Viele Frauen kennen die Situation: Man ist in einer Kneipe und fühlt sich von einem Mann bedrängt, den man gerne los würde – aber der wird immer zudringlicher. Für solche Notsituationen gibt es in vielen deutschen Städten eine einfache und wirkungsvolle Lösung: „Ist Luisa hier?“ Mit diesem Satz wenden sich bedrängte Frauen an den Barkeeper, der hilft umgehend und diskret. Nun will die CDU Mainz den Kneipennotruf auch in Mainz etablieren und hat dafür einen Antrag im Stadtrat gestellt: Der Kneipennotruf könne schnell und einfach in Kneipen, aber auch auf Weinfesten etabliert werden.

Nicht jede Frau ist so wehrhaft wie diese beiden Gestalten der Meenzer Fastnacht – viele Frauen fühlen sich in Kneipen und auf Festen schon mal belästigt. – Foto: gik

„Immer wieder hört man, dass Frauen, aber auch Männer, in Clubs, in Kneipen oder auf Parties belästigt werden und nicht wissen, wie sie sich am besten aus einer solchen Situation befreien können“, sagte die Vorsitzende der Frauen-Union Mainz, Marika Abada, bei der Vorstellung des Konzepts. Die CDU-Frauen hätten sich deshalb Gedanken gemacht, was man auch in Mainz unternehmen könne, damit diese Frauen oder Männer gut und sicher nach Hause kämen. Bei den Recherchen sei man dann schnell auf die Aktion „Ist Luisa hier?“ gestoßen, „das haben wir sofort als sehr sinnvoll und nützlich angesehen“, sagte Abada.

Luisa wurde einst in der britischen Grafschaft Lincolnshire erfunden, die dortige städtische Beauftragte im Kampf gegen sexualisierte Gewalt, Hayley Child, kam der Geistesblitz. In Lincolnshire fragen Frauen an der Theke nach „Angela“, einem Wortspiel mit dem englischen „Angel“ – einem Schutzengel also.

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Nach Deutschland holte die Idee der Frauennotruf Münster und etablierte das Konzept schnell in der Universitätsstadt unter dem Titel „Ist Luisa hier?“ Mit diesem Satz können sich bedroht fühlende Personen an das Personal der Bar oder Disco wenden und bekommen unmittelbar und diskret Hilfe. Die Frau entscheidet dabei selbst, welche Hilfemöglichkeit sie in Anspruch nehmen will: also, ob sie sich etwa ein Taxi oder Freunde/Freundinnen rufen lässt, wie es auf der Internetseite in Münster heißt. Das Personal in den teilnehmenden Gaststätten werde entsprechend geschult.

Was tun, wenn einem jemand im Gedränge einer Kneipe oder eines Festes nachsteigt und man wird ihn nicht mehr los? Dann kann „Luisa“ helfen. – Foto: gik

Mittlerweile gibt es „Luisa“ schon in mehr als 20 deutschen Städten, und genau darin sieht die CDU auch einen Vorteil: Das Konzept sei „etabliert und müsste nur nach Mainz geholt werden“, sagte Abada, Kosten und Arbeitsaufwand für die Verwaltung dürften gering sein. Tatsächlich heißt es auf der Internetseite des Frauennotrufs Münster, das Corporate Design von Luisa könne gegen eine Schutz-und Bearbeitungsgebühr von 100,- Euro übernommen werden, dazu gebe es einen Handlungsleitfaden. „Man könnte mit einfachen Mitteln vielen Menschen helfen“, betonte Abada: „Warum soll man ein Rad neu erfinden, wenn sich etwas Gutes anderswo bewährt hat?“

Auch in Mainz sei es sinnvoll, das Frauenbüro mit der Organisation zu beauftragen, sagte Karin Trautwein, frauenpolitische Sprecherin der CDU-Stadtratsfraktion. Das Büro habe die entsprechende Fachkompetenz und sei deshalb für die Aufgabe prädestiniert, dazu könne das Frauenbüro auch weitergehende Hilfsangebote leisten. „Die Aktion ist ein niedrigschwelliges Angebot, das keine große Überwindung kostet und in anderen Städten sehr positiv aufgenommen worden ist“, sagte Trautwein.

Auch so eine Situation, in der „Luisa“ helfen könnte: Die Mainzer Fastnacht. – Foto: gik

Die CDU fordert nun in einem Antrag im Stadtrat an diesem Mittwoch die Stadtverwaltung auf, mit anderen Städten Kontakt aufzunehmen und „Ist Luisa hier“ auch in Mainz zu etablieren. Ziel sei, die Aktion möglichst schnell zu starten, sagte Abada: „Es wäre schön, wenn die Aktion in Mainz schon vor den Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit, spätestens aber zum Weihnachtsmarkt starten könnte.“

„Wir können uns auch durchaus vorstellen, dass Luisa als Codewort auch auf Festen genutzt und auch das Personal von Wein- und Getränkeständen oder von Fahrgeschäften entsprechend geschult wird“, sagte die Mainzer CDU-Chefin Sabine Flegel weiter. Schließlich komme es auch auf solchen Veranstaltungen immer wieder zu Belästigungen und unangenehmen Situationen. „Wir hoffen sehr, dass unser Sachantrag im Stadtrat eine große Mehrheit findet“, betonte Flegel zudem: Es gehe schließlich darum, Menschen zu helfen, „da sollte billige Parteipolitik keine Rolle spielen.“ Sie hoffe nun, dass sich die regierende Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP „überwinden und einem sinnvollen CDU-Antrag zustimmen könnte.“

Info& auf Mainz&: Mehr zum Konzept des Kneipennotrufs „Ist Luisa hier“ findet Ihr auf der Internetseite des Frauennotrufs Münster – genau hier.

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