Nun also doch: Der Frankfurter Flughafen plant jetzt sogar ein eigenes Terminal für Billigflieger. Geplant sei ein neuer Low-Cost-Flugsteig als Teil des neuen Terminals 3, das gerade gebaut werde, berichtet die Hessenschau auf ihrer Internetseite, das gehe aus Informationen hervor, die dem Sender vorliegen. Demnach solle ein für den späteren Ausbau des Terminals vorgesehener Flugsteig früher gebaut werden, dieser östliche Flugsteig soll speziell für Billig-Airlines und deren Passagiere sein und bereits deutlich vor der Eröffnung des Terminals 3 im Jahr 2023 in Betrieb gehen. Das hessische Wirtschaftsministerium habe die Pläne bestätigt. Aus der Region kam prompt scharfe Kritik, vor allem natürlich von Fluglärmgegnern.

Ryanair kommt nach Frankfurt – und kriegt jetzt sogar ein eigenes Terminal. – Foto: gik

Damit setzt Flughafen-Betreiber Fraport noch deutlich stärker auf den Bereich der Billigflieger als bislang zugegeben – und rechnet offenbar auch mit einem starken Wachstum dieser Sparte. Erst im November 2016 hatte die irische Billiglinie Ryanair angekündigt, Flugzeuge in Frankfurt-Main stationieren und von hier aus erste Linien anbieten zu wollen. Der Paukenschlag ging mit einer Strategieänderung der Fraport einher, die sich bislang Billigairlines weitgehend verweigert hatte. Im Dezember dann genehmigte das Hessische Verkehrsministerium die neue Entgeltstruktur für Frankfurt Rhein-Main – und die sieht nun satte Rabatte für Fluglinien vor, die rapides Wachstum aufweisen können. Genau damit lockt Fraport nun neue Billigfluglinien nach Frankfurt, zu Ryanair auch Wizzair und Eurowings.

Seither überschlagen sich die Ereignisse: Gerade erst kündigte Ryanair an, noch in diesem Jahr schon 24 Routen von Frankfurt aus anbieten und sieben Flugzeuge stationieren zu wollen. Prompt wurden die offenbar bereits vorbereiteten Pläne für ein eigenes Terminal für die Billigflieger bekannt. Der neue Flugsteig soll laut Hessenschau rund 150 Millionen Euro kosten und könnte bereits 2019 in Betrieb gehen. Die Fraport kämpft seit einiger Zeit mit sinkenden Passagierzahlen.

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Das Gedränge am Frankfurter Flughafen wird größer…. – Foto: gik

Die neue Strategie verärgert all jene, die seit Jahren gegen den wachsenden Fluglärm in der Region kämpfen. Fraport-Chef Schulte habe „die Katze aus dem Sack gelassen“, schimpfte etwa die Grünen-Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner. Es gehe offenbar eben nicht darum, „mit dem Terminal 3 die Hub-Funktion, die Qualität und die Positionierung des Flughafens in der Oberklasse zu sichern.“ Dass die Fraport vermehrt Billigflieger anlocken wolle, passe mit dem Anspruch eines Luxusterminals nicht zusammen. „Offenbar kommt der Fraport-Vorstand angesichts von sinkenden Zahlen des Flugverkehrs nun in die Bredouille, dieses Mammut-Projekt in irgendeiner Weise rechtfertigen zu müssen“, kritisiert Rößner.

„Irritiert“ zeigten sich auch die hessischen Grünen, die doch immerhin mit Tarek Al-Wazir den Verkehrsminister persönlich stellen: „Welche Strategie verfolgt eigentlich Fraport?“, fragten die in einer Reaktion auf die jüngste Terminal-Meldung. Bisher habe Fraport den Frankfurter Flughafen als Drehkreuz für Umsteiger insbesondere für Langstreckenflüge positionieren wollen. „Nun scheint Fraport endgültig den Strategiewechsel hin zu weiteren Billigfliegern zu vollziehen, der ihre jahrelangen Ankündigungen Lügen straft“, kritisierte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Martina Feldmayer. Es sei aber „überhaupt nicht klar“, ob die neuen Pläne mit dem Planfeststellungsbeschluss vereinbar seien, „oder ob hier unter dem Deckmantel geltenden Rechts klammheimlich Fakten geschaffen werden sollen, die dem ursprünglichen Inhalt zuwiderlaufen.“

Auch der Mainzer SPD-Landtagsabgeordneten Johannes Klomann wies darauf hin, dass der Planfeststellungsbeschluss für das Terminal 3 eindeutig die Abfertigung von Umsteigepassagieren vorsehe. Die Billigflieger-Strategie der Fraport lasse nun erneut an der Notwendigkeit eines dritten Terminals zweifeln. „Die hessische Landesregierung ist jetzt aufgerufen, die Pläne für den zusätzlichen Flugsteig zu verhindern und geltendes Recht zu wahren“, forderte Klomann. Zudem verstärken die Fraport-Pläne die Konkurrenzsituation zwischen dem Frankfurter Flughafen und dem rheinland-pfälzischen Flughafen Frankfurt Hahn.

Das neue Terminal 3 bekommt nun noch einen zusätzlichen Flugsteig für Billigflieger. – Grafik: Fraport

Das Land Hessen sei der größte Anteilseigner der Fraport AG, betonte auch der hessische SPD-Fraktionschef Thorsten Schäfer-Gümbel. Daraus ergebe sich eine ganz besondere Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit, der die Landesregierung nicht gerecht werde, indem sie einfach nur zuschaut. Offenbar gebe es innerhalb der schwarz-grünen Koalition erhebliche Meinungsunterschiede über die richtige Zukunftsstrategie für den Flughafen. Und sogar zwischen der Grünen-Fraktion im Landtag und dem grünen Wirtschaftsminister tue sich „eine große Kluft auf“, stichelte Schäfer-Gümbel: „Während eine stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen die Hinwendung zur Billigfliegerei kritisiert, gibt das von einem Grünen geführte Wirtschaftsministerium der Fraport noch hilfreiche Tipps, wie der Flugsteig für die Billigflieger gebaut werden kann, ohne gegen den bestehenden Planfeststellungsbeschluss zu verstoßen.“ Al-Wazir habe zudem mit seiner Gebührenentscheidung „Tür und Tor für diese Entwicklung geöffnet.“

Al-Wazir habe wohl „schlicht der Mut gefehlt, das Rabattprogramm abzulehnen“, argwöhnen die Mainzer Fluglärmgegner. Es bestünden aber „erhebliche Zweifel, ob Ryanair wirklich dauerhaft für einen Wachstumsschub am Frankfurter Flughafen sorgen wird.“ Das Geschäftsmodell der irischen Linie beruhe „auf Rabatten, Marketingzuschüssen und weiteren versteckten Subventionen, die die Billigfliegerei letztlich überhaupt zu Lasten des Steuerzahlers ermöglichen.“ Blieben diese aus oder reduzierten sie sich, würden die Flugzeuge an anderen Flughäfen eingesetzt. „Die regulären Entgelte am Frankfurter Flughafen werden es Ryanair nicht erlauben, kostengünstige Flüge anzubieten“, glaubt die Initiative gegen Fluglärm.

Das Geschäftsmodell von Ryanair, europaweite Point to Point-Verbindungen anzubieten, führe zudem zu einer Aushöhlung der Drehkreuzfunktion des Frankfurter Hubs, der ja auf Umstieger setze. „Möglicherweise wird Fraport-Chef Schulte seine Freude über den Ryanair-Coup schon bald vergehen“, heißt es weiter. Für die Flughafenanwohner bedeute der Einstieg von Ryanair aber erst einmal mehr Flugbewegungen und mehr Fluglärm: Ryanair werde ab 2018 insgesamt rund 13.300 Flugbewegungen im Jahr durchführen, das seien durchschnittlich etwa 37 zusätzliche Flugbewegungen am Tag.

Info& auf Mainz&: Die gesamte Stellungnahme der Initiative gegen Fluglärm mit ausführlicher Analyse findet Ihr hier im Internet.

 

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