Gute Nachrichten für alle Fans des Mainzer Marktfrühstücks: Der beliebte Weintreff auf dem Mainzer Wochenmarkt bleibt auch 2018 auf dem Liebfrauenplatz am unteren Ende des Marktes. Darauf einigten sich die Stadt Mainz und Mainzer Winzer, die den Ausschank bereits seit 18 Jahren betreiben. Der Ausschank selbst soll allerdings von der engen Apsis vor den Römischen Kaiser umziehen, so soll mehr Platz für Tische und Bänke gewonnen und die Besucherströme entzerrt werden. Das werde vom Platz her auch dann reichen, wenn der Bibelturm neben dem Gutenberg-Museum gebaut werde, versicherte Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) – auf genau der künftigen Baustelle versammeln sich derzeit viele Besucher des Marktfrühstücks. „Es wird keine relevanten Beeinträchtigungen geben“, versicherte Grosse. Das Marktfrühstück soll zudem etwas später im Jahr beginnen und mit dem Weinstand der Mainzer Winzer gleichzeitig öffnen.

Das rappelvolle Mainzer Martkfrühstück soll 2018 entzerrt werden. – Foto: gik

Seit April 1999 gibt es den Weinausschank der Mainzer Winzer an Samstagen auf dem Mainzer Markt, was einst als lockerer Treffpunkt startete ist inzwischen zum absoluten Kult-Event geworden: Im Frühjahr 2017 kamen teilweise mehrere Hundert Besucher zum Weingenuss auf den Markt, das Marktfrühstück mit seiner einmaligen Atmosphäre lockt längst auch schon Besucher aus der ganzen Region an. Im Frühjahr führte das zu teils chaotischen Zuständen, auf dem Markt war kein Durchkommen mehr, die Besucher standen zwischen Weinstand und Römischem Kaiser dicht gedrängt. Damit musste sich auch der Abfahrtsverkehr des Wochenmarktes durch die Besuchermassen quälen – das Marktfrühstück drohte an seinem eigenen Erfolg zu ersticken.

„Das Marktfrühstück wird zum Teil so gut angenommen, dass wir ein paar Probleme gekriegt haben“, sagte denn auch Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP) am Freitag: „Zu Saisonbeginn war es an ein paar Tagen so voll, dass wir uns Gedanken über die Sicherheit machen mussten.“ Stadt und Mainzer Winzer installierten Ordner, die für den Abfluss des Verkehrs sorgten. Doch die Menschenmassen waren nicht Jedermanns Sache: Es gebe doch einige ehemalige Besucher, „die sagen, die Aufenthaltsqualität hat gelitten, wir gehen da nicht mehr hin“, räumte Sitte ein. Dabei sei das Marktfrühstück „ein großer Erfolg für unsere Stadt, es liegt uns allen sehr am Herzen“, betonte der Dezernent. Mainz vermarkte sich damit auch sehr erfolgreich als Great Wine Capital.

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Vor dem Römischen Kaiser (rechts) soll künftig der Ausschank des Mainzer Marktfrühstücks stehen, wo die Bäume stehen, könnte 2018 die Baustelle für den Bibelturm entstehen. – Foto: gik

Nun also soll der Umzug des Ausschanks die Besucherströme entzerren: Von der Apsis soll der Stand der Mainzer Winzer vor den Römischen Kaiser umziehen. Möglich wird das, weil Ende des Jahres die Infovinothek Cuvee im Gutenberg-Museum schließt, die bislang vor dem Römischen Kaiser eine Außenbestuhlung betrieb. Falle die weg, könne an der Stelle der Weinstand stehen, dazu werde es auch Stehtische für die Besucher und insgesamt mehr Platz geben. „Die Sitzgelegenheiten auf der Apsis bleiben, und wir können dort sogar ein paar Tische stellen“, sagte Sitte, „man steht nicht mehr so gedrängt und hat bessere Chance, einen Sitzplatz zu bekommen.“ Damit würden die Besucherströme entzerrt, die Aufenthaltsqualität werde sich erhöhen.

„Wir hoffen, dass wir die verlorenen Besucher dadurch zurückgewinnen“, sagte Sitte weiter. Auch der Wochenmarkt werde profitieren, die Situation vor allem beim Abbau durch die Fahrzeuge werde sich entschärfen, glaubt der Dezernent. Allerdings droht dem unteren Markt eine deutliche Einengung im kommenden Jahr, falls neben dem Gutenberg-Museum der Bibelturm als Erweiterungsbau gebaut werden sollte – die Entscheidung fällt im kommenden Jahr voraussichtlich durch einen Bürgerentscheid. Durch die Baustelle würde auf dem Liebfrauenplatz eine erhebliche Engstelle entstehen, die Stadt beauftragte deshalb einen Experten, die Besucherströme genauer zu untersuchen.

Karte vom Liebfrauenplatz in Mainz. – Foto: gik

An drei Samstagen wurden die Besucher des Marktfrühstücks deshalb per Video gefilmt, allerdings aus größerer Entfernung, versichert die Stadt. Die Baustelle habe sicherheitstechnisch keine Auswirkungen, aber wegen des hohen Andrangs brauche es eine Verlagerung, betonte Baudezernentin Grosse: „Der Bau des Bibelturms wird zu keiner negativen Beeinträchtigung des Marktfrühstücks führen.“ Für die derzeit rund um das Blumenbeet stehenden Besucher sei „locker“ Platz vor dem Römischen Kaiser. Das sei ein gutes Ergebnis, weil derzeit in der Debatte um den Bibelturm der Eindruck entstehe, das Marktfrühstück werde unter der Baustelle leiden. „Kunst und Kultur und Mainzer Lebensfreude müssen vereinbar sein und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden“, betonte Grosse, die offen einräumte, man erhoffe sich von dem Ergebnis auch mehr Akzeptanz für den Bau des Bibelturms.

Auch die Vorsitzende der Mainzer Winzer, Sigrid Lemb-Becker, sprach von „einer guten Lösung für alle.“ Es sei schon lange mit der Stadt über die Frage geredet worden, wie man die Situation rund um das Marktfrühstück entzerren könne, auch über eine Verlagerung auf einen Platz wurde dabei diskutiert. Dem stellten sich die Winzer aber entgegen: „Ein Marktfrühstück ist für uns etwas, wo Metzger und Bäcker in der Nähe sind“, betonte Lemb-Becker, das bleibe jetzt gewährleistet. „Unser Anliegen war es immer, den Mainzern den Wein nahe zu bringen, das ist uns gelungen“, sagte die Hechtsheimer Winzerin, „wir hoffen auch 2018 auf viele zufriedene Gäste.“

Neuer Standort für den Ausschank der Mainzer Winzer beim Marktfrühstück: Vor dem Römischen Kaiser. – Foto: gik

Sitte sprach von „einer Lösung, die nur Gewinner hat“, die Attraktivität des Marktfrühstücks werde wieder gewinnen. „Die Besucher erleben ihr altes Marktfrühstück mit neuer Aufenthaltserlaubnis“, versprach der Dezernent. Um den Besuch des Marktfrühstücks zu entspannen, soll das beliebte Event zudem im kommenden Jahr ein bisschen später starten als in diesem Jahr.

Der große Andrang Anfang 2017 sei auch entstanden, weil zu dem Zeitpunkt weder der Weinstand am Fischtorplatz noch andere Außenlokalitäten geöffnet gewesen seien, sagte Sitte – das Marktfrühstück sei bei tollem Frühlingswetter das einzige Angebot gewesen. Im kommenden Jahr soll deshalb der Beginn des Ausschanks am Weinstand und das Marktfrühstück synchronisiert werden, wann genau die Freiluft-Weinsaison dann losgeht, stehe aber noch nicht fest. Eine Verlagerung des Marktfrühstücks auf den Fischtorplatz sei aber „nie ein Thema gewesen“, betonte Sitte noch.

Der Weinstand am Fischtorplatz soll im kommenden Jahr zudem endlich eine fest installierte Toilettenanlage bekommen, die werde aber etwas entfernt in Richtung Rathaus errichtet, sagte Sitte. „Wir haben am Rheinufer einen Bedarf für öffentliche Toiletten überhaupt“, sagte er, „der Druck am Rheinufer an schönen Sommertagen ist hoch.“ Derzeit stehe noch eine Genehmigung wegen des Überflutungsgebietes aus, der Auftrag für den Bau sei aber schon an die Wirtschaftsbetriebe der Stadt erteilt.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Besucheransturm aufs Mainzer Marktfrühstück lest Ihr hier bei Mainz&, die ganze Geschichte des Kult-Events erzählen wir Euch hier. Was es mit der Baustelle und dem Streit um den Bibelturm auf sich hat, lest Ihr hier.

 

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