Heute beginnt für mehr als 3.400 Erstsemester an der Uni Mainz ein neuer Lebensabschnitt. Sie starten in ein Studium an der Johannes-Gutenberg-Universität. Der Start in eine neue Wissens-Welt, eine Welt des Erprobens, Lernens und Wachsens – es ist eine tolle Zeit! Und Ihr habt Euch entschieden, diese Zeit in Mainz zu verbringen, da können wir Euch nur gratulieren 😉 Denn Mainz ist – wie Ihr vielleicht wisst – Fastnacht und feierselig, aber es ist eben auch so viel mehr: Weinhauptstadt und Römerstadt, Gutenbergstadt und Festivalstadt – und eine der attraktivsten Städte Deutschlands. Mainz& gibt Euch eine kleinen Überblick über Eure neue Heimat, so Ihr Mainz dazu machen wollt.

Mainzer Dom mit roten Mainz-Fahnen - Foto: gik
Der Dom zu Mainz mit den roten Mainz-Fahnen samt Wappen: dem Mainzer Rad – Foto: gik

Der Mainzer Dom: DAS Wahrzeichen in Mainz schlechthin ist der Hohe Dom St. Martin zu Mainz, kurz einfach nur Mainzer Dom genannt. Die Bischofskirche im Herzen der Mainzer Innenstadt wurde zwischen 975 und 1009 von Erzbischof Willigis erbaut, über Jahrhunderte hinweg wurde von hier aus das Deutsche Reich regiert – Mainz war Sitz des mächtigsten Erzbischofs, der im Kreis der deutschen Erzbischöfe die letzte und entscheidende Stimme hatte.

Bischof von Mainz war von 1983 bis Mai 2016 Karl Lehmann, seit 2001 Kardinal. Lehmann gehört zu den liberalen Kirchenvertretern in Deutschland und prägte viele Jahre lang als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz die Geschicke der katholischen Kirche in Deutschland. Die Mainzer haben ihren Kardinal geliebt und gerne „Karlchen Lehmann“ genannt, das volksnahe Kirchenoberhaupt trug an Fastnacht gut gelaunt Narrenkappe und geht liebend gerne zum Fußballclub Mainz 05. Nun bangen die Mainzer, wer Nachfolger wird.

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Der ehrwürdige Dom ist aber nicht nur Glaubenszentrum: Im Schatten des Doms wird gefeiert und gelebt, hier findet der große Wochenmarkt statt – Dienstag, Freitag und Samstag -, und im Schatten des Doms werden Johannisnacht und die Fastnacht gefeiert. Dann wackelt der Dom auch schon mal. 😉

Coface Arena - Foto Agentur für Erneuerbare Energien-juwi AG
Da hieß die Opel-Arena noch Coface-Arena, das leuchtend rote Stadion auf den Bretzenheimer Feldern gleich hinter der Uni ist die Heimat von Mainz 05- Foto: Juwi AG

Mainz 05: Der 1. FSV Mainz 05 spielt seit 2009 in der 1. Bundesliga, der Verein ist in der Stadt einfach Kult. Die Fans nennen ihren Club liebevoll „Karnevalsverein“, Ihr seht schon, in Mainz nimmt man sich selbst nicht unbedingt immer ernst.;-) Das ist auch gut so und verleiht der Stadt ein locker-leichtes Flair, das dazu dezidiert weltoffen daher kommt. Rassistische Fangesänge werdet Ihr hier vergeblich suchen (Gott sei Dank), dagegen ein ausgeprägtes Underdog-Image: In Mainz macht man Fußball mit wenig Geld, aber viel Herzblut, der Verein setzt auf junge Spieler und hat schon viele Stars geformt und groß gemacht – siehe André Schürrle.

Kulttrainer der Herzen wird bis in alle Ewigkeit Jürgen Klopp bleiben: „Kloppo“ scheiterte mit Mainz 05 erst zweimal spektakulär am Aufstieg, bevor er mit seinen Jungs ins Oberhaus einzog – die Party auf dem Gutenbergplatz ist bis heute legendär. Das Zuhause der 05-er war früher das Bruchweg-Stadion, das wirklich so heißt, heute ist es die knallrote Opel-Arena auf den Feldern bei Mainz-Bretzenheim. Dort trifft man sich in Mainz zum Spiel – natürlich mit rotem Fanschal. Mindestens.

Die Fastnacht: Mainz ist nach Köln die wichtigste deutsche Karnevalshochburg – wobei man hier Fastnacht sagt, das solltet Ihr Euch unbedingt merken! Der Fastnachtsruf heißt „Helau!“ und wird meist als „dreifach donnerndes Helau“ bezeichnet, das dann auch dreifach donnert. 😉 Glaubt uns, man gewöhnt sich da sehr schnell dran. Die fünfte Jahreszeit hat in Mainz einen hohen Stellenwert, die Stadt verfällt regelrecht in einen Fastnachtsstaumel, es gibt sogar ein närrisches Grundgesetz.

Rosenmontagszug 2014 auf der LU - Foto: gik
Der Rosenmontagszug 2014 auf der LU, der Ludwigsstraße, dem Prachtboulevard im Herzen von Mainz – Foto: gik

Die Fastnachtskampagne beginnt immer am 1. Januar mit dem Neujahrsumzug der Garden. Bis Aschermittwoch – an dem alles vorbei ist – tobt die Fastnacht erst in den Sälen und dann, ab Weiberfastnachts-Donnerstag, auf den Straßen mit Umzügen und Remmidemmi. Großartig. Höhepunkt ist der Rosenmontagszug, der drittgrößte nach Köln und Düsseldorf, eine halbe Million Menschen feiert dann auf den Straßen von Mainz. Lasst Euch unbedingt mitreißen und geht auch zu einer Vorort-Fastnacht – das ist Party pur!

Am 11.11. wird übrigens der Vorhang zur Narretei nur für einen Tag kurz gelüftet, dann feiern die Narren auf dem Schillerplatz mal kurz die kommende fünfte Jahreszeit, bevor sie sich Weihnachtsmarkt und Silvester widmen. Es soll aber der eine oder andere auch Fastnachtsorden am Weihnachtsbaum hängen haben…. so vernarrt sind sie hier. 😉

Berühmt ist die Mainzer Fastnacht für ihre politisch-literarische Fastnacht, das sind scharfzüngige Reden, gereimt oder in Prosa, die Missstände in Politik und Gesellschaft aufs Korn nehmen und den Mächtigen sowie den einfachen Menschen den Spiegel vorhalten.

Der Till steigt den Politikern aufs Dach - Foto: gik
Der „Till“, Symbolfigur der politisch-literarischen Fastnacht, sitzt auf der Reichstagskuppel – Foto: gik

Symbol dafür ist der Eulenspiegel aus dem Mittelalter, die Tradition der politischen Rede haben 1792 die Franzosen nach Mainz gebracht – und riefen hier die erste Republik auf deutschem Boden aus. Berühmteste Fastnachtssitzung ist natürlich „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“, das am Fastnachtsfreitag live aus dem Kurfürstlichen Schloss in Mainz gesendet wird. „Mainz bleibt Mainz“ ist enorm wichtig für die Stadt, die Mainzer Fastnacht aber ist viel mehr als die Mutter aller Fernsehsitzungen.

Johannes Gutenberg: Mainz ist aber auch die Wiege des modernen Buchdrucks: Johannes Gensfleisch zu Gutenberg, Sohn eines Patriziergeschlechts zu Mainz, erfand um 1452 in Mainz den Buchdruck mit beweglichen Lettern – und löste damit eine Kulturrevolution sondergleichen aus.

Gutenberg Denkmal Kopf
Das Gutenberg-Denkmal vor dem Staatstheater – Foto: gik

Der berühmteste Sohn der Stadt ist allgegenwärtig: Vor dem Staatstheater steht das Gutenberg-Denkmal – das an Fastnacht Narrenkappe trägt -, das Gutenberg-Museum widmet sich als Weltmuseum der Druckkunst der Geschichte aber auch der Gegenwart – und nicht zuletzt ist die Mainzer Universität nach Johannes Gutenberg benannt. Völlig zu Recht: Gutenbergs Erfindung machte die weite Verbreitung von gedrucktem Wissen erst möglich – und damit auch breite Bildung in der Bevölkerung.

Die Römer: Die Römer gründeten in Mainz, am Zusammenfluss von Main und Rhein, 13 vor Christus ein römisches Lager, das zusammen mit der Keltensiedlung vor den Toren schnell zu Mogontiacum wurde: Eine der wichtigsten römischen Garnisonen am Rhein und eine der wichtigsten römischen Städte. Mainz hat sein römisches Erbe erst sehr spät entdeckt – früher wurden römische Reste gerne mal untergebuddelt. Ein Sprichwort sagt: Gräbst Du in Mainz ein Loch, purzelt ein römischer Rest heraus. 1981 waren es die Reste von fünf römischen Galeeren, die Römerschiffe – ein Sensationsfund, der das römische Mainz mit einem Schlag berühmt machte.

Römerschiff im Römerschiffmuseum - Foto gik
Nachbau einer römischen Galeere im Museum für Antike Schifffahrt – Foto: gik

Die Römerschiffe könnt Ihr heute im Museum für Antike Schifffahrt bewundern (Eintritt frei!) – doch das war noch lange nicht alles. 2011 wurden bei Bauarbeiten für ein Einkaufszentrum – die heutige Römerpassage – Reste eines altrömischen Isis-Tempels gefunden, und Archäologen gruben in den Jahren danach das größte römische Bühnentheater nördlich der Alpen aus: am Mainzer Südbahnhof, der heute Bahnhof Römisches Theater heißt. Mainz wetteifert inzwischen zu Recht mit der Römerstadt Trier um den Titel der ältesten und bedeutendsten deutschen Römersiedlung, was die Trierer natürlich vehement bestreiten. 😉

Der Wein: Auch der Wein hat in Mainz eine lange Tradition, die Römer brachten die Techniken zur Großproduktion mit an den Rhein – Historiker gehen inzwischen davon aus, dass Weinreben hier schon vorher wuchsen und vielleicht durch die Kelten auch zur Weinproduktion genutzt wurden. Seit den Römern ist jedenfalls der Wein aus Mainz nicht mehr wegzudenken: Im Mittelalter gehörte auch Mainz zu den wichtigsten Weinregionen der Welt. Oppenheim im Süden von Mainz war ein wichtiger Weinhandels-Umschlagplatz, der Rheingau im Norden gehörte mit der Mosel zu den bedeutendsten Weinregionen in Deutschland.

Kloster Eberbach
Kloster Eberbach bei Eltville im Rheingau, Weltkulturerbe – Foto: gik

Die Mönche von Kloster Eberbach produzierten damals schon Wein in großem Stil und verschifften ihn bis Köln, in die Niederlande und nach England. Der Rheingau gehörte übrigens jahrhundertelang den Mainzern: den Mainzer Erzbischöfen nämlich. Hören die Rheingauer nicht gerne. 😉 Tatsache ist: Noch bis in die 1990er Jahre hinein wurde in Mainzer Weinstuben mehr Rheingau-Wein ausgeschenkt als Wein aus Rheinhessen – das ist die Region im Hinterland von Mainz, die bis hinunter nach Alzey und Worms reicht.

Heute ist Rheinhessen die größte Weinbauregion Deutschlands und bietet eine schier unübersichtliche Fülle von kleinen und höchst innovativen Weingütern: Jungwinzer aus Rheinhessen mischen derzeit die deutsche Weinszene in großem Stil auf. Die Qualität ist hervorragend, die Spielfreude mit Rebsorten wie Cabernet Sauvignon und Sauvignon Blanc groß. Genießt unbedingt zum frischen Spargel – der in Mainz in Finthen wächst – einen Rheinhessen-Silvaner, das passt großartig!

Roter Hang Nierstein - Foto via Weingut Bunn Die Region Rheinhessen feiert 2016 ihr 200-jähriges Bestehen, aber davon solltet Ihr Euch nicht irritieren lassen: Hier in Rheinhessen machte schon Karl der Große Weltpolitik – in Ingelheim nämlich -, lehrte die Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen, und sprach Luther auf dem Reichstag zu Worms die berühmten Worte: „Hier stehe ich – ich kann nicht anders.“ Und die SchUM-Städte Mainz, Worms und Speyer waren im Mittelalter der Hort des abendländischen Judentums, das von den Rabbinern in den drei Städten an berühmten Schulen definiert wurde. 200 Jahre Tradition, so wenig hat hier nur der Begriff der Region Rheinhessen. 😉

Mainz und seine Weinbaugemeinden hingegen sind genau die Völkermühle Europas, als die sie einst Carl Zuckmayer in seinem Hauptmann von Köpenick beschrieb – Zuckmayer wuchs in Nackenheim bei Mainz auf. Mainz und Rheinhessen sind übrigens seit 2008 Mitglied im exklusiven Club der Great Wine Capitals, einem Zusammenschluss von renommierten weinbautreibenden Regionen weltweit wie Kapstadt, San Francisco und Bordeaux. Auf Mainz& findet Ihr alle möglichen Artikel zum Entdecken der GWC. Weinbau betrieben wird in Mainz nur noch in den südlichen Stadtteilen Laubenheim, Hechtsheim und Ebersheim, in Hechtsheim gibt es aber auch ein absolut kultiges „Weinfest im Kirchenstück“.

Ansonsten hat hier jedes rheinhessische Dorf sein Weinfest – es lohnt sich, einen Abstecher nach Nackenheim, zum Weinhöfefest in Harxheim oder zu den Weinfesten am Roten Hang in Nierstein zu machen. Und wenn Ihr meint, Ihr versteht doch gar nichts von Wein: macht nix! Wein muss man trinken, dann versteht man ihn auch. 😉 Gute Einführungen und tolle Weintipps gibt’s für Studierende beim GWC-Weinexpress, dem rollenden Weinseminar eigens für Studierende. Größtes Weinfest in Mainz ist der Mainzer Weinmarkt, der jeweils am letzten August- und ersten Septemberwochenende im Volkspark stattfindet. Außerhalb der Weinfeste genießt man Wein in Mainz am besten in einer der vielen urigen Weinstuben oder im Sommer mit einer Flasche Wein am Rhein. Wir sehen uns!

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