Huch, wir schulden Euch ja noch das Mainz&-Adventskalendertürchen Nummer 22 – bitteschön. Ihr wollt das nicht verpassen, denn wir berichten ausnahmsweise einmal rückwirkend, von einer wahrhaft magischen Nacht: In der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember erreichte die Sonne ihren tiefsten Stand im Vergleich zu unserem Standort – es war Wintersonnenwende. Und dieses Fest ist erheblich älter und bildet die Wurzel für das christliche Weihnachtsfest. Denn die Wintersonnenwende wird seit Urzeiten von den Menschen als die Nacht gefeiert, in der das Licht der Welt neu geboren wird und zurückkehrt, um die Welt der Menschen zu erleuchten. Klingt irgendwie vertraut? Ist es auch.

Vollmond über dem Mainzer Dom in der Nacht der Wintersonnenwende 2018. – Foto: gik

Die Nacht vom 21. auf den 22. Dezember ist die dunkelste und längste Nacht des Jahres. Sie markiert den Moment, wenn die Sonne von ihrem tiefsten und fernsten Punkt umkehrt und sich wieder unserer Hemisphere annähert – von nun an werden die Nächte kürzer und die Tage wieder länger. Die alten Völker feierten dies als magische Nacht, die nordischen Völker als Julfest, und die Kelten gar gleich zwölf Rauhnächte. Wahrscheinlich hatten sie das Bedürfnis, die Sonne zurücklocken zu müssen, die Angst vor der ewigen Dunkelheit können wir in unserer hochelektrisierten Welt sicher nur noch schwer nachvollziehen.

Vielleicht aber spürten die Altvorderen, die näher an der Natur lebten, auch das Verschieben der Zeiten, den Punkt des Wechsels deutlicher als wir heute. Für sie war die Rückkehr des Lichtes und des Lebens von elementarer Bedeutung – entsprechend groß wurde die Nacht gefeiert, wenn sich das Licht auf die Rückreise zu uns macht. Und selbst vor Zehntausenden von Jahren konnten die Menschen diese Nacht bereits bestimmen – das Britische Stonehenge und die Himmelsscheibe von Nebra sind noch heute Zeugen dieses Wissens.

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Geburt des Gottessohns, des „Königs“ der Welt, des Lichtes – das Christfest nutzt für seine Weihnachtssymbolik uralte Mythen, die ihren Ursprung in der Wintersonnenwende haben. – Foto: gik

Tatsache ist: In praktisch allen Kulturen gibt es um genau diesen Sonnenwendwechsel Lichterfeste. Mal wird an diesem Fest der neue Jahreskönig geboren, mal das Kind des Lichtes – immer aber wird der Wiederaufstieg des Lichtes, die Geburt des neuen Lebenszykluses mit Feuer und Licht gefeiert. Noch heute wird in der Katholischen Kirche in der Osternacht das erste Licht an einem Feuer entzündet und in die Kirche getragen, an dieser ersten Kerze alle weiteren Lichter entzündet. Der eigentliche Ursprung dieses Ritus liegt in den Lichterfesten zur Wintersonnenwende, in den Riten zu Wiedergeburt und Auferstehung, die älter sind als das Christentum.

Und so hat das christliche Kind in der Krippe, das an Weihnachten geboren wird, seinen Ursprung in vielen älteren Mythen: Etwas Neues wird geboren, eine neue Zeit bricht an, und diese ist verbunden mit dem Versprechen einer besseren, friedlicheren, fröhlicheren Zeit. Die Wintersonnenwende fiel vor zwei Jahrtausenden übrigens auf den 25. Dezember, die Christen deuteten das Fest einfach zu ihrem Christfest um – das Kapern der alten Feste und das Verbinden mit neuer, christlicher Bedeutung ist einer der Gründe, warum das Christentum so erfolgreich wurde.

Lichterglanz in der Vorweihnachtszeit – auch sie hat ihren Ursprung in den alten Lichterfesten zur Wintersonnenwende. – Foto: gik

Und so feiern Christen in aller Welt noch heute ein Fest mit vielen Kerzen und Lichtern, die das Dunkel vertreiben und symbolisch das Licht zurück in die Welt bringen sollen. Mit immergrünen Bäumen, die von alters her für das nie versiegende Leben stehen. Und einem Christuskind, das als der „König“ gepriesen wird und zugleich Gottes Sohn ist – in der Antike war das übrigens noch nicht einmal etwas so ungewöhnliches, Sohn eines Gottes zu sein. Gottes Sohn – auch im Christentum ist er das Versprechen für Wiedergeburt, Licht und neues Leben. Die Nacht der Wintersonnenwende aber bleibt die Ursprungsnacht der Licht-Mythen – in Mainz war es in diesem Jahr eine besonders magische Nacht: Ein fast vollständig runder Vollmond leuchtete genau über dem Mainzer Dom, umrahmt von dramatischen Wolkenfetzen. Unglaublich schön.

 

 

 

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