Lange war es immer wieder in der Diskussion, nun kommt es: Die Fahrradpendler in Mainz bekommen am Mainzer Hauptbahnhof endlich einen sicheren Hort für ihre Drahtesel. Im Februar begann die Stadt mit den Vorbereitungen für den Bau eines Fahrradparkhauses am Hauptbahnhof West, 1.120 sichere und hochwertige Parkmöglichkeiten für Fahrräder sollen hier entstehen. Am Montag, gerade rechtzeitig vor der Kommunalwahl, war Baubeginn. Für rund zwei Millionen Euro soll hier nun bis Jahresende ein Parkhaus mit Doppelparkern entstehen, das gleichzeitig den dunklen Raum direkt unter der Hochbrücke und den gesamten Bereich des westlichen Bahnhofsausgangs aufwerten helfen soll.

So soll das Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof West einmal gelegen sein: Direkt neben dem Eingang zum Bahnhof, unter der Hochstraße. – Visualisierung: Architekt Schoyerer

Aktuell werde der Bereich unter der Hochbrücke „mit seinem Eindruck auf ankommende und abreisende Besucher dem Bild einer Landeshauptstadt nicht gerecht“, hieß es in der Beschlussvorlage für den Stadtrat selbstkritisch: Der Ort unter der Hochbrücke sei „ein Unort und Angstraum.“ In der Tat: Das Areal zwischen dem Hauptbahnhof und dem noch immer weitgehend ungenutzten alten Postlager ist einer der Schandflecken der Stadt.

Nun soll das Areal aufgewertet werden und den dringend benötigten Parkraum für Fahrräder schaffen: Der Hauptbahnhof wird seit Jahren von Horden abgestellter Fahrräder umrahmt, darunter immer Dutzende sogenannter „Schrotträder“ und „Fahrradleichen“, die nicht mehr abgeholt werden. Im Bereich Hauptbahnhof West gab es bislang 500 Stellplätze für Fahrräder unter der Hochbrücke, doch auch das reicht schon nicht mehr aus: Der Bedarf sei deutlich höher, dazu gebe es einen steigenden Bedarf zum sicheren Abstellen von hochwertigen Rädern und Pedelecs, konstatiert die Stadt.

- Werbung -
Werben auf Mainz&
So könnte das neue Fahrradparkhaus aussehen: Eine Gebäude mit Metallfassade, die Licht und Sicht reinlässt. – Visualisierung: Architekt Schoyerer

Abhilfe soll nun ein Parkhaus über die gesamte Tiefe unter der Hochbrücke schaffen. Im vorderen Bereich sollen 30 Prozent kostenpflichtige Stellplätze entstehen, der Zugang wird durch ein Drehkreuz gesichert, das sowohl mit als auch ohne Rad durchschritten werden könne, so die Stadt. Hier sollen Nutzer auch feste Stellplätze mieten können. 70 Prozent des Radparkhauses – und damit rund 810 Stellplätze – sollen aber kostenfrei nutzbar sein.

Die Räder sollen in sogenannten „Doppelstockparkern“ untergebracht werden, der Nutzer kann sich aussuchen, ob er sein Rad oben oder unten einschieben und abschließen will. Die Nutzung sei leicht zu bedienen, da eine Gasdruckfeder das hoch und herunterholen unterstütze. Die Doppelstockparker hätten sich bereits in anderen Fahrradparkhäusern bewährt, daneben soll es auch Fahrradboxen und Schließfächer für Zubehör sowie Sonderabstellflächen für Hänger, Tandems oder Liegeräder geben. Pedelec-Besitzer sollen ihre Akkus im Fahrradparkhaus laden können.

896 Doppelstockparkplätze sollen so entstehen, dazu 85 Reihenparker, zehn Radboxen und 43 Stellplätze für Sonderräder. Auch Schließfächer soll es geben, um zusätzliches Gepäck, Anhänger und ähnliches sicher verstauen zu können. Zudem können so auch Pedelec-Akkus geladen werden. Der hinterste Bereich des Parkhauses wird wegen des sich absenkenden Brückenbauwerks eine geringere Höhe haben, hier soll eine Fläche zur Lagerung sogenannter „Schrotträder“ entstehen. Die Stadt will hier „Fahrradleichen“ aus dem Umfeld des Hauptbahnhofs unterbringen, denn die entfernten Räder müssen aus juristischen Gründen für eine gewisse Zeit eingelagert werden.

Dem Radparkhaus wird eine kleine Servicestation zur Kontrolle und Überwachung vorgelagert, hier soll Personal zur Sicherheit anwesend sein, aber auch Informationen an die Kunden weiter geben können. Von außen soll das Fahrradparkhaus Wände aus Steckmetall erhalten, durch die Lochstruktur des Gewebes soll das Parkhaus schön hell werden. Die offene Gestaltung sei ein Sicherheitsgewinn und könne Gefühle von Angst oder Unwohlsein verringern, heißt es in den Plänen der Stadt.

Skizze von Lage und Anordnung des neuen Fahrradparkhauses am Hauptbahnhof West. – Quelle: Architekt Schoyerer

Insgesamt solle das Gebäude die Umgebung aufwerten, seitdem entlang der Mombacher Straße Hotels und Studentenwohnheime entstehen, nimmt hier auch das Passantenaufkommen zu. Den Betrieb des Parkhauses will die Stadt ausschreiben, dem Betreiber zugleich vorschreiben, dass die Gebühren für die verschiedenen Gruppen „attraktiv zu gestalten sind.“

1,52 Millionen Euro sollte der Bau des Parkhauses laut Stadtratsvorlage kosten, am Montag sprach die Stadt allerdings von 2,05 Millionen Euro brutto. Das Geld kommt aus den Stellplatzabgaben der Stadt Mainz. Dazu kommen Baunebenkosten von rund 1,9 Millionen Euro, damit hatte die Stadt im Februar begonnen: die vorbereitenden Arbeiten an Gas-, Wasser- und Stromleitungen sollten bis Ende März fertig sein. Auch werden die Strom-Netzanschlüsse für das Fahrradparkhaus und eine neue E-Ladesäule hergestellt und die Beleuchtung angepasst, hieß es weiter. Und wenn man schon die Straße aufreißt, sollen auch gleich die Oberflächen neu mitgemacht werden. Die Haltestelle für die Fernbusse wird für die Dauer der Bauarbeiten zum Kaiser-Wilhelm-Ring zurückverlegt.

Info& auf Mainz&: Mehr zu Fahrradabstellmöglichkeiten in Mainz findet Ihr übrigens hier bei der Stadt Mainz.

 

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein