Am Mittwoch ist die neue Landesregierung in Mainz vereidigt worden, laut Koalitionsvertrag haben SPD, FDP und Grüne auch vereinbart, die Autobahn 643 durch den Mainzer Sand auszubauen. Was das für das Naturschutzgebiet bedeutet, könnt Ihr kommenden Samstag selbst erleben: bei einer Führung durch den Mainzer Sand. Der Arbeitskreis Umwelt Mombach lädt für 15.00 Uhr zu einer Begehung durch die europaweit einmalige Steppenlandschaft.  Ein sechsspuriger Ausbau der Autobahn in Verlängerung der Schiersteiner Brücke würde das Gebiet mit den seltenen Pflanzen und Tieren weiter beschneiden – die Umweltschützer lehnen das ab.

Mainzer Sand mit Hochhäusern der Elsa - Foto Kirschstein
Mainzer Sand mit den Hochhäusern der Elsa in Gonsenheim – Foto: gik

Die A 643 ist fraglos ein Nadelöhr, Zehntausende von Pendlern fahren pro Tag über die Schiersteiner Brücke und die angrenzende Autobahn. Die Schiersteiner Brücke ist marode, der sechsspurige Ausbau läuft – doch der Ausbau auf rheinland-pfälzischer Seite stockt. Das liegt an Streit in der Politik: die Mainzer Politik hatte sich auf einen begrenzten Ausbau von vier Spuren plus zwei Standspuren geeinigt, um den Mainzer Sand zu schützen. Doch das Bundesverkehrsministerium sprach 2015 ein Machtwort und verfügte den sechsspurigen Ausbau.

Trotz dieser Weisung hoffen die Umweltschützer weiter auf die 4+2-Lösung – in dem Fall haben sie nämlich zugesichert, auf Klagen zu verzichten, die einen Ausbau womöglich um Jahre verzögern würden. Bei einer Umfrage unter den Mainzer Landtagskandidaten vor der Landtagswahl sprachen sich SPD und Grüne für die 4+2-Lösung aus – die FDP allerdings sieht in einem sechsspurigen Ausbau sogar plus zwei Standstreifen die „einzig sinnvolle Ausbauvariante“. Es dürfte spannend werden, wie die neue Koalition diesen Spagat lösen will.

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Das Bündnis „Nix in den (Mainzer) Sand setzen“ äußerte sich jedenfalls enttäuscht über das Ergebnis des Koalitionsvertrages der neuen Ampel-Koalition: „Offensichtlich hat die neue Landesregierung es vollends aufgegeben, den größten Naturschatz von Mainz zu schützen“, kritisiert Bündnis-Sprecher Helmut Ludewig – der Koalitionsvertrag sieht nämlich den sechsspurigen Ausbau vor. Der Vollausbau der Autobahn werde „eine enorme Naturzerstörung mit Vernichtung wertvoller Lebensräume“ bedeuten, sagt auch Jürgen Weidmann vom Bündnis: „Wir sind noch immer davon überzeugt, dass die 4+2-Variante ein richtiger Kompromiss ist zwischen den Belangen des Naturschutzes, der Verkehrsteilnehmer und der Anwohner.“ Man werde weiter alles dafür tun, um den Mainzer Sand zu retten – „einschließlich einer eventuellen Klage“ hieß es weiter.

 

Die Schönheit und Besonderheit des Mainzer Sands könnt Ihr am Samstag selbst erleben. Die Umweltschützer übrigens sind durchaus zu einem Kompromiss bereit: „Wir waren nie die Verhinderer eines Ausbaus“, sagt Jürgen Weidmann vom AK Umwelt. Mainz& hat ihn im März 2015 getroffen und den Mainzer Sand selbst besucht. Im Mainz&-Artikel „Lieber Kompromiss statt Klage“ könnt Ihr das nachlesen.

Info& aus Mainz&: Samstag, 21. Mai, 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr, Führung durch das Naturschutzgebiet Mainzer Sand. Teilnahme nur nach Anmeldung unter info@akumwelt.de – danach erfahrt Ihr auch den Ort des Treffpunkts. Mehr über den Arbeitskreis Umwelt Mombach erfahrt Ihr hier.

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