Das lange Wochenende steht vor der Tür, und was kann da schöner sein als ein Trip ins Rheinhessische zu einem unserer wunderbaren Weingüter? Da haben wir doch was für Euch: Mainz&-Chefin Gisela Kirschstein ist ja auch in diesem Jahr die Bloggerin der Great Wine Capital Mainz, und so haben wir auch weiter schöne Reportagen für Euch. Dieses Mal: Die Geschichte, wie eine Winzerfamilie mithalf, die geschlossenen Hoftore in Rheinhessen weit zu öffnen für Gäste, Genuss und rheinhessischen Champagner. Und wie auf dem Boden mittelalterlicher Geschichte hochmoderne kleine Landhotels entstehen können…. Willkommen beim Weingut Strubel-Roos in Flonheim!

Familie Strubel-Roos im Hof vor ihrem Familienwappen. – Foto: gik

Wenn Veronika Roos an ihrer Teig-Mischmaschine steht, kommt schon mal ihr Großvater vorbei und hilft mit Tipps zu Backrezepten aus seiner Bäckerei aus. Rund 20 Kuchen und Torten backt Enkelin Veronika jedes Wochenende für ihr Weinbistro mitten im alten Ortskern von Flonheim. Versteckt, am Ende eines Labyrinths enger Gassen, liegt das Landhotel Strubel-Roos mit dem Weingut an seiner Seite – ein Erlebnis in Gastfreundschaft im Herzen Rheinhessens.

Als Heide Roos vor zwanzig Jahren nach Flonheim zog, um ihren Mann zu heiraten – Winzer Karl Rainer -, da waren die Tore der Höfe im Ort noch fest verschlossen vor den Fremden. „Es gab keine Gastronomie, praktisch niemand verkaufte Wein direkt“, erzählt sie, „das galt als unter der Würde.“ Was für ein Witz: Heute ist Weinmachen unglaublich in, Winzer der Traumberuf vieler junger Leute, die Weine gehören zu den besten Deutschlands – und Touristen lieben es, Urlaub zwischen den Reben zu machen.

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Der hochmoderne Frühstücksraum des Landhotels Strubel-Roos, gleichzeitig Ort für Veronikas Wein-Café. – Foto: gik

Die Mitglieder der Roos-Familie waren darin Pioniere: Als die Großeltern 1969 als Erste im Ort eine Weinstube aufmachten, wurden sie belächelt. Aber das alte Klostereck war eben damals schon ein ungewöhnlicher Ort: „Es war ein offener Hof, ohne Tore“, erzählt Hilde, und irgendwie spiegelte das wohl auch ein Stück weit die Mentalität der Besitzer. Vor 880 Jahren gründeten hier Augustiner-Chorherren ihr Stift, 1181 bekam Probst Werenbold das Patronatsrecht für die Kirche von Flonheim – und wurde der erste Winzer im Ort.

Draußen, im Hof, erzählt die alte Mauer von den Zeiten im Mittelalter, ein Teil der früheren Stadtmauer. In einer Nische hängt das Wappen der Familie, ein Ritter wacht da über den Pflug und natürlich die Weintraube. „Es war mal Mode, eines zu haben“, sagt Vater Karl Rainer und zuckt mit den Schultern. Die Familie ist gerade dabei, Mönche und Wappen von den Flaschenetiketten zu verbannen, es ist Zeit für modernere Designs.

Alte Tradition, moderne Räume: Heide und Veronika Roos in einem der modernen Hotelzimmer, in dem eine Fototapetre zeigt, wie die Gasse vor dem Haus einmal aussah. – Foto: gik

Sohn Frederik studiert Oenologie und Weinbau in Geisenheim und bringt neue Ideen mit ins Weingut – etwa die vom Bioweinanbau oder aus seinem Praktikum in Neuseeland. Vater Karl Rainer startete schon 1985 seine Sektproduktion, natürlich nach Champagnerart, als einer der ersten in Deutschland, heute macht der Sekt 20 Prozent des Umsatzes aus. „Die beste Idee, die Du je hattest, Schatz“, sagt Heide und lacht: „Na gut, die zweitbeste….“ Frederik erzählt mir derweil, wieviel mehr Vielfalt die deutschen Winzersekte haben im Vergleich zu den Original-Champagnern, „viel mehr Frucht und Mineralität“, sagt er.

Vielfalt – genau dafür wurden die Roos‘ mit dem Great Wine Capital Award 2017 ausgezeichnet für ihre Transformation des alten Klosters in ein Ensemble moderner und individueller Unterkünfte. Es begann mit zwölf Zimmern vor zehn Jahren, „das hat einen Riesenspaß gemacht“, sagt Heide. Da verwandelten sie das alte Tagelöhnerhaus in eine zauberhafte kleine Unterkunft mit extravaganter Ausstattung.

Alte Mauern, modernes Hotel: Landhotel Strubel-Roos in Flonheim. – Foto: gik

Dann beendete Tochter Veronika ihre Ausbildung im Hotelmanagement, und nachdem sie den Betrieb auf Sternekochs Johann Lafers Stromburg kennen gelernt hatte, waren 14 Zimmer einfach nicht mehr genug. Die Familie kaufte noch einen Teil des Klosterecks, heute steht dort ein hochmodernes kleines Hotel mit neun Zimmern, die Namen tragen wie „Seekuh“, Erinnerung an das Urmeer, das hier einst floss. Die Werkstatt wurde zum Frühstücksraum und zur Lounge für Veronikas WeinCafé, heute genießen rund 150 Geschäftsleute, Ausflügler und Einheimische jedes Wochenende Torten, Wein und Atmosphäre.

Junge Leute kommen mit ihrer Clique für ein Weinwochenende, erzählt Heide, Weinproben boomen – Rheinhessen explodiert in Genuss. Und es klingt nicht so, als wäre die Familie Roos schon fertig: „Wir bräuchten wirklich mehr Gastronomie hier, Straußwirtschaften, Weinstuben“, seufzt Veronika, „irgendwo müssen unsere Gäste abends ja was essen…“

Info& auf Mainz&: Mehr zum Weingut Strubel-Roos samt dem wunderschönen Landhotel in Flonheim findet Ihr hier im Internet. Wieso Mainz& über die Great Wine Capitals bloggt und was es mit den GWC-Awards auf sich hat, das könnt Ihr hier lesen. Infos zur Great Wine Capital Mainz sowie die Blog-Geschichten auf Deutsch hier entlang bitte! Wer die Original-Englischen-Geschichten lesen will – bitteschön, die gibt es hier auf dem offiziellen Great Wine Capitals Blog. Und hier könnt Ihr lesen, wie Mainz& den Blogger-Wettbewerb gewann – die Siegerreportage findet Ihr hier: Mit dem Oldtimerbus….

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