Die gute Nachricht gleich vorweg: „Wir sind trotz Landeshauptstadt, trotz vieler Events, Fußball und Demonstrationen das sicherste Oberzentrum in Rheinland-Pfalz“, sagte Martin Kuntze, der stellvertretende Leiter der Polizeidirektion Mainz stolz: „Wir haben ein hohes Maß an Sicherheit für die Bürger.“ Am Dienstag stellte das Polizeipräsidium Mainz die Statistik zur Kriminalitätslage aus dem Jahr 2016 vor, und zwar für den Raum Mainz-Worms-Bad Kreuznach, einem Gebiet mit 820.000 Einwohnern. Das Ergebnis: Die Fallzahlen zur Kriminalität in Mainz sind zwar deutlich gestiegen, das aber liegt vor allem an den vielen Flüchtlingen, die ohne Papiere einreisten – laut Gesetz ist das eine Straftat. Positiv ist vor allem, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche zurückging, ebenso Raub. Taschendiebstähle sind hingegen stark im Kommen – also passt auf Eure Portemonnaies und Taschen auf!

Mainz ist eine sehr sichere Stadt, sagt zumindest die Mainzer Polizei. – Foto: dgrimminger

61.080 Fälle von Kriminalität verzeichnete die Mainzer Polizei im Jahr 2016 insgesamt, allerdings für Mainz und Rheinhessen zusammen. Das waren 523 Fälle mehr als 2015 und ein deutlicher Höchststand in den vergangenen fünf Jahren. Damit wurden von 100.000 Einwohnern genau 7.424 Bürger Opfer einer Straftat, das entspricht einer ziemlich hohen Quote. Trotzdem muss sich in Mainz niemand unsicher fühlen, betonte Kuntze, es gebe in Mainz keine Kriminalitäts-Brennpunkte: „Wir haben in Mainz ein sehr hohes Sicherheitsniveau“, unterstrich er – im Mainzer Stadtgebiet seien die Fallzahlen sogar gesunken, „darauf sind wir sehr stolz.“

Hauptgrund für den Anstieg der Fallzahlen ist nämlich die hohe Zahl der Flüchtlinge, die 2016 nach Mainz und Rheinhessen kamen. Allein in Mainz wurden mehrere Gebäude zu Unterkünften umfunktioniert, wurden auf dem Layenhof und in der Kommissbrotbäckerei sogar Erstaufnahmeunterkünfte eingerichtet – zusätzlich zu der großen Zentralstelle in Ingelheim. Viele Flüchtlinge kamen nach ihrer langen Flucht ohne Papiere in Deutschland an – und das ist ein Verstoß gegen das Ausländerrecht. Allein 4.885 solche Fälle zählte die Polizei im Jahr 2016, im Jahr zuvor waren das nur 1.919 Fälle. Die Vorgänge würden alle an die Staatsanwaltschaft abgegeben, die Aufklärungsquote sei deshalb einhundert Prozent, erklärte der Leitende Kriminaldirektor Werner Reichert: „Bei uns erfolgt damit nur der klassische Polizeidreikampf: geknickt, gelocht, abgeheftet.“

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In den Massenunterkünften für Flüchtlinge kam es immer wieder zu Schlägereien wegen der beengten Verhältnisse. – Foto: gik

Doch die Fälle treiben die Statistik in die Höhe – ohne die 4.885 Papierverstöße verübten Zugewanderte noch ganze 1.566 Straftaten. Damit wurden jenseits der Asylrechtsverstöße nur 0,2 Prozent der Zugewanderten straffällig – und diese meist wegen leichten Diebstahls (429), Vermögensdelikten (620) oder Prügeleien in Flüchtlingsunterkünften (683). „Es kam sehr oft zu Auseinandersetzungen bei der Essensausgabe oder durch unterschiedliche Schlafsituationen“, sagte Reichert, in den Massenunterkünften würden eben Menschen aus sehr unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und auch Religionen zusammengewürfelt. 128 Fälle waren schwere Diebstähle, 37 Sexualdelikte gab es.

Zum Vergleich: Insgesamt stieg die Zahl der Sexualdelikte im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums 2016 drastisch auf 596 Fälle an, das waren 147 mehr als 2015. Das lag aber im Wesentlichen an einem Täter, der Kindern im Internet sein nacktes Glied zeigte und so 83 Fälle verursachte. Der Mann steht in Bad Kreuznach vor Gericht. Allerdings habe sich nach den Vorfällen in Köln auch das Anzeigeverhalten vieler Frauen geändert, sagte Reichert. Die Aufklärungsquote ist bei Sexualdelikten immerhin mit 82 Prozent hoch, die meisten Fälle seien Beziehungstaten, betonte Reichert.

Anders bei Taschendiebstählen: Hier beträgt die Aufklärungsquote lediglich 5,3 Prozent, meist merken die Bestohlenen die Tat erst sehr viel später. 1.131 Fälle zählte die Polizei hier 2016, das waren noch einmal rund 60 mehr als im Jahr zuvor. „Vor allem in Bussen kam es zu Diebstählen, hier wie rund um das Brand-Einkaufszentrum wurden Enge und Drängeleien ausgenutzt“, sagte Reichert. Ansonsten bewegte sich die Kriminalität 2016 im vergleichbaren Rahmen wie im Vorjahr: Straftaten gegen das Leben gingen mit 23 leicht zurück, darunter waren zwei Mordfälle, die beide aufgeklärt wurden, beide waren nicht in Mainz. Die Zahl der Raubdelikte ging auf 318 zurück, die niedrigste Zahl der vergangenen zehn Jahre.

Aktion gegen Taschendiebstähle auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt: Aufklärung an der Frau. – Foto: gik

In Mainz lag das daran, dass die Beamten einige Intensivtäter festnahmen und markante Bereiche wie den Bahnhofsvorplatz, das Bleichenviertel und die Kaiserstraße intensiv ins Auge nahmen. 2015 wurden in diesem Umfeld einige Täter festgenommen, die Serien begangen hatten, das habe die Zahlen 2016 nach unten gedrückt, hieß es. 9.860 Straftaten wurden im Mainzer Stadtgebiet 2016 insgesamt begangen, davon 61,8 Prozent aufgeklärt – das sei besser gewesen, als in Wiesbaden, freute sich Kuntze. Im gesamten Präsidiumsbereich lag die Aufklärungsquote bei 65,7 Prozent. „Das ist der Hit“, freute sich Reichert, das sei die höchste Quote seit vielen Jahren.

Zufrieden zeigten sich die Polizisten vor allem mit einem Wert: Die Zahl der Wohnungseinbrüche ging um 20 Prozent zurück. 1.264 Fälle von Wohnungseinbrüchen zählte die Polizei 2016 in der gesamten Region, davon allerdings blieben 46,4 Prozent im Versuchsstadium stecken. Damit pendelten sich die Zahlen wieder auf dem Niveau früherer Jahre ein, nachdem die Einbrüche 2015 regelrecht explodiert waren – auf rund 1.600 Fälle. Das Ungewöhnliche zudem: 2015 gingen die Einbrüche nicht wie sonst in den Sommermonaten deutlich zurück, sondern der August war sogar der stärkste Einbruchsmonat – die Täter haben offenbar neue Strategien entwickelt.

Schuld waren vor zwei Jahren vor allem gewerbsmäßige Banden aus Osteuropa, die Polizei in Rheinland-Pfalz rüstete dagegen massiv auf: Landesweit wurden flexible Einsatzkonzepte erstellt, die Zusammenarbeit zwischen den Dienststellen deutlich intensiviert und die Kooperation mit den benachbarten Bundesländern erstmals strategisch ausgebaut. In Mainz wurde mit zahlreichen Kontrollen und mobilen Einsatzeinheiten verstärkt Streife gefahren, mit Erfolg: 180 Wohnungseinbrüche gab es 2016 weniger als ein Jahr zuvor. Trotzdem bleibt die Zahl auf hohem Niveau, das soll sich ändern: „Wir hoffen die Zahlen noch weiter zu senken“, betonte Reichert.

2015 wurde zudem eine Arbeitsgruppe Bandenkriminalität in allen Präsidien gegründet, allein in Mainz arbeiten hier neun Beamte. und widmeten sich im vergangenen Jahr 333 Verfahren, darunter 131 Einbrüchen. Ermittelt wurde gegen 74 Beschuldigte aus 11 Nationen, im Mittelpunkt standen auch 2016 wieder Personen aus Georgien, Rumänien und Litauen. Einer mehrköpfigen georgischen Tätergruppe konnten so 19 Einbrüche mit einem Schaden von rund 110.000 Euro im Raum Bad Kreuznach zugeordnet werden. „Es wurde sogar noch Diebesgut in Georgien sicher gestellt“, berichtete Uwe Thome, Leiter der Kriminalinspektion Mainz.

Die hohen Fallzahlen kommen auch durch Vorfälle wie die eines Intensivtäters zustande, der im April 2016 in Sörgenloch, Zornheim und Nieder-Olm an 45 Häusern einzubrechen versuchte. Erfolg hatte der Mann nur bei einem Haus, in der darauffolgenden Nacht zog die Polizei dann alles an Einsatzkräften zusammen, was greifbar war – mit Erfolg: „Morgens um 4.30 Uhr hatten wir ihn“, sagte Thome.

Insgesamt aber ist die Chance, Einbrüche aufzuklären gering, die Quote betrug 2016 nur 17,8 Prozent. Anhaltspunkte seien meist rar, die Täter hoch professionell unterwegs, sagte Thome. Die Polizei bittet deshalb auch dringend um Hinweise auf verdächtige Personen, wenn es Einbrüche in der Nachbarschaft gegeben hat, oder wenn sich Verdächtige herumtreiben. „Wählen Sie lieber einmal zu viel die 110 als zu wenig“, rät Thome: „Dumme Anrufe gibt es nicht.“ Das gelte auch, wenn seltsame Gestalten in der Nachbarschaft oder im Wohnhaus auftauchten.

„Machen Sie es den Einbrechern so schwer wie möglich“, rät Thome: „Helfen Sie sich untereinander, Nachbarschaftshilfe ist ein Punkt, wie man dem vorbeugen kann.“ Die Wohnung sollte nämlich möglichst selten einen unbewohnten Eindruck machen, dabei kann eine Lampe mit Zeitschaltuhr helfen oder ein Nachbar, der die Rollläden hochzieht. „Verstecken Sie ihren Schlüssel niemals draußen“, raten die Experten, gekippte Fenster seien zudem wie offene Fenster.

Info& auf Mainz&: Auf der Rheinland-Pfalz-Ausstellung ab dem kommenden Wochenende bietet die Polizei in der Sonderschau „Sicheres Zuhause“ zahlreiche Informationen und Tipps gegen Einbrüche, mehr dazu hier bei Mainz&. Umfangreiche Beratung und Informationen gegen Einbrüche gibt es auch bei der Polizei-Seite im Internet http://www.polizei-beratung.de/.

 

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