Der römische Gott Hermes war ja bekanntlich der Götterbote, wie passend, dass nun der Paketdienstleister Hermes ausgerechnet ins römisch-stämmige Mainz kommt: Am Mittwoch weihte Hermes sein neues Logistikzentrum im Gewerbegebiet Mainz-Hechtsheim ein. Es ist eine Anlage der Superlative: 10.500 Quadratmeter groß ist die Halle, 115 Tore sollen ab November bis zu 100 Lkw am Tag abfertigen, 200.000 Pakete pro Tag sortiert werden. Und das ist erst der Anfang: Hermes plant in höchster Ausbaustufe 25.000 Sendungen pro Stunde in Mainz abzufertigen, das wären rund 60 Millionen Sendungen pro Jahr. Die Logistikbranche steht vor nichts weniger als einer Revolution, immer schnellere Warenströme und der explodierende Online-Handel verursachen einen erheblichen Wandel in der Branche. Die will sich dafür rüsten – in Mainz sollen bereits 2019 nur E-Autos von Hermes rollen.

Gigantische Ausmaße, große Pläne: Das neue Logistikzentrum von Hermes im Gewerbegebiet von Mainz-Hechtsheim. – Foto: gik

Es ist ein Zentrum der Superlative: 70.000 Quadratmeter groß ist das Grundstück auf dem Hechtsheimer Messegelände, 10.500 Quadratmeter groß allein die Sortierhalle mit ihren 116 Toren. Rund 200 Menschen werden hier ab November Arbeit finden, davon 80 Prozent im gewerblichen Bereich und 20 Prozent im kaufmännischen. An den Toren können pro Tag weit über 100 Lkw abgefertigt werden. „Wir können hier gut 200.000 Pakete am Tag sortieren“, sagte der Mainzer Bereichsmanager Jürgen Seidel Mainz&, das wären gut 35 Millionen Sendungen pro Jahr. Und das ist erst der Anfang: In seiner höchsten Ausbaustufe will Hermes in Mainz einmal 25.000 Sendungen pro Stunde (!) abfertigen können, rund 60 Millionen pro Jahr.

Die Paketbranche steht vor einer Revolution: Sechs Milliarden Pakete werden, so schätzen Experten, 2025 pro Jahr in Deutschland ausgeliefert werden, eine Verdoppelung im Vergleich zu jetzt. „Der E-Commerce geht buchstäblich durch die Decken“, sagte Dirk Rahn, Geschäftsführer des Paketzulieferers Hermes, am Mittwoch in Mainz: „Wir erwarten Rekordmengen.“ Die Branche rüstet sich, allein Hermes investiert derzeit rund 300 Millionen Euro in seine Infrastruktur, davon rund 57 Millionen Euro in das Mainzer Zentrum, das eines von neun geplanten neuen Logistikzentren ist. Aus dem Boden gestampft wurde es in kürzester Bauzeit: „Vor zehn Monaten war hier noch Acker“, sagte Rahn, jetzt steht hier ein gar mit Gold für nachhaltiges Bauen ausgezeichnetes Bauwerk mit hochmoderner Förder- und Sortiertechnik.

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„Sie sind hier in einem dynamischen Umfeld, hier ist vieles im Entstehen“, freute sich Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) über den neuen Groß-Arbeitgeber in Mainz. Die Stadt sei „eingebettet in eine hohe Wissensstruktur, von großartigen Startups, die Geschichte schreiben“, sagte Ebling, „das werden Sie und ihre Mitarbeiter spüren.“ Und der rheinland-pfälzische Wirtschafts- und Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) stichelte freundschaftlich, der Hamburger Rahn könne zwar „noch nicht zwischen Mainz und Wiesbaden unterscheiden, aber das sehen wir Ihnen nach: Sie haben jedenfalls den richtigen Standort gewählt.“

Noch stehen die Transportbänder in der neuen Logistikhalle still, ab November rollen hier Hunderttausende Pakete über die Bänder. – Foto: gik

Hermes schaffe mit dem neuen Logistikzentrum „etwas Großartiges“, das Menschen auch neue Chancen auf ein Einkommen gebe, lobte Wissing – und lobte glatt die „optimalen Verkehrsanbindungen“ im Rhein-Main-Gebiet mit ihren vielen Autobahnen. Nur eine Stunde später stellte der Landesbetrieb Mobilität die neuesten Verkehrsbehinderungen am Autobahnkreuz Mainz Süd vor – das Kreuz wird bis 2020 zur Dauerbaustelle.

Hermes zieht mit dem Neubau auch seine kleinere Niederlassung aus dem hessischen Mainz-Kastel um, die Lage direkt an den Autobahnen gab wohl mit den Ausschlag. „Wir rücken buchstäblich näher an unsere Kunden“, sagte Rahn, „damit immer kürzere Bestellzeiten möglich werden.“ Der Online-Handel, er ist längst zum Alltag geworden, die riesigen Wachstumsraten bringen den Logistikunternehmen aber nicht nur Freude, sondern auch Probleme: Das werfe Probleme auf, Hightech, Roboter und Drohnen würden künftig in der Logistik essentiell sein, prophezeite Rahn: „Wer soll denn sechs Milliarden Pakete noch an die Haustür bringen?“

Derzeit müssen das noch Menschen erledigen, bis zu 250 Groß-Lkw werden pro Tag ans Mainzer Logistikzentrum rollen. Doch die Branche ächzt unter einem gravierenden Fachkräftemangel, sagte Rahn: „Wir werden weit über 100.000 Menschen zusätzlich in unserer Branche brauchen.“ Wenn derzeit 5.000 Paketfahrer in Deutschland fehlten, habe das „auch etwas mit der Bezahlung und der Wertschätzung des Berufs zu tun“, mahnte die Journalistin und Hermes-Aufsichtsrätin Sabine Christiansen an, kostenlose Lieferungen machten anständige Löhne unmöglich. Der Wert der Logistik sei „nicht richtig positioniert, die Preise müssen kräftig nach oben“, unterstrich auch Rahn – auch weil die Anforderungen an die Branche gewaltig stiegen: „Die Sendung soll am nächsten Tag, zuverlässig, zu einem möglichst günstigen Preis und dazu noch CO2-neutral geliefert werden.“

Der neue Mainzer Hermes-Bote: Bereichschef Jürgen Seidel in der neuen Sortierhalle. – Foto: gik

 

Oberbürgermeister Ebling mahnte denn auch umgehend eine Logistik an, die weniger Schadstoffe ausstößt: Klimaziele, Luftqualität und die Gesundheit der Menschen seien „ein drängendes Thema für die Städte“, sagte Ebling – Mainz drohen Diesel-Fahrverbote wegen erheblicher Überschreitung der Stickoxid-Werte. Rahn kündigte an, Hermes wolle in den kommenden Jahren massiv in Elektrofahrzeuge investieren: „Wir wollen bis 2025 in allen deutschen Großstädten unsere Pakete elektronisch und völlig emissionsfrei zustellen“, betonte Rahn, in Mainz solle das schon 2019 der Fall sein.

Rund 1.500 E-Autos will Hermes gemeinsam mit Mercedes auf die Straßen bringen. Die Elektrifizierung der Flotte sei eine große Herausforderung, die Politik müsse den Unternehmen dabei helfen, forderte Rahn – etwa mit steuerlicher Förderung. Busspuren sollten für Elektrofahrzeuge frei geben werden, auch in Fußgängerzonen sollten diese Autos fahren dürften, forderte Rahn. Die Stadt Mainz hat hingegen gerade die Freigabe von Busspuren für E-Autos abgelehnt. Bislang gebe es in Mainz auch gerade einmal 500 Elektroautos, sagte Ebling. „Was wir doch brauchen, ist mehr von dem Zeug auf der Piste“, fügte der Oberbürgermeister hinzu, „den Waren den Stecker zu ziehen, wäre ziemlich doof.“

Eine Grundvoraussetzung für mehr E-Mobilität sei der deutliche Ausbau der Ladeinfrastruktur, „wir sind alle gefordert, eine flächendeckende Infrastruktur zur Verfügung zu stellen“, mahnte Rahn. „Wir stehen da bereit“, versicherte ihm Wirtschafts- und Verkehrsminister Volker Wissing (FDP), „wir haben ein überragendes gesellschaftliches Interesse, dass der Umstieg in die Elektromobilität bald gelingt.“ Mit dem neuen Logistikzentrum schaffe Hermes die Voraussetzung für zusätzliches Wachstum in der Logistik wie im Online-Handel, lobte Wissing, das sei auch „ein echter Vertrauensbeweis“ in den Standort Rheinland-Pfalz. Und das sei gerechtfertigt, betonte Wissing: Mit einem Wachstum von 2,6 Prozent sei Rheinland-Pfalz in diesem Jahr die Nummer eins unter den deutschen Flächenländern – und habe sogar Bayern und Baden-Württemberg abgehängt.

Info& auf Mainz&: Das neue Hermes-Logistikzentrum ist für ein Zustellgebiet von der Eifel bis zum Spessart und vom Westerwald bis zur französischen Grenze zuständig. Es soll zum 6. November in Betrieb gehen. Mehr über das Unternehmen Hermes findet Ihr hier im Internet.

 

 

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