Er war Revolutionär, Man of the Millenium und größter Sohn von Mainz, in diesen Tagen ist es genau 550 Jahre her, dass er starb: Johannes Gutenberg. Der Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern fasziniert die Mainzer immer mehr, da kommt das kleine Jubiläum gerade recht: Zum 550. Todesjahr hat die Stadt ein „Gutenbergjahr 2018“ ausgerufen und feiert den Erfinder mit Tagungen, Führungen, Science-Schoppe und vielem mehr. Seit Anfang Februar werben zudem neue Autobahnschilder für den „Man of the Millenium“ und Mainz als Gutenbergstadt, sie ersetzen die alten „Stadt der Wissenschaft“-Schilder an den Einfallstraßen. Und just an diesem Wochenende geht es auf einer großen Historikertagung um neue Erkenntnisse zu Gutenbergs Leben und Wirken.

Gutenberg und seine Welt – Screenshot aus der virtuellen Zeitreise der Stadt Mainz zum Gutenbergjahr 2018. – Foto: gik

Es war um das Jahr 1450, als Gutenberg in Mainz seine ersten Bibeln mit der neuen Druckmaschine herstellte: Bewegliche Druckbuchstaben, Lettern genannt, ermöglichten eine erheblich schnellere Herstellung von Druckerzeugnissen – und machten so Bücher und Flugblätter für die Allgemeinheit erschwinglich. Martin Luthers Kirchenrevolution, ohne Gutenbergs Erfindung wäre sie kaum weit gekommen.

1468, wohl in den ersten Februartagen, starb Johannes Gutenberg in Mainz, der genaue Todestag ist unbekannt, der bisher immer genannte 3. Februar gilt bei Experten inzwischen als umstritten. Klar ist: Gutenberg muss vor dem 26. Februar 1468 gestorben sein, das belegen Regelungen seines Nachlasses. Lange glaubte die Wissenschaft zudem, Gutenberg sei infolge des verlorenen Prozesses gegen seinen Konkurrenten Heinrich Fust als verarmter Mann gestorben, den nur eine Zuwendung des Erzbischofs am Leben hielt, nun aber zeichnet der Mainzer Mittelalter-Professor Michael Matheus ein anderes Bild: Gutenberg sei geachtet, solvent und sogar aktiv in die Gründung der Mainzer Universität eingebunden gewesen.

- Werbung -
Werben auf Mainz&
Die neuen Hinweisschilder zu Johannes Gutenberg und der Gutenberg-Stadt Mainz. – Foto: Stadt Mainz

 

Gutenberg habe „auf der Grundlage einer Geschäftsbeziehung zu dem bedeutenden Mainzer Intellektuellen und promovierten Juristen Konrad Humery bis zu seinem Tode eine Druckerei betrieben“, sagt Matheus, seine wirtschaftliche Grundlage sei gesichert gewesen. Zum erzbischöflichen Hofmann sei er 1465 angesichts seiner Verdienste ernannt worden, ja, Erzbischof Adolf von Nassau habe die Zusammenarbeit mit Gutenberg und Humery gesucht: Gutenbergs Werkstatt habe als Universitätsdruckerei dienen sollen und habe sich möglicherweise in eben jenem Hofkomplex „Zum Algesheimer“ befunden, in dem Gutenberg bis zu seinem Tode lebte.

Der im erzbischöflichen Besitz befindliche Hof wurde nach der Eröffnung der Universität im Jahre 1477 tatsächlich Teil der neuen Hochschule. Gutenberg sei in deren Vorbereitungen einbezogen gewesen, glaubt Matheus, und deshalb Teil eines revolutionären Bildungsaufbruchs. – und dieser Bildungsaufbruch habe maßgeblich mit zur Entstehung und Verbreitung der Reformation beigetragen.

Die Forschungen des Mainzer Historikers, der lange Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Rom war, sind Teil einer an diesem Wochenende stattfindenden Historiker-Tagung im Gutenberg-Museum: „Reviewing Gutenberg“ geht am 23. und am 24. Februar neuen Perspektiven zu Gutenberg und seinem Umfeld nach. Da geht es um Einkommensmöglichkeiten für Gutenberg in seiner Zeit und die Frage, wo der Buchdrucker wohnte, aber auch um den Bildungsaufbruch am Mittelrhein sowie Gutenberg-Rezeptionen im Wandel der Zeiten.

Mainz zu Zeiten Gutenbergs, seine Erfindung verbreitete sich rasant. – Screenshot aus der virtuellen Zeitreise der Stadt Mainz, Foto: gik

Nur eine Woche später widmet sich die Tagung „Wahrheit – Geschwindigkeit – Pluralität“ der Akademie der Wissenschaften in Mainz vom 1. bis 3. März den Folgen der Buchdruck-Erfindung im Zeitalter der Reformation. Da geht es um Flugblätter und Flugschriftenfehden, um die Bedeutung gedruckter Predigten und des gedruckten Liedes als Propagandainstrument, den Aufstieg der Volkssprachen und das Aufkommen einer „öffentlichen Meinung“ ebenso wie von Zensur und Toleranz.

Es sind natürlich nicht die einzigen Veranstaltungen im kleinen Gutenbergjahr 2018, sämtliche Veranstaltungen könnt Ihr auf dieser Internetseite der Stadt Mainz nachschauen. Dort gibt es auch die Termine für das erste Quartal 2018 als Broschüre zum Download. Kommende Woche, am 28. Februar, dreht sich beim Meenzer Science-Schoppe natürlich auch alles um Johannes Gutenberg: Gutenberg-Experte Professor Stephan Füssel stellt dann unter dem Titel „Von Mainz in alle Welt“ die rasante Ausbreitung der Gutenbergischen Medienrevolution in lockerer Gesprächsrunde vor – bei einem Glas Wein im Weinhaus Michel.

Aber Ihr könnt auch ganz real auf den Spuren Gutenbergs durch Mainz wandeln: Der Verein „Geographie für alle“ bietet fortlaufend Kostümführungen unter dem Motto „Ein erstaunlicher Mann und seine heilige Kunst“ an, die Rundgänge führen zu Orten, an den Gutenberg lebte und arbeitete, und lassen natürlich auch das Gutenberg-Museum nicht aus. Auch allein könnt Ihr Gutenberg nachforschen: Mit Hilfe des „Gutenberg-Pfads“, einer Broschüre, die beim Tourist Service Center der Stadt im Brückenturm erhältlich ist.

Info& auf Mainz&: Alle Veranstaltungen zum Kleinen Gutenbergjahr 2018 findet Ihr auf der Internetseite gutenberg.de – unter dem Unterpunkt „Gutenberg und seine Zeit“ findet sich auch eine schön gemachte virtuelle Zeitreise in die Welt des Buchdruckers. Mehr zur Historikertagung „Reviewing Gutenberg“ am kommenden Wochenende im Gutenberg-Museum findet Ihr hier, die Tagung ist auch für interessierte Laien offen.

 

 

 

 

 

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein