Sechs Mal werden wir noch wach – heißa, dann ist endlich wieder Weihnachtsmarkt! Es wird aber auch Zeit: Bei diesem schrecklichen, ungemütlichen Bäh-Wetter sehnt man den Beginn der Adventszeit geradezu herbei. Am Donnerstag, dem 24. November, wird nun der 42. Mainzer Weihnachtsmarkt eröffnet, hurra! Die 98 Stände sind in diesem Jahr weitgehend unverändert geblieben, leider gilt das aber auch für die Öffnungszeiten: Noch immer schließt der Markt um 20.30 Uhr. Nun schlägt Schausteller-Vorsitzender Marco Sottile eine Gleitzeit am Abend vor. Streit gibt es unterdessen um die Verlängerung der Teil-Weihnachtsmärkte auf den Plätzen in der Innenstadt nach Weihnachten und bis Silvester.

Das war er, der Mainzer Weihnachtsmarkt 2014! - Foto: gik
Bald geht’s wieder loooos: Der Mainzer Weihnachtsmarkt 2016 steht vor der Tür – Foto: gik

Der Mainzer Weihnachtsmarkt geht in sein nunmehr 42. Jahr und gilt als einer der schönsten der Republik. Völlig zu Recht: Zu Füßen des ehrwürdigen Mainzer Doms verbreitet der Budenzauber unterm Lichterhimmel einfach eine unschlagbar schöne Atmosphäre. Und nach den Turbulenzen um die neue Ausschreibung 2014 läuft es auf dem Weihnachtsmarkt inzwischen rund: 94 Prozent der Beschicker gaben in einer Umfrage der Stadtverwaltung an, mit der Zusammenarbeit zwischen Stadt und Ausstellern zufrieden oder sehr zufrieden zu sein, 89 Prozent sagten, auch zwischen den Beschickern untereinander herrsche ein „harmonisches Verhältnis“. Geht doch. 😉

Neue Stände mit Schmuck und Schutzengeln aus Holz

Das liegt natürlich auch daran, dass die Stände 2015 für drei Jahre fest vergeben wurden. Entsprechend wenig Neuerungen gibt es auf den ersten Blick in diesem Jahr: Praktisch alle 98 Stände sind noch am selben Ort und haben dieselbe Ausrichtung – allerdings nur vom Prinzip her. 2016 werde es „wieder ein hochwertiges und modernes Angebot geben“, versicherte Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP), allerdings nur schriftlich per Pressemitteilung – der Vorstellungsrunde im Rathaus am Freitag musste der Dezernent krankheitsbedingt fern bleiben.

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Dazu gibt es einige neue Stände: Krankheitsbedingt wird nämlich leider unser Lieblingsstand mit Papierwaren aus Berlin fehlen, und noch ein weiterer Anbieter fiel aus. So gibt es einen neuen Schmuckstand sowie einen Stand mit Schutzengeln und anderen Engelsfiguren aus Holz der Firma „Heaven and Angels“. Dazu hat Schausteller Georg Spreuer seinen Imbiss- und seinen Fischstand rundum erneuert, und auch andere Gastrostände werden sicher neue Leckereien im Gepäck haben. Durch die Debatten um die Neuordnung wurde zudem viel Kreativität bei den Marktbeschickern freigesetzt, viele haben ihr Sortiment modernisiert, neue Waren aufgenommen. Wir sind gespannt.

Weihnachtsbaum vor dem Gutenberg Museum kleiner
Neu waren 2015 der Weihnachtsbaum vor dem Gutenberg-Museum und die festliche Beleuchtung, links neben dem Römischen Kaiser soll ab 2018 ein Bücherturm als Erweiterung gebaut werden – Foto: gik

So gibt es weiter 18 Essenssstände von der Suppenküche bis zu Bratwurst und den legendären Reibekuchen, dazu kommen 22 Süßigkeitenstände – damit steht es 50 Essenstände zu 44 Geschenkeständen. Auch beim Glühwein sind wieder alle mit dabei: Der große Kult-Glühweinstand an den Markthäusern, der Winzer-Glühwein an der Pyramide und all die anderen tollen Glühweinanbieter, die Ihr im großen Mainz&-Glühweintest von 2015 genau nachlesen könnt. Auch die beiden Kinderkarussels sind wieder dabei, das große Weihnachtsdorf lockt mit Hütten und Lagerfeuern, und ein reichhaltiges Musikprogramm wird auf der Bühne am Liebfrauenplatz hinter dem Dom angeboten.

Weihnachtsmarkt durch Baustelle Gutenberg-Museum beschnitten?

„Genießen Sie den Markt noch mal, nächstes Jahr ist da Baustelle am Gutenberg-Museum“, schreckte jedoch bei der Pressekonferenz im Rathaus der Sprecher der Marktbeschicker, Rolf Weiß, die Anwesenden auf. Wenn die Baustelle für den Bücherturm komme, „dann verlieren wir deutlich an Platz“, dann werde der deutlich kleiner, unkte er – und stieß auf heftigen Widerspruch: „Der Markt bleibt auf jeden Fall, wie er ist“, versicherte Marktleiter Dieter Krebs.

„Die Besucher sollen sich bitte keine Sorgen machen“, sagte am Abend auch Marco Sottile gegenüber Mainz&. Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Mainzer Schausteller versicherte, Stadt und Schausteller arbeiteten bereits jetzt mit Hochdruck daran, dass der Markt von der kommenden Baustelle nicht beeinträchtigt werde. „2017 startet die ohnehin nicht“, verriet Sottile, „es wird frühestens 2018 werden.“ Und auch dann werde man Mittel und Wege finden, den Markt „genauso attraktiv zu gestalten“, betonte Sottile: „Das ist doch unser Job als Profis.“

Überhaupt wurmte es den Vorsitzenden der Schausteller-Vereinigung, dass das Engagement der langjährigen Traditionsunternehmen von der Stadt noch immer nur halbherzig gewürdigt werde. „Wir haben einen offiziellen Beratervertrag mit der Stadt“, sagt Sottile, „warum lädt man uns dann zu solchen Veranstaltungen nicht ein?“ Der Markt laufe gut, die Neuordnung sei gelungen, nun aber „müssen wir noch am Feinschliff anfangen“, sagte er. Dazu zählten etwa die Abdeckung von knallorange-farbenen Stromkästen oder auch die Verbesserung der Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer mit besseren Kabelbrücken.

Und 2015 habe er binnen Stunden Rindenmulch zum Abdecken der Beete organisiert, die Schausteller am Sonntagmorgen mal eben für Sauberkeit und geleerte Papierkörbe gesorgt, berichtete Sottile. „Das kann kein Beamter der Stadt leisten, völlig klar“, sagt er, schön wäre es aber dann auch, wenn solche Verbesserungsvorschläge nicht als Kritik angesehen würden. „Die Wahrheit hilft oft dabei, es besser zu machen“, sagte Sottile, Ziel sei doch, „eine geile Veranstaltung zu machen.“

Weihnachtsmarkt Schillerplatz mit grünem Fastnachtsbrunnen
Der Weihnachtsmarkt auf dem Schillerplatz öffnet erstmals auch nach Weihnachten seine Tore – Foto: gik

Ärger um Verlängerung der Nebenmärkte bis Silvester

Ärger gibt es allerdings um eine Neuerung der Mainzplus Citymarketing: Die Wintermärkte am Bahnhof, am Schillerplatz und am Neubrunnenplatz sollen in diesem Jahr erstmals auch nach Weihnachten bis zum 30. Dezember geöffnet haben. Wir finden die Idee, auch nach Weihnachten noch einen Glühwein in der Stadt trinken und Waffeln essen zu können, super, hatten sich das doch viele Mainzer gewünscht. Doch damit sollen auch die im vergangenen Jahr vermehrt installierten Verkaufsbuden „zwischen den Jahren“ weiter machen dürfen, die Schausteller des großen Weihnachtsmarktes sehen das als Wettbewerbsverzerrung.

„Wir sind absolut dagegen“, sagte Weiß am Freitag, Weihnachtsmarktartikel würden vor Silvester „sicher nicht mehr“ verkauft. Die Verlängerung der Märkte auf den anderen Plätzen sei „ein Test“, der auf Wunsch der anliegenden Geschäfte und Quartiere zustande gekommen sei, verteidigte Sittes Referentin Andres die neue Regelung. „Wir werden sehen, ob sich das bewährt“, sagte Andres, „man muss auch mal was Neues ausprobieren dürfen.“

„Ich weiß nicht, wer nach Weihnachten noch Kerzen, Gestecke und Strohkugeln kauft, ich jedenfalls nicht“, zeigte sich aber auch Sottile skeptisch. Essens- und Glühweinstände könnten von der Verlängerung sicher profitieren, doch die machten nur 25 Prozent der Märkte aus. „75 Prozent gucken in die Röhre“, sagte Sottile, Ziel müsse aber doch „eine Win-Win-Situation für alle“ sein. Auch könnten die Nebenmärkte Kunden vom großen Weihnachtsmarkt abziehen und so die Kundenbindung schwächen, befürchten die Schausteller.

Gleichzeitig würden längere Öffnungszeiten für den Weihnachtsmarkt am Dom aber mit Verweis auf die Marktsatzung nicht genehmigt: „Das ist wie wenn ich zwei Kinder habe, und der 8-Jährige muss nach dem Sandmännchen ins Bett und der 7-Jährige darf noch Tatort gucken“, kritisiert Sottile, „das ist einfach ungerecht.“ Dezernent Sitte sei aber auch im Vorstand der Mainzplus Citymarketing, „er ist der Vater beider Söhne“, betont Sottile.

Ende um 20.30 Uhr: Sottile schlägt Gleitzeit mit späterem Schluss am Abend vor

Glühweintest - Rolf Peter Barth
Länger Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt trinken, das wär doch was! – Foto: gik

Dazu kommt: Die Öffnungszeiten des großen Mainzer Weihnachtsmarktes sind immer noch gleich geblieben – der Markt schließt weiter um 20.30 Uhr unter der Woche und um 21.00 Uhr am Wochenende. Vielen Besuchern ist das zu früh, gerade Arbeitnehmer mit längeren Arbeitszeiten oder Pendler aus Frankfurt kritisierten in der Vergangenheit den im Vergleich zu anderen Märkten frühen Feierabend, der zudem ja auch ziemlich strikt durchgesetzt wird. In Wiesbaden etwa hält der Sternschnuppenmarkt seine Tore jeweils eine halbe Stunde länger offen, das Ergebnis ist eine deutlich entspanntere Atmosphäre im Gegensatz zu Mainz. Hier bricht um kurz vor Schluss regelmäßig Hektik an den Glühweinständen aus, wir finden: Das ist in Zeiten flexibler Arbeitszeiten einfach nicht mehr zeitgemäß.

„Wir sind überhaupt nicht für die Verlängerung“, wehrte jedoch Marktbeschicker-Sprecher Weiß eine Debatte darüber kategorisch ab: „Wir Warenverkäufer verkaufen abends ab 19.00 Uhr gar nichts mehr.“ Dann sei nur noch „die ganze Uni“ zum Glühweintrinken auf dem Markt, dann komme niemand mehr durch, und der Frust bei den Verkaufsgeschäften sei groß. Und man könne ja auch „mal eine halbe Stunde früher“ losgehen, sagte Weiß.

Einen deutlich interessanteren Vorschlag machte da Schausteller-Vorsitzender Sottile im Mainz&-Gespräch: „Ich hätte den Vorschlag einer Gleitzeit am Abend“, sagte er Mainz&, „dass die Händler schon zumachen dürfen und die Glühwein- und Essensstände machen noch eine halbe Stunde länger.“ Es könne doch eine „Muss-Pflicht“ zum Öffnen bis 20.30 Uhr geben, und wer dann wolle, dürfe noch eine halbe Stunde länger aufhaben, schlägt Sottile vor. Das komme allen Seiten entgegen.

Info& auf Mainz&: Der 42. Mainzer Weihnachtsmarkt wird am Donnerstag, dem 24. November 2016, um 17 Uhr offiziell eröffnet, die Buden öffnen aber schon morgens um 11.00 Uhr. Bis zum 23. Dezember öffnen die 98 Stände täglich von 11.00 Uhr bis 20.30 Uhr, von Freitag bis Sonntag von 11.00 Uhr bis 21.00 Uhr. Am 23. Dezember ist bereits um 19.00 Uhr Schluss. Die feierliche Eröffnung am 24.11. um 17.00 Uhr findet vor  dem Haus am Dom auf der neuen Weihnachtsmarktbühne auf dem Liebfrauenplatz statt und wird von den Mainzer Dombläsern, dem Bass-Bariton Derrick Ballard vom Staatstheater Mainz sowie der Kantorei St. Alban umrahmt. Das gesamte Programm mit Musik und Nikolaus sowie Ausstellungen und Sonderaktionen auf dem Weihnachtsmarkt findet Ihr hier bei der Stadt Mainz zum Download. Ebenso viele weiterführende Infos.

 

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