Jetzt schlägt’s aber dreizehn: Der türkische Präsident Recep Erdogan will jetzt offenbar auch noch die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ verbieten! Es habe sie ein Schreiben des türkischen Botschafters erreicht, in dem die Absetzung der Fernsehsitzung gefordert werde, teilte die Mainzer Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner (Grüne) am 1. April in Mainz mit. Es sei zu befürchten, dass sich die Fastnachter über Präsident Erdogan lustig machen würden. Als Ausgleich bot der Botschafter ein zweites Tarkan-Konzert an. Rößner will nun UN-Generalsekretär Ban Ki-moon einschalten.

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Der türkische Präsident Erdogan will nun auch „Mainz bleibt Mainz“ verbieten! Hieß es am 1. April – Foto: gik

Damit erreicht die Posse um Meinungsfreiheit und türkische Empfindlichkeiten wahrlich ihren Höhepunkt: Gerade erst hatte die türkische Regierung mit der Einbestellung des deutschen Botschafters gegen einen Beitrag der NDR-Satiresendung Extra3 protestiert, der Erdogan und seinen Umgang mit der Pressefreiheit aufs Korn nahm. Es dauerte Tage, bis sich die deutsche Bundesregierung dazu erklärte, Medien und Öffentlichkeit waren empört.

Missfallen gegenüber Obermessdiener, Reichow und Guddi Gutenberg

Und jetzt das: „Jetzt ist offenbar die Mainzer Fastnacht das Ziel der türkischen Regierung“, sagte Rößner empört, und sprach von einem „üblen Angriff auf die Presse- und Kunstfreiheit unseres Landes.“ Rößner unterrichtete am Freitag, dem 1. April die Presse von einem Schreiben des türkischen Botschafters, das Mainz& natürlich vorliegt. Darin schreibt der Botschafter an Rößner, es sei zu befürchten, dass die Künstler der Mainzer Fastnacht die „Agitationen gegen den Präsidenten“ aufgreifen würden. In der Tat sind die Mainzer Fastnachter bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, auch in der Vergangenheit wurde schon gegen Erdogan scharf geschossen.

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Missfallen beim Präsidenten? Guddi Gutenberg schießt scharf aus der Narrenbütt – Foto: gik

Die Fernsehsitzung sei bereits mehrfach Gegenstand diplomatischer Gespräche gewesen, schreibt der Botschafter weiter, die türkische Regierung habe „nicht nur einmal“ ihr Missfallen gegenüber den politischen Aussagen von Künstlern wie dem Obermessdiener Andreas Schmitt, Lars Reichow oder „Guddi Gutenberg“ Hans-Peter Betz geäußert. Deren Beiträge „tragen nicht unmittelbar zum guten Verhältnis unserer Länder bei“, warnt der Botschafter. Deshalb „regt der Präsident höchstpersönlich die Absetzung der Fernsehsitzung im kommenden Jahr an“, heißt es weiter.

Tabea fordert Sanktionen wie Ausfuhr von Helene Fischer-CDs

Rößner ist medienpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag und Mitglied des Kultur- und Medienausschusses. Aus ihrer vom Botschafter erbetenen Hilfestellung bei dem Vorhaben wird indes nichts: „Für mich hört hier der Spaß auf“, wies Rößner das Ansinnen zurück – und forderte die Bundesregierung auf, umgehend Sanktionen gegen die türkische Regierung zu verhängen. Als ersten Schritt solle es ein Ausfuhrverbot für „qualitativ hochwertige“ Unterhaltungsprodukte geben, namentlich nannte Rößner dabei CDs von Helene Fischer oder Episoden der Lindenstraße. Auch wenn dies soziale Unruhen auslöse, halte sie diesen Schritt für „unverzichtbar“, betonte Rößner.

Brief türkische Botschaft Rößner Verbot Fernsehsitzung 1. April 16
Der ominöse „Brief des türkischen Botschaftes“ an Rößner über die Ansetzung der Fernsehsitzung

Als Ausgleich schlägt Erdogan übrigens ein Konzert des türkischen Popstars Tarkan aus Alzey vor – dessen Konzert in Mainz am 28. Mai soll ausverkauft sein. Erdogan erklärte sich laut dem Botschafter-Schreiben auch bereit, vor dem Konzert „wenige begrüßende Worte an das deutsche Volk zu richten“ – so maximal 45 Minuten lang.

Rößner: Zivilen Protest durch außerplanmäßigen Rosenmontagszug

Rößner wies das Ansinnen empört zurück und forderte die Bevölkerung zu zivilen Protesten gegen Erdogans Einmischung auf: „Deshalb ermutige ich alle Fastnachtsvereine, in diesem Jahr außerplanmäßig einen Rosenmontagsumzug in den nächsten Monaten durchzuführen“, sagte Rößner – ein möglicher Termin sei der 8. Mai 2016. „Unsere Fastnacht ist unantastbar und verdient internationalen Schutz“, betonte die Abgeordnete weiter. Daher werde sie in den kommenden Tagen den Kontakt mit dem UN-Generalsekretär Ban Ki-moon suchen, „und über weitere Schritte mit ihm diskutieren.“

Mainz& findet: Das geht natürlich gar nicht! Wir lassen uns weder den Mund noch die Fastnacht verbieten! Also: Lasst uns am 8. Mai in Massen auf die Straße gehen, und bunt und fröhlich für unser Recht auf freie Meinung, für die Fastnacht und für unsere Lebensart demonstrieren! Ersten Hinweisen zufolge haben die Fastnachtsvereine und die Stadt Mainz schon Zustimmung signalisiert! Mehr dazu lest Ihr auf Mainz& – in den Tagen nach dem 1. April.

 

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