Am 17. November ist bundesdeutscher Vorlesetag, und wie immer macht die Gutenberg-Stadt Mainz daraus eine ganze Vorlesewoche: „Mainz liest bunt“ heißt das Motto des Vorlesereigens, und der tummelt sich wahrlich in allen Ecken und Winkeln der Stadt: In der Straßenbahn und in der Türmerwohnung von St. Stephan wird gelesen, in der Synagoge, im Kinderladen, im Naturschaugarten in Bretzenheim, im Möbelladen und auf dem Eventschiff Cassian Carl. Mainz wird damit wieder einmal seinem 2014 erworbenen Titel als „Öffentlichkeitswirksamste Vorlesehauptstadt“ vollauf gerecht. Los geht es schon morgen, da liest Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) höchstpersönlich in der Mittagspause „Vorlese-Häppchen“ über Ameisenbären und unerklärliche Phänomene zwischen Himmel und Erde bis zum Maisfeld in Bodenheim. Thema des diesjährigen Vorlesetages ist nämlich der blaue Planet Erde.

Meister aller Vorleser: Literaturkritiker Marcel Reick-Ranicki auf dem Motivwagen des Mainzer Rosenmontagszugs. – Foto: gik

Seit 2004 findet jedes Jahr am dritten Freitag im November der bundesweite Vorlesetag statt, erfunden hat ihn die in Mainz ansässige Stiftung Lesen. Vorlesen nämlich gilt als ungeheuer wichtig für Kinder: Es fördert die Konzentration und Sprachaffinität der Kinder, so dass Forscher davon ausgehen, dass diese Kinder es später erheblich leichter haben beim Lesenlernen und insgesamt beim kompetenten Umgang mit Sprache. Und zum anderen stärkt Vorlesen das Vertrauen und das Geborgenheitsgefühl der Kinder, weil Eltern (oder andere liebevolle Erwachsene) sich ihnen intensiv und zugewandt widmen. Kinder lieben dieses Ritual, viele können die Geschichten schon auswendig, lange bevor sie sie selbst lesen können – und das Kopfkino ist ein großartiger Tummelplatz für Phantasie.

In Mainz, der Heimatstadt des Buchdruck-Erfinders Johannes Gutenberg, widmet man sich dem besonders ausgiebig: Jedes Jahr wird die Stadt rund um den Vorlesetag zum wahren Vorlese-Mekka, in diesem Jahr ertönen die Geschichten vom 14. bis zum 19. November. Passend zur gerade laufenden Weltklimakonferenz in Bonn stellt „Mainz liest bunt“ in diesem Jahr das Thema Erde in den Mittelpunkt. Ganz besonders bunt sind dabei die Vorleseorte: Da liest Umweltdezernentin Katirn Eder am Mittwoch (15.11.) zwischen 10.00 Uhr und 12.00 Uhr in der Straßenbahn 51 aus dem Buch „Es ist doch alles grün“ von Gudrun Pausewang, und zwar auf der Strecke zwischen dem Hauptbahnhof und dem Lerchenberg.

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Am Donnerstag geht es etwa in der Stadtteilbücherei Mombach um Störche und in der Opel-Arena um die Geheimadresse Weinland „Mittenrhein“, während im Landesmuseum Geschichten aus Rheinland-Pfalz präsentiert werden, und zwar in sogenannter leichter Sprache, vorgetragen unter anderem von blinden Menschen. Gelesen wird aber auch im Kinderladen Wirth (Clown Filous Vorlesespaß am Freitag), im Obsthof Appel-Happel (Geschichten aus der Vorlese-Wunderkiste), im Museum für Antike Schifffahrt (Krimi und Historisches), auf dem Eventschiff Cassian Carl  und sogar im Naturschaugarten Lindenmühle in Mainz-Bretzenheim: Hier gibt es am Freitag um 19.00 Uhr eine Lagerfeuerlesung mit Gedichten und Texten zum Thema „Näher zur Natur“.

Kinderbücher sind die Hauptobjekte beim Vorlesetag und der Mainzer Vorlesewoche, hier am Stand der Kinderbuchhandlung Nimmerland aus Gonsenheim auf der Mainzer Büchermesse. – Foto: gik

Am Vorlesetag selbst dringt es dann wirklich aus allen Ritzen: Bischof Peter Kohlgraf liest um 10.00 Uhr im Dom und eröffnet damit auch gleich den offiziellen Vorlesetag, in der Ostkrypta, im Ratssaal, der Sparkasse am Münsterplatz, sogar im Schwurgericht und in der neuen Synagoge in der Mainzer Neustadt wird vorgelesen. Eines der Highlights: Die Lesungen in der Türmerwohnung von St. Stephan, hier liest unter anderem Ex-Sozialdezernent Kurt Merkator einer Grundschulklasse vor. Vorgelesen wird aber natürlich auch in Buchhandlungen und Museen, in Gymnasien und in der Kulturei auf der Zitadelle, über den Zauber der Schöpfung, die erste große Liebe oder der Kostbarkeit des Wassers.

Natürlich ist auch das Gutenberg-Museum mit einem ganzen Vorlese-Marathon dabei, die Adressaten sind übrigens meist Kindergartengruppen oder Grundschulklassen: Insgesamt werden nach Angaben der Stadt mehr als 1.400 Kinder aus 70 Klassen und Gruppen die Gelegenheit haben, Vorlesestunden an besonderen Orten zu erleben, zu denen sie normalerweise keinen Zugang haben. Selbst im Lennebergwald wird vorgelesen, von Förster Dorschel im Grünen Haus.

Und natürlich wird auch auf der Mainzer Büchermesse im Rathaus am Wochenende vorgelesen, hier geht es unter anderem um Reiseführer, Sandbänke und Riffe, den Garten und seine Gestaltung oder um den Igel, der keine Schnecke sein wollte – ein Kinderbuch von Fabienne Meyer. Sonntagabend dann könnt Ihr noch eine besondere Vorlese-Reise im Möbelhaus erleben: Bei Inside Möbel in der Klarastraße lesen, tönen und schweben (!) Angehörige der Johannes Gutenberg-Universität und des LyrikLabors Mainz bei einer wilden Fahrt mit dem Lehnstuhl in unendliche Galaxien… (19. November, 19.00 Uhr).

Info& auf Mainz&: „Mainz liest bunt“, Vorlesewoche vom 14. bis 19. November 2017, anlässlich des bundesweiten Vorlesetages am 17. November 2017. Die Eröffnung findet am Dienstag, den 14. November 2017, um 12.00 Uhr in der Öffentlichen Bücherei Anna Seghers in den Bonifatiustürmen statt, dann präsentiert Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) Vorlese-Häppchen mit Mittagssnack. Der Eintritt ist bei allen Veranstaltungen frei. Das komplette Programm und noch mehr Informationen dazu findet Ihr auf der Homepage der Stadt Mainz, dort steht dann auch, ob Ihr Euch für eine Veranstaltung anmelden müsst.

 

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