Sie nennen sich „Critical Mass“ und sind eine Gemeinschaft, eine Aktion, oder ein kreativer Flashmob: Radfahrer, die sich spontan zum gemeinsamen Radfahren treffen, und damit eine kreative Form ds Straßenprotests pflegen. Radfahrer nämlich haben laut Paragraph 27 der Straßenverkehrsordnung das Recht, einen Verband zu bilden – wenn sie 16 Räder und mehr sind. Diese „kritische Masse“ nutzt die „Critical Mass“-Gruppe, um für mehr Rechte von Radfahrern im Straßenverkehr zu werben – heute Nachmittag wieder.

Station Mietradeln in der Mainzer Neustadt am Gartenfeldplatz - Foto: gik- Foto: gik
Mainz fährt Rad: Station Mietradeln in der Mainzer Neustadt am Gartenfeldplatz – Foto: gik- Foto: gik

Radfahrer sind, sind wir mal ehrlich, Stiefkinder des Straßenverkehrs in Deutschland. Wo im Rad-Paradies Holland ganze Radstraßen völlig gleichberechtigt neben dem Autoverkehr existieren, müssen sich Radfahrer in Mainz immer noch über gefährliche Radwege wie in der Großen Bleiche quälen oder über die Hubbellandschaft namens Rheinpromenade hüpfen 😉

Im Fahrradklima-Test des Radfahrclubs ADFC landete Mainz immerhin gerade auf dem 13. Platz von 39 bundesweiten Großstädten, das waren immerhin vier Plätze besser als 2012. Doch Mainz kam andererseits nur auf eine Durchschnittsnote von 3,71, ein Befriedigend also. Für die Umfrage wurden Radfahrer in den Städten nach ihrer Bewertung von Fahrrad-Infrastruktur, Akzeptanz und Sicherheit gefragt.

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Mehr als 100.000 Teilnehmer machten bei der Umfrage im Herbst 2014 nach Angaben des ADFC mit, das sei eine Steigerung von 25 Prozent gegenüber dem letzten Test im Jahr 2012 gewesen. Der ADFC schließt daraus auf ein wachsendes Interesse am Thema Fahrrad und Radverkehr, was sicher nicht falsch ist. Auch Mainz fährt nach unserem Eindruck immer öfter Fahrrad, und wir hoffen sehr, dass die steigenden Zahlen dazu beitragen, dass das Radwegenetz noch besser wird.

Vorfahrt Fahrrad: Die erste Fahrradstraße von Mainz gibt's in Hechtsheim - Foto: gik
Vorfahrt Fahrrad: Die erste Fahrradstraße von Mainz gibt’s in Hechtsheim – Foto: gik

Denn besonders unglücklich waren die Mainzer Radfahrer mit dem Thema Sicherheit und Komfort in Mainz (Note 4,1 und 4,2), dem Stellenwert des Radverkehrs in Mainz gaben sie gar nur eine 4,3. Für besonders viel Ärger sorgen offenbar Hindernisse auf Radwegen (Note 4,4!) und die Tatsache, dass aus Sicht der Radler viel zu wenig Falschparker-Kontrollen auf den Radwegen stattfinden – dafür gab’s nur eine 4,6.

Ebenfalls richtig schlecht bewertet: Ampelschaltungen für Radfahrer (Note 4,5) und die Oberflächen von Radwegen (ebenfalls 4,5). Da fallen uns ein paar Strecken ein… etwa die Radwege entlang der Saarstraße hinauf zur Uni – gruselig!

Besonders gut hingegen schnitt in Mainz das Radwegenetz ab – dafür gab’s sogar eine 2,5! Auch die Erreichbarkeit des Stadtzentrums bekam eine 2,5, zügiges Radfahren immerhin eine 2,8. Die besten Noten aber gab’s für geöffnete Einbahnstraßen gegen die Fahrtrichtung, da ist Mainz ja vor allem mit der Neustadt wirklich vorbildlich – prompt gab’s eine 2,0. Und die mit Abstand beste Note – eine 1,7 – gab’s für öffentliche Fahrräder – unser Mietradeln MVGmeinRad schlägt echt ein.

Deutlicher fahrradfreundlicher als Mainz schnitt übrigens Ingelheim ab, die Stadt kam bei Kommunen unter 50.000 Einwohnern sogar auf Platz 12 von 292, die Benotungen lagen hier zwischen meist zwischen 2,1 und 3,4.

Treffen der "Critical Mass"-Gruppe am Staatstheater - Foto: Facebook-Seite Critical Mass
Treffen der „Critical Mass“-Gruppe am Staatstheater – Foto: Facebook-Seite Critical Mass

Grund genug also, in Mainz immer mal wieder auf das Potenzial für Verbesserungen aufmerksam zu machen – und genau das tut die „Critical Mass“. Die unhierarchisch strukturierte Gruppe radelt nach dem Motto „Wir blockieren nicht den Verkehr, wir sind der Verkehr“, und tritt so für die Gleichberechtigung der Radfahrer gegenüber dem motorisierten Verkehr ein. Genutzt wird dabei eben die Bestimmung für radelnde Verbände: Ab 16 Radlern darf ein Verband nebeneinander auf der Fahrspur fahren, und Kreuzungen geschlossen überqueren, auch wenn der letzte bei Rot fährt.

Es geht nicht darum, das Fortkommen anderer zu behindern, vielmehr soll auf das Recht aller hingewiesen werden, sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen“, schreibt die Gruppe auf ihrer Facebook-Seite. Und natürlich geht es auch um einen gesellschaftlichen Wandel, weg vom Auto und hin zu einer lebenswerteren Stadt. „Feiert bei einer gemeinsamen Stadtrundfahrt das Fahrrad als alternativ(los)es Verkehrsmittel!“, heißt es – die nächste Fahrt findet heute Nachmittag statt.

Info& auf Mainz&: „Critical Mass“-Rundfahrt am Freitag, den 6. März, Treffpunkt 18.00 Uhr am Staatstheater. Wohin geradelt wird, wird spontan entschieden. Möglicherweise spielt heute Abend aber die gesperrte Schiersteiner Brücke eine Rolle… Mehr zur „Critical Mass“ in Mainz findet Ihr auf dieser Facebook-Seite. Mehr zum Fahrradklima-Test des ADFC mit allen Fragen und Ergebnissen findet Ihr hier.

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