine auf mehr als 200 Terminen im In- und Ausland vertreten. Damit trägt nach 23 Jahren wieder eine Deutsche Weinkönigin den Namen Klöckner – und die Namensvetterin gehörte zu den ersten Gratulantinnen: „Ich habe mitgefiebert“, sagte Julia Klöckner, die 1995 selbst Deutsche Weinkönigin war, und bekannte: „Es sind heute einige dabei, die sind in dem Jahr geboren, als ich Weinkönigin geworden bin, deshalb fühle ich mich ein bisschen als Queen Mom.“

Die heutige Bundeslandwirtschaftsministerin aus Bad Kreuznach hatte zu Beginn des Abends ein flammendes Plädoyer für die Weinkönigin und ihre Vertreterinnen gehalten: „Jede einzelne junge Frau prägt mit ihrer Persönlichkeit das Amt“, betonte die CDU-Politikerin und erzählte, dass noch immer das Amt vielen als rückständig und reine Dekoration gilt. „Diese jungen Frauen haben was im Kopf“, sagte sie und riet: „Lasst Euch nicht ins Bockshorn jagen, was Ihr macht, das muss Euch erst mal jemand nachmachen.“

„Sie haben der ganzen Welt gezeigt, dass viel mehr hinter der Krone steckt als ein hübscher Kopf“, dankte auch die Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts, Monika Reule, der scheidenden Weinkönigin Katharina Staab von der Nahe: Mit Ausstrahlung, Charme und Wortwitz habe sie „unzählige Fachleute und Konsumenten für unsere Weine gewonnen“, sagte Reule, und betonte: „Wir können das konkret nachvollziehen.“

Info& auf Mainz&: Mehr über die Deutsche Weinkönigin und ihre Aktivitäten findet Ihr auf der eigenen Internetseite genau hier. Unseren Bericht vom Vorentscheid zur Wahl der Deutschen Weinkönigin 2018 findet Ihr noch einmal hier. Mainz& saß übrigens selbst in der Jury mit, und wir waren über den Ausgang des Abends sehr überrascht… aber klar ist auch: Alle sechs sind beeindruckende Weinfachfrauen, und auch das neue Trio wird die deutschen Weine würdig vertreten. Wir hätten uns halt eher eine moderne, spritzigere Vertreterin gewünscht, die die Linie von Katharina Staab besser fortgesetzt hätte – und das sahen wir eher bei Tatjana oder Pauline gegeben. Aber man wird sehen, ein Jahr ist lang.

 

 

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